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Akzente 11_05.indd - Nordzucker AG

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24 I<br />

Markt und Kunde I <strong>Akzente</strong> Dezember 2005<br />

Das heißt, der Verkäufer muss damit<br />

rechnen, den Zucker irgendwann innerhalb<br />

dieser Frist zu liefern. Man sieht<br />

also, eine Lieferung an, beziehungsweise<br />

vom Terminmarkt ist mit gewissen<br />

logistischen Unsicherheiten belastet.<br />

Dennoch werden sie in großem Maße<br />

genutzt. Von den „Professionellen“, also<br />

Zucker-Produzenten, Zucker-Händlern<br />

und Zucker-Verbrauchern in erster Linie,<br />

um Preise abzusichern. Der klassische<br />

Fall wäre ein Hersteller von Rohzucker<br />

in Brasilien, der für die Planung seiner<br />

Produktion, angefangen bei der Anpflanzung<br />

vom Rohr, einen verlässlichen<br />

Erlös kalkulieren muss – die Ware steht<br />

aber erst in zwölf oder gar 18 Monaten<br />

zur Verfügung. Dafür einen individuellen<br />

Käufer zu finden ist in aller Regel nicht<br />

möglich.<br />

Die Börse garantiert<br />

die korrekte Abwicklung<br />

Da liegt es nahe, sich des Terminmarktes<br />

zu bedienen, der für alle notierten<br />

Termine immer aktuelle und realisier-<br />

Termingeschäfte aus Verarbeiterperspektive<br />

Der Zuckerverarbeiter, sagen wir, ein Bonbon-<br />

Kocher in Singapur, wird sich mit einigen der<br />

technischen Fragen des Terminmarktes auseinander<br />

setzen müssen. Denn ob er die Ware in<br />

Hamburg, in Buenos Aires oder Ulsan (Süd-Korea)<br />

abholen muss, beeinflusst seine Kalkulation erheblich.<br />

So wird er wahrscheinlich zu einem späteren<br />

Zeitpunkt, wenn konkrete Verkäufer konkrete<br />

Partien anbieten, jemanden finden, der ihm die<br />

Ware da anbietet, wo er sie braucht, und so, wie<br />

er sie braucht, in Containern und mit einer bestimmten<br />

Sackmarkierung. Alles das, was mit dem<br />

starren Börsen-Reglement nicht zu vereinbaren ist.<br />

So wird unser Bonbon-Kocher eine Partie erwerben<br />

wollen, die ihm zum Beispiel von einer in<br />

Hamburg alteingesessenen Zucker-Handelsfirma<br />

angeboten wird – zum aktuellen Preis, der vielleicht<br />

US-$ 30,00 pro Tonne höher ist als der,<br />

den er am Terminmarkt bezahlt hat. Dieses Terminmarkt-Engagement<br />

verkauft er nun – und verdient<br />

Weltzuckererzeugung und Verbrauch seit 1995/96 (Angaben in 1000 t Rohwert)<br />

160.000<br />

140.000<br />

120.000<br />

100.000<br />

1995/96 1996/97 1997/98 1998/99 1999/2000 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05<br />

Quelle: F. O. Licht, World Sugar Balances – 1995/96 - 2004/05<br />

bare Kauf- und Verkaufskurse bietet.<br />

Durch den Verkauf einer entsprechenden<br />

Menge „Lots“, zum entsprechenden<br />

– späteren – Liefertermin weiß<br />

unser Produzent, wie viel Geld er für<br />

die Ware bekommen wird, und wenn<br />

er auch noch die börsen-gemäßen<br />

Lagermöglichkeiten hat, braucht er<br />

nichts weiter zu tun, als den Zucker zu<br />

produzieren und abzuwarten, dass zu<br />

gegebener Zeit der – bis zur Andienung<br />

anonyme – Käufer sein Schiff zum<br />

Laden stellt. Die korrekte Abwicklung<br />

beider Seiten wird durch die Börse<br />

garantiert, wofür sie sich wiederum<br />

von allen Beteiligten üppige Garantien<br />

stellen lässt.<br />

Die meisten Kontrakte werden vor<br />

dem Auslaufen wieder aufgelöst<br />

Der Terminmarkt erfüllt seinen Zweck<br />

voll, auch wenn die jeweiligen Engage-<br />

dabei US-$ 30,00 pro Tonne, die er in seiner<br />

Kalkulation vom Preis, den er beim Hamburger<br />

Händler bezahlt hat, in Abzug bringen kann.<br />

Mit anderen Worten, für seine Planung ist weiterhin<br />

nur der Preis relevant, den er mal am<br />

Terminmarkt bezahlt hat, auch wenn er dieses<br />

Engagement zurückgehandelt hat.<br />

Termingeschäfte aus Handelssicht:<br />

größere Käufe preislich absichern<br />

Der Terminmarkt dient dem Handel, um größere<br />

Käufe oder Verkäufe, für die er nicht sofort<br />

einen “Gegen-Partner“ findet, preislich abzusichern.<br />

Nehmen wir an, <strong>Nordzucker</strong> meldet sich<br />

beim besagten Hamburger Händler, und bietet<br />

eine Partie von 5.000 Tonnen C-Zucker an, zum<br />

Preis von € 250,00. In US-$ umgerechnet ergibt<br />

das US-$ 294,00. Der März in London handelt<br />

gerade mit US-$ 295,00. Der Händler gibt seinem<br />

Broker in London die Order zum Verkauf<br />

von 100 lots = 5.000 Tonnen zu US-$ 295,00.<br />

Sobald diese Order ausgeführt wurde, bestätigt<br />

ments vor dem Auslaufen des Termins<br />

wieder aufgelöst werden. Das ist bei<br />

dem überaus größten Teil der Transaktionen<br />

der Fall.<br />

Das normale „Volumen“ in New York<br />

kann an einem Handelstag, der nur drei<br />

Stunden dauert, zwischen 20.000 und<br />

50.000 lots, also eine bis 2,5 Millionen<br />

Tonnen betragen, es gab auch schon<br />

Tage mit 150.000 lots (= 7,5 Millionen<br />

Tonnen). Aufs Jahr gerechnet ergeben<br />

sich so ohne weiteres Umsätze von<br />

500 Millionen Tonnen oder mehr.<br />

Die „Andienungen“ beschränken sich<br />

dagegen meist auf einige 100.000<br />

Tonnen. Eine halbe Million gilt bereits<br />

als ungewöhnlich groß.<br />

Finanzfonds blähen<br />

Terminmarkt-Umsätze auf<br />

Erzeugung Verbrauch<br />

Hierzu muss allerdings auf die Rolle<br />

der Händler der <strong>Nordzucker</strong> den Kauf.<br />

Die Zeiten sind schlecht, der Markt fällt, die Kundschaft<br />

in Übersee wacht auf und der Händler<br />

bekommt eine Anfrage aus Sri Lanka für 5.000<br />

Tonnen Zucker. Der März in London notiert mittlerweile<br />

bei US-$ 265,00 der Händler kalkuliert<br />

Fracht- und andere Kosten von US-$ 50,00 pro<br />

Tonne und verkauft zu US-$ 320,00. Das entspricht<br />

einem Netto-Erlös von US-$ 270,00.<br />

Flugs erteilt er seinem Broker den Auftrag, 100 lots<br />

= 5.000 Tonnen März bei US-$ 265,00 zu kaufen.<br />

Aus der Terminmarkt-Operation (Verkauf US-$<br />

295,00/Kauf US-$ 265,00) entsteht ein Gewinn<br />

von US-$ 30,00. Aus dem Kauf von <strong>Nordzucker</strong><br />

(= US-$ 294,00) und Verkauf nach Sri Lanka<br />

(netto US-$ 270,00) entsteht ein Verlust von US-$<br />

24,00. Gewinn US-$ 30,00 minus Verlust US-$<br />

24,00 gleich Netto-Netto-Gewinn von US-$<br />

6,00. Der „Umweg“ über den Terminmarkt hat<br />

es also möglich gemacht, an dieser Transaktion<br />

Geld zu verdienen, obwohl der Preis nach dem<br />

Kauf bei der <strong>Nordzucker</strong> erheblich gesunken ist.

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