Bericht als PDF-Datei - AKK Industrieservice & Handels GmbH
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BETRIEBSTECHNIK<br />
So gut wie neu<br />
Maßnahmen zur Verlängerung der Standzeit von Plattenwärmeübertragern<br />
RALF KREIBOHM<br />
Plattenwärmeübertrager sind eine<br />
wichtige Komponente der thermischen<br />
Verfahrenstechnik. Die zum<br />
Abdichten der einzelnen Plattenkanäle<br />
eingesetzten Elastomerdichtungen<br />
sind oft hohem Verschleiß<br />
und in jedem Fall natürlicher Alterung<br />
ausgesetzt. Die Lebensdauer<br />
der Dichtung hat natürlich entscheidenden<br />
Einfluss auf die Standzeit<br />
des Wärmeübertragers. Ist die Dichtung<br />
„fertig“, kann die Wärmeübertragerplatte<br />
von Spezialisten regummiert<br />
werden.<br />
Typische Anwendungen für Plattenwärmeübertrager<br />
sind:<br />
- Nahrungsmittelindustrie (Pasteure, Produkterhitzer/-kühler)<br />
- Getränkeindustrie (Würzekühler, Getränkeerhitzer/-kühler)<br />
- Kraftwerkstechnik (Turbinenölkühler,<br />
Zwischenkühler)<br />
- Chemische Industrie (Kühlung/Erhitzung<br />
von wässrigen Lösungen, Dispersionen,<br />
Säuren, Laugen und Emulsionen)<br />
- Papier- und Zellstoffindustrie (Waschwasser-<br />
und Zwischenkühler, Abwassereindampfer)<br />
- Zuckerindustrie (Rohsaft- und Dünnsafterhitzer)<br />
- Oberflächentechnik (Erhitzer von Phosphatierungs-<br />
und Entfettungsbädern)<br />
52 VERFAHRENSTECHNIK 37 (2003) Nr. 6<br />
- Schiffbau (Maschinenölkühler, Zentralkühler,<br />
Schweröl-, Dieselvorwärmer)<br />
- Pharma-Industrie (Infusionslösungs- und<br />
Cremekühler, Blutplasmaerhitzer)<br />
- Stahlindustrie (Kokillenwasser-, Ofenwasser-,<br />
Maschinenkühlwasser-Kühler)<br />
- Textilindustrie (Flottenwasserkühler,<br />
Waschwassererhitzer)<br />
- Gebäudetechnik (Brauchwassererhitzer,<br />
Zentralkühler in Klimaanlagen)<br />
- Maschinenbau (Getriebeöl-, Hydrauliköl-,<br />
Emulsionskühler)<br />
Dichtungen beeinflussen Standzeit<br />
Durch die Vielzahl der oft aggressiver Medien,<br />
die den Plattenwärmeübertrager<br />
„durchlaufen“, sind die Dichtungen zwischen<br />
den Platten zum Teil hohem Verschleiß<br />
ausgesetzt. Bei Elastomerdichtungen<br />
kommt zusätzlich noch eine natürliche<br />
Alterung hinzu, die Dichtungen härten unter<br />
Druck und Temperatur aus. Grundsätzlich<br />
unterscheidet man folgende Standard-<br />
Dichtungsmaterialien:<br />
- NBR (Nitril)<br />
Temperaturbeständig bis 120 °C, geeignet<br />
für Wasser, Glykol, Mineralöl, Milch, Bier,<br />
Fruchtsäfte, Speiseöl, verdünnte Säuren<br />
und Nahrungsmittel<br />
- H-NBR (hydrogenated Nitril)<br />
Temperaturbeständig bis 150 °C, geeignet<br />
für Mineralöl, Speiseöl, Milch, verdünnte<br />
Säuren und Dampf<br />
- HT-EPDM<br />
Temperaturbeständig bis 160 °C, geeignet<br />
für Heißwasser, Glykol, schwache<br />
Säuren/Laugen, Dampf, Bier, Milch,<br />
Fruchtsäfte und Nahrungsmittel, keine<br />
Ölanwendungen<br />
1: Wärmeübertragerplatte<br />
vor (links) und nach<br />
(rechts) der chemischen<br />
Reinigung. Die speziell für<br />
diese Anwendung<br />
entwickelten Säure- und<br />
Laugebäder greifen die<br />
Edelstahloberflächen nicht<br />
an.<br />
2: Wärmeübertragerplatte bei der Farbeindringprüfung<br />
unter UV-Licht. Haarrisse und Korrosion können mit<br />
dieser Prüfmethode festgestellt werden.<br />
- HT-Butyl<br />
Temperaturbeständig bis 175 °C, geeignet<br />
für verdünnte Säuren, Laugen und Dampf<br />
- FPM A/B (Fluorpolymer Typ A/B, Viton)<br />
Temperaturbeständig bis etwa 180 °C, Anwendungen<br />
z. B. geeignet für Säuren,<br />
Laugen, Mineralöl und Speiseöl<br />
- FPM G (Fluorpolymer Typ G) Viton G<br />
Temperaturbeständig bis 210 °C, abhängig<br />
von den Medien. Anwendungen Z. B. hochkonzentrierte<br />
Säuren und Laugen, Mineralöle,<br />
Speiseöle und Dampf.<br />
Die angegebenen Temperaturen und Einsatzmöglichkeiten<br />
sind Beispiele, die Beständigkeit<br />
der Dichtungsmaterialien muss<br />
mit den Herstellern geklärt werden.<br />
Je nach Einsatzbedingungen und Medium<br />
kann die Standzeit der Dichtungen zwischen<br />
drei und sechs Jahren (bei aggressiven<br />
Medien und/oder hoher Temperatur)<br />
und bis zu zehn bis 15 Jahren (bei Wasser<br />
und Temperaturen unter 50 °C) liegen. Die<br />
ersten Anzeichen von Verschleiß an Elastomerdichtungen<br />
erkennt man an Leckagen<br />
beim Kaltstart oder bei der Außerbetriebnahme<br />
in der Abkühlphase.<br />
Soforthilfe: Plattenpakete nachspannen<br />
Einige Plattenwärmeübertragertypen bieten<br />
die Möglichkeit, das Plattenpaket nach-<br />
Ralf Kreibohm, <strong>AKK</strong> <strong>Industrieservice</strong> & <strong>Handels</strong><br />
<strong>GmbH</strong>, Coppenbrügge
zuspannen. So kann man die Vorspannung<br />
auf die Dichtungen wieder erhöhen und die<br />
Leckage kurzfristig beheben. Im Neuzustand<br />
wird der Plattenwärmeübertrager<br />
werkseitig auf ein maximales Paketmaß<br />
gespannt, beim Auftreten von Leckagen<br />
kann das Plattenpaket auf ein minimales<br />
Paketmaß gespannt werden. Maximales<br />
und minimales Maß sind meistens auf dem<br />
Wärmeübertrager vermerkt. Zu beachten<br />
ist, dass das minimale Paketmaß nie unterschritten<br />
wird. Dies würde zum Beschädigen<br />
der Wärmeübertragerplatten führen.<br />
Spätestens nach dem Spannen auf das<br />
minimale Paketmaß, muss ein Dichtungswechsel<br />
eingeplant werden.<br />
Wenn ein Plattenwärmeübertrager eine<br />
starke Leckage aufweist (verursacht z. B.<br />
durch einen Druckschlag), kann diese kurzfristig<br />
behoben werden, indem die<br />
schadhafte Platte zusammen mit der anliegenden<br />
Platte demontiert wird. Wichtig ist,<br />
dass immer ein Paar dem Wärmeübertrager<br />
entnommen wird und das Wabenmuster auf<br />
der Außenseite des Plattenpaketes erhalten<br />
bleibt. Der Plattenwärmeübertrager<br />
darf nur im drucklosen und abgekühlten<br />
Zustand (Raumtemperatur) geöffnet werden.<br />
Vor dem Zusammenbau müssen die<br />
Dichtflächen sauber sein. Das Spannmaß<br />
des Plattenpaketes muss neu errechnet<br />
werden.<br />
Mit Langzeitwirkung: Regummierung<br />
Ein Unternehmen, das sich auf Servicearbeiten<br />
an Plattenwärmeübertragern spezialisiert<br />
hat, führt Regummierungsarbeiten<br />
aller Fabrikate durch. In Zusammenarbeit<br />
mit Kunden aus den unterschiedlichsten<br />
Industrien wurde ein Verfahren entwickelt,<br />
um effektiv und kostengünstig Wärmeübertragerplatten<br />
einer 100%igen Reinigung,<br />
Prüfung und Regummierung zu unterziehen.<br />
Die Schritte einer Regummierung<br />
beinhalten folgende Arbeiten:<br />
- Eingangskontrolle und optische Überprüfung<br />
auf Wiederverwendbarkeit. Bei Verdacht<br />
auf Erosion wird eine Wandstärkenmessung<br />
durchgeführt.<br />
- Entfernen der alten Dichtung und chemische<br />
Reinigung nach Art der Verschmutzung<br />
in speziell für diese Anwendung entwickelten<br />
Säure- und Laugebädern. Die<br />
Edelstahloberflächen werden durch die Bäder<br />
nicht angegriffen (wie z. B. beim Beizen).<br />
- Nach der chemischen Reinigung werden<br />
Chemikalien sorgfältig mit einem Hoch-<br />
BETRIEBSTECHNIK<br />
<strong>AKK</strong> <strong>Industrieservice</strong> hat langjährige<br />
Erfahrung im Reinigen, Prüfen und<br />
Regummieren von Wärmeübertragerplatten<br />
aller Fabrikate. Zu den Dienstleistungen<br />
gehören: Reinigen der Plattenpakete,<br />
Farbeindringprüfung der<br />
Platten, Regummierung der Plattenpakete,<br />
Elektrochemisches Polieren von<br />
Wärmetauscherplatten (um einer Belagbildung<br />
entgegenzuwirken), Montagearbeiten/Wartungsverträge<br />
sowie<br />
Beratung in Wärmeübertragerfragen.<br />
Produkte sind: Plattenwärmeübertragerdichtungen<br />
aller Fabrikate, Vollverschweißte<br />
Plattenwärmeübertrager,<br />
gedichtete Plattenwärmeübertrager,<br />
aufgearbeitete Austauschplattenpakete,<br />
Ersatzplattenpakete sowie Werkzeuge<br />
zum Öffnen und Schließen von<br />
Plattenwärmeübertragern.<br />
druckreiniger von den Wärmeübertragerplatten<br />
entfernt.<br />
- Jede Platte wird mit einer fluoreszierenden<br />
Farbe eingesprüht und unter UV-Licht<br />
auf Haarrisse und Korrosion geprüft und<br />
erneut gereinigt. Zusätzlich werden die<br />
Dichtungsnuten überprüft und – falls erforderlich<br />
– nachgearbeitet.<br />
- Bei geklebten Dichtungen wird die Dichtungsnut<br />
entfettet und die neue Dichtung<br />
mit einem Zweikomponenten-Klebstoff auf<br />
der Platte fixiert. Die Plattenpakete werden<br />
in spezielle Vorrichtungen gestapelt und<br />
gespannt, um dann zum Aushärten des<br />
Klebstoffes und um eine optimal Verkle-<br />
3: Nachdem die alte<br />
Dichtung entfernt ist, wird<br />
die neue Dichtung mit einem<br />
Klebstoff auf die Platte<br />
fixiert.<br />
bung zu erzielen, in einem Wärmeofen behandelt.<br />
Bei kleberlosen Dichtungen werden<br />
diese durch die unterschiedlichsten<br />
Systeme auf der Platte befestigt.<br />
- Jede Dichtung wird auf richtigen Sitz und<br />
Verklebung überprüft und nach Schaltplan<br />
sortiert. Danach erfolgt die sorgfältige Verpackung<br />
des Plattenpaketes.<br />
Nach diesen Servicearbeiten sind die<br />
Plattenpakete in einem „So gut wie neu“-<br />
Zustand.<br />
Weitere Reinigungsmöglichkeiten<br />
Ein manuelles Reinigen der Wärmeübertragerplatten<br />
kann z. B. mit einem Hochdruckreiniger<br />
erfolgen, bei geklebten Dichtungen<br />
muss der Wasserstrahl senkrecht<br />
auf die Dichtung treffen, um ein Herauslösen<br />
zu vermeiden. Weiche Beläge, die z. B.<br />
durch Emulsionen oder in offenen Kühlturmkreisläufen<br />
entstehen, können durch<br />
diese Methode entfernt werden. Diese Reinigungsmethode<br />
ist zeitaufwändig und beinhaltet<br />
das Risiko, Dichtungen und Platten<br />
zu beschädigen.<br />
Eine CIP-Reinigung ist eine wirtschaftliche<br />
Methode, die ursprüngliche Leistung<br />
eines Plattenwärmeübertragers wieder herzustellen.<br />
Bei dieser chemischen Umlaufreinigung<br />
zirkuliert eine Reinigungsflüssigkeit<br />
durch den montierten Plattenwärmeübertrager<br />
und löst die Beläge von der Übertragungsfläche.<br />
Wenn Reinigungsanschlüsse<br />
bereits bei der Installation der Anlage<br />
eingebaut wurden, reduziert sich der Aufwand<br />
zusätzlich. Die mobile CIP-Reinigungsanlage<br />
wird über flexible Rohrleitungen<br />
an die Spülanschlüsse angeschlossen<br />
und pumpt die Reinigungsflüssigkeit für eine<br />
bestimmte Zeit durch den Wärmeübertrager.<br />
Nach dem Einsatz muss die Reinigungsflüssigkeit<br />
neutralisiert und anschließend<br />
entsorgt werden.<br />
Eine richtige Auswahl der Reinigungsflüssigkeit<br />
für die unterschiedlichen Beläge<br />
sowie die Beständigkeit der Dichtung gegenüber<br />
der Reinigungsflüssigkeit ist sehr<br />
wichtig. Anhand von Belagsproben können<br />
geeignete Reinigungsflüssigkeiten ausgesucht<br />
werden.<br />
Mehr zur Technik und zum Service-Unternehmen<br />
über die Kennziffer.<br />
<strong>AKK</strong><br />
VERFAHRENSTECHNIK 37 (2003) Nr. 6<br />
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