Spektrum 01-06.indd - ESG
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nicht die größten Herausforderungen.<br />
Viel wichtiger ist oft die Integration aller<br />
Beteiligten.“<br />
Mit Unterstützung der <strong>ESG</strong> blieb<br />
das e-card-Vorhaben im Zeitplan. Anfang<br />
2005 startete der Roll-Out, also<br />
die Einführung der e-card zusammen<br />
mit der gesamten notwendigen Infrastruktur.<br />
Im Rahmen einer Testphase<br />
wurde in 80 Arztpraxen im nördlichen<br />
Burgenland die nötige Hardware installiert.<br />
Unter anderem benötigten sie<br />
einen Zugangs-Router ins Gesundheitsnetz<br />
und Kartenlesegeräte. Bereits<br />
im Vorfeld mussten sich die Ärzte<br />
für einen Telekommunikationsanbieter<br />
entscheiden, der eine DSL-Leitung<br />
zur Betriebszentrale in Wien betreibt.<br />
Gleichzeitig mit der Praxis-Hardware<br />
wurden 100.000 e-cards an Versicherte<br />
verschickt.<br />
Mitte 2005 startete dann der<br />
österreichweite Roll-Out. Er ist mittlerweile<br />
abgeschlossen. Alle e-cards<br />
wurden versandt, rund 11.000 Arztpraxen<br />
und Krankenhäuser mussten<br />
mit der entsprechenden Hardware<br />
ausgestattet werden. In 640 Schulungen<br />
von jeweils vier Stunden Länge<br />
wurde dem medizinischen Personal<br />
das nötige Wissen zum Umgang mit<br />
dem System vermittelt<br />
Die Manager des HVB gingen bei<br />
der Ausgabe regional vor. In jeweils<br />
fünf der 99 österreichischen Bezirke<br />
wurde die e-card inklusive Ausstattung,<br />
Kartenausgabe und Schulung<br />
Die e-card<br />
Die österreichische Sozialversicherungs-Chipkarte<br />
ist der<br />
Schlüssel ins Gesundheitssystem.<br />
Aus Datenschutzgründen<br />
sind auf ihr nur Personendaten<br />
des Karteninhabers gespeichert.<br />
Bei einem Arztbesuch wird über<br />
eine DSL-Leitung der Versicherungsstatus<br />
bei der Betriebszentrale<br />
in Wien abgefragt. Alle<br />
jetzigen und zukünftigen Daten,<br />
die die e-card zur Bürgerkarte<br />
machen sollen, sind hier abgespeichert.<br />
Abfragen kann die<br />
Daten nur, wer sich mit einer<br />
so genannten Ordinationskarte<br />
zuvor legitimiert hat.<br />
innerhalb von drei bis vier Wochen<br />
eingeführt.<br />
Mittlerweile werden täglich bis<br />
zu 350.000 Patientenkontakte über<br />
das e-card-System abgewickelt. Die<br />
Zustimmung bei den Versicherten ist<br />
sehr hoch. Eine Umfrage im Auftrag<br />
des Hauptverbands zeigte, dass nur<br />
rund vier Prozent dem alten Krankenschein<br />
nachtrauern. 96 Prozent der<br />
Bevölkerung stehen der e-card im<br />
Prinzip positiv gegenüber. Und auch<br />
in der Roll-Out-Phase gab es keine<br />
Probleme: Weit über 90 Prozent gaben<br />
an, dass der Kartenbezug und die<br />
ersten Arztbesuche mit dem elektronischen<br />
Krankenschein reibungslos<br />
verliefen.<br />
Bei den Ärzten sehen gerade einmal<br />
16 Prozent die e-card kritisch<br />
– ein hervorragendes Ergebnis, wenn<br />
man bedenkt, dass die Einführung in<br />
den Praxen zunächst mit Aufwand und<br />
Kosten verbunden ist.<br />
Die erfolgreiche Einführung der<br />
e-card lässt aufhorchen. „Die Verantwortlichen<br />
in Österreich haben gezeigt,<br />
wie man ein komplexes IT-Großprojekt<br />
erfolgreich stemmen kann“, sagt<br />
Christoph Dyck abschließend. „Wenn<br />
man die große Anzahl von ähnlichen<br />
Vorhaben in Deutschland betrachtet,<br />
die ins Trudeln geraten sind, kommt<br />
man fast automatisch zu dem Schluss:<br />
Auch bei uns könnten viele Projekte<br />
von einem externen Projektcontrolling<br />
profitieren.“ jr<br />
IT-Großprojekte in Deutschland<br />
Angeblich wird in Deutschland jedes zweite IT-Vorhaben<br />
mit einem Volumen über fünf Millionen Euro nicht wie<br />
vorgesehen zu Ende gebracht. Tatsächlich gibt es eine<br />
Vielzahl von Projekten, die in die Kritik geraten sind oder<br />
ganz aufgegeben wurden:<br />
65 Millionen Euro sollte der virtuelle Arbeitsmarkt<br />
der Bundesagentur für Arbeit kosten, der seit Anfang<br />
2004 in mehreren Stufen online ging. Durch ihn sollte<br />
Arbeitssuchenden ein vereinfachter Zugang auf Stellenangebote<br />
ermöglicht und private Stellenbörsen besser<br />
integriert werden. Am Ende standen Mehrkosten in Höhe<br />
von rund 100 Millionen Euro.<br />
Mit dem „Föderalen Integrierten Standardisierten<br />
Computer-Unterstützten Steuersystem“ FISCUS wollten<br />
der Bund und die Länder die Software der rund 650<br />
Finanzämter in Deutschland vereinheitlichen. FISCUS<br />
entwickelte jedoch nach Einschätzung von Beteiligten<br />
Weniger als ein Jahr benötigte der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger<br />
für den landesweiten Roll-Out der e-card.<br />
Seit Ende 2005 besitzt jeder der über acht Millionen Krankenversicherten in<br />
Österreich die neue Chipkarte. Fotos und Grafik: SVC<br />
keine brauchbare Software. Nach Schätzungen kostete<br />
das Projekt den Steuerzahler mindestens 300 Millionen<br />
Euro. Die eigens gegründete FISCUS-GmbH wird derzeit<br />
liqudiert.<br />
Auch die deutsche Polizei tut sich mit IT-Projekten<br />
manchmal schwer: Das Dienstplanungs- und Zeitwirtschaftssystem<br />
DIPAZ sollte bereits vor über einem<br />
Jahr installiert werden. Und das Fahndungssystem<br />
Inpol-Neu, das 2003 nach über zehn Jahren den Betrieb<br />
aufnahm, kostete statt der geplanten 40 Millionen<br />
Euro mindestens 280 Millionen.<br />
Bereits Anfang 2006 sollten alle Deutschen die elektronische<br />
Gesundheitskarte besitzen. Nach heutigem<br />
Projektstatus sollen bis Ende dieses Jahres allerdings<br />
lediglich Pilotversuche in ausgewählten Regionen stattgefunden<br />
haben. Erst 2008 wird die bundesweite Einführung<br />
der Karten erfolgen.