Wahl in Nordrhein-Westfalen - CDA
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MeINuNg uND<br />
DeBAtte<br />
KoLpINg-MItgLIeDeR DeBAttIeReN ÜBeR ReNte:<br />
„wir brauchen e<strong>in</strong>e familiengerechte Arbeitswelt“<br />
Die „Rente mit 67“ wird kontrovers<br />
diskutiert. e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Debatte<br />
entsp<strong>in</strong>nt sich derzeit auf der Internetseite<br />
des Kolp<strong>in</strong>gwerks. Dort<br />
diskutieren die Mitglieder des katholischen<br />
Sozialverbandes darüber, ob<br />
die verlängerung der Lebensarbeitszeit<br />
S<strong>in</strong>n macht. Als e<strong>in</strong>er der ersten<br />
hat sich der Bundesleiter der Kolp<strong>in</strong>gjugend,<br />
florian Lien<strong>in</strong>g-ewert, zu<br />
Wort gemeldet.<br />
So!: herr Lien<strong>in</strong>g-ewert, im Internet<br />
debattiert die Kolp<strong>in</strong>g-geme<strong>in</strong>de<br />
über die „Rente mit 67“. Wie stehen<br />
Sie zur längeren Lebensarbeitszeit?<br />
Lien<strong>in</strong>g-ewert: erstmal sollte man sich<br />
vergegenwärtigen, warum wir uns mit<br />
dem rentene<strong>in</strong>trittsalter beschäftigen<br />
müssen. Das liegt ja erwiesenermaßen<br />
hauptsächlich am demografischen<br />
wandel. So wird es immer schwieriger,<br />
den Generationenvertrag e<strong>in</strong>zuhalten.<br />
Die rente mit 67 ist e<strong>in</strong>e mögliche<br />
Gegenmaßnahme. wir sollten uns aber<br />
auch darüber im klaren se<strong>in</strong>, dass dies<br />
nur e<strong>in</strong>e Behandlung der Symptome<br />
ist und nicht die eigentliche krankheit<br />
heilt.<br />
So!: Welche Reaktionen haben Sie<br />
auf Ihr plädoyer für die „Rente mit<br />
67“ erhalten?<br />
Lien<strong>in</strong>g-ewert: unterschiedliche! es<br />
sche<strong>in</strong>t, als habe sich die Mehrheit bereits<br />
damit arrangiert. e<strong>in</strong> weiterer Diskussionsstrang<br />
war, ob man nicht von<br />
der Festlegung e<strong>in</strong>es rentene<strong>in</strong>trittsalters<br />
zu e<strong>in</strong>em Lebensarbeitszeitkonto <strong>in</strong><br />
Höhe von 45 Jahren kommt. Doch halte<br />
ich so e<strong>in</strong>e regelung für ungerecht.<br />
So!: gibt es <strong>in</strong> dieser frage bei Kolp<strong>in</strong>g<br />
e<strong>in</strong>en generationenkonflikt?<br />
Lien<strong>in</strong>g-ewert: Ne<strong>in</strong>, aber verschiedene<br />
Me<strong>in</strong>ungen. e<strong>in</strong>e breite Diskussion<br />
wurde darüber leider noch nicht<br />
geführt.<br />
So!: Die katholischen verbände<br />
kämpfen für ihr Rentenmodell, das<br />
e<strong>in</strong>e Sockelrente unabhängig von<br />
der erwerbsbiografie vorsieht. Wie<br />
stehen Sie zu dem vorschlag?<br />
Lien<strong>in</strong>g-ewert: Ich f<strong>in</strong>de es bedenkenswert.<br />
es ist allen Beteiligten bewusst,<br />
dass es vermutlich nie e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s<br />
umgesetzt wird. es geht aber darum,<br />
Impulse <strong>in</strong> die politische Debatte zu<br />
geben. Leider gibt es aber <strong>in</strong> der Politik<br />
derzeit e<strong>in</strong>e gewisse Blockadehaltung.<br />
Das f<strong>in</strong>de ich schade.<br />
So!: Was kann die politik tun, um die<br />
„Rente mit 67“ zu flankieren?<br />
Lien<strong>in</strong>g-ewert: Man sollte an die<br />
ursachen der „krankheit“ gehen. Das<br />
beg<strong>in</strong>nt für mich bei der Geburtenrate.<br />
Die Familienpolitik wird zu sehr aus<br />
Sicht der Arbeitswelt gestaltet, anstatt<br />
es umkehrt anzugehen. wir brauchen<br />
e<strong>in</strong>e familiengerechte Arbeitswelt und<br />
ke<strong>in</strong>e arbeitsweltgerechten Familien.<br />
Außerdem muss die Politik die rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
dafür schaffen, dass<br />
Frauen und Männern bis 67 <strong>in</strong> ihrem<br />
Beruf bleiben.<br />
So!: Sie vertreten die junge generation<br />
im Kolp<strong>in</strong>gwerk. Ist das thema<br />
Rente für junge Menschen überhaupt<br />
„sexy“ – oder verdrängen sie es eher?<br />
Lien<strong>in</strong>g-ewert: Ne<strong>in</strong>. Doch wird es <strong>in</strong><br />
me<strong>in</strong>en Augen als Belastung gesehen,<br />
sich bereits so früh im Leben damit ause<strong>in</strong>andersetzen<br />
zu müssen. Die junge<br />
Generation kann nicht davon ausgehen,<br />
dass sie <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e angemessene<br />
staatliche rente bekommt. Man muss<br />
sich also privat absichern. Das Angebot<br />
ist aber vielfältig und verwirrend.<br />
So!: Denken Sie persönlich schon<br />
über Ihre Altersvorsorge nach?<br />
Lien<strong>in</strong>g-ewert: Ja, dieses thema hat<br />
mich bereits beschäftigt. Seitdem ich<br />
arbeite sorge, ich privat vor.<br />
So!: Wie stellen Sie sich Ihren Lebensabend<br />
vor?<br />
Lien<strong>in</strong>g-ewert: Ich wünsche mir<br />
Gesundheit und Zufriedenheit. Dafür<br />
möchte ich vorher das Fundament legen:<br />
mit e<strong>in</strong>er Familie, me<strong>in</strong>em eigenen<br />
Heim und e<strong>in</strong>em gesicherten Beruf.<br />
florian Lien<strong>in</strong>gewert<br />
(28 Jahre)<br />
ist Bundesleiter<br />
der kolp<strong>in</strong>gjugend,<br />
<strong>in</strong> der die<br />
Mitglieder des<br />
kolp<strong>in</strong>gwerkes (Quelle: Kolp<strong>in</strong>g)<br />
bis zum Alter von 29 Jahren organisiert<br />
s<strong>in</strong>d. Die kolp<strong>in</strong>gjugend hat<br />
bundesweit etwa 50.000 Mitglieder<br />
<strong>in</strong> 2.800 kolp<strong>in</strong>gfamilien. e<strong>in</strong><br />
Schwerpunktthema der politischen<br />
Verbandsarbeit ist „Jugend und<br />
Arbeitswelt“. Außerdem engagieren<br />
sich die jungen katholiken gegen<br />
rechtsextremismus und für bessere<br />
Bildung.<br />
Soziale ordnung 2. Ausgabe 2012