abenteuer & reise Heft Dez. 2012 - Vietnam - Travel Service Asia
abenteuer & reise Heft Dez. 2012 - Vietnam - Travel Service Asia
abenteuer & reise Heft Dez. 2012 - Vietnam - Travel Service Asia
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V I E T N A M<br />
Việt Nam<br />
entdecken!<br />
Lust auf Südostasien? Auf kulinarisches Neuland, entspannte<br />
Tage am Strand, turbulente Städte und viel Kultur im Hinterland?<br />
Hier lesen Sie, was Sie für die erste oder zweite Reise<br />
zwischen Mekong-Delta, Hanoi und Halong Bay wissen müssen.<br />
Reportage: Stefan Nink Info-Guide: Martina Miethig
Knapp 2.000 Kalkfelsen ragen aus<br />
der Halong Bay im Norden <strong>Vietnam</strong>s<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12 15
V I E T N A M<br />
16<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12<br />
Auf dem schwimmenden Markt von<br />
Saigon bieten Händler ihre Waren an
V I E T N A M<br />
Im Nordwesten des Landes tragen<br />
Frauen noch traditionelle Trachten<br />
18<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n<br />
Abendplanung – mit dem Motorroller<br />
geht es in die coolen Bars von Hanoi<br />
12/11<br />
Zwischen Felsen und Meer liegt das<br />
„Six Senses“-Resort in Nha Trang
V I E T N A M<br />
20<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
Traumstrand auf <strong>Vietnam</strong>s größter<br />
Insel Phu Quoc im Golf von Thailand<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12 21
V I E T N A M<br />
Die Provinz Ninh Binh heißt wegen<br />
ihrer Felsen auch Inland Halong Bay<br />
Breite Boulevards prägen das Bild<br />
des Französischen Viertels in Hanoi<br />
22<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
Reisbauern in Nha Trang, <strong>Vietnam</strong> ist<br />
weltweit zweitgrößter Reisexporteur<br />
Die Po-Nagar-Türme bei Nha Trang<br />
stammen aus dem 8. Jahrhundert<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12 23
V I E T N A M<br />
Sandelholz-Räucherstäbchen im Ngoc-Son-Tempel<br />
in Hanoi, der Rauch soll reinigende Wirkung haben<br />
24<br />
Und dann sitzt man also<br />
da, in der Bar auf dem<br />
Dach des „Caravelle“-Hotels, dieser<br />
wunderbaren Aussichtsplattform<br />
hoch über allem Irdischen,<br />
sitzt da und lässt sich in die Stadt<br />
hineinziehen. Neun Stockwerke<br />
weiter unten wuselt und hupt es,<br />
ganz Saigon scheint auf den Beinen<br />
beziehungsweise auf den Mopeds,<br />
Tausende Rücklichter ziehen<br />
rote Schlieren über die Hausfassaden<br />
– hier oben aber ist es ruhig.<br />
Menschen kommen und gehen,<br />
die Männer mit selbstbewusstem<br />
Schritt, die Frauen beinahe schwebend,<br />
leises Lachen liegt in der<br />
Luft und der Duft von Zitronengras,<br />
den man von nun an für immer<br />
mit <strong>Vietnam</strong> verbinden wird,<br />
das ahnt man bereits jetzt.<br />
Man sitzt also da und wundert<br />
sich über all die Details, die man<br />
eine halbe Stunde nach Ankunft<br />
in einem fremden Land wahrnimmt.<br />
Muss am Jetlag liegen.<br />
Oder an diesem Ich-will-hieralles-sehenfühlenriechen-Wunsch,<br />
den man immer verspürt, wenn<br />
man in Asien ankommt. Wie samtig<br />
sich die Luft anfühlt! Wie grazil<br />
sich jeder bewegt! Wie einfach es<br />
ist, sich Joseph Conrad da vorne<br />
an der Bar vorzustellen! Der Kellner<br />
bringt einen Drink. Er stellt<br />
ihn vorsichtig auf das Rattan-<br />
Tischchen und arrangiert drei<br />
Schalen mit verschiedenen Nüssen<br />
und die Serviette zu einem<br />
kleinen Gesamtkunstwerk.<br />
Im Süden, weit draußen über<br />
dem Mekong-Delta, verabschiedet<br />
sich der Tag mit einem lautlosen<br />
Gewitter. <strong>Vietnam</strong>!<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
V I E T N A M<br />
Mekong-Delta: Marktwirtschaft<br />
Phung Hiep, 5 Uhr morgens, schwimmender<br />
Markt. Es ist noch dunkel, der<br />
neue Tag nicht mehr als die Andeutung<br />
eines Glimmers am Horizont, aber das<br />
hat in <strong>Vietnam</strong> nichts zu bedeuten:<br />
20.000 Mopedfahrer haben schon ausgeschlafen,<br />
mindestens. Und alle Fahrrad-<br />
26<br />
fahrer. Und alle, die so eine Konstruktion<br />
aus Moped plus Fahrgastkabine plus Anhänger<br />
fahren. Zusammen mit Rikschas,<br />
Kleinlastern und planlos durcheinanderlaufenden<br />
Passanten ergibt das eine formidable<br />
Mischung. Auf dem Wasser geht<br />
es noch wirrer zu.<br />
Phung Hiep liegt an einer Kreuzung von<br />
sieben Kanälen, was in <strong>Vietnam</strong> automatisch<br />
einen Marktplatz macht. Wenn es<br />
hell wird, haben sich hier mehr Boote<br />
versammelt als bei der Seeschlacht um<br />
Trafalgar: Boote mit aufgetürmten Kokosnuss-Pyramiden,<br />
Boote mit Kohl und<br />
Rettich, Boote mit Bananen, Orangen<br />
und Litschis. Zwischendrin tuckern Boote<br />
mit Baguette-Verkäufern, Kaffee- und<br />
Cola-Boote. Es gibt Boote mit Lotterielos -<br />
anbietern, Entenhändlern, Reissuppenköchinnen,<br />
Kampfhahnzüchtern und Ben -<br />
zinfeuerzeug-Nachfüllern. Ein Tankstellenboot<br />
gibt es auch. Falls jemandem<br />
beim Einkaufsbummel der Sprit ausgeht.<br />
Möglicherweise bewegen sich die Hun -<br />
derte von Booten nach einem festgelegten<br />
Rangiersystem mit Vorfahrtsregeln.<br />
Aber wenn das so sein sollte, ist es für<br />
den Laien nicht erkennbar. Alle knattern<br />
sie hin und her, fahren von einem zum<br />
anderen, legen an, legen ab, beschleunigen,<br />
stoppen und wenden, während ihre<br />
Besitzer kaufen und verkaufen.<br />
Keines der einbaumartigen Boote<br />
bleibt für längere Zeit an einer Stelle: Sobald<br />
das Geschäft mit Kohlköpfen oder<br />
Tomaten oder 14 Ferkeln abgewickelt ist,<br />
rudert die Frau im Heck mit wenigen<br />
Paddelschlägen weiter (und es sind im-<br />
Früchte, Ferkel, Feuerzeugbenzin – auf den<br />
schwimmenden Märkten gibt’s fast alles<br />
(oben), Reisblatt-Wrap in einer Garküche (links)<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
mer Frauen, in jedem Boot). Natürlich ist<br />
das Knochenarbeit, aber wie so vieles in<br />
diesem Land sieht es elegant aus, dieses<br />
Rudern: im Stehen, mit vor der Brust gekreuzten<br />
Armen, die Beine versetzt wie<br />
bei einem Ausfallschritt. Nur wenn eine<br />
Kollision droht, huscht der Anflug eines<br />
Schreckens über die ansonsten völlig entspannten<br />
Gesichter. Aber kurz bevor es<br />
knallt, ist immer eine helfende Hand zur<br />
Stelle und stößt die Fahrzeuge wieder<br />
auseinander.<br />
Trotzdem: Irgendwie ist man nach dem<br />
Besuch des schwimmenden Markts erleichtert,<br />
wieder festen Boden unter den<br />
Füßen zu haben. Auch wenn man sofort<br />
wieder von einem Schwarm knatternder<br />
Mopeds umzingelt ist.
V I E T N A M<br />
Bauchschmerzen: Was da hilft,<br />
hilft oft auch woanders!<br />
Als die Beschwerden auch nach drei<br />
Tagen immer noch nicht weg waren,<br />
nahm der Hotelbesitzer die Sache in die<br />
Hand: Zum Arzt müsse ich, sofort, befahl<br />
er. Seine Tochter werde mich hinbringen.<br />
Passenderweise krampfte mein Magen<br />
genau in diesem Moment, als ob er gerade<br />
ein paar Pfund gestoßenes Glas verarbeiten<br />
müsste. Ich willigte ein.<br />
28<br />
Die Tochter war Mototaxifahrerin und<br />
fuhr mit ihrem Notfall wie der Teufel.<br />
Keine fünf Minuten später waren wir da.<br />
In einer Art Laden, in dessen Regalen<br />
komische Flaschen und Gläser standen.<br />
„Das ist die Arztpraxis?“ Die Tochter nickte,<br />
ja, ja, der Doktor komme jeden Moment.<br />
Kam er auch. Ein finster aussehender<br />
Mann mit Bürstenhaarschnitt und ste-<br />
chenden Augen. Die Tochter sprach endlos<br />
mit ihm, offenbar dauert es auf <strong>Vietnam</strong>esisch<br />
länger, um Magenschmerzen<br />
zu erklären.<br />
Der Arzt hörte ihr zu, nickte, stellte<br />
Zwischenfragen, schüttelte den Kopf,<br />
brummte und lächelte süffisant. „Spricht<br />
er Englisch?“, wollte ich von der Tochter<br />
wissen. Der Arzt sprach kein Englisch.<br />
Der Arzt wusste aber offenbar, was mir<br />
fehlte: Er stieg auf eine Leiter und holte<br />
ein Einmachglas aus dem Arzneimittel -<br />
regal. In dem Glas lag eine tote Schlange.<br />
Ich sah zuerst ihn an und dann die Tochter,<br />
bevor ich unmissverständlich klarmachte,<br />
dass ich meinem lädierten Magen<br />
auf gar keinen Fall gelben Schlangensud<br />
zumuten würde.<br />
Der Arzt sprach mit der Tochter. Er<br />
stand auf, kletterte wieder auf die Leiter,<br />
stellte das Schlangenglas zurück, kam mit<br />
einer Flasche zurück, in der mehrere ausgebleichte<br />
Skorpione trieben.<br />
Jetzt stauchte die Tochter den Arzt zusammen.<br />
Der nickte und holte das nächste<br />
Glas: Die Schlange war eindeutig eine<br />
Kobra. Die Tochter sagte etwas, was wie<br />
„yesyesyes!!!“ klang. Unterdessen stellte<br />
ich fest, dass sich mein Magen überhaupt<br />
gar nicht mehr verkrampft hatte, seit wir<br />
bei diesem Arzt saßen. Ich brach die<br />
Sprechstunde abrupt ab. Stand auf und<br />
ging zur Tür. Der Arzt schwieg. Die Tochter<br />
protestierte.<br />
Abends lag ich bauchschmerzenfrei im<br />
Hotelbett, knabberte Erdnüsse und las in<br />
meinem Reiseführer. „Viele <strong>Vietnam</strong>esen<br />
glauben an die potenzsteigernde Wirkung<br />
von Schlangenarzneien“, stand da,<br />
„solche Medizin wird auch als das Viagra<br />
<strong>Vietnam</strong>s bezeichnet.“<br />
Als ich am nächsten Morgen auscheckte,<br />
würdigte mich die Tochter des Hauses<br />
mit keinem Blick.<br />
<strong>Vietnam</strong>esische „Apotheken“ bieten nicht<br />
nur Kräuterheilmittel an, sondern auch ein -<br />
gelegte Schlangen. Ob das wirklich bei<br />
Bauchschmerzen und Potenzproblemen hilft?<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
V I E T N A M<br />
30<br />
Unterwegs:<br />
eingepfercht<br />
und mürbe<br />
geschüttelt<br />
Ja, super, nur rein damit, ist ja noch<br />
Platz! Es ist nicht zu fassen – jetzt packen<br />
die doch tatsächlich noch eine komplette<br />
Schweinefamilie in den Bus. Reichen<br />
denn die unentwegt fiependen Entenküken<br />
noch nicht? Und die Truthähne in<br />
den Körben neben mir? Müssen jetzt<br />
auch noch vier Ferkel an meinen Füßen<br />
herumgrunzen? Vier Stunden nach der<br />
Abfahrt aus Ho-Chi-Minh-Stadt hat sich<br />
unser Bus in eine Folge von „Grzimeks<br />
Tierleben“ verwandelt.<br />
Diese rumpelnde Rosthülle war schon<br />
bei der Abfahrt voll, und wie voll! Aber<br />
davon gänzlich unbeeindruckt haben<br />
der Fahrer und seine Helfershelfer noch<br />
27 Passagiere zusätzlich reingequetscht:<br />
Großväterchen, Marktfrauen, Handlungs<strong>reise</strong>nde<br />
und eine halbe Schul klasse.<br />
Plus drei zerdellte Fässer, aus denen in<br />
jeder Kurve Fischsoße schwappt, ein<br />
Bündel sechs Meter langer Bambusstangen,<br />
mehrere Auspuffrohre, zwei Fernseher<br />
in Pappkartons und bestimmt auch<br />
noch irgendwo eine Kiste toten Fischs.<br />
Mit der überschwappenden Fischsoße<br />
allein lässt sich dieser Geruch hier nicht<br />
erklären. Zum Glück müssten wir bald<br />
da sein. In Nha Trang. Da geht es dann<br />
endlich raus aus diesem Bus. Und augenblicklich<br />
an den Strand.<br />
Nach allem, was man so liest in den<br />
Memoiren früher amerikanischer Siedler,<br />
lassen sich vietnamesische Busfahrten<br />
am ehesten mit Kutsch<strong>reise</strong>n im Wilden<br />
Westen vergleichen. Auch damals ging es<br />
darum, möglichst lange Distanzen in<br />
möglichst kurzer Zeit zurückzulegen, Pistenverhältnisse<br />
wie Schäden am Fahrzeug<br />
zu ignorieren und am Ende Fracht<br />
und Passagiere abzuliefern, in welchem<br />
Zustand auch immer.<br />
Im speziellen Fall wird das Fahrvergnügen<br />
vor allem durch den Sitzplatz direkt<br />
an der Hintertür geschmälert. Die<br />
steht offen, es zieht gewaltig, ein Mann<br />
Minibus auf der National Route 1, sie führt<br />
2.000 Kilometer durch das ganze Land<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
<strong>Vietnam</strong>esische Busfahrer müssen nicht nur fahren können … … sondern auch wissen, wie man Passagiere, Tiere und 20 Räder verstaut<br />
klammert sich in den Eingang und ist die<br />
ganze Fahrt über damit beschäftigt, jedem<br />
unbeteiligten Passanten Fahrziel<br />
und Fahrpreis ins Gesicht zu brüllen. Im<br />
Gang liegt ein ölverschmierter Mechaniker,<br />
er hat den Busboden abgedeckt und<br />
hämmert während der Fahrt mit einem<br />
gewaltigen Schraubenschlüssel auf ein<br />
Achsenteil ein. Der Vogelhändler neben<br />
mir kontrolliert seine Ware immer wieder,<br />
bis er mit traurigem Blick sieben tote<br />
Kanarien auf dem Käfigboden betrachtet.<br />
Ich tippe auf Kohlenmonoxidvergiftung –<br />
die Qualmwolken, die hinten aus dem<br />
Bus kommen, würden anderswo Feueralarm<br />
auslösen. Der Bus ächzt und<br />
schnauft und furzt, er kracht und dröhnt<br />
und scheppert, aber irgendwann in den<br />
frühen Morgenstunden ist er in Nha<br />
Trang. Und jeder steigt aus und tut so, als<br />
sei nichts gewesen.
V I E T N A M<br />
32<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
Strandwahl:<br />
traditionelle<br />
Badeorte statt<br />
Geheimtipps<br />
Bananenblütensalat mit Garnelen ist eine<br />
vietnamesische Spezialität (oben). Am sechs<br />
Kilometer langen Strand von Nha Trang<br />
promenierten Kaiser und Ho Chi Minh (links)<br />
Fischerinnen holen am Strand von Nha Trang<br />
ihre Netze ein (oben). 45 Flugminuten von<br />
Saigon entfernt liegt das „Six Senses“-Resort<br />
im Naturpark des Con-Dao-Archipels (links)<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12<br />
Strand! Endlich! Kein Verkehrslärm, kein<br />
Gedrängel, keine Abgase – nur Sand und<br />
Wind und Wasser und eine Sonne, die alles<br />
verglühen möchte. Es gab einmal eine<br />
Zeit, da war Nha Trang das erste Seebad<br />
der Nation. An seinem sechs Kilometer<br />
langen Strand promenierte der Kaiser, Ho<br />
Chi Minh schaute vorbei und später das<br />
Volkskomitee. Heute kommen die <strong>Vietnam</strong>esen,<br />
die sich einen Urlaub leisten können.<br />
Pauschal<strong>reise</strong>nde aus dem Westen.<br />
Und die Backpacker, denen die angesagten<br />
Strände bei Phan Thiet zu teuer sind.<br />
Nha Trang ist ein angenehmer Badeort:<br />
Weil er über lange Jahre heranwachsen<br />
konnte, wirkt er nicht wie von heute auf<br />
morgen in den Sand gesetzt. Berührungsängste<br />
gibt es keine: Da vorn sind Studenten<br />
aus Belgien. Dahinter spielt eine<br />
Grundschulklasse Volleyball, dazwischen<br />
stolzieren bayrische Rentner, den krebsroten<br />
Körper leicht zurückgelehnt, die<br />
Wampe stolz herausgestreckt.<br />
Zwei Händlerinnen bieten Erdnüsse<br />
und raubkopierte „Lonely Planet“-Bände<br />
an. Man sieht junge Israelis um den Preis<br />
einer Cola feilschen. Eine vietnamesische<br />
Familie, die in ihren Kleidern badet, und<br />
ein Pärchen unter ausgebleichten „Lipton“-Sonnenschirmen.<br />
„Motorbike!“-Fahrer<br />
mit Empfehlungsbuch („Nur wer mit ihm<br />
fährt, sieht <strong>Vietnam</strong> richtig!“ – Gerlinde<br />
aus Kassel). Zwei Engländer in ManU-Badehosen.<br />
Eine Strandbar. Eine Strandbar<br />
mit Happy Hour. Eine Strandbar mit<br />
Happy Hour und tätowierter Barkeeperin.<br />
Später, viel später, wenn der Lärm abgeklungen<br />
ist und man nichts hört als die<br />
Wellen, die ein paar Meter weiter vorn so<br />
leise auf den Sand plätschern, als würde<br />
jemand auf hoher See Laken ausschütteln:<br />
Dann kann man wunderbar darüber<br />
sinnieren, ob man wirklich immer an diese<br />
gehypten Szene-Strände fahren muss.<br />
An die, an denen man jedes Mal enttäuscht<br />
ist, weil solche Geheimtipps natürlich<br />
nicht viel taugen in Ländern, die<br />
sich auf der touristischen Überholspur<br />
befinden. Wahrscheinlich wäre es viel<br />
besser, sich öfter solche traditionellen Badeorte<br />
wie Nha Trang auszusuchen. Die<br />
sind zwar nicht idyllisch, nicht ursprünglich<br />
und nicht menschenleer. Stattdessen<br />
findet man hier ein Stück vietnamesische<br />
Realität. Und lernt Frauen kennen, die<br />
ein Drachen-Tattoo auf dem Rücken tragen,<br />
so groß und so scharf gestochen,<br />
dass sein Feuer heißer glüht als die Mittagssonne<br />
über Nha Trang.
V I E T N A M<br />
Totaler Tunnelblick: die große<br />
Vietcong-Sightseeing-Show<br />
Kansas vermutlich oder Oklahoma: Dem<br />
Akzent nach kam sie von irgendwo da<br />
drüben. Nach Asien war sie gekommen,<br />
um endlich das mit dem <strong>Vietnam</strong>krieg<br />
klarzustellen: Susan, circa 50, circa 150<br />
Kilo, Shorts, Gehhilfe, zeltplanengroßes<br />
T-Shirt. Und eine feste Überzeugung.<br />
„Ganz Asien wollten die <strong>Vietnam</strong>esen erobern!<br />
Und dann Europa!“, schnaufte sie.<br />
„Domino-Theorie nannte man das! Den<br />
Krieg habt doch ihr begonnen!“<br />
Tour-Guide Phuc hatte Susan trotz ihrer<br />
Tiraden sehr freundlich begrüßt und<br />
ihr in den Ausflugsbus zu den Vietcong-<br />
Tunneln geholfen. Wenn wir anhielten,<br />
kaufte sie beutelweise amerikanische Militärfeuerzeuge<br />
und Hundemarken gefal-<br />
Die Tunnel in Cu Chi waren während des<br />
<strong>Vietnam</strong>kriegs 200 Kilometer lang (ganz oben).<br />
Makabres Vergnügen, Touristen schießen<br />
mit Gewehren von gefallenen US-Soldaten<br />
34<br />
lener Marines, „diese Dinge gehören in<br />
die USA, in die Heimat der Toten!“ Phuc<br />
versuchte zu erklären, dass es sich bei<br />
den Erkennungsmarken um massenproduzierte<br />
Fakes aus China handele und<br />
nicht jeder einfache Marine damals eine<br />
10.000-Dollar-Rolex am Handgelenk hatte,<br />
aber das wollte Susan alles nicht hören.<br />
Wie gesagt: Susan war gekommen,<br />
um die Sache klarzustellen.<br />
Und dann waren wir an den Cu-Chi-<br />
Tunneln, die auch nicht echt sind, sondern<br />
Rekonstruktionen jener unterirdischen<br />
Gänge, in denen sich die <strong>Vietnam</strong>esen<br />
versteckten, als die US-Bomber<br />
den Süden des Landes erfolgreich in eine<br />
große, freie Fläche verwandelten. Susan<br />
interessierte das nicht. Susan beschwerte<br />
sich, dass sie nicht in die Tunnel konnte<br />
wie die anderen. Die Tunnel waren zu<br />
eng. Beziehungsweise, wie Susan das<br />
nannte, „nicht behindertengerecht“.<br />
Auf der Rückfahrt stellte sie fest, dass<br />
sie ihre Gehhilfe vergessen hatte. Phuc<br />
verschwand in einem Geschäft, vor dem<br />
Männer mit Beinprothesen hockten und<br />
Karten spielten. Die Veteranen winkten<br />
uns im Bus, und wir winkten zurück,<br />
außer Susan, die so tat, als sei sie ein -<br />
geschlafen. Als Phuc wieder einstieg, hatte<br />
er eine neue Gehhilfe, aus Bambus,<br />
made in <strong>Vietnam</strong>. „Schenke ich Ihnen,<br />
zum Andenken“, sagte er und lächelte.<br />
Den Rest der Fahrt saß Susan schweigend<br />
im Bus, ihre neue Gehhilfe in der<br />
Hand. Da war wohl jetzt alles klargestellt.<br />
Schön sein:<br />
Spaß statt Spa<br />
Ziemlich laut und hohl klingt das. Es ist<br />
meine Stirn, die so klingt. Unter den Händen<br />
von Mrs. He, die soeben ihre Massage-Einheiten<br />
begonnen hat. Mrs. He ist<br />
17 bis 34 Jahre alt, knapp 1,40 Meter<br />
groß, wiegt nicht mehr als 38 Kilo und<br />
besitzt in jedem einzelnen Fingerchen<br />
ungefähr so viel Kraft wie ich in einer<br />
Hand. Mrs. He spricht kein Wort Englisch,<br />
und ich nur ein paar Brocken <strong>Vietnam</strong>esisch.<br />
Sie legt heiße Tücher auf<br />
mein Gesicht. Verteilt mit dem Zeigefinger<br />
winzige Würstchen Rasiercreme. Mit<br />
Schere, Spiegel, Straßenecke – das genügt<br />
in Saigon, um einen Friseursalon zu eröffnen<br />
einem Messer von der Größe einer Machete<br />
rasiert sie mich Quadratzentimeter<br />
um Quadratzentimeter. Es folgen heiße<br />
Tücher, Rubbel- und Trockentücher. Gesichtswasser<br />
und Lotionen, wieder Tücher.<br />
Sie zieht an meinen Ohren, quetscht<br />
meine Nasenflügel, hämmert auf den<br />
Schläfen herum, drückt das Kinn nach<br />
oben und unten, nach rechts und links.<br />
Die Geräusche, die dabei entstehen, hören<br />
sich an wie aus einem Comicfilm.<br />
Dann bin ich fertig. Wir schauen uns im<br />
Spiegel an. Ihr Chef kommt mit der Rechnung,<br />
25.000 Dong, etwa 90 Cent. „You<br />
beautiful“, sagt Mrs. He. Na also.<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
V I E T N A M<br />
Die Halong Bay mit ihren Hunderte Meter hohen Karstfelsen gehört seit 1994 zum Weltnaturerbe<br />
36<br />
Halong Bay:<br />
Playstation<br />
fürs Gemüt<br />
„Allein mal das Setting: Hammer, Alter!“<br />
Was die Jungs von „Smooth Level“<br />
da hinprogrammiert haben, lässt selbst<br />
die John-Ford-Landschaften in den Wild-<br />
West-Games der aktuellen Season blass<br />
aussehen! „Halong Bay“ punktet schon<br />
wegen seiner krassen Landschaften, voll<br />
surreal und trotzdem absolut realistisch,<br />
da hätte es nicht unbedingt noch ’ne<br />
Handlung gebraucht. Schon beim Entry-<br />
Level fällt einem die Kinnlade runter: eine<br />
Bucht mit endlos vielen Inseln (3.000<br />
laut Programmierer, gut zehn Prozent lassen<br />
sich erkunden, wenn man alle 24 Level<br />
durchspielt)! Sehen aus, als seien sie<br />
nicht am Rechner entstanden, sondern<br />
bei der Schöpfung versehentlich aus der<br />
himmlischen Kiste mit den Reserve-Bauklötzen<br />
gefallen. Die Teile scheinen aus<br />
dem Meer zu wachsen!<br />
Du schipperst auf einer Art Hausboot<br />
um sie herum und bekommst Punkte,<br />
wenn du errätst, welcher Karststeinbrocken<br />
„Büffelkopf“ heißt und welcher<br />
„Kampfhahn“ (ist easy, weil die tatsächlich<br />
so aussehen). Die Grafikleistung ist<br />
supreme: Jedes Stück Moos auf den Felsen,<br />
jede auf dem Wasser gespiegelte Insel,<br />
jeder Schatten eines Fisches, alles<br />
sieht so klar und deutlich aus, als würde<br />
man es nach einer Stunde Meditieren<br />
zum ersten Mal anschauen: ziemlich –<br />
Entschuldigung – geil.<br />
Hier gibt’s natürlich keine Navy Seals<br />
oder Zombiezeugs, „Halong Bay“ ist Chillen<br />
pur! Die nächsten Level erreicht man<br />
zum Beispiel, wenn man bei Sonnenuntergang<br />
im perfekten Bogen vom Boot<br />
ins Meer springt. Bonuspunkte bekommt,<br />
wer bei der „Seeschlacht“ mit einem anderen<br />
Wohnboot die meisten Bikini-Tops<br />
der schwedischen Abiturientinnen klaut,<br />
während die im ganz augenscheinlich<br />
ziemlich kühlen Wasser sind. Auch auf<br />
diesem Level: perfekter Detailreichtum.<br />
Deswegen auch: „Bestnote von 5 Sternen!<br />
Kaufen!“<br />
(„Halong Bay“ für Playstation würde<br />
wohl 29,90 € kosten, ist aber natürlich<br />
komplett erfunden. Die Koordinaten?<br />
N 20° 54' 0.2406", E 107° 11' 59.8662".)<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
<strong>Vietnam</strong>s Küche: immer wieder<br />
Pho (sprich: Fo?)<br />
Fisch, Fisch, Fisch. Die Landkarte zeigt:<br />
<strong>Vietnam</strong> besteht beinahe ausschließlich<br />
aus Küste. Da muss man sich über all den<br />
Fisch auf den Speisekarten nicht wirklich<br />
wundern. Wo es keinen Fisch gibt, gibt<br />
es zumindest Nuoc Mam, fermentierte<br />
Fischsoße. Und Gao, Reis, ist sowieso immer<br />
da, und beide zusammen sind die<br />
Stützpfeiler der traditionellen Küche.<br />
„Reiche einem Koch Gao und Nuoc<br />
Mam“, lautet ein vietnamesisches Sprichwort,<br />
„und dann lass ihn losziehen und<br />
besorgen, was es sonst noch gibt, und er<br />
wird dir das Paradies auf Erden zaubern.“<br />
Die mystische Mischung aus Anis, Ingwer<br />
und Zimt erteilt der vietnamesischen<br />
Reisnudelsuppe die höheren Weihen. Da-<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12<br />
Am Abend ziehen mobile Garküchen<br />
durch die Seitenstraßen Saigons (oben).<br />
Beliebt sind vor allem Suppen mit<br />
Reis, Nudeln oder mit Rind (Bild links)<br />
zu kommen Minze, Chili, Koriander und<br />
natürlich Nuoc Mam.<br />
Pho spricht sich „Fo?“, mit einem gedachten<br />
Fragezeichen in der Silbe, und<br />
keinesfalls Po. Angeblich stammt der Begriff<br />
vom französischen Pot-au-feu, aber<br />
vielleicht ist das auch nur ein Versuch<br />
der Franzosen, die Kolonialherrschaft im<br />
Kochtopf zu verlängern. Pho ist preiswert,<br />
es gibt sie überall. Weil die Kommunisten<br />
in den 70ern die Restaurant-Namen<br />
abgeschafft haben, lassen sich Nudelsuppen-Spezialrestaurants<br />
selbst im<br />
trubeligen Saigon problemlos finden: Je<br />
nach Hausnummer heißen sie einfach<br />
„Pho 27“, „Pho 93“ oder „Pho 398“.<br />
Nachts ziehen in Saigon überall Suppenküchen<br />
durch die Seitenstraßen. Die<br />
Kinder der Köchinnen laufen vorneweg<br />
und klopfen einen bestimmten Rhythmus<br />
auf einer Art Nudelholz: Das ist das Signal<br />
für die nahende Mahlzeit. Wenn man<br />
als Nicht-<strong>Vietnam</strong>ese bei ihnen bestellt,<br />
wird man zur Hauptattraktion der Nachbarschaft.<br />
Die beobachtet dann, wie der<br />
Fremde Suppe schlürft. Und wenn er sie<br />
dann noch lobt, die Pho – dann ist er angekommen<br />
in <strong>Vietnam</strong>.
V I E T N A M<br />
Hanoi:<br />
Welcome to<br />
the Jungle (1)<br />
Und jetzt? Verlaufen wir uns! Und zwar<br />
mit Absicht. In Hanois Altstadt, einfach<br />
so. Geht hier ganz einfach: um zwei, drei<br />
Ecken herum, in einen kleinen Laden hinein<br />
und auf der anderen Seite wieder hinaus<br />
und gleich anschließend in die Seitenstraße<br />
auf der anderen Straßenseite.<br />
Und schon kann man nur noch vermuten,<br />
aus welcher Richtung man kam und<br />
in welche man eigentlich wollte. Nur die<br />
Läden helfen bei der Orientierung. Die<br />
Ba Muoi San Pho Phuong, die „Stadt der<br />
36 Straßen und Bezirke“, ist nach jenen<br />
36 Zünften benannt, die sich im 15. Jahrhundert<br />
in den damals 36 Gassen niederließen.<br />
600 Jahre später herrscht noch immer<br />
eine gewisse Ordnung:<br />
Grabsteine gibt es nur in der Hang Bac,<br />
Nähutensilien bloß in der Hang Bo, in<br />
der Hang Khoai ausschließlich Mopedsitze,<br />
in der Pho Phung Hung Plastikwannen<br />
und -eimer in Neonfarben. Und einen<br />
Laden, der nichts außer rot-weißen<br />
Absperrbändern und Warnschildern im<br />
Sortiment zu haben scheint.<br />
Kann man hier gut gebrauchen: Das<br />
komplette Viertel erinnert an Nachrichtenmeldungen<br />
über Asiens fehlende Bauvorschriften,<br />
die es nach größeren Unglücken<br />
(wie dem Einsturz ganzer Straßenzüge)<br />
bis in unsere Tagesschau schaffen.<br />
Weil rechts und links in den Gassen seit<br />
Jahrhunderten kein Platz mehr ist, wird<br />
längst nach oben erweitert.<br />
So stapeln sich zusätzliche Stockwerke<br />
zu kleinen Turmbauten, von deren Ziegeldächern<br />
krumme Antennen wie gichtige<br />
Zeigefinger in den Himmel ragen.<br />
Um auch noch die letzten Quadratmeter<br />
zu nutzen, hat man an jedes Häuschen<br />
zwei bis drei kleine Balkone geklatscht,<br />
um diese mit Topfpflanzen und Wäscheständern<br />
zu beladen.<br />
Darunter, in den Gassen, drängeln sich<br />
Taxen, Mopeds, Jeeps und Fahrradfahrer,<br />
ein nie abreißender Strom, der sich um<br />
38<br />
Geschätzte zehn Millionen Mopeds fahren<br />
durch <strong>Vietnam</strong>, Tendenz steigend. Sie eignen<br />
sich perfekt für Lastentransporte, darunter<br />
mitunter auch ein halbes Dutzend Schweine<br />
die weniger mobilen Verkehrsteilnehmer<br />
teilt. Die Eisverkäufer mit ihren Kastenwagen.<br />
Der blinde Sänger, der von einem<br />
Kind an einem Seil geführt wird. Die<br />
Bäuerinnen mit den Gemüsekörben an<br />
der Stange über der Schulter. Auf den<br />
Bürgersteigen kauern verhutzelte Großmütterchen.<br />
Ein Motorradfahrer hat mehrere<br />
Ferkel festgeschnallt. Es ist eng, es<br />
ist laut, es ist ganz wunderbar. Und wenn<br />
es stimmt, dass die Sechs-Millionen-Met -<br />
ropole Hanoi die Seele eines Dorfs besitzt:<br />
Kann gut sein, dass man sie hier am<br />
ehesten findet.<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
Das zentrale Hochland <strong>Vietnam</strong>s ist dünn<br />
besiedelt, ideal für Dschungel-Trekker<br />
Ein Cousin meiner Großmutter liegt hier<br />
draußen. Beziehungsweise das, was von<br />
ihm übrig ist. Der Mann war bei der<br />
Fremdenlegion und auf verschlungenen<br />
Wegen in <strong>Vietnam</strong> gelandet, in Dien Bien<br />
Phu, damals, 1954. „Und dann ist der …<br />
dieser … der ist jedenfalls gekommen,<br />
wie hieß er noch?“ Meine Oma konnte<br />
den Namen Ho Chi Minh nicht aussprechen.<br />
„Durch den Dschungel sind die gekommen.<br />
Hoch hinauf auf die Berge! Mit<br />
all den Kanonen auf den Rücken! Dabei<br />
hatten die noch nicht mal Schuhe!“<br />
An meine Oma und ihren toten Cousin<br />
denke ich immer, wenn ich in Südostasien<br />
zu Fuß unterwegs bin. Reiseagenturen<br />
bieten das ja gern in leuchtenden Farben<br />
an: Dschungeltrekking. Für mich ist<br />
das nix. In der Regel ist es unglaublich<br />
heiß und schrecklich feucht. Die Wanderwege<br />
sind auch nicht so ausgebaut. Weil<br />
es gern mal bergauf geht, schlittert man<br />
auf dem rutschigen Boden gern mal<br />
bergab. Man schleppt einen vollen Rucksack<br />
mühsam mit sich herum.<br />
Dazu kommen Mücken, Blutegel, Spinnen,<br />
all dieses furchtbare Zeugs. Und<br />
nachts liegt man in einem stickigen Zelt<br />
und hört, was einem der Dschungel in<br />
<strong>Vietnam</strong> so alles erzählen will. Ich will<br />
das aber nicht hören. Ich will schlafen.<br />
Vor Jahren war ich ganz im Norden des<br />
Landes unterwegs, bei den vietnamesischen<br />
Hilltribes, sehr, sehr netten Menschen,<br />
die Touristen durch die Wälder ihrer<br />
Heimat führen. Wir wanderten durch<br />
dichtes Gestrüpp, durch das man hin und<br />
wieder einen Blick ins Freie hatte, nach<br />
unten ins Tal, das wunderbar übersicht-<br />
Hilltribe-Trekking:<br />
Welcome to the Jungle (2)<br />
lich und aufgeräumt in der Sonne lag und<br />
auch überhaupt nicht so gebirgig aussah<br />
wie die Ecke, in der wir herumkraxelten.<br />
Es gab da unten bestimmt auch viel<br />
weniger Schlangen. In unserem Dschungel<br />
aber flutschten die in inflationärer<br />
Zahl über den Weg oder züngelten von<br />
irgendwelchen Ästen herab. Unser Guide<br />
bemerkte sie natürlich auch, er fühlte<br />
sich alle Viertelstunde bemüßigt, uns mit<br />
„No dangerous!“ oder „Look! Snake will<br />
run away!“ zu beruhigen. Weil wir offenbar<br />
noch immer alle sehr verängstigt aus-<br />
sahen, ging er bei der nächsten Pause auf<br />
eine dieser Schlangen zu, sagte „No dangerous,<br />
look!“, griff nach dem Teil – und<br />
wurde augenblicklich gebissen.<br />
Wir marschierten sofort zurück ins<br />
übersichtliche Tal. Unser Guide zügig<br />
vorneweg, mit dem Arm in einer Schlinge<br />
und Schweiß auf der Stirn. Möglicherweise<br />
hatte er da eine Reptilienart verwechselt.<br />
Seitdem glaube ich, dass die <strong>Vietnam</strong>esen<br />
den Cousin meiner Großmutter<br />
überhaupt nicht erwischt haben. Das waren<br />
die Schlangen.
V I E T N A M<br />
Café in der Kaiserstadt Huê´, <strong>Vietnam</strong> ist hinter Brasilien zweitgrößter Kaffeeproduzent weltweit<br />
Café auf dem Vorplatz der 1886 erbauten neogotischen St.-Joseph-Kathedrale in Hanoi<br />
40<br />
Auszeit:<br />
kleiner<br />
Schwarzer,<br />
ganz groß<br />
Kurze Pause? O. k., komm mit, da vorn<br />
unter den Tamarindenbäumen, da ist ein<br />
kleines Café. Sieht nicht danach aus? Ist<br />
aber eines, das erkennt man an den kleinen<br />
bunten Plastikhockern. Und keine<br />
Sorge, die machen hier richtig guten Kaffee.<br />
Natürlich: Die Jungen, die Lauten,<br />
die glauben, damit hip zu sein, die gehen<br />
in die Filiale einer dieser Kaffeehausketten,<br />
das ist in <strong>Vietnam</strong> nicht anders als<br />
sonstwo auf der Welt.<br />
Eine richtig gute Tasse Kaffee aber bekommst<br />
du an Orten wie diesem hier.<br />
<strong>Vietnam</strong> ist der nach Brasilien zweitgrößte<br />
Kaffeeexporteur der Welt, das weiß<br />
kaum jemand. Und in den kleinen, unauffälligen<br />
Cafés der Seitenstraßen brühen<br />
sie ihn noch so wie schon vor 50, 60<br />
Jahren: ganz langsam und ganz stark. Die<br />
<strong>Vietnam</strong>esen lieben ihn so, das dickflüssige<br />
Konzentrat tropft träge aus dem<br />
oben aufs Glas gesetzten Filter, man kann<br />
zuschauen, wie sich die süße Kondensmilch<br />
am Boden allmählich färbt.<br />
Kaffeetrinken in <strong>Vietnam</strong> ist wie ein<br />
Zurruhekommen. Ein tiefes Durchatmen,<br />
während das Brausen der Welt um einen<br />
herum kurz innehält. Erst wenn die Wirkung<br />
des Koffeins einsetzt, kommt wieder<br />
Tempo in das vietnamesische Universum.<br />
Und wir können weiter. Es gibt noch ziemlich<br />
viel zu sehen … Kommst du? ■<br />
Im Info-Guide <strong>Vietnam</strong> finden Sie ab Seite<br />
42 ausführliche An<strong>reise</strong>infos, eine Karte <strong>Vietnam</strong>s<br />
sowie mehr als 20 reportergetestete<br />
Hotel- und Restauranttipps.<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
I N F O V I E T N A M<br />
ÜBERNACHTEN<br />
Sofitel Legend Metropole<br />
Das Luxushotel beeindruckte<br />
schon Charlie Chaplin und Graham<br />
Greene: neoklassischer Charme und<br />
historische Deko mit mannshohem<br />
Louis-Vuitton-Reisekoffer, antiken Telefonen<br />
und Kronleuchter über der Badewanne.<br />
Pool und Spa im Garten.<br />
DZ/F ab 150 €.<br />
15 Ngo Quyen (Hoan Kiem District)<br />
Hanoi<br />
Tel. +84/4/ 38 26 69 19<br />
www.sofitel.com<br />
KOSTENCHECK<br />
42<br />
ANREISE<br />
Green Mango<br />
Trendy Mini-Boutique-Hotel: 5 stylish<br />
eingerichtete Parkettzimmer (kein<br />
Lift!) mit Wi-Fi, teils großen Bädern. Eines<br />
der Zimmer hat kein Fenster, dafür<br />
ist es ruhiger. DZ/F ab 30 €.<br />
18 Hang Quat (Hoan Kiem District)<br />
Hanoi<br />
Tel. +84/4/ 39 28 99 16/-17/-18<br />
www.greenmango.vn<br />
Duxton<br />
Superzentral gelegenes Businesshotel,<br />
das eher familiär wirkt. Große,<br />
gemütliche Zimmer inkl. Wi-Fi, tollem<br />
Frühstücksbuffet, Minipool, Fitness<br />
und Spa, sehr nette Piano-Bar. DZ/F<br />
ab 120 €.<br />
63 Nguyen Hue Blvd. (District 1)<br />
Saigon<br />
Tel. +84/8/ 38 22 29 99<br />
www.saigon.duxtonhotels.com<br />
Cat Huy Hotel<br />
Oase im Backpacker-Viertel: Das<br />
in einer winzigen Gasse versteckte<br />
Minihotel (kein Lift!) beherbergt seine<br />
Gäste in 10 teils erstaunlich großen,<br />
hellen Zimmern mit Super-Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis (Klimaanlage, TV,<br />
Wi-Fi, Minibar), teils fensterlos, teils<br />
Balkon. Apartment Nr. 3 hat eine<br />
Kochecke. DZ/F ab 20 €.<br />
353/28 Pham Ngu Lao (District 1)<br />
Saigon<br />
Tel. +84/8/ 39 20 87 16<br />
www.cathuyhotel.com<br />
Life Heritage Resort Hoi An<br />
Ein Hauch neokolonialer Atmosphä -<br />
re am Flussufer: Im 4-Sterne-Hotel mit<br />
schicken Zimmern (unten etwas hellhörig<br />
und düster) wohnt man nur einen<br />
Katzensprung von der Altstadt<br />
und vom Markttreiben entfernt. Trotzdem<br />
ist es ruhig. Zimmer mit Terrasse<br />
zum Garten oder zum Fluss. Großer<br />
Pool, Spa. DZ/F ab 150 €.<br />
1 Pham Hong Thai<br />
Hoi An<br />
Tel. +84/510/ 3 91 45 55<br />
www.life-resorts.com<br />
„Six Senses Con Dao“<br />
Hotel Vinh Hung 3<br />
Beliebtes Minihotel mit 24 teils<br />
kleinen, aber nett dekorierten Balkon-Zimmern<br />
(nach hinten mit Blick<br />
aufs Reisfeld) und anständigen Bädern.<br />
Der Clou: ein Dachpool. De-<br />
REPORTERTIPP<br />
Die Autorin dieses Info-Guides,<br />
Martina Miethig, ist <strong>Vietnam</strong>-Expertin<br />
(www.geckostories.com).<br />
Ihr besonderer Tipp: ein Paddel-<br />
Ausflug in der Halong Bay.<br />
„Eine Kajak-Tour durch<br />
die Wunderwelt<br />
der Halong-Bucht ist<br />
traumhaft: einsame<br />
Strände, versteckte Lagunen,<br />
schwimmende<br />
Fischerdörfer und ein<br />
bisschen Sport nebenbei.<br />
Lebenswichtig:<br />
wegen der Gezeiten und<br />
gefährlichen Strömungen<br />
never ever ein Kajak<br />
individuell ausleihen<br />
(so billig es auch ist).“<br />
5-STERNE-HOTEL BUDGET-HOTEL HAUPTSPEISEN IMBISS TAXI PAUSCHALPREIS<br />
ab 800 € DZ/F ab 150 € ab 5 € ab 1,50 € ab 0,30 €/km 14 Tage ab 2.000 €<br />
ab 10 €<br />
€<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
„Mai House“<br />
luxe-Rooms inkl. TV, PC, Wi-Fi! Effizientes<br />
Personal. Zur Altstadt sind es<br />
10 Spazierminuten. DZ/F ab 20 €.<br />
96 Ba Trieu<br />
Hoi An<br />
Tel. +84/510/ 3 91 62 77<br />
www.hoianvinhhung3hotel.com<br />
Original Binh Duong IV<br />
Ein Preisknüller: Minihotel mit 10<br />
hübschen, sauberen Zimmern in einem<br />
relativ ruhigen Viertel – inkl. TV, PC,<br />
Wi-Fi, Minibar, teilweise mit Balkon und<br />
tollem Panorama. Wer möchte: Frühstück<br />
im Bett. DZ/F ab 10 €.<br />
7/25 Hai Ba Trung<br />
Huê´<br />
Tel. +84/54/ 3 84 96 62<br />
www.binhduonghotel.com<br />
Saigon Morin<br />
Zeit<strong>reise</strong> in einen herrlich protzigen<br />
Kolonialbau am Fluss: 180 stilvolle<br />
Zimmer, manche davon fast wie Säle<br />
mit blank gewienertem Parkett. Innenhof<br />
mit Springbrunnen und Café am<br />
Pool. DZ/F ab 70 €.<br />
30 Le Loi<br />
Huê´<br />
Tel. +84/54/ 3 82 35 26<br />
www.morinhotel.com.vn<br />
„Life Heritage Resort“<br />
„Chen Sea Resort“ „Duxton Hotel“<br />
Six Senses Con Dao<br />
Die Con-Dao-Inselgruppe vor der<br />
Südküste <strong>Vietnam</strong>s ist ein Naturreservat<br />
– mit langen Stränden, türkisblauem<br />
Wasser und grünen Bergen im<br />
Hintergrund. Tolle Anlage im Stil eines<br />
vietnamesischen Fischerdorfs. 50 luxuriöse<br />
Villen im Teakholz-Look, jeweils<br />
mit Infinity-Pool und Außenduschen.<br />
Ein Traumresort, das leider nicht ganz<br />
billig ist: Villa/F ab 500 €.<br />
Dat Doc Beach<br />
Tel. +84/64/ 3 83 12 22<br />
www.sixsenses.com/<br />
SixSensesConDao/<br />
Mai House<br />
Kleines Beach-Idyll zum Abschalten.<br />
Es gibt kein TV, keinen Pool, keine<br />
Klimaanlage, dafür 30 hübsche, palmblattgedeckte<br />
Bungalows, die sich locker<br />
im üppigen Tropengarten verteilen.<br />
Die originelle Einrichtung besteht<br />
aus Holz, Terrakotta, Bambus<br />
und Rattan. Himmelbetten. Frühstück<br />
unter Palmen. Viele Stammgäste. Was<br />
will man mehr! DZ/F ab 50 €.<br />
Bai Truong (Long Beach)<br />
Phu Quoc<br />
Tel. +84/77/ 3 84 70 03<br />
maihouseresort@yahoo.com<br />
„Green Mango“<br />
Chen Sea Resort & Spa<br />
Schickes Strandhotel mit Parkettzimmern<br />
in 36 teils doppelstöckigen Villen,<br />
riesige Bäder, manche mit Open-Air-Dusche,<br />
Privatpool und Jacuzzi, alle mit<br />
Sunset-Panorama, Pool im Palmengarten,<br />
sehr ruhig. DZ/F ab 120 €.<br />
Bai Xep, Ong Lang<br />
Phu Quoc<br />
Tel. +84/77/ 3 99 58 95<br />
www.centarahotelsresorts.com/<br />
Boutique<br />
„Hiep Hoa“<br />
Hiep Hoa<br />
Saubere Reihenhütten oder Balkonzimmer<br />
zum Garten mit Bad, Kühlschrank<br />
und TV – keine 10 m vom<br />
Strand, Bars nebenan. DZ ab 10 €.<br />
80 Nguyen Dinh Chieu<br />
Phan Thiet/Mui Ne<br />
Tel. +84/62/ 84 72 62<br />
www.muinebeach.net/hiephoa<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12 43
I N F O V I E T N A M<br />
„Six Senses Ninh Van Bay“<br />
Cham Villas<br />
Bildschönes Strandresort: 18 palmblattgedeckte<br />
Bungalows mit Himmelbetten,<br />
außerordentlich stilvoll dekoriert<br />
mit Statuen, exotischen Pflanzen und<br />
Blüten. Deutsches Restaurant, Riesenpool,<br />
professioneller <strong>Service</strong>. DZ/F ab<br />
100 €.<br />
32 Nguyen Dinh Chieu<br />
Phan Thiet/Mui Ne<br />
Tel. +84/62/ 3 74 12 34<br />
www.chamvillas.com<br />
Six Senses Ninh Van Bay<br />
Mehr Luxus geht nicht als in dieser<br />
abgelegenen Insel-Oase: 58 rustikale<br />
Villen aus Naturmaterialien, locker verteilt<br />
am Strand, über dem Meer, versteckt<br />
zwischen Felsen und am Hügel,<br />
alle mit Pool. Villa ab 550 €.<br />
Ninh Van Bay, Ninh Hoa<br />
(ca. 50 km nördlich von Nha Trang)<br />
Tel. +84/58/ 3 72 82 22<br />
in Deutschland: 0711/ 91 25 76 10<br />
www.sixsenses.com/<br />
SixSensesNinhVanBay<br />
RESTAURANTS<br />
La Verticale<br />
5-Sterne-Kreationen von Didier Cor -<br />
lou, z. B. Thunfisch in Lemongrass-<br />
Maracuja-Soße (17 €) und Tenderloin-Pfeffersteak<br />
(23 €). Mittagsgerichte<br />
gibt’s ab 6 €. Lunch-Menüs mit<br />
Wein ab 13 €. Öffnungszeiten: täglich<br />
11–14 und 18–21.30 h.<br />
19 Ngo Van So<br />
Hanoi<br />
Tel. +84/4/ 39 44 63 17<br />
www.verticale-hanoi.com<br />
44<br />
„Sofitel Legend Metropole“<br />
Nha Hang Ngon<br />
Authentische „Straßenküche“ mit<br />
Show-Effekt an offenen Kochstellen:<br />
unbedingt den leckeren Goi Bo Bop<br />
Thau probieren, den pikanten Rindfleischsalat<br />
mit jungen Bananen- und<br />
Sternfruchtscheiben (ca. 2,50 €, Garnelen<br />
in Tamarindensoße 4 €).<br />
160 Pasteur St. (District 1)<br />
Saigon<br />
Tel. +84/8/ 38 27 71 31<br />
Q Bar<br />
Endlich hat Saigons „Q Bar“ einen<br />
funky Ableger im eher schlafmützigen<br />
Hoi An: hippe Musik, coole<br />
Cocktails, chillige Atmosphäre.<br />
Selbst die Toiletten sind eine Attraktion.<br />
Snacks und <strong>Asia</strong>n Food gibt es<br />
zu etwas höheren P<strong>reise</strong>n (3–10 €,<br />
Bier 1,20 €; Happy Hour 16–20 h:<br />
2 Cocktails für 6 €).<br />
94 Nguyen Thai Hoc<br />
Hoi An<br />
Com Minh Duc<br />
Echte Garküche mit Kantinen-Atmosphäre:<br />
immer voll, lecker und spottbillig<br />
(etwa Muc Sao Saté – Tintenfisch<br />
in Lemongrass, Ca Thu Sot Ca – Makrele<br />
in Tomatensoße, Canh Chua –<br />
saure Suppe, Dau Rong – Drachenkopf-Gemüse<br />
und Reis), alles für etwa<br />
5 €. Ausgewählt wird vorn aus den Töpfen,<br />
gezahlt nach der Anzahl der geblümten<br />
Plastikteller.<br />
35 Ton That Tung<br />
und 100 Ton That Tung (District 1)<br />
Saigon<br />
REISEPLANER<br />
BESTE REISEZEIT<br />
ANREISE<br />
EINREISE<br />
GESUNDHEIT<br />
WÄHRUNG<br />
UNTERWEGS<br />
VERANSTALTER<br />
WEB<br />
VERANSTALTER<br />
Ancient Hue<br />
Wer einmal wie die alten Kaiser<br />
speisen will, lässt sich in diesem verwunschenen<br />
Tempelnachbau am besten<br />
das 9-gängige Royal Dinner servieren:<br />
ziemlich touristisch, aber lecker<br />
und mit hübsch geschnitztem Gemüse.<br />
Menüs 14–24 €.<br />
4/4/8 Lane 35<br />
Pham Thi Lien (nahe Parfumpagode)<br />
Huê´<br />
Tel. +84/54/ 3 59 03 56<br />
www.ancienthue.com.vn<br />
November–April. Zwischen Februar und September schwül<br />
mit tropischen Regengüssen. In Wintermonaten kühlere<br />
Nächte. Badeurlaub am besten Mai–November.<br />
Flüge ab 800 €, z. B. mit <strong>Vietnam</strong> Airlines täglich nonstop<br />
von Frankfurt nach Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi<br />
(www.vietnamairlines.com). Singapore Airlines fliegt beide<br />
Ziele über Singapur von Frankfurt und Zürich aus an<br />
(www.singaporeair.com). Thai Airways fliegt über Bangkok<br />
(www.thaiairways.com). Verbindungen von Wien und München<br />
auch mit Qatar Airways (www.qatarairways.com).<br />
Benötigt wird der noch mindestens 6 Monate gültige Reisepass,<br />
außerdem ein Visum (30 Tage, 65 €), das über die Botschaft<br />
beantragt wird (www.vietnambotschaft.org). Wer über<br />
einen Reiseveranstalter bucht, kann das Visum ggf. auch bei<br />
der Ankunft bekommen (Visa on arrival).<br />
Empfohlen wir der Impfschutz gegen Diphtherie, Tetanus,<br />
Polio, Hepatitis A und B. Geeigneter Schutz vor Malaria<br />
und Tropenkrankheiten wie Dengue-Fieber am besten mit<br />
einem Tropenmediziner besprechen. Infos bei der Deutschen<br />
Gesellschaft für Tropenmedizin (www.dtg.org).<br />
<strong>Vietnam</strong>esischer Dong (D). 100.000 D = ca. 3,70 €.<br />
<strong>Vietnam</strong> Airlines bietet auch gute Verbindungen innerhalb<br />
des Landes an. Die staatseigene Bahn <strong>Vietnam</strong> Railways<br />
(www.vr.com.vn) fährt auf einem Streckennetz von 2.600<br />
km, die Hauptlinie führt an der Küste entlang (Hanoi–Saigon).<br />
Beengt, aber günstig fährt man mit lokalen Bussen,<br />
Fernziele werden von Expressbussen angesteuert. Mietwagen<br />
sind keine Option, es sei denn, man bucht einen<br />
Wagen mit Fahrer – in <strong>Vietnam</strong> ist es Touristen nicht<br />
gestattet, selbst ein Auto zu steuern.<br />
Der Asienspezialist <strong>Travel</strong> <strong>Service</strong> <strong>Asia</strong> hat u. a. eine 10tägige<br />
„Schnupper<strong>reise</strong> <strong>Vietnam</strong>“ im Angebot, ohne Flug,<br />
ab 900 € (www.tsa-<strong>reise</strong>n.de). Chamäleon Reisen bietet<br />
u. a. die 15-tägige Rund<strong>reise</strong> „Halong“ an, ab 3.000 €<br />
(www.chamaeleon-<strong>reise</strong>n.de). Weitere Veranstalter: Lotus<br />
<strong>Travel</strong> <strong>Service</strong> (www.lotus-travel.com), One World – Reisen<br />
mit Sinnen (www.<strong>reise</strong>nmitsinnen.de) und Meier’s<br />
Welt<strong>reise</strong>n (www.meiers-welt<strong>reise</strong>n.de).<br />
www.vietnamtourism.com I www.guidevietnam.com I<br />
www.vietnamtourism-info.com I 10 <strong>Vietnam</strong>-Reportagen<br />
unter www.<strong>abenteuer</strong>-<strong>reise</strong>n.de/<strong>reise</strong>ziel/vietnam<br />
Gut recherchierte, aktuelle Reiseführer z. B. von Marco<br />
Polo (11,99 €) und Dumont (24,99 €).<br />
Lac Canh<br />
Typisch chaotisches Open-Air-<br />
Lokal der einfachen Art: 1.000 Arten<br />
Meeresfrüchte und anderes Getier,<br />
Hühnchengerichte. Der Renner aber ist<br />
das Rindfleisch-BBQ (2–3 €, Seafood<br />
Hot Pot für 2 Pers. 8 €) – immer lecker,<br />
wenn auch etwas langsam serviert und<br />
verqualmt von den Tischgrills (am besten<br />
vor 19 h hingehen).<br />
44 Nguyen Binh Khiem<br />
Nha Trang<br />
Tel. +84/58/ 3 82 13 91<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12
Restaurant „Ancient Hue“<br />
SIGHTSEEING<br />
Studio & Gallery<br />
Long Thanh Art<br />
Die Galerie in Nha Trang City<br />
zeigt die Arbeiten von <strong>Vietnam</strong>s bekanntestem<br />
Fotografen Long Thanh,<br />
der ausschließlich in Schwarzweiß<br />
arbeitet und mit seiner Leica das<br />
Verschwinden des ursprünglichen<br />
<strong>Vietnam</strong> dokumentiert. „Wenn ich<br />
traurig bin, mache ich gute Aufnahmen“,<br />
sagt Long, „wenn ich gute<br />
Laune habe, nehme ich die Kamera<br />
gar nicht erst mit.“ Öffnungszeiten:<br />
8–17.30 h, sonntags geschlossen.<br />
126 Hoang Van Thu St.<br />
Nha Trang<br />
Tel. +84/58/ 3 82 48 75<br />
www.longthanhart.com<br />
Restaurant „Nha Hang Ngon“<br />
HIGHLIGHTS<br />
Halong Bay<br />
Rund 2.000 Kalksteinfelsen ragen in<br />
der von der Unesco geschützten Bucht<br />
im Nordosten <strong>Vietnam</strong>s empor. Der<br />
Legende nach soll ein Drachen den<br />
120 km langen Küstenabschnitt<br />
durchschwommen und dabei die imposanten<br />
Felsformationen geschaffen<br />
haben. Daher kommt auch der Name,<br />
übersetzt heißt sie „Bucht des untertauchenden<br />
Drachen“. Ausgangspunkt<br />
für Boots- und Kajak-Touren durch die<br />
Halong Bay und ihre Tropfsteinhöhlen<br />
ist Halong City, z. B. mit Bai Tho Tourist<br />
Transportation Company.<br />
www.baithojunk.com<br />
„Com Minh Duc“<br />
Hanoi<br />
Eine mehr als 1.000-jährige Geschichte<br />
hat die 6,4-Mio.-Einwohner-<br />
Hauptstadt an der Mündung des Roten<br />
Flusses. Alleen mit herrschaftlichen<br />
Kolonialvillen haben sich ge-<br />
Klima <strong>Vietnam</strong><br />
Sonnenstunden<br />
Tagestemp.<br />
Nachttemp.<br />
Wassertemp.<br />
Regentage<br />
Fotograf Long Thanh<br />
nauso erhalten wie die ursprüngliche<br />
Altstadt der Handwerker mit dem<br />
Kaiserpalast im Zentrum. Um dorthin<br />
zu gelangen, startet man am besten<br />
am 700 m langen Hoan-Kiem-See.<br />
Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. <strong>Dez</strong>.<br />
4 5 6 7 7 7 6 6 7 5 4 3<br />
21˚ 22˚ 24˚ 29˚ 33˚ 34˚ 33˚ 33˚ 32˚ 30˚ 27˚ 23˚<br />
14˚ 15˚ 18° 22˚ 24˚ 26˚ 26˚ 26˚ 24˚ 23˚ 19˚ 16˚<br />
22˚ 22˚ 22˚ 23˚ 25˚ 27˚ 27˚ 28˚ 28˚ 27˚ 26˚ 24˚<br />
8 14 14 14 14 14 14 16 14 10 8 8<br />
Beste Reisezeit: November–April
I N F O V I E T N A M<br />
Thien-Mu-Pagode<br />
Am Französischen Viertel und am Jadeberg-Tempel<br />
vorbei geht es direkt<br />
in die Altstadt. Zu den Highlights eines<br />
Hanoi-Besuchs zählen auch die<br />
Einsäulenpagode Chua Mot Cot und<br />
das Ho-Chi-Minh-Mausoleum.<br />
www.english.hanoi.gov.vn<br />
Thien-Mu-Pagode<br />
Mit 7 Stockwerken ist die Thien- Mu-<br />
Pagode nicht nur die höchste in ganz<br />
<strong>Vietnam</strong>, sondern auch das Wahr -<br />
zeichen der zentralvietnamesischen<br />
Stadt Huê´. Das buddhistische Kloster<br />
wurde um 1600 in der ehemaligen<br />
Hauptstadt oberhalb des Parfumflusses<br />
errichtet. Eine Treppe führt zum<br />
Eingang des Geländes, an dem der 21<br />
m hohe Turm der „Quelle des Glücks“<br />
aufragt. Täglich geöffnet 7–18 h. Der<br />
Eintritt ist frei.<br />
Po Nagar<br />
Der Tempel Po Nagar ist das Wahrzeichen<br />
von Nha Trang im Südosten<br />
von <strong>Vietnam</strong>. Er besteht aus 4 Türmen<br />
und wurde vermutlich zwischen<br />
dem 8. und 13. Jahrhundert gebaut.<br />
Er ist der Schutzgöttin der Stadt geweiht,<br />
Po Yang Ino Nagar. Vom Tempel<br />
aus blickt man auf den Fischerhafen<br />
und die Strände der Küstenstadt.<br />
Eintritt umgerechnet etwa 0,25 €.<br />
Saigon<br />
Die größte Stadt des Landes mit geschätzten<br />
8 Mio. Einwohnern heißt<br />
offiziell nach wie vor Ho-Chi-Minh-<br />
Stadt. Sie liegt nördlich des Mekong-<br />
Deltas. Wolkenkratzer und rasante<br />
Auto- und Mopedfahrer erinnern an<br />
westliche Metropolen. Im Zentrum<br />
aber ist die Vergangenheit der Stadt<br />
mit zahlreichen Kolonialbauten, Tempelbauten<br />
und Buddha-Figuren zu<br />
spüren. Einen Spaziergang durch die<br />
Buddha-Statue in Saigon<br />
Stadt kann man am besten an der<br />
Kathedrale Notre Dame starten, von<br />
dort aus geht es dann weiter über<br />
die Shoppingmeile Dong Khoi mit<br />
vielen historischen Gebäuden. Touristeninformation<br />
vor Ort über <strong>Asia</strong>na<br />
<strong>Travel</strong> Mate.<br />
www.asianatravelmate.com<br />
Phu Quoc<br />
<strong>Vietnam</strong>s größte Insel liegt im Golf von<br />
Thailand. Kilometerlange feine Sandstrände<br />
und tropische Dschungellandschaft<br />
machen die rund 570 km 2<br />
große Insel zum Badeparadies. Die<br />
Bewohner betreiben riesige Pfefferplantagen<br />
und sind landesweit für die<br />
Fischsoße Nuoc Mam berühmt, die in<br />
der vietnamesischen Küche nicht fehlen<br />
darf. Der größte Ort auf der Insel<br />
ist Duong Duong mit Flughafen, Post<br />
und Internetcafés. Noch ist die Insel<br />
nicht überlaufen, geplant sind aber etliche<br />
Resorts und Golfplätze. Flugverbindungen<br />
von Ho-Chi-Minh-Stadt mit<br />
<strong>Vietnam</strong> Airlines.<br />
Hoi An<br />
Das Küstenstädtchen in Zentralvietnam<br />
hat etwa 75.000 Einwohner. Sehenswert<br />
ist vor allem die Altstadt mit ihren<br />
malerischen Gassen – eine der wenigen<br />
Innenstädte, die nicht während des<br />
<strong>Vietnam</strong>kriegs zerstört wurden. Seit<br />
1999 zählt die Altstadt zum Weltkulturerbe<br />
der Unesco.<br />
My Son<br />
Etwa 50 km entfernt von Hoi An befinden<br />
sich die Ruinen der Tempelstadt<br />
My Son, die vom 4. bis zum 13. Jahrhundert<br />
religiöses Zentrum der Cham-<br />
Kultur war. Ein Großteil der Ruinen<br />
wurde von US-Bombern im <strong>Vietnam</strong>krieg<br />
zerstört, nur ein Teil der einst 70<br />
Sakralbauten konnte gerettet werden,<br />
1999 wurde My Son von der Unesco<br />
zum Weltkulturerbe erklärt.<br />
<strong>abenteuer</strong> und <strong>reise</strong>n 12/12