Neue kolposkopische IFCPC-Nomenklatur der Cervix uteri (Rio de ...
Neue kolposkopische IFCPC-Nomenklatur der Cervix uteri (Rio de ...
Neue kolposkopische IFCPC-Nomenklatur der Cervix uteri (Rio de ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fortbildung + Kongress<br />
ZervixkarZinom-Früherkennung<br />
<strong>Neue</strong> <strong>kolposkopische</strong> <strong>IFCPC</strong>-<strong>Nomenklatur</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Cervix</strong> <strong>uteri</strong> (<strong>Rio</strong> <strong>de</strong> Janeiro 2011)<br />
Approbierte Darstellung und Erläuterung für Deutschland,<br />
Österreich und die <strong>de</strong>utschsprachige Schweiz<br />
F. girardi 1 , B. Frey Tirri 2 , v. küppers 3 , m. menton 3 , J. Quaas 3 , o. reich 1 *<br />
Anlässlich <strong>de</strong>s 14. Weltkongresses für Kolposkopie und Zervixpathologie<br />
2011 in <strong>Rio</strong> <strong>de</strong> Janeiro, Brasilien, wur<strong>de</strong> eine neue<br />
<strong>Nomenklatur</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Cervix</strong> <strong>uteri</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>IFCPC</strong> (International Fe<strong><strong>de</strong>r</strong>ation<br />
for Cervical Pathology and Colposcopy) beschlossen.<br />
Diese liegt nunmehr englischsprachig publiziert vor (Bornstein<br />
et al.: Colposcopy Terminology. Obstet Gynecol 120 (2012)<br />
166–172). Vorangegangen war die Bestellung eines <strong>Nomenklatur</strong>-Komitees<br />
im Jahr 2008 anlässlich <strong>de</strong>s 13. Weltkongresses<br />
für Kolposkopie und Zervixpathologie in Oakland, Neuseeland.<br />
Aufgabe und Anliegen <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen <strong>Nomenklatur</strong> war und ist es,<br />
eine evi<strong>de</strong>nzbasierte und für die Praxis relevante Terminologie<br />
mit entsprechen<strong>de</strong>n Implikationen für das Management und<br />
insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e für die Therapie kolposkopisch diagnostizierter<br />
Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zu schaffen.<br />
Die nachfolgen<strong>de</strong> Darstellung und<br />
erläuterung stellt eine gemeinsame<br />
und für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschsprachigen raum<br />
erfolgte übersetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> aktuellen<br />
nomenklatur dar. Die vorstän<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
agk, agCPC und agkZ erkennen diese<br />
Fassung als die für sie gültige nomenklatur<br />
an und empfehlen ihren<br />
mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n die nutzung im täglichen<br />
gebrauch. über die gleichzeitig englischsprachig<br />
publizierte <strong>kolposkopische</strong><br />
nomenklatur <strong><strong>de</strong>r</strong> vulva und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
vagina erfolgt eine geson<strong><strong>de</strong>r</strong>te mitteilung.<br />
Kolposkopische <strong>Nomenklatur</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Cervix</strong> <strong>uteri</strong><br />
Für die <strong>kolposkopische</strong> nomenklatur<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Cervix</strong> <strong>uteri</strong> (s. Tab. 1 auf S.<br />
1066) sind grundsätzliche vorbemer-<br />
kungen erstellt wor<strong>de</strong>n: ob die <strong>kolposkopische</strong><br />
untersuchung „adäquat“<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> „in adäquat“ erscheint,<br />
ist von fundamentaler Be<strong>de</strong>utung.<br />
Damit wur<strong>de</strong>n die Begriffe „satisfactory/unsatisfactory<br />
colposcopy“ ersetzt.<br />
Das gilt vor allem für die einsehbarkeit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>-Plattenepithel-grenze<br />
und damit für die klassifikation<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Transformationszone<br />
nach <strong>de</strong>n Typen 1–3. ist die kolposkopie<br />
inadäquat, soll eine Begründung<br />
dafür angegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>n normalen Befun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n<br />
folgen<strong>de</strong> erweiterungen vorgenommen:<br />
atrophes Plattenepithel, Drüsenausführungsgänge<br />
im Bereich <strong>de</strong>s<br />
metaplastischen Plattenepithels,<br />
ovula nabothii und verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Schwangerschaft (Deziduose).<br />
* für die Vorstän<strong>de</strong><br />
1 <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsgemeinschaft Kolposkopie (AGK, Österreich)<br />
2 <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsgemeinschaft für Kolposkopie und Zervixpathologie (AGKZ, Schweiz)<br />
3 <strong><strong>de</strong>r</strong> Arbeitsgemeinschaft für Kolposkopie und Zervixpathologie (AGCPC,<br />
Deutschland)<br />
1064 FRAUENARZT 53 (2012) nr. 11<br />
Bei <strong>de</strong>n abnormen <strong>kolposkopische</strong>n<br />
Befun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> das bereits in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
nomenklatur rom 1991 festgelegte<br />
grading in „minor changes “ und<br />
„major changes“ beibehalten. „minor<br />
changes“ beschreiben geringgradige<br />
<strong>kolposkopische</strong> verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, die<br />
prinzipiell beobachtet wer<strong>de</strong>n können.<br />
„major changes“ entsprechen<br />
hochgradigen <strong>kolposkopische</strong>n verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />
die in <strong><strong>de</strong>r</strong> regel histologisch<br />
abgeklärt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
„minor changes“ können auch als<br />
grad-1-verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und „major<br />
changes“ als grad-2-verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
beschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />
Weiterhin wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>n abnormen<br />
<strong>kolposkopische</strong>n Befun<strong>de</strong>n die<br />
Lokalisation <strong><strong>de</strong>r</strong> Läsion – innerhalb<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Transformationszone<br />
– wie<strong><strong>de</strong>r</strong> mit in die nomenklatur<br />
aufgenommen. Die Begriffe<br />
„inner bor<strong><strong>de</strong>r</strong>“ (grenzen innerhalb<br />
eines essigweißen epithels) und<br />
„ridge sign“ (Bergrückenphänomen)<br />
wur<strong>de</strong>n in die nomenklatur neu eingefügt.<br />
ein dynamischer <strong>kolposkopische</strong>r<br />
Befund, die rasche entwicklung<br />
<strong>de</strong>s essigweißen epithels, wur<strong>de</strong><br />
berücksichtigt und <strong>de</strong>n grad-<br />
2-verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen („major change“)<br />
zugeordnet.<br />
auch die größe <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamtläsion ist<br />
in die nomenklatur mit eingegangen,<br />
wobei die Dimension <strong><strong>de</strong>r</strong> Läsion als<br />
anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> betroffenen Quadranten<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> wahlweise als Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Zervix<br />
angegeben wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Das komitee konnte sich nicht dazu<br />
entschließen, die Leukoplakie <strong>de</strong>n<br />
grad-1- o<strong><strong>de</strong>r</strong> grad-2-verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />
zuzuordnen, da es nach auffassung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> kommission dazu keine ausreichen<strong>de</strong><br />
Datengrundlage gibt. Leukoplakie,<br />
erosion und die Lugol’sche
Fortbildung + Kongress<br />
Kolpo skopische <strong>Nomenklatur</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Cervix</strong> <strong>uteri</strong> (<strong>IFCPC</strong> 2011)<br />
Grundsätzliches<br />
Normale<br />
Befun<strong>de</strong><br />
Ab norme<br />
Befun<strong>de</strong><br />
Verdacht<br />
auf<br />
Invasion<br />
Verschie<strong>de</strong>ne<br />
Befun<strong>de</strong><br />
Tab. 1<br />
Ad<strong>de</strong>ndum<br />
Grundsätzliches<br />
Grad 1<br />
„minor changes“<br />
Grad 2<br />
„major changes“<br />
nicht<br />
spezifisch<br />
– adäquat/inadäquat: Begründung:<br />
z. B.: Entzündung, Blutung, Narben<br />
– Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>-Plattenepithel-Grenze (ZPG):<br />
vollständig/teilweise/nicht einsehbar<br />
– Transformationszone (Typ 1, 2, 3)<br />
Originäres Plattenepithel<br />
– reif<br />
– atroph<br />
Zylin<strong><strong>de</strong>r</strong>epithel<br />
– Ektopie<br />
Metaplastisches Plattenepithel<br />
– Ovula Nabothii<br />
– Drüsenausführungsgänge<br />
Deziduose in <strong><strong>de</strong>r</strong> Schwangerschaft<br />
Lokalisation <strong><strong>de</strong>r</strong> Läsion:<br />
– innerhalb o<strong><strong>de</strong>r</strong> außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> TZ<br />
Größe <strong><strong>de</strong>r</strong> Läsion:<br />
– Anzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> betroffenen Quadranten<br />
– Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> Zervix<br />
– zartes essigweißes Epithel<br />
– zartes Mosaik, zarte Punktierung<br />
– intensiv essigweißes Epithel<br />
– grobes Mosaik, grobe Punktierung<br />
– prominente Drüsenausführungsgänge<br />
– scharfe Grenzen<br />
– „inner bor<strong><strong>de</strong>r</strong> sign“, „ridge sign“<br />
– rasche Essigsäurewirkung<br />
– Leukoplakie (Keratose, Hyperkeratose)<br />
– Erosion<br />
– Lugol’sche Probe (Schiller-Test)<br />
– Atypische Gefäße<br />
– Zusätzliche Befun<strong>de</strong>: auf Berührung bluten<strong>de</strong><br />
Gefäße, unregelmäßige Oberfläche,<br />
exophytische Läsion, Nekrose, Ulkus, Tumor<br />
– kongenitale Transformationszone (KTZ),<br />
kongenitale Anomalie<br />
– Kondylome (Papillome)<br />
– Endometriose<br />
– Polypen (ektozervikal, endozervikal)<br />
– Entzündung<br />
– Stenose<br />
– postoperative Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />
(vernarbte Portio, Schei<strong>de</strong>nblindsack)<br />
Exzisions typen Typ 1: flach – Typ 2: mittel – Typ 3: steil<br />
Dimensionen<br />
<strong>de</strong>s Konisationspräparates<br />
Tab. 2<br />
1066 FRAUENARZT 53 (2012) nr. 11<br />
Höhe (Länge): Distanz<br />
zervikaler zu vaginalem<br />
Resektionsrand (s. Abb. rechts)<br />
Breite: Distanz stromaler<br />
Resektionsrand zu epithelialer<br />
Oberfläche (s. Abb. rechts)<br />
Zirkumferenz (optional):<br />
Perimeter <strong>de</strong>s geöffneten<br />
Konuspräparates<br />
Rot: Höhe (Länge)<br />
<strong>de</strong>s Konuspräparates<br />
Blau: Dicke <strong>de</strong>s Konus<br />
Probe (Schiller-Test) wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb<br />
als „non specific“ = „nicht spezifisch“<br />
klassifiziert.<br />
eine erweiterung fin<strong>de</strong>t sich weiterhin<br />
bei verdacht auf invasion, wobei<br />
auch klinische aspekte eingang fan<strong>de</strong>n,<br />
wie etwa die auf Berührung bluten<strong>de</strong>n<br />
gefäße.<br />
unter <strong>de</strong>n sogenannten „verschie<strong>de</strong>nen<br />
Befun<strong>de</strong>n“ fin<strong>de</strong>n sich die „kongenitale<br />
Transformationszone“ und<br />
postoperative verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen wie<br />
etwa die „vernarbte Portio“ (nach<br />
konisation) o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> „Schei<strong>de</strong>nblindsack“.<br />
an dieser Stelle sei angemerkt,<br />
dass die kongenitale Transformationszone<br />
<strong>de</strong> facto ausschließlich<br />
durch die Schiller’sche Jodprobe<br />
diagnostiziert wer<strong>de</strong>n kann. auch<br />
<strong>de</strong>shalb führen viele kolposkopiker<br />
die Schiller’sche Jodprobe nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
essigprobe als integrierten Bestandteil<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>kolposkopische</strong>n untersuchung<br />
durch.<br />
Exzisionstypen<br />
und Konisa tionspräparat<br />
als „ad<strong>de</strong>ndum“ (s. Tab. 2) wur<strong>de</strong>n<br />
drei verschie<strong>de</strong>ne exzisionstypen<br />
festgehalten. Weiterhin wur<strong>de</strong> die<br />
vermessung von konisationspräparaten<br />
beschrieben. Da es seitens<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Pathologie verschie<strong>de</strong>ne mög-<br />
lich keiten <strong><strong>de</strong>r</strong> aufarbeitung <strong>de</strong>s<br />
konisa tionspräparates gibt, wur<strong>de</strong><br />
wahl weise die höhe und Breite <strong>de</strong>s<br />
konus bzw. <strong><strong>de</strong>r</strong>en Zirkumferenz vermerkt.<br />
Korrespon<strong>de</strong>nzadresse<br />
Univ. Prof. Dr. med.<br />
Olaf Reich<br />
universitätsklinik für Frauenheilkun<strong>de</strong><br />
und geburtshilfe<br />
medizinische universität graz<br />
auenbruggerplatz 14<br />
8036 graz<br />
Österreich<br />
olaf.reich@medunigraz.at