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extra<br />
EUROPAS WEINMAGAZIN<br />
JUNI 2011 6.90 CHF/4,50 EURO<br />
WWW.VINUM.CH/DE<br />
<strong>Bordeaux</strong><br />
<strong>Primeur</strong><br />
<strong>2010</strong><br />
Kolossal!<br />
68 Seiten zum grossen Jahrgang <strong>2010</strong>:<br />
Fakten, Tipps und 499 Verkostungsnotizen
CHÂTEAU L’ARROSÉE,<br />
PURE ELEGANZ<br />
www.chateau-larrosee.com<br />
Design : contact@espritdessens.net<br />
Hier geht’s zu den Mustern: exklusive VINUM-Verkostung auf dem Grand-Cru-<br />
Château Prieuré-Lichine in Margaux.<br />
inhalt<br />
04 Weinmacher des Jahres<br />
Inspiriert!<br />
06 Best-of des<br />
Jahrgangs <strong>2010</strong><br />
Die wilde Dreizehn<br />
11 <strong>Bordeaux</strong> <strong>2010</strong><br />
Toskanischer Stil<br />
14 Drei Fragen<br />
an Rolf Bichsel<br />
Wird <strong>Bordeaux</strong> unerschwinglich?<br />
15 So verkostet VINUM<br />
Musse für die Muster<br />
17 Médoc<br />
Mal so, mal so<br />
21 Margaux<br />
Grosses Kino<br />
24 Saint-Julien<br />
Opulente Frische<br />
28 Pauillac<br />
Höchstnote für Bio<br />
EUROPAS WEINMAGAZIN<br />
VINUM Extra «<strong>Bordeaux</strong> <strong>Primeur</strong> <strong>2010</strong>» ist eine<br />
Sonderbeilage von VINUM, Europas Weinmagazin<br />
ISSN 1663-2567, Erscheinen Juni 2011<br />
VERLEGER<br />
Roland Köhler<br />
30 Saint-Estèphe<br />
Stilbewahrer<br />
34 Pessac-Léognan<br />
Ein Stern geht auf<br />
39 Saint-Emilion<br />
Zu viel des Guten<br />
44 Fronsac/Canon-Fronsac<br />
Viel Wohlfeiles<br />
47 Pomerol<br />
Kleine ganz gross<br />
53 Sauternes und Barsac<br />
Seriensieger<br />
56 Trockene Weisse<br />
Imposant<br />
58 Reisen und Speisen<br />
im Bordelais<br />
Verschmähte Schönheit<br />
HERAUSGEBER/VERLAG<br />
Intervinum AG, Thurgauerstr. 66, CH-8050 Zürich<br />
Tel. +41 (0)44 268 52 40, Fax +41 (0)44 268 52 05<br />
info@vinum.ch, www.vinum.ch<br />
Nicola Montemarano, Verlagsleitung<br />
Muriel Traber, Verlagsmarketing<br />
Kerstin Oehmichen, Online-Marketing<br />
REDAKTION<br />
VINUM-Redaktion, Postfach 5961, CH-8050 Zürich<br />
Tel. +41 (0)44 268 52 60, Fax +41 (0)44 268 52 65<br />
redaktion@vinum.ch<br />
Britta Wiegelmann, Chefredakteurin<br />
Cornelia Glees-zur Bonsen, Textchefi n<br />
Rolf Bichsel, Texte und Bilder<br />
Barbara Schroeder, Texte<br />
Entrez!<br />
ANZEIGEN/WERBUNG<br />
Frankreich: Astrid Gaudrie, astrid.gaudrie@vinum.info<br />
Schweiz/Österreich: Marko Smoljo,<br />
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Deutschland: Regine Axhami, regine.axhami@vinum.de<br />
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Schweiz<br />
VINUM-Aboservice<br />
Postfach 382, CH-6048 Horw<br />
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vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong> 03<br />
S<br />
ie halten unser jüngstes VINUM<br />
Extra <strong>Bordeaux</strong> <strong>Primeur</strong> <strong>2010</strong> in<br />
den Händen. Es ist das Resultat<br />
einer aufwändigen vierwöchigen<br />
Verkostungstour quer durch die wichtigsten<br />
Appellationen des Bordelais. Fast<br />
700 Jungweinmuster von Weinen, die in<br />
den nächsten Monaten in Subskription<br />
angeboten werden, haben wir degustiert<br />
– in Sitzungen, exklusiv für VINUM<br />
organisiert. Genau 499 schaff ten die Hürde<br />
der VINUM-Selektion. Notizen dazu fi nden<br />
Sie in diesem Heft. Viele zusätzliche Infos,<br />
Bilder und Videos zu Jahrgang, Winzern<br />
und Region enthält die praktische App, die<br />
ab dem 20. Juni 2011 im Apple Store erhältlich<br />
ist. Mit dieser App, die kontinuierlich<br />
aktualisiert wird, halten wir Sie auch auf<br />
dem Laufenden darüber, wann der jüngste<br />
<strong>Primeur</strong>-Jahrgang auf den Markt kommt,<br />
sowie über Bezugsquellen und Preisentwicklung.<br />
Mit diesem VINUM Extra haben Sie<br />
einen Berater zur Seite, der Sie die nächsten<br />
zwei Jahre bei Ihrem <strong>Bordeaux</strong>-Kauf begleiten<br />
kann – und noch darüber hinaus. Denn<br />
viele der hier genannten Weine wird der<br />
Endkäufer erst erwerben, wenn sie einmal<br />
abgefüllt sind. Die Erfahrung zeigt, dass<br />
die Resultate des <strong>Primeur</strong>-Tastings sehr<br />
zuverlässig sind, selbst wenn es sich bei<br />
den verkosteten Weinen um Fassmuster<br />
handelt. Da unsere Verkoster sehr viel Wert<br />
legen auf den Stil der Weine, ist dieses Heft<br />
auch ein gutes Kompendium zur raschen<br />
Einschätzung der qualitativen wie auch der<br />
stilmässigen Ausrichtung eines Gutes.<br />
Das VINUM Extra <strong>Bordeaux</strong> <strong>Primeur</strong><br />
<strong>2010</strong> – praktisch und aktuell, ein unverzichtbarer<br />
Wegweiser für die wichtigste<br />
Weinregion der Welt. Entrez!<br />
Ihre VINUM-Redaktion<br />
GESTALTUNG UND PRODUKTION<br />
Grafi k und Layout: Marco Bräm<br />
Foto Titelseite: Siff ert/weinweltfoto.ch<br />
Produktions-/Vertriebsleitung: Agentur Graf,<br />
CH-9001 St. Gallen, produktion@vinum.info<br />
Grafi sches Konzept:<br />
Katja Hösli, media consulting ag, CH-9056 Gais<br />
Alle Urheber- und Verlagsrechte an dieser Publikation<br />
oder Teilen davon sind vorbehalten. Jede Verwendung<br />
oder Verwertung, insbesondere Nachdruck, Vervielfältigung,<br />
Mikroverfi lmung, Speicherung und Nutzung<br />
auf optischen wie elektronischen Datenträgern, bedarf<br />
der schriftlichen Zustimmung des Verlags. Der Inhalt<br />
dieses Heftes wurde sorgfältig geprüft. Dennoch übernehmen<br />
Autoren, Redaktion und Verlag keine Haftung<br />
für seine Richtigkeit.
04<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Die Weinmacher des Jahres<br />
Inspiriert!<br />
Sie agieren hinter den Kulissen: die Könner im Rebberg und im Keller, talentiert, gut<br />
ausgebildet, inspiriert. Ohne sie kein Spitzenjahr <strong>2010</strong>! Wer sind die Besten? Wir haben<br />
uns ent schieden und stellen die Weinmacher und -macherinnen des Jahres vor.<br />
J ean-René<br />
A<br />
ls der blutjunge Blondschopf Claire Thomas 1998 auf Larmande zu arbeiten<br />
begann, hätte sie nie gedacht, dass sie zwei Jahre später, im zarten Alter<br />
von 27 Jahren, die Leitung des Gutes übernehmen würde. Heute steht die<br />
Önologin und Rebtechnikerin vier Domänen vor, die sich im Besitz der<br />
Versicherungsgruppe La Mondiale befi nden, und füllt Jahr um Jahr Weine in die Barrique,<br />
die mit zum Besten gehören, was es<br />
überhaupt gibt in Saint-Emilion. Besonders<br />
hervorzuheben ist, dass es ihr stets gelingt,<br />
präzis den Stil des jeweiligen Weins zu treffen,<br />
und sie sich nie vom Extraktwettkampf<br />
der Appellation hat mitreissen lassen. Selbst<br />
der wuchtigste Larmande, den sie je eingebracht<br />
hat, wirkt gegenüber vielen anderen<br />
<strong>2010</strong> der Gemeinde verblüff end ausgewogen.<br />
Cadet Piola hat seine gewohnte Eleganz und<br />
Mineralität behalten, und Soutard ist frisch<br />
und fruchtig geblieben.<br />
Matignon ist eines der vielen spirituellen Kinder von Daniel<br />
Llose, dem legendären Weinmacher, der sich um die Weingüter kümmert,<br />
die der Versicherungsgruppe AXA in aller Welt gehören. Seit 1985 steht<br />
er still und bescheiden im kreisrunden Keller dieses französischen Gutes<br />
mit dem charakteristischen Zuckerguss-Schloss<br />
und tut, wie er fast verlegen meint, «einfach seine<br />
„Ich stelle mir nie die<br />
Frage: Ist dieser Jahrgang<br />
besser als jener?<br />
Für mich zählt nur eins:<br />
jedes Jahr genau das<br />
Richtige zu tun.“<br />
Jean-René Matignon<br />
La Mondiale, Saint-Emilion<br />
Claire Thomas-Chenard<br />
Château Pichon-Longueville, Pauillac<br />
Jean-René Matignon<br />
Arbeit». Und kann auf ein Vierteljahrhundert<br />
hervorragender Weine zurückblicken. Legendäre<br />
Jahrgänge wie 1986 oder 1990 zeugen von der<br />
besonderen Klasse dieses Gutes, das stilmässig<br />
eine geradezu ideale Mischung aus Saint-Julien und<br />
Pauillac darstellt, und Jahrgänge wie 1991 oder<br />
1993 beweisen, dass Jean-René sein Handwerk auch<br />
in sogenannten kleinen Jahren beherrscht. Dafür<br />
und für seinen umwerfenden <strong>2010</strong> gebührt ihm der<br />
Titel eines Weinmachers des Jahres.<br />
„Die Kalkterroirs von Soutard oder<br />
Cadet Piola ergeben Weine mit<br />
spürbarer Säure. Und die brauchte<br />
es in diesem Jahr, auch wenn<br />
Säure nicht eben in Mode ist hier<br />
in Saint-Emilion!“<br />
Claire Thomas-Chenard<br />
Eric und Laure d’Aramont, die Besitzer, und Laures<br />
Mutter Marie-France Manoncourt.<br />
« Wie<br />
Château Monbrison, Margaux<br />
Laurent<br />
Vonderheyden<br />
J<br />
ahr für Jahr erntet Monbrison Höchstnoten<br />
– und ist nicht einmal klassiert.<br />
Und grosse alte Jahrgänge wie 1986, 1988<br />
oder 1990 beweisen, dass es sich bei<br />
seinen Weinen weder um <strong>Primeur</strong>-Bluff noch<br />
um Eintagsfl iegen handelt. Nicht einmal der<br />
Wechsel des langjährigen Kellermeisters François<br />
Grehant zu Léoville-Barton hat das kleine<br />
Margaux-Gut aus der Bahn geworfen, das auch<br />
<strong>2010</strong> einen der absolut besten Weine seiner<br />
Appellation in der Barrique hütet. Und das<br />
Schönste daran: Trotz Höchstnoten bleibt Besitzer<br />
und Weinmacher Laurent Vonderheyden<br />
auf dem Boden und wird Monbrison garantiert<br />
auch weiterhin zu einem Preis auf den Markt<br />
bringen, der schon fast obszön vernünftig ist.<br />
„Dass nicht alle Kritiker Figeac verstehen,<br />
werte ich als positiv. Das heisst, dass<br />
wir weiter einen Wein voller Persönlichkeit<br />
produzieren, einen Wein für Geniesser,<br />
nicht für Verkoster.“<br />
Eric d’Aramont<br />
Château Figeac, Saint-Emilion<br />
Eric und Laure d’Aramont<br />
das Thierry gefreut hätte, dass Ihnen der <strong>2010</strong> so<br />
gefallen hat!», sagte Marie-France Manoncourt, die<br />
Witwe des im letzten Jahr verstorbenen legendären<br />
«Pharaon» von Saint-Emilion Thierry Manoncourt.<br />
Gefallen? Das ist eine leichte Untertreibung. Laure, die Tochter, und<br />
Eric d’Aramont, ihr Gatte, seit 20 Jahren an der Spitze des Gutes,<br />
haben ganz einfach den besten Wein in der Barrique, den dieses<br />
Gut je produziert hat. Und das will auf Figeac, einem der letzten<br />
echten Familiengüter der Region, was heissen. 1947, 1949, 1953,<br />
1966, 1982 sind legendär, noch heute von verblüff ender Klasse,<br />
und die grossen Jahrgänge der jüngeren Zeit sind Legion. Dabei<br />
hat Figeac nie auf modern und bullig gemacht, sondern selbst mit<br />
dem kraftvollen und enorm dichten <strong>2010</strong> einen Wein eingebracht,<br />
der mit hier nie gesehenen 13,7 Volumenprozent Alkohol zu den<br />
bekömmlichsten der Region gehört. Verdientermassen zählen wir<br />
Eric und Laure d’Aramont zu den Weinmachern des Jahres.<br />
„Unser einziges Problem<br />
ist unsere bescheidene<br />
Grösse. Im Kampf um<br />
immer mehr Rebfl äche<br />
können wir mit den<br />
Grands Crus nicht mithalten.“<br />
Laurent Vonderheyden
06<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Best-of des Jahrgangs <strong>2010</strong><br />
Die wilde Dreizehn<br />
Nicht nur Premiers Crus sind dieses Mal unter den<br />
besten Weinen des Jahres, sondern auch einige<br />
Über raschungen aus dem vermeintlichen Mittelfeld.<br />
20 Château Pontet-Canet<br />
Seit zwei Jahren gibt es die Grands Crus Classés des Médoc – und es<br />
gibt Pontet-Canet. Kein anderer Wein besitzt diese aromatische Komplexität,<br />
diese einmalige, schon fast metaphysische Konsistenz, die<br />
Intensität, aber auch den Schliff , die unglaubliche Eleganz, die Harmonie<br />
einer Fuge von Bach, nicht einfach nur wohlklingend, sondern<br />
auch unbequem richtig, die unbeschreibliche Tiefe. Da wird einem<br />
heiss und kalt, und man wischt sich verstohlen eine Träne aus dem<br />
Augenwinkel. Um den Wein sollte kein echter Weinfreund einen Bogen<br />
machen, denn er ist einmalig im Ausdruck und ein herrlicher, mutiger<br />
Anachronismus in unserer heilen Welt der ultraperfekt gemachten<br />
Weine. 2030 bis 2050.<br />
20 Château Palmer<br />
Wie es Thomas Duroux schaff t, in Jahren der<br />
hohen hoh Alkoholgrade trotz des hohen Merlot-<br />
Anteils An im Rebberg einen bekömmlichen Palmer<br />
ins ins Fass zu bringen, ist uns ein Rätsel. Intuition?<br />
Improvisationskunst, Imp<br />
wie sie die grossen Jazz-<br />
mu musiker besitzen, die der Weinmacher regelmässig<br />
im Keller aufspielen lässt? Auf die<br />
einschlägige Frage lächelt er nur und zuckt<br />
fast verlegen die Schultern. Sein <strong>2010</strong> jedenfalls<br />
ist eine der Sensationen des Jahres,<br />
vollmundig und sinnlich und reich und<br />
dicht und samten und frisch, mit langanhaltendem,<br />
feurig-wuchtigem Finale, von<br />
eindrücklicher Balance und beeindruckend<br />
frischer Aromatik trotz seines Reichtums.<br />
Qualitativ auf dem gleichen Niveau wie<br />
Château Margaux (was immer das auch<br />
heissen mag), ist er stilmässig doch so völlig<br />
anders, dass ein Vergleich sich gar nicht<br />
ziehen lässt. 2022 bis 2050.<br />
20 Château<br />
Margaux<br />
Eigentlich wollten wir mal ganz bewusst<br />
auf die Auszeichnung der Premiers<br />
Grands Crus Classés verzichten. Doch<br />
Château Margaux hat uns einen Strich<br />
durch die Rechnung gemacht. Was immer<br />
er auch kosten mag: Er verdient die<br />
Erwähnung als einer der grössten Weine<br />
des Jahres wie ein grosses Kunstwerk,<br />
das man auch nicht einfach ignorieren<br />
wird, nur weil man es sich nicht mehr<br />
leis ten kann. Umwerfende Nase von<br />
Blüten und Himbeere; beginnt dicht und<br />
elegant und frisch und geschmeidig, hallt<br />
endlos nach im Gaumen; saftig-feurigklassisch-unüblich-monumentaler,<br />
genia ler Wein, der den Verkoster froh<br />
macht, weil er beweist, dass grosse<br />
Terroirs auch heute noch ihre Geltung<br />
haben. 2020 bis 2050.<br />
20 Château d’Yquem<br />
Nach dem sinnlichen 2008 und dem<br />
opulenten opu 2009 präsentiert das verschworene<br />
r Yquem-Team einen Wein, der wie<br />
ein Verschnitt beider Jahre wirkt:<br />
hyperpräzis und doch unglaublich<br />
inspiriert, gehaltvoll und doch<br />
absolut ausgewogen, von beeindruckender<br />
Transparenz und Präzision<br />
trotz der Opulenz, mit betörender,<br />
komplexer, delikater Blütenaromatik<br />
und ewig anhaltendem Finale: macht<br />
sprachlos und sprengt unsere Notenskala.<br />
So etwa muss Wein im siebten<br />
Himmel schmecken. 2018 bis 2050.<br />
19.5 Château<br />
Lafaurie-Peyraguey<br />
Weiss der Teufel, warum grosse Sauternes sich so<br />
schwer damit tun, von der Weinwelt zur Kenntnis<br />
genommen zu werden, und warum sich das Vorurteil<br />
so hartnäckig hält, Sauternes seien nur süss<br />
und ölig. Wer wissen will, wie ein grosser Sauternes<br />
heute wirklich mundet, sollte ein paar Flaschen<br />
dieses d herrlichen Weins subskribieren, stellvertretend<br />
ten für die vielen anderen, die ebenfalls von grosser<br />
Klasse Klass sind. Wir hätten den Wein am liebsten im Mund<br />
behalten, behal statt ihn auszuspucken, und tragen noch heute<br />
die Erinnerung Eri an seine komplexe Aromatik, seine mineralische<br />
ralisch Dichte, seine ewige Länge, seine unbeschreib-<br />
liche, kreidig-frisch-feurig-elegante k<br />
Textur im Gaumen.<br />
Das Grösste, Gr was wir hier je verkostet haben, und einmal<br />
abgefüllt abgefü wohl 20 Punkte wert. Unbequem, eigenständig,<br />
charaktervoll. 2025 bis 2050.<br />
19 Château Canon<br />
Canon gehört wie Rauzan-Ségla der Familie Wertheimer.<br />
Als Verwalter amtiert John Kolassa, und der mag ausgewogene,<br />
elegante Weine. Der Canon <strong>2010</strong> ist ein Paradebeispiel<br />
dafür: Wo so viele andere Saint-Emilion-Güter Weine<br />
im Fass haben, deren Alkohol-Säure-Tannin-Gerüst in<br />
alle Richtungen auseinanderstrebt, verzichtet Canon auf<br />
vordergründige Masse, tritt im Gegenteil herrlich dicht und<br />
geschlossen auf, mit superber Aromatik und raffi nierter<br />
Textur, präsentem Tannin von exquisitem Schliff und<br />
ellenlangem Finale reifer Waldbeeren. 2020 bis 2040.<br />
20 Château La Mission<br />
Haut-Brion weiss<br />
Dass Haut-Brion die grössten Rotweine der Gironde auf die Flasche<br />
bringt, ist nichts Neues. Auch dass wir Laville Haut-Brion, der jetzt<br />
La Mission Blanc geheissen wird, Jahr für Jahr zum besten trockenen<br />
Weissen der Region küren, ist keine Sensation. Doch <strong>2010</strong> ist er<br />
noch mehr. Nämlich einer der absolut grössten Weissen der Welt,<br />
wenn nicht im Stil, so garantiert in den Emotionen, die er auslöst,<br />
vom Niveau eines Montrachet und der Beweis dafür, dass man in<br />
<strong>Bordeaux</strong> auch grosse trockene Weisse abfüllen kann. Er besitzt<br />
die komplexeste Aromatik, die uns hier je untergekommen ist, mit<br />
Akzenten von Kamille, Lindenblüte, exotischen Früchten, weissem<br />
Pfi rsich, und zeigt auch am Gaumen nie gesehene Klasse, Frische,<br />
Noblesse und Rasse und nicht enden wollende aromatische Länge.<br />
Sensationell. 2020 bis 2050.<br />
19 Château Ferrière<br />
19 Château<br />
Beauséjour<br />
Duff au<br />
Lagarosse<br />
Nicht, dass dieses herrlich<br />
gelegene Saint-Emilion-Spitzen-<br />
Cru je schlechte Weine abgefüllt<br />
hätte. Doch in den knapp zwei<br />
Jahren, in denen sich Tausendsassa<br />
Nicolas Thienpont um<br />
dieses Gut kümmert, hat es das<br />
Feld der Premiers Crus von hinten<br />
aufgerollt. Duff au Lagarosse<br />
beweist vor allem eines: dass<br />
man auf den grossen Terroirs<br />
der Appellation nicht nur mit<br />
Alkohol muskeln zu spielen<br />
braucht, sondern auch mit<br />
Finesse und Rasse betören kann.<br />
Von beeindruckender Frische<br />
und Saftigkeit, immenses<br />
Tannin mit Biss und Spannung,<br />
ellenlanges, vergnügliches,<br />
frisches Finale auf Noten roter<br />
Beeren. 2020 bis 2040.<br />
Der im Eifer des Gefechts getippte Verkostungskommentar<br />
sagt mehr als lange ange<br />
Worte: Verführerische Blütennoten, en,<br />
Flieder, Tannine von grosser Klassse,<br />
die Textur dicht und frisch, die e<br />
Aromatik komplex, der Alkohol nicht<br />
mehr als ein Bindemittel für die Substanz,<br />
präsent wie in allen Weinen, en,<br />
doch ohne auch nur im Geringsten en<br />
zu dominieren. Wer denkt, diesem m<br />
Wein seien natürliche Grenzen<br />
gesetzt in seinem Ausdruck<br />
und seiner Klasse und er sei<br />
längst auf dem Niveau seiner<br />
Möglichkeiten angelangt,<br />
muss dazulernen. Ferrière hat<br />
<strong>2010</strong> einfach den schönsten<br />
Wein seit seiner Renaissance<br />
Anfang der 90er Jahre in die<br />
Barrique gefüllt und besitzt<br />
das Niveau eines Premier Cru.<br />
2020 bis 2040.
08<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
19 Château Pichon-<br />
Longueville<br />
Seit 20 Jahren ist Pichon-Longueville<br />
einer der stiltreusten, regelmässigsten<br />
der grossen <strong>Bordeaux</strong>. Er verbindet die<br />
Kraft eines Pauillac mit dem Schliff und<br />
der Sinnlichkeit eines Saint-Julien und ist<br />
daher ein guter Gradmesser für den Ausdruck ck<br />
eines Jahrgangs. Wir erwarteten einen gewiss iss ss<br />
grossen, aber eher verschlossenen und<br />
eine Spur eckigen Wein und wurden eines<br />
Besseren belehrt: Mit Aromen von betörend d<br />
blumig-fruchtig-würziger Art, Tanninen von n<br />
geradezu unglaublicher Klasse und grösster r<br />
Präzision, mit seinem ellenlangen, so reichen en<br />
wie frischen Finale gehört Pichon-Longueville<br />
zu den zwei besten Weinen seiner<br />
Appellation und lässt alle Premiers um einen<br />
halben Punkt hinter sich! 2025 bis 2050.<br />
19 Château Léoville<br />
Las Cases<br />
Das einstige Zugpferd der Appellation Saint-Julien<br />
gehört dank der Anstrengungen der Besitzerfamilie<br />
Delon seit den frühen 70er Jahren zu den Topweinen<br />
der Region, hat aber in den letzten Jahren<br />
Konkurrenz aus den eigenen Reihen erhalten. Doch<br />
<strong>2010</strong> liegt er klar an der Spitze. Nicht, weil er mit<br />
übertriebenem Extrakt glänzen würde, sondern mit<br />
grosser Frische und Rasse sowie immenser Länge<br />
und Tiefe, mit der absoluten Qualität seiner Tannine.<br />
Gigantischer Las Cases, wie wir ihn noch nie<br />
verkostet haben. 2025 bis 2050.<br />
19 Château<br />
Cantenac Brown<br />
Die Seele eines Weinguts ist sein<br />
Terroir. Doch um dieses zur Geltung<br />
zu bringen, braucht es ein beseeltes,<br />
mit Leidenschaft arbeitendes Team.<br />
Im Fall von Cantenac-Brown wird es<br />
verkörpert durch Weinmacher José<br />
Sanfi ns. Sein <strong>2010</strong> ist noch einmal<br />
besser als der 2009 und stellt eine<br />
echte Alternative dar für die zu teuer<br />
gewordenen Premiers Crus. Aufgrund<br />
seiner superben Struktur eignet er<br />
sich auch sehr gut als Wein für <strong>2010</strong><br />
geborene Kinder, denn er kann nicht<br />
nur, sondern muss wie alle grossen<br />
Weine des Jahres lange reifen. Verbindet<br />
Reichtum und Klassizismus,<br />
Struktur und Saft, Sinnlichkeit und<br />
Opulenz, die Tannine sind von<br />
absoluter Klasse, rund und fest und<br />
lückenlos dicht, das Finale ist anhaltend.<br />
2025 bis 2050.<br />
19 Château Figeac<br />
Im Gegensatz zu den meisten anderen Saint-Emilion wächst<br />
Figeac auf fl achen Kuppen aus Kies, die er sich mit Cheval Blanc<br />
teilt, und sein Rebsatz besteht zu rund zwei Dritteln aus den beiden<br />
Cabernet (Sauvignon und Franc). Dass diese Tatsache nicht<br />
einfach ein Spleen der Besitzerfamilie ist, zeigen die grossen<br />
alten Jahrgänge wie 1947, 1966 oder 1982 (ein Glas davon steht<br />
auf unserem Arbeitstisch, burgundische Frische, delikater Bau,<br />
abgebautes Tannin, kein bisschen müde). Doch der <strong>2010</strong> wird sie<br />
alle in die Tasche stecken. Verschlossen, erratisch, majestätisch,<br />
dicht, braucht er seinen kantigen, herben Bau nicht mit Mengen<br />
an Alkohol zu kaschieren, und die grosse aromatische Länge und<br />
die besondere, saftige Textur sind ein zusätzliches Antidot gegen<br />
jede Art von Schwerfälligkeit. 2025 bis 2050.<br />
-30%<br />
Exklusiv zum 30-jährigen<br />
Jubiläum<br />
Jubiläums-Wein: CHÂTEAU CLARKE 2004<br />
Listrac AC, Baron Edmond de Rothschild<br />
Seit 30 Jahren verbindet uns eine enge Freundschaft mit dem renommierten<br />
Château Clarke, Edmond de Rothschild. Feiern Sie mit uns, mit einem<br />
sensationellen Jubiläums-Angebot. Der Wein ruht tief rubinrot im Glas.<br />
Aromatisch würzig erfreut er die Nase mit schwarzen Beeren, Lakritze,<br />
Vanille und Eichenholznote. Am Gaumen kräftig mit guter Fülle, ausgeprägten<br />
Tanninen und langem Finale.<br />
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(für 1 Paket) oder BORDEAUX 2 (für 2 Pakete) mit folgendem<br />
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Über 300 Jahre Weinkultur<br />
n1104g.001.44
Foto: Rolf Bichsel<br />
<strong>Bordeaux</strong> <strong>2010</strong><br />
Toskanischer Stil<br />
N<br />
atürlich hat <strong>Bordeaux</strong> wieder<br />
einmal einen grossen<br />
Jahrgang eingefahren. Und<br />
natürlich ist er wiederum<br />
besser als sein Vorgänger. Und natürlich<br />
stimmt das alles – und doch nicht ganz.<br />
Denn beim Wein gibt es kein Schwarz<br />
oder Weiss, sondern unglaublich viele<br />
Nuancen und Zwischentöne.<br />
Wenn schon unbedingt verglichen<br />
werden muss: <strong>2010</strong> ist tatsächlich ein<br />
grosser <strong>Bordeaux</strong>-Jahrgang und, bezieht<br />
man die Weissen und Süssen mit ein,<br />
sogar einer der bislang grössten. Also<br />
wie 2009? Ja – und nein. 2009 bleibt das<br />
Jahr der absoluten Balance, der Harmonie<br />
schon im jungen Wein. <strong>2010</strong> ist das<br />
Jahr der sommerlichen Trockenheit,<br />
des Reifestopps, der geringen Erträge,<br />
der klein gebliebenen, aber zuckersüsssauren<br />
Traubenbeeren. Und damit das<br />
Jahr kolossaler Tropfen mit nie gesehenem<br />
Reichtum an Tannin, Alkohol<br />
und Säure, das Jahr der <strong>Bordeaux</strong> im<br />
Toskana-Stil. Diesen Reichtum galt es<br />
unter Kontrolle zu halten, was im Grossen<br />
und Ganzen hervorragend gelungen<br />
ist. Exzessiv und unausgewogen<br />
wirken heute vor allem die Weine, die<br />
auf den Ausläufern des Kalkhügels um<br />
Saint-Emilion geerntet wurden. Alle anderen<br />
wichtigen Appellationen haben<br />
verblüff end gut ausbalancierte Muster<br />
Dreifacher<br />
Treff er<br />
<strong>2010</strong> gehört zu den raren Jahren, in<br />
denen alle drei Bordelaiser Weintypen<br />
optimal gelungen sind. Sowohl<br />
trockene Weissweine, edelsüsse<br />
Sauternes und Barsac wie auch die<br />
Rotweine der beiden Ufer gehören<br />
mit zum Besten, was hier je<br />
geerntet wurde.<br />
Positive Überraschung: Gekonnt ist es den meisten Winzern gelungen, das nie gesehene<br />
Mass an Tannin, Alkohol und Säure in den Griff zu bekommen. Ausnahmen bestätigen<br />
bekanntlich die Regel. Fazit: Der Jahrgang <strong>2010</strong> ist kolossal, im Toskana-Stil.<br />
Ohne die Fortschritte bei<br />
Ernte, beim Rebunterhalt<br />
oder in der präzisen Weinbereitung<br />
hätte man <strong>2010</strong><br />
Weine abgefüllt, auf deren<br />
Reife man Jahrzehnte<br />
umsonst warten würde.<br />
1 Médoc<br />
2 Haut-Médoc<br />
3 Listrac<br />
4 Moulis<br />
5 Margaux<br />
6 Saint-Julien<br />
7 Pauillac<br />
8 Saint-Estèphe<br />
9 Pessac-Léognan<br />
10 Saint-Emilion<br />
11 Fronsac/<br />
Canon-Fronsac<br />
12 Pomerol<br />
13 Sauternes<br />
14 Barsac<br />
präsentiert, reichhaltig, aber in sich geschlossen<br />
und stimmig. Margaux, Saint-<br />
Julien, Saint-Estèphe, Pomerol, Pessac-<br />
Léog nan, das urplötzlich abzuheben<br />
scheint wie eine Rakete, sowohl was die<br />
Roten als auch was die trockenen Weissen<br />
betriff t, Sauternes, wo erneut ein<br />
überlegener Jahrgang gelungen ist.<br />
Wenn der Umfang unserer Selektion<br />
in diesem Jahr alle Rekorde schlägt,<br />
hat das sicher mit der Qualität des Jahrgangs<br />
zu tun. Noch mehr aber mit der<br />
Erfahrung, die <strong>Bordeaux</strong> in den letzten<br />
Jahren gesammelt hat, mit den Fort-<br />
1<br />
2<br />
3<br />
8<br />
7<br />
4<br />
6<br />
5<br />
9<br />
11<br />
<strong>Bordeaux</strong><br />
14<br />
12<br />
13<br />
10<br />
11
12<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
schritten im Rebberg, mit den gigantischen<br />
Investitionen, dem enormen<br />
Arbeitsaufwand. Grosse <strong>Bordeaux</strong> sind<br />
in und verkaufen sich problemlos. Anstrengungen<br />
kosten Geld, machen sich<br />
aber auch rasch bezahlt. Qualitäts unter<br />
schiede werden kleiner, Spitze und<br />
Verfolger haben daher heute in einem<br />
Fingerhut Platz.<br />
Trotz vieler Gemeinsamkeiten mit<br />
2009 ist <strong>2010</strong> völlig anders. Die sommerliche<br />
Trockenheit ohne Rekordtemperaturen,<br />
die dadurch bedingte<br />
knappere Reife, die langsamere Aromenentwicklung,<br />
die unregelmässigere<br />
Blüte, die spätere Ernte führten zu noch<br />
höheren Werten an Alkohol, an Säure,<br />
an Tannin und sorgten für Weine, die<br />
stilmässig dennoch dem Ausdruck<br />
«klassisch» erstaunlich nahekommen.<br />
Bewertungsskala<br />
14/14.5 Punkte Zuverlässig<br />
Weine, die sich in einigen Jahren ganz<br />
ansprechend auf der Tafel ausmachen<br />
werden und bei positiver Entwicklung<br />
zu den guten des Jahres zählen können,<br />
einen angemessenen Preis vorausgesetzt.<br />
15 Punkte Gut<br />
Entspricht dem Jahrgang, besitzt Typizität,<br />
verdient Vertrauen, sofern der Preis<br />
stimmt.<br />
15.5 Punkte Gut bis sehr gut<br />
Gute Interpretation des Jahrgangs,<br />
kann – einmal abgefüllt – zu den sehr<br />
guten Weinen des Jahres gehören.<br />
Doch gemessen an einem wirklich<br />
klassischen Jahrgang wie 2008 ist der<br />
<strong>2010</strong> ein nie gesehener Exot. Klassisch<br />
an ihm ist nur seine Balance, und dahinter<br />
steckt der Wille der Macher, das<br />
Ringen um Eleganz und Stil. Dennoch<br />
ist der <strong>2010</strong> langlebig, man wird auf die<br />
meisten 15 bis 20 Jahre warten müssen.<br />
Immerhin: Die Tannine sind in den<br />
meisten Fällen verblüff end glatt ausgefallen.<br />
Auch dahinter steckt der Ehrgeiz<br />
der Weinmacher. Vernünftiges Erntedatum,<br />
tiefere Gärtemperaturen, weniger<br />
und vorsichtigeres Umpumpen, präziserer<br />
Umgang mit Pressweinen sind<br />
die Techniken, die <strong>2010</strong> angesagt waren,<br />
und wer mit Pigeage (Eintauchen<br />
des Tresterhutes in den Most) arbeitete<br />
statt mit Umpump-Extraktion, erhielt<br />
besonders ausgewogene Jungweine.<br />
Benotungen von Weinen geben immer reichlich Anlass zur Diskussion.<br />
Wir verwenden die 20-Punkte-Skala und bewerten wie folgt:<br />
16 Punkte Sehr gut<br />
Grosser Wein, dessen Kauf sich lohnt,<br />
sofern der Preis stimmt.<br />
16.5 Punkte<br />
Sehr gut bis hervorragend<br />
Grosser Wein, der – einmal abgefüllt –<br />
zu den hervorragenden Weinen des<br />
Jahrgangs gehören kann.<br />
17 Punkte Hervorragend<br />
Gehört zu den Weinen des Jahres, für<br />
die man ruhig auch etwas tiefer in die<br />
Tasche greifen darf.<br />
Stressiges Wetter<br />
Die Winter sind ganz schön kalt geworden<br />
in <strong>Bordeaux</strong> – das galt auch für <strong>2010</strong>.<br />
Der Austrieb der Reben erfolgte daher<br />
mit Verzögerung. Dank dem milden<br />
April konnte der Rückstand aber fast<br />
aufgeholt werden. Die regnerischen,<br />
kühlen Monate Mai und Juni drückten<br />
beim Austrieb wieder auf die Bremse.<br />
Ende Juni begann urplötzlich der Sommer,<br />
der erst Ende Oktober enden sollte<br />
und direkt dem Winter Platz machte.<br />
Charakteristisch für <strong>2010</strong> waren die<br />
lange Sonnenscheindauer bei Durchschnittstemperaturen,<br />
die unter denen<br />
der meisten anderen grossen <strong>Bordeaux</strong>-<br />
Jahre lagen, und die grosse Trockenheit.<br />
Etwas Trockenstress ist zwar gut für<br />
die Aromenentwicklung, doch wenn er<br />
extrem ausfällt, blockiert er die Reife<br />
der Tannine. Resultat: unausgewogene,<br />
säurearme Weine mit harten Tanninen.<br />
So weit ist es aber <strong>2010</strong> nur selten gekommen.<br />
Im Gegenteil: Das ungewohnte<br />
Wetter förderte die Entwicklung der<br />
Aromastoff e und die Reife der Tannine,<br />
ohne die Säure abzubauen. Dank der<br />
tiefen pH-, also hohen Säurewerte besitzen<br />
die fertigen Weine erstaunliche<br />
Frische. Einziger Schwachpunkt: Wegen<br />
der oft bescheidenen Erträge und weil<br />
man die optimale Reife abwarten musste,<br />
sind die Zuckerwerte hoch. 14 Volumenprozent<br />
Alkohol sind fast die Regel.<br />
17.5 Punkte<br />
Topwein des Jahres<br />
Gehört zu den besten Weinen des Jahres,<br />
hat absolute Weltklasse.<br />
18 Punkte/18.5 Punkte<br />
Topwein des Jahrzehnts<br />
Hat Weltklasse, gehört zu den herausragenden<br />
Weinen des Jahrzehnts.<br />
19 bis 20 Punkte<br />
Jahrhundertwein<br />
Gehört zu den absoluten, einmaligen<br />
Spitzenweinen dieser Welt.<br />
Fotos: Rolf Bichsel<br />
Erhältlich bei<br />
Coop verkauft keinen Wein, Champagner und Schaumwein an Jugendliche unter 18 Jahren. www.coop.ch<br />
RAIMAT DAS AROMA<br />
DER NATUR<br />
Bei Raimat respektieren wir die<br />
Natur, sodass auch die zukünftigen<br />
Generationen weiterhin unsere<br />
Weine genießen können.<br />
In den über mehr als neunzig Jahren,<br />
in denen wir uns der Weinherstellung<br />
widmen, haben wir uns nach und<br />
nach Weinbaumethoden angeeignet,<br />
die heute als nachhaltige Verfahren<br />
bestätigt sind. Das ist der Grund für<br />
die Anerkennung des katalanischen<br />
Rats für integrierte Produktion, welcher<br />
100% unserer Weinberge zertifiziert hat.<br />
Diese Weise der Landbearbeitung<br />
gestattet uns, Weine mit volleren und<br />
intensiveren Aromen anzubieten,<br />
die das Beste von unserem Terroir<br />
zum Ausdruck bringen. Die 30<br />
Auszeichnungen, welche wir im letzten<br />
Jahr international erhalten haben, sind<br />
ein klarer Beweis dafür.<br />
D.O. Costers del Segre, Spain<br />
www.raimat.com
14<br />
Drei Fragen an Rolf Bichsel<br />
Wird <strong>Bordeaux</strong> unerschwinglich?<br />
Ist die <strong>Primeur</strong>-Verkostung nicht<br />
frustrierend? Grosse <strong>Bordeaux</strong> gehen<br />
doch nur noch an neureiche Chinesen<br />
und sind für den europäischen<br />
Geniesser unerreichbar.<br />
Das ist falsch. Noch nie konnte der europäische<br />
Weinfreund unter so vielen<br />
hervorragend gemachten und auch<br />
erschwinglichen Weinen wählen!<br />
Und: Viele grosse <strong>Bordeaux</strong> besitzen<br />
gerade heute das beste Preis-Spass-<br />
Verhältnis der Welt. Wer ist schuld am<br />
Ansteigen der Preise? Genau die, die<br />
am lautesten dagegen wettern. Ich bin<br />
sicher, über 50 Prozent der nach Europa<br />
verkauften <strong>Primeur</strong>s landen heute<br />
ebenfalls in Asien.<br />
Für 1500 Euro die Flasche?<br />
Schon für 40 bis 100 Euro bekommt<br />
man heute Weine, die stilmässig wie<br />
qualitativ dort stehen, wo viele Pre-<br />
<strong>2010</strong><br />
<br />
Grosser Jahrgang der langlebigen,<br />
monumentalen Rotweine<br />
mit hohem Alkoholgehalt,<br />
ausgeprägtem Tanninreichtum<br />
und erstaunlicher Säure, gut<br />
ausbalancierten, so frischen wie<br />
dichten trockenen Weissweinen<br />
und eleganten, perfekt gebauten,<br />
ausgewogenen edelsüssen<br />
Weinen. Teuer.<br />
2009<br />
miers vor zehn Jahren waren. Natürlich<br />
ist es bedauerlich, dass ein Lafi te oder<br />
Haut-Brion zu unerreichbaren Kulturschätzen<br />
geworden sind. Genauso<br />
bedauerlich wie die Tatsache, dass man<br />
einen Picasso nur mehr im Museum<br />
anschauen kann.<br />
Wie ist die Preistendenz für <strong>2010</strong>?<br />
Was kann ich fürs Geld erwarten?<br />
Hinter den Kulissen wird von einem<br />
Preisanstieg von rund zehn Prozent<br />
gemunkelt. Zumindest für Schweizer<br />
Geniesser wird diese zu erwartende<br />
Hausse durch den starken Frankenkurs<br />
abgemildert. Nun will «zehn Prozent<br />
mehr» ganz einfach nichts heissen.<br />
Wenn Weine wie, sagen wir, Meyney,<br />
Monbrison, Ferrière, Clos René oder<br />
Rauzan-Gassies, die letztes Jahr für<br />
Preise zwischen 30 und 40 Euro die<br />
Flasche auf den Markt kamen, in die -<br />
<br />
Grosser Jahrgang, Rotweine<br />
voller Sinnlichkeit, Frische<br />
und Rasse, hie und da spürbarer<br />
Alkohol. Die trockenen<br />
Weissweine besitzen Frische,<br />
die Sauternes zeigen Fülle, Süsse<br />
und Wucht. Teuer.<br />
2008<br />
Der Autor dieses Specials,<br />
Rolf Bichsel, verkostet für<br />
VINUM seit rund 25 Jahren<br />
Weine in <strong>Bordeaux</strong>.<br />
sem Jahr zehn Prozent im Preis zulegen,<br />
dann ist das eine andere Dimension<br />
als die zehn Prozent Plus eines<br />
Lafi te zu mehr als 1000 Euro. Es gibt so<br />
gut wie keinen messbaren Qualitätsunterschied<br />
zwischen einem Lafi te und<br />
dem besten nichtklassierten Gewächs.<br />
Doch stilmässig ist die Palette riesig,<br />
ob das nun dem Terroir zu verdanken<br />
ist, dem Können der Weinmacher<br />
oder deren Geschäftstüchtigkeit. Leer<br />
geht nur aus, wer Weine gar nicht<br />
selbst trinken, sondern nur protzen<br />
will mit grossen Namen und dafür<br />
halt nicht «fl üssig» genug ist. Wer das<br />
<strong>Primeur</strong>-Theater nicht oder nicht mehr<br />
mit machen will, kann warten, bis die<br />
<strong>2010</strong>er des breiten Mittelfelds in der<br />
Flasche angeboten werden. Oder nach<br />
älteren Jahrgängen Ausschau halten.<br />
Noch sind viele 2008er zu haben – abgefüllt<br />
und zum Freundschaftspreis.<br />
<br />
Klassisches Jahr der grossen<br />
Terroirs, sehr gut in Pauillac,<br />
Saint-Julien, gut in Saint-Estèphe<br />
und Margaux, komplexer in<br />
Pessac-Léognan, Pomerol und<br />
Fronsac, sehr gut auf den besten<br />
Terroirs in Saint-Emilion, sehr<br />
gut in Sauternes, gute, aber<br />
uneinheitliche trockene Weissweine.<br />
Geschenkt.<br />
200 7<br />
<br />
Fotos: Rolf Bichsel<br />
Hervorragendes Jahr für<br />
edelsüsse Weine, gutes, aber uneinheitliches<br />
Jahr für trockene<br />
Weissweine, gutes Rotweinjahr,<br />
gross nur in den besten Terroirs.<br />
Wird billiger.<br />
2006<br />
<br />
Komplexes Jahr, grosse Unterschiede<br />
selbst innerhalb einer<br />
Appellation. Grosse trockene<br />
Weissweine, uneinheitliche<br />
Sauternes.<br />
Angemessene Preise.<br />
2005<br />
So verkostet VINUM<br />
Musse für die Muster<br />
Einmal im Jahr geht der grosse Run los. Dann ist<br />
<strong>Primeur</strong>-Woche in <strong>Bordeaux</strong>. In sieben Tagen wird<br />
um die Wette verkostet. Ganz anders VINUM: Unsere<br />
Verkoster nehmen sich viel Zeit für die Weinfassmuster,<br />
ganze vier Wochen. Das ist weltweit einmalig.<br />
S<br />
ubskription ist ein grosses Geschäft:<br />
Die grössten <strong>Bordeaux</strong>güter<br />
verkaufen ihre Weine an<br />
Makler, die besorgen die Verteilung<br />
über Handelspartner bis zum<br />
Endverbraucher. Derweil schlummert<br />
der Wein gemütlich in der Barrique. Er<br />
wird rund 18 Monate nach der Ernte abgefüllt,<br />
im Fall des <strong>2010</strong> also zwischen<br />
Sommer und Herbst 2012, und offi ziell<br />
im Frühling 2013 ausgeliefert. 80 bis<br />
95 Prozent der Weine der 200 grössten<br />
Marken werden so verkauft. Im Früh-<br />
<br />
Ausgezeichnet gelungen in<br />
allen Appellationen. Vollmundige,<br />
dichte, kraftvolle, wenn<br />
auch etwas bullige Rotweine,<br />
sehr gute Weissweine und<br />
Sauternes. Wucher.<br />
2004<br />
<br />
Komplexes Jahr: hervorragende<br />
klassische, herbe Weine auf den<br />
besten Terroirs des Médoc, elegante,<br />
raffi nierte Weine auf den<br />
besten Böden von Saint-Emilion,<br />
(nur) gute Pomerol; säurebetonte<br />
trockene Weisse, fruchtig-rassige<br />
Sauternes. Geschenkt.<br />
jahr nach der Ernte ist Testsaison der<br />
Weinfassmuster. Ein hektischer Kult in<br />
einer einzigen offi ziellen <strong>Primeur</strong>-Woche.<br />
Immer mehr Güter versuchen, vom<br />
<strong>Primeur</strong>-Rummel zu profi tieren, der alljährlich<br />
Tausende Einkäufer und <strong>Bordeaux</strong>-Tester<br />
in die Gironde lockt, nicht<br />
zuletzt aus den boomenden Absatzländern<br />
im Fernen Osten. Darum werden<br />
es immer mehr <strong>Primeur</strong>-Muster, und<br />
ein Verkoster kann, wenn er will, in sieben<br />
Tagen bis zu 1000 Muster über den<br />
Gaumen gleiten lassen.<br />
VINUM arbeitet da ganz anders. Rolf<br />
Bichsel und seine Assistentin Barbara<br />
Schroeder nehmen sich ganze vier Wochen<br />
Zeit für die Verkostung von rund<br />
700 Jungweinmustern. Die Sitzungen<br />
werden exklusiv für VINUM organisiert,<br />
fernab vom Jahrmarktslärm. VINUM ist<br />
die einzige grosse Weinzeitschrift der<br />
Welt, die für die <strong>Primeur</strong>-Verkostung<br />
einen solchen Aufwand betreibt. Barbara<br />
Schroeder verkostet <strong>Primeur</strong>s seit<br />
1998, Rolf Bichsel seit Mitte der 80er.<br />
Bichsel holte sich sein Verkostungs-<br />
2003<br />
<br />
Atypisches Hitzejahr. Eigenwillige,<br />
schwerblütige, säurearme,<br />
voluminöse Rotweine, teils mit<br />
harschem Tannin, unsichere<br />
Zukunft. Interessante trockene<br />
Weissweine, ausgezeichnete<br />
Sauternes. Wucher.<br />
2002<br />
<br />
Komplexes Jahr: hervorragende,<br />
kompakte Médoc auf besten Ter -<br />
roirs, uneinheitlich, teils problematisch<br />
am Rechten Ufer, grosse<br />
Weisse, delikate Sauternes.<br />
Angemessene Preise.<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
rüstzeug einst an der Universität <strong>Bordeaux</strong>,<br />
weigert sich aber konsequent,<br />
als «Verkoster und Kritiker» bezeichnet<br />
zu werden – wenn schon, dann will<br />
er als Geniesser und als «ein Lobender»<br />
verstanden werden. Das Tandem<br />
Bichsel / Schroeder gehört zu den erfahrensten<br />
<strong>Bordeaux</strong>-Spezialisten. Was<br />
beiden besonders am Herzen liegt: dass<br />
Geniesser dieser Welt weiter elegante,<br />
raffi nierte, vielschichtige Weine trinken<br />
können. Weine, die Geschichten erzählen<br />
an langen, düsteren Winterabenden.<br />
<strong>Bordeaux</strong> hat der Welt etwas absolut<br />
Einmaliges geschenkt: trinkbare, genussvolle<br />
Harmonie und Ausgewogenheit.<br />
Was für die beiden zählt im<br />
<strong>Primeur</strong>-Muster, ist nicht Masse, Fülle,<br />
Reichtum, sondern die Antwort auf<br />
die Frage, wie hoch die Garantie dafür<br />
ist, dass ein Wein in zehn, 15, 20 Jahren<br />
Spass bereiten wird.<br />
2001<br />
<br />
Schwieriges Jahr: klassische,<br />
elegant-herbe Weine auf<br />
den besten Terroirs des Médoc,<br />
im besten Fall überraschend<br />
elegante Saint-Emilion, hervorragende<br />
trockene Weissweine<br />
und Sauternes.<br />
Angemessene Preise.<br />
2000<br />
<br />
Hervorragendes Rotweinjahr in<br />
allen Appellationen. Vollmundige,<br />
dichte Weine. Weissweine<br />
und Süssweine sind hingegen<br />
(nur) gut ausgefallen. Teuer.<br />
15
www.chateau-issan.com<br />
Lʼabus dʼalcool est dangereux pour la santé, à consommer avec modération.<br />
www.twinphotographie.com<br />
Médoc<br />
Mal so, mal so<br />
Wer am Sinn und an der Existenz von Terroirs<br />
und Appellationen zweifelt, wird eines<br />
Besseren belehrt: Im ausgedehnten Haut-<br />
Médoc mit seinen vielfältigen Boden typen<br />
und Lagen sind die Unterschiede oft beträchtlich.<br />
So fehlt vielen Haut-Médoc (sowie<br />
Médoc, Listrac und Moulis, die ebenfalls in<br />
diesem Kapitel zu fi nden sind) die optimale<br />
Reife: Die Tannine sind zwar reif, doch<br />
die Aromatik tendiert hin und wieder zu<br />
krautigen und manchmal sogar grasigen<br />
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Malleret<br />
La Cardonne<br />
D’Escurac<br />
Belgrave<br />
Cantemerle<br />
Akzenten. Im Gegenzug fi ndet man hier auch<br />
eine Handvoll relativ bekömmlicher Weine<br />
und wird, wenn die Hunderte von nichtklassierten<br />
oder nicht «en primeur» erhältlichen<br />
Weinen erst einmal abgefüllt sind, noch manches<br />
Schnäppchen machen können an guten<br />
Weinen zum Sonntagsbraten.<br />
Unter den grossen Terroirs des Haut-Médoc<br />
liegt eines klar oben: Chasse-Spleen hat<br />
erneut die Qualität eines Classé-Gutes und<br />
lässt selbst die ausgezeichneten Haut-Médoc<br />
Cantemerle und La Lagune klar hinter sich.<br />
Unter den – so Gott will, denn auch hier sind<br />
bei Drucklegung noch keine Preise bekannt –<br />
preiswerteren Weinen sind uns Güter wie<br />
Liversan, Cambon La Pelouse oder Malleret<br />
sehr positiv aufgefallen. Der Listrac Clarke<br />
fehlt in der Verkostung, weil das Muster nicht<br />
rechtzeitig bei uns eingetroff en ist.<br />
Tipp: Chasse-Spleen kaufen. Der Wein hat<br />
Top-Niveau!<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong> 17<br />
Fakten<br />
Geografi e<br />
Das Médoc ist eine fast hundert<br />
Kilometer lange Landzunge<br />
zwischen dem Atlantik im Westen<br />
und der Gironde, dem Zusammenfl<br />
uss von Garonne und Dordogne,<br />
im Osten. Weinmässig unterscheidet<br />
man den südlicheren Teil des<br />
Médoc, das sogenannte Haut-<br />
Médoc, das von <strong>Bordeaux</strong> bis<br />
Saint-Seurin de Cadourne reicht<br />
und in dem alle Gemeindeappellationen<br />
liegen, vom nördlicheren<br />
Teil, dem eigentlichen Médoc.<br />
Zwei Médoc-Gemeinden besitzen<br />
ihre eigene Appellation, aber keine<br />
Crus Classés: Moulis und Listrac.<br />
Terroir<br />
Sehr heterogen aufgrund der<br />
Ausdehnung und im Gegensatz zu<br />
den kleineren Gemeindeappellationen,<br />
die über recht einheitliche<br />
Terroirs verfügen. Leicht gewellte<br />
Kuppen von grobem Kies, hie und<br />
da Sand und Lehm über Kalk.<br />
Sorten<br />
50 Prozent Cabernet Sauvignon,<br />
45 Prozent Merlot, 5 Prozent<br />
Cabernet Franc, Petit Verdot,<br />
Carmenère.<br />
Stil<br />
Immense Stilbreite. Meist tanningeprägt<br />
und dicht, doch je nach<br />
Terroir und Klasse elegant und<br />
ausgewogen, aber auch kantig<br />
und herb. Als Faustregel, die<br />
zahlreiche Ausnahmen kennt, mag<br />
gelten, dass Médoc eher kräftiger,<br />
Haut-Médoc eher eleganter ausfallen,<br />
die Moulis einer Mischung<br />
aus Saint-Julien und Margaux<br />
gleichen und die Listrac mit ihrem<br />
oft hohen Merlot-Anteil, der hier<br />
auch mal den Hauptteil bilden<br />
kann, wuchtig und rassig.<br />
Optimale Trinkreife<br />
6 bis 15 Jahre (einfachere<br />
Weine und Jahrgänge),<br />
10 bis 30 Jahre und länger<br />
für die Spitzen-Crus.
18<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Listrac<br />
600 Hektar Reben<br />
60 Produzenten<br />
5 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
Haut-Médoc<br />
14.5<br />
Château Bernadotte<br />
Fruchtig, bekömmlich, etwas<br />
krautig, robust. 2016 bis 2022.<br />
Château Caronne Sainte<br />
Gemme<br />
Fruchtig und frisch mit etwas<br />
kantigem, hartem Tannin.<br />
2016 bis 2022.<br />
Château Haut Madrac<br />
Frisch und fruchtig, saftig,<br />
macht Spass. 2016 bis 2022.<br />
Château Lieujean<br />
Recht elegant und ausgewogen,<br />
geschmeidiges Tannin, Himbeerfi<br />
nale. 2016 bis 2022.<br />
15<br />
Château Bel Orme Tronquoy<br />
de Lalande<br />
Knackig und frisch, blumig,<br />
gut gemacht, saftig: ein sicherer<br />
Wert. 2018 bis 2030.<br />
Château Cissac<br />
Frisch und krautig, mit etwas<br />
fl ockigen, aber rassigen Tanninen,<br />
auch im Finale spürt man<br />
die krautigen Komponenten;<br />
besitzt Charakter, doch fehlt<br />
eine Spur an Reife und ultimer<br />
Präzision. 2020 bis 2030.<br />
Château Citran<br />
Fruchtig, saftig, ausgewogen;<br />
macht Spass. 2016 bis 2022.<br />
Château de Lamarque<br />
Fruchtig, dicht, saftig, frisch und<br />
herb, klassisch, ausgewogen.<br />
2016 bis 2026.<br />
Château Hanteillan<br />
Fruchtig, stoffi g, pulvriges Tannin.<br />
Zuverlässig und empfehlenswert.<br />
2018 bis 2026.<br />
Château Lanessan<br />
Kompakt; Ansätze zur Eleganz,<br />
geschmeidiges Tannin, sauber<br />
gearbeitet, zuverlässig, erfreulich.<br />
2016 bis 2024.<br />
Ramage la Batisse<br />
Von rauchig-fruchtiger Art,<br />
robustes, frisches Tannin,<br />
Erdbeerfi nale; erfreulich, macht<br />
Spass. 2018 bis 2028.<br />
Château Reysson<br />
Viel Eiche, aber auch eine<br />
Menge saftiges Tannin, blumigfruchtiges<br />
Barrique-Finale.<br />
Modern und gut gemacht.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château Sociando Mallet<br />
Nase von Pfi ngstrose und roten<br />
Beeren; beginnt fruchtig und<br />
direkt, doch endet etwas abrupt<br />
auf etwas fl ockigem Tannin.<br />
2018 bis 2026.<br />
Über siebzig solcher Inox-Behälter stehen im Keller von Château La Lagune.<br />
15.5<br />
Château Cambon La Pelouse<br />
Verführerische, präzise Aromatik,<br />
satter Bau, saftiges, knackiges<br />
Tannin; erfreulich gelungen,<br />
macht Spass. 2018 bis 2026.<br />
Château Camensac<br />
Vergnügliche Beerenaromatik,<br />
rundes Tannin, angenehm<br />
fruchtiges, erst im letzten Drittel<br />
etwas gar feuriges Finale.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château La Tour Carnet<br />
Die knackige, frische Textur wird<br />
im Muster etwas abrupt beeinträchtigt<br />
durch das präsente<br />
und trocknende Holz, doch das<br />
Finale verrät mehr Schliff , als in<br />
diesem Jahr zu erwarten war –<br />
deutliche Fortschritte folglich.<br />
2018 bis 2030.<br />
Château Liversan<br />
Von ausgezeichneter Machart,<br />
Tannine mit Schliff , perfekt ausbalancierte<br />
Textur, fruchtiges,<br />
frisches Finale. Erfreulich und<br />
empfehlenswert. 2018 bis 2028.<br />
Château Maurac<br />
Kompakt und saftig, samtenes<br />
Tannin, frisches, fruchtiges<br />
Finale. 2018 bis 2025.<br />
16<br />
Château Belgrave<br />
Ungemein fruchtig und frisch,<br />
geschmeidiges, saftiges Tannin,<br />
feuriges Finale. Gut gemacht,<br />
versteckt seine – künftige –<br />
Eleganz und Liebenswürdigkeit<br />
noch hinter der kompakten,<br />
klassischen Struktur. Kann nur<br />
zulegen. 2018 bis 2028.<br />
Château de Malleret<br />
Ausgewogener Bau, dichtes<br />
Tannin grösster Qualität, langes<br />
feurig-fruchtiges Finale. Hervorragend<br />
gemacht, im Auge<br />
behalten! 2018 bis 2028.<br />
16.5<br />
Château Cantemerle<br />
Kompakt und dicht, perfekt<br />
eingebundener Alkohol, herbes,<br />
kompaktes, aber auch saftiges<br />
und frisches Tannin; robust und<br />
gut gebaut, klassisch und, gemessen<br />
an anderen Weinen des<br />
Jahres, erstaunlich bekömmlich:<br />
die 17 Punkte in Griff weite!<br />
2020 bis 2030.<br />
17<br />
Château La Lagune<br />
Zurückhaltende, rauchigfruchtige<br />
Aromatik, knackiges,<br />
frisches Tannin mit Schliff , langes,<br />
feuriges Finale; superber,<br />
perfekt ausbalancierter, wuchtiger<br />
und doch nicht schwerfälliger,<br />
im Gegenteil sehr stiltreuer<br />
Wein. 2020 bis 2030.<br />
Médoc<br />
14.5<br />
Château Blaignan<br />
Herb, kernig, von mittlerer<br />
Dichte, das Holz noch sehr<br />
dominant. 2017 bis 2024.<br />
Château Patache d’Aux<br />
Viel Holz, kantiges Tannin.<br />
2018 bis 2024.<br />
15<br />
Château Haut Condissas<br />
Mokka und Kirsche, reifes Tannin,<br />
spürbarer Alkohol. Modern.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château La Tour de By<br />
Robust, etwas trocken, aber mit<br />
Substanz. Kann reifen.<br />
2018 bis 2026.<br />
Château Lousteauneuf<br />
Extraktreich, mit etwas hartem<br />
Tannin, dadurch etwas abruptes<br />
Finale. 2018 bis 2025.<br />
Médoc/<br />
Haut-Médoc<br />
16300 Hektar Reben<br />
15 Prozent des ganzen<br />
<strong>Bordeaux</strong><br />
1400 Châteaux<br />
150 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
67 Crus Classés<br />
(Haut-Médoc)<br />
Château Ramafort<br />
Recht elegant, frisch und<br />
fruchtig, herbes, leicht fl ockiges<br />
Tannin. 2017 bis 2024.<br />
Château Rollan de By<br />
Reich, vollmundig, stoffi g, viel<br />
Alkohol, aber auf seine Art<br />
stimmig. 2018 bis 2025.<br />
15.5<br />
Château d’Escurac<br />
Fruchtig, frisch, saftig, ausgewogen,<br />
macht Freude.<br />
2018 bis 2024.<br />
Château La Cardonne<br />
Komplex, angenehm fruchtig,<br />
feste, herbe Struktur, Ansätze<br />
zur Eleganz. Erfreulich.<br />
2015 bis 2026.<br />
Château Potensac<br />
Robust und saftig, temperamentvoll,<br />
frisch, dann überraschend<br />
feurig, ein lupenreiner<br />
Médoc im Ansatz und in der<br />
Struktur, doch sehr südländisch,<br />
was die Fülle und den Alkohol<br />
anbelangt. Besser etwas reifen<br />
lassen. 2020 bis 2030.<br />
Listrac<br />
14.5<br />
Château Fourcas Hosten<br />
Flockiges Kaff eesatztannin,<br />
kompakter Bau, endet trocken,<br />
es fehlt etwas an Schliff .<br />
2016 bis 2024.<br />
Château Lestage<br />
Gut gebaut, gepfl egter Ausbau,<br />
der leider noch etwas den Wein<br />
übertönt. Modern.<br />
2016 bis 2024.<br />
15<br />
Château Fonréaud<br />
Aromatik von Schokolade und<br />
Kirsche; robust und gut gebaut,<br />
ungewohnt hartes Tannin; besitzt<br />
nicht ganz den Charme und<br />
die Klasse der letzten beiden<br />
Jahrgänge, doch wird durch den<br />
Ausbau an Ausgewogenheit<br />
gewinnen. 2020 bis 2030.<br />
Château Fourcas Borie<br />
Frisch und knackig, saftig, gut<br />
gebaut, reiches Finale.<br />
2018 bis 2024.<br />
15.5<br />
Château Mayne Lalande<br />
Temperamentvoller Wein mit<br />
vergnüglicher, pfeff riger Fruchtaromatik,<br />
saftig, extraktreich,<br />
wuchtig, feurig, aber ohne<br />
die gewohnte Holzdominanz,<br />
besitzt Charakter, macht Spass:<br />
der schönste Mayne aller Zeiten.<br />
2022 bis 2040.<br />
Listrac-Terroir:<br />
Château<br />
Fonréaud.<br />
Moulis<br />
14.5<br />
Château Branas Grand<br />
Poujeaux<br />
Das spürbare Holz eines luxuriösen<br />
Ausbaus, voller Körper,<br />
etwas fl ockiges, doch auch<br />
extrem feuriges Finale; Wein<br />
moderner Schule, der unter<br />
dem zu präsenten Alkohol des<br />
Jahrgangs leidet. 2016 bis 2022.<br />
15<br />
Château Anthonic<br />
Gut gebaut, kompakt, geschmeidiges<br />
Tannin, fruchtigfeuriges<br />
Finale. Gut gelungen in<br />
seiner Kategorie. 2018 bis 2028.<br />
Château Biston Brillette<br />
Saftig und fruchtig, gut eingebundenes<br />
Holz, mittellang,<br />
geschmeidiges, kaum alkoholisches<br />
Finale; zuverlässig.<br />
2018 bis 2026.<br />
16.5<br />
Château Poujeaux<br />
Ungemein erfreuliches Muster<br />
ganz ohne Holzschminke, im<br />
Gegenteil frisch und saftig, ge-<br />
schmeidig und fruchtig, perfekt<br />
integrierter Alkohol. Ausgewogen,<br />
stiltreu und präzis: wenn<br />
das so auf die Flasche kommt,<br />
ein Bilderbuch-Poujeaux.<br />
2018 bis 2028.<br />
18<br />
Château Chasse Spleen<br />
Besitzt Tannine umwerfender<br />
Qualität, robust und dicht und<br />
doch von grosser Finesse, zeigt<br />
Saftigkeit und Tiefe und grosse<br />
aromatische Komplexität mit<br />
Noten von Beeren und Blumen<br />
und Kräutern im langen Finale;<br />
da blieb uns buchstäblich die<br />
Spucke weg! 2020 bis 2040.<br />
Moulis<br />
600 Hektar Reben<br />
40 Produzenten<br />
4 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
19<br />
Liess im Moulis<br />
alle Konkurrenten hinter<br />
sich: der <strong>2010</strong>er von<br />
Château Chasse-Spleen.
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Eines der schönsten Médoc-Schlösser: Château Palmer.<br />
Margaux<br />
Grosses Kino<br />
D ie südlichste der Médoc-Appellationen ist <strong>2010</strong><br />
ganz einfach und unbestritten auch die beste.<br />
Selbst auf den nichtklassierten Gütern hat der<br />
besondere Witterungsverlauf für eine ausgezeichnete<br />
Balance gesorgt und für Cabernet<br />
Sauvignon herausragender Klasse. Unreifenoten<br />
sind hier selten, der Alkohol bleibt im Rahmen<br />
des Erträglichen, und nicht einmal der Hagel<br />
hat – nach zwei Jahren, in denen mehrere Güter<br />
darunter litten – diesmal für Probleme gesorgt.<br />
Auch grosse und weniger grosse Margaux wird<br />
14.5<br />
Château Marsac Séguineau<br />
Rustikales, fl ockiges Tannin,<br />
holzgeprägtes Schokoladenfi<br />
nale. 2018 bis 2028.<br />
15<br />
Blason (Issan)<br />
Knackig und frisch, saftig, kernig,<br />
gut eingebundener Alkohol.<br />
2016 bis 2025.<br />
Fakten<br />
Geografi e<br />
Die südlichste Kommunalappellation<br />
erstreckt sich über<br />
Margaux, Arsac, Cantenac,<br />
Labarde und Soussans.<br />
Terroir<br />
Tiefgründige, gut drainierende<br />
Böden aus Kies, Sand und<br />
Lehm. Auf den charakteristischen<br />
Kieskuppen fühlt der<br />
Cabernet sich besonders wohl,<br />
während der Merlot lehmhaltige<br />
Parzellen bevorzugt.<br />
Château La Tour de Bessan<br />
Trotz der krautigen Akzente<br />
und der pfeff rigen Säure auch<br />
grosse Frische und Rasse,<br />
ausgesprochen bekömmlich<br />
und gut gemacht, Tannine mit<br />
Schliff . 2018 bis 2026.<br />
Château La Tour de Mons<br />
Rauchige Aromatik, distinguierter,<br />
schlanker Bau, pulvriges<br />
Tannin; nicht die Extraktion<br />
gesucht, sondern die Ausgewogenheit.<br />
Stiltreu. 2020 bis 2030.<br />
Sorten<br />
54 Prozent Cabernet Sauvignon,<br />
38 Prozent Merlot,<br />
8 Prozent Cabernet Franc,<br />
Petit Verdot, Carmenère.<br />
Stil<br />
Einen Margaux erkennt man<br />
im besten Fall am besonderen<br />
Schliff der Tannine, die<br />
schlank und frisch ausfallen,<br />
und am Himbeeraroma.<br />
Optimale Trinkreife<br />
6 bis 15 Jahre (einfachere<br />
Weine und Jahrgänge),<br />
10 bis 30 Jahre und länger<br />
für die Spitzen-Crus.<br />
man allerdings nicht für den raschen Konsum<br />
erstehen, sondern für die lange Kellerreife. Doch<br />
das Warten wird sich lohnen. Auch wem Palmer<br />
oder Château Margaux zu teuer geworden sind,<br />
der muss nicht leer ausgehen: Cantenac Brown,<br />
das umwerfende Ferrière, aber auch Monbrison<br />
und Giscours sind von ähnlichem Niveau, und<br />
selbst einige Zweitweine lohnen den Kauf.<br />
Tipp: Monbrison und Ferrière reservieren: Die<br />
Mengen dieser Weine sind beschränkt!<br />
Château Lascombes<br />
Robust, kantig, eckig gar, noch<br />
verschlossen, ohne technische<br />
Fehler, doch der einzige Wein<br />
in Margaux, der mit etwas bitterem<br />
Extrakt aufwartet.<br />
2022 bis 2030.<br />
Ségla (Rauzan Ségla)<br />
Frisch und fruchtig, gefällig,<br />
saftig, empfehlenswert, früh zu<br />
geniessen. 2015 bis 2020.<br />
15.5<br />
Brio (Cantenac Brown)<br />
Saftig, wuchtig, fröhlich,<br />
knackig, macht Freude schon in<br />
diesem frühen Stadium, empfehlenswert.<br />
2025 bis 2050.<br />
Château La Gurgue<br />
Blumig und erfrischend, saftig,<br />
ausgewogen, delikat, bei<br />
mittlerer Länge: macht einfach<br />
Spass. Zum Trinken, nicht zum<br />
Renommieren. 2016 bis 2022.<br />
Château Labégorce<br />
Spürbare Frische, fl orale Aromatik,<br />
herbes Tannin, feuriges,<br />
in diesem Stadium auch etwas<br />
durch das Holz markiertes Finale,<br />
gute Länge. 2020 bis 2030.<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Ségla<br />
Sirène<br />
Brio<br />
La Gurgue<br />
Siran<br />
Alter Ego<br />
D’Angludet<br />
Prieuré-Lichine<br />
Boyd Cantenac<br />
Rauzan-Gassies<br />
Giscours<br />
Cantenac Brown<br />
Palmer<br />
Château Marquis d’Alesme<br />
Becker<br />
Zuerst etwas holzbetont, dann<br />
blumig und fruchtig, robustes<br />
Tannin, herbes, eckiges Finale,<br />
das feurig ausläuft: technisch<br />
hervorragend gemacht, steigende<br />
Qualität. 2020 bis 2030.<br />
Château Siran<br />
Hübsche, verführerische<br />
Margaux-Nase, Tannin grosser<br />
Klasse, genau richtig reife<br />
Textur, das feurige Finale ist das<br />
Einzige, was uns stört an diesem<br />
ansonsten ausgezeichneten<br />
Wein. 2018 bis 2028.<br />
Sirène (Giscours)<br />
Beginnt frisch und fruchtig, verläuft<br />
geschmeidig, mit frischem<br />
Tannin, macht bereits heute<br />
Spass: empfehlenswert.<br />
2014 bis 2018.<br />
16<br />
Château du Tertre<br />
Ungewöhnlich dicht und kernig,<br />
ohne kantig zu sein, reich,<br />
ohne allzu feurig zu wirken, gut<br />
gebaut und doch elegant, lang.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château Kirwan<br />
Satt und voll, saftig und reich,<br />
vereint Fülle, Feuer, Reichtum<br />
21
L’ABUS D’ALCOOL EST DANGEREUX POUR LA SANTE. A CONSOMMER AVEC MODERATION<br />
Photo et projet : JL Barde<br />
Margaux<br />
1400 Hektar Reben<br />
90 Produzenten<br />
10 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
21 Crus Classés<br />
und Rasse. Nicht von besonderer<br />
Tiefe, nicht von grösster<br />
Präzision, aber zuverlässig und<br />
stimmig im Stil des Jahres.<br />
2018 bis 2030.<br />
Château Marquis de Terme<br />
Knackig und dicht, fruchtig, gut<br />
eingebundenes, robustes Tannin,<br />
frisches Finale, der Alkohol<br />
gut ausbalanciert; hat noch<br />
einmal deutliche Fortschritte<br />
gemacht. 2020 bis 2030.<br />
.<br />
Château Pouget<br />
Kompakt, kantig gar, frisches<br />
Tannin, feuriges Finale;<br />
zuverlässig, aber diesmal sehr<br />
deutlich von Boyd distanziert,<br />
dem zweiten Gut von Lucien<br />
Guillemet. 2020 bis 2030.<br />
Pavillon Rouge (Margaux)<br />
Ungemein saftig, frisch, feurig,<br />
opulent, samtenes Tannin und<br />
spürbarer Alkohol; interessanter<br />
Pavillon Rouge. Unbedingt<br />
etwas reifen lassen.<br />
2020 bis 2030.<br />
16.5<br />
Alter Ego (Palmer)<br />
Superbe Nase, dichtes, raffi -<br />
niertes Tannin, sukkulentes,<br />
ungemein fruchtiges Finale: der<br />
beste bisher produzierte Alter<br />
Ego. 2018 bis 2026.<br />
Château d’Angludet<br />
Superbe Nase von Beeren und<br />
Blüten, den Mund voll frischer,<br />
knackiger Beeren, frisches<br />
Tannin mit Schliff , umwerfend<br />
reiches und doch saftiges, langes<br />
Finale; hervorragend, eine<br />
Sünde wert. 2020 bis 2030.<br />
Château Dauzac<br />
Zuerst rauchig und holzbetont,<br />
dann blumig-fruchtig; saftig mit<br />
rassigem, knackigem Tannin von<br />
feinem Korn; besitzt die Fruchtigkeit<br />
des 2009, aber kantigere<br />
Tannine, dadurch grössere Tiefe.<br />
2020 bis 2035.<br />
Château Desmirail<br />
Geschmeidig und raffi niert,<br />
Streicheltannin, das doch<br />
genügend Dichte besitzt, blumiges<br />
Finale; ein Muss und für<br />
Leute, die nicht zu lange auf ihre<br />
<strong>2010</strong>er warten wollen.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Prieuré Lichine<br />
Die Tannine sind von genügend<br />
dichter, doch eleganter,<br />
delikater Art, das Finale ist<br />
blumig und lang, auf unnötige<br />
Holzschminke wurde verzichtet,<br />
drückt perfekt die Typizität der<br />
Appellation aus. Hervorragend<br />
und empfehlenswert.<br />
2018 bis 2028.<br />
17<br />
Château Boyd Cantenac<br />
Ein Fruchtkonzentrat, beeindruckend<br />
frisch mit Tiefe und<br />
Charakter, der Alkohol gut<br />
integriert. Illustriert unverblümt<br />
die Qualität des Cabernet Sauvignon<br />
dieses Jahrgangs.<br />
2022 bis 2040.<br />
Château d’Issan<br />
Beginnt so kompromisslos<br />
kompakt und kantig, wie man<br />
das von einem grossen Issan gewohnt<br />
ist, mit off en liegendem,<br />
knackigem Tannin. Endet in<br />
zwei Etappen: Zuerst klingen<br />
die Tannine ab, dann hallen die<br />
an schwarze Beeren und Flieder<br />
erinnernden Aromen aus.<br />
2020 bis 2040.<br />
Château Malescot<br />
Saint Exupéry<br />
Überraschte uns der 2009<br />
durch seinen Liebreiz und seine<br />
für dieses Cru in diesem Stadium<br />
schon fast gefällige Art,<br />
präsentiert sich der <strong>2010</strong> wieder<br />
so, wie wir das von diesem Wein<br />
mit ausgeprägtem Charakter<br />
gewohnt sind: rauchig und<br />
robust an der Oberfl äche, doch<br />
mit Frische und Schmelz in der<br />
Tiefe. Für sein Potenzial kaufen,<br />
nicht für junges Glück.<br />
2025 bis 2040.<br />
Château Rauzan Gassies<br />
Von absoluter Finesse und Delikatesse,<br />
elegant, ausgewogen,<br />
frisch und delikat, doch auch<br />
von beeindruckender Dichte:<br />
hat die Sinnlichkeit des 2009<br />
und zusätzlich Struktur, nicht<br />
nur umwerfend liebenswürdig,<br />
sondern auch ganz und gar ausdauernd,<br />
erwachsenen Grand<br />
Cru geworden, zählt mit zum<br />
Besten, was Margaux heute zu<br />
bieten hat. 2020 bis 2035.<br />
17.5<br />
Château Brane Cantenac<br />
Perfekt gezeichnet, elegant,<br />
mit frischem, eng gewobenem<br />
Tannin und spürbarem, aber<br />
nicht dominierendem Alkohol.<br />
2020 bis 2035.<br />
Château Durfort Vivens<br />
Vielversprechende Aromen von<br />
Blumen und Kräutern, superbes<br />
Tannin, dann überraschend<br />
wuchtiges, feuriges Finale. Ganz<br />
im Stil des Jahres.<br />
2025 bis 2040.<br />
Château Rauzan Ségla<br />
Blumig-fruchtige Nase von<br />
Flieder und Himbeere; perfekt<br />
ausbalancierter Bau, Tannin<br />
mit Schliff , volles, anhaltendes<br />
Finale; der schönste Ségla der<br />
letzten Jahre. 2020 bis 2040.<br />
18<br />
Château Giscours<br />
Klassische Nase von Blüten und<br />
Himbeere; dicht und doch delikat,<br />
voluminös, aber auch mit<br />
Tiefe, vor allem aber ellenlang,<br />
herrlich feinkörniges Tannin;<br />
grosser sinnlicher, kompletter<br />
Giscours auf dem Niveau der<br />
allerbesten Jahrgänge.<br />
2022 bis 2040.<br />
Château Monbrison<br />
Noten von frischen Beeren und<br />
Kräutern; perfekt reife Textur<br />
mit Schliff , Tannine grösster<br />
Noblesse, glasklarer Fruchtausdruck,<br />
langes Finale: unglaublicher,<br />
umwerfender Wein.<br />
2020 bis 2040.<br />
19<br />
Château Cantenac Brown<br />
Verbindet Struktur und Saft,<br />
Sinnlichkeit und Opulenz, die<br />
Tannine sind von absoluter<br />
Klasse: ist noch einmal besser<br />
als 2009 und stellt eine echte<br />
Alternative dar zu den zu teuer<br />
gewordenen Premiers Crus.<br />
2025 bis 2050.<br />
Château Ferrière<br />
Die Tannine sind von grosser<br />
Klasse, die Textur dicht und<br />
frisch, die Aromatik komplex,<br />
der Alkohol nicht mehr als ein<br />
Bindemittel für die Substanz.<br />
Der schönste Ferrière seit je, auf<br />
dem Niveau eines Premier Cru.<br />
2020 bis 2040.<br />
20<br />
Château Margaux<br />
Umwerfende Nase von Blüten<br />
und Himbeere; beginnt elegant<br />
und geschmeidig, hallt endlos<br />
nach im Gaumen; Unüblich<br />
monumentaler, genialer Wein.<br />
2020 bis 2050.<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong> 23<br />
Château Palmer<br />
Superbe Textur, voll und sinnlich<br />
und reich und dicht und samten<br />
und frisch, langanhaltendes,<br />
feurig-wuchtiges Finale; umwerfender,<br />
superber Wein mit<br />
eindrücklicher Balance und beeindruckend<br />
frischer Aromatik<br />
trotz seines Reichtums. Und das<br />
Beste daran: Qualitativ auf dem<br />
gleichen Niveau wie Château<br />
Margaux (was immer das auch<br />
heissen mag), stilmässig so<br />
völlig anders, dass sich ein Vergleich<br />
erübrigt. 2022 bis 2050.<br />
Grosse Holzfässer<br />
für die erste Gärung auf<br />
Château Ferrière.
24<br />
Saint-Julien<br />
Opulente Frische<br />
S aint-Julien als homogenste Haut-Médoc-Gemeinde aufzuführen, ist ja nun wirklich kein<br />
Scoop. Das Abschneiden der besten Güter ist aber doch ziemlich sensationell. Ducru-Beaucaillou,<br />
Gruaud-Larose und Léoville Las Cases haben Premier-Cru-Niveau, und nur knapp<br />
dahinter drängeln die Verfolger. Interessant ist, dass der Stil der Gemeinde – eine Art Mix aus<br />
Margaux und Pauillac – in diesem Jahr besonders gut zum Tragen kommt, in einer wuchtigen,<br />
opulenten, aber gleichzeitig frischen und folglich nicht plumpen Variante.<br />
Tipp: Zweitweine wie Connetable, Les Fiefs oder Sarget sind in diesem Jahr gute Tipps, was<br />
das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht.<br />
15<br />
Château Beychevelle<br />
Kompakt und rund, einer der<br />
reichsten Weine der Appellation,<br />
sowohl was den Extrakt als<br />
auch was den Alkohol betriff t,<br />
besitzt dennoch Schliff , etwas<br />
überraschendes Zitronentee-<br />
Finale. 2018 bis 2026.<br />
Connétable (Talbot)<br />
Süffi g wie frischer Kirschsaft,<br />
saftig und frisch, der ideale Gastronomiewein<br />
für den raschen<br />
Genuss. 2015 bis 2020.<br />
Saint-Julien<br />
920 Hektar Reben<br />
26 Prozent des ganzen<br />
<strong>Bordeaux</strong><br />
6,5 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
11 Crus Classés<br />
15.5<br />
Château Lalande Borie<br />
Frisch und geschmeidig, elegant,<br />
fruchtiges Finale, macht<br />
Freude. 2016 bis 2026.<br />
Croix Beaucaillou (Ducru)<br />
Frisch und fruchtig, geschmeidig,<br />
blumig, sehr ausgewogen,<br />
dennoch gut strukturiert, gelungen.<br />
2018 bis 2024.<br />
Les Fiefs (Lagrange)<br />
Saftig, knackig und frisch,<br />
geschmeidig und bekömmlich<br />
trotz des spürbar feurigen<br />
Finales, perfekt für die rasche<br />
Freude. 2016 bis 2022.<br />
Lion (Las Cases)<br />
Fruchtig und frisch, gut proportioniert,<br />
geschmeidiges, kaum<br />
hartes Tannin. 2018 bis 2026.<br />
Sarget (Gruaud Larose)<br />
Knackig, frisch, saftig, robust,<br />
erinnert an den Grand Vin in<br />
einer gewiss bescheideneren,<br />
aber nicht uninteressanten<br />
Variante. 2018 bis 2030.<br />
16<br />
Château Gloria<br />
Interessante Kräutertee-Aromatik,<br />
knackiges Tannin, überraschendes<br />
Volumen, frisches,<br />
krautiges Finale: ausgezeichnet<br />
gelungen, reichhaltig und doch<br />
bekömmlich, muss nach dem<br />
Ausbau unbedingt reifen.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château Langoa Barton<br />
Kompakt, dicht, sehr stiltreu<br />
in seiner immer sehr gut proportionierten,<br />
ausgewogenen,<br />
mittleren Dimension. Wird wie<br />
immer erst mit der Reife seine<br />
Klasse ausspielen, nicht «en<br />
primeur». 2020 bis 2030.<br />
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Saint-Pierre<br />
Lagrange<br />
Talbot<br />
Branaire-Ducru<br />
16.5<br />
Clos du Marquis<br />
Beeindruckende Textur, gut<br />
strukturiert, mit Fülle und Feuer,<br />
Frische und Rasse, Wucht und<br />
Länge. 2020 bis 2035.<br />
17<br />
Château Saint Pierre<br />
Superbes Tannin, frisch und<br />
knackig, robust und doch mit<br />
Schliff , schönes, anhaltendes,<br />
saftiges Brombeerfi nale,<br />
genau richtiger Süsskomplex;<br />
hervorragend gelungen und<br />
empfehlenswert, für die lange<br />
Reife. 2022 bis 2040.<br />
17.5<br />
Château Lagrange<br />
Majestätische, glasklare<br />
Struktur, superbes, genau<br />
richtig reifes Tannin mit Schliff ,<br />
saftiges, umwerfend fruchtiges<br />
Veilchen-und-Brombeer-Finale.<br />
CHATEAU RAMAGE LA BATISSE<br />
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Hervorragend und durch und<br />
durch empfehlenswert.<br />
2020 bis 2040.<br />
Château Léoville Poyferré<br />
Beginnt kompakt und voll,<br />
die Tannine sind massiv und<br />
doch nicht hart, der Alkohol<br />
balanciert alles perfekt aus,<br />
der aromatische Eindruck ist<br />
intensiv und anhaltend. Der konzentrierteste<br />
aller Saint-Julien<br />
und folglich exakt seinem Stil<br />
entsprechend. 2020 bis 2030.<br />
Château Talbot<br />
Verführerische Aromatik, blumige<br />
und fruchtige Komponenten,<br />
energisches, frisches Tannin,<br />
langes Fruchtfi nale, superb.<br />
2020 bis 2030.<br />
18<br />
Château Branaire Ducru<br />
Die absolute Reinheit der Aromen,<br />
der Schliff und die Textur<br />
der Tannine sind beispielhaft,<br />
der Alkohol ist kaum wahrnehmbar,<br />
das Ganze ungemein<br />
konstant. Hervorragender, grosser<br />
Branaire, einer der besten<br />
aller Zeiten. 2022 bis 2040.<br />
Château Gruaud Larose<br />
Man ortet problemlos die<br />
typische, mineralische Gruaud-<br />
Nase und das klassische,<br />
majestätische, rauchige Tannin,<br />
das zusätzlich ungewöhnlichen<br />
Schliff und besondere Frische<br />
besitzt, das Finale hingegen ist<br />
ungewohnt reichhaltig und lang;<br />
vielschichtig, beeindruckend,<br />
voller Charakter. 2020 bis 2050.<br />
18.5<br />
Château Ducru Beaucaillou<br />
Superbe Nase von Blumen und<br />
Kräutern, Klassetannin, besitzt<br />
Dichte und Schliff , langes,<br />
blumiges Finale, hervorragend<br />
gebaut, superber Wein: der<br />
zweite herausragende Ducru in<br />
Folge. 2022 bis 2040.<br />
Château Léoville Barton<br />
Beginnt genauso zurückhaltend<br />
fruchtig und blumig, wie man<br />
das von diesem Wein erwartet,<br />
die Gerbstoff e sind knackig, das<br />
Finale ist saftig, satt und lang,<br />
ohne eine Spur von Alkohol; der<br />
Saint-Julien mit dem bescheidensten<br />
Alkoholgehalt (13 Volumenprozent),<br />
schnörkellos,<br />
ohne Schminke und doppelten<br />
Boden, von absoluter Stiltreue.<br />
Ein absolutes Muss für Liebhaber<br />
klassischer Weine.<br />
2025 bis 2050.<br />
19<br />
Château Léoville Las Cases<br />
Glänzt nicht durch übertriebenen<br />
Extrakt, sondern durch<br />
seine Frische, seine Rasse, seine<br />
immense Länge und Tiefe, die<br />
absolute Qualität seiner Tannine.<br />
Gigantischer Las Cases,<br />
wie wir ihn noch nie verkostet<br />
haben. 2025 bis 2050.<br />
Fakten<br />
Geografi e<br />
Ein nicht unbeträchtlicher Teil<br />
der Weingärten von Saint-<br />
Julien liegt in unmittelbarer<br />
Nähe der Gi ronde und im Zentrum<br />
des Haut-Médoc. Kein<br />
Wunder, dass die Appellation,<br />
in der die klassierten Güter<br />
zudem das Gros der Abfüller<br />
ausmachen, regelmässig als<br />
die zuverlässigste, einheitlichste<br />
des Médoc apostrophiert<br />
wird – eine Vorgabe, die<br />
sie mittlerweile mit Margaux<br />
teilen muss.<br />
Terroir<br />
Die Appellation liegt auf einer<br />
Kieszone von fünf Kilometer<br />
Länge und 3,5 Kilometer<br />
Breite: Saint-Julien besitzt mit<br />
Abstand das einheitlichste<br />
Terroir des Médoc.<br />
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UN CHOIX EXCEPTIONNEL EN SUISSE<br />
B O R D E A U X P R I M E U R S 2 0 1 0<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong> 27<br />
Sorten<br />
63 Prozent Cabernet Sauvignon,<br />
28 Prozent Merlot,<br />
9 Prozent Cabernet Franc,<br />
Petit Verdot, Carmenère.<br />
Stil<br />
Saft, Eleganz, besondere<br />
Sinnlichkeit und geschmeidige<br />
Fülle machen die Saint-<br />
Julien zu den beliebtesten,<br />
populärsten aller Médoc-<br />
Weine.<br />
Optimale Trinkreife<br />
6 bis 20 Jahre (einfachere<br />
Weine und Jahrgänge),<br />
10 bis 30 Jahre und länger<br />
für die Spitzen-Crus.<br />
Rue de Malagny 28 • 1196 Gland • T. 022 354 20 20 • e-mail : info@cavesa.ch
28<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Gehört mit 56 Hektar Rebfl äche zu den grossen Gütern: Château Batailley.<br />
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Fonbadet<br />
Pibran<br />
Batailley<br />
Grand Puy-Lacoste<br />
Pichon-Longueville<br />
Pontet-Canet<br />
14.5<br />
Réserve de la Comtesse<br />
(Pichon-Lalande)<br />
Fruchtig, ausgewogen, gut<br />
gebaut, aber zu rustikales, krautiges<br />
Finale. 2014 bis 2020.<br />
15<br />
Château Croizet Bages<br />
Kantig und robust, mitteldichte<br />
Pauillac-Tannine der etwas<br />
ängstlichen Art, immerhin frisch<br />
und saftig. 2020 bis 2030.<br />
Château Haut Bages<br />
Monpelou<br />
Saftiges Tannin, kompakter<br />
Bau, recht voluminös und fest,<br />
süffi ges Finale; empfehlenswert,<br />
gut gemacht, gefällig.<br />
2016 bis 2024.<br />
Pauillac<br />
Höchstnote für Bio<br />
Im Gegensatz zum letzten Jahr die uneinheitlichste<br />
der grossen Médoc-Appellationen<br />
– immerhin auf hohem Niveau. Denn<br />
viele Weine drücken einfach genau die<br />
Pauillac-Typizität aus mit kernigen, manchmal<br />
leicht krautigen Tanninen, spürbarer<br />
Säure und viel Alkohol. Nicht nur die drei<br />
Premiers sind sehr stiltreu, auch viele andere<br />
bekannte Crus. Einsam an der Spitze thront<br />
das erste offi zielle Rotwein-Bio-Grand-Cru<br />
Lacoste Borie (Grand Puy<br />
Lacoste)<br />
Saftig und frisch bei mittlerer<br />
Länge, Beeren und Kräuter im<br />
Finale. 2016 bis 2022.<br />
15.5<br />
Château Grand Puy Ducasse<br />
Positiv sind die eindeutigen<br />
Fortschritte dieses Crus, die<br />
grössere Präzision im Ausdruck<br />
der Aromen und der Tannine,<br />
negativ ist die Präsenz des Holzes,<br />
das den Wein doch ziemlich<br />
prägt. 2018 bis 2028.<br />
Château Lynch Moussas<br />
Zuverlässig, gut gebaut, gut<br />
herausgearbeitete Pauillac-<br />
Typizität, was ja nicht immer<br />
der Fall war hier. Erfreuliche<br />
Entwicklung. 2018 bis 2030.<br />
Château Pedesclaux<br />
Gut gebaut, knackig, bei mittlerer<br />
Länge, frisch, hat deutlich<br />
zugelegt; die neuen Besitzer<br />
scheinen den richtigen Weg<br />
einzuschlagen. 2018 bis 2028.<br />
Petit Mouton (Mouton<br />
Rothschild)<br />
Kompakt und dicht, frisches,<br />
knackiges Tannin, zeigt erstaunliche<br />
Frische und Rasse trotz<br />
des feurigen Finales, kann gar<br />
etwas reifen. 2018 bis 2030.<br />
16<br />
Château Clerc Milon<br />
Von schon fast explosiver<br />
Fruchtigkeit in der Nase, ebenso<br />
knackig im Mund, ungemein<br />
saftig, nur etwas krautiges<br />
Tannin; von überraschender, ungewohnter,<br />
unkomplizierter Art,<br />
des Bordelais: das umwerfende Pontet-Canet,<br />
und an zweiter Stelle rangiert Pichon-<br />
Longueville, beide setzen wir ausnahmsweise<br />
noch vor die Premiers – nicht zuletzt mit<br />
einem schiefen Blick auf deren Preis.<br />
Tipp: Duhart-Milon (Lafi te) und d’Armailhac<br />
(Mouton) sind gute Preis-Spass-Alternativen<br />
zu den inzwischen unerreichbar gewordenen<br />
Spitzen-Crus.<br />
die Art Wein, die man in einigen<br />
Jahren zu einem kräftigen Mahl<br />
im guten Freundeskreis wählen<br />
wird. 2018 bis 2028.<br />
Château Fonbadet<br />
Ein Bilderbuch-Pauillac, robust,<br />
voller Rasse, mit genau den<br />
pfeff rigen Tanninen, die man<br />
in der Appellation erwartet,<br />
saftig und lang; gewiss, es fehlt,<br />
verglichen mit vielen anderen<br />
Weinen, etwas die Präzision,<br />
doch die ersetzt dieses Cru<br />
durch seine Authentizität und<br />
seinen ausgeprägten Charakter.<br />
2022 bis 2040.<br />
Gehört mehrheitlich dem Champagnerhaus Roederer:<br />
Château Pichon-Longueville Comtesse de Lalande.<br />
Château Haut Bages Libéral<br />
Rauchige Noten von reifen<br />
Brombeeren und Cassis; saftig<br />
im Mund, zeigt Feuer und Rasse,<br />
erstklassiges Pauillac-Tannin;<br />
wuchtig und doch gut ausbalanciert.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château Pibran<br />
Knackig und frisch, saftig und<br />
kompakt, ohne schwerfällig zu<br />
wirken, besitzt Charakter.<br />
2018 bis 2026.<br />
Les Forts (Latour)<br />
Ungemein klassischer, robuster,<br />
saftiger Forts mit kantigen<br />
Pauillac-Tanninen und reichem,<br />
feurigem Finale. 2022 bis 2030.<br />
16.5<br />
Carruades (Lafi te)<br />
Dicht, mit eleganter und doch<br />
fester Textur, feurig auch,<br />
anhaltend; der bis jetzt beste<br />
Carruades aller Zeiten.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château Batailley<br />
Besitzt Tannine mit Schliff , wirkt<br />
dadurch geschmeidig und gut<br />
ausbalanciert, doch in der Tiefe<br />
ertastet die Zunge auch einigen<br />
Stoff , der Alkohol ist perfekt<br />
integriert. Ein sicherer Wert.<br />
2018 bis 2030.<br />
Pauillac<br />
1200 Hektar Reben<br />
110 Produzenten<br />
9 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
18 Crus Classés<br />
Château Haut Batailley<br />
Noch einmal präziser und<br />
ausdrucksvoller als der schon<br />
ausgezeichnete 2009, saftig<br />
und frisch, knackiges, beeindruckend<br />
kompaktes Tannin,<br />
reiches Finale. Erfreulich.<br />
2018 bis 2028.<br />
17<br />
Château d’Armailhac<br />
Nase von erstaunlicher Reinheit<br />
und glasklarem Fruchtausdruck,<br />
superbe, reife, samten-frische<br />
Struktur, die überraschend dicht<br />
und fest ausgefallen ist, anhaltendes<br />
Finale. War noch nie so<br />
gut! Der ideale Mouton-Ersatz<br />
für Leute, die sich den Grand<br />
Vin nicht mehr leisten wollen.<br />
2020 bis 2035.<br />
Château Duhart Milon<br />
Rothschild<br />
Tannine ungewöhnlicher Noblesse,<br />
frische Textur, Aromen<br />
genau richtiger, klassischer<br />
Reife, aromatisch und lang,<br />
Noten von roten Beeren, Tee<br />
und Kräutern im Finale: hervorragend<br />
und empfehlenswert.<br />
2022 bis 2035.<br />
Château Lynch Bages<br />
Eine Kugel aus reifem, knackigem,<br />
eng gewobenem Tannin,<br />
endet frisch und angenehm<br />
samten; gut gemacht, so dicht<br />
wie knackig und reichhaltig.<br />
2020 bis 2035.
30<br />
Fakten<br />
Geografi e<br />
Das Städtchen Pauillac mit<br />
kleinem Hafen ist der wichtigste<br />
Ort des Haut-Médoc.<br />
Es ist umgeben von den<br />
weltbekannten Lagen dreier<br />
Premiers Crus, einer Handvoll<br />
«Superdeuxièmes» und einer<br />
ganzen Anzahl ehrgeiziger<br />
Verfolger.<br />
Terroir<br />
Extrem karge Böden aus<br />
tiefgründigem Kies in Form<br />
von fl achen Hügelkuppen,<br />
vermischt mit wenig Lehm und<br />
Sand in den Randzonen.<br />
Abgesehen davon, dass im April ein Hagelgewitter<br />
auf einigen Gütern für Aufregung<br />
sorgte, kann sich die Leistung der nördlichsten<br />
Haut-Médoc-Gemeinde durchaus<br />
sehen lassen. Auch viele nichtklassierte<br />
Güter haben interessante, fruchtig-knackige,<br />
gut ausbalancierte Jungweine präsentieren<br />
können. Alle Crus Classés sind sehr empfehlenswert<br />
und stilecht, sieht man einmal von<br />
Cos d’Estournel ab, der konsequent an seiner<br />
Karriere als Weltwein-Bolide strickt. Zugutezuhalten<br />
ist ihm dabei, dass er mit seinem<br />
Zweitwein Les Pagodes auch eine erträglichere<br />
Variante anbietet.<br />
Tipp: Nach Meyney und Phélan-Ségur<br />
suchen! Beide haben Cru-Classé-Niveau.<br />
Sorten<br />
63 Prozent Cabernet Sauvignon,<br />
30 Prozent Merlot,<br />
7 Prozent Cabernet Franc,<br />
Petit Verdot, Carmenère.<br />
Stil<br />
Dichte Struktur. Enorme Rasse<br />
und grosses Reifepotenzial<br />
sind die wichtigsten Eigenschaften<br />
des grossen Pauillac,<br />
der zu den langlebigsten<br />
Weinen der Welt gehört.<br />
Optimale Trinkreife<br />
6 bis 15 Jahre (einfachere<br />
Weine und Jahrgänge).<br />
Saint-Estèphe<br />
Stilbewahrer<br />
17.5<br />
Château Grand Puy Lacoste<br />
Blumige Nase, Tannin mit Schliff ,<br />
dicht gebaut und eng gewoben,<br />
grosse Präzision im Ausdruck<br />
der Fruchtigkeit, langes, reiches<br />
Finale. Ausgezeichneter Wein.<br />
2020 bis 2040.<br />
Château Pichon Longueville<br />
Comtesse de Lalande<br />
Die neue «Komtesse» Sylvie Cazes,<br />
die sich künftig im Auftrag<br />
der Roederer-Gruppe um dieses<br />
legendäre Gut kümmern wird,<br />
darf stolz sein auf den ersten<br />
Wein, den sie präsentieren<br />
kann: Er gleicht aufs Haar vielen<br />
klassischen Pichon der grossen<br />
80er Jahre (86, 88), als dieses<br />
Gut regelmässig mit die besten<br />
Weine der Region abfüllte. Er<br />
besitzt Saft, Fleisch und Struktur,<br />
ist gut proportioniert ohne<br />
Übergewicht an Extrakt oder<br />
Alkohol, und was ihm heute an<br />
ultimer Präzision fehlt, werden<br />
Ausbau und Flaschenreife<br />
wegradieren, denn vor der hier<br />
angegebenen Trinkreife sollte<br />
man diesen Wein auf keinen Fall<br />
öff nen. 2024 bis 2040.<br />
18.5<br />
Château Lafi te Rothschild<br />
Angesichts des Jahres und verglichen<br />
mit anderen Weinen ein<br />
stilmässig geradezu bilderbuchklassischer<br />
Lafi te von vornehm<br />
zurückhaltender Art, mit off en<br />
dargelegtem Tannin und perfekt<br />
integriertem Alkohol, langes,<br />
aber verschlossenes Finale von<br />
Darjeeling-Tee: Da kommen<br />
Erinnerungen auf an den erratischen<br />
1986. 2030 bis 2050.<br />
Château Latour<br />
Von absolut klassischer Textur,<br />
viel knackiges, genau reifes,<br />
typisches Latour-Tannin, langes<br />
Fruchtfi nale ohne eine Spur von<br />
Alkohol, sehr schön gezeichnet,<br />
aromatische Länge mit Beeren-<br />
und Kräuteraromatik. Markiger,<br />
kantiger Bilderbuch-Latour<br />
ohne Schminke und Firlefanz.<br />
2030 bis 2050.<br />
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Calon-Ségur<br />
Cos Labory<br />
Lafon-Rochet<br />
Château Mouton Rothschild<br />
Die Nase verspricht fruchtige<br />
Opulenz, doch Ansatz und<br />
Struktur sind überraschend<br />
herb und maskulin, das Finale<br />
ist andauernd und ergänzt das<br />
Ganze mit Feuer und Temperament.<br />
Nach dem ungemein<br />
sinnlichen Mouton des letzten<br />
Jahres ein Wein ganz im Stil des<br />
Jahrgangs, monumental und<br />
robust, erinnert an den 1986.<br />
2022 bis 2050.<br />
19<br />
Château Pichon Longueville<br />
Baron<br />
Wir erwarteten einen gewiss<br />
grossen, aber eher verschlossenen<br />
und eine Spur eckigen Wein<br />
und wurden eines Besseren<br />
belehrt: Mit Aromen von betörend<br />
blumig-fruchtig-würziger<br />
Art, Tanninen von geradezu<br />
unglaublicher Klasse und<br />
grösster Präzision, mit seinem<br />
ellenlangen, so reichen wie<br />
frischen Finale gehört Pichon-<br />
14.5<br />
Château Beau Site<br />
Nicht ganz die gewohnte Klasse,<br />
was darauf zurückzuführen ist,<br />
dass Hagel im Frühsommer die<br />
Ernte beeinträchtigte. Dennoch<br />
stimmig, gut gemacht.<br />
2018 bis 2026.<br />
Château Domeyne<br />
Saftig und robust, fruchtig und<br />
bekömmlich, fröhlich, unkompliziert.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château Le Boscq<br />
Wie immer etwas einfältige<br />
Eichenaromatik und etwas<br />
fl ockiges Tannin bei mittlerer<br />
Dichte. 2016 bis 2024.<br />
La Dame (Montrose)<br />
Streng und eng, kantig, muss<br />
unbedingt reifen, robust, hart.<br />
2020 bis 2030.<br />
15<br />
Château Andron Blanquet<br />
Knackig, frisch, säurebetont,<br />
reichhaltig, holzbetontes Finale;<br />
gut gemacht, robust, feurig.<br />
2018 bis 2026.<br />
Longueville zu den zwei besten<br />
Weinen seiner Appellation und<br />
überholt alle Premiers um einen<br />
halben Punkt. 2025 bis 2050.<br />
20<br />
Château Pontet Canet<br />
Seit zwei Jahren gibt es die<br />
Grands Crus Classés des Médoc<br />
– und es gibt Pontet Canet.<br />
Kein anderer Wein besitzt<br />
diese aromatische Komplexität,<br />
diese einmalige, schon fast<br />
metaphysische Konsistenz, die<br />
Intensität, aber auch den Schliff ,<br />
die unglaubliche Eleganz, die<br />
Harmonie einer Fuge von Bach,<br />
nicht einfach nur wohlklingend,<br />
sondern auch unbequem richtig,<br />
die unbeschreibliche Tiefe. Da<br />
wird einem heiss und kalt, und<br />
man wischt sich verstohlen<br />
eine Träne aus dem Augenwinkel.<br />
Um den Wein sollte kein<br />
echter Weinfreund einen Bogen<br />
machen, denn er ist einmalig<br />
im Ausdruck und ein herrlicher,<br />
mutiger Anachronismus in unserer<br />
heilen Welt der ultraperfekt<br />
gemachten Weine.<br />
2030 bis 2050.<br />
Château Capbern<br />
Gasqueton<br />
Gut gebaut, robust, saftig, doch<br />
mit vollem, frischem Tannin,<br />
spürbarer, aber nicht störender<br />
Alkohol. Die qualitative Wiedergeburt<br />
dieses der Familie<br />
Gasqueton (Calon-Ségur) gehörenden<br />
Gutes? 2020 bis 2030.<br />
Château Lilian Ladouys<br />
Die neuen Besitzer lassen nichts<br />
unversucht, durch Tausch sowie<br />
An- und Verkauf von Parzellen<br />
eine etwas grössere Einheit in<br />
das Terroir-Wirrwarr zu bringen,<br />
auf dem die Trauben dieses Gutes<br />
wachsen. Mit einigem Erfolg.<br />
Der Wein fällt heute tatsächlich<br />
kohärenter, besser defi niert aus,<br />
er besitzt zuverlässige, grundsolide<br />
Tannine und die typische<br />
Rasse seiner Appellation.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Sérilhan<br />
Saftig und rassig, etwas fl ockiges<br />
Tannin, spürbarer Alkohol,<br />
dennoch gut gebaut, robust und<br />
knackig. Gut gelungen.<br />
2018 bis 2028.<br />
www.chateau-larmande.com
32<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Unverkennbar seiner exotischen<br />
Pagodendächer<br />
wegen: Cos d’Estournel.<br />
15.5<br />
Château Clauzet<br />
Von satter Fruchtigkeit, mit<br />
samtenem und doch saftigem<br />
Tannin; unkompliziert, vollmundig,<br />
gut gemacht, empfehlenswert.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château Haut Beauséjour<br />
Von klassischem Bau, mit<br />
knackigem Tannin und saftigem<br />
Finale. 2018 bis 2024.<br />
Château Le Crock<br />
So wuchtig wie knackig und<br />
frisch, spürbarer Alkohol im<br />
Finale, dennoch erstaunlich kohärente<br />
Balance. 2018 bis 2026.<br />
Château Tronquoy Lalande<br />
Superbe Textur, frisch und<br />
saftig, hervorragend gemacht,<br />
feurig und doch süffi g.<br />
2018 bis 2030.<br />
16<br />
Château Haut Marbuzet<br />
Hübsche, würzige Nase; besitzt<br />
viel Charme auch in diesem Jahr<br />
und ist perfekt ausgewogen, die<br />
Tannine zeigen die nötige Festigkeit<br />
für eine gute Flaschenreife,<br />
das Finale ist ungemein<br />
fruchtig und rein und frisch.<br />
Einmal mehr sehr schöner Wein,<br />
der garantiert Vergnügen machen<br />
wird. 2018 bis 2026.<br />
Château Les Ormes de Pez<br />
Kompakt und dicht, eng gewobenes<br />
Tannin, konstantes, fruchtiges<br />
Finale, gut eingebundenes<br />
Feuer; robust und gut gebaut,<br />
erfreulich, für den Keller.<br />
2020 bis 2030.<br />
16.5<br />
Les Pagodes (Cos<br />
d’Estournel)<br />
Mangelnde Konsequenz kann<br />
man Winemaker Jean-Guillaume<br />
Prats nun wirklich nicht<br />
vorwerfen. Zum zweiten Mal<br />
in Serie bietet er allen, die vom<br />
weltweinmässig aufgemachten<br />
Breitspur-Cos enttäuscht<br />
sind, als klassische Alternative<br />
den Zweitwein Les Pagodes<br />
an und antizipiert damit ganz<br />
off en die Entwicklung, an der<br />
viele Châteaux klammheimlich<br />
und im Hintergrund stricken:<br />
Die Château-Cuvée wird zur<br />
überkandidelten, exklusiven<br />
Jagdtrophäe für neureiche<br />
chinesische Grossweinjäger und<br />
der Zweitwein zur zivilisierten,<br />
klassischen Variante für die<br />
traditionellen Märkte, qualitativ<br />
und preislich auf ähnlicher Höhe<br />
wie vor zehn Jahren der Erstwein.<br />
Elegant, von angenehmer<br />
Herbe, die ihm gut ansteht und<br />
für Frische sorgt, langes, klassisches<br />
<strong>Bordeaux</strong>-Beeren-und-<br />
Kräuter-Finale. 2020 bis 2030.<br />
17<br />
Château Calon Ségur<br />
Wie immer einer der elegantesten<br />
Weine der Appellation,<br />
frisch, mit pulvrigem Tannin und<br />
blumig-fruchtigem Finale. Ausgezeichnet<br />
gelungen, stilvoll,<br />
harmonisch. 2020 bis 2035.<br />
Château Cos Labory<br />
Kräftig und robust, fruchtig,<br />
knackig, ausgezeichnete Tanninqualität,<br />
saftiges, langes Finale.<br />
Enorm zuverlässiger, aufrichtiger<br />
Wein ganz ohne Hightech-<br />
Schminke. 2025 bis 2040.<br />
Château Lafon Rochet<br />
Erstaunliches aromatisches<br />
Potenzial, superbe, fruchtige<br />
Textur, perfektes, sanftes, geschmeidiges<br />
Tannin, besondere,<br />
fruchtige Länge; sehr bekömmlich<br />
und liebenswert trotz des<br />
spürbaren, aber nicht störenden<br />
Alkohols. Ein Wein zum Trinken<br />
und die Bestätigung seiner<br />
wiedergefundenen Form.<br />
2018 bis 2035.<br />
Château Meyney<br />
Umwerfende Tanninqualität,<br />
voll und knackig, rund und ohne<br />
Härte, rauchig und mineralisch:<br />
hervorragender Meyney von<br />
exquisiter Präzision und lobenswerter<br />
Stiltreue.<br />
2020 bis 2040.<br />
17.5<br />
Château Phélan Ségur<br />
Superbe Nase schwarzer Beeren,<br />
von grossartiger Tiefe und<br />
Rasse, mit kantigem und doch<br />
nicht hartem, kernigem Tannin,<br />
langes Finale von Flieder und<br />
Beeren; hervorragender Wein,<br />
einer der schönsten hier je verkosteten.<br />
2022 bis 2040.<br />
18.5<br />
Château Montrose<br />
Der Unterschied zwischen der<br />
verschlossenen Aromatik und<br />
der expressiven Textur könnte<br />
grösser nicht sein. Die Tannine<br />
sind erstklassig, das Finale ist<br />
ellenlang, es beginnt mit Noten<br />
Fakten<br />
Saint-Estèphe<br />
1200 Hektar Reben<br />
150 Produzenten<br />
10 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
5 Crus Classés<br />
schwarzer Beeren und hallt mit<br />
Akzenten von roten Früchten<br />
aus. Grossartig und konsequent:<br />
Die gigantischen Investitionen<br />
der neuen Besitzer (Familie<br />
Bouygues) kommen klar zum<br />
Tragen. 2024 bis 2050.<br />
(18)<br />
Château Cos d’Estournel<br />
Auch wenn er eine Spur klassischer<br />
ausfällt als vor einem<br />
Jahr, bekennt er sich auch <strong>2010</strong><br />
klar zum Stil einer exotischen,<br />
extravaganten Diva, mit seinem<br />
wuchtigen Bau, seinem Feuer,<br />
seiner Opulenz, seinen wie aus<br />
einem Stück Fels gemeisselten,<br />
konzentrierten Tanninen, seinem<br />
spürbaren Neuholzfi nale.<br />
Wer (wie wir) dem guten alten<br />
Cos nachtrauert, tröste sich<br />
erneut mit dem ausgezeichneten<br />
Zweitwein Les Pagodes. Die<br />
Note für die Machart, nicht für<br />
den Stil. 2018 bis 2036.<br />
Geografi e<br />
Saint-Estèphe ist die nördlichste Gemeindeappellation<br />
des Médoc. Sie zählt nur fünf klassierte Güter, aber rund<br />
40 nichtklassierte, die in guten Jahren ebenfalls hervorragende<br />
Weine keltern. Saint- Estèphe ist daher eine<br />
Fundgrube für Weinschatzgräber.<br />
Terroir<br />
Quarz und tiefgründiger Kies, aber auch Sand und Lehm<br />
über Kalk.<br />
Sorten<br />
50 Prozent Cabernet Sauvi gnon, 40 Prozent Merlot,<br />
10 Prozent Cabernet Franc, Petit Verdot, Carmenère.<br />
Stil<br />
Reicht von eckig und rustikal (die einfacheren Gewächse)<br />
bis hin zum hypereleganten Rassegewächs.<br />
Optimale Trinkreife<br />
6 bis 15 Jahre (einfachere Weine und Jahrgänge),<br />
10 bis 30 Jahre und länger für die Spitzen-Crus.<br />
IHR SPEZIALIST FÜR GROSSE WEINE AUS BORDEAUX UND DEM BURGUND<br />
Mehr als 2 Millionen Flaschen auf Lager und über 400 Referenzen in der Subskription<br />
PRIMEURS <strong>2010</strong><br />
BORDEAUX & BURGUND<br />
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Bitte senden Sie mir Ihre vollständige Subskriptionsliste <strong>Primeur</strong>s <strong>2010</strong><br />
Name/Fa<br />
Vorname<br />
Strasse/Nr<br />
Postleitzahl<br />
Ort<br />
Tel. E-mail @<br />
Millésima SA 87, quai de Paludate CS 11691 - F33050 BORDEAUX CEDEX - Fax : 00 33 557 808 819 - millesima@millesima.com - DVIN41/SAVIN37
34<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Der Barrique-Keller von Château Haut-Brion. Château Haut-Bailly in der Gemeinde Léognan.<br />
Pessac-Léognan<br />
Ein Stern geht auf<br />
Die Region in Stadtnähe, die als Wiege der grossen <strong>Bordeaux</strong> gilt und als<br />
Hüterin des heiligen <strong>Bordeaux</strong>-Stils der Ausgewogenheit, macht entschieden<br />
nichts so wie alle anderen. Seit Jahren enttäuscht sie uns immer wieder mal<br />
und muss meist die undankbare Rolle des Schlusslichts der grossen Appellationen<br />
übernehmen. <strong>2010</strong> ist sie jedoch – ganz im Gegensatz zu früher – der<br />
eigentliche Rising Star. Viele Rotweine besitzen Saft und Fülle und sind doch<br />
verblüff end gut ausbalanciert. Das gilt im Übrigen auch für den Süden der<br />
Appellation, die eigentlichen Graves, von denen wir hier zur Illustration zwei<br />
Muster beigefügt haben (Graves hinter dem Namen), weil wir aus Zeit- und<br />
Platzgründen nicht mehr verkosten konnten.<br />
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Clos Floridène<br />
Seguin<br />
Carbonnieux<br />
Smith Haut Lafitte<br />
Tipp: Güter der Regionalappellation<br />
Graves wie Brondelle, Vieux Gaubert,<br />
Crabitey, Saint-Robert oder Réspide-<br />
Médeville werden mit einiger Gewissheit<br />
ebenfalls interessante Rote auf<br />
die Flasche bringen.<br />
Fakten<br />
Geografi e<br />
Dass die Zone in den, bei den<br />
und um die beiden Bordelaiser<br />
Vororte Pessac und Léognan, die<br />
gemeinhin als Wiege der grossen<br />
<strong>Bordeaux</strong> und damit des Grand<br />
Vin überhaupt bezeichnet wird,<br />
der Urbanisierung getrotzt hat, ist<br />
ein Wunder – und nicht zuletzt das<br />
Verdienst der Besitzer, die sich für<br />
die Schaff ung einer eigenen Herkunftsbezeichnung<br />
stark machten,<br />
die erst seit dem Jahrgang 1986<br />
existiert. Die Appellation produziert<br />
von jeher sowohl rote als<br />
auch trockene weisse Weine.<br />
Terroir<br />
Die meisten klassierten Güter<br />
liegen auf mehr oder weniger<br />
gewölbten Kuppen von Kies, den<br />
«Graves de <strong>Bordeaux</strong>».<br />
Sorten<br />
80 Prozent Rotweine aus Merlot,<br />
Cabernet Sauvi gnon/Franc,<br />
20 Prozent Weisse aus<br />
Sémillon/Sauvignon/<br />
Muscadelle.<br />
Stil<br />
Rotweine: im besten Fall elegant,<br />
feingliedrig, doch auch gut<br />
strukturiert und lagerfähig, ein<br />
ausgewogener Mix aus einem<br />
Saint-Emilion und einem Margaux.<br />
Weissweine: im besten Fall fruchtig<br />
und saftig, von gewisser Fülle<br />
und Rasse, doch immer ausgewogen<br />
und dabei lagerfähig.<br />
Optimale Trinkreife<br />
3 bis 8 und 15 bis 50 Jahre<br />
(Weissweine),<br />
6 bis 50 Jahre und länger<br />
(Rotweine).<br />
14.5<br />
Château d’Eck<br />
Dicht, voll, hartes, kerniges<br />
Tannin. 2014 bis 2019.<br />
Château de France<br />
Extraktreich, viel Eiche, massiv.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château de Rochemorin<br />
Eckig, robust, etwas rustikal, mit<br />
Potenzial. 2018 bis 2028.<br />
Château de Rouillac<br />
Herb, frisch, etwas hartes Tannin.<br />
2014 bis 2019.<br />
Château Ferran<br />
Saftig, fruchtig, robust, macht<br />
Spass. 2014 bis 2019.<br />
Château Haut Vigneau<br />
Herb, kernig, macht Spass.<br />
2014 bis 2019.<br />
Château Le Sartre<br />
Robust, frisch, krautig, bekömmlich.<br />
2016 bis 2020.<br />
Château Léognan<br />
Recht frisch, etwas eckig, holzgeprägt,<br />
feurig. 2015 bis 2019.<br />
Château Lespault Martillac<br />
Fruchtig und frisch, bekömmlich.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château Picque Caillou<br />
Extraktreich, unausgewogen,<br />
unpräzis. 2015 bis 2022.<br />
Château Pont Saint Martin<br />
Satt, saftig, dann hartes, leicht<br />
bitteres Tannin, doch auch viel<br />
Frische. 2015 bis 2020.<br />
Clos Marsalette<br />
Exzessiver Extrakt, feuriges<br />
Finale. 2014 bis 2020.<br />
15<br />
Château Bardins<br />
Verführerisch fruchtig, herb und<br />
würzig, zuverlässig , klassisch.<br />
2015 bis 2019.<br />
Château Baret<br />
Kompakt, frisch, knackig, ausgewogen<br />
trotz des spürbaren<br />
Alkohols. 2016 bis 2025.<br />
Château Branon<br />
Fruchtig, saftiges Tannin, gute<br />
Balance trotz der störenden<br />
Eichennoten im Finale.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château Gazin Rocquencourt<br />
Interessant und originell mit<br />
seinen mineralischen Akzenten<br />
und Noten von Pfi ngstrose; beginnt<br />
geschmeidig und samten,<br />
endet herb und kernig.<br />
2015 bis 2019.<br />
35
36<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Pessac-<br />
Léognan<br />
1600 Hektar Reben<br />
75 Produzenten<br />
10 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
16 Crus Classés<br />
Château Haut Bacalan<br />
Saftig und fruchtig, reif, extraktreich,<br />
voll, herbes Tannin.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château La Garde<br />
Saftig-fruchtiger, poppiger<br />
Wein, der jedermann gefallen<br />
wird. 2015 bis 2022.<br />
Château Lafont Menaut<br />
Angenehm frische Textur, leckeres,<br />
saftiges Finale.<br />
2014 bis 2018.<br />
Château Le Thil Comte Clary<br />
Viel Extrakt, herbes Tannin. Hat<br />
Temperament. 2014 bis 2018.<br />
Château Pontac Monplaisir<br />
Rauchig, kernig, frisch, macht<br />
Spass. 2015 bis 2020.<br />
Château Rahoul (Graves)<br />
Massiver Extrakt, etwas herbes<br />
Kaff eesatztannin, dann etwas<br />
abruptes Finale. Etwas vordergründig.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Roche Lalande<br />
Fruchtig und frisch, robust,<br />
gar eine Spur rustikal, aber mit<br />
Charakter. 2015 bis 2020.<br />
Château Trigant<br />
Saftig, satt, ausgesprochen<br />
fruchtig, endet frisch, doch<br />
etwas hart. 2014 bis 2020.<br />
Cuvée Clémence (Château<br />
Malleprat)<br />
Recht bekömmlich, gut<br />
gemacht, frisch, von mittlerer<br />
Dichte. 2015 bis 2020.<br />
La Chapelle (La Mission<br />
Haut Brion)<br />
Knackig, robust, sogar etwas<br />
eckig für diesen sonst eher<br />
verführerisch-sanften Wein,<br />
aber vergnüglich fruchtig.<br />
2018 bis 2026.<br />
15.5<br />
Château Bouscaut<br />
Elegant, bekömmlich, ausgewogen,<br />
von genau richtiger Dichte;<br />
erfreulich und empfehlenswert.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Brown<br />
Noten von Gebäck und Beeren;<br />
satt und voll, hoher Extrakt,<br />
schwelendes Feuer, aber auch<br />
Frische und gewisser Schliff .<br />
2020 bis 2028.<br />
Château Couhins Lurton<br />
Sehr ausgewogen, fruchtig, mit<br />
geschmeidigem Tannin, spürbares<br />
Holz im Finale, gefällig.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château Larrivet Haut Brion<br />
Von verführerischer, fruchtiger<br />
Art, herbes, knackiges Tannin,<br />
langes Fruchtfi nale, gutes<br />
Potenzial. Erfreulich.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château Olivier<br />
Saftig und frisch, krautiges,<br />
aber gut eingebundenes Tannin,<br />
zuverlässig und gut. Option auf<br />
16 Punkte. 2016 bis 2028.<br />
Domaine de Grandmaison<br />
Vom Ausbau geprägt, aber<br />
geschmeidig, ausgewogen,<br />
Tannine mit Schliff und Eleganz;<br />
erfreulich bekömmlich.<br />
2014 bis 2020.<br />
Le Clarence (Haut Brion)<br />
Dicht und gut gebaut, herb,<br />
saftig, robustes Tannin und<br />
saftiges Finale roter Beeren.<br />
2018 bis 2030.<br />
16<br />
Château Couhins<br />
Hübsche Nase von Pfi ngstrose<br />
und Beeren; präzise gearbeitetes,<br />
saftiges, geschmeidiges<br />
Tannin, wuchtiges, frisches<br />
Finale. Erfreulich und empfehlenswert.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château de Fieuzal<br />
Delikate Aromatik, saftiger, voller,<br />
kompakter Bau, die genau<br />
richtige Konzentration: gefällig<br />
und gut gemacht. Nach Jahren<br />
der enttäuschenden Weine<br />
endlich wieder ein empfehlenswerter<br />
Fieuzal! Da werden<br />
Erinnerungen an alte Zeiten<br />
wach. 2018 bis 2026.<br />
Château La Louvière<br />
Kompakt und fruchtig, saftig,<br />
kantiges Tannin; klassischer La<br />
Louvière, muss etwas reifen<br />
und garantiert dann Freude und<br />
Bekömmlichkeit. 2020 bis 2030.<br />
Mutet wie ein klösterlicher<br />
Kreuzgang an: Teil<br />
von Château La Mission<br />
Haut-Brion.<br />
Château Latour Martillac<br />
Von ausgesprochener Frische,<br />
wuchtig und saftig, leckeres<br />
Tannin mit Schliff , ungemein<br />
bekömmlich. 2018 bis 2030.<br />
Clos Floridène<br />
Superber, glasklarer Ausdruck<br />
fruchtiger Beeren mit einer würzigen,<br />
jodigen Spitze; kompakt<br />
im Mund, dicht und doch nicht<br />
überextrahiert, im Gegenteil<br />
verblüff end ausgewogen, mit<br />
pulverigem, genau richtigem<br />
Tannin. Hervorragend.<br />
2018 bis 2028.<br />
16.5<br />
Château Carbonnieux<br />
Verführerische Aromatik von<br />
Blumen und Kräutern; kompakt,<br />
dicht, frisch, saftiges Tannin,<br />
fruchtiges Finale; fröhlich,<br />
macht Spass, wird jedermann<br />
gefallen. 2016 bis 2026.<br />
Château Les Carmes Haut<br />
Brion<br />
Deutlicher Stilwandel hin zu<br />
grösserer Fruchtigkeit und weniger<br />
rauchiger Barrique, doch<br />
die Textur des Weines bleibt<br />
unverändert, feinkörniges Tannin<br />
grosser Frische, anhaltende<br />
Aromatik, präzise Machart.<br />
Erfreulich, im Auge zu behalten.<br />
2018 bis 2030.<br />
Château Seguin<br />
Superbe, saftige Textur, herrlich<br />
frisches Tannin mit Schliff ,<br />
einmal mehr ausserordentlich<br />
gelungen und empfehlenswert,<br />
kann nur zulegen.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Smith Haut Lafi tte<br />
Verführerische Beerenaromatik,<br />
saftiger, voller, rassiger Bau,<br />
Klassetannin, leckeres, langes,<br />
reiches Finale: macht ungehemmt<br />
Freude. 2018 bis 2030.<br />
17<br />
Château Malartic Lagravière<br />
Superber Extrakt ohne<br />
Überkonzentration, ungemein<br />
frisches, saftiges Tannin; fröhlicher,<br />
reichhaltiger und doch gut<br />
ausgewogener Wein – wenn das<br />
so auf die Flasche kommt, ein<br />
Hit! 2018 bis 2028.<br />
Château Pape Clément<br />
Massiver Bau, körperreich, frisches<br />
Tannin, das gut den spürbaren<br />
Alkohol ausbalanciert,<br />
feuriges Kirsche-und-Kakao-<br />
Finale. Für Liebhaber moderner,<br />
kräftiger Weine. 2025 bis 2050.<br />
Domaine de Chevalier<br />
Ungemein frisch und saftig,<br />
superbes Tannin mit Schliff ,<br />
langes, fruchtiges Finale; umwerfend<br />
schöner Wein, elegant<br />
und glasklar und frisch.<br />
2018 bis 2030.<br />
18<br />
Château Haut Bailly<br />
Diskret, um nicht zu schreiben<br />
verschlossen; satt und saftig,<br />
temperamentvoll, frisch, einmalige<br />
Tanninqualität, wuchtiges<br />
Finale; grosser, majestätischer<br />
Wein, der lange, lange reifen<br />
muss. 2025 bis 2050.<br />
Château La Mission<br />
Haut Brion<br />
Komplexe Blumen- und<br />
Beerenaromatik, Teerose;<br />
dichte, granitene Textur, Tannin<br />
ausgesprochener Noblesse,<br />
langes Finale von Blumen und<br />
Kräutern, perfekt eingebundener<br />
Alkohol, monumentaler, wie<br />
aus einem Block gemeisselter<br />
Wein, der lange reifen muss.<br />
2025 bis 2050.<br />
19<br />
Château Haut Brion<br />
Geradezu fantastische Aromatik<br />
von Blumen und Kräutern, einer<br />
der wenigen Weine des Jahres<br />
mit mineralisch-rauchigen Komponenten;<br />
von umwerfender<br />
Dichte und Frische, mit absolut<br />
klassischer Tanninstruktur, reich<br />
und feurig, anhaltend fruchtig<br />
mit interessanten Kräuterakzenten<br />
im langen Finale; kompletter,<br />
grosser Wein, für die<br />
Ewigkeit gebaut.<br />
2030 bis 2050.<br />
C H Â T E A U C O U H I N S<br />
P E S S A C L É O G N A N<br />
Cru Classé de Graves<br />
seit 1959<br />
Beachten Sie diese Farbe, diese Reinheit: Sie<br />
haben hier eine einzigartige Traube vor sich.<br />
Sie ist die Frucht einer beispiellosen 30jährigen<br />
Zusammenarbeit zwischen begeisterten Winzern<br />
und Forschern der Inra. Dank dieser langen,<br />
arbeitsreichen Jahre, in denen wir die Reben Stock<br />
für Stock beobachtet haben, offenbart sich nun<br />
die Finesse und Komplexität dieses Crus Classés<br />
vollkommen, während wir die Umweltbelastung auf<br />
dem Weinberg um die Hälfte reduzieren konnten.<br />
«Inra»: «Nationales Französisches Institut für Agrarforschung»
Studio Pistolet Bleu . Photos : J-P. Bost / H. Lefebvre<br />
Château<br />
Léoville Barton<br />
Second Grand Cru Classé en 1855<br />
Saint-Julien<br />
www.leoville-barton.com<br />
Saint-Emilion<br />
Zu viel des Guten<br />
J<br />
edes Jahr sind es mehr Weine bei<br />
unserer Verkostung in Saint-Emilion.<br />
Und die werden technisch gesehen<br />
immer besser. Doch machen sie auch<br />
Spass? Die Barrique-Mode fl aut zwar auch<br />
hier langsam ab und klingt aus. Doch an<br />
ihre Stelle ist das Spiel mit dem Extrakt, der<br />
Konzentration, den hohen Alkoholwerten<br />
getreten. Resultat sind – zum zweiten Mal in<br />
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Daugay<br />
Le Cros<br />
Soutard<br />
La Serre<br />
Magdelaine<br />
Cadet Piola<br />
Larmande<br />
Trotte Vieille<br />
Beauséjour Duffau Lagarosse<br />
Canon<br />
Figeac<br />
Folge – unglaubliche Bomber, die mit dem,<br />
was wir uns unter Harmonie, Eleganz und<br />
«<strong>Bordeaux</strong>» vorstellen, wenig zu tun haben.<br />
Weine, die man nicht jung trinken kann, weil<br />
die Tannine zu sehr dominieren, und die,<br />
wenn die Gerbstoff e erst einmal abgebaut<br />
sind, nur noch aus Alkohol bestehen. Dass<br />
es auch anders geht, zeigen Querdenker<br />
und Querdenkerinnen wie Alain Vauthier<br />
und Tochter Pauline (Château Ausone) mit<br />
ihren weniger bekannten Weinen wie Haut-<br />
Simard oder Fonbel, die bekömmlich und<br />
frisch ausfallen. Oder Weinmacherin Claire<br />
Thomas-Chenard, die sich um Larmande,<br />
Soutard und Cadet Piola kümmert. Oder die<br />
meisten der Premiers Crus, die ihrem Titel<br />
alle Ehre machen – nicht mit Alkoholpfunden<br />
auf der Waage, sondern mit Tiefe und<br />
Raffi nesse. Und nicht zuletzt Laure und Eric<br />
d’Aramon, die den vielleicht grössten Figeac<br />
der letzten Jahre in der Barrique haben. Aber<br />
hier macht der Merlot ja auch nur ein Drittel<br />
des Rebsatzes aus . . .<br />
Tipp: Nach dem Alkoholgrad der Weine<br />
fragen. Mehr als 14 Volumenprozent stehen<br />
nur wenigen <strong>Bordeaux</strong> wirklich gut . . .<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong> 39<br />
Fakten<br />
Geografi e<br />
Neun Gemeinden rund um das<br />
Städtchen Saint-Emilion etwa<br />
50 Kilometer östlich von <strong>Bordeaux</strong><br />
steht der Anspruch auf die AOC<br />
zu. Hauptsorte ist der Merlot.<br />
Die Bezeichnung Saint-Emilion<br />
Grand Cru muss man sich jedes<br />
Jahr verdienen; die Klassierung<br />
als Saint-Emilion Premier Grand<br />
Cru Classé A (zwei Güter), Premier<br />
Grand Cru Classé B (13 Güter) und<br />
Grand Cru Classé (57 Güter) nur<br />
alle zehn Jahre.<br />
Terroir<br />
Die besten Weine kommen vom<br />
Kalkplateau und dessen Hängen<br />
aus Lehm über Kalk rund um das<br />
Städtchen und von einer Terrasse<br />
aus Kies, Lehm und Sand im<br />
Nordwesten des Ortes (Sektor<br />
Figeac-Cheval Blanc). Etwas unterschiedlicher<br />
sind die Böden am<br />
Fuss der Erhebung (Pied de Côtes)<br />
aus Lehm, Sand und Kies.<br />
Sorten<br />
60 Prozent Merlot, 40 Prozent<br />
Cabernet Franc, Malbec, Cabernet<br />
Sauvignon.<br />
Stil<br />
Sehr unterschiedlich: Dezent und<br />
von ausgesprochener Eleganz,<br />
aber mit gutem Lagerpotenzial<br />
(Plateau); mit Rasse und Dichte<br />
bei mittlerem Bau (Hänge und<br />
Ebene); von besonderer Fruchtigkeit<br />
und charaktervollem<br />
Schliff (Figeac); holzgeprägt und<br />
extraktreich im Stil eines Bolgheri<br />
(Modernisten); kompakt und herb<br />
(Ebene entlang der Dordogne).<br />
Optimale Trinkreife<br />
6 bis 15 Jahre (einfachere<br />
Weine und Jahrgänge),<br />
10 bis 30 Jahre und länger<br />
für die Spitzen-Crus.
40<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Sorgt Jahr für Jahr für tolle Weine: Château L’Arrosée.<br />
14.5<br />
Aurelius<br />
Zurückhaltend; saftig, satt, das<br />
Tannin mit schönem Schliff ,<br />
schade, dass der Alkohol das<br />
Finale dominiert. Würde sonst<br />
höher notieren. 2014 bis 2018.<br />
Château Balestard<br />
La Tonnelle<br />
Wuchtig, feurig, brennend,<br />
überkeltert, unausgewogen –<br />
enttäuschend. 2016 bis 2024.<br />
Château Bellisle Mondotte<br />
Einladende Schokoladennase;<br />
fein geschliff enes, frisches<br />
Tannin von mittlerer Dichte.<br />
Nicht ohne Eleganz. Im Auge<br />
behalten. 2014 bis 2018.<br />
Château Boutisse<br />
Neuholzgeprägt; herb, frisch,<br />
viel Säure, der Alkohol gut eingebunden.<br />
2015 bis 2022.<br />
Château Cadet Bon<br />
Viel Holz, wenig Wein – immerhin<br />
bekömmlich. 2016 bis 2022.<br />
Château Cap de Mourlin<br />
Reich und feurig, unausgewogen<br />
und zusätzlich vor Eiche nur<br />
so triefend: no comment.<br />
2016 bis 2022.<br />
Château Chauvin<br />
Herber Extrakt, der nur teilweise<br />
den Alkohol kaschiert.<br />
2018 bis 2025.<br />
Château Corbin<br />
Eckig, robust, von mittlerer<br />
Länge. 2015 bis 2020.<br />
Château Couvent<br />
des Jacobins<br />
Robust, saftig, gut gebaut.<br />
2016 bis 2022.<br />
Château Franc La Rose<br />
Fruchtig, saftig, recht dicht,<br />
feurig, besonders im Finale. Traditionell,<br />
robust. 2014 bis 2018.<br />
Château Grand Corbin<br />
Robust und eckig, aber recht<br />
ausgewogen. 2016 bis 2024.<br />
Château Haut Corbin<br />
Saftige, fruchtige Textur, dichtes<br />
Tannin, angenehm frisches<br />
Finale. 2016 bis 2024.<br />
Château L’Archange<br />
Ungemein fruchtig, gefällig,<br />
erträglicher Alkohol.<br />
2016 bis 2022.<br />
Château La Couspaude<br />
Ungemein feurig, viel Eiche: wie<br />
immer resolut modern.<br />
2016 bis 2026.<br />
Château La Grâce Dieu<br />
Schöne Beerennase; saftig,<br />
kernig, die Tannine robust, was<br />
für Bekömmlichkeit sorgt; guter,<br />
traditioneller Saint-Emilion.<br />
2014 bis 2020.<br />
Château Laniote<br />
Fruchtig, saftig, frisch, nur im<br />
Finale eine Spur eckig.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château Les Grandes<br />
Murailles<br />
Geschmeidig im Ansatz, recht<br />
frisch, etwas eckiges, holzgeprägtes,<br />
feuriges Finale.<br />
2014 bis 2022.<br />
Château Mangot<br />
Cuvée Todeschini<br />
Saftig, geschmeidig, der Alkohol<br />
rundet die Tannine ab, herbes<br />
Finale, geprägt von neuer Eiche.<br />
2014 bis 2020.<br />
Château Montlabert<br />
Frische Kräuternase; saftig,<br />
bekömmliche Herbe und Frische<br />
an der Grenze zur Rustikalität.<br />
2014 bis 2018.<br />
Château Palais Cardinal<br />
La Fuie<br />
Saftig und doch geschmeidig,<br />
körniges Tannin, gut ausbalanciert.<br />
2014 bis 2018.<br />
Château Pas de l’Ane<br />
Einiges an Frische in diesem<br />
aufrichtigen Saint-Emilion, satt,<br />
dicht, fruchtig, nur etwas durch<br />
die Eiche aufgeraut im Finale.<br />
2014 bis 2020.<br />
Château Patris<br />
Rauchig, eckig, robust.<br />
2018 bis 2026.<br />
Château Pindefl eurs<br />
Netter Saint-Emilion, angenehm<br />
fruchtig, etwas ruppiges Tannin<br />
von mittlerer Statur, aber frisch<br />
und bekömmlich. 2013 bis 2018.<br />
Château Ripeau<br />
Recht fruchtig und ausgewogen,<br />
gut eingebundener<br />
Alkohol. 2016 bis 2022.<br />
Château Troplong Mondot<br />
Massiv, extraktreich, an der<br />
Grenze der Unausgewogenheit,<br />
wirkt seltsam fahrig und unpräzis,<br />
deutlich brennendes Finale.<br />
2018 bis 2030.<br />
Château Vieux Pourret<br />
Rund, geschmeidig, weniger<br />
extrahiert als die Sonder-Cuvée<br />
und dadurch weniger exzessiv.<br />
Wir mögen diese zurückhaltende<br />
Variante lieber. 2014 bis 2018.<br />
Clos Badon<br />
Herb und eckig, aber frisch,<br />
macht Spass. 2017 bis 2020.<br />
Clos de la Cure<br />
Satt, saftig, besitzt Feuer, aber<br />
auch Frische, dadurch recht<br />
ausgewogen. 2014 bis 2018.<br />
Clos Saint Martin<br />
Blumige Eichenaromatik;<br />
ungemein feurig, vom Holz dominiert,<br />
unausgewogen, bitter,<br />
enttäuschend. 2016 bis 2024.<br />
15<br />
Château Ambe Tour Pourret<br />
Schöne Präsentation: fruchtig,<br />
frisch, von mittlerer Dichte,<br />
der Alkohol gut eingebunden,<br />
ausgewogener, bekömmlicher<br />
Saint-Emilion. 2014 bis 2022.<br />
Château Barde Haut<br />
Fruchtig und frisch, saftiges<br />
Tannin, ausgewogen trotz der<br />
Eichennoten im Finale.<br />
2014 bis 2022.<br />
Château Bellefont Belcier<br />
Fruchtig, geschmeidig, recht<br />
ausgewogen, macht Spass.<br />
2016 bis 2026.<br />
Château Berliquet<br />
Viel Eiche, massiver Extrakt,<br />
feuriges Finale: zu sehr an der<br />
Extraktion genagt für unseren<br />
Geschmack. Der 2009er war<br />
weit ausgewogener.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Cantenac<br />
Erfreulich fruchtig, saftig,<br />
erfrischend, kein Übergewicht<br />
an Alkohol. Die Cuvée Climat ist<br />
feuriger und extraktreicher und<br />
damit unverdaulicher und nicht<br />
zu empfehlen. 2016 bis 2024.<br />
Château Cheval Noir<br />
Le Fer<br />
Massiver Bau, viel Eiche, fl ockiges<br />
Tannin. Modern.<br />
2016 bis 2022.<br />
Château Corbin Michotte<br />
Elegant und geschmeidig, noch<br />
holzgeprägtes Finale, dennoch<br />
erfreulich ausgewogen.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château Côte de Baleau<br />
Geschmeidig, rund, gut eingebundener<br />
Alkohol, opulent,<br />
macht Spass. 2014 bis 2018.<br />
Château de la Cour<br />
Angenehm frisch, von mittlerer<br />
Dichte, spürbares Korn,<br />
bekömmlich, zurückhaltender<br />
Alkohol. 2014 bis 2020.<br />
Château Faugères<br />
Geradezu elegant, verglichen<br />
mit der Cuvée Peby, recht<br />
geschliff enes Tannin, doch<br />
auch hier stört der dominante<br />
Alkohol im Finale. 2016 bis 2024.<br />
Château de Fonbel<br />
Knackig und frisch, saftig, die<br />
Art von Wein, die ihre wahre<br />
Qualität erst als Begleiterin zu<br />
einem Mahl ausspielt.<br />
2016 bis 2022.<br />
Château Fonplégade<br />
La Fleur de Fonplégade<br />
Schokolade- und Tabaknoten;<br />
schön geschliff enes Tannin mit<br />
spürbarer Würze und Frische im<br />
Finale. Hervorragend gekelterter<br />
Zweitwein. 2014 bis 2022.<br />
Château Gontey<br />
Liegt fruchtig und satt im Mund,<br />
feste, frische Textur mit langem<br />
Beerenfi nale. 2015 bis 2022.<br />
Château Jean Faure<br />
Kompakt, herb, gut gebaut;<br />
erfreulich, besitzt Charakter und<br />
Potenzial. 2018 bis 2028.<br />
Château L’Armont<br />
Geschmeidig, fruchtig, frisch,<br />
ausgewogen, macht Spass.<br />
2014 bis 2018.<br />
Château La Bienfaisance<br />
Angenehm fruchtig und saftig,<br />
die Tannine besitzen Herbe und<br />
Frische. Erfreulich ausgewogen.<br />
2014 bis 2022.<br />
Château La Clotte<br />
Fruchtig, gut gebaut, zuverlässig,<br />
erfreulich: Solche etwas<br />
unscheinbaren Weine sind eine<br />
Wohltat im Meer von Extrakt<br />
und Alkohol. 2016 bis 2022.<br />
Château La Dominique<br />
Saftig und eckig und wuchtig,<br />
doch dann unverdauliches,<br />
brennendes, feuriges Finale.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château La Fleur d’Arthus<br />
Tannine mit Rasse und Schliff ,<br />
weniger Alkohol als andere,<br />
das Ganze wirkt stimmig und<br />
bekömmlich trotz der Barrique,<br />
die das Finale noch etwas dominiert.<br />
2015 bis 2022.<br />
Château Laroque<br />
Geschmeidig, fruchtig, ausgewogen,<br />
delikates, reifes Tannin,<br />
kein Übergewicht an Alkohol:<br />
erfreulich und empfehlenswert.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Laroze<br />
Saftig, frisch, fruchtig, kein<br />
Ausbund an Finesse sicher,<br />
aber bekömmlich trotz des<br />
spürbaren Alkohols; erfreulich.<br />
2018 bis 2026.<br />
Château Moulin du Cadet<br />
Einer der bekömmlichsten, erfrischendsten<br />
Weine der Verkostung,<br />
sicher nicht für die lange<br />
Reife gemacht, aber fürs rasche<br />
Vergnügen. 2014 bis 2020.<br />
Château Pas de l’Ane<br />
Le Petit Pas<br />
Fruchtig, satt, herb, viel Energie<br />
und Frische. 2015 bis 2022.<br />
Château Péby Faugères<br />
Kirsche und Schokolade in der<br />
Nase, duftet wie eine Schwarzwälder<br />
Torte; von ausgemachter<br />
Opulenz und Dichte, unerträglich<br />
feurig und doch von überraschender,<br />
exotischer Frische.<br />
Für uns unverdaulich, doch wer<br />
Knaller mag, streiche unsere<br />
Note durch und notiere zwei<br />
Punkte höher. 2016 bis 2024.<br />
Von hier stammt der „Glöckchenwein“: Château Angélus.<br />
Château Simard<br />
Von besonderer Frische, zeigt<br />
die etwas unbequeme Textur<br />
des Weines, der etwas reifen<br />
sollte, endet fruchtig und bekömmlich,<br />
macht Spass.<br />
2018 bis 2026.<br />
Château Villemaurine<br />
Saftig, frisch, recht elegantes<br />
Tannin, von mittlerem Bau:<br />
erfreuliche Entwicklung.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château Yon Figeac<br />
Zeigt Rasse und Saft, endet<br />
kompakt und gut gebaut. Zuverlässig.<br />
2016 bis 2026.<br />
Moulin Galhaud<br />
Hat Fleisch und Struktur,<br />
modern, aber perfekt gekeltert.<br />
Die Note in der Erwartung, dass<br />
der abgefüllte Wein dem Muster<br />
entspricht. 2014 bis 2022.<br />
Virginie de Valandraud<br />
Gut gemacht, etwas herbes, dadurch<br />
frisches Tannin, feuriges<br />
Finale. 2014 bis 2018.<br />
15.5<br />
Château Daugay<br />
Frisch und fruchtig, herb, kernig,<br />
gute Balance zwischen Alkohol<br />
und Säure, langanhaltendes<br />
Finale. Perfekt vinifi ziert.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château Fombrauge Magrez<br />
Extraktreich, fruchtig, eckig,<br />
aber erstaunlich gut eingebundener<br />
Alkohol. Erfreulich, wenn<br />
man moderne Weine mag.<br />
2016 bis 2026.<br />
Château Fonplégade<br />
Ungemein geschmeidig, elegant,<br />
Tannin mit Schliff , Alkohol<br />
perfekt eingebunden; erfreulich<br />
und empfehlenswert.<br />
2016 bis 2026.<br />
Château Franc Mayne<br />
Von fröhlicher, liebenswürdiger<br />
Fruchtigkeit, geschmeidig, delikat,<br />
unkompliziert, bekömmlich:<br />
eine besondere Leistung in<br />
diesem Jahr! 2016 bis 2024.<br />
Château Grand Corbin<br />
Despagne<br />
Verführerische, blumige Nase,<br />
geschmeidige, ausgewogene<br />
Textur, festes Tannin mit Schliff .<br />
2018 bis 2028.<br />
Das Saint-Emilion-Grand-Cru-Gut<br />
Château Trotte Vieille gehört<br />
dem Familienimperium Borie-Manoux<br />
in <strong>Bordeaux</strong>.<br />
Château Guadet<br />
Besitzt Rasse, Konzentration,<br />
Herbe, der Alkohol ist perfekt<br />
ausbalanciert, doch das Holz<br />
im eingereichten Muster sehr<br />
präsent, das Finale dadurch verschlossener<br />
als das der meisten<br />
seiner feurigen Kollegen. Option<br />
auf lange und positive Entwicklung.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château Haut Simard<br />
Superbe Textur, frisch und<br />
fruchtig, saftig und lang, besitzt<br />
Rasse und Feuer. Interessanter<br />
Wein, den man im Auge behalten<br />
sollte! 2018 bis 2030.<br />
Château La Tour du Pin<br />
Saftig, frisch, elegant und überraschend<br />
bekömmlich für das<br />
Jahr, empfehlenswert. Hat sich<br />
stark verbessert, seit sich das<br />
Team von Cheval Blanc darum<br />
kümmert. 2018 bis 2026.<br />
Château Larcis Ducasse<br />
Superbe Aromatik, vielversprechend,<br />
von ausgesprochener<br />
Eleganz trotz der Dichte, mit<br />
herrlich frischem, saftigem,<br />
elegantem Tannin, ellenlanges,<br />
fruchtiges Finale, macht Spass.<br />
Nur der Alkohol ist an der oberen<br />
Grenze und bringt den Wein<br />
um eine höhere Note. Ambitiös,<br />
aber zu demonstrativ in dieser<br />
Phase. Wir mochten den 2009<br />
weit lieber. 2018 bis 2030.<br />
Clos des Jacobins<br />
Saftige, fruchtige Textur, geschmeidiges<br />
Tannin, blumiges,<br />
holzbetontes Finale: erfreulich.<br />
2018 bis 2026.<br />
Clos La Madeleine<br />
Fleischig und saftig, knackig,<br />
gut eingebundener Alkohol,<br />
geschmeidiges Tannin. Erfreulich.<br />
Wein aus der unmittelbaren<br />
Nachbarschaft von Belair<br />
Monange. 2016 bis 2023.
42<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Saint-Emilion<br />
5500 Hektar Reben<br />
800 Produzenten<br />
35 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
72 Crus Classés<br />
Petit Cheval<br />
Der Alkohol ist spürbar, aber<br />
gut integriert, endet frisch, aber<br />
etwas hart, spürbares Holz.<br />
2016 bis 2025.<br />
16<br />
Chapelle d’Ausone<br />
Ein getreues Abbild des Grand<br />
Vin, minus die Komplexität plus<br />
die Frische und das Feuer. Mit<br />
anderen Worten: interessant,<br />
hat Stil, aber ist nicht unumgänglich.<br />
2018 bis 2025.<br />
Château La Tour Figeac<br />
Verführerische, perfekt reintönige,<br />
komplexe, blumig-fruchtige<br />
Nase; Tannin mit Schliff und<br />
Frische, intensive aromatische<br />
Länge, die das feurige Finale<br />
perfekt kaschiert: hervorragend<br />
gemacht, trotz des dominanten<br />
Alkohols. 2018 bis 2026.<br />
Château Le Cros<br />
Elegant, subtil gar, ungemein<br />
feinkörniges Tannin: eine Wohltat<br />
in diesem Jahr und darum<br />
durch und durch empfehlenswert.<br />
Die Note für die Ausgewogenheit.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Moulin<br />
Saint Georges<br />
Dicht und ungemein frisch,<br />
lecker, geballtes Tannin, viel<br />
Alkohol und spürbare Säure,<br />
doch alles verbindet sich zu<br />
einem charaktervollen, interessanten<br />
Ganzen: beeindruckend,<br />
eigenwillig. Verrieselte Blüte,<br />
nur etwa 10000 Flaschen produziert!<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Soutard<br />
Durch und durch saftig, frisch,<br />
lecker, feurig sicher, aber nicht<br />
brennend, fröhlich, hervorragend<br />
gemacht; solche Weine<br />
mag man immer. Die Note für<br />
die unkomplizierte, süffi ge,<br />
direkte Art. 2016 bis 2024.<br />
Château Valandraud<br />
Ungemein fruchtig, mit samtenem<br />
Tannin, von perfektionistischer,<br />
präziser Machart,<br />
doch endet extrem feurig und<br />
holzgeprägt; das getreue Abbild<br />
des Jahres. 2016 bis 2024.<br />
16.5<br />
Château Belair Monange<br />
Robust und etwas verschlossen,<br />
der verschlossenste aller Saint-<br />
Emilion, doch auch knackige<br />
Frische und saftiges Finale.<br />
Braucht etwas Zeit, nicht im<br />
besten Stadium verkostet, doch<br />
mit Potenzial für die Zukunft<br />
und einer Option auf 17 Punkte.<br />
2020 bis 2040.<br />
Château de Pressac<br />
Von exquisiter Frische, mit<br />
superbem, saftigem Tannin, der<br />
spürbare, aber nicht dominierende<br />
Alkohol gut ausbalanciert.<br />
Einmal mehr hervorragend.<br />
2018 bis 2030.<br />
Château Fonroque<br />
Interessante, blumig-frische<br />
Aromatik, saftig, Tannin von<br />
aussergewöhnlicher Klasse,<br />
nur der spürbare Alkohol stört<br />
in diesem Stadium etwas die<br />
Harmonie. Dennoch einer der<br />
empfehlenswerten Weine des<br />
Jahres. 2018 bis 2028.<br />
Château La Gaff elière<br />
Interessante Nase von Beeren<br />
und Lakritze; saftig und kompakt,<br />
dicht und lang, dabei von<br />
grosser Frische: Ausnahmsweise<br />
sind die immer etwas rauen<br />
Tannine ein Plus und geben dem<br />
Wein zusätzlichen Charakter.<br />
2018 bis 2030.<br />
Clos Fourtet<br />
Wie immer sehr konzentriert,<br />
aber auch von ausgesprochener<br />
Frische, die Tannine fest und<br />
kompakt, der Alkohol spürbar,<br />
das Finale feurig; dennoch<br />
bleibt das Ganze kohärent.<br />
Hübsche Beerenaromatik.<br />
2020 bis 2030.<br />
17<br />
Château Beau Séjour Bécot<br />
Superb, von raffi niertem Bau,<br />
fruchtig und ungemein frisch,<br />
saftig, herrlich knackiges Tannin,<br />
einzig das jahrgangsbedingt<br />
etwas zu feurige Finale stört die<br />
Harmonie. 2020 bis 2030.<br />
Château L’Arrosée<br />
L’Arrosée produziert grosse<br />
Weine mit schon fast beängstigender<br />
Regelmässigkeit. <strong>2010</strong><br />
war das nicht anders: Die Tannine<br />
haben Schliff , die Aromatik<br />
ist komplex, die Machart perfektionistisch;<br />
nur der doch leicht<br />
spürbare Alkohol stört etwas<br />
im Finale. Der 2009 schlägt ihn<br />
daher um eine Nasenlänge.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château La Serre<br />
Von ausgesprochener Frische,<br />
saftig und elegant, geschmeidige<br />
Tannine mit Schliff ; überaus<br />
ausgewogen, bekömmlich,<br />
liebenswürdig, eine besondere<br />
Leistung in diesem Jahr, die wir<br />
gerne honorieren.<br />
2018 bis 2030.<br />
Château Magdelaine<br />
Wer wissen will, was Klassizismus<br />
bedeutet, sollte sich ein<br />
paar Flaschen dieses Weines sichern.<br />
Herrlich elegant, sinnlich,<br />
saftig: ausserordentlicher Wein.<br />
2020 bis 2040.<br />
17.5<br />
Château Angélus<br />
Die Tannine wirken gut geölt,<br />
die massive, feurige Art ist hervorragend<br />
ausbalanciert durch<br />
die Frische, imposant langes<br />
und doch nicht schwerfälliges<br />
Finale: superbe Flasche.<br />
2020 bis 2030.<br />
18<br />
Château Cadet Piola<br />
Von absoluter Frische und<br />
Rasse, mit herrlich raffi niertem,<br />
edlem Tannin, genau die richtige<br />
Fülle und beeindruckende aromatische<br />
Länge: einer der bislang<br />
besten Weine dieses Gutes<br />
und ein absoluter Top-Buy in<br />
diesem Jahr. 2020 bis 2040.<br />
Château Larmande<br />
Die ganz grosse Klasse: Besitzt<br />
als einer der wenigen Weine des<br />
Jahres ausgesprochene Mineralität,<br />
die Tannine haben Schliff<br />
und Noblesse, das Finale ist<br />
blumig und beeindruckend lang,<br />
der Alkohol so gut wie nichtexistent.<br />
Hervorragende Terroirs<br />
in den Händen hervorragender<br />
Winemaker setzen sich immer<br />
durch... 2020 bis 2040.<br />
Château Pavie Macquin<br />
Zeigt ausgesprochene Frische<br />
und Rasse, Saftigkeit und<br />
Spannung, endet dicht und<br />
ungemein lang, besitzt sein<br />
eigenes, besonderes Temperament<br />
und grossen Eigencharakter.<br />
Was wir daran besonders<br />
mögen und honorieren? Das<br />
Unbequeme, Eigenständige, die<br />
Nähe und den Respekt vor der<br />
knackigen, frischen Beere. Wein<br />
für Geduldige. 2025 bis 2040.<br />
Seit 1996 unter<br />
den Fittichen der<br />
Chanel-Gruppe:<br />
Château Canon.<br />
Château Trotte Vieille<br />
Man knackt frische, saftige,<br />
leckere Beeren, das Ganze<br />
wirkt unglaublich knackig und<br />
gleichsam gastronomisch und<br />
erfrischend, keine Spur von<br />
Alkohol, viel gutes Tannin, schön<br />
abrundendes Holz: einer der<br />
besten Weine dieses Gutes<br />
bislang. 2020 bis 2040.<br />
18.5<br />
Château Ausone<br />
Fantastischer Wein, zeigt Komplexität,<br />
Feuer, Rasse, Dichte.<br />
Was wir weniger mögen, ist<br />
der spürbare Alkohol – doch<br />
die Balance stimmt, das Ganze<br />
wirkt integer und charaktervoll.<br />
2025 bis 2040.<br />
Château Cheval Blanc<br />
Die Samtigkeit der grössten<br />
Jahrgänge und die unverwechselbare<br />
Cabernet-Aromatik in<br />
einer schon fast übersteigerten,<br />
weil perfektionistischen, hyperpräzisen<br />
Dimension, zur verblüff<br />
enden Frische gesellen sich<br />
Reichtum, Feuer und Tanninfülle<br />
der grossen exotischen Jahre.<br />
Die Geburt einer künftigen<br />
Legende? 2020 bis 2050.<br />
19<br />
Château Beauséjour Duff au<br />
Lagarosse<br />
Von beeindruckender Frische<br />
und Saftigkeit, Tannin mit Biss<br />
und Spannung, endet ellenlang<br />
auf Noten roter Beeren; superbe<br />
Flasche und einer der besten<br />
Weine des Jahres und des<br />
Gutes. 2020 bis 2040.<br />
Château Canon<br />
Superbe Aromatik, elegante<br />
Textur, präsentes Tannin von<br />
exquisitem Schliff , ellenlanges<br />
Finale reifer Waldbeeren, von<br />
Schwerfälligkeit keine Spur, der<br />
Alkohol perfekt integriert. Einer<br />
der Top-Buys des Jahres.<br />
2020 bis 2040.<br />
Château Figeac<br />
Verschlossen, erratisch, majestätisch,<br />
dicht, mit präsentem<br />
Tannin, saftig, lang, doch ohne<br />
Schwerfälligkeit, unbequem<br />
und eigenständig, herrlich lang:<br />
einmal mehr ein absoluter Ausnahmewein<br />
und der vielleicht<br />
beste Rive-Droite-Wein des<br />
Jahrgangs. 2025 bis 2050.
44<br />
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Les Trois Croix<br />
Moulin Haut Laroque<br />
Fakten<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Geografi e<br />
Die beiden benachbarten Appella<br />
tionen liegen an einem Hügelzug<br />
zwischen Dordo gne und<br />
Isle, der in etwa die Form eines<br />
Hufeisens hat. Die Rebberge liegen<br />
leicht höher als Pomerol und<br />
Saint-Emilion in verhältnismässig<br />
windiger Lage, was zu einem<br />
anderen Reifeprozess und einem<br />
deutlich anderen Weinstil führt<br />
als in den beiden anderen grossen,<br />
am Rechten Ufer gelegenen<br />
<strong>Bordeaux</strong>-Appellationen. Nur<br />
eine Handvoll Winzer, die meisten<br />
davon Mitglieder der Gruppierung<br />
Expression de Fronsac,<br />
keltern grosse Weine.<br />
Terroir<br />
Lehm über Molasse und Kalk.<br />
Sorten<br />
78 Prozent Merlot,<br />
22 Prozent Cabernet Franc,<br />
Cabernet Sauvignon, Malbec.<br />
Stil<br />
Die «italienischsten» aller<br />
<strong>Bordeaux</strong> zeichnen sich durch<br />
kantiges, aber auch erstaunlich<br />
frisches Tannin, Extrakt und<br />
hohe Alkoholwerte aus, die ihnen<br />
im besten Fall eine lange Reife<br />
garantieren.<br />
Optimale Trinkreife<br />
8 bis 20 Jahre (einfachere<br />
Weine und Jahrgänge),<br />
15 bis 50 Jahre und länger<br />
für die Spitzen-Crus.<br />
Fronsac / Canon-Fronsac<br />
Viel Wohlfeiles<br />
Fronsac und Canon-Fronsac, die Zwillingsappellation am rechten Dordogne-Ufer, scheinen<br />
ihre Rolle als ewige Aufsteiger nicht loszuwerden. Ähnlich wie 2009 haben auch hier nur die<br />
Güter ausgewogene Weine geerntet, die es sich leisten konnten, die optimale Balance von<br />
Tannin, Alkohol und Säure abzuwarten, und wir geben vorläufi g dem 2009 leicht den Vorzug.<br />
Die besten Güter der Region sind aber schon allein wegen ihres ausgezeichneten Preis-Spass-<br />
Verhältnisses empfehlenswert.<br />
Tipp: Wem ein Pomerol zu teuer ist, fi ndet hier in Canon-Fronsac und Fronsac gute Alternativen<br />
von ähnlichem Stil. Die besten halten Jahrzehnte!<br />
14.5<br />
Aria (Château de la Rivière)<br />
Etwas lärmiger Wein mit<br />
aufdringlichen Röstnoten, sehr<br />
konzentriert und extraktreich,<br />
doch auch etwas hart und eckig,<br />
immerhin erträglicher Alkohol<br />
und frisches, herbes Finale. Die<br />
eckige Art dominiert noch stärker<br />
in der «einfachen» Cuvée<br />
des Gutes. 2020 bis 2030.<br />
Château Cassagne<br />
Haut Canon<br />
Frische Käuteraromatik; robustes,<br />
leicht trockenes Tannin.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château de la Rivière<br />
Dicht, eng, robust, etwas trockenes,<br />
alkoholbetontes Finale.<br />
2018 bis 2026.<br />
Prestige<br />
(Château Barrabaque)<br />
Hübsche Aromatik von schwarzen<br />
Beeren; herb, dicht, robustes,<br />
angenehm frisches Tannin.<br />
Kann etwas reifen.<br />
2018 bis 2025.<br />
15<br />
Château Haut Carles<br />
Extraktreich mit geschmeidigem<br />
Tannin, prägende Noten<br />
von Eiche im Finale.<br />
2018 bis 2026.<br />
15.5<br />
Château Chadenne<br />
Hübsche Nase frischer Beeren;<br />
saftig und geschmeidig, ausgewogen,<br />
wird Freude machen.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Grand Renouil<br />
Verführerische Nase von<br />
Blumen, Kräutern und Beeren;<br />
leckere knackige, dichte Textur,<br />
stoffi g, noch etwas hartes<br />
Tannin, frisches langes Finale.<br />
Gutes Potenzial: kann noch<br />
einen halben Punkt zulegen.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château La Vieille Cure<br />
Rauchig, Noten von Teer; reif<br />
und fruchtig, konzentriertes<br />
Tannin, extraktreich, herbes,<br />
leicht trockenes Finale. Der Alkohol<br />
und die Eiche wie immer<br />
etwas zu präsent in diesem<br />
Stadium. 2020 bis 2030.<br />
16<br />
Château Dalem<br />
Klassetannin, frische Textur,<br />
feuriges Finale auf Noten von<br />
saftigen Beeren; würde höher<br />
notieren, wenn der Alkohol nicht<br />
so dominant ausgefallen wäre.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château de la Dauphine<br />
Opulente Beerennase; ungemein<br />
frisch und lecker, saftig<br />
und voll, dicht, lang, von Tiefe<br />
und Rasse; schön gezeichnet,<br />
perfekte Balance von Frische<br />
und Alkohol. 2018 bis 2026.<br />
Château Fontenil<br />
Verführerische Aromatik reifer<br />
Waldbeeren, dichte Textur,<br />
wuchtiges Tannin, temperamentvolles,<br />
langes Beerenfi nale.<br />
2018 bis 2030.<br />
Château Moulin Pey Labrie<br />
Noch vom Ausbau geprägt, fest,<br />
herb, besonders knackig, robustes,<br />
rauchig-herbes, schokoladiges<br />
Tannin, viel Frische auch,<br />
der Alkohol gut integriert, endet<br />
auf leckeren Beerennoten.<br />
2025 bis 2040.<br />
Fronsac/<br />
Canon-Fronsac<br />
1100 Hektar Reben<br />
insgesamt<br />
150 Produzenten<br />
Rund 8 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
Der Wein scheint ihrer<br />
Nase zu gefallen:<br />
Barbara Schroeder.<br />
Château Villars<br />
Noten von Kräutern und Gewürzen;<br />
sehr zugänglich in diesem<br />
Stadium, geschmeidig und rund,<br />
leckere, saftige Textur, reifes,<br />
aber nicht protziges Tannin;<br />
gute Balance zwischen Feuer<br />
und Frische, kann schon jung<br />
getrunken Freude machen.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Vrai Canon Bouché<br />
Rasse und Frische dominieren<br />
die Wucht und die Fülle, endet<br />
fruchtig und lang.<br />
2018 bis 2030.<br />
16.5<br />
Château Les Trois Croix<br />
Ausgeprägte Aromen von Kräutern<br />
und Mineralien, Blumen und<br />
Gewürzen; zeigt grosse Dichte,<br />
Rasse und Tiefe, die Tannine<br />
sind von exzellenter Qualität,<br />
gerade und fein gezeichnet:<br />
durch und durch empfehlenswert,<br />
kann, einmal abgefüllt,<br />
noch höher notieren.<br />
2020 bis 2030.<br />
17<br />
Château Moulin Haut<br />
Laroque<br />
Komplexe Nase von Beeren<br />
und Gewürzen; ungemein<br />
knackig und fruchtig im Ansatz<br />
und doch delikat und frisch,<br />
entwickelt ein geschmeidiges<br />
und doch dichtes, eng sitzendes<br />
Tannin, von Beerennoten getragenes<br />
Finale, in dem der Alkohol<br />
bestens integriert ist. Raffi niert<br />
und von grosser Intensität.<br />
2025 bis 2050.<br />
www.sociandomallet.com<br />
www.deepix.com
Pomerol<br />
Kleine ganz gross<br />
O<br />
b der jüngste Pomerol-Jahrgang<br />
in einigen Jahren das gleiche<br />
Niveau erreichen wird wie der<br />
von 2009, wird sich erst noch<br />
zeigen. Die wahren Massen an Alkohol,<br />
Tannin und Säure wirken oft noch etwas<br />
ungestüm und ungebändigt, und wir hätten<br />
uns hier und da eine Unze mehr Finesse gewünscht.<br />
Aber der Ausbau ist ja gerade dazu<br />
da, die Elemente miteinander zu verschmelzen.<br />
Was allerdings auch bedeutet, dass<br />
die Weine von <strong>2010</strong> länger werden reifen<br />
müssen als die ausgewogeneren des Vorjahres.<br />
Man wird sie folglich zum Einkellern<br />
einkaufen, nicht für den raschen Konsum. In<br />
einem gleicht der Jahrgang <strong>2010</strong> jedoch dem<br />
Vorgänger aufs Haar: Erneut ist der Qualitätslevel<br />
der weniger hochgejubelten Güter am<br />
14.5<br />
Château Cantelauze<br />
Unkomplizierter Pomerol von<br />
mittlerer Dichte, mit knapp<br />
reifem Tannin. 2015 bis 2020.<br />
Château Clos Beauregard<br />
Saftig, satt, leicht bitteres Finale.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château Haut Cloquet<br />
Noch holzgeprägt, kernig, frisch,<br />
robust, traditionell.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château Haut Maillet<br />
Ausgewogen, saftig und satt,<br />
macht Spass. 2015 bis 2020.<br />
Château La Ganne<br />
Angenehm saftig und satt,<br />
dicht, aber sehr feurig.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château Monregard<br />
La Croix<br />
Schokoladenoten und Mokka;<br />
zunächst sanft und geschmeidig,<br />
dann feuriges Finale.<br />
2015 bis 2020.<br />
Rande der legendären Hochebene geradezu<br />
spektakulär, und auch die Spitze ist noch<br />
einmal breiter geworden. Pomerol-Freunde,<br />
die nicht zu tief in die Tasche greifen wollen,<br />
haben also die Qual der Wahl. Denn von den<br />
schon erwähnten Einschränkungen einmal<br />
abgesehen, die ja mehr mit dem Stil zu tun<br />
haben als mit der Qualität, hat auch das<br />
kleine Merlot-Königreich des Rechten Ufers<br />
erneut ein grosses Jahr eingebracht, das mindestens<br />
auf die gleiche Stufe zu stellen ist wie<br />
die Jahrgänge 2000 oder 2005. Grosse Güter,<br />
die ihren Wein nicht präsentierten: Lafl eur,<br />
Eglise Clinet.<br />
Tipp: Einmal mehr lohnen auch weniger<br />
bekannte Weine den <strong>Primeur</strong>-Kauf. Darum<br />
Preise studieren und Noten vergleichen!<br />
Clos 56<br />
Die übliche Masche, um auf sich<br />
aufmerksam zu machen: Extrakt<br />
+ Holz + Alkohol. 2014 bis 2020.<br />
Clos de la Vieille Eglise<br />
Vom Ausbau geprägt, geschmeidig,<br />
rund, saftig, die Barrique<br />
prägt das frische, herbe<br />
Finale. 2015 bis 2020.<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong> 47<br />
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Bourgneuf<br />
La Croix<br />
Gombaude-Guillot<br />
Rouget<br />
Vieux Maillet<br />
Beauregard<br />
Mazeyres<br />
Gazin<br />
Le Gay<br />
La Fleur Pétrus<br />
Petit Village<br />
Le Clos du Beau Père<br />
Balsamische Kräuternase; reich,<br />
dicht, saftig, Eiche und Alkohol<br />
dominieren das Finale. Modern.<br />
2015 bis 2020.<br />
15<br />
Château Guillot Clauzel<br />
Satt, dicht, fruchtbetont, frisch<br />
und ausdauernd, mit Potenzial.<br />
2015 bis 2020.
48<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Château La Pointe<br />
Verführerische Nase von<br />
Gebäck und Beeren; ungemein<br />
saftig und frisch, lecker, voll und<br />
lang, samtenes Tannin, leider<br />
dann unangenehm brennendes,<br />
zu feuriges Finale; abgesehen<br />
davon hervorragend gemacht,<br />
modern. 2017 bis 2025.<br />
Château Moulinet<br />
Fruchtig, saftig, herb und dicht,<br />
frisches Finale. Kann reifen.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château Plince<br />
Verführerische Fruchtnase;<br />
saftig und satt, sehr reif, doch<br />
die Tannine bleiben frisch und<br />
herb. 2015 bis 2020.<br />
Château Plincette<br />
Blumige Aromatik, opulenter<br />
Bau, dicht und voll, mit<br />
kernigem, frischem Tannin.<br />
Gelungen, mit Temperament.<br />
2015 bis 2020.<br />
15.5<br />
Château Bonalgue<br />
Rauchig, spürbares, aber nicht<br />
störendes Holz; kompakt und<br />
frisch, dicht und lang, etwas<br />
herbes, aufgerautes Tannin,<br />
aber dadurch viel Frische als<br />
Gegengewicht zum Alkohol.<br />
Guter Kauf. 2017 bis 2024.<br />
Château Clos L’Eglise<br />
Von rauchig-fruchtiger Art,<br />
mächtiger Bau, vom Holz geprägtes<br />
Finale. Robust und eine<br />
Spur eckig, aber frisch.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château du Domaine<br />
de l’Eglise<br />
Verführerische Nase von<br />
Blumen und Gewürzen; robust,<br />
gar eine Spur rustikal, aber mit<br />
Charakter: muss reifen.<br />
2017 bis 2027.<br />
Château La Cabanne<br />
Frische Textur, knackiges Tannin,<br />
von klassischer Art.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château La Croix de Gay<br />
Von verführerischer, klassischer<br />
Art, kantiges und dadurch<br />
frisches Tannin, feuriges, aber<br />
nicht brennendes Finale.<br />
2018 bis 2024.<br />
Château La Croix du Casse<br />
Superbe, frische Textur, leckeres,<br />
saftiges Finale, spürbares<br />
Holz, kein Übermass an Alkohol,<br />
macht Freude. 2016 bis 2027.<br />
Château La Croix<br />
Saint Georges<br />
Schokolade und rote Beeren;<br />
kompakt im Mund, frisch und<br />
mit Temperament, gefällig,<br />
feuriges Finale: erfreulich.<br />
2017 bis 2025.<br />
Château Latour à Pomerol<br />
Hübsche, würzige Nase,<br />
kompakt und frisch, Tannin mit<br />
Schliff . Zuverlässig und klassisch<br />
wie eh und je. 2018 bis 2026.<br />
Château Le Chemin<br />
Dynamisch und frisch, langes<br />
Kräuterfi nale, perfekt ausbalancierter<br />
Alkohol, Reifepotenzial.<br />
Wein aus biologischem Anbau,<br />
gekonnt vinifi ziert von François<br />
Despagne. 2015 bis 2020.<br />
Château Pierhem<br />
Frische Kräuternase, kerniges,<br />
dichtes, etwas grobkörniges<br />
Tannin, empfehlenswert, sofern<br />
die Qualität des Musters sich<br />
in der Abfüllung wiederfi ndet.<br />
2015 bis 2020.<br />
16<br />
Château Bourgneuf<br />
Präzise und klar gezeichnet,<br />
dicht, kompakt, würzig, frisch,<br />
langes, würziges Finale, genau<br />
richtig und erfreulich.<br />
2015 bis 2019.<br />
Château Clinet<br />
Komplexe, blumige Aromatik,<br />
dichter, voller, samtener<br />
Bau, langes, leider etwas vom<br />
Alkohol dominiertes Finale:<br />
dürfte an Balance gewinnen und<br />
dann einen halben Punkt höher<br />
notieren. Zurzeit geben wir hier<br />
dem 2009 den Vorzug.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château La Croix<br />
Vom Ausbau geprägt, aber ausgewogen,<br />
geschmeidig, saftig,<br />
elegant: hervorragend und klassisch<br />
wie nur wenige Pomerol in<br />
diesem Jahr. Ein Schnäppchen!<br />
2016 bis 2026.<br />
Château La Fleur de Gay<br />
Von verführerischer, blumiger<br />
Art, geschmeidiges, geschliff enes<br />
Tannin, frisches, leider auch<br />
etwas brennendes Finale.<br />
2016 bis 2024.<br />
Fakten<br />
Geografi e<br />
Pomerol, ein unregelmässiges<br />
Oval von vier Kilometer Länge<br />
und drei Kilometer Breite, liegt<br />
am rechten Ufer von Garonne<br />
und Dordogne. Es ist die fl ächenmässig<br />
kleinste der grossen<br />
<strong>Bordeaux</strong>-Appellationen.<br />
Terroir<br />
Die besten Böden liegen auf<br />
dem sogenannten «Plateau»<br />
rund um die Kirche von Pomerol.<br />
Sie bestehen aus eisenhaltigem<br />
Lehm mit mehr oder weniger<br />
hohem Tonanteil und Kies. Weiter<br />
im Westen in Richtung Isle,<br />
des dritten Flusses der Gironde,<br />
sind die Böden etwas weniger<br />
wertig. Sie bestehen aus Lehm<br />
Château La Violette<br />
Macht seinem Namen alle Ehre:<br />
Veilchen in der Nase, Veilchen<br />
im Mund, aber auch sanftes,<br />
geschmeidiges Tannin und<br />
frisches Finale. Streichelwein.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château Le Bon Pasteur<br />
Lecker, saftig, dicht, perfekt<br />
gearbeitetes Tannin, frisches,<br />
volles Finale: macht durch und<br />
durch Freude. 2016 bis 2025.<br />
Château Montviel<br />
Konzentriert, gut gebaut, dicht<br />
und lang: ein sicherer Wert.<br />
2016 bis 2025.<br />
Château Providence<br />
Schliff , Eleganz, Frische, Saftigkeit,<br />
Länge, spürbarer, aber<br />
perfekt integrierter Alkohol:<br />
hervorragend gemacht.<br />
2018 bis 2028.<br />
Clos René<br />
Samten und geschmeidig,<br />
lecker, gut gebaut, gut gemacht:<br />
low budget, big fun!<br />
2016 bis 2024.<br />
16.5<br />
Château Certan de May<br />
de Certan<br />
Blumig-würzige Nase, samtene<br />
Textur, frisches, saftiges, gar<br />
etwas eckiges Finale, was den<br />
spürbaren Alkohol ausbalanciert<br />
und für Struktur und Charakter<br />
sorgt. Muss reifen.<br />
2020 bis 2030.<br />
und Sand. Im Osten stösst<br />
Pomerol direkt an die Rebberge<br />
von Saint-Emilion (Sektor Figeac<br />
und Cheval Blanc).<br />
Sorten<br />
80 Prozent Merlot, 15 Prozent<br />
Cabernet Franc, 5 Prozent<br />
Cabernet Sauvignon.<br />
Stil<br />
Elegant und samten, vollmundig<br />
und geschmeidig.<br />
Optimale Trinkreife<br />
5 bis 10 Jahre (einfachere<br />
Weine und Jahrgänge),<br />
8 bis 30 Jahre und länger für die<br />
Spitzen-Crus.<br />
<strong>2010</strong><br />
Exklusiv bei: Crus et Domaines de France<br />
0033 5 57 98 29 69<br />
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Sophie Lurton & Laurent Cogombles<br />
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50<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Château Gombaude Guillot<br />
Trotz der – oder besser dank<br />
der – leicht herben Textur sehr<br />
frisch und voller Rasse, satt und<br />
lang und doch nicht schwerfällig:<br />
hervorragend und durch und<br />
durch empfehlenswert.<br />
2018 bis 2028.<br />
Château Hosanna<br />
Feurig, aber auch voller Rasse,<br />
saftig und knackig, bleibt<br />
seinem exuberanten Stil treu,<br />
entspricht dem Jahrgang.<br />
2018 bis 2030.<br />
Château Rouget<br />
Perfekt integriertes Holz,<br />
superbe, fruchtige Aromatik,<br />
geschmeidiges Tannin, gemeisterter<br />
Alkohol: der schönste<br />
Rouget aller Zeiten, erfrischend,<br />
elegant, saftig, unkompliziert<br />
und ohne Komplexe.<br />
2018 bis 2025.<br />
Château Vieux Maillet<br />
Ausserordentliche, blumige<br />
Aromatik, saftiger Bau, perfekt<br />
integrierter Alkohol: modern<br />
und doch erfrischend und<br />
durch und durch bekömmlich.<br />
Erfreulich und empfehlenswert.<br />
2017 bis 2027.<br />
17<br />
Château Beauregard<br />
Superbes Tannin von ausgesprochener<br />
Frische, komplexe<br />
Aromatik, perfekt eingebundener<br />
Alkohol und damit lobenswerte<br />
Balance: hervorragender<br />
Wein, der bislang beste dieses<br />
Gutes. 2015 bis 2025.<br />
Château Feytit Clinet<br />
Ungemein komplexe, blumig-<br />
rauchige Aromatik; superbe<br />
Textur, Tannin mit Schliff und<br />
Frische, holzgeprägtes, in<br />
dieser Phase nur etwas zu<br />
karamelliges, aber auch intensiv<br />
fruchtiges, langes Finale; hervorragend<br />
und auf der Höhe des<br />
letzten Jahrgangs.<br />
2018 bis 2030.<br />
Château Mazeyres<br />
Verführerische Nase von Waldbeeren;<br />
lecker, saftig, frisch, mit<br />
Rasse und Pep, fast schon kristallener<br />
Fruchtausdruck, lang:<br />
superbe Flasche für Gourmets.<br />
2016 bis 2028.<br />
Château Trotanoy<br />
Das spürbare schwelende Feuer<br />
ist ungewohnt für diesen Wein,<br />
doch die Textur ist engmaschig,<br />
und die Tannine sind von ausgezeichneter<br />
Qualität. Sucht etwas<br />
die Balance in diesem Stadium.<br />
2020 bis 2030.<br />
17.5<br />
Château Gazin<br />
Samtene Textur, saftiges,<br />
frisches Tannin, ellenlanges,<br />
opulentes, feuriges Finale, doch<br />
ohne Alkoholdominanz: einer<br />
der grossen, klassischen Weine<br />
des Jahres. 2018 bis 2030.<br />
Château Le Gay<br />
Von superbem Bau, besitzt<br />
Frische und Länge, kein Übergewicht<br />
an Alkohol, vielmehr<br />
elegant und delikat und sehr<br />
bekömmlich. Hervorragend und<br />
durch und durch empfehlenswert.<br />
2016 bis 2026.<br />
Clos du Clocher<br />
Die Aromatik ist komplex, man<br />
knackt frische Beeren, die<br />
Tannine haben Schliff und sind<br />
perfekt integriert, der Alkohol<br />
ist spürbar, ohne zu dominieren:<br />
wird einmal hervorragend, für<br />
die lange Reife. 2020 bis 2030.<br />
18<br />
Château La Conseillante<br />
Einmal mehr einer der ganz<br />
grossen Weine des Jahres, was<br />
die aromatische Komplexität,<br />
die Dichte, die Frische, die<br />
exquisite Qualität der Tannine<br />
anbelangt. Nur der Alkohol, der<br />
das Finale dominiert, stört die<br />
perfekte Balance und bringt<br />
ihn um eine noch höhere Note.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château La Fleur Pétrus<br />
Superbe, blumige Aromatik,<br />
perfekt gearbeitetes, so dichtes<br />
wie frisches Tannin, samtenes<br />
und gleichzeitig saftiges Finale –<br />
hervorragend und einer unserer<br />
Lieblinge in diesem Jahr.<br />
2020 bis 2035.<br />
Die Geburtsstätte des<br />
Pomerol-Leaders:<br />
Rebzeilen von<br />
Château Pétrus.<br />
Château Petit Village<br />
Sehr reintönige, fruchtige Noten,<br />
Kirsche; unerwartet frisch<br />
und samten, weder das Holz<br />
noch der Alkohol dominieren,<br />
schöne, fruchtige Länge; wenn<br />
der fertige Wein diese Klasse<br />
behält, der beste, inspirierteste<br />
Petit Village aller Zeiten!<br />
2018 bis 2030.<br />
Vieux Château Certan<br />
Beginnt ausserordentlich fi ligran<br />
angesichts des angesagten Stils<br />
des Jahres, zeigt Tiefe, Eleganz<br />
und sogar Finesse und eine<br />
gute Balance, den Alkohol spürt<br />
man erst im letzten Drittel der<br />
Verkostung. 2018 bis 2030.<br />
19<br />
Château Pétrus<br />
Was fast allen Pomerol fehlt,<br />
besitzt Pétrus auch in diesem<br />
Jahr: die besondere Blumigkeit,<br />
den eigentlichen Ausdruck<br />
dieses Terroirs. Der Alkohol ist<br />
naturgemäss spürbar, aber die<br />
Frische rettet das Ganze, das<br />
Tannin ist superb. Besitzt Tiefe<br />
und Charakter, aber vielleicht<br />
nicht ganz die besondere, inspirierte<br />
Balance des 2009.<br />
2020 bis 2040.<br />
Pomerol<br />
800 Hektar Reben<br />
150 Produzenten<br />
4 Millionen Flaschen<br />
jährlich<br />
GROSSE WEINE AUS BORDEAUX<br />
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Château Mayne Lalande<br />
7, route du Mayne<br />
F-33480 Listrac-Médoc<br />
Tel.: +33 (0)556 58 27 63<br />
blartigue2@wanadoo.fr<br />
www.chateau-mayne-lalande.com<br />
Château Fonréaud<br />
F-33480 Listrac-Médoc<br />
Tel.: +33 (0)556 58 02 43<br />
Fax: +33 (0)556 58 04 33<br />
contact@vignobles-chanfreau.com<br />
www.chateau-fonreaud.com<br />
Château Lousteauneuf<br />
2, route de Lousteauneuf<br />
F-33340 Valeyrac<br />
Tel.: +33 (0)556 41 52 11<br />
chateau.lousteauneuf@wanadoo.fr<br />
www.chateau-lousteauneuf.com<br />
Château Liversan<br />
Domaines Lapalu<br />
1, rue du 19 mars<br />
F-33340 Bégadan<br />
Tel.: +33 (0)556 41 50 18<br />
Fax: +33 (0)556 41 54 65<br />
info@domaines-lapalu.com<br />
www.domaines-lapalu.com<br />
Château d’Escurac<br />
Route d’Escurac<br />
F-33340 Civrac Médoc<br />
Tel.: +33 (0)556 41 50 81<br />
Fax: +33 (0)556 41 36 48<br />
contact@chateaudescurac.com<br />
www.chateaudescurac.com<br />
Château La Tour de Mons<br />
20, rue de Marsac<br />
F-33460 Soussans<br />
Tel.: +33 (0)557 88 33 03<br />
Fax: +33 (0)557 88 32 46<br />
contact@chateau-latourdemons.com<br />
www.chateau-latourdemons.com<br />
Château Cissac<br />
F-33250 Cissac Médoc<br />
Tel.: +33 (0)556 59 58 13<br />
Fax: +33 (0)556 59 55 67<br />
marie.vialard@chateau-cissac.com<br />
www.chateau-cissac.com<br />
Château Lestage<br />
F-33480 Listrac-Médoc<br />
Tel.: +33 (0)556 58 02 43<br />
Fax: +33 (0)556 58 04 33<br />
contact@vignobles-chanfreau.com<br />
www.chateau-lestage.com<br />
Château Biston-Brillette<br />
F-33480 Moulis en Médoc<br />
Tel.: +33 (0)556 58 22 86<br />
Fax: +33 (0)556 58 13 16<br />
contact@chateaubistonbrillette.com<br />
www.chateaubistonbrillette.com<br />
POMEROL<br />
Château Certan de May<br />
F-33500 Pomerol<br />
Tel.: +33 (0)557 51 41 53<br />
Fax: +33 (0)557 51 88 51<br />
chateau.certan-de-may@wanadoo.fr<br />
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PESSAC-LÉOGNAN<br />
Château Le Sartre<br />
F-33850 Léognan<br />
Tel.: +33 (0)556 64 08 78<br />
Fax: +33 (0)556 64 52 57<br />
reneleriche@noos.fr, www.lesartre.com<br />
Château Haut Bacalan<br />
SCEV Michel Gonet et Fils<br />
Château Lesparre, F-33750 Beychac et Caillau<br />
Tel.: +33 (0)557 24 51 23<br />
Fax: +33 (0)557 24 03 99<br />
info@gonet.fr, www.gonet.fr<br />
Vinexpo : Stand E30<br />
Domaine de Grandmaison<br />
182, ave. de la Duragne<br />
F-33850 Léognan<br />
Tel.: +33 (0)556 64 75 37<br />
courrier@domaine-de-grandmaison.fr<br />
www.domaine-de-grandmaison.fr<br />
Château Seguin<br />
F-33610 Canéjan<br />
Tel.: +33 (0)556 75 02 43<br />
Fax: +33 (0)556 89 35 41<br />
contact@chateauseguin.com<br />
www.chateauseguin.com<br />
Château Roche-Lalande<br />
Vignobles Rodrigues-Lalande<br />
F-33640 Castres<br />
Tel.: +33 (0)556 67 51 51<br />
contact@chateaudecastres.fr<br />
www.chateaudecastres.fr<br />
Château Pontact Monplaisir<br />
20, rue Maurice Utrillo<br />
F-33140 Villenave d’Ornon<br />
Tel.: +33 (0)556 87 08 21<br />
contact@pontac-monplaisir.fr<br />
www.pontac-monplaisir.fr<br />
Château Malleprat<br />
Domaine de Malleprat<br />
F-33650 Martillac<br />
Tel.: +33 (0)556 72 71 16<br />
Fax: +33 (0)556 72 67 34<br />
chateaumalleprat@aol.com<br />
www.chateaumalleprat.com<br />
Château de Rouillac<br />
12 chemin du 20 août 1949<br />
F-33610 Canéjan<br />
Tel.: +33 (0)557 12 84 63<br />
info@chateauderouillac.com<br />
www.chateauderouillac.com<br />
SAINT-EMILION<br />
Château Corbin Michotte<br />
F-33330 Saint-Emilion<br />
Tel.: +33 (0)557 51 64 88<br />
vignoblesjnboidron@wanadoo.fr<br />
www.vin-boidron.com<br />
Château de la Cour<br />
4, Rouchonne<br />
F-33330 Vigonet<br />
Tel.: +33 (0)557 84 64 95<br />
vignobles.delacour@orange.fr<br />
www.chateaudelacour.com<br />
Sauternes und Barsac<br />
Seriensieger<br />
E in echter Serienheld: Zum fünften, sechsten, siebten Mal hat die Zwillingsappellation<br />
Sauternes-Barsac einen Spitzenjahrgang eingebracht. Punkto Stil gefallen uns viele des Jahrgangs<br />
<strong>2010</strong> im Moment gar eine Spur besser als die hervorragenden 2009er, weil sie etwas<br />
mehr Finesse und Schliff besitzen und damit wie ein Blend von 2008 und 2009 wirken. Dank<br />
ihrer fröhlichen Frische und gut ausbalancierten Süsse, ihrer sauberen, fruchtigen Aromatik<br />
von exotischen Früchten werden sie vielseitigste Verwendung fi nden: als Aperitif, als Begleiter<br />
zu Häppchen, Seafood und exotischer Küche oder einfach so zum Spass genossen, jung<br />
oder jahrzehntelang gereift. Und weil das alles nach wie vor niemanden interessiert, werden<br />
hier die Preise garantiert nicht steigen . . .<br />
Tipp: Lassen Sie sich auf Sauternes ein. Denn dieser Wein ist bezahlbar und vielseitig, ein<br />
wunderbarer Apéritif und raffi nierter Essensbegleiter. Weine dieses besonderen Stils gibt es<br />
nirgendwo sonst auf der Welt, empfehlenswert.<br />
Geografi e<br />
Barsac ist ein Teil von Sauternes,<br />
aber nicht umgekehrt. Diese beiden<br />
sowie drei weitere Gemeinden<br />
(Bommes, Preignac, Fargues)<br />
liegen am linken Ufer der Garonne,<br />
rund 40 Kilometer südlich von<br />
<strong>Bordeaux</strong>. Die Sémillon-Rebe ist<br />
zu 75 bis 80 Prozent vertreten, der<br />
Sauvignon mit einem Anteil zwischen<br />
15 und 20 Prozent, ergänzt<br />
durch etwas Muscadelle.<br />
Terroir<br />
Die Böden bestehen generell<br />
aus Kies, Sand, Kalk und Lehm.<br />
Das besondere Klima ermöglicht<br />
die Lese von Trauben, die zu<br />
edelsüssem Weisswein verarbeitet<br />
werden können, in mehreren<br />
Erntedurchgängen. Der Ertrag pro<br />
Hektar liegt zwischen neun und<br />
15 Hektolitern pro Hektar, also bei<br />
nur 1500 bis 2000 Flaschen.<br />
Sorten<br />
80 Prozent Sémillon<br />
20 Prozent Sauvignon<br />
und Muscadelle<br />
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Caillou<br />
Myrat<br />
Nairac<br />
Malle<br />
Doisy Daëne<br />
Doisy Védrines<br />
Guiraud<br />
La Tour Blanche<br />
Sigalas Rabaud<br />
Climens<br />
Lafaurie-Peyraguey<br />
Stil<br />
Die Sauternes haben in den letzten<br />
Jahren nicht nur an aromatischer<br />
Präzision und Finesse, sondern<br />
auch an Frische und Rasse gewon-<br />
nen. Sie geraten süss und fruchtig,<br />
doch nicht schwerfällig, sondern<br />
auf ihre Art sogar bekömmlich.<br />
Sie sind regelrechte Allrounder<br />
und schmecken zum Aperitif, sind<br />
gute Meditations weine, begleiten<br />
moderne Küche und asiatische<br />
Speisen und Häppchen, können<br />
jung getrunken werden, aber auch<br />
über Jahrzehnte lagern.<br />
Optimale Trinkreife<br />
4 bis 10 Jahre (einfachere<br />
Weine und Jahrgänge),<br />
6 bis 50 Jahre und länger für<br />
Spitzen-Crus.<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong> 53<br />
15<br />
Château Broustet<br />
Auch wenn das Muster noch<br />
etwas unfertig wirkt und leicht<br />
von der Barrique dominiert, ist<br />
das Ganze hübsch und frisch<br />
und ausgewogen.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château de Rayne Vigneau<br />
Ölige Textur, ausgeprägte<br />
Grapefruitnoten, dann aufgesetzt<br />
wirkende Säure – macht<br />
einmal mehr etwas ratlos.<br />
2016 bis 2022.<br />
Château Suau<br />
Botrytisnoten; etwas schwerfällige<br />
Süsse; es fehlt ein wenig an<br />
Präzision. 2015 bis 2022.<br />
15.5<br />
Château Filhot<br />
Frische verbindet sich mit<br />
öliger Süsse, das Ganze bleibt<br />
dennoch saftig, unkompliziert.<br />
2016 bis 2022.<br />
Château Lamothe Despujols<br />
Botrytisnoten; saftig, kompakt,<br />
gut eingebundene, nicht<br />
schwerfällige Süsse.<br />
2016 bis 2022.
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SAINT-EMILION<br />
Château Villemaurine<br />
Vignobles Onclin<br />
F-33330 Saint-Emilion<br />
Tel.: +33 (0)557 74 47 30<br />
Fax: +33 (0)557 24 63 09<br />
contact@villemaurine.com<br />
www.villemaurine.com<br />
Château Cantenac<br />
Lieu dit Cantenac, RD 670<br />
F-33330 Saint-Emilion<br />
Tel.: +33 (0)557 513 522<br />
contact@chateau-cantenac.fr<br />
www.chateau-cantenac.fr<br />
Besuchen Sie uns auf unserem<br />
Vinexpo-Stand: Halle 2, PQ 41<br />
Château Grand Corbin-Despagne<br />
François Despagne<br />
F-33330 Saint-Emilion<br />
Tel.: +33 (0)557 51 08 38<br />
f-despagne@grand-corbin-despagne.com<br />
www.grand-corbin-despagne.com<br />
Château Ambe Tour Pourret<br />
F-33330 Saint-Emilion<br />
Tel.: +33 (0)557 55 23 28<br />
Fax: +33 (0)557 55 23 29<br />
contact@vignobles-lannoye.com<br />
www.vignobles-lannoye.com<br />
Château Fonplégade<br />
F-33330 Saint-Emilion<br />
Tel.: +33 (0)557 74 43 11<br />
Fax: +33 (0)557 74 44 67<br />
chateaufonplegade@fonplegade.fr<br />
www.fonplegade.com<br />
Auch Erzeuger von Château L’Enclos, Pomerol<br />
SAUTERNES<br />
Château Filhot<br />
F-33210 Sauternes<br />
Tel.: +33 (0)556 76 61 09<br />
Filhot@fi lhot.com, www.fi lhot.com<br />
Clos Haut Peyraguey<br />
F-33210 Bommes<br />
Tel.: +33 (0)556 76 61 53<br />
contact@closhautpeyraguey.com<br />
www.closhautpeyraguey.com<br />
Château Romer<br />
F-33210 Fargues de Langon<br />
Tel.: +33 (0)556 63 24 04<br />
chateau-romer@orange.fr<br />
www.chateau-romer.com<br />
Château Bastor Lamontagne<br />
F-33210 Preignac<br />
Tel.: +33 (0)556 63 27 66<br />
Fax: +33 (0)556 76 87 03<br />
bastor@bastor-lamontagne.com<br />
www.bastor-lamontagne.com<br />
Château Guiraud<br />
Das älteste Gut (15. Jahrhundert) in Sauternes<br />
und das erste klassifi zierte Gut, das dort Bioweine<br />
macht und echten Umweltschutz betreibt.<br />
F-33240 Sauternes<br />
Tel.: +33 (0)556 76 61 01<br />
Fax: +33 (0)556 76 67 52<br />
xplanty@chateauguiraud.com<br />
www.chateauguiraud.com<br />
Château Romer<br />
Ölige und doch frische, saftige<br />
Textur, leckeres, fruchtiges<br />
Finale. Macht Spass.<br />
2015 bis 2025.<br />
Château Bastor<br />
Lamontagne<br />
Süsse Textur von Rosinen, ölig<br />
und dicht, dann überraschend<br />
saftiges Finale. Gut gelungen,<br />
macht Spass. 2016 bis 2024.<br />
16<br />
Château d’Arche<br />
Von öliger Süsse und exotischer<br />
Aromatik; gut gemacht, gefällig,<br />
gelungen, erfreulich.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château Lamothe Guignard<br />
Von superber Frische trotz der<br />
öligen Textur, langes, sanftes<br />
Finale. Macht Spass.<br />
2015 bis 2025.<br />
Château de Fargues<br />
Sanfter, schöner, seidig-frischer<br />
Fargues, elegant, liebenswürdig,<br />
perfekte Balance zwischen<br />
Süsse und Frische; macht schon<br />
jetzt Spass. 2016 bis 2024.<br />
16.5<br />
Château Caillou<br />
Duftet verführerisch nach Zitronentee,<br />
Blüten und exotischen<br />
Früchten; sanfte Textur mit<br />
schöner, seidig-frischer Struktur,<br />
ungemein elegant und liebenswürdig,<br />
perfekt ausgewogen,<br />
charmant, macht schon jetzt<br />
Spass und besitzt doch die nötige<br />
Dichte, um etwas reifen zu<br />
können. Exquisit und seinem Stil<br />
treu – für Liebhaber eleganter<br />
Sauternes. 2016 bis 2024.<br />
17<br />
Château de Myrat<br />
Speck, Rauch, Blumen; von<br />
grosser Frische und Eleganz,<br />
zeigt Finesse und Liebreiz,<br />
endet lang: herrlich. Wird immer<br />
noch besser! 2018 bis 2040.<br />
Château Nairac<br />
Interessante Aromatik von<br />
Nüssen und Gebäck; saftige<br />
Textur mit spürbarer Säure, was<br />
dem Wein viel Frische verleiht<br />
und gut die Süsse und die Fülle,<br />
den Alkohol ausbalanciert;<br />
hervorragend gelungen.<br />
2018 bis 2030.<br />
17.5<br />
Château Clos Haut<br />
Peyraguey<br />
Saftig, dicht, vollmundig und<br />
reich, doch von perfekter Balance,<br />
beeindruckende Länge; ganz<br />
im Stil des Jahrgangs, sollte<br />
lange reifen. 2020 bis 2040.<br />
Château Rabaud Promis<br />
Ölige Textur, saftiges, dichtes,<br />
langes Finale, wuchtig und temperamentvoll<br />
und doch nicht zu<br />
opulent. 2020 bis 2040.<br />
18<br />
Château de Malle<br />
Beeindruckend komplexe Nase,<br />
Rauch, Gewürze, blumige Komponenten;<br />
superbe, so sanfte<br />
wie frische Textur, perfekt<br />
ausbalancierte Süsse, frisch und<br />
ellenlang: herrlich.<br />
2016 bis 2030.<br />
Château Doisy Daëne<br />
Zeigt zusätzlich zur beeindruckend<br />
komplexen Aromatik und<br />
zur imposanten Textur auch<br />
erstaunliche Eleganz, Saftigkeit,<br />
Tiefe und Länge. Der kompletteste<br />
hier bis heute verkostete<br />
Wein. 2020 bis 2050.<br />
Château Doisy Védrines<br />
Superbe Nase von Tee, Kräutern<br />
und Blumen; umwerfend sanfte,<br />
dabei dichte, saftige Textur und<br />
ewig langes, reiches Finale; für<br />
die lange Reife gebaut.<br />
2020 bis 2040.<br />
Château Guiraud<br />
Zeigt ölige, aber auch seidigfrische<br />
Textur, besitzt überraschende<br />
Tiefe und wirkt<br />
doch ungemein elegant und<br />
ausgewogen, zurückhaltend,<br />
gleichsam geheimnisvoll: der<br />
schönste bisher verkostete Wein<br />
dieses Spitzengutes.<br />
2020 bis 2040.<br />
Château La Tour Blanche<br />
Von glasklarer, ungemein<br />
delikater Art, fi ligran und doch<br />
sehr dicht, perfekte Balance von<br />
Süsse und Frische und Dichte...<br />
hervorragender Wein und das<br />
mit Abstand beste hier je verkostete<br />
Muster! 2020 bis 2050.<br />
Château Rieussec<br />
Beginnt sanft und weich, opulent<br />
und ölig, zeigt dann seine<br />
Struktur und seinen Reichtum<br />
und endet feurig und ewig lang:<br />
wuchtiger als 2009 und doch<br />
nicht schwerfällig. Dennoch<br />
geben wir vorläufi g und nach<br />
Seit Jahren vorne mit<br />
dabei: die Weine von<br />
Château Suduiraut.<br />
dieser ersten Kontaktaufnahme<br />
dem 2008 und dem 2009 den<br />
Vorzug. 2030 bis 2050.<br />
Château Sigalas Rabaud<br />
Textur von umwerfender Frische<br />
und Saftigkeit, verführerische,<br />
komplexe, fruchtig-würzige<br />
Aromatik von Blumen und exotischen<br />
Früchten, umwerfend gut.<br />
2020 bis 2040.<br />
Château Suduiraut<br />
Ausgeprägter Süsskomplex,<br />
grosse Dichte und Fülle, doch<br />
auch verführerische, kristallene<br />
Frische; noch ungebändigt, wird<br />
reifen müssen. Hervorragender<br />
Wein. 2020 bis 2040.<br />
Château de Raymond Lafon<br />
Beginnt unendlich delikat<br />
und seidig, breitet sich aus im<br />
Mund und zeigt Opulenz und<br />
Fülle, gleichzeitig von dichter,<br />
mineralischer Textur, endet<br />
ewig lang und unglaublich saftig<br />
und reich auf edler Bitternote.<br />
Grossartiger, so charaktervoller<br />
wie kompletter Wein, einer der<br />
besten hier je verkosteten.<br />
2018 bis 2040.<br />
18.5<br />
Château Climens<br />
Die Verkostung von insgesamt<br />
19 «Lots», entstanden zwischen<br />
dem 28. September und dem<br />
23. Oktober, illustriert ähnlich<br />
wie 2009 die grosse Homogenität<br />
des Jahres: Gerade drei, vier<br />
Partien brauchen die Assemblage,<br />
die anderen sind schon allein<br />
von ausgesprochener Klasse.<br />
Stilmässig ist der <strong>2010</strong> von ähnlicher<br />
Opulenz wie 2009, zeigt<br />
jedoch zusätzliche Sinnlichkeit<br />
und Transparenz und Rasse.<br />
Climens bleibt seiner immer<br />
etwas intellektuellen Art treu<br />
und gehört auch in diesem Jahr<br />
zu den drei, vier besten Weinen<br />
der Region. 2025 bis 2050.<br />
19.5<br />
Château Lafaurie Peyraguey<br />
Komplexe Aromatik, mineralische<br />
Dichte, ewige Länge,<br />
unbeschreibliche, kreidig-frischfeurig-elegante<br />
Textur. Das<br />
Grösste, was wir hier je verkostet<br />
haben, und einmal abgefüllt<br />
20 Punkte wert. Unbequem,<br />
eigenständig, charaktervoll.<br />
2025 bis 2050.<br />
20<br />
Château d’Yquem<br />
Von beeindruckender Transparenz<br />
und Präzision trotz der<br />
Opulenz, umwerfend schöne,<br />
komplexe, delikate Blütenaromatik,<br />
ewig anhaltendes Finale:<br />
Die Eleganz des 2008 und die<br />
Fröhlichkeit und Opulenz des<br />
2009! Sprengt die Notenskala.<br />
2018 bis 2050.<br />
Sauternes<br />
und Barsac<br />
2200 Hektar Reben<br />
200 Produzenten<br />
4 Millionen Flaschen jährlich<br />
26 Crus Classés<br />
55
Liebe auf den<br />
ersten Schluck<br />
Clos Floridène<br />
Le Cygne<br />
Caillou Blanc<br />
Thieuley<br />
Carbonnieux<br />
Trockene Weisse<br />
Imposant<br />
Wenn <strong>2010</strong> der beste Weissweinjahrgang ist, den die Gironde<br />
je gesehen hat, ist das nicht nur dem Wetter zu verdanken.<br />
Die Bordelaiser Weinmacher scheinen endlich gelernt zu<br />
haben, richtig mit der Säure umzugehen, und keltern Weissweine<br />
so präzis, wie sie das mit ihren Roten tun. Die <strong>2010</strong><br />
sind aromatisch und blumig, besitzen Frische und Fülle,<br />
eignen sich jung zum Aperitif und leicht gereift als Essensbegleiter<br />
in einer Art, die mehr und mehr Eigenständigkeit<br />
erlangt. Carbonnieux oder Smith Haut Lafi tte sind schöne<br />
Beispiele für diesen Breitbandstil.<br />
Doch nicht nur die trockenen Weissen aus Pessac-Léognan<br />
sind empfehlenswert, sondern auch die der südlichen Graves<br />
und des Entre-deux-Mers, von denen wir einige Beispiele<br />
beigefügt haben, um zu illustrieren, wie breit auch hier das<br />
Feld geworden ist. Ebenso die besten Weissen des Haut-<br />
Médoc – etwa der herrliche Cygne von Fonréaud –, die unter<br />
der Appellation <strong>Bordeaux</strong> auf den Markt kommen, weil es<br />
keine Weissweinappellation für diese Gegend gibt. Zu erken<br />
nen sind die Vertreter dieser drei Regionen an der dem<br />
Namen angefügten Appellation.<br />
Tipp: Nicht achtlos an den trockenen Weissen vorbeigehen.<br />
Sie verdienen in diesem Jahr besondere Beachtung.<br />
Pessac-Léognan<br />
14.5<br />
Château Baret<br />
Stachelbeernase; kompakt,<br />
recht frisch, angenehme Bitternote.<br />
2014 bis 2017.<br />
Château de Cruzeau<br />
Erfrischend, bonbonig, fröhlich,<br />
macht Spass. 2013 bis 2018.<br />
Château Lespault Martillac<br />
Aromen von Gebäck; herb,<br />
frisch, dicht, gefällig, aufdringliche<br />
Bitterkomponente.<br />
2014 bis 2019.<br />
Château Malartic Lagravière<br />
Geradlinig und ausgewogen,<br />
von schlankem Bau, bekömmlich.<br />
2015 bis 2022.<br />
Château Malleprat<br />
Frisch; krautiges, pfeff riges<br />
Finale, spürbare Bitterkeit, muss<br />
etwas reifen. 2016 bis 2020.<br />
15<br />
Château Couhins<br />
Angenehm säuerlich, von mittlerer<br />
Dimension, Zitronenbonbonfi<br />
nale. 2015 bis 2024.<br />
Château de France<br />
Das Holz wirkt weniger aufdringlich<br />
als sonst, der Wein<br />
verrät angenehme Herbe,<br />
Frische und grosse Fülle.<br />
2014 bis 2018.<br />
Château de Rouillac<br />
Frisch und lebhaft, herbe Säure;<br />
gefällig. 2014 bis 2018.<br />
Château Ferran<br />
Verführerisch fruchtig mit<br />
seinen Aromen von Steinobst;<br />
reich, vollmundig, angenehme<br />
Bitternote. 2014 bis 2020.<br />
Château Fieuzal<br />
Rund und reif, Hefenoten im<br />
mittellangen Finale; auch<br />
der Weisse hat sich deutlich<br />
verbessert, selbst wenn er noch<br />
nicht wieder auf der Höhe des<br />
Rotweins anzusiedeln ist.<br />
2015 bis 2020.<br />
Château Haut Bergey<br />
Ausgeprägte Sauvignon-<br />
Aromatik; wuchtig und frisch,<br />
spürbare Säure, langes Finale.<br />
2014 bis 2018.<br />
Château Lafont Menaut<br />
Angenehm fruchtig und frisch;<br />
einfach und unkompliziert.<br />
2014 bis 2018.<br />
Château Larrivet Haut Brion<br />
Röstnoten; rund und reif, recht<br />
füllig, zwar erfrischendes, aber<br />
auch recht feuriges und leicht<br />
bitteres Finale. 2014 bis 2018.<br />
Château Latour Martillac<br />
Akazie und andere Blüten;<br />
beginnt sanft, endet mittellang<br />
und etwas krautig.<br />
2016 bis 2024.<br />
Château Le Thil Comte Clary<br />
Dicht, rassig, wache Säure,<br />
herbes Finale. Erfreulich, kann<br />
reifen. 2014 bis 2020.<br />
Château Pontac Monplaisir<br />
Frische Pfeff ernase; saftig,<br />
kräftig, fruchtig, zeigt Energie.<br />
Bekömmlich. 2014 bis 2018.<br />
15.5<br />
Château Bouscaut<br />
Saftig, pfeff rig gar, mineralisch,<br />
besitzt Charakter, auch wenn<br />
wir uns etwas mehr Glanz<br />
gewünscht hätten. Doch das<br />
scheint eher eine Frage des<br />
Musters und der aktuellen Phase<br />
zu sein als des fertigen Weins,<br />
der folglich noch zulegen kann.<br />
2016 bis 2026.<br />
Château Brown<br />
Angenehme Kräuterteenoten in<br />
der Nase, frisch, aromatisch und<br />
recht lang im Mund; erfreulich<br />
und gut gelungen.<br />
2014 bis 2018.<br />
Château Cantelys<br />
Dicht, rassig, perfekter Holzeinsatz.<br />
Besonders ausgewogener<br />
weisser Cantelys. 2014 bis 2018.<br />
Château La Louvière<br />
Fruchtig und frisch, kompakt bei<br />
mittlerer Länge, Zitronenbonbonfi<br />
nale; sollte etwas reifen.<br />
2015 bis 2022.<br />
Château Le Sartre<br />
Fruchtig-frisch, lebhaft, herbe<br />
Säure. 2014 bis 2018.<br />
Domaine de Grandmaison<br />
Blumig und mineralisch mit<br />
Noten von Cassisblüten und Zitrusfrüchten;<br />
frisch, rassig, lang.<br />
Sehr gelungen. 2014 bis 2020.<br />
16<br />
Clarté de Haut Brion<br />
Süffi ger, fruchtiger, erfrischender<br />
Weisswein hervorragender<br />
Machart, perfekt ausbalanciert<br />
und mit Rasse. 2014 bis 2020.<br />
16.5<br />
Château Smith Haut Lafi tte<br />
Kompakt und dicht, leichte Bitternote<br />
im Finale, ausgewogen,<br />
gut gelungen, macht Spass,<br />
kann noch einen halben Punkt<br />
zulegen. 2016 bis 2024.<br />
17<br />
Château Carbonnieux<br />
Ungemein verführerische,<br />
mineralisch-fruchtig-frische<br />
Aromatik, saftiger Bau und ausgesprochen<br />
langes Finale: noch<br />
einmal besser als die beiden<br />
letzten Jahrgänge!<br />
2016 bis 2030.<br />
Château Couhins Lurton<br />
Akazie und Stachelbeere in der<br />
Nase; frisch und fruchtig, saftige<br />
Textur, langes, blumiges Finale;<br />
hervorragend und seinem<br />
krautig-frischen Stil treu. Muss<br />
allerdings etwas reifen.<br />
2020 bis 2030.<br />
Château Haut Brion Blanc<br />
Neben dem überwältigenden La<br />
Mission wirkt der weisse Haut-<br />
Brion geradezu bescheiden, gewiss<br />
verführerisch fruchtig und<br />
saftig und erfrischend, doch<br />
ohne die exquisite Art und Tiefe<br />
des La Mission. 2015 bis 2025.<br />
18<br />
Domaine de Chevalier<br />
Superbe, lupenreine, kristallklare<br />
Nase von Zitrusfrüchten<br />
und Stachelbeeren; saftig und<br />
blumig und frisch, intensiv und<br />
lang, alle Komponenten perfekt<br />
ausgewogen und abgestimmt:<br />
geniale Mischung aus Frische,<br />
Kraft und Eleganz.<br />
2016 bis 2030.<br />
20<br />
Château La Mission<br />
(ex-Laville) Haut Brion<br />
Die komplexeste Aromatik, die<br />
uns hier je untergekommen ist,<br />
Akzente von Kamille, Lindenblüte,<br />
exotischen Früchten, weissem<br />
Pfi rsich; von nie gesehener<br />
Klasse, Frische, Noblesse und<br />
Rasse, nicht enden wollende<br />
aromatische Länge, beeindruckend,<br />
grossartig, unübertroffen,<br />
einmalig. 2020 bis 2050.<br />
Sonstige<br />
16<br />
Blanc de Lynch Bages<br />
(<strong>Bordeaux</strong>)<br />
Sauvignon-betont, Noten von<br />
Akazienblüte; saftig, frische<br />
Säure, dichtes, langes Finale.<br />
2014 bis 2022.<br />
Château Rahoul (Graves)<br />
Frisch und fruchtig, gut strukturiert,<br />
kompakt gar, doch auch<br />
von schöner Länge, Holz und<br />
Alkohol gut eingebunden. Empfehlenswert.<br />
2014 bis 2022.<br />
Château Thieuley – sec<br />
(<strong>Bordeaux</strong>)<br />
Fruchtig und saftig, doch auch<br />
mit Struktur und Frische, langes,<br />
opulentes Finale auf Noten exotischer<br />
Früchte; hervorragend.<br />
2014 bis 2020.<br />
16.5<br />
Caillou Blanc de Talbot<br />
(<strong>Bordeaux</strong>)<br />
Besitzt Frische und Dichte und<br />
ist von überraschender Mineralität,<br />
endet lang und fruchtig;<br />
hervorragend. 2014 bis 2020.<br />
17<br />
Aile d’Argent de Mouton<br />
Rothschild (<strong>Bordeaux</strong>)<br />
Von überragender Frische, mit<br />
ausgeprägten, fruchtigen Aromen<br />
und langem, wuchtigem<br />
Finale; regelrecht erwachsen<br />
gewordener Weisswein, der gar<br />
etwas reifen kann.<br />
2015 bis 2026.<br />
Pavillon Blanc de Margaux<br />
(<strong>Bordeaux</strong>)<br />
Saftig, voluminös, sogar reich<br />
und temperamentvoll, aber<br />
auch sehr aromatisch und<br />
unglaublich frisch: einer der<br />
schönsten Pavillon Blanc, die wir<br />
bisher verkostet haben.<br />
2016 bis 2026.<br />
17.5<br />
Le Cygne de Fonréaud<br />
(<strong>Bordeaux</strong>)<br />
Superbe, komplexe Aromatik,<br />
unglaublich dichte, feste Textur,<br />
saftiges, ungemein langes,<br />
opulentes Finale; nicht nur der<br />
originellste aller Weissweine des<br />
Médoc, sondern auch der beste.<br />
2016 bis 2030.<br />
18<br />
Clos Floridène (Graves)<br />
Wenn Wörter wie Terroir, Ausdruck,<br />
Stil oder Charakter noch<br />
Sinn haben, fi nden sie hier ihre<br />
ganze Bedeutung. Dieser unbequeme,<br />
ungemein mineralische<br />
Wein mit der robusten Säure,<br />
der majestätischen Textur und<br />
der Opulenz ist alles andere<br />
als ein Null-Fehler-Wein. So<br />
charaktervoll und inspiriert und<br />
einmalig wie ein Jacquesson-<br />
Champagner. 2018 bis 2028.<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong> 57<br />
Böden von Château<br />
Lynch-Bages.
Reisen und Speisen im Bordelais<br />
Verschmähte Schönheit<br />
Sollte ein Bibelspruch auf <strong>Bordeaux</strong> zutreff en, dann dieser: Der Prophet gilt nichts<br />
im eigenen Land. Einheimische nörgeln gern – einfach weghören! Wer sich aufmacht,<br />
entdeckt die Schönheit der Natur sowie wahre Schätze aus Küche und Kultur.<br />
E<br />
in Bordelais geht nie ohne seinen Regenschirm spazieren.<br />
Diesen Rat gab mir vor über 20 Jahren kein<br />
Geringerer als der gute alte Chaban-Delmas, französischer<br />
Widerstandskämpfer, unglücklicher Premierminister<br />
und 50 Jahre lang Bürgermeister von <strong>Bordeaux</strong>.<br />
Und ich lernte zudem: Die Gironde, das sei Wein, Wein, Wein<br />
und nochmals Wein. Jeder sechste Einwohner des Departementes<br />
verdiene seine Brötchen mit dem edlen Saft, den <strong>Bordeaux</strong><br />
jährlich auf rund eine Milliarde Flaschen ziehe. Weit dahinter<br />
folgten Holzindustrie und Flugzeugtechnologie. «Doch<br />
die Zukunft gehört dem Tourismus», so der alte Kämpe. Er<br />
dachte an die herrliche Garonne und den Sonnenuntergang in<br />
Arcachon. Und Chaban-Delmas hatte recht. Den Regenschirm<br />
kann man zwar mehr und mehr zu Hause lassen, denn die<br />
Tücken des launischen atlantischen Klimas werden durch<br />
die globale Erwärmung gemildert. Doch der Tourismus, vor<br />
20 Jahren allenfalls ein zartes Pfl änzchen, blüht tatsächlich<br />
auf wie eine Teerose im Mai. Alain Juppé, 1995 Nachfolger von<br />
Chaban-Delmas im Hôtel de Ville von <strong>Bordeaux</strong>, hat aus der<br />
verblichenen Schönen mit dem besterhaltenen Stadtensemble<br />
des 18. Jahrhunderts eine glänzende Perle gemacht, einen<br />
Magneten für Entdeckungsfreudige aus der ganzen Welt. Die<br />
sechstgrösste Stadt Frankreichs ist schön und fesselnd, aber<br />
so provinziell, dass es zum echten Karrieresprungbrett nicht<br />
reicht. Eher ein goldener Käfi g für abgehalfterte Politiker, die<br />
aber durchaus für ein Comeback taugen. Juppé, der aus Paris<br />
nach innenpolitischen Skandalen wieder in den Südwesten<br />
verbannt wurde, ist ein Beispiel dafür. Heute ist der Konser-<br />
Fotos: Rolf Bichsel, Offi ce du tourisme <strong>Bordeaux</strong>/T.Sann<br />
Ein Mekka für alle Weinliebhaber<br />
auf ihrer Pilgerfahrt<br />
durchs Borde lais:<br />
Château Figeac.<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
vative Frankreichs Aussenminister. Der Provinzcharakter hat<br />
seine Vorteile. <strong>Bordeaux</strong> und die Region gehören nach wie vor<br />
zu den angenehmsten Ecken des Landes. Hier leben Gemeinschaften,<br />
Kasten und Stände so friedlich wie nirgendwo sonst<br />
nebeneinander. Ganz einfach deshalb, weil sie sich grosszügig<br />
ignorieren. Trotz zahlreicher Einwanderer aus der ganzen<br />
Welt (Portugiesen, Spanier, Deutsche, Engländer, Maghrebiner,<br />
Schwarzafrikaner) und hoher Arbeitslosigkeit kommt es<br />
hier nie zu nennenswerten Unruhen. <strong>Bordeaux</strong> ist nicht nur<br />
eine der schönsten, sondern auch eine der bürgerlichsten,<br />
sichersten Städte der Welt.<br />
Die Touristen danken es und kommen in Scharen. Erst<br />
recht, seit die Stadt den Eintrag ins Register des UNESCO-<br />
Weltkulturerbes ertrotzt hat. Die touristische Infrastruktur<br />
wird immer besser, die Reviere sind – typisch Bordelais – abgesteckt:<br />
Sea-, Surf- und Sun-Fanatiker besetzen während<br />
der Sommermonate die endlosen Strände der Atlantikküste.<br />
Nostalgiker verlieren sich in den schattigen Gässchen des auf<br />
Mittelalter getrimmten Städtchens Saint-Emilion. Introvertierte<br />
Kulturhungrige erforschen die versteckten Schätze des<br />
Médoc, des Entre-deux-Mers oder der Südgironde, die vom<br />
Massentourismus noch ziemlich unberührt geblieben sind.<br />
Und Weinfreunde fahren die 200 weltbekannten Schlösser<br />
ab und touren tagelang durch das Médoc, die Graves, durch<br />
Pomerol oder Saint-Emilion, knipsen Stuckfassaden, die Kellereinrichtungen<br />
kaschieren, in denen die grössten Rebensäfte<br />
der Welt gekeltert werden, und füllen ihre Memorysticks<br />
und SD-Cards mit Gigabytes von Pixeln endloser, sauber<br />
he rausgeputzter Rebzeilen, Zuckergusstürmchen, falscher<br />
Klassik und Neobarock.<br />
Trauerweiden und Glücksbringer<br />
Nein, ich spotte nicht, ich bekenne mich dazu. Ich kenne sie<br />
zwar in- und auswendig, die Pichons und Mouton & Cos und<br />
Montroses und wie sie alle heissen. Und dennoch bekomme<br />
ich immer noch Herzklopfen, wenn ich mich mit zehn Amerikanern,<br />
drei Japanern, fünf Deutschen und einem verlorenen<br />
Schweizer um den besten Bildwinkel prügle, um zum vierhundertdreiunddreissigsten<br />
Mal die Trauerweiden vor Lafi te<br />
vor die Linse zu bekommen. Wenn ich mit der Stiefelspitze in<br />
der Kieselerde wühle und über die Blätter eines austreibenden<br />
Cabernet oder Merlot streiche und einen Dialog mit der<br />
Mutter des grössten Gaumenvergnügens improvisiere, das<br />
die Welt erfunden hat: der Rebe, deren Trauben die Weine<br />
ergeben, die heute mehr denn je die ganze Welt beglücken.<br />
Ja, <strong>Bordeaux</strong>! Stadt, Region und Gironde sind eine Reise wert!<br />
Die Einzigen, die das nicht einsehen wollen, sind die Bordelaiser<br />
Bürger selbst. Die (alb-)träumen weiter von alten Zeiten<br />
mit pechschwarzen Fassaden, vom Stau in der Innenstadt<br />
und vom Smog. Seit Juppé die Quais der Garonne begehbar<br />
gemacht hat – Fahrradfahrer, Inlineskater und Jogger danken<br />
es ihm –, ziehen sie sich am Wochenende schmollend ans<br />
«Bassin» zurück, an das Atlantikbecken zwischen Cap Ferret<br />
und Arcachon. Da sind sie unter sich und unter all den Stars<br />
und Sternchen, die hier ihre Zweitresidenz haben. «Le Bassin»<br />
ist heute etwa so in Mode wie vor zehn, fünfzehn Jahren<br />
der Lubéron. Sein Eintrittsticket in die Bordelaiser Schickeria<br />
59
60<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Bazas im Departement Gironde lädt zum<br />
Bummeln ein, im Hintergrund die Kathedrale<br />
Saint-Jean-Baptiste. Sie ist seit<br />
1998 Teil des Jakobswegs in Frankreich,<br />
Weltkulturerbe der UNESCO.<br />
erhält nur, wer den gigantischen Wasserspiegel gegenüber des<br />
Börsenplatzes zum Schandfl eck der Stadtarchitektur stigmatisiert.<br />
Dort, wo Kinder von fünf bis 85 quietschen, jubeln und<br />
plantschen. Wer über Quartiere wie Saint-Pierre oder Saint-<br />
Michel mit ihrem kunterbunten Durcheinander von Bars und<br />
Shops und Alternativ-Cafés eine Quarantäne verhängt und<br />
<strong>Bordeaux</strong> auf das goldene Dreieck Gambetta – Tourny – Place<br />
de la Comédie reduziert. Fragen Sie einen alteingesessenen<br />
Bordelais, wie viele Bühnen die Agglomeration besitzt. Er<br />
wird nach langem Zögern antworten: «So zwei oder drei.» In<br />
Tipps für Trips<br />
Muss sein:<br />
<strong>Bordeaux</strong>, das Médoc, Saint-Emilion und Arcachon<br />
Lohnt sich:<br />
• die Städtchen Saint-Macaire, La Réole, Bazas oder Cadillac<br />
• die Abteien von La Sauve-Majeure und Blasimon<br />
• die Märkte von Libourne und Langon<br />
• die Austernfelsen von Sainte-Croix-du-Mont<br />
• die Täler der Flüsse Leyre und Ciron (Kanufahrten)<br />
• die Schlösser von La Brède und Roquetaillade<br />
• die Festungen von Blaye und Cussac<br />
• der Leuchtturm von Cordouan<br />
Wahrheit sind es an die 50. Gratis und per Eilpost gibt es das<br />
<strong>Bordeaux</strong>-Bürger-Abitur, wenn man über die fehlende Gastronomie<br />
der Gegend schimpft und lieber Schlange steht vor<br />
dem «Entrecôte», einem Fastfood-Tempel für fl eischfressende<br />
Pfl anzen, oder dem neuen In-Lokal «Peppone», einer Art<br />
Disneyland-Pizzeria. Man will oft einfach nicht zur Kenntnis<br />
nehmen, dass seit ein paar Jahren nicht weniger Sterne am<br />
Gastro-Himmel der Gironde funkeln als anderswo.<br />
Der Neugierde der aufb lühenden, weltoff enen Bordelaiser<br />
Jugend und dem Welt(wein)tourismus ist es zu verdanken,<br />
dass heute in der Stadt mit Erfolg eine neue, von regionalen<br />
Produkten inspirierte, leichte und fröhliche Küche zelebriert<br />
wird. Ein Bruch mit der Bordelaiser Tradition der Sonnenblumenölorgien,<br />
Knoblauchschlachten, Petersilienfeste und<br />
einem übertriebenen Fleisch- und Fritten-Konsum. Diese<br />
neue «Denkschule» hat dankbar registriert, dass in der Gi ronde<br />
auch gutes Grünfutter angebaut wird. Altmeister Jean-Marie<br />
Amat, der jahrzehntelang mutterseelenallein gegen Gott und<br />
die Welt des Bordelaiser Geschmacks-Establishments ankämpfte,<br />
um hier eine zeitgemässe Küche durchzusetzen,<br />
hat Unterstützung erhalten durch so talentierte Mitstreiter<br />
wie Michel Portos im «Saint-James» in Bouliac oder Philippe<br />
Etchebest in der «Hostellerie de Plaisance» in Saint-Emilion.<br />
Dammbruch in der Grande Cuisine<br />
Der Molekularzertrümmerer Thierry Marx hat zwar das<br />
Handtuch geworfen und Cordeillan-Bages in Pauillac, Médoc,<br />
verlassen, wo er durch seinen pfl egeleichteren Schattenassistenten<br />
Jean-Luc Rocha ersetzt wurde. Der zaubert nun<br />
zur Freude aller Médoc-Châtelains wieder eine brave Grande<br />
Cuisine auf die Tische, wo der Wein Erste Geige spielen kann.<br />
Doch mit der Enthauptung der gefürchteten Kreativküchen-<br />
Hydra, die mit Thierry Marx einen Kopf verlor, ist diese<br />
keineswegs am Ende. Im Gegenteil, die Köpfe wachsen<br />
nach. Sie tragen Namen wie François Adamski («Le Gabriel»<br />
in <strong>Bordeaux</strong>), Nicolas Masse («La Grand’Vigne», Les Sources<br />
de Caudalie/Château Smith Haut Lafi tte, Martillac), Nicolas<br />
Magie («La Cape» in Cenon, die Preis-Spass-Adresse unter den<br />
Bordelaiser Speisetempeln), Jan Schwittalla («Le 7ème Péché»<br />
in <strong>Bordeaux</strong>), Denis Franc («Le Pavillon des Boulevards» in<br />
<strong>Bordeaux</strong>) oder Franck Descas («Au Sarment» in Saint-<br />
Gervais), der leider verkannt wird.<br />
Die Polemik um die Bordelaiser Küche hat Tradition. Bereits<br />
vor 150 Jahren versuchte der damalige Platzhirsch der<br />
Bordelaiser Geschmacksakrobaten, Alcide Bontou, den Einheimischen<br />
beizubringen, was gehobene Küche sei. Für<br />
seine Kochkurse warf er sich in den Sonntagsstaat, um zu<br />
demonstrieren, dass es sich dabei nicht um eine schmutzige<br />
Angelegenheit handle, die man portugiesischen oder maghrebinischen<br />
Hausangestellten überlassen dürfe, die übrigens<br />
die Bordelaiser Küche mit ihrer farbenfrohen Tradition bereichert<br />
haben. Wer will heute noch wahrhaben, dass eine der<br />
ganz wenigen Bordelaiser Spezialitäten, die Lamperoie à la<br />
Bordelaise, Neunauge in eigenem Blut und Rotweinsauce, aus<br />
Portugal stammt? Was Meister Bontou auf die Palme brachte?<br />
Zum Beispiel, dass ein Entrecôte à la Bordelaise von Pariser<br />
Gastronomen an einer Weintunke serviert wurde, der Sauce à<br />
Fotos: Rolf Bichsel<br />
Wird das echte Entrecôte à la Bordelaise (l.) nun gegrillt oder nicht? Auf jeden Fall ohne Sauce serviert, befi ehlt Altmeister Alcide<br />
Bontou. Beim Steinpilz (r.) herrscht dagegen Einigkeit: Für diese Köstlichkeit würde jeder Bordelais seine Grossmutter versetzen.<br />
la Bordelaise, mit Burgunder bereitet. Weil die Weine aus dem<br />
Norden überlegen seien. Alles Quatsch, lehrt uns der tapfere<br />
Alcide, dessen Feldzug aber leider so erfolgreich war wie der<br />
Kinderkreuzzug zur Befreiung Jerusalems. Ein Entrecôte à la<br />
Bordelaise, so Bontou, werde ohne Sauce serviert. Ausserdem<br />
gehöre auf die Rinderschnitte ein «Hachis» aus Schalotten,<br />
Petersilie und Knochenmark. Nicht einmal über Rebholz<br />
werde das Entrecôte gegrillt, sondern über den Kastanienholzriemen<br />
ausgedienter Weinfässer, die man in einer Ecke<br />
des kühlen Kellers zu Glut werden liess. Entstanden sei<br />
die Tradition, um den Jungweinverkostern alter Zeiten eine<br />
solide Unterlage im Magen zu schaff en und einen würzigen<br />
Anti-Tannin-Torpedo in den Mund zu legen. Dass dieser Teil<br />
Klassisch-kreativ kocht Franck Descas in Saint-Gervais.<br />
garantiert authentisch ist, können wir nach 600 <strong>Primeur</strong>-<br />
Mustern im Gaumen und mehreren Kilo Rinderlende im<br />
Magen mit erhobener Hand beschwören.<br />
Bordelaiser Spezialitätenrezepte? Als solche gehen offi ziell<br />
noch die Schnecken à la Bordelaise durch. Oder das modische<br />
Süssgebäck Cannelé und die klebrigen Macarons aus Saint-<br />
Emilion, die im Mund verpuff en wie ein Souffl é im Durchzug.<br />
Oder der Grenier Médocain, eine deftig gepfeff erte Kuttelwurst,<br />
und die Tricandilles, kross gebratene Schweinskaldaunen.<br />
Warum das so ist? Die soziokulturelle Geschichte der<br />
Entwicklung der echten Bordelaiser Küche würde Bände füllen.<br />
Mag sein, dass der omnipotente Bordelaiser Wein dabei<br />
eine gewisse Rolle spielte. Wo dieser Wein im Rampenlicht<br />
fi edelt, hat alles andere im Schatten zu säuseln.<br />
Knoblauch über alles<br />
Das Geheimnis der Regionalküche ist ihre minimalistische<br />
Art, Topprodukte saisongerecht und möglichst unverfälscht<br />
auf den Tisch zu bringen. Bordelaiser Gourmets machen daraus<br />
einen wahren Kult. Der im Februar etwa mit dem Aillet<br />
beginnt, frischem, jungem, grünem Knoblauch, den man über<br />
alles Passende und Unpassende schnipselt. Es folgen die ersten<br />
grünen Spargel aus den Landes, der weisse Spargel aus<br />
Blaye, die Erdbeeren aus dem Lot-et-Garonne, die selten gewordenen<br />
Artischocken aus Macau im Médoc, die Frühkartoffeln<br />
aus Bruges, die Eierschwämme aus dem Médoc. Aus dem<br />
Süden der Gironde stammen die besten Tauben, Perl- und andere<br />
Hühner, aber auch Enten und Gänse. Und das schmackhafteste<br />
und rarste Rindfl eisch der Welt: der Bœuf de Bazas.<br />
Ach, und das Wild! Ganz zu schweigen von der Fischvielfalt,<br />
den kleinen weissen Crevetten und berühmten Austern des<br />
Bassin, mit kleinen Bratwürsten serviert und ein paar Spritzern<br />
Zitrone – über all das haben wir ja noch gar nicht gesprochen.<br />
Die Region ist voller Schätze, die man unbedingt auf<br />
eigene Faust entdecken, erschlendern und erleben muss.<br />
61
62<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Wir haben das Besondere gesucht und gefunden: den Krativküchen-Revoluzzer und<br />
den konzilianten Kunsthandwerker, den Geschmacksakrobaten für Leckermäuler<br />
wie den Schäfer im Landidyll und die China-Connection. Unbedingt ausprobieren!<br />
Michel Portos Le Saint-James, Bouliac<br />
Kämpfer für eine fröhliche<br />
Schmelztiegelküche<br />
L<br />
ehre als Buchhalter, weil die Eltern das für ihn entschieden<br />
hatten. Dann Küchenlehrling in einer<br />
Kantine, weil er doch tat, was er wollte. Anschliessend<br />
Stationen bei Dominique Toulousy in Toulouse<br />
und «Troisgros» in Roanne. Und heute einer der besten<br />
Köche Frankreichs, umjubelt im In- und Ausland. Doch in<br />
<strong>Bordeaux</strong> ist Michel Portos immer noch nahezu unbekannt,<br />
trotz seiner zwei Michelin-Sterne. Nichts an seiner Karriere<br />
ist gewöhnlich, nichts wurde ihm geschenkt. Wer in einem<br />
Arbeiterviertel von Marseille geboren wird, weiss, was kämpfen<br />
heisst. Die Bordelaisen haben ein gespaltenes Verhältnis<br />
zum Hotel-Restaurant «Saint-James», das auf den Ausläufern<br />
der Premiers Côtes thront. Alles erscheint hier suspekt: die<br />
gewagte Architektur von Jean Nouvel, der sich dabei an den<br />
Tabakscheunen der Region orientierte; die für die Gegend<br />
ungewohnte, zeitgemässe Küche. Der Speisesaal, luftig und<br />
transparent wie eine Bahnhofshalle. Designermöbel statt Barocksesseln,<br />
leuchtende Farben und skurrile Skulpturen statt<br />
knisternden Kaminfeuers. Alles suspekt. Doch wem es hier<br />
nicht passt, der soll zu Hause bleiben. Portos kocht, wie er will.<br />
In Marseille ist er mit dem Duft der Bouillabaisse erwacht –<br />
der echten, nicht der für Touristen. Und gross geworden ist er<br />
mit italienischer, spanischer, chilenischer und arabischer Cuisine.<br />
Portos bringt farbenfrohe Schmelztiegelküche auf den<br />
Tisch, unverkrampft und polyglott. Er spricht mit der gleichen<br />
Begeisterung von der besten Pizza, der saftigsten Bratwurst,<br />
dem kleinen Restaurant in Bali. «Bordelaiser Küche? Gibt es<br />
nicht. Wohl aber Bordelaiser Produkte. Gemüse, Gefl ügel,<br />
Flusskrebse, Steinpilze – püteng, ces congs de Bordelais (mit<br />
Marseiller Accent auszusprechen) wissen gar nicht, wie verwöhnt<br />
sie sind! Hier dient das Essen allein dazu, den Wein<br />
in den Vordergrund zu spielen. Bei ‹Troisgros› im Burgund<br />
war es umgekehrt. Wir kochten, der Winzer wählte den Wein<br />
dazu.» Dem geschockten Zuhörer erklärt er, dass man in Marseille<br />
eben kein Blatt vor den Mund nehme. «<strong>Bordeaux</strong> ist eine<br />
saubere, nette, langweilige Stadt, so adrett und konziliant wie<br />
ihr Bürgermeister. Gut, dass es die Bordelaiser Jugend gibt!»<br />
Hotel-Restaurant Le Saint-James<br />
3, place Camille Hostein<br />
F-33270 Bouliac<br />
Tel. +33 (0)557 97 06 00<br />
stjames@relaischateaux.com<br />
www.saintjames-bouliac.com<br />
Fotos: Rolf Bichsel<br />
Jean-Luc Rocha Château Cordeillan-Bages, Pauillac<br />
Sensibler Handwerker<br />
J<br />
ean-Luc Rocha ist kein Star, der das Rampenlicht liebt.<br />
Seit 2005 steht der «Meilleur Ouvrier de France» (die<br />
höchste Auszeichnung für einen französischen Handwerker)<br />
am Herd des legendären Relais-Château-Restaurants<br />
in Pauillac im Besitz der Familie Cazes (Lynch-Bages),<br />
die hier mittlerweile ein ganzes Quartier renoviert hat, mit<br />
Metzgerei, Bäckerei und Brasserie. Rocha war es, der in der<br />
Küche nach dem Rechten sah, wenn Küchenstar Thierry<br />
Marx von Pressetermin zu Pressetermin hetzte. Seit <strong>2010</strong> ist<br />
er Chef im Haus, er steht für solides, sauberes Handwerk, nicht<br />
für Molekularküchenexperimente. In dem gediegenen Hotel-<br />
Res taurant auf Cordeillan-Bages, dem ehemaligen Château<br />
mitten in den Reben von Pauillac, ist wieder Ruhe eingekehrt.<br />
Experimente gehen heute nicht über die Neuinterpretation<br />
Unsere Tipps<br />
ESSEN<br />
Restaurant Le Gabriel<br />
10, place de la Bourse<br />
F-33000 <strong>Bordeaux</strong><br />
Tel. +33 (0)556 30 00 80<br />
www.bordeaux-gabriel.fr<br />
François Adamski empfängt seine<br />
Gäste am Börsenplatz in einer der<br />
schönsten Ecken von <strong>Bordeaux</strong>. Man<br />
kann wählen zwischen den Räumen im<br />
zweiten Stock (gediegen, mit Blick auf<br />
die Garonne) und dem feudalen Bistro<br />
im ersten Stock. Bürgerlich-sauber<br />
und zeitgemäss, schick und eher teuer.<br />
Restaurant La Grand’Vigne<br />
und La Table du Lavoir<br />
Les Sources de Caudalie<br />
Chemin de Smith Haut Lafi tte<br />
F-33650 <strong>Bordeaux</strong>-Martillac<br />
Tel. +33 (0)557 83 83 83<br />
www.sources-caudalie.com<br />
Rotbarbe von Gravelier.<br />
Nach Jahren des kulinarischen Hin<br />
und Her hat das Disneyland-Entspannungszentrum<br />
im Süden von<br />
<strong>Bordeaux</strong>, in idyllischer Umgebung<br />
und am Château Smith Haut Lafi tte<br />
untergebracht, endlich den Mann gefunden,<br />
der die beiden Restaurants zur<br />
Geltung bringt: Nicolas Masse, der hier<br />
eine gediegene, farbenfrohe Nouvelle<br />
Cuisine zelebriert. Nicht billig.<br />
traditioneller Gerichte hinaus. Da gibt es etwa geräucherte<br />
Taube mit reduziertem Rhabarber, begleitet von einem Kuchen<br />
mit Ritterlingen und Roter Bete, speziell kreiert, um einen<br />
Lynch-Bages 1990 ins rechte Licht zu rücken – oder eine andere<br />
der 1600 Referenzen auf der Karte. «Wer es bis nach Pauillac<br />
schaff t, kommt vorwiegend für den Wein,» sagt Rocha, der die<br />
Bordelaisen mit dem Médoc versöhnen will, «diesem Land, in<br />
dem nur Schlossherrn und Rebarbeiter leben».<br />
Hotel-Restaurant Château Cordeillan-Bages<br />
61, rue Vignerons<br />
F-33250 Pauillac<br />
Tel. +33 (0)556 59 24 24<br />
www.cordeillanbages.com<br />
Restaurant La Cape<br />
9, allée Morlette<br />
F-33150 Cenon<br />
Tel. +33 (0)557 80 24 25<br />
Man muss ihn erst fi nden, den weissen<br />
Pavillon mitten in der Bordelaiser<br />
Vorstadt! Und doch ist Nicolas Magie<br />
immer ausgebucht. Grund: Seine<br />
überaus kreative Küche ist fröhlich<br />
und unverkrampft geblieben, und die<br />
Preise sind schon fast unverschämt<br />
niedrig. Das gilt auch für die interessante<br />
Selektion an Weinen.<br />
Le 7 ème Péché<br />
65, cours de Verdun<br />
F-33000 <strong>Bordeaux</strong><br />
Tel. +33 (0)556 06 42 16<br />
www.7peche.fr<br />
Jan Schwittalla gehört zu den Aufsteigern<br />
der letzten Jahre. In seinem<br />
Mini-Restaurant unweit des Stadt-<br />
63
64<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Franck Descas Au Sarment, Saint-Gervais<br />
Draussen in der Pampa<br />
B<br />
is vor sieben Jahren gehörte Franck Descas zu den erfolgreichen<br />
Küchenkünstlern der französischen Kapitale.<br />
Doch dann wurde ihm der Grossstadt rummel zu<br />
bunt, und er zog mit Frau Anne und Kind in die Bordelaiser<br />
Provinz und übernahm ein Restaurant in Saint-Gervais in<br />
einem historischen Gebäude – der ehemaligen Schule des 1500-<br />
Seelen-Dorfes, mitten in der Pampa des rechten Gironde-Ufers.<br />
Hier zelebriert er seither seine ganz eigene, farbenfrohe Küche mit<br />
den besten Grundprodukten, und das zu schon fast unverschämt<br />
niedrigen Preisen. Sein Dessert «le chocolat dans tous ses états»<br />
ist legendär. Doch auch sein «riz de veau meunière à la réglisse»<br />
(Kalbsbries mit Lakritze) oder sein «liégeois de vitelotte et patates<br />
douces rôties» (ein Gedicht von lila Vitelotte-Kartoff eln und<br />
gebratenen Süsskartoff eln) sind den Abstecher wert.<br />
Restaurant Au Sarment<br />
50, rue de la Lande<br />
F-33240 Saint-Gervais<br />
Tel. +33 (0)557 43 44 73<br />
www.au-sarment.com<br />
parks Jardin Public zelebriert er eine<br />
so schmackhafte wie eigenständige<br />
Fusionsküche. Korrekt im Preis.<br />
Pont d’Aquitaine<br />
Jean-Marie Amat<br />
Château du Prince Noir<br />
1, rue du Prince Noir<br />
F-33310 Lormont<br />
Tel. +33 (0)556 06 12 52<br />
www.jm-amat.com<br />
Der Querdenker der Bordelaiser Küche<br />
scheint endlich seinen Hafen ge -<br />
funden zu haben: Er kocht so kreativ<br />
wie gekonnt in einem Nebengebäude<br />
einer renovierten Raubritterburg auf<br />
der Anhöhe von Lormont, in der Nähe<br />
des imposanten Pont d’Aquitaine.<br />
Korrekt im Preis.<br />
Le Pavillon des Boulevards<br />
120, rue Croix de Seguey<br />
F-33000 <strong>Bordeaux</strong><br />
Tel. +33 (0)556 81 51 02<br />
www.lepavillondesboulevards.fr<br />
Denis Franc ist ein absoluter Gastro-<br />
Profi , und sein Restaurant in der Nähe<br />
der Barrière du Médoc gehört zu den<br />
beständigsten Adressen gehobener<br />
Küche, die <strong>Bordeaux</strong> aufzuweisen hat.<br />
Nicht billig.<br />
WOHNEN<br />
Château Lavergne-Dulong<br />
23, route du Courneau<br />
F-33450 Montussan<br />
Tel. +33 (0)671 94 18 94<br />
www.chateau-lavergne-dulong.com<br />
Die vier nagelneuen Gästezimmer sind<br />
wie im Grandhotel, der Empfang dagegen<br />
ist wie bei Freunden. Im Zimmer<br />
Clothilde geniesst man vom aus Bett<br />
den Sonnenaufgang über den Reben.<br />
Fotos: Arthur Pequin, Rolf Bichsel<br />
André Sarrès Schäfer im Médoc<br />
Lammfromm<br />
und authentisch<br />
A<br />
ndré Sarrès kam in Castet en Osseau auf die heile<br />
Welt, einem Pyrenäental nahe der spanischen<br />
Grenze. Hier wird man Schäfer, wie schon die<br />
Vorväter. Auch Sarrès trieb seine Tiere im Herbst<br />
in einer vierwöchigen Reise quer durch den Südwesten bis<br />
ins Médoc und liess sie zwischen den abgeernteten Rebzeilen<br />
weiden. Doch André blieb im Médoc hängen. Schuld war (natürlich)<br />
eine Frau. Weil Evelyne nicht in die Berge wollte, kam<br />
der Berg zu Evelyn – mit zehn echten Pyrenäenschafen im<br />
Gepäck. Das war 1977. Heute treibt André, mit Hund und Hirtenstock<br />
bewaff net, 500 Tiere über 75 Hektar Weideland, das<br />
ihm ein Weingut verpachtet. Ein letztes Stück Lokalkolorit in<br />
den Ausläufern der Bordelaiser Stadtagglomeration, die sich<br />
unersättlich in die Umgebung frisst. Und doch hat Sarrès nie<br />
Milch und Tiere genug, um Freunde würziger Käse und zarten<br />
Fleisches zufriedenzustellen. Die Metzger der Umgebung<br />
reservieren Lämmer quasi «en primeur», bevor sie überhaupt<br />
auf die Welt kommen. «Quelle pagaille!», sagt Eric Larrazet,<br />
der beste Fleischer der Region. «Man muss richtiggehend um<br />
La Maison Bord’Eaux<br />
113, rue Docteur Albert Barraud<br />
F-33000 <strong>Bordeaux</strong><br />
Tel. +33 (0)556 44 00 45<br />
contact@lamaisonbordeaux.com<br />
www.lamaisonbord-eaux.com<br />
Seit 2008 ist Pierre Lurton, der rührige<br />
Manager der Châteaux Cheval Blanc<br />
und Yquem und Besitzer des kleinen<br />
Weinguts Marjosse, auch Hotelier und<br />
kümmert sich gemeinsam mit Frau<br />
die Zuteilung kämpfen!» In seinem Heimatort Arsac balgen<br />
sich die sonst so vornehm zurückhaltenden Château-Besitzer<br />
um ein Stück des Milchlamm-Ferraris von Sarrès. Einfacher<br />
ist es, an den herrlichen Käse zu kommen, für den Sohn Julien<br />
Sarrès verantwortlich ist. Verkauft wird aber nur direkt ab Hof,<br />
zwischen 17 und 20 Uhr. Dann ist Zeit fürs Melken – und für<br />
die Kunden.<br />
Bergerie de Sénéjac<br />
Route d’Arsac<br />
F-33290 Le Pian Médoc<br />
Tel. +33 (0)556 70 26 03<br />
Vor dem Besuch kurz anrufen!<br />
Carole und Söhnen um eine der charmantesten<br />
Adressen zum Übernachten<br />
in einem der ältesten Viertel der Stadt.<br />
«La Maison Bord’Eaux» ist in einem<br />
Hotel Particulier aus dem 18. Jahrhundert<br />
untergebracht. Die acht gediegenen<br />
Zimmer sind mit zeitgenössischem<br />
Design und Gegenwartskunst<br />
eingerichtet. Frühstück gibt’s in der<br />
grünen Küche, dem roten Speisesaal<br />
oder dem lauschigen Hofgarten.<br />
Selbst Halb- oder Vollpension sind auf<br />
Anfrage möglich.<br />
Seeko’o Hôtel<br />
54, quai de Bacalan<br />
F-33300 <strong>Bordeaux</strong><br />
Tel. +33 (0)556 39 07 07<br />
www.seekoo-hotel.com<br />
Vier-Sterne-Designer-Hotel an den<br />
Quais von Bacalan und DIE In-Adresse<br />
Boucherie Eric Larrazet<br />
F-33460 Arsac<br />
Tel. +33 (0)556 58 80 49<br />
boucherie.larrazet@wanadoo.fr<br />
Geöff net: 7.30–13.00 und 16.00–19.30 Uhr<br />
der Stadt. Von den Zimmern der<br />
fünften Etage mit eigener Veranda<br />
geniesst man den Blick auf Fluss und<br />
Hafen.<br />
Hôtel <strong>Bordeaux</strong> Best Western<br />
Bayonne Etche-Ona<br />
15, cours de l’Intendance<br />
F-33000 <strong>Bordeaux</strong><br />
Tel. +33 (0)556 48 00 88<br />
www.bordeaux-hotel.com<br />
Gemütliches Hotel im goldenen Dreieck<br />
der Altstadt, traditionell und elegant<br />
in einem Gebäude des 18. Jahrhunderts.<br />
Nach einem der renovierten<br />
Zimmer fragen.
66<br />
vinum extra<br />
primeur <strong>2010</strong><br />
Tommy und André Shan<br />
Au Bonheur du Palais, <strong>Bordeaux</strong><br />
China triff t <strong>Bordeaux</strong><br />
D<br />
ie Brüder Tommy und André<br />
Shan, unterstützt von Sommelière<br />
Helene Yuan, sind keine<br />
Kinder des <strong>Bordeaux</strong>-Booms<br />
in China. Sie sind eine Institution und zelebrieren<br />
in ihrem kleinen, unscheinbaren<br />
Res taurant «Au Bonheur du Palais» in der<br />
Stadt <strong>Bordeaux</strong> seit mehr als 20 Jahren<br />
traditionelle chinesische Küche und kombinieren<br />
sie gekonnt mit Wein. Und weil sie<br />
rege Kontakte pfl egen zur kochenden Zunft<br />
der Umgebung, wissen sie heute ganz genau,<br />
woher die besten Zutaten stammen für<br />
die Hunderte traditioneller Gerichte ihres<br />
Repertoires. Gewürze kommen aus ihrer<br />
alten Heimat, alles andere von den besten<br />
Erzeugern der Region. Nur abends geöff net.<br />
Au Bonheur du Palais<br />
74, rue Paul Louis Lande<br />
F-33000 <strong>Bordeaux</strong><br />
Tel. +33 (0)556 94 38 63<br />
www.aubonheurdupalais.com<br />
Natura Cabana<br />
75, rue la Fontaine<br />
F-33290 Le Pian Médoc<br />
Tel. +33 (0)556 46 29 48<br />
oder +33 (0)684 21 07 64<br />
www.naturacabana.fr<br />
Wer von Tom Sawyer und Huckleberry<br />
Finn träumt, ist bei Prune an<br />
der richtigen Adresse. Sie hat fünf<br />
Holzhütten in hundertjährige Eichen-<br />
wipfel gebaut, sieben Meter über dem<br />
Boden und mitten im Médoc. Der Wald<br />
gehört zum 350 Hektar grossen Landbesitz<br />
von Château Malleret, das einen<br />
zuverlässigen Haut-Médoc produziert.<br />
Auf fl iessendes Wasser und Strom<br />
muss der Abenteuerlustige allerdings<br />
verzichten. Gegessen und gelesen<br />
wird bei Kerzenlicht, und geduscht<br />
wird von Hand mit einer Flasche kalten<br />
Wassers. Nur für Schwindelfreie.<br />
Château du Tertre<br />
Ludon-Médoc<br />
F-33460 Arsac<br />
Tel. +33 (0)557 88 52 52<br />
receptif@chateaudutertre.fr<br />
www.chateaudutertre.fr<br />
Leben wie Gott in Frankreich? Château<br />
du Tertre macht’s möglich. Das Cru<br />
Classé aus Margaux verfügt über fünf<br />
stilvoll eingerichtete Zimmer mit Blick<br />
auf die Weinberge. Drei weitere sind<br />
in den ehemaligen Pferdeställen von<br />
Château Giscours eingerichtet.<br />
. www.pistoletbleu.com .<br />
www.borie-manoux.com<br />
33000 BORDEAUX - FRANCE - T. +33 (0)5 56 00 00 70 FX. +33 (0)5 57 87 60 30<br />
Fotos: Natura Cabana/Gironde, Rolf Bichsel BORIE-MANOUX