8 - Entwicklungsraum Billstedt-Horn, Hamburg
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StRom, gAS unD WASSER<br />
füR SchIffBEk<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts halten technische gemeinschaftseinrichtungen<br />
für die Strom-, gas- und Wasserversorgung in Schiffbek Einzug.<br />
Im Oktober 1903 hielt die elektrische Stromversorgung in Schiffbek Einzug. Zu<br />
verdanken war dies dem Ingenieur Dr. Zieseniß, der am Schleemer Bach ein<br />
kleines Elektrizitätswerk errichtete, von dem heute noch die zugehörige Villa<br />
sowie eine Giebelwand der Maschinenhalle erhalten sind. Zunächst wurde mit<br />
dem Elektrizitätswerk vor allem eine Straßenbeleuchtung betrieben. Diese fiel<br />
allerdings recht spärlich aus und zog durch Versorgungsunterbrechungen immer<br />
wieder das Gespött auf sich. Nur die Hauptstraßen waren mit Laternen ausgestattet<br />
worden. Der Rothenbrückenweg, der täglich von vielen hundert Arbeitern<br />
auf ihrem Weg von und nach Billbrook genutzt wurde, war beispielsweise<br />
gar nicht bedacht worden. An der Möllner Landstraße endete die Beleuchtung<br />
am Schleemer Bach.<br />
Zu einer deutlichen Verbesserung in der Stromversorgung kam es, als die Berliner<br />
Aktiengesellschaft AGWEA Anfang 1908 das Elektrizitätswerk von Dr.<br />
Zieseniß für 350.000 Mark übernahm. Sie ersetzte die 25-kerzigen Kohlenfadenglühlampen<br />
durch 50-kerzige Osrambirnen, die Schiffbeks Straßenbeleuchtung<br />
nun nicht mehr hinter dem <strong>Hamburg</strong>er Gasglühlicht zurückstehen ließen, und<br />
baute die Straßenbeleuchtung weiter aus. Außerdem startete die AGWEA eine<br />
Werbekampagne: Im Lokal-Anzeiger propagierte sie das elektrische Licht immer<br />
wieder als kostengünstige Alternative zu der in den Haushalten vorherrschenden<br />
Petroleumbeleuchtung und den Elektromotor als „das billigste Betriebsmittel<br />
für das Kleingewerbe.“<br />
Werbung im Lokalanzeiger: „Bade zu Hause! Bade mit Gas!“<br />
Doch die AGWEA beließ es nicht dabei, nur die Stromversorgung auszubauen.<br />
Sie schloß Schiffbek auch an das Gasnetz an. Bereits 1909 wurde mit der<br />
Verlegung der Leitungen begonnen, 1910 errichtete man auf dem Gelände des<br />
Elektrizitätswerks einen großen Gasbehälter. Das Gas selbst kam aus dem von<br />
der AGWEA betriebenen Gaswerk in Bergedorf und sollte in dem Gasometer<br />
zwischengespeichert werden. Auch diese technische Neuerung wurde kräftig<br />
<strong>Entwicklungsraum</strong> BillstEdt i <strong>Horn</strong><br />
Von dem 1903 errichteten E-Werk am Schleemer Bach ist nur noch die denkmalgeschützte<br />
Villa erhalten<br />
beworben: Im Lokal-Anzeiger pries man gasbetriebene Warmwasserbereiter<br />
mit den Worten „Bade zu Hause! Bade mit Gas!“, im Elektrizitätswerk demonstrierte<br />
man die Vorzüge des Dampfwaschautomaten „Fix“ und bot Vorträge an<br />
zum Thema „Das Gas im modernen Haushalt unter besonderer Berücksichtigung<br />
des Kochens, Bratens und Backens“. Bis dahin hatte man in den Haushalten<br />
sowohl für die Warmwasserbereitung als auch zum Kochen massive Kohlenöfen<br />
verwendet, die mühselig befeuert werden mussten und eine Menge Dreck<br />
verursachten.<br />
Das Wasser stammte zunächst aus privaten Brunnen. Erst 1913 erhielt der Ort<br />
eine zentrale Wasserversorgung. Das Wasserwerk wurde am Öjendorfer Weg<br />
errichtet. Bauherr und Betreiber war die Gemeinde Schiffbek selbst. Die Motivation<br />
hierfür bestand vor allem in der damit verbundenen Verbesserung des<br />
Feuerlöschwesens. Gleichwohl die Gemeinde zugleich auch die Anlage einer<br />
Kanalisation sowie eines Klärwerks beschlossen hatte, mussten die Bewohner<br />
hierauf noch über 20 Jahre warten. Erst in den Jahren 1933 bis 1936 wurden<br />
sie im Rahmen von Notstandsarbeiten ins Werk gesetzt. Bis dahin wurden die<br />
Abwässer in teils offenen Rinnen und Gräben entlang der Straßen abgeleitet.<br />
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