Ausgabe 02 / 2009 - BankPraktiker
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zösischen Aufsicht auch die anderen EUAufseher<br />
im Rahmen von CEBS intensiv mit diesem<br />
Thema beschäftigt und in einer Umfrage unter<br />
den beaufsichtigten Instituten, deren Reaktion<br />
auf den Verlustfall erfragt. Da Société Générale<br />
keinem Verlustdatenkonsortium angehört,<br />
berücksichtigen die AMAInstitute diesen<br />
Fall bei ihrer Berechnung des Operational Value<br />
at Risk nur indirekt über die Szenarienanalyse,<br />
i. d. R. aber nicht direkt als externen Datenpunkt.<br />
Dennoch kann dieser Verlust die OpRiskKapitalanforderung<br />
im AMA nach der Schätzung einzelner<br />
Institute um bis zu 20 % erhöhen. Die britische<br />
Aufsicht hat über die CEBSUmfrage bei<br />
den Instituten hinaus bereits im Mai 2008 allgemeine<br />
Empfehlungen zur Vermeidung solcher<br />
Verluste veröffentlicht. Kern des sechsseitigen<br />
Schreibens der FSA UK war die Verstärkung einfacher<br />
organisatorischer Kontrollen, wie z. B. die<br />
Analyse von Auffälligkeiten in der Ergebnisrechnung<br />
von Handelsgeschäften und die Verpflichtung<br />
der Händler, zumindest über mehrere<br />
Wochen am Stück pro Jahr, ihr Geschäftsportfolio<br />
an einen Urlaubsvertreter abzugeben.<br />
Wesentliche Motivation Kerviels zur Manipulation<br />
seiner intern ausgewiesenen Performance<br />
mit unerlaubten Geschäften war das Ziel, seinen<br />
Jahresbonus zu erhöhen. Diese Motivation entspricht<br />
der betrügerischen Absicht Nick Leesons<br />
und ist bedenklicherweise immer noch in<br />
den Handelsabteilungen der Institute möglich.<br />
Weitere ähnliche OpRiskVerlustfälle, die 2008<br />
aufgetreten sind, zeigen, dass dieses Problem<br />
nicht nur SG betrifft: So wurde z. B. im Juni 2008<br />
bekannt, dass bei Morgan Stanley in London ein<br />
Händler seine Handelspositionen im Kredit und<br />
Währungshandel überbewerten konnte. Morgan<br />
Stanley hatte bereits im Mai die falsch gebuchten<br />
Geschäfte entdeckt und musste daraufhin<br />
Wertberichtigungen i. H. v. 120 Mio. € bilden.<br />
Neben Société Générale hat 2008 auch Credit<br />
Suisse einen spektakulären OpRiskbedingten<br />
Milliardenverlust aufgedeckt, der zur rückwirkenden<br />
Abänderung der bereits kommunizierten<br />
Ergebniszahlen für 2007 führte.<br />
Am 19.<strong>02</strong>.08 teilte Credit Suisse mit, dass<br />
bestimmte asset backed Positionen des CDO<br />
Handelgeschäfts im Investment Banking neu<br />
bewertet werden müssen. Die Bank teilte am<br />
20.03.2008 mit, dass sie als Ergebnis dieser<br />
Überprüfung Wertreduktionen im Umfang<br />
von 2,86 Mrd. CHF vornehmen musste. Im ver<br />
öffentlichten Geschäftsbericht 2007 sowie weiteren<br />
Presseinformationen im März 2008 gab<br />
Credit Suisse als wesentliche Ursache der Wertberichtigungen<br />
die schwierige Marktlage aber<br />
z. T. auch „absichtliche Fehlbewertungen einer<br />
kleinen Anzahl von Händlern“ an. Damit ist<br />
dieser Verlust zumindest teilweise als operationelles<br />
Risiko einzustufen, zumal Credit Suisse<br />
disziplinarische und arbeitsrechtliche Maßnahmen<br />
ergriff und zu den Schluss kam, dass, „die<br />
bestehenden Kontrollen zur Verhinderung und<br />
Aufdeckung solcher Vorgänge, sowie die Überwachung<br />
der Bewertungen dieser Positionen<br />
durch den Handel und die entsprechenden<br />
Preistests durch die ProductControlAbteilung<br />
[…] in diesem Fall nicht wirksam“ waren.<br />
Insbesondere konnten die Preistests der Credit<br />
Suisse des betreffenden Engagements für den<br />
Jahresabschluss nicht korrekt bewerten. Konsequenterweise<br />
hat KPMG bezüglich der Wirksamkeit<br />
des internen Kontrollsystems für die<br />
Finanzberichterstattung der Group im Rahmen<br />
der Abschlussprüfung ein negatives Prüfurteil<br />
abgegeben. Obwohl dieser Mangel des internen<br />
Kontrollsystems und OpRiskbedingte<br />
Verlust nach den bankenaufsichtlichen Regelungen<br />
in einem AMAModell als interner<br />
Datenpunkt und / oder interner Kontrollfaktor /<br />
Geschäftsumfeldfaktor berücksichtigt werden<br />
muss, scheint dies bei der Credit Suisse nicht in<br />
nennenswertem Umfang der Fall zu sein: Nach<br />
dem veröffentlichten Bericht für das zweite Quartal<br />
2008 ging der OpRiskKapitalbedarf für die<br />
Credit Suisse Gruppe im AMA gegenüber dem<br />
31.12.2007 zum 30.06.2008 um rd. 10 % auf<br />
2110,56 Mrd. CHF zurück. Ein ähnlicher Rückgang<br />
war für das operationelle Risiko auch in der bankinternen<br />
Risikotragfähigkeitsrechnung festzustellen.<br />
Im Gegensatz zu Société Générale ist die<br />
Kommunikation des Instituts und der Aufsicht<br />
zu diesem Fall bisher sehr dürftig, was mögliche<br />
Lerneffekte in der Branche stark erschwert.<br />
Bei deutschen Instituten traten die größten<br />
Verluste aus operationellem risiko in den<br />
letzten beiden Jahren bei der WestLB und<br />
der KfW auf. Für WestLB entstanden im Ende<br />
März 2007 im Eigenhandel mit SpreadPositionen<br />
aus Stamm und Vorzugsaktien Bewertungsverluste<br />
durch starke Kursbewegungen<br />
aufgrund eines Übernahmeangebots bei VW<br />
Aktien sowie durch die Verletzung von internen<br />
Handelslimiten. Anfang April 2007 wurden<br />
» Trotz Bestrebungen<br />
zur Ver<br />
<strong>02</strong> / <strong>2009</strong> <strong>BankPraktiker</strong><br />
Beitrag<br />
meidung von Betrug<br />
sind die internen<br />
Kontrollen oftmals<br />
unzureichend bei<br />
nicht standardi<br />
sierten Geschäften,<br />
die nur mit hohem<br />
Zusatzaufwand im<br />
Back Office wirk<br />
lich verstanden<br />
und unabhängig<br />
überprüft werden. «<br />
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