Ausgabe 02 / 2009 - BankPraktiker
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88<br />
Beitrag<br />
» Ein Gläubigerhinweis<br />
ist<br />
auch dann noch<br />
rechtzeitig, wenn<br />
der Verwalter in<br />
der Lage ist, den<br />
Vorschlag zu prüfen<br />
und ohne zusätzliche<br />
Kosten für die Masse<br />
eine Änderung der<br />
Verwertungsart<br />
vorzunehmen. «<br />
6 Vgl. Haas/Scholl, NZI 20<strong>02</strong> S. 642 (645 f.).<br />
7 Insbesondere, wenn die Verwertungskosten die<br />
Pauschale von 5% überschreiten, AG Duisburg,<br />
Urt. v. 08.05.20<strong>02</strong>, 45 C 2180/01), ZInsO 2003<br />
S. 190 f.<br />
8 Vgl. MünchKommInsOLwowski/Tetzlaff, § 168,<br />
Rdn. 17; Haas/Scholl, NZI 20<strong>02</strong> S. 642 f.<br />
9 Dagegen u. a. FKInsO/Wegener, § 168, Rdn. 3.<br />
10 Vgl. Gundlach/Frenzel/Schmidt, DZWIR 2001<br />
S. 18 (21).<br />
11 LG Freiburg, Urt. v. 30.01.2008, 8 O 212/07.<br />
12 LG Neubrandenburg, Urt. v. 01.03.2006, 2 O<br />
237/05, ZInsO 2006 S. 381.<br />
13 MünchKommInsOLwowski/Tetzlaff, § 168,<br />
Rdn. 23, a. A. Ganter, NZI 2005 S. 1 (8).<br />
14 Vgl. Landfermann, in: HKInsO, § 168, Rdn. 11.<br />
15 Vgl. Haas/Scholl, NZI 20<strong>02</strong> S. 642 (647).<br />
16 Vgl. Blank, EwiR, 2004 S. 714.<br />
17 Vgl. Nerlich/Römermann/Becker, InsO, § 169,<br />
Rdn. 45.<br />
18 Vgl. Haas/Scholl, NZI 20<strong>02</strong> S. 642 (647).<br />
19 Vgl. Ringstmeier, Beck/Depré, Praxis der Insolvenz,<br />
§ 9 B, Rdn. 135.<br />
20 BGH, Urt. v. 03.11.2005, IX ZR 181/04, WM 2005<br />
S. 2400 f.<br />
21 BGH, Urt. v. 03.11.2005, IX ZR 181/04, WM 2005<br />
S. 2400 (24<strong>02</strong>).<br />
22 Gegenstände, die nicht der Zwangsvollstreckung<br />
unterliegen, gehören nicht zur Insolvenzmasse,<br />
§ 36 Abs. 1 Satz 1 InsO, vgl. auch LG Aachen,<br />
Urt. v. 16.03.2006, 1 O 506/05, NZI 2007<br />
S. 643.<br />
23 Für die Verwertung von Immobilien gilt § 169<br />
InsO nicht, da den Sicherungsnehmern hier ein<br />
eigenes Verwertungsrecht zusteht. Eine Anspruchsgrundlage<br />
für Zinsen und eventuellen<br />
Wertersatz bietet aber § 30 e ZVG.<br />
24 Vgl. Hellmich, ZInsO 2005 S. 678 (680).<br />
<strong>02</strong> / <strong>2009</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />
Verwertungsmöglichkeit nicht wahr und wäre<br />
diese günstiger gewesen, muss er dem Gläubiger<br />
insgesamt den Betrag aus der Insolvenzmasse<br />
bezahlen, den dieser bei der besseren<br />
Verwertung erhalten hätte. Der Insolvenzverwalter<br />
darf allerdings die Kosten in Abzug bringen,<br />
die bei der vom Gläubiger vorgeschlagenen<br />
Verwertung angefallen wären. Darum<br />
kann der Gläubiger im Ergebnis den fiktiven<br />
Nettoerlös verlangen 15 .<br />
Schuldner des Anspruches ist die Insolvenzmasse.<br />
Ist sie infolge einer Massearmut nicht<br />
in der Lage, den Anspruch zu erfüllen, haftet<br />
der Insolvenzverwalter persönlich für die Zahlung<br />
16 . Er muss sich daher gut überlegen, ob er<br />
das auf den ersten Blick ungünstigere Angebot<br />
annimmt. Es kann aber vorkommen, dass das für<br />
den Gläubiger günstigere Angebot für den Verwalter<br />
bzw. die masse ungünstiger ist. Kann der<br />
Verwalter z. B. für ein Gesamtpaket an Gegenständen<br />
einen guten Verwertungserlös erzielen,<br />
wird er es möglicherweise in Kauf nehmen, dass<br />
er einem Gläubiger, dem ein einzelner Gegenstand<br />
gehört, einen Nachteilsausgleich bezahlen<br />
muss 17 . Dieser Einzelgläubiger muss beweisen,<br />
dass für seinen Sicherungsgegenstand tatsächlich<br />
eine nicht wahrgenommene Verwertungsmöglichkeit<br />
bestand, die einen bestimmten<br />
höheren erlös erbracht hätte 18 .<br />
9. Keine Gläubigerreaktion auf<br />
den Verwalterhinweis<br />
Das Gesetz regelt keine Rechtsfolgen für den<br />
Fall, dass der Gläubiger auf einen Verwalterhinweis<br />
nicht reagiert. Der Gläubiger muss dann<br />
aber damit rechnen, dass er aufgrund seines<br />
Verhaltens nach den Grundsätzen von Treu<br />
und Glauben keine Ansprüche mehr wegen<br />
einer eventuell ungünstigen Verwertungsmaßnahme<br />
geltend machen kann 19 .<br />
10. Verwertung durch Übernahme<br />
Der Gläubiger kann dem Insolvenzverwalter<br />
auch anbieten, einen Gegenstand selbst<br />
zu übernehmen, § 168 Abs. 3 InsO. Nimmt<br />
dieser das Angebot an, kommt ein Kaufvertrag<br />
zwischen den Parteien zustande. Da es<br />
sich dennoch um eine Verwertung durch den<br />
Insolvenzverwalter handelt, stehen der Insolvenzmasse<br />
die Kostenbeiträge aus dem Kaufpreis<br />
zu. Gelingt es dem Gläubiger, den auf<br />
diese Weise gekauften Gegenstand zu einem<br />
höheren Preis weiterzuveräußern, kann er den<br />
Mehrerlös behalten und muss ihn nicht auf<br />
die Forderung gegen den Schuldner anrechnen<br />
20 . Hierzu ein Beispiel: Ein Gläubiger, dem<br />
eine durch ein Absonderungsrecht gesicherte<br />
Forderung i. H. v. 10.000 € zusteht, vereinbart<br />
mit dem Verwalter den Selbsteintritt zu einem<br />
Kaufpreis von 8.000 €. Verkauft er den Gegenstand<br />
zu 15.000 € weiter, kann er den Mehrerlös<br />
i. H. v. 7.000 € als Gewinn behalten und seine<br />
Restforderung i. H. v. 2.000 € zur Insolvenztabelle<br />
anmelden. Feststellungskosten schuldet<br />
er nur aus 8.000 €. Steht ihm bezüglich der gesicherten<br />
Hauptforderung zusätzlich ein Bürge<br />
zur Verfügung, muss er sich allerdings im Verhältnis<br />
zu diesem den Mehrerlös auf die gesicherte<br />
Forderung anrechnen lassen 21 .<br />
II. Rechte des Absonderungsgläubigers<br />
bei verzögerter<br />
Verwertung<br />
Um den absonderungsberechtigten Gläubiger<br />
vor einer Verzögerung der Verwertung zu<br />
schützen, sieht § 169 InsO einen Zinsanspruch<br />
vor. Danach sind dem Gläubiger vom Berichtstermin<br />
an laufend die geschuldeten Zinsen aus<br />
der Insolvenzmasse zu zahlen, solange ein<br />
Gegenstand, zu dessen Verwertung der Insolvenzverwalter<br />
nach § 166 berechtigt ist 22 , nicht<br />
verwertet wird.<br />
1. Anspruchsentstehung<br />
Für jeden in § 169 InsO erwähnten Gegenstand<br />
sind ab dem Berichtstermin Zinsen bis zum<br />
Zeitpunkt der Verwertung zu bezahlen 23 . Die<br />
Verzinsungspflicht setzt aber schon früher ein,<br />
wenn das Insolvenzgericht dem Gläubiger im<br />
Vorverfahren die Sicherheitenverwertung<br />
nach § 21 Abs. 2 Nr. 5 InsO verbietet. Zinsen<br />
sind dann spätestens von dem Zeitpunkt an<br />
zu zahlen, der drei Monate nach dieser Anordnung<br />
liegt, § 168 Satz 2 InsO.<br />
Nach dem klaren Wortlaut entsteht der<br />
Anspruch auf Zinszahlung auch dann, wenn<br />
der Gegenstand vom Insolvenzverwalter<br />
unverschuldet nicht verwertet wird 24 . Selbst<br />
wenn der Verwalter aus rechtlichen Gründen<br />
an einer Verwertung gehindert ist, wird die<br />
Zinszahlungspflicht nicht unterbrochen. Dies