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1/ 2005<br />
Mauerseglerschutz –<br />
Beispiele, die Mut machen<br />
Brummund aus <strong>München</strong>.<br />
Ich rief dort an, nachdem<br />
ich neben einem von der<br />
Firma eingerüsteten Haus<br />
in der Maistraße Kotspuren<br />
unter der Dachöffnung<br />
entdeckt hatte –<br />
auch nach beendeter Brutzeit<br />
Mitte September ein<br />
deutlicher Hinweis auf ein<br />
Mauerseglerquartier. Eine<br />
Mitarbeiterin zeigte sich<br />
am Telefon nicht nur sehr<br />
aufgeschlossen, sondern<br />
sicherte mir auch zu, sich<br />
künftig über meine Privatnummer<br />
an den Arbeitskreis<br />
Mauersegler zu wenden,<br />
wenn ein Gerüstaufbau<br />
zeitlich mit dem Brutgeschäft<br />
der Vögel kollidieren<br />
und die Segler am<br />
Füttern ihrer Jungen hindern<br />
würde.<br />
Sehr positiv verliefen<br />
auch die bisherigen Verhandlungen<br />
zur Neuschaffung<br />
eines großen<br />
Mauersegler-Quartiers:<br />
am Polyklinikum für<br />
Mund-, Zahn- und Kieferhygiene<br />
in der Goethestraße,<br />
das derzeit einer Generalsanierung<br />
unterzogen<br />
wird. Ein Gebäudeflügel<br />
soll im Spätherbst dieses<br />
Jahres abgerissen und neu<br />
gebaut werden – mit<br />
„Zimmern“ auch für Mauersegler.<br />
Die Bauleitung<br />
hat Bereitschaft signalisiert<br />
in den sonst geschlossenen<br />
Dachstuhl<br />
etwa 25 Hohlräume von<br />
mindestens 30 Zentimetern<br />
Tiefe zu integrieren.<br />
Auf diese Weise entsteht<br />
die gleiche Nistplatz-Situation,<br />
wie die Mauersegler<br />
sie am alten Kliniktrakt<br />
vorfanden. Während die<br />
meisten Neubauten für<br />
die Vögel ungeeignet sind,<br />
besteht hier die Chance,<br />
ein neues großes Quartier<br />
zu schaffen. Das soll auch<br />
über den einzigen Wermutstropfen<br />
hinweg trösten,<br />
dass der Bau voraussichtlich<br />
nicht bis zur<br />
Mauerseglerschutz<br />
Gute Zusammenarbeit mit Dachdeckerfirma, Bauamt und Architekturbüro<br />
2003 wurde der Mauersegler<br />
zum Vogel des Jahres<br />
ernannt, seit 2004 steht<br />
der in <strong>München</strong> noch häufige<br />
Vogel auf der Vorwarnliste<br />
für bedrohte<br />
Arten (s. Naturschutz<br />
Report, 1. Halbjahr 2004).<br />
Ein Grund für den<br />
Bestandsrückgang des<br />
Gebäudebrüters ist auch<br />
der zunehmende Verlust<br />
an geeigneten Nistplätzen<br />
durch Sanierungsarbeiten,<br />
den Einsatz neuer Insektenschutzgitter<br />
in Traufkästen<br />
und durch eine<br />
moderne Bauweise, die<br />
alle Gebäudespalten hermetisch<br />
abriegelt.<br />
Dass die Lebensansprüche<br />
des Mauerseglers,<br />
einiges Verständnis vorausgesetzt,<br />
aber nicht<br />
grundsätzlich auf der<br />
Strecke bleiben müssen,<br />
zeigte ein vor kurzem<br />
geführtes Telefongespräch<br />
mit der Dachdecker- und<br />
Dachsanierungsfirma<br />
nächsten Brutsaison fertig<br />
gestellt sein wird und die<br />
Segler ein Jahr lang ihre<br />
angestammten Nistplätze<br />
nicht beziehen können.<br />
Mein herzlicher Dank<br />
gilt allen genannten Personen<br />
und Instanzen<br />
schon für ihre freundliche,<br />
aufgeschlossene Art, wie<br />
sie Vogelschützern gerade<br />
in Sachen Mauersegler<br />
leider nicht immer und<br />
überall begegnet. Unsere<br />
Bemühungen um architektonische<br />
und politische<br />
Kompromisslösungen<br />
werden wir fortsetzen,<br />
denn sie sind vor Ort der<br />
wirksamste Beitrag zum<br />
Schutz des Mauerseglers<br />
– eines typischen Brutvogels<br />
der Innenstadt, für<br />
den die Stadt <strong>München</strong><br />
eigentlich besondere Verantwortung<br />
tragen sollte.<br />
Anton Vogel<br />
Abb.: Der Mauersegler braucht offene Gebäudenischen und -spalten zum Nestbau Foto: Alfred Limbrunner