Ausgabe 02 / 2009 - BankPraktiker
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Beitrag<br />
» Die Komplexität<br />
und der Hebel<br />
des eingesetzten<br />
Kapitals steigen<br />
sprunghaft an,<br />
wenn Verbriefungen<br />
zweiter Ordnung entent stehen (sog. CDO)<br />
– je nach Größe<br />
sind Fundamental<br />
analysen auf<br />
Ebene des Einzel<br />
kredits kaum<br />
mehrmöglich. «<br />
<strong>02</strong> / <strong>2009</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />
Vorstand Kredit Konto Anlage Recht Handel Controlling Revision IT<br />
Bewertungsansätze für<br />
Asset Backed Securities (ABS)<br />
bei illiquiden Märkten<br />
Zusammenführung der Marktrisiko und Kreditrisikoperspektive in einem<br />
pragmatischen Lösungsweg.<br />
Autoren:<br />
Dirk Wilhelm Schuh, Risikomanagement,<br />
Commerzbank AG, Frankfurt/M.<br />
Dr. Gerhard Kebbel, Risikomanagement,<br />
Commerzbank AG, Frankfurt/M.<br />
I. Einleitung<br />
w ABS oder Asset Backed Securities, strukturierte<br />
Verbriefungen von Forderungen,<br />
waren die Auslöser der weltweiten Finanzmarktkrise.<br />
Aufgrund von Ausfallprognosen,<br />
die alle StressSzenarien weit übertrafen,<br />
absturzartigen RatingVeränderungen<br />
und danach völlig illiquiden Märkten mussten<br />
Banken, die diese Papiere auf den Büchern<br />
hielten, extreme Abschreibungen hinnehmen.<br />
Zu einem Problem entwickelten sich<br />
dabei die Bilanzierungsvorschriften nach IFRS<br />
für Aktiva, die als „Held for Trading“ (im Handelsbuch)<br />
bzw. „Available for Sale“ (im Bankbuch)<br />
klassifiziert sind, da diese Vorschriften<br />
eine regelmäßige Fair ValueBewertung verlangen.<br />
Bei komplexen Produkten wie ABS<br />
ist eine solche Bewertung schon bei liquiden<br />
Märkten schwierig, bei illiquiden nur sehr eingeschränkt<br />
möglich. Im Folgenden wird ein<br />
pragmatischer Lösungsweg in Form einer<br />
Kombination aus Modellansätzen und Expertenwissen<br />
aufgezeigt.<br />
II. Die Struktur von Asset<br />
Backed Securities<br />
Abb. 1 zeigt die Stufen, die ein Kredit von<br />
seiner „Origination“ bis hin zur komplexen<br />
Verbriefung durchlaufen kann. Grundgedanke<br />
der Verbriefung, wie sie in den USA in den<br />
1980erJahren entwickelt wurde, ist es, den<br />
Kredit über die Einbringung in eine Zweckgesellschaft<br />
(Special Purpose Vehicle, SPV) von<br />
der Bilanz der Bank zu nehmen. Das SPV refinanziert<br />
den Kauf der Aktiva über die Emission<br />
von Anleihen, die unterschiedliche Risikogehalte<br />
besitzen und so auch unterschiedlich<br />
extern geratet werden. In einem ersten Durchlauf<br />
entstehen so z. B. aus privaten Baufinanzierungen<br />
Verbriefungen erster Ordnung,<br />
sog. Residential Mortgage Backed Securities<br />
(RMBS), in denen eine Transaktion Größenordnungen<br />
von mehreren hundert bis mehreren<br />
tausend Krediten als asset backedDeckungspool<br />
enthält. Die Komplexität – und der Hebel<br />
des eingesetzten Kapitals – steigt sprunghaft<br />
an, wenn in einem zweiten Schritt die Anleihen<br />
des SPVs selbst wieder zum Objekt einer<br />
Verbriefung werden. Es entsteht – wieder nach<br />
demselben Strukturprinzip – eine Verbriefung<br />
zweiter Ordnung, eine sog. Collaterized<br />
Debt Obligation (CDO). Wenn hier einer Transaktion<br />
z. B. mehrere hundert RMBS zugrunde<br />
liegen und der Deckungsstock damit u. U.<br />
einige Millionen Kredite enthält, ist eine Komplexität<br />
erreicht, die eine Fundamentalanalyse<br />
auf Ebene des Einzelkredits praktisch unmöglich<br />
macht.<br />
Wie entsteht nun der unterschiedliche risikogehalt<br />
der Anleihen des SPV? Grundlegend ist<br />
hier die sog. „Wasserfall“-struktur der Transaktion,<br />
die Abb. 2 auf S. 58 demonstriert. Die<br />
Refinanzierung wird dazu in unterschiedlich<br />
große Tranchen aufgeteilt, bei denen Zins<br />
und Kapitalzahlungen von oben nach unten,<br />
Verluste aber von unten nach oben zugewiesen<br />
werden. Die oberste Tranche, auch Senior<br />
Tranche genannt, hat im dargestellten Beispiel<br />
ein Volumen von 800 Mio. USD, dies entspricht<br />
80 % des Gesamtvolumens der Transaktion.<br />
Die darunter liegenden (subordinated) Tranchen<br />
bieten der Senior Tranche also einen<br />
Risikopuffer (Credit Enhancement) von 20 %,<br />
denn ihnen werden etwaige Verluste ja zuerst<br />
zugewiesen. Der Puffer kann z. B. durch eine<br />
Überdeckung der Aktiva gegenüber der Refi