Akzente - Nordzucker AG

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06.01.2013 Aufrufe

Luftaufnahme von 1983. Die Gronauer Rübenzucker-Fabrik schloss vor 25 Jahren 100 Jahre Rennen um Rüben und Auslastung Landwirte aus dem Leinetal gründeten 1869 die Gronauer Rübenzucker-Fabrik. Gebaut wurde an der Gronauer Steintorstraße nahe dem mittelalterlichen Stadtkern, wo ein Leinearm die nötige Wasserversorgung sicherte. Die Ausrüstung mit Maschinen und Apparaturen besorgte die Braunschweigische Maschinenbau-Anstalt, vorm. Fr. Seele & Co. 1870 lieferte die neue Aktienzuckerfabrik den ersten Rohzucker, der an Raffinerien in England verkauft wurde. Zuckerhaus und Schlammbassins wurden 1883 ausgebaut, um mit dem prosperierenden Rübenanbau und Beteiligungswünschen neuer Aktionäre Schritt zu halten. Bereits 1884 erreichte der Gronauer Rübenanbau mit 4.000 Morgen eine Ausdehnung, die über Jahrzehnte bis 1938 konstant bleiben sollte. 30 Belegschaftstreffen nach der vorletzten Kampagne 1986. Stammanteil der Gronauer Rüben zuckerfabrik GmbH: Bereits 1894 wurde die Aktien gesellschaft aus steu erlichen Gründen in eine GmbH umgewandelt. Der Gesell schafter ver trag vom 8. Februar notiert 907 Anteile zu je 600 Mark. Je Anteil war für 143 Gronauer Gesell schaf ter eine Rübenliefer pflicht von 250 Zentnern (12,5 Tonnen) festgelegt. Rübenrausch im leinetal Vom 10. September 1883 bis zum 14. Januar 1884 waren Fuhrwerke nach Gronau unterwegs, um eine überaus gute Ernte von 180 Zentnern Rüben pro Morgen (36 Tonnen je Hektar) einzubringen. Bei einem Zuckergehalt von 13,1 Prozent erzeugte die Fabrik daraus in 126 Tagen rund 3.400 Tonnen Rohzucker, der zum Preis von 553 Mark je Tonne verkauft wurde. Fabrikgründungen in der Nachbarschaft (Elze 1872, Oldendorf 1875) und laufend bessere Leistungen der bestehenden Fabriken ließen den Rübenrausch im Leinetal bald merklich abklingen. Je nach Erntejahr dampfte der Gronauer Fabrikschornstein um die Jahrhundertwende an 60 bis 80 Kampagnetagen. Die eisenbahn heizt den Wettbewerb an Um ihr Rübeneinzugsgebiet auszudehnen, bewilligte die Generalversammlung 1898 ein Anschlussgleis an die Eisenbahnstrecke Elze–Bodenburg–Gandersheim. Die Bahnanbindung brachte nicht nur Vorteile: Auch die „freien Kaufrübenlieferanten“ waren nun nicht mehr an Pferdestärken und die nächstgelegene Fabrik gebunden. „Vagabundierende Kaufrüben“ landeten dort, wo sie am besten bezahlt wurden. Die Gronauer Fabrikeigentümer zahlten Konventionalstrafe, wenn sie zu wenig Rüben lieferten oder Überrüben an andere Fabriken verkauften. Not macht erfinderisch: Grünfutter, Dämpfkartoffeln und Troblako Am 2. November 1917 vernichtete ein Großbrand die Fabrikanlagen. Nach Kriegsende starteten die Gronauer 1919 unter großen Schwierigkeiten mit neuen Anlagen. Nach der Zwangspause, in der die Nachbarfabrik Nordstemmen als Helfer in der Not eingesprungen war, reichten die Rüben in Gronau noch für Kampagnen von 26 bis zu 50 Tagen Dauer. Als mäßigen Ausgleich für fehlende Rüben und weil Futtermittel knapp waren, begann die Fabrik 1936 die Lohntrocknung von Grünfutterpflanzen. Ab 1937 wurden zusätzlich Futterkartoffeln gedämpft; schließlich trockneten die Gronauer Zuckerkocher auch Rübenblatt mit anhängenden Rübenköpfen: Das begehrte Eiweißfutter wurde unter dem klingenden Namen „Troblako“ an Schweine und Rinder verfüttert. Die Grünfuttertrocknung stellte Gronau erst Anfang der 60er-Jahre komplett ein. Noch bis 1970 wurden Futterkartoffeln in der Fabrik gedämpft.

Zwei Jahre nach der Inbetriebnahme: Zuckerfabrik Gronau 1871. Foto: W. Breiner, Stadtarchiv Gronau, Repro G. Nimptsch. Wachstum nach Kriegsende Den Krieg überstand die Fabrik unversehrt. In neun Jahren nach Kriegsende verdoppelte sich die in Gronau verarbeitete Rübenmenge auf 1.009 Tonnen je Kampagnetag. 1978 war die 2.000-Tonnen-Marke erreicht. Bereits seit Mitte der 50er-Jahre arbeitete die Fabrik eng mit der Nachbarfabrik in Nordstemmen zusammen. Zuerst wurden Teile, bald die gesamte Gronauer Rohzuckerproduktion regelmäßig zur Umarbeitung zu Weißzucker von Nordstemmen übernommen. Verschmelzung und Schließung vor 25 Jahren Bis 1986 blieb die Rohzuckerfabrik eigenständig. Am 27. Januar 1986 stimmte die WISSENSWERTES Wussten Sie schon …? Generalversammlung mit 85,2 Prozent der Stimmen für die Verschmelzung mit der Union-Zucker Südhannover GmbH und die Stilllegung. In ihrer letzten Kampagne 1987 verarbeitete die Rübenzucker-Fabrik Gronau 3.000 Tonnen Rüben pro Kampagnetag. Seit fast 25 Jahren lassen die Rübenfahrzeuge Gronau im Herbst links liegen. Ihr Ziel ist die zehn Kilometer entfernt gelegene Zuckerfabrik Nordstemmen. Am Gronauer „Zuckerknoten“ – wo sich die Landesstraßen 480 und 482 kreuzen – erinnert ein Gedenkstein an 118 süße Jahre der Stadt. Auf dem ehemaligen Fabrikgelände ist ein lebendiges Wohnviertel in Fußwegnähe zum historischen Ortskern entstanden. ... dass Tomaten mit einer Prise Zucker so richtig tomatig schmecken? Wichtig: nicht zu viel Zucker nehmen. Eine Prise reicht, um das Aroma von Tomaten in Salaten, Saucen, Suppen oder Aufläufen so richtig zur Geltung zu bringen. Probieren Sie die Prise Zucker auch an Möhren, Spargel, Brokkoli, Bohnen und Erbsen. Auch hier mildert Zucker Säuren und hebt den Eigen geschmack vieler Gemüsearten deutlich schmeckbar an. Mehr Süße Küche Tips und raffinierte Rezepte finden Sie unter www.sweet-family.de ms Susanne dismer-Puls Freie Autorin Birgit rothe Nordzucker Archiv impressum Herausgeber: Nordzucker AG, Küchenstraße 9, 38100 Braunschweig, Telefon +49 531 2411-314, Telefax +49 531 2411-378, akzente@nordzucker.de | Redaktion (red): Helmut Bleckwenn, Susanne Dismer-Puls (sdp), Oliver Ditsch, Rolf Hoffmann, Tanja Schneider-Diehl (tsd), Dr. Klaus Schumacher (kds), Marion Stumpe (ms), Nina Tatter (nt) Dr. Ulf Wegener (uw) | Gestaltung und Satz: Sieler Kommunikation und Gestaltung GmbH, Frankfurt | Druck: Leinebergland Druck GmbH & Co. KG, Alfeld | Bildnachweis: Nordzucker, Nordic Sugar (Apelöga), Günter Nimptsch, Fotolia, iStockPhoto, HERZA Schokolade GmbH und Co. KG, Shutterstock, FINANCE, photothek.net Akzente 01/12 31

Luftaufnahme von 1983.<br />

Die Gronauer Rübenzucker-Fabrik schloss vor 25 Jahren<br />

100 Jahre Rennen um Rüben<br />

und Auslastung<br />

Landwirte aus dem Leinetal gründeten<br />

1869 die Gronauer Rübenzucker-Fabrik.<br />

Gebaut wurde an der Gronauer Steintorstraße<br />

nahe dem mittelalterlichen Stadtkern,<br />

wo ein Leinearm die nötige Wasserversorgung<br />

sicherte. Die Ausrüstung mit<br />

Maschinen und Apparaturen besorgte die<br />

Braunschweigische Maschinenbau-Anstalt,<br />

vorm. Fr. Seele & Co. 1870 lieferte die neue<br />

Aktienzuckerfabrik den ersten Rohzucker,<br />

der an Raffinerien in England verkauft wurde.<br />

Zuckerhaus und Schlammbassins wurden<br />

1883 ausgebaut, um mit dem prosperierenden<br />

Rübenanbau und Beteiligungswünschen<br />

neuer Aktionäre Schritt zu halten.<br />

Bereits 1884 erreichte der Gronauer Rübenanbau<br />

mit 4.000 Morgen eine Ausdehnung,<br />

die über Jahrzehnte bis 1938 konstant bleiben<br />

sollte.<br />

30<br />

Belegschaftstreffen nach der vorletzten Kampagne 1986.<br />

Stammanteil der Gronauer Rüben zuckerfabrik GmbH:<br />

Bereits 1894 wurde die Aktien gesellschaft aus steu erlichen<br />

Gründen in eine GmbH umgewandelt. Der<br />

Gesell schafter ver trag vom 8. Februar notiert 907 Anteile<br />

zu je 600 Mark. Je Anteil war für 143 Gronauer<br />

Gesell schaf ter eine Rübenliefer pflicht von 250 Zentnern<br />

(12,5 Tonnen) festgelegt.<br />

Rübenrausch im leinetal<br />

Vom 10. September 1883 bis zum 14. Januar<br />

1884 waren Fuhrwerke nach Gronau unterwegs,<br />

um eine überaus gute Ernte von<br />

180 Zentnern Rüben pro Morgen (36 Tonnen<br />

je Hektar) einzubringen. Bei einem<br />

Zuckergehalt von 13,1 Prozent erzeugte<br />

die Fabrik daraus in 126 Tagen rund 3.400<br />

Tonnen Rohzucker, der zum Preis von 553<br />

Mark je Tonne verkauft wurde.<br />

Fabrikgründungen in der Nachbarschaft<br />

(Elze 1872, Oldendorf 1875) und<br />

laufend bessere Leistungen der bestehenden<br />

Fabriken ließen den Rübenrausch im<br />

Leinetal bald merklich abklingen. Je nach<br />

Erntejahr dampfte der Gronauer Fabrikschornstein<br />

um die Jahrhundertwende an<br />

60 bis 80 Kampagnetagen.<br />

Die eisenbahn heizt den Wettbewerb an<br />

Um ihr Rübeneinzugsgebiet auszudehnen,<br />

bewilligte die Generalversammlung 1898<br />

ein Anschlussgleis an die Eisenbahnstrecke<br />

Elze–Bodenburg–Gandersheim. Die Bahnanbindung<br />

brachte nicht nur Vorteile: Auch<br />

die „freien Kaufrübenlieferanten“ waren<br />

nun nicht mehr an Pferdestärken und die<br />

nächstgelegene Fabrik gebunden. „Vagabundierende<br />

Kaufrüben“ landeten dort,<br />

wo sie am besten bezahlt wurden. Die<br />

Gronauer Fabrikeigentümer zahlten Konventionalstrafe,<br />

wenn sie zu wenig Rüben<br />

lieferten oder Überrüben an andere Fabriken<br />

verkauften.<br />

Not macht erfinderisch: Grünfutter,<br />

Dämpfkartoffeln und Troblako<br />

Am 2. November 1917 vernichtete ein<br />

Großbrand die Fabrikanlagen. Nach Kriegsende<br />

starteten die Gronauer 1919 unter<br />

großen Schwierigkeiten mit neuen Anlagen.<br />

Nach der Zwangspause, in der die<br />

Nachbarfabrik Nordstemmen als Helfer in<br />

der Not eingesprungen war, reichten die<br />

Rüben in Gronau noch für Kampagnen<br />

von 26 bis zu 50 Tagen Dauer. Als mäßigen<br />

Ausgleich für fehlende Rüben und weil<br />

Futtermittel knapp waren, begann die Fabrik<br />

1936 die Lohntrocknung von Grünfutterpflanzen.<br />

Ab 1937 wurden zusätzlich Futterkartoffeln<br />

gedämpft; schließlich trockneten<br />

die Gronauer Zuckerkocher auch Rübenblatt<br />

mit anhängenden Rübenköpfen:<br />

Das begehrte Eiweißfutter wurde unter dem<br />

klingenden Namen „Troblako“ an Schweine<br />

und Rinder verfüttert. Die Grünfuttertrocknung<br />

stellte Gronau erst Anfang der<br />

60er-Jahre komplett ein. Noch bis 1970<br />

wurden Futterkartoffeln in der Fabrik gedämpft.

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