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200 - Ausgewählte Werke - Villa Grisebach

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21 Alexej von Jawlensky<br />

Torschok 1864 – 1941 Wiesbaden<br />

„GROSSES STILLEBEN: CHRYSANTHEMEN“.<br />

Um 1937<br />

Öl auf leinenstrukturiertem Karton.<br />

39,7 x 30,2 cm (15 ⅝ x 11 ⅞ in.). Unten links<br />

monogrammiert: A. J. Unten rechts undeutlich<br />

datiert (37?). Rückseitig oben von fremder<br />

Hand beschriftet: links mit rotem Farbstift:<br />

A. v. Jawlensky 1937; rechts mit blauem<br />

Farbstift: 1937.<br />

Nicht bei Jawlensky. – Mit einer Bestätigung<br />

des Alexej von Jawlensky-Archivs S. A., Locarno,<br />

vom 17. Januar <strong>200</strong>5. – [3363]<br />

Provenienz: Privatsammlung, Hessen<br />

€ 90.000 – 120.000<br />

$ 116,600 – 155,000<br />

<strong>Grisebach</strong> 11/2012<br />

Mehr als bei fast jedem anderen Maler seiner Zeit war die Farbe<br />

bei Jawlensky Symbol und Bedeutungsträger. In immer wieder<br />

neuen Farbklängen versuchte der Maler bei den landschaftlichen<br />

„Variationen“, den „Abstrakten Köpfen“ und schließlich<br />

bei den späten „Meditationen“ mithilfe der Farbe die Schranke<br />

des sinnlich Erfahrbaren zu überschreiten und eine geistige<br />

Ebene zu erschließen.<br />

In den 1930er Jahren zog sich Jawlensky, von den Nationalsozialisten<br />

mit einem Ausstellungsverbot belegt und vom zunehmenden<br />

Unverständnis seiner Zeitgenossen getroffen, ganz in seine<br />

innere Gefühlswelt zurück. Hinzu kam eine fortschreitende Lähmung<br />

der Hände, die ihm die Arbeit erschwerte und schließlich<br />

ganz unmöglich machte. In seinen Lebenserinnerungen spricht<br />

er davon, daß jede der kleinen „Meditationen“ für ihn wie ein<br />

Gebet sei, das ihm helfe sein Los zu tragen. Doch weiter heißt<br />

es: „Als ich etwas Erleichterung in meinen Händen fühlte, malte<br />

ich gleich große Bilder, nur Stilleben, meistens Blumen. Sie sind<br />

sehr schön in Farben und haben großen Erfolg bei den Menschen.“<br />

(Zit. nach: Alexej Jawlensky 1864–1941, Ausst.-Kat. Lenbachhaus<br />

München, 1983, S. 332)<br />

Das „Große Stilleben: Chrysanthemen“ zeigt in der vertikalen<br />

Ausrichtung der Striche, die den Hintergrund bilden, die enge<br />

Verwandtschaft zu den „Meditationen“. Vor dunkler Tiefe<br />

erglühen die Blütenköpfe in Gelb, Rot und Violett. In den<br />

Gelbtönen, schimmernd wie goldene Ikonen, offenbart sich<br />

die mystische Grundhaltung des Malers. Unser Bild mit den<br />

herbstlichen Chrysanthemen ist eines der letzten Bilder, die<br />

Jawlensky ausführen konnte. Die Arbeit wird hierdurch zu einem<br />

ergreifenden Zeugnis des Trostes und des sich ausdrückenden<br />

Könnens. (OH)

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