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MODUL: AGRARPREISBILDUNG AUF EU-MÄRKTEN WS 2001/2002 ULRICH KOESTER 6.1: DIE BEDEUTUNG VON TERMINMÄRKTEN FÜR DIE AGRARPREISBILDUNG 1 1 Einleitung und Lernziele In 5.3 wurde der intertemporale Zusammenhang von Preisen für Ware mit so- fortiger physischer Transaktion analysiert. Diese Preise werden Kassa- oder Spot- preise genannt und bilden sich fortlaufend am Markt. In der Wirtschaft werden je- doch auch Vereinbarungen (Kontrakte) geschlossen, die eine zukünftige physische Transaktion vorsehen, wobei der Preis jedoch schon bei Kontraktabschluss festge- legt wird. Diese werden als Terminkontrakte bezeichnet. Bei den Terminkontrakten und den entsprechenden Märkten sind zwei grund- sätzliche Formen zu unterscheiden, für die auch in Deutschland die amerikanischen Fachausdrücke verwandt werden. Die eine Form ist die der Forwardkontrakte und der entsprechenden Forwardmärkte. Das sind nicht standardisierte Kontrakte, die zwischen zwei Vertragsparteien ausgehandelt werden. Die zweite Form ist die der Futureskontrakte (bzw. Futures) und Futuresmärkte bzw. Warenterminmärkte. Futureskontrakte sind standardisierte Kontrakte und werden ausschließlich an der Börse 2 gehandelt. 1 Kapitel 13 von Koester, U. und S. von Cramon-Taubadel, Preisbildung: Theorie und Praxis auf Agrarmärkten. In Vorbereitung. 2 Das Wort Börse läßt sich auf den belgischen Wirt Van der Beurs zurückführen, dessen Haus in Brügge im 18. Jahrhundert zu einem Versammlungsplatz zum Abschluss von lokalen Geschäften wurde. 1

MODUL: AGRARPREISBILDUNG AUF EU-MÄRKTEN<br />

WS 2001/2002<br />

ULRICH KOESTER<br />

6.1: DIE BEDEUTUNG VON TERMINMÄRKTEN FÜR DIE AGRARPREISBILDUNG 1<br />

1 Einleitung und Lernziele<br />

In 5.3 wurde der intertemporale Zusammenhang von Preisen für Ware mit so-<br />

fortiger physischer Transaktion analysiert. Diese Preise werden Kassa- oder Spot-<br />

preise genannt und bilden sich fortlaufend am Markt. In der Wirtschaft werden je-<br />

doch auch Vereinbarungen (Kontrakte) geschlossen, die eine <strong>zu</strong>künftige physische<br />

Transaktion vorsehen, wobei der Preis jedoch schon bei Kontraktabschluss festge-<br />

legt wird. Diese werden als Terminkontrakte bezeichnet.<br />

Bei den Terminkontrakten und den entsprechenden Märkten sind zwei grund-<br />

sätzliche Formen <strong>zu</strong> unterscheiden, für die auch in Deutschland die amerikanischen<br />

Fachausdrücke verwandt werden. Die eine Form ist die der Forwardkontrakte und<br />

der entsprechenden Forwardmärkte. Das sind nicht standardisierte Kontrakte, die<br />

zwischen zwei Vertragsparteien ausgehandelt werden. Die zweite Form ist die der<br />

Futureskontrakte (bzw. Futures) und Futuresmärkte bzw. Warenterminmärkte. Futureskontrakte<br />

sind standardisierte Kontrakte und werden ausschließlich an der Börse 2<br />

gehandelt.<br />

1<br />

Kapitel 13 von Koester, U. und S. von Cramon-Taubadel, Preisbildung: Theorie und Praxis<br />

auf Agrarmärkten. In Vorbereitung.<br />

2 Das Wort Börse läßt sich auf den belgischen Wirt Van der Beurs <strong>zu</strong>rückführen, dessen<br />

Haus in Brügge im 18. Jahrhundert <strong>zu</strong> einem Versammlungsplatz <strong>zu</strong>m Abschluss von<br />

lokalen Geschäften wurde.<br />

1


2<br />

LERNZIELE!<br />

In diesem Kapitel:<br />

� werden Forward- und Futureskontrakte bzw. –märkte<br />

vorgestellt und ihre Funktionsweise und Aufgaben dar-<br />

gestellt,<br />

� wird der Zusammenhang zwischen Termin- und Kas-<br />

sapreisen erklärt,<br />

� wird der Zusammenhang zwischen Preisen für Termin-<br />

kontrakte mit unterschiedlichen Erfüllungszeitpunkten<br />

erläutert und<br />

� die Grundzüge des sog. Hedgens und der Spekulation<br />

auf Futuresmärkten dargestellt.<br />

2 Die Entwicklung des Terminhandels bis heute<br />

Der Handel mit Terminkontrakten ist sehr alt, nahm aber erst in der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts eine rasche Entwicklung, als Warenterminbörsen ent-<br />

standen, an denen die standardisierten Futures gehandelt wurden. Der Handel mit<br />

Futures auf landwirtschaftliche Produkte begann im 17. Jahrhundert in Osaka, Ja-<br />

pan. In Chicago wurde 1848 die Chicago Board of Trade (CBoT) gegründet und<br />

1851 der erste Forwardkontrakt gehandelt. Ab 1865 unternahm die CBoT Schritte,<br />

diese Kontrakte <strong>zu</strong> standardisieren. Solche Kontrakte wurden Future genannt. Auch<br />

in Deutschland gab es bis 1886 aktive Warenterminmärkte an der Berliner Produk-<br />

tenbörse; in diesem Jahr setzten preußische Junker - sie vermuteten, dass die damaligen<br />

niedrigen Getreidepreise wegen der Spekulation auf den Terminmärkten so<br />

niedrig waren - ein verschärftes Börsengesetz durch; als Folge wurde der Handel mit<br />

Futures eingestellt.<br />

Durch eine Gesetzesnovelle sind in Deutschland erst seit 1993 wieder Warentermingeschäfte<br />

möglich. Im Zusammenhang mit der EU-Agrarreform und einer er-


warteten weiteren Liberalisierung der EU-Agrarpolitik wurde auch in Deutschland die<br />

Notwendigkeit einer Warenterminbörse gesehen. Seit April 1998 werden an der in<br />

Hannover gegründeten Warenterminbörse (WTB-Hannover) Kontrakte gehandelt<br />

(gegenwärtig - Stand Oktober 1999 - auf Kartoffeln, Weizen und Schweine).<br />

Futuresmärkte haben sich für eine sehr große Anzahl von unterschiedlichen<br />

Produkten entwickelt. Im Agrarbereich reicht die Bandbreite von pflanzlichen Produk-<br />

ten wie Kartoffeln, Getreide, Ölsaaten, Pflanzenöl, Schroten und z.B. Frozen Orange<br />

Juice bis hin <strong>zu</strong> tierischen Produkten wie Kontrakten auf Ferkel, lebenden Schwei-<br />

nen und Schweinefleisch, Rindern, Eier und Schafwolle. Nicht landwirtschaftliche<br />

Futures existieren für viele Energieträger, Metalle und Strom. Das größte Handelsvo-<br />

lumen entfällt aber auf Futures im Finanzbereich, z.B. auf Aktien, Wechselkurse und<br />

Zinsen. In jüngster Zeit wurden aber auch Futures auf das Wetter (Chicago-<br />

Mercantile-Exchange), auf Naturkatastrophen oder im Agrarbereich auf Erlöse (Re-<br />

venue Hedging) entwickelt.<br />

Während 1970 in den USA lediglich 30 Mill. Futures gehandelt wurden, hat<br />

diese Zahl bis 1997 auf ca. 440 Mill. <strong>zu</strong>genommen, hiervon ca. 40% in den USA<br />

(gegenüber 80% im Jahre 1987) und ca. 10% auf den Handel von Futures auf landwirtschaftliche<br />

Produkte 3 .<br />

3 Das Wesen von Kassa-, Forward- und Futuresmärkten<br />

Handelsverträge (Kontrakte) können hinsichtlich des Liefer- und Zahlungstermins<br />

der Ware sehr unterschiedlich ausgestaltet sein. Ein Kontrakt, in dem sowohl<br />

der sofortige Austausch als auch Zahlung der Ware vereinbart wird, wird als Kassa-<br />

oder Spotkontrakt bezeichnet. Wird in einem Kontrakt hingegen die <strong>zu</strong>künftige Lie-<br />

ferung und Bezahlung von Ware vereinbart, spricht man von einem Terminkontrakt.<br />

Allerdings ist die Abgren<strong>zu</strong>ng zwischen einem Kassa- und einem Terminkontrakt<br />

3 Zahlen über den Volumen des Futureshandels auf verschiedenen Börsen und weltweit<br />

werden in der Zeitschrift Futures Industry regelmäßig veröffentlicht. Siehe<br />

http://www.fiafii.org/<br />

3


4<br />

nicht so eindeutig, wie die Definitionen das implizieren. Auch bei einem Kassa-<br />

kontrakt kann besonders der mit dem Austausch der Ware verbundene Zahlungsverkehr<br />

zeitlich verzögert und in vielen Fällen mit einem Zahlungsziel von mehreren<br />

Monaten verbunden sein, ohne dass man von Terminkontrakt sprechen kann. Die<br />

Zeitspanne zwischen Vertragsabschluss und Zahlung ist deshalb nicht konstitutionell<br />

für einen Terminkontrakt. Vielmehr ist es das Motiv der Absicherung eines <strong>zu</strong>künf-<br />

tigen Absatzes oder Be<strong>zu</strong>gs von Ware, der einen Terminkontrakt von einem Kassakontrakt<br />

unterscheidet.<br />

3.1 Der Forwardkontrakt<br />

Die in Deutschland beim Agrarhandel gebräuchlichste Form des Terminkon-<br />

traktes ist der Forwardkontrakt. Als Forwardkontrakt – in der Praxis werden auch<br />

die Begriffe Lieferungsgeschäft, Zeitgeschäft, Abschluss oder Termingeschäft verwendet<br />

– wird eine Vertragsform bezeichnet, bei der sich der Verkäufer <strong>zu</strong>r Lieferung<br />

einer zwischen den beiden Vertragsparteien ausgehandelten Menge eines bestimmten<br />

Produktes und der Käufer <strong>zu</strong>r Abnahme des Produktes verpflichtet. Der<br />

Forwardkontrakt ist, wie eingangs bereits erläutert, nicht standardisiert. Da Forwardund<br />

Kassamärkte im Unterschied <strong>zu</strong>m Futuresmarkt auf die physische Transaktion<br />

von Ware ausgerichtet sind, werden sie als Effektivmärkte bezeichnet.<br />

Ein Forwardkontrakt bietet den Vertragsparteien gegenüber dem Kassakontrakt<br />

den Vorteil, dass Produktions-, Transaktions- und Distributionskosten sinken.<br />

Auf einem Wettbewerbsmarkt bedeutet der alleinige Absatz auf dem Kassamarkt,<br />

dass der <strong>zu</strong>künftige Absatz nicht genau bekannt ist und der eigene Marktanteil<br />

und das Marktvolumen im täglichen Wettbewerb ermittelt wird. Beim Verkauf über<br />

Forwardkontrakte hingegen ist den einzelnen Unternehmen der <strong>zu</strong>künftige Verkaufsumfang<br />

frühzeitig bekannt. Forwardkontrakte stellen mithin eine Informationsquelle<br />

dar. Sie erleichtern die Produktionsplanung, wodurch quasifixe Produktionsfaktoren<br />

besser genutzt werden können. So kann beispielsweise ein Zwischenlager<br />

für Verkaufsprodukte, das kurzfristige Absatzschwankungen auffangen soll, um so<br />

kleiner sein, je besser die Absatzschwankungen vorhergesehen werden können.


Forwardkontrakte ermöglichen auch eine kostengünstige Transaktion der<br />

Produkte, weil die Verhandlungszeit pro verkaufter Einheit mit <strong>zu</strong>nehmender Kon-<br />

traktdauer sinkt, wenn Verkäufer oder Vertreter nur noch in längeren Zeitabständen<br />

bei den landwirtschaftlichen Betrieben vor<strong>zu</strong>sprechen und neue Angebote <strong>zu</strong> unter-<br />

breiten haben. Und auch die Distribution wird günstiger, weil z.B. die benötigten<br />

Transportkapazitäten besser <strong>zu</strong> planen sind.<br />

Forwardkontrakte sind jedoch auch mit Risiken verbunden, die aus der Sicht<br />

eines Vertragspartners darin bestehen, den Kontrakt selbst nicht erfüllen <strong>zu</strong> können<br />

oder aber unter den Folgen eines Vertragsbruchs des Vertragspartners <strong>zu</strong> leiden.<br />

Hat ein Landwirt beispielsweise einen Vertrag mit einem Landhändler über die Lieferung<br />

einer bestimmten Menge Raps im August vereinbart, so besteht die Gefahr,<br />

dass die Ernte z.B. aufgrund von Auswinterungsschäden oder Trockenheit geringer<br />

ausfällt als erwartet. Trifft dies ein, so müssen Nachverhandlungen durchgeführt und<br />

individuell Entscheidungen über Vertragsstrafen ausgehandelt werden.<br />

Ein nicht unerhebliches Risiko stellt der Vertragsbruch dar. Bei Vertrags-<br />

abschluss wird in den meisten Fällen eine Entscheidung über den Preis gefällt. Entwickelt<br />

sich der Preis auf dem Kassamarkt bis <strong>zu</strong>m Liefertermin des Forwardkontraktes<br />

<strong>zu</strong>ungunsten einer der Vertragsparteien, so wird diese in Versuchung geraten,<br />

vertragsbrüchig <strong>zu</strong> werden. Ist der Preis gestiegen (gefallen), so hat der Verkäufer<br />

(Käufer) einen Anreiz, die Ware nicht wie vereinbart der anderen Vertragspartei <strong>zu</strong><br />

liefern, sondern die physische Ware auf dem Kassamarkt <strong>zu</strong> verkaufen (kaufen).<br />

3.2 Der Future<br />

Diese Nachteile des Forwardhandels führten schon 1865 an der CBoT <strong>zu</strong>r<br />

Weiterentwicklung der Forwardkontrakte, deren standardisierte und handelbare<br />

Form dann als Future bezeichnet wurde. Der Future ist also historisch aus dem<br />

Forwardkontrakt entstanden. Ein Future ist im Gegensatz <strong>zu</strong>m Forwardkontrakt ein<br />

standardisierter Kontrakt, bei dem Liefermenge, Qualität, Lieferzeitpunkt und Lie-<br />

ferort genau festgelegt sind. Ein weiterer entscheidender Unterschied <strong>zu</strong>m Forwardkontrakt<br />

besteht darin, dass der Future an einem festen Handelsplatz, der Börse,<br />

5


6<br />

gehandelt und weiterverkauft werden kann. In Tabelle 1 werden einige Unterschiede<br />

zwischen Forward- und Futureskontrakten, die in den folgenden Abschnitten näher<br />

erläutert werden sollen, dargestellt.<br />

Tabelle 1: Charakteristika von Forward- und Futureskontrakten<br />

Charakteristikum Futureskontrakte Forwardkontrakte<br />

Standardisierung Quantität, Qualität, Erfüllungsort Kann auf die Bedürfnisse der Kon-<br />

und Zeitpunkt einheitlich<br />

traktpartner <strong>zu</strong>geschnitten werden<br />

Liquidität Korreliert mit Handelsvolumen an<br />

der Terminbörse<br />

Fast keine Fungibilität<br />

Integrität Von der Börsenbehörde garantiert Wie bei jedem Handelsvertrag<br />

Zahlweise Während der Laufzeit via Margin-<br />

Mechanismus<br />

Erfüllung Glattstellung durch entgegengesetzte<br />

Transaktionen<br />

Transaktionskosten Brokergebühren und Marginverzinsung<br />

Zumeist pauschal bei Erfüllung<br />

Physisch<br />

Auf- und Abschläge nach Vereinbarung<br />

Quelle: Nelson, R., Forward und Futures Contracts as Preharvest Commodity Marketing Instruments.<br />

"American Journal of Agricultural Economics", Vol.67 (1985), S.17.<br />

Die Kontraktspezifikation<br />

In der Tabelle 2 sind die Spezifikationen von zwei Kontrakten angegeben,<br />

dem EuroFX-Future an der Chicago-Mercantile-Exchange (CME) und dem Schweinekontrakt<br />

an der Warenterminbörse (WTB) in Hannover. Die möglichst genaue und<br />

zweifelsfreie Spezifikation eines Futures ist für die Preisbildung von großer Bedeutung,<br />

denn die Marktteilnehmer müssen exakt wissen, welche Ware gehandelt wird<br />

und wie diese im Vergleich <strong>zu</strong> Ware mit etwas anderer Qualität <strong>zu</strong> bewerten ist. Es<br />

ist um so schwieriger ein Produkt <strong>zu</strong> standardisieren und einen Future hierfür <strong>zu</strong><br />

entwickeln, je größer die Zahl unterschiedlicher Qualitäten des Produkts ist.<br />

Die Spezifikation des Währungsfutures in Tabelle 2 ist sehr viel einfacher, als<br />

die des Kontrakts auf Schweine bzw. Schweinefleisch, bei dem es eine hohe Anzahl<br />

verschiedener Qualitätskriterien gibt, wie Muskelfleischanteil (MFA) und Gewichtsklassen.<br />

Würde der Kontrakt <strong>zu</strong> eng gefasst werden, z.B. MFA nur im Bereich zwischen<br />

55% und 56%, so wäre der Markt für dieses Produkt <strong>zu</strong> eng. Nur ein geringer<br />

Teil der produzierten Schweine erfüllt diesen Standard, und eine Lieferung wäre sehr<br />

schwierig. Die WTB hat deshalb ein festes Differenzierungssystem eingeführt.<br />

Weicht die Qualität von den Kontraktspezifikationen ab, so werden hierfür Zuschläge


oder Abschläge errechnet, die den am Markt gezahlten Zu- oder Abschlägen möglichst<br />

genau entsprechen müssen, oder aber so hoch sind, dass es sich für den Verkäufer<br />

nicht lohnt, diese Qualität <strong>zu</strong> liefern. Letzteres entspricht einer Sanktion. Dieses<br />

System wurde für die Schweinekontrakte an WTB gewählt.<br />

Tabelle 2: Die Kontraktspezifikationen der Futurekontrakte auf € an der Chicago<br />

Mercantile Exchange (CME) und für den Futureskontrakt auf Schlachtschweine<br />

an der Warenterminböse Hannover (WTB)<br />

Börse CME WTB<br />

Bezeichnung<br />

Future<br />

EuroFX, 125.000 Euros<br />

WTB Schweine<br />

Handelsgut Euro Lebende Schweine nach Schlachtgewicht<br />

Größe des<br />

Kontrakts<br />

125.000 € (SG) von 8.000kg<br />

Lieferdatum März, Juni, September, Dezember alle Monate<br />

Lieferort CME Chicago Käufer hat Wahl zwischen autorisierten<br />

Schlachtstätten in Deutschland. Es<br />

Qualitäts- keine genaueren Spezifikationen not-<br />

erfolgt ein Frachtausgleich. Eigentumsübergang<br />

erfolgt an der Schlachtstätte.<br />

Muskelfleischanteil (MFA):<br />

spezifikationenwendig 56%, bzw. zwischen 53 und 59%.<br />

Zu- und Abschläge:<br />

Abschlag von 0,06€/kg Schlachtgewicht,<br />

wenn MFA zwischen 50% und<br />

52,9%, bzw. zwischen 59,1% und 62%<br />

liegt.<br />

Die Abschläge erhöhen sich auf 0,12€,<br />

wenn 50% MFA unterschritten bzw.<br />

62% überschritten werden.<br />

Einzeltiergewicht:<br />

Schlachtgewicht von 85kg bis 100kg.<br />

Es gilt die Nordwestmaske.<br />

Notierung in US$, Tickgröße ist 0,001 US = in €, Tickgröße ist 0,001€/kg, =<br />

12US$/Kontrakt<br />

8€/Kontrakt<br />

Preis am 1,0537US$/€ für den Kontrakt Dezem- 1,173€/kg für den Kontrakt Dezember<br />

2.11.1999 ber 1999<br />

1999<br />

1,0641US$/€ für den Kontrakt März 1,248€/kg für den Kontrakt März 2000<br />

2000<br />

Quelle: Chicago Mercantile Exchange (CME), www.cme.com am 2.11.1999; Warenterminbörse Hannover<br />

(WTB), www.wtb-hannover.de am 2.11.1999 und WTB Hannover 1999: Börsenordnung für die<br />

Warenterminbörse Hannover vom 16. Februar 1998, <strong>zu</strong>letzt geändert durch Bekanntmachung vom<br />

29.12.1998.<br />

7


8<br />

In Tabelle 2 werden u.a. auch die sogenannten Ticks erwähnt. Ticks sind die<br />

Sprünge, in denen sich die an der Börse notierten Preise ändern. Beim Schweine-<br />

kontrakt in Hannover entspricht die Tickgröße 0,001 €/kg oder 8 €/Kontrakt. In der<br />

Regel werden auch maximale tägliche Preisänderungen festgelegt, bei Sojaschrot in<br />

Chicago z.B. ca. 66 $/t. Wenn dieses Limit überschritten wird (bzw. wenn die Börsenbehörde<br />

damit rechnet), dann wird der Markt vorübergehend geschlossen. Diese<br />

Maßnahmen sollen überhitzte Marktreaktionen als Folge eines temporären Ungleichgewichts<br />

verhindern, wie es z.B. nach Katastrophen eintreten kann.<br />

Der Handel an einer Warenterminbörse<br />

Existiert eine so standardisierte Vertragsform, so müssen sich zwei Vertragsparteien<br />

nur noch über den Preis einigen. Allerdings geschieht dies nicht in bilateraler<br />

Verhandlung. Statt dessen wird der Futureskontrakt an einer Börse gehandelt. In<br />

der Regel beauftragen dabei die Marktteilnehmer (Händler, Landwirte, Verarbeiter,<br />

Spekulanten) sogenannte Broker mit der Vertragsabwicklung, die für ihre Dienstleis-<br />

tung in der Regel weniger als 0,5% des Warenwertes verlangen 4 . Diese Broker geben<br />

an der Börse Kauf- oder Verkaufsangebote ab, wobei der Warenterminmarkt<br />

entweder in einem Börsensaal (wie z.B. an der CBoT) oder aber elektronisch über<br />

vernetzte Rechneranlagen durchgeführt wird (wie an der WTB). Wenn ein Verkaufsangebot<br />

und ein Kaufangebot über einen bestimmten Kontrakt besteht, und wenn<br />

sowohl Käufer als auch Verkäufer die gleichen Preisvorstellungen z.B. im Rechner-<br />

system der WTB angeben, so wird ein Vertrag geschlossen und an der sog. Clea-<br />

ringstelle an der Börse registriert. Der Preis, <strong>zu</strong> dem der Vertrag geschlossen wur-<br />

de, <strong>zu</strong> dem sich also Verkauf- und Kaufgebot getroffen haben, ist nun bis <strong>zu</strong>m<br />

nächsten Vertragsabschluß die offizielle Notierung der Börse, die z.B. im Internet mit<br />

nur sehr geringer zeitlicher Verzögerung abgefragt werden kann. Der Schlusskurs<br />

einer Börse entspricht entweder der letzten Notierung eines Handelstages oder aber<br />

einem Durchschnitt z.B. der letzten 5 Notierungen.<br />

4<br />

Bei den weiteren theoretischen Überlegungen können diese Kosten deshalb <strong>zu</strong>nächst vernachlässigt<br />

werden.


Welche Verpflichtungen aber gehen Käufer und Verkäufer ein, wenn <strong>zu</strong>m<br />

Zeitpunkt t an der Börse ein Future gekauft oder verkauft wird? Der Verkäufer (A)<br />

0<br />

verpflichtet sich, die dem Future <strong>zu</strong>grundeliegende Ware und Qualität <strong>zu</strong> einem be-<br />

stimmten Lieferzeitpunkt und -ort <strong>zu</strong> liefern. Seine Position wird als short bezeichnet.<br />

Der Käufer eines Future (B) geht hingegen eine Abnahmeverpflichtung der Ware<br />

gemäß der Kontraktspezifikationen ein. Seine Position wird als long bezeichnet.<br />

Händler A kann seine Lieferverpflichtung (Short Position) in t auflösen, oh-<br />

ne dass B hiervon betroffen wäre, wenn er einen weiteren Händler findet, der bereit<br />

ist, diese Lieferverpflichtung gegen Zahlung <strong>zu</strong> übernehmen. Das Ergebnis wäre,<br />

dass C nun eine Short Position und B weiterhin eine Long Position am Warenter-<br />

minmarkt besitzt. A wäre nicht mehr am Warenterminmarkt engagiert, da er sein<br />

Short Position glattgestellt hat. Natürlich kann auch B seine Position weiterverkau-<br />

fen und seine Abnahmeverpflichtung an eine weiteren Händler übertragen.<br />

Die Margin<br />

Dass bei diesen Transaktionen die Einhaltung der Verträge gesichert ist (B<br />

möchte geliefert bekommen, auch wenn A seine Lieferverpflichtung an C weiterver-<br />

kauft hat), wird von der Börse sichergestellt. Dieses ist ein weiteres Charakteristikum<br />

des Warenterminmarktes gegenüber dem Forwardmarkt, denn tatsächlich ist ein<br />

Vertragsbruch, wie beim Forwardkontrakt möglich, ausgeschlossen. Die Clearing-<br />

bank der Börse tritt dabei als dritte Partei beim Handel auf und verlangt von beiden<br />

Vertragsparteien die Hinterlegung einer Sicherheitszahlung (die sog. Margin) in ei-<br />

ner bestimmten Höhe, die sich entweder als prozentualer Anteil am Kontraktwert<br />

bemisst oder als Festbetrag pro Kontrakt konzipiert ist.<br />

Schematisch kann man sich die Clearingbank dabei als Schiedsstelle vorstel-<br />

len, die diese Margin nur dann wieder auszahlt, wenn der Vertrag von beiden Ver-<br />

tragsparteien tatsächlich erfüllt wurde. Wenn der Kassapreis <strong>zu</strong>m Lieferzeitpunkt<br />

eines Terminkontraktes über den vereinbarten Preis gestiegen ist, so hat der Ver-<br />

käufer einen Anreiz vertragsbrüchig <strong>zu</strong> werden und die physische Ware anderweitig<br />

<strong>zu</strong> verkaufen. Die bei der Schiedsstelle (an der Börse die Clearingbank) hinterlegte<br />

Margin wird aber nur dann ausgezahlt, wenn der Vertrag eingehalten wurde. Das<br />

1<br />

9


10<br />

führt da<strong>zu</strong>, dass es für den Verkäufer solange nicht vorteilhaft ist, vertragsbrüchig <strong>zu</strong><br />

werden und die Ware auf dem Kassamarkt <strong>zu</strong> verkaufen, wie der dortige Preis nicht<br />

um mehr als die Höhe der Margin gestiegen ist. Würde der Preis beispielsweise auf<br />

dem Kassamarkt um 8% über dem im Terminkontrakt vereinbarten Preis liegen, die<br />

Sicherheitsleistung aber 10% des Kontraktwertes betragen, so würde der Verkäufer<br />

bei Vertragsbruch zwar einen um 8% höheren Preis erzielen, aber auf die Rückzah-<br />

lung der Margin verzichten müssen. Lediglich dann, wenn die prozentuale Preisbe-<br />

wegung stärker ist als die Höhe der Margin, kann die Börse die Einhaltung der Ver-<br />

träge nicht garantieren. Um dem vor<strong>zu</strong>beugen, verlangt sie deshalb laufend weitere<br />

Sicherheiten, den sog. Margin Call, wenn die Preisbewegung einen bestimmten<br />

Prozentsatz überschreitet.<br />

An einer Warenterminbörse werden die hinterlegten Sicherheiten der Verkäu-<br />

fer und Käufer von der sog. Clearingstelle miteinander abgeglichen, was an einem<br />

Beispiel erläutert werden soll. Ist es an der Börse <strong>zu</strong>m Abschluss eines Vertrages<br />

<strong>zu</strong>m Preis von 100 € gekommen, so haben Verkäufer (A) und Käufer (B) bei der<br />

Clearingbank in t eine Margin von 10 € <strong>zu</strong> hinterlegen. Andere Marktteilnehmer<br />

werden jedoch andere Preiserwartungen haben, die vor allem durch neue Informati-<br />

onen z.B. über eine geringere als erwartete Ernte entstehen können. Auf dem Wa-<br />

renterminmarkt kann diese Nachricht in steigenden Notierungen münden, so dass<br />

ein weiterer Kontrakt z.B. <strong>zu</strong> einem Preis von 105 € abgeschlossen wird. Erwartet A<br />

in für den Lieferzeitpunkt in t weiter steigende Preise, z.B. auf 110 €, so ist es für<br />

t1 2<br />

0<br />

ihn sinnvoll, den Kontrakt <strong>zu</strong> verkaufen. Findet sich ein Händler C, der das Ver-<br />

kaufsangebot der Lieferverpflichtung für 105 € akzeptiert, so kann Händler A seine<br />

Lieferverpflichtung an der Börse glattstellen.<br />

A hat allerdings einen Verlust erlitten, denn die Lieferverpflichtung lautete auf<br />

Lieferung <strong>zu</strong> einem Preis von 100 €. Die Position, die der Käufer der Lieferverpflich-<br />

tung (C) einnimmt, lautete aber auf Lieferung <strong>zu</strong> einem Preis von 105 €. Händler B,<br />

der <strong>zu</strong> 100 € abnehmen möchte, ist deshalb an der Deckung dieser Preisdifferenz<br />

interessiert. Tatsächlich garantiert die Börse, dass Gewinne und Verluste ausgegli-<br />

chen werden. Von der hinterlegten Margin werden A 5 € abgezogen. Stellt B in t<br />

ebenfalls glatt, verkauft also seine Abnahmeverpflichtung, so ist diese bei einem er-<br />

1


warteten Preis für den spezifizierten Liefertermin von 105 € nun 5 € mehr wert. B<br />

bekommt deshalb einen Betrag von 5 € gutgeschrieben und kann diesen als Gewinn<br />

verbuchen. Beim Handel von Futures an der Börse muss also nicht zwangsläufig<br />

Ware ausgetauscht werden, denn es ist möglich, sich aus einer Short- oder Longpo-<br />

sition 5 wieder heraus<strong>zu</strong>kaufen, indem die Gewinne und Verluste ausgeglichen wer-<br />

den. In der Praxis liegt der Anteil der Kontrakte, die tatsächlich beliefert werden, in<br />

der Regel bei nur 0,5% bis 5%.<br />

4..Die Preisbildung von Terminkontrakten<br />

Im folgenden Abschnitt wird die Preisbildung von Terminkontrakten und die<br />

Verbindung <strong>zu</strong>m Kassamarkt, die sich in der sog. Basis ausdrückt, erläutert. Als Ba-<br />

sis wird die Differenz zwischen dem Terminpreis eines bestimmten Futureskontrakt<br />

(z.B. dem Schweinekontrakt an der WTB in Hannover, Liefertermin März 2000) und<br />

dem aktuellen Kassapreis an einem bestimmten Ort bezeichnet. Man unterscheidet<br />

die Terminbasis, die Differenz des Terminpreises <strong>zu</strong>m Kassapreis <strong>zu</strong> einem be-<br />

FUT K<br />

stimmten Zeitpunkt ( P − P ), und die Maturity Basis, die Differenz des Preises<br />

t0 →t1<br />

t0<br />

auf dem Terminmarkt <strong>zu</strong> dem Preis auf dem Kassamarkt <strong>zu</strong>m Zeitpunkt der Fälligkeit<br />

FUT K<br />

des Kontrakts ( P →t<br />

− P ).<br />

t1 1<br />

t 1<br />

4.1 Der Zusammenhang von Kassa- und Terminpreis für lagerfähige<br />

Agrarprodukte<br />

Aus den bisherigen Überlegungen könnte geschlossen werden, dass die Mög-<br />

lichkeit <strong>zu</strong>r physischen Belieferung 6 eines Kontraktes an der Börse, also die Beliefe-<br />

5 Die Anzahl der jeweiligen Kontrakte eines bestimmten Produktes und Liefermonats, die an<br />

einer Börse gehandelt werden, werden als Open Interest bezeichnet. Ein solcher Kontrakt<br />

besteht jeweils aus einer Liefer- und einer Abnahmeverpflichtung. Die Anzahl der<br />

Transaktionen für einen bestimmten Zeitraum wird als Volumen bezeichnet.<br />

6 Tatsächlich ist eine physische Belieferung nicht für alle Futures möglich. Auf einigen neueren<br />

Futuremärkten für Agrarprodukte wird die Möglichkeit <strong>zu</strong>r Arbitrage über andere Mo-<br />

11


12<br />

rung, kaum oder keine Bedeutung hat, weil der überwiegende Teil der Kontrakte<br />

glattgestellt wird. 7 Das ist aber nicht der Fall. Tatsächlich stellt die Möglichkeit hier<strong>zu</strong><br />

das für die Preisbildung des Future entscheidende Bindeglied <strong>zu</strong>m Effektivmarkt dar.<br />

Eine Short (Long) Position kann im Erfüllungsmonat sowohl durch Verkauf (Rück-<br />

kauf) glattgestellt, als auch durch physische Andienung (Annahme) der Ware erfüllt<br />

werden kann. Somit werden Kassapreis in t (dem Erfüllungsmonat) und der Futu-<br />

respreis in t gleich sein, weil anderenfalls ein risikoloses Arbitragegeschäft mög-<br />

lich wäre.<br />

1<br />

1<br />

Wenn beispielsweise der Futurespreis höher als der Kassapreis notiert, dann<br />

FUT<br />

könnte ein Arbitrageur einen Futureskontrakt <strong>zu</strong>m Preis P →t<br />

verkaufen und ihn<br />

K<br />

gleichzeitig mit soeben billiger erstandener Kassaware (Preis = P ) erfüllen. Ten-<br />

denziell führt das durch den Arbitrageur erhöhte Angebot an Futureskontrakten <strong>zu</strong><br />

einem geringeren Futurespreis und die erhöhte Nachfrage nach Kassaware <strong>zu</strong> ei-<br />

nem höheren Kassapreis. Folglich führt die Arbitrage <strong>zu</strong> einer Maturity-Basis von<br />

Null.<br />

t1 1<br />

Aufgrund einer analogen Überlegung ist in einem einfachen Modell auch die<br />

Zeitbasis Null, d.h., es ist <strong>zu</strong> erwarten, dass in einem vollkommenen Markt die Futu-<br />

respreise und die Forwardpreise nahe<strong>zu</strong> identisch sind. Übersteigt beispielsweise<br />

FWD<br />

FUT<br />

der Forwardpreis P →t<br />

den Futurespreis P →t<br />

, werden Arbitrageure einerseits Ware<br />

t0 1<br />

to 1<br />

forward verkaufen und andererseits am Futuresmarkt Kontrakte kaufen (long) mit der<br />

Absicht, <strong>zu</strong>m Erfüllungszeitpunkt auf physischer Belieferung des Futureskontraktes<br />

<strong>zu</strong> bestehen. Mit der so erhaltenen Ware können sie den Forwardkontrakt erfüllen<br />

------------------------------------------------<br />

dalitäten, z.B. ein sogenanntes cash settlement, auf die hier nicht genauer eingegangen<br />

werden soll, hergestellt.<br />

7 In den ersten zwei Jahren des Handels an der Warenterminbörse in Hannover wurden<br />

27.754 Schweinekontrakte und 10.447 Kartoffelkontrakte gehandelt. Hiervon wurden nur<br />

126 (0,45%) bzw. 138 (1,32%) Kontrakte in den Lieferprozeß genommen. Es kann vorkommen,<br />

daß ein großer Börsenteilnehmer mit einem neuen Kontrakt absichtlich in die<br />

Lieferung geht, um die Funktionsfähigkeit der Börse und der entsprechenden Kontraktspezifikation<br />

<strong>zu</strong> prüfen. In der Regel wird der Anteil der abgeschlossenen Kontrakte, der<br />

in den Lieferprozeß genommen wird, im Zeitablauf sinken.<br />

t 1


FWD<br />

und so den bereits <strong>zu</strong> Beginn bekannten Gewinn (die Differenz zwischen P →t<br />

und<br />

P →<br />

FUT<br />

to t1<br />

) realisieren. Folglich kann man davon ausgehen, dass in Forwardkontrakten<br />

von Futurespreisen abgeleitete Preise vereinbart werden.<br />

in t wie folgt dargestellt werden:<br />

0<br />

P →<br />

FUT<br />

t0<br />

t1<br />

P →<br />

FUT<br />

t t<br />

0<br />

1<br />

t0 1<br />

Wird von Qualitätsunterschieden und unterschiedlichen Lieferorten abstra-<br />

hiert, so ist <strong>zu</strong> vermuten, dass die Terminbasis mit <strong>zu</strong>nehmendem Zeithorizont in-<br />

nerhalb eines Erntejahres linear ansteigen wird. Formal kann die Beziehung zwi-<br />

FUT<br />

schen einem Futurespreis in t für den Liefertermin t und den Kassapreis P<br />

K<br />

t0<br />

t0<br />

→ t1<br />

t0<br />

t1<br />

Pt o →t1 0 1<br />

= P ( 1 + r ) + L →<br />

(1)<br />

mit rt →t<br />

= die Opportunitätskosten einer Kapitalmenge in Höhe des<br />

0<br />

1<br />

t0 1<br />

Kassapreises über den Zeitraum von bis t , und<br />

Lt0 →t1 0<br />

= die Kosten der Lagerung pro Einheit des Gutes von t bis t .<br />

Gilt Gleichung (1) nicht genau, so lassen sich sichere Gewinne realisieren. Gilt z.B.<br />

><br />

K<br />

Pt ( 1 + rt<br />

→ t ) + Lt<br />

→t<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

1<br />

FUT<br />

→<br />

t 1<br />

1<br />

13<br />

so würde es sich lohnen, Ware jetzt am Kassamarkt<br />

K<br />

<strong>zu</strong>m Preis <strong>zu</strong> kaufen und gleichzeitig einen Future <strong>zu</strong>m Preis von P <strong>zu</strong> ver-<br />

Pt 0<br />

t0 kaufen. Bei Fälligkeit des Future könnte dann die gelagerte Ware geliefert werden.<br />

FUT<br />

K<br />

Aus dem Unterschied zwischen P →t<br />

und P könnten die Opportunitätskosten des<br />

t0 1<br />

Kapitals und die Kosten der Lagerhaltung mehr als gedeckt werden.<br />

t 0<br />

In Tabelle 3 sind die Schlussnotierungen der Preise des November-<br />

Sojabohnenkontrakts an der CBoT am 12. Oktober und 29. Oktober 1999 und die<br />

Kassamarktnotierungen für drei Orte in den USA für den 29. Oktober 1999 gelistet.<br />

Es zeigt sich, dass die Kassamarktnotierungen am 29. Oktober unter den Notierun-<br />

gen des Novemberkontraktes liegen, der letztmals 7 Arbeitstage vor dem letzten Ar-<br />

beitstag im November gehandelt wird. Die Preisdifferenz (Terminbasis) zwischen<br />

dem Terminkontrakt, Liefertermin Ende November 1999, und dem Kassapreis Illinois<br />

Processors US No 1 betrug am 29.10.1999 15,25 USc/bsh. Dies spiegelt, wie ge-<br />

zeigt, erstens die Kosten der Lagerhaltung inkl. der Kapitalkosten wider. Aus Tabelle<br />

K<br />

t0


14<br />

3 ist aber auch ersichtlich, dass die Terminbasis zwischen dem CBoT-Future und<br />

verschiedenen Kassamärkten unterschiedlich hoch sein kann. Das ist verständlich,<br />

denn neben der Lagerhaltung spiegeln sich in der Terminbasis auch die Preisunter-<br />

schiede zwischen verschiedenen Lieferorten – denen, die im Kontrakt der CBoT<br />

spezifiziert sind und den in Tabelle 3 angeführten – wider. Diese räumlichen Preisun-<br />

terschiede zwischen den Nachfragezentren und den Überschussgebieten werden<br />

hauptsächlich durch die Transportkosten bestimmt (s. 5.2). Und drittens können na-<br />

türlich auch Unterschiede in der Qualität die Preisunterschiede determinieren, so<br />

dass hierdurch ein positive, aber auch eine negative Terminbasis entstehen kann,<br />

wenn z.B. die Qualität der am Kassamarkt gehandelten Ware besser ist, als die im<br />

Future spezifizierte. Die Terminbasis, also Differenz zwischen einem Kassamarkt-<br />

und dem Terminmarktnotierungen, wird folglich vom Lieferzeitpunkt, dem Lieferort<br />

und den vorhandenen Produktqualitäten bestimmt.<br />

Tabelle 3: Terminpreisnotierungen für Sojabohnen an der Chicago Board of<br />

Trade<br />

Fälligkeitsmonat Notierungen am Notierungen am Preisunterschied<br />

12.10.1999<br />

29.10.1999<br />

November 1999 499,50 USc/bsh 470,50 USc/bsh 29,00 USc/bsh<br />

Januar 2000 510,25 USc/bsh 482,75 USc/bsh 27,50 USc/bsh<br />

März 2000 518,25 USc/bsh 490,75 USc/bsh 27,50 USc/bsh<br />

Mai 2000 524,00 USc/bsh 498,25 USc/bsh 25,75 USc/bsh<br />

Juli 2000 529,00 USc/bsh 503,75 USc/bsh 25,25 USc/bsh<br />

August 2000 529,75 USc/bsh 502,50 USc/bsh 27,25 USc/bsh<br />

September 2000 530,50 USc/bsh 503,00 USc/bsh 27,50 USc/bsh<br />

November 2000 534,00 USc/bsh 509,50 USc/bsh 24,50 USc/bsh<br />

Kassapreise in den Basis <strong>zu</strong>m Novem-<br />

USA am 29.10.1999 berkontrakt<br />

Illinois Processors US<br />

No 1<br />

455,25 USc/bsh 15,25 USc/bsh<br />

Kansas City US No 2 443,50 USc/bsh 27,00 USc/bsh<br />

Minneapolis 430,75 USc/bsh 39,75 USc/bsh<br />

Quelle: Chicago Board of Trade (CboT): www.cbot.com am 02.11.1999.<br />

Aus den Notierungen in Tabelle 3 wird auch ersichtlich, dass zwischen den<br />

Notierungen verschiedener Liefermonate Unterschiede bestehen, die ebenfalls durch<br />

die Höhe der erwarteten Lager- und Kapitalkosten determiniert werden. Die Preisdifferenz<br />

zwischen dem Liefertermin November 1999 und März 2000 betrug am


12.10.1999 z.B. 18,75 USc/bsh und am 29.10.1999 20,25 USc/bsh. Offensichtlich<br />

haben sich die erwarteten Lager- und Kapitalkosten, d.h. die erwarteten Grenzkos-<br />

ten der Lagerung, leicht erhöht. Zu beachten ist aber auch, dass zwischen den No-<br />

tierungen des Juli-, August- und Septemberkontrakts nur sehr geringe Preisunter-<br />

schiede existieren. Der Julikontrakt gilt an der CBoT als der letzte Monat, in dem<br />

nennenswerte Mengen der alten Ernte vermarktet werden, der November hingegen<br />

als der erste Monat, in dem die erste neuerntige Ware vermarktet wird. Entscheidend<br />

für diese Preisfigur aber ist, dass ab Juli in der nördlichen Hemisphäre die Ernte<br />

anderer Ölsaaten erfolgt, die in direkter Konkurrenz <strong>zu</strong> Sojabohnen stehen. Alterntige<br />

Ware konkurriert in diesen Monaten mit der neuen Ernte, so dass ein weiterer<br />

Preisanstieg in Höhe der Lagerkosten nicht mehr möglich ist.<br />

In der vierten Spalte der Tabelle 3 sind die Unterschiede in den Notierungen<br />

der einzelnen Liefertermine vom 12.10.1999 und dem 29.10.1999 errechnet. Es<br />

zeigt sich, dass die Differenzen für alle Termine in einem relativ engen Band zwischen<br />

24 und 29 USc/bsh liegen. Neue Informationen haben offensichtlich <strong>zu</strong> Sinken<br />

des gesamten Marktpreisniveaus geführt. Hat sich z.B. im Oktober gezeigt, dass das<br />

Marktangebot größer oder die Nachfrage kleiner als erwartet ausfällt, so hat das, wie<br />

in 5.3 gezeigt, einen Einfluss auf das gesamte Jahr, und sogar auf die nächste Erntesaison,<br />

weil die Lagerbestände (carry over stocks) c.p. größer ausfallen. Sinkt der<br />

Preis des Novemberkontraktes, so wird Lagerhaltung vorteilhafter, was aber wiederum<br />

das Angebot für spätere Liefermonate drückt und <strong>zu</strong> sinkenden Preiserwartungen<br />

und damit sinkenden Futurenotierungen für die späteren Liefermonate führt.<br />

4.2 Die sellers option<br />

Für die Preisbildung auf Futuresmärkten ist auch die sog. sellers option von<br />

entscheidender Bedeutung. Sie stellt sicher, dass der Händler in der Short Position<br />

wählen kann, an welchem der in den Kontraktspezifikationen genannten möglichen<br />

Lieferorte und <strong>zu</strong> welcher spezifizierten Qualität er anliefert. Wegen dieser Wahlmöglichkeit<br />

ziehen es die Händler in der Regel vor, glatt <strong>zu</strong> stellen. Hierdurch wird<br />

auch einer marktbeeinflussenden Position von großen Handelshäusern vorgebeugt,<br />

15


16<br />

die in bestimmten Situationen die Möglichkeit haben, sowohl die Ware (z.B. Weizen<br />

einer bestimmten Qualität) am in den Kontraktspezifikationen vereinbarten Lieferort<br />

auf<strong>zu</strong>kaufen, als auch Futureskontrakte <strong>zu</strong> kaufen. Die Ware wird somit für den Lie-<br />

ferzeitpunkt künstlich verknappt und der Preis sowohl am Kassamarkt als auch Wa-<br />

renterminmarkt steigt. Für den Händler mit der offenen Shortposition bedeutet das,<br />

dass er seinen Kontrakt nur <strong>zu</strong> einem sehr hohen Preis an der Warenterminbörse<br />

<strong>zu</strong>rückkaufen, d.h. glattstellen kann. Er wird einen Verlust erleiden, wohingegen der<br />

Händler, der die Longposition hält, <strong>zu</strong>sätzliche Gewinne erzielt. Ein solches Verhal-<br />

ten eines großen Marktteilnehmers wird Cornern genannt. Eine einfache Möglich-<br />

keit, die Märkte vor dem Cornern <strong>zu</strong> schützen, ist die sellers option. Werden mehrere<br />

Lieferorte <strong>zu</strong>gelassen und sind nach einem fixen Differenzsystem auch mehrere<br />

Qualitäten der <strong>zu</strong>grundeliegenden Ware lieferbar, so ist es für einen Marktteilnehmer<br />

sehr viel schwieriger, einen Markt <strong>zu</strong> cornern, weil er an verschiedenen Orten Ware<br />

aufkaufen müsste. Historisch war das Cornern von Märkten tatsächlich ein Problem.<br />

Aber sowohl die Sellers Option, sinkende Transportkosten, als auch viele Regelun-<br />

gen, die der Börse oder Börsenaufsichtsorganisationen weitreichende Befugnisse<br />

und Interventionsmöglichkeiten verleihen, haben da<strong>zu</strong> geführt, dass das Cornern<br />

von Märkten heute fast ausgeschlossen werden kann.<br />

5 Formen der Absicherung<br />

5.1 Hedging auf Futuresmärkten<br />

Wie das Motiv der Risikoreduzierung <strong>zu</strong>m Handel mit Forwardkontrakten füh-<br />

ren kann, wurde oben bereits erläutert. Die Reduzierung des Preisrisikos von physi-<br />

scher Ware, die auf Termin gehandelt wird, ist auch am Warenterminmarkt möglich.<br />

Eine solche Absicherung wird als Hedge bezeichnet (aus dem engl. to hedge: ein-<br />

zäunen, eingrenzen). Im folgenden sollen die Funktionsweise eines Hedges und die<br />

damit verbundenen Risiken erläutert werden. Den Abschluss bilden Überlegungen<br />

<strong>zu</strong>r Rolle der Spekulation.


Zur Vereinfachung sei <strong>zu</strong>nächst angenommen, dass <strong>zu</strong>m Zeitpunkt t ein<br />

FWD<br />

amerikanischer Händler in Chicago 1 t Sojaschrot <strong>zu</strong>m Forwardpreis P → pro Ton-<br />

ne an Landwirte forward verkauft hat. Die Lieferung soll <strong>zu</strong>m Zeitpunkt t erfolgen.<br />

Im Vergleich <strong>zu</strong>r Situation eines Hamburger Händlers brauchen also Wechselkurse<br />

und Transportkosten nicht berücksichtigt <strong>zu</strong> werden. Ohne Absicherung besteht ein<br />

Preisrisiko, weil der Deckungsbeitrag<br />

t1<br />

to t1<br />

1<br />

0<br />

17<br />

π nach dem Einkauf <strong>zu</strong>m Erfüllungszeitpunkt<br />

K<br />

auf dem Kassamarkt <strong>zu</strong>m Preis P positiv oder negativ sein kann, je nach zwi-<br />

schenzeitlicher Entwicklung der Kassapreise:<br />

FWD<br />

= qPt<br />

→t<br />

K<br />

t<br />

t 1<br />

π − qP<br />

(2)<br />

0<br />

1<br />

1<br />

mit π = Deckungsbeitrag,<br />

q<br />

P<br />

P<br />

FWD<br />

→<br />

t 0<br />

t 1<br />

K<br />

t 1<br />

= die am Kassamarkt gehandelte Menge,<br />

= Forwardpreis in t1<br />

<strong>zu</strong>m Zeitpunkt t0 und<br />

= Kassapreis in t1.<br />

Ex post lässt sich das Risiko als Varianz einer Zeitreihe von π messen. Je<br />

stärker die Schwankungen (= Varianz) der π , desto größer ist das Risiko. Im folgen-<br />

den wird beschrieben, wie das Risiko durch Gegengeschäfte auf dem Futuresmarkt<br />

verringert, also gehedgt werden kann.<br />

In einem Long Hedge (Short Hedge) kann der <strong>zu</strong>m Zeitpunkt t gekaufte<br />

(verkaufte) Futureskontrakt als temporäres Substitut für die später vor<strong>zu</strong>nehmende<br />

Transaktion am Effektivmarkt interpretiert werden. Entscheidend ist hierbei ein mög-<br />

lichst enger Preis<strong>zu</strong>sammenhang zwischen Kassapreisen und Futurespreisen, der,<br />

wie oben gezeigt wird, durch die Möglichkeit <strong>zu</strong>r Arbitrage bewirkt wird. Formal kann<br />

ein Long Hedge als Erweiterung von Gleichung (2) dargestellt werden:<br />

π = qP − qP − qP + qP<br />

(3)<br />

H<br />

FWD<br />

t → t<br />

0<br />

1<br />

K<br />

t<br />

1<br />

FUT<br />

t →t<br />

0<br />

1<br />

FUT<br />

t →t<br />

mit, π H = Deckungsbeitrag mit dem Long Hedge,<br />

P →<br />

FUT<br />

t<br />

t0 1<br />

= Futurespreis in t<br />

1<br />

1<br />

0 für den Liefertermin t1 und<br />

0


18<br />

P →<br />

FUT<br />

t<br />

t1 1<br />

= Futurespreis in t1<br />

für den Liefertermin t1.<br />

Gleichung (3) gibt den zeitlichen Ablauf eines idealtypischen Long-<br />

Hedgegeschäftes wieder: Ein Forwardverkauf in t wird nicht durch einen gleichzei-<br />

tigen Kauf der erst in t benötigten physischen Ware abgesichert, sondern der For-<br />

wardverkäufer erwirbt stattdessen <strong>zu</strong>nächst einen Futureskontrakt. Der Verkauf des<br />

FUT<br />

Futureskontrakts erfolgt erst in t1<br />

<strong>zu</strong>m dann herrschenden Futurespreis P →t<br />

für<br />

diesen Kontrakt. Die Gewinne oder Verluste werden von der Börse verrechnet und<br />

dem Händler entweder gutgeschrieben oder in Rechnung gestellt. Eine Umstellung<br />

der Variablen in Gleichung (3) verdeutlicht die Zusammenset<strong>zu</strong>ng des Gesamtde-<br />

ckungsbeitrags für den Long Hedger:<br />

1<br />

FWD K<br />

FUT FUT<br />

π H = q( Pt<br />

→t<br />

− Pt<br />

) − q(<br />

Pt<br />

→t<br />

− Pt<br />

→t<br />

)<br />

(4)<br />

0<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

t1 1<br />

Der Deckungsbeitrag π H eines long-gehedgten Forwardverkaufs auf dem<br />

Kassamarkt ist gleich der Summe der Wertänderungen der auf Kassa- bzw. Futu-<br />

resmarkt gehandelten Mengen. Eine Preisrisikoreduzierung kann nun dadurch er-<br />

FUT<br />

FUT<br />

reicht werden, dass sich die Preise am Warenterminmarkt P →t<br />

bzw. P →t<br />

und am<br />

FWD<br />

K<br />

Kassamarkt P →t<br />

bzw. P weitgehend parallel bewegen. Wie oben gezeigt, wird<br />

t0 1<br />

t 1<br />

durch die Möglichkeit <strong>zu</strong>r Arbitrage ein enger Preis<strong>zu</strong>sammenhang hergestellt. Ist<br />

das der Fall, so wird ein Verlust auf dem Kassamarkt in der Regel durch einen Ge-<br />

t0 1<br />

winn auf dem Futuresmarkt ausgeglichen – d.h.( ≈ ( P P ) .<br />

FUT<br />

FWD K FUT<br />

P − P −<br />

t )<br />

0 →t1<br />

t1<br />

t0 →t1<br />

t1 1<br />

t1 t1<br />

→<br />

Diese Zusammenhänge sollen durch ein Beispiel verdeutlicht werden (Tabelle<br />

4). Durch Hedging wird eine sonst eintretende Abweichung des Deckungsbeitrags<br />

Tabelle 4: Beispiel für die Absicherung durch Long Hedging<br />

Forwardpreis Futurespreis Saldo<br />

a. März Verkauf 1 t Schrot<br />

für 1.9. Forward<br />

500 DM<br />

b. März Kauf 1 t Schrot für<br />

1.9. Future<br />

500 DM<br />

c. September Verkauf Future 400 DM<br />

d. September Kauf von 1 t<br />

Schrot auf dem<br />

Kassamarkt<br />

400 DM<br />

Saldo auf dem Futuresmarkt (c-b) -100 DM


Saldo auf dem Kassamarkt (a-d) 100 DM<br />

Deckungsbeitrag mit Long Hedging 0 DM<br />

von der Normgröße Null vermieden. Dies bedeutet nicht, dass der Hedger keinen<br />

FWD<br />

Gewinn realisiert; denn in seinem Forwardpreis P →t<br />

werden anfallende Kosten und<br />

ein ‚normaler‘ Gewinn<strong>zu</strong>schlag enthalten sein. Hedging wird häufig - un<strong>zu</strong>treffend -<br />

mit einer Versicherung verglichen. Das Versicherungsprinzip beruht jedoch auf einer<br />

Verteilung des Schadens auf viele Versicherungsnehmer. Hedging bedeutet dage-<br />

gen den Ausgleich eines Risikos durch ein entgegengesetztes, so dass das kombi-<br />

nierte Risiko kleiner ist als jedes einzelne.<br />

5.2 Risiken des Hedges<br />

t0 1<br />

Nach bisherigen Überlegungen müsste die Absicherung durch einen Hedge<br />

<strong>zu</strong> einer vollkommenen Risikoreduzierung führen. Das ist jedoch in der Realität nicht<br />

der Fall. Die Risiken im Termingeschäft lassen sich wie folgt kategorisieren: Basisri-<br />

siko, Liquiditätsrisiko, Standardmengenrisiko und das Marginrisiko. Sie führen<br />

da<strong>zu</strong>, dass ein Hedge nicht perfekt sein muss, sondern mit weiteren Risiken verbun-<br />

den ist. Der Hedger kann folglich im Vergleich <strong>zu</strong>m Optimalhedge einen <strong>zu</strong>sätzlichen<br />

Verlust, aber auch einen <strong>zu</strong>sätzlichen Gewinn erzielen. Im folgenden werden die<br />

einzelnen Risiken erläutert.<br />

Das Basisrisiko<br />

Tatsächlich wird das Preisrisiko am Effektivmarkt gegen das sogenannte Ba-<br />

sisrisiko dadurch getauscht, dass am Warenterminmarkt die Gegenposition einge-<br />

nommen wird. Das Basisrisiko besteht darin, dass die Terminbasis <strong>zu</strong>m Zeitpunkt<br />

des Glattstellens nicht exakt prognostiziert werden kann und vom Erwartungswert<br />

FUT K<br />

der Basis E( P − P )<br />

→ abweicht. Eine solche Varianz der Terminbasis kann sich<br />

t1 t1<br />

t1<br />

z.B. durch volatile Transportkosten ergeben. Wenn im Winter wichtige Wasserstra-<br />

ßen nicht befahrbar sind, steigen die Transportkosten erheblich. Ein Teilmarkt, des-<br />

sen Kassapreise ansonsten eine enge Beziehung <strong>zu</strong> den Terminpreisen an der Bör-<br />

19


20<br />

se zeigen, wird vorübergehend abgekoppelt, so dass sich eine andere Preisstruktur<br />

und damit Basisschwankungen ergeben. Auch unterschiedliche Qualitäten können<br />

für Basisschwankungen ausschlaggebend sein. Deutsche Kartoffelanbauer, die ihre<br />

Speisekartoffeln an der Amsterdamer Warenterminbörse AEX, wo die Industriekartoffel<br />

Bientje gehandelt wird, hedgten, sahen sich in einigen Jahren einer stark erhöhten<br />

Basis gegenüber, weil die Preisfigur der Industriekartoffel von der deutschen<br />

Speisekartoffel abwich. Auf den meisten Märkten ist die Korrelation zwischen Termin-<br />

und Kassapreis allerdings sehr hoch, und sogar zwischen unterschiedlichen<br />

Produkten gegeben. In den USA wurde z.B. vor Einführung eines Futures auf Elektrizität<br />

diese häufig über einen Aluminiumfuture gehedgt. Da bei der Produktion von<br />

Aluminium sehr viel elektrische Energie benötigt wird, beeinflusst der Preis von<br />

Strom auch ganz maßgeblich den Preis von Aluminium. Die Korrelation der Preise<br />

war hinreichend eng, um Elektrizität hedgen <strong>zu</strong> können.<br />

Weitere Risiken<br />

Eng mit dem Basisrisiko verbunden ist das Liquiditätsrisiko, das besonders auf<br />

vielen europäischen Warenterminmärkten ein Problem darstellt. Die Liquidität eines<br />

Marktes ist dann gegeben, wenn hinreichend viele Marktteilnehmer, vor allem Spekulanten,<br />

an der Börse handeln, und vom Hedger auch größere Mengen von Kontrakten<br />

<strong>zu</strong>m herrschenden Marktpreis gehandelt und vor allem glattgestellt werden<br />

können. An einem Markt mit geringer Liquidität, also einem geringen Handelsvolumen,<br />

kann es sehr schwierig sein, eine offene Position glatt<strong>zu</strong>stellen. Vor allem bei<br />

einer großen Position ist dies evtl. nur mit Preis<strong>zu</strong>geständnissen möglich. Für den<br />

Hedger ergibt sich formal ebenfalls eine Basisschwankung.<br />

Aus einzelbetrieblicher Sicht existiert eine weitere Form des Liquiditätsrisikos und<br />

zwar im Zusammenhang mit dem oben erwähnten Margin Calls. Ein Landwirt, der<br />

sich beispielsweise durch Verkauf eines Futureskontrakts für Schlachtschweine absichern<br />

möchte, wird in dem Fall, dass die Kassapreise zwischenzeitlich stark steigen,<br />

laufend Margin Calls nachschießen müssen. Je nach finanzieller Lage des Betriebes<br />

und Umfang der betroffenen Futureskontrakte kann dies eventuell <strong>zu</strong> erheblichen<br />

Liquiditätsproblemen für einen Betrieb führen.


Werden nur kleine Mengen produziert oder gekauft, so kann das Standardmengen-<br />

risiko beim Hedgen ein Problem sein. Einem Future liegt jeweils ein gewisse Menge<br />

<strong>zu</strong>grunde, die sich nicht stückeln lässt. Will ein Landwirt weniger als ca. 100 Schwei-<br />

ne hedgen, die dem 8.000 kg Kontrakt entsprechen und engagiert sich an der Börse,<br />

so spekuliert er mit der Differenz aus Kontraktgröße und physischer Ware, die er<br />

hält. Kann er nicht alle Schweine absichern, so spekuliert er am Effektivmarkt.<br />

Das Marginrisiko besteht darin, dass ein Short- bzw. Longhedger bei einer Absiche-<br />

rung am Warenterminmarkt bei steigenden bzw. fallenden Preisen Margin Call leisten<br />

muss. Hierdurch kann die Liquidität des Hedgers belastet werden, wenn der<br />

Preis sinkt bzw. steigt.<br />

5.3 Entscheidungsprobleme bei der Absicherung<br />

Bei der bisherigen Analyse wurde unterstellt, dass sich der Händler bereits<br />

grundsätzlich für eine Absicherung per Futureskontrakt entschieden hat. In Wirklichkeit<br />

ist es sein tägliches Brot, Entscheidungen über Art und Umfang der Absicherung<br />

immer wieder neu <strong>zu</strong> treffen. Im folgenden werden <strong>zu</strong>nächst einige Alternativen <strong>zu</strong>m<br />

Hedging als Absicherungsinstrument diskutiert. Anschließend wird für den Fall, dass<br />

eine Absicherung per Futureskontrakt bereits getroffen wurde, den optimalen Umfang<br />

des Hedging abgeleitet.<br />

Alternativen <strong>zu</strong>m Hedging<br />

Prinzipiell ist Hedging nur eine von mehreren Methoden bewusst herbeigeführter<br />

Risikoreduzierung. Neben der Nut<strong>zu</strong>ng von Futures-Kontrakten gibt es eine<br />

Vielzahl von Instrumenten, die eine Reduktion von Instabilität und Risiko ermöglichen.<br />

Hier<strong>zu</strong> gehören z.B. die bereits oben erwähnten Forwardkontrakte, Versicherungsverträge,<br />

Optionen und andere sogenannte Derivate sowie die Diversifikation<br />

und die vertikale Integration.<br />

Nicht jede dieser Methoden steht jedem landwirtschaftlichen Produzenten oder<br />

Lebensmittelverarbeiter <strong>zu</strong> Verfügung. Der Handel mit sogenannten Optionsscheinen<br />

z.B., der sich seit Mitte der 70er Jahre vor allem in den USA stark entwi-<br />

21


22<br />

ckelt hat, wird häufig eingesetzt, um das Risiko im Handel mit Aktien und Währun-<br />

gen <strong>zu</strong> reduzieren. An einigen Börsen, so z.B. an dem Chicago Board of Trade, ist<br />

es auch möglich, Optionsscheine auf landwirtschaftliche Futureskontrakte <strong>zu</strong> han-<br />

deln. Optionsscheine auf die Futureskontrakte für Schlachtschweine an der WTB in<br />

Hannover oder an der Börse in Amsterdam beispielsweise stehen aber gegenwärtig<br />

nicht <strong>zu</strong>r Verfügung, so dass von dieser Möglichkeit der Risikoreduzierung <strong>zu</strong>r Zeit<br />

kein Gebrauch gemacht werden kann. 8<br />

Auf Unterschiede zwischen bzw. Vor- und Nachteile von Futures- und For-<br />

wardkontrakten wurde bereits oben ausführlicher eingegangen. Ein Nachteil von<br />

Forwardkontrakten ist, dass <strong>zu</strong> jedem Abschluss eines Forwardkontraktes ein geeig-<br />

neter Marktpartner gefunden werden muss. Das individuelle Aushandeln von For-<br />

wardkontrakten verursacht somit Transaktionskosten. Diese mögen, wie weiter oben<br />

erläutert wurde, niedriger liegen als die durch den Handel auf Kassamärkten verur-<br />

sachten Kosten, aber können höher liegen als die Kosten des Handels auf Futures-<br />

märkten. Vor allem die individuelle Spezifizierung der Qualität und der Lieferbedin-<br />

gungen im Rahmen eines Forward-Kontrakts kann <strong>zu</strong> hohen Kosten führen. Sowohl<br />

diese Kosten als auch die juristischen Kosten der Durchset<strong>zu</strong>ng der Verträge und<br />

der Absicherung gegen vertragsbrüchige Partner können insbesondere bei kleineren<br />

Firmen ins Gewicht fallen.<br />

Hieraus folgt, dass die Vorteile von standardisierten Futureskontrakten nicht<br />

unter allen Umständen gleich groß sind. Insbesondere dürften sich auf Märkten, in<br />

denen wenige Firmen insgesamt einen hohen Marktanteil haben, die Handelspartner<br />

kaum fremd sein. In einer empirischen Untersuchung wurde beispielsweise festgestellt,<br />

dass die Hedgeaktivität auf Produktmärkten positiv mit der jeweiligen Firmenzahl<br />

korreliert. Möglicherweise kann dies u.a. eben damit erklärt werden, dass bei<br />

höherer Konzentration der Handel mit Forwardkontrakten vergleichsweise günstig ist<br />

und daher eher vorgezogen wird. Ebenso unterhalten viele Landwirte traditionelle<br />

Geschäftsbeziehungen <strong>zu</strong> einem kleinen Kreis benachbarter Landhandelsfirmen.<br />

8 Zur Funktionsweise von Optionen siehe z.B. die im Internet unter<br />

www.cbot.com/library_bookstore/pub_ag_options.html aufgeführten Veröffentlichungen.


Dieser Umstand mag erklären, dass Landwirte in den USA ihre Ernte viel häufiger<br />

über Forward- als über Futureskontrakte verkaufen. 9 Ebenso mag die Dominanz der<br />

Forwardeinkaufsverträge über Hedgegeschäfte im Sojahandel der Futtermittelbranche<br />

z.T. damit erklärt werden, dass die Anzahl der Marktpartner auf der Importhandelsstufe<br />

überschaubar ist. Dank einer funktionierenden freiwilligen Schiedsgerichtsbarkeit<br />

werden Forwardeinkaufskontrakte auf diesem Markt <strong>zu</strong>meist ohne Probleme<br />

abgewickelt . Ferner funktionieren Forwardmärkte aber gerade deshalb so gut, weil<br />

sich die beteiligten Landhandelsfirmen am Futuresmarkt absichern können und in<br />

der Regel dies auch tun. Das heißt, auch Landwirte, die nicht am Futuresmarkt teilnehmen,<br />

können über Forwardverträge mit am Futuresmarkt abgesicherten Landhandelsfirmen<br />

von der risikominimierenden Wirkung der Futuresmärkte profitieren.<br />

Eine weitere Möglichkeit der Absicherung gegenüber Risiken bietet die Diversifikation.<br />

In der landwirtschaftlichen Verarbeitungsindustrie ist z.B. einleuchtend,<br />

dass die Inputbeschaffung von mehreren Lieferanten einerseits sowie die Diversifikation<br />

der Produktpalette andererseits risikoreduzierend wirken kann. In der landwirtschaftlichen<br />

Urproduktion dagegen kann die Diversifikation häufig nur mit gleichzeitigem<br />

Verzicht auf Größenvorteile erreicht werden, so dass zwischen Vor- und<br />

Nachteile der Diversifikation abgewogen werden muss.<br />

Zwei weitere Möglichkeiten der Risikoreduzierung, die im folgenden kurz dargestellt<br />

werden sollen, können besonders anschaulich am Beispiel des Schlachtschweinemarktes<br />

aufgezeigt werden. Es handelt sich hierbei um die vertikale Integration<br />

einerseits und die zeitliche Gestaltung von Produktions- und Vermarktungsabläufen<br />

andererseits. Große und anhaltende Schwankungen der Auszahlungspreise<br />

für Schlachtschweine haben da<strong>zu</strong> geführt, dass man schon seit langem nach Instrumenten<br />

sucht, die auf eine stabile und vorhersehbare Entwicklung der Deckungsbeiträge<br />

in der Schweinemast abzielen. Deshalb versuchen Mastbetriebe z.B.<br />

9 In einer Befragung kalifornischer Landwirte stellen BLANK, CARTER & MCDONALD fest, daß<br />

beim Verkauf ihrer Produkte nur 23% der befragten Landwirte Forwardkontrakte und nur<br />

6% Futureskontrakte anwenden. BLANK, S., CARTER, C. UND M. MCDONALD (1997): Is the<br />

market failing agricultural producers who wish to manage risks? Contemporary Economic<br />

Policy, Vol. 15, No. 3, S. 102-112.<br />

23


24<br />

durch die Integration der Ferkelauf<strong>zu</strong>cht oder auch durch einen möglichst kontinuier-<br />

lichen Verkauf von Mastschweinen, das Risiko <strong>zu</strong> reduzieren. In einer Studie des<br />

norddeutschen Schlachtschweinemarktes kommen LOY, KOESTER UND WICHERN<br />

(2000) <strong>zu</strong> dem Ergebnis, dass die Ursachen der Deckungsbeitragsinstabilität in den<br />

Jahren 1991 bis 1999 <strong>zu</strong> 75 % auf Erlösschwankungen <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen sind und <strong>zu</strong><br />

20 % bzw. 5 % auf Ferkel- bzw. Futterkosten. Da aber der Ferkelpreis 18 Wochen<br />

vor Mastende und die Erlöse (also die Schlachtschweinepreise) miteinander positiv<br />

korreliert sind (der Korrelationskoeffizient beträgt 0,7 im Untersuchungszeitraum),<br />

steigt die Deckungsbeitragsinstabilität in der Schweinemast um rund 60 %, wenn die<br />

Ferkelkosten beispielsweise durch eine vertikale Integration der Ferkelauf<strong>zu</strong>cht in<br />

einem Mastbetrieb (geschlossenes System) konstant gehalten werden. Hieraus folgt,<br />

dass die vertikale Integration die Deckungsbeitragsinstabilität in der Schweinemast<br />

erhöhen würde. Allerdings ist vorstellbar, dass andere Formen der vertikalen Integration,<br />

so z.B. der Aufbau einer eigenen Verarbeitung und Vermarktung, insgesamt<br />

risikoreduzierend wirken könnten. Da in der Schweinemast offensichtlich dem Auszahlungspreis<br />

eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Deckungsbeiträge <strong>zu</strong>kommt,<br />

verfolgen einige Mäster eine möglichst kontinuierliche Lieferstrategie, um<br />

Preisaufschläge nach oben wie nach unten ab<strong>zu</strong>federn. Im Vergleich <strong>zu</strong> einer Rein-<br />

Raus-Strategie kann eine kontinuierliche Lieferung das Risiko des Auftretens von<br />

sehr instabilen Verläufen der Deckungsbeiträge über die Zeit senken. Dieser Effekt<br />

kann wie folgt illustriert werden: Nehmen wir an, man könnte <strong>zu</strong> n Wochen in einem<br />

Jahr Schweine <strong>zu</strong> einem <strong>zu</strong> jeder Woche spezifischen Preis verkaufen. Vorab ist<br />

nicht bekannt, wann der Preis höher oder niedriger liegen wird. Der Mittelwert jeder<br />

Selektion von n aus der Grundgesamtheit von 52 Wochen in einem Jahr wird aber<br />

vom Mittel der Grundgesamtheit abweichen. Je größer n, mit anderen Worten: je<br />

kontinuierlicher die Lieferstrategie, desto geringer werden die Abweichungen von<br />

dem Mittel der Grundgesamtheit sein, wenn man beispielsweise von n = 3 Verkaufsterminen<br />

auf n = 26 übergeht. LOY, KOESTER UND WICHERN zeigen aber, dass für den<br />

Untersuchungszeitraum 1991 bis 1999 in Norddeutschland eine kontinuierliche Strategie<br />

die Instabilität der Deckungsbeiträge in der Schweinemast insgesamt nur unwesentlich<br />

verringert hätte.<br />

Umfang der Absicherung durch Hedging


In den bisherigen Beispielen (z.B. Tabelle 4) wurde implizit davon ausge-<br />

gangen, dass der Marktteilnehmer, der sich für eine Hedgestrategie entscheidet,<br />

seinen <strong>zu</strong>künftigen Transaktionen am Kassamarkt vollständig – d.h. Tonne für Ton-<br />

ne bzw. Einheit für Einheit - am Futuresmarkt absichert. In diesem Fall wird von ei-<br />

nem hedge ratio von 1 gesprochen, wobei der hedge ratio als Anteil der Produkte<br />

eines Hedgers, die am Futuresmarkt abgesichert werden, <strong>zu</strong>r gesamten Menge, die<br />

am Kassamarkt gehandelt werden, definiert wird.<br />

Es lässt sich zeigen, dass der optimale hedge ratio in Abhängigkeit von seiner<br />

subjektiven Risikobereitschaft des Hedgers sowie der Höhe des Basisrisikos und der<br />

anderen oben diskutierten Risiken von 1 abweichen kann. Zur Veranschaulichung<br />

kann Gleichung (3)<br />

π = qP − qP − qP + qP<br />

(5)<br />

H<br />

FWD<br />

t0<br />

→ t1<br />

K<br />

t1<br />

FUT<br />

t0<br />

→t1<br />

wie folgt modifiziert werden:<br />

H<br />

FUT<br />

t1→t1<br />

π =<br />

(6)<br />

FWD<br />

K<br />

FUT<br />

FUT<br />

qK Pt<br />

t qK<br />

Pt<br />

qH<br />

Pt<br />

t qH<br />

P<br />

0 → − −<br />

1<br />

1<br />

0 → + 1 t1→t1<br />

mit qK<br />

= die am Kassamarkt gehandelte Menge, und<br />

qH<br />

= die am Futuresmarkt gehedgte Menge.<br />

Ein Marktteilnehmer, der nur einen Teil der am Kassamarkt gehandelte Menge absi-<br />

chert, betreibt einen under-hedge (hedge ratio = q < 1).<br />

Ein Marktteilnehmer,<br />

H K q<br />

der die gesamte Ware absichert, betreibt einen full hedge ( q = 1),<br />

und derjeni-<br />

H K q<br />

ge einen over-hedge ( q > 1),<br />

der mehr Kontrakte abschließt, als Ware gehan-<br />

H K q<br />

delt wird. Sichert sich ein Markteilnehmer (z.B. ein Landwirt) weder am Futuresmarkt<br />

noch über Forwardkontrakte ab ( q = 0 ), so ist er laut Definition als Spekulant<br />

H K q<br />

<strong>zu</strong> bezeichnen, der das Preisrisiko auf den gesamten Umfang seiner offenen Kas-<br />

samarktposition trägt.<br />

Wie kann der optimale hedge ratio eines Marktteilnehmers bestimmt werden?<br />

Zunächst ist einleuchtend, dass auch ein Marktteilnehmer, dessen subjektive Risiko-<br />

aversion unendlich groß ist, nicht die gesamte Menge seiner offenen Kassamarktpo-<br />

sition an der Börse absichern wird. Der Grund hierfür ist vor allem das Basisrisiko.<br />

25


26<br />

Ein risikoaverser Markteilnehmer ist nicht daran interessiert allein das Preisrisiko,<br />

sondern das Gesamtrisiko <strong>zu</strong> minimieren. Das Gesamtrisiko setzt sich aber aus dem<br />

Preisrisiko auf dem Kassamarkt und dem Basisrisiko am Terminmarkt <strong>zu</strong>sammen.<br />

Anhand der wichtigsten Risikokomponente, des Basisrisikos, soll im folgenden die<br />

optimale hedge ratio abgeleitet werden. 10 Die Überlegung des Hedgers lässt sich in<br />

folgender Gleichung darstellen:<br />

Var( ) (E( E( ))<br />

2<br />

π H = πH − πH (7)<br />

mit Var(x) = die Varianz der Variable x , und<br />

E(x) = der Erwartungswert von x .<br />

Gleichung (6) wird <strong>zu</strong>nächst in (7) eingesetzt:<br />

[ ] [ ] 2<br />

FWD K<br />

FUT FUT<br />

FWD K<br />

FUT FUT ⎞<br />

q ( P − P ) − q ( P − P ) E q ( P − P ) − q ( P − P )<br />

( )<br />

0 1 1<br />

0 1 1 1<br />

0 1 1<br />

0 1 1 1 ⎟ ⎛<br />

Var π H = E ⎜<br />

⎝<br />

K t →t<br />

t H t →t<br />

t →t<br />

K t →t<br />

t H t →t<br />

t →t<br />

⎠<br />

(8)<br />

FWD<br />

FUT<br />

Da q und sowohl als auch <strong>zu</strong>m Zeitpunkt t0<br />

bekannt sind kann die rech-<br />

K<br />

Pt 0 →t1<br />

Pt 0 →t1<br />

te Seite von (8) wie folgt umgeschrieben<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

[ ] [ ] 2<br />

FWD K<br />

FUT FUT<br />

FWD<br />

K<br />

FUT<br />

FUT ⎞<br />

q P − P ) − q ( P − P ) q ( P − E(<br />

P )) − q ( P − E(<br />

P ))<br />

= E K ( t →t1<br />

t1<br />

H t0<br />

→t1<br />

t1→t1<br />

K t0<br />

→t1<br />

t1<br />

H t0<br />

→t1<br />

t1→t1<br />

0 ⎟ ⎠<br />

und anschließend vereinfacht werden:<br />

K K<br />

FUT FUT<br />

= E(<br />

q ( E(<br />

P ) − P ) − q ( E(<br />

P ) − P ) )<br />

K<br />

t1<br />

t1<br />

H<br />

t1→t1<br />

Dieser Ausdruck wird ausmultipliziert<br />

t1→t1<br />

10 Vgl. MALLIARIS, A.G.: Foundations of Futures Markets. Cheltenham, Northampton: Elgar<br />

1999, S. 40-42.<br />

2<br />

(9)<br />

(10)


⎛<br />

E ⎜<br />

⎜q<br />

⎝<br />

K<br />

K 2 2 FUT<br />

FUT 2<br />

FUT<br />

FUT K ⎞<br />

( Pt<br />

− E(<br />

P )) + ( → − ( → )) 2 ( → − ( ))( − ( )) ⎟<br />

1<br />

t q<br />

1<br />

H Pt<br />

1 t E P<br />

1 t1<br />

t q<br />

1<br />

K qH<br />

Pt<br />

0 t E P<br />

1 t1<br />

t P<br />

1 t E P<br />

1<br />

t1<br />

⎠<br />

2 K<br />

= K<br />

→<br />

und wiederum vereinfacht:<br />

Var( H H t1→t1<br />

Kt<br />

t1<br />

K H<br />

t1<br />

t1→t1<br />

2 FUT 2<br />

K<br />

K FUT<br />

π ) = q Var(<br />

P ) + q Var(<br />

P ) − 2q<br />

q Cov(<br />

P , P )<br />

(12)<br />

mit Cov( x,<br />

y)<br />

= die Covarianz zwischen x und y .<br />

Der Ausdruck auf der rechten Seite von Gleichung (12) wird wie folgt geändert:<br />

2<br />

2 ⎛ K q<br />

⎞<br />

H<br />

FUT qH<br />

K FUT<br />

Var( π ) =<br />

⎜ ( ) + ( −<br />

⎟<br />

H qK<br />

Var Pt<br />

Var P → ) 2 ( , → )<br />

1 2<br />

t1<br />

t Cov P<br />

1<br />

t P 1 t1<br />

t<br />

(13)<br />

1<br />

⎝ qK<br />

qK<br />

⎠<br />

bzw.<br />

K 2<br />

FUT<br />

K<br />

( Var(<br />

P ) + H Var(<br />

P ) − 2H<br />

Cov(<br />

P , P ) )<br />

2 FUT<br />

Var( π H ) = qK<br />

t1<br />

R t1<br />

−t1<br />

R t1<br />

t1→t<br />

(14)<br />

1<br />

mit H R = der hedge ratio.<br />

Die Bedingung erster Ordnung für die Minimierung der Varianz des Deckungsbeitra-<br />

ges π H lautet:<br />

∂ π<br />

∂ H<br />

π<br />

R<br />

= q<br />

2<br />

K<br />

(<br />

2H<br />

R<br />

Var(<br />

P<br />

FUT<br />

t →t<br />

Im Optimum gilt folglich:<br />

1<br />

1<br />

) −<br />

2 Cov(<br />

P<br />

K<br />

t<br />

1<br />

, P<br />

FUT<br />

t →t<br />

1<br />

1<br />

!<br />

)) = 0<br />

K FUT<br />

Cov(<br />

Pt<br />

, P )<br />

1 t1→t1<br />

= (13.19)<br />

Var(<br />

P )<br />

*<br />

H R<br />

FUT<br />

t →t<br />

1<br />

1<br />

*<br />

mit H = der optimale hedge ratio.<br />

R<br />

Wenn es kein Basisrisiko gibt, so sind die Preise am Kassamarkt und die<br />

Preise am Futuresmarkt perfekt korreliert. In diesem Fall werden folglich die Varianz<br />

der Futurepreise und die Covarianz der Futurespreise mit den Kassapreisen iden-<br />

tisch sein. Danach folgt, dass der optimale hedge ratio gleich 1 ist, wenn es kein Ba-<br />

sisrisiko gibt.<br />

27<br />

(11)<br />

(15)


28<br />

K<br />

In der einfachen Regression der Kassapreise in t ( , abhängige Variable)<br />

FUT<br />

auf die entsprechenden Futurespreise <strong>zu</strong>m Fälligkeitszeitpunkt t ( , unabhängi-<br />

ge Variable):<br />

K<br />

FUT<br />

t1 0 1 t1<br />

t1<br />

1<br />

Pt 1<br />

1<br />

Pt 1→t1<br />

P = β + β P →<br />

(16)<br />

ist der Kleinst-Quadrat-Schätzer für β 1 wie folgt definiert:<br />

∑<br />

ˆ<br />

( P − P )( P − P )<br />

β (17)<br />

K K FUT FUT<br />

1 =<br />

t1<br />

t1<br />

t1→t1<br />

t1→t1<br />

FUT FUT 2<br />

( Pt<br />

→t<br />

− Pt<br />

→t<br />

)<br />

Da<br />

∑<br />

∑<br />

( P<br />

folgt, dass<br />

^<br />

1<br />

*<br />

R<br />

K<br />

t<br />

1<br />

∑<br />

1<br />

− P<br />

( P<br />

1<br />

K<br />

t<br />

FUT<br />

t →t<br />

1<br />

1<br />

)( P<br />

1<br />

1<br />

− P<br />

1<br />

FUT<br />

t →t<br />

1<br />

FUT<br />

t →t<br />

1<br />

1<br />

FUT<br />

− Pt<br />

→ ) /( −1)<br />

1 t n<br />

1<br />

=<br />

2<br />

) /( n −1)<br />

1<br />

Cov(<br />

P<br />

K<br />

t<br />

1<br />

Var(<br />

P<br />

β = H<br />

(18)<br />

*<br />

Damit kann der optimale hedge ratio H durch die einfache Regression der Kas-<br />

K<br />

sapreise in t ( P ) auf die entsprechenden Futurespreise <strong>zu</strong>m Fälligkeitszeitpunkt<br />

FUT<br />

in t ( P ) ermittelt werden.<br />

1 t1<br />

t1<br />

→<br />

1 t1<br />

6 Übrige Funktionen der Futuresmärkte<br />

11<br />

R<br />

Neben der Möglichkeit der Risikoreduzierung und der Erleichterung der La-<br />

gerhaltung können Futuresmärkte auch weitere Funktionen erfüllen. Sie tragen <strong>zu</strong>r<br />

Verbesserung der Bedingungen der Informationssuche, -sammlung, -austausch und<br />

-verbreitung bei. Weiterhin können die Notierungen als Preisprognosen interpretiert<br />

werden.<br />

11 Für ein empirisches Beispiel der Ermittlung und Anwendung des optimalen hedge ratios<br />

siehe MALLIARIS (1999, S. 42-44)<br />

, P<br />

1<br />

1<br />

FUT<br />

t →t<br />

FUT<br />

t →t<br />

1<br />

)<br />

1<br />

)


6.1 Erleichterung der Lagerhaltung<br />

Die Terminbasis (Differenz zwischen gegenwärtigem Futurespreis für Fällig-<br />

keit in n Monaten und gegenwärtigem Kassapreis) kann als Marktpreis für die La-<br />

gerhaltung interpretiert werden. Dieser Marktpreis gilt potentiellen Lagerhaltern als<br />

entscheidendes Signal für ihre Lagerentscheidung. Durch den Kauf von entspre-<br />

chenden Futureskontrakten ist eine fast risikolose Lagerhaltung möglich.<br />

6.2 Verbesserung der Bedingungen für Informationssuche, -sammlung,<br />

-austausch und –verbreitung<br />

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sind die Anpassungskosten einer Volkswirt-<br />

schaft an sich ändernde Rahmenbedingungen um so niedriger, je früher und <strong>zu</strong>ver-<br />

lässiger die Änderungen den Individuen bekannt sind. Das entscheidende Medium<br />

für die Bekanntmachung der erwarteten Änderung sind Preissignale. Futuresmärkte<br />

transformieren Information wegen der geringen Transaktionskosten und der Arbitra-<br />

gemöglichkeiten besonders effizient und nähern sich einem Markt unter vollständiger<br />

Konkurrenz. Im folgenden wird die Interdependenz zwischen Informations- und<br />

Preisänderungen auf Futuresmärkten beschrieben.<br />

Futureskontrakte können auch von Marktteilnehmern, sog. Spekulanten, ge-<br />

handelt werden, die keine entsprechende physische Ware handeln. Diese Marktteil-<br />

nehmer stellen die neben den Arbitrageuren und den Hedgern die dritte (und häufig<br />

größte) Gruppe. Wie oben bereits erläutert, ist der Handel am Warenterminmarkt<br />

möglich, ohne die entsprechende Ware <strong>zu</strong> besitzen, weil die Möglichkeit besteht, die<br />

übernommene Verpflichtung durch eine entgegengesetzte Transaktion mit demsel-<br />

ben Kontrakt glatt<strong>zu</strong>stellen.<br />

Man kann zwischen der sogenannten Short Spekulation (= Baissiers) mit<br />

der Gewinnerwartung<br />

P P →<br />

= π (19)<br />

FUT<br />

t →t −<br />

FUT<br />

t t<br />

S 0 1 1 1<br />

und der sogenannten Long Spekulation (= Haussiers) mit der Gewinnerwartung<br />

29


30<br />

P P →<br />

− = π (20)<br />

FUT<br />

t → t +<br />

FUT<br />

t t<br />

L 0 1 1 1<br />

unterscheiden. Im ersten Fall beginnt die Spekulation mit der Aufnahme einer Liefer-<br />

verpflichtung (in Erwartung, dass der Preis des Kontrakts zwischen t und t fällt),<br />

im zweiten Fall mit einer Kaufverpflichtung (in Erwartung, dass der Preis des Kon-<br />

trakts zwischen t und t steigt).<br />

0 1<br />

0 1<br />

Ein Spekulant prüft die Frage, ob der im Augenblick notierte Börsenpreis ‚rich-<br />

tig‘ ist. Zu diesem Zweck müssen Informationen über die <strong>zu</strong>künftigen Marktbedin-<br />

gungen, die den Preis des betreffenden Futureskontrakts <strong>zu</strong>m Erfüllungszeitpunkt<br />

determinieren, eingeholt und ausgewertet werden. Falls die Auswertung <strong>zu</strong> einer<br />

FUT<br />

FUT<br />

Preiserwartung P → führt, die vom angezeigten Preis P → abweicht, wird je nach<br />

t1 t1<br />

Richtung der Abweichung long oder short spekuliert. Der Spekulationsgewinn kann<br />

somit als Entlohnung für die erfolgreiche Suche bzw. Auswertung <strong>zu</strong>kunftsrelevanter<br />

Informationen interpretiert werden. Man kann davon ausgehen, dass auf die Informa-<br />

tionsaktivitäten größte Sorgfalt verwandt wird, weil eine falsche Preiserwartung mit<br />

einem Spekulationsverlust sanktioniert wird.<br />

12<br />

t0 t1<br />

Man stelle sich vor, dass sich ein bestimmter Futurespreis aus bis <strong>zu</strong> einem<br />

bestimmten Augenblick in den Markt eingeflossenen Informationen gebildet hat. Nun<br />

mag ein erster Marktteilnehmer die Information erhalten haben, dass in Russland<br />

eine Dürre die Getreideernte reduzieren wird. Die Auswertung ergibt, dass infolge-<br />

dessen der alte Futurespreis für Weizen vermutlich <strong>zu</strong> niedrig ist, weil in Zukunft als<br />

Folge verstärkter russischer Weizenimporte der Preis steigen wird. Sofort wird durch<br />

Kauf von Futureskontrakten eine Long Spekulation initiiert. Als Folge steigt der Futu-<br />

respreis. Dies kann als Informationsverbreitung interpretiert werden. Sicherlich hätte<br />

die Information irgendwann auch ohne Futuresmärkte auf die Warenmärkte durch-<br />

geschlagen, doch tragen Futuresmärkte durch ihre niedrigen Transaktionskosten <strong>zu</strong>r<br />

12 So stellt z.B. Roll (1984: Orange juice and weather, American Economic Review, Vol. 74,<br />

No. 5, S. 861-880) fest, daß die Frostvorhersage für Florida, die anhand von Preisen für<br />

Orangensaftfutures erstellt werden kann, besser ist als die offizielle Prognose des USamerikanischen<br />

Wetterdienstes.


Beschleunigung bei und senken somit die gesamtwirtschaftlichen Anpassungskos-<br />

ten.<br />

Der neue Futurespreis ist nicht unumstritten. Neue, beruhigende Informatio-<br />

nen über neue Niederschläge können nunmehr Shortspekulanten aktivieren bzw. die<br />

bisherigen Longspekulanten <strong>zu</strong> einem Umdenken bewegen, d.h. <strong>zu</strong> einem vorzeiti-<br />

gen Verkauf ihrer soeben erworbenen Kontrakte. Entscheidend ist dabei wieder,<br />

dass jede Änderung über Transaktionen den anderen Marktteilnehmern in Form von<br />

Preisänderungen, auf die diese wiederum ihrerseits reagieren können, mitgeteilt<br />

wird. In der Regel ist die Volatilität der Futurespreise höher als die der Kassapreise.<br />

Wegen der niedrigeren Transaktionskosten des Handels mit Futureskontrakten kön-<br />

nen neue Informationen <strong>zu</strong> schnelleren und häufig auch stärkeren Änderungen der<br />

Preise auf Futuresmärkten führen. Auf diese Weise dienen Futuresmärkte dem Informationstausch.<br />

6.3 Erstellung von Preisprognosen als Futurespreise<br />

Wenn Futurespreise das Ergebnis eines <strong>zu</strong>kunftsbezogenen Informationspro-<br />

zesses sind, dann liegt es nahe, Futurespreise als Prognose der <strong>zu</strong>künftigen Kas-<br />

sapreise auf<strong>zu</strong>fassen. Die Futurespreis in Tabelle 2 können somit als Prognose der<br />

Preise der Kontrakte für den jeweiligen Andienungsmonat aufgefasst werden. Neue<br />

Informationen haben da<strong>zu</strong> geführt, dass sich die Preise vom 12.10.1999 bis <strong>zu</strong>m<br />

29.10.1999 geändert haben. Viele empirische Untersuchungen zeigen, dass es<br />

schwierig ist, mit Struktur- und Zeitreihenökonometrischen Modellen die Prognosegüte<br />

von Futuresmärkten <strong>zu</strong> überbieten, wobei hiermit nicht ausgedrückt werden<br />

soll, das ökonometrische Modelle für die Prognose nicht wertvoll wären. Mit solchen<br />

Modellen haben einige Firmen über gewisse Zeiträume sogar sehr gute und für sie<br />

profitabel einsetzbare Informationen gewonnen, was nichts anderes heißt, als dass<br />

in den Futurespreis auch die Information aus diesen Modellen mit einfließen kann.<br />

Es ist aber leicht vorstellbar, dass auch der Futurespreis keine genaue Prognose<br />

liefern kann, denn Preise werden durch eine sehr große Bandbreite an Marktkräften<br />

beeinflusst und die Informationen hierüber können sich im Zeitablauf sehr<br />

31


32<br />

schnell und grundlegend ändern. Sehr schwerwiegend sind beispielsweise langfristig<br />

nicht prognostizierbare Faktoren, wie z.B. Witterungseinflüsse. Und natürlich können<br />

die Marktteilnehmer in t nicht alle <strong>zu</strong>kunftsrelevanten Informationen beschaffen und<br />

auswerten, selbst wenn diese <strong>zu</strong> beschaffen wären. Dagegen sprechen die Kosten<br />

der Informationsbeschaffung und -auswertung, die vom Marktteilnehmer mit dem<br />

potentiellen Nutzen verglichen werden.<br />

Schlagwörter und Begriffe<br />

� Arbitragegeschäft<br />

� Baissiers und Haussiers<br />

0<br />

� Basis, maturity basis, Terminbasis, Zeitbasis<br />

� Basisrisiko, Liquiditätsrisiko, Marginrisiko, Standardmengenrisiko<br />

� Broker<br />

� Clearingstelle<br />

� Cornern<br />

� Effektivmärkte<br />

� Forwardkontrakt<br />

� Future<br />

� Futurespreise als Prognose<br />

� Glattstellen<br />

� Hedge<br />

� Hedge ratio<br />

� Kassakontrakt<br />

� Long bzw. Short Hedge<br />

� Long bzw. Short Position<br />

� Long Spekulation<br />

� Margin, margin call<br />

� Motiv der Absicherung<br />

� Optionen<br />

� Over- bzw. under-hedge, full hedge<br />

� Schlusskurs


� Sellers option<br />

� Spekulant<br />

� Spotkontrakt<br />

� Standardisierter Kontrakt<br />

� Swapsatz<br />

� Terminkontrakt<br />

� Ticks<br />

� Vertragsbruch<br />

Weiterführende Literatur<br />

CARTER, C.A.: Commodity Futures Markets: A Survey. The Australian Journal<br />

of Agricultural and Resource Economics 43 (1999) 2, S. 209-247.<br />

Chicago Board of Trade (Hrsg.): Commodity Trading Manual. Chicago: Board<br />

of Trade 1997.<br />

LOY, J.-P., KOESTER, U. & WICHERN, R. Instabilität, Risiko und Absicherung auf<br />

dem norddeutschen Schlachtschweinemarkt. Vortrag im Rahmen der Hochschultagung<br />

der Landwirtschaftlichen Fakultät der <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>.<br />

<strong>Kiel</strong>, am 2. Februar 2000.<br />

MALLIARIS, A.G.: Foundations of Futures Markets. Cheltenham, Northampton:<br />

Elgar 1999.<br />

MORGAN, C.W., RAYNER, A.J. & VAILLANT, C. Agricultural Futures Markets in<br />

LDCs: A Policy Response to Price Volatility? Journal of International Development<br />

11 (1999), S. 893-910.<br />

PENNINGS, J.M.E.: Verschiebung des Preisrisikos mit Hilfe von Terminkontrakten<br />

in der Agrarwirtschaft. Agrarwirtschaft 46 (1997) 10, S. 344-348.<br />

TOMEK, W.G.: Commodity Futures Prices as Forecasts. Review of Agricultural<br />

Economics 19 (1997) 1, S. 23-44.<br />

33


34<br />

Übungsaufgaben:<br />

1. Es werden drei Ölsaatenprodukte betrachtet:<br />

Produkt A: Das von einer Ölmühle produzierte Rapsöl am Effektivmarkt<br />

Produkt B: Sojaöl fob Dutch Mill am Warenterminmarkt<br />

Produkt C: Sojaöl an der Warenterminbörse in Chicago<br />

Im Zeitverlauf werden von der Ölmühle folgende Transaktionen durchgeführt:<br />

1. Am 01.01.2000 Verkauf A: 1000 t <strong>zu</strong>m Preis von 600 US$/t<br />

Kauf B: 500 t <strong>zu</strong>m Preis von 630 US$/t<br />

Kauf C: 500 t <strong>zu</strong>m Preis von 590 US$/t<br />

2. Am 01.02.2000 Verkauf B: 300 t <strong>zu</strong>m Preis von 690 US$/t<br />

Einkauf A: 300 t <strong>zu</strong>m Preis von 670 US$/t<br />

3. Am 01.03.2000 Verkauf C: 500 t <strong>zu</strong>m Preis von 670 US$/t<br />

Einkauf A: 500 t <strong>zu</strong>m Preis von 700 US$/t<br />

4. Am 01.04.2000 Verkauf B: 200 t <strong>zu</strong>m Preis von 740 US$/t<br />

Kauf A: 200 t <strong>zu</strong>m Preis von 710 US$/t<br />

Am 01.04.2000 sind alle Positionen glattgestellt.<br />

a) Berechnen Sie nach diesen Angaben den Gewinn bzw. Verlust der Ölmühle.<br />

b) Was wäre passiert, wenn die Ölmühle nicht gehedgt hätte, also am 01.01.2000<br />

auf dem Kassamarkt 1 000 MT verkauft und am 01.04.2000 1 000 MT gekauft<br />

hätte?<br />

c) Wie ist das Handelsergebnis insgesamt <strong>zu</strong> bewerten? Kann von einem guten<br />

Hedge gesprochen werden? Welche Überlegungen gehen in Ihre Antwort mit<br />

ein?<br />

d) Nennen Sie mögliche Gründe, warum die Ölmühle mit den Produkten B und C<br />

(Sojaöl-Futures) gehedgt hat, obwohl sie eigentlich Rapsöl produziert und auf<br />

dem Kassamarkt verkaufen möchte.<br />

2. In seinem Beitrag in den DLG-Mitteilungen (110. Jg., 1995, Nr. 10,<br />

S. 56-60) kommt SIMONS <strong>zu</strong> dem Schluss, dass „Die Analyse des Terminmarktes<br />

für Schweine in Amsterdam zeigt, dass die Landwirte aufgrund<br />

der geringen Prognosegüte der Kontraktnotierungen keine erhöhte<br />

Planungssicherheit durch eine verbesserte Markttransparenz erwarten<br />

können.“ Diskutieren Sie diese Aussage. Wie kann die Teilnahme<br />

an Terminmärkten <strong>zu</strong> einer erhöhten Planungssicherheit von<br />

Landwirten beitragen?

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