05.01.2013 Aufrufe

8 - Entwicklungsraum Billstedt-Horn, Hamburg

8 - Entwicklungsraum Billstedt-Horn, Hamburg

8 - Entwicklungsraum Billstedt-Horn, Hamburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

12<br />

SozIAlER WohnungSBAu DER<br />

1920ER JAhRE<br />

In den 1920er Jahren entstand in Schiffbek eines der besten Beispiele<br />

für das neue Bauen in hamburg.<br />

Bis zum Ende des Kaiserreichs gab es in Deutschland keinen großen Mangel an<br />

Wohnungen. Zwar waren die angebotenen Wohnungen häufig sehr klein, eng,<br />

dunkel und schlecht belüftet. Doch die Zahl der Wohnungssuchenden hielt sich<br />

in Grenzen.<br />

Mit Beginn der Weimarer Republik änderte sich dies auf dramatische Weise.<br />

Das hatte mehrere Gründe. Zum einen hatte der Wohnungsbau während des<br />

Krieges weitgehend geruht. Und auch nach Kriegsende kam er nur schwer<br />

wieder in Gang. Eine besondere Rolle spielte hierbei die Kohlenknappheit, die<br />

dazu führte, dass viele Ziegeleien nicht arbeiten konnten. Zum anderen hatten<br />

zahlreiche Kriegsteilnehmer während des Krieges oder aber nach Kriegsende<br />

geheiratet, was eine verstärkte Nachfrage nach Wohnungen nach sich zog.<br />

Und schließlich kamen die geburtenstarken Jahrgänge aus der Zeit nach der<br />

Jahrhundertwende nun bald ins heiratsfähige Alter.<br />

Auch der Schiffbeker Wohnungmarkt war nicht ansatzweise in der Lage, die<br />

Nachfrage zu befriedigen. Bis 1925 stieg die Zahl der Wohnungssuchenden<br />

auf 295, 1927 waren es bereits 347 und ein Jahr später 400. Eine nachhaltige<br />

Verbesserung der Lage versprach ein Projekt, das im Dezember 1927 vorgestellt<br />

wurde. Die gemeinnützige Baugesellschaft Selbsthilfe plante, auf einem 30.000<br />

Quadratmeter großen Grundstück zwischen Schleemer Bach und <strong>Billstedt</strong>er<br />

Mühlenweg einen Komplex mit insgesamt 270 Wohnungen zu errichten. Während<br />

die Wohnungen über zwei Zimmer und eine Fläche von 50 Quadratmetern<br />

verfügten, sahen die Planungen auch ein Gemeinschaftshaus mit modernen<br />

Waschküchen, Badeeinrichtungen und einem Kinderhort vor.<br />

Die modernen Backsteinfassaden waren schlicht, fast schnörkellos<br />

Der von den Architekten Berg und Paasche gemeinsam mit der Bauhütte Nord<br />

erarbeitete Entwurf sah eine weitgehend geschlossene Blockrandbebauung<br />

<strong>Entwicklungsraum</strong> BillstEdt i <strong>Horn</strong><br />

vor, in deren Hof einige weitere Gebäude gestellt werden sollten. Er war ganz<br />

dem vom Bauhaus begründeten, sogenannten „Neuen Bauen“ der 1920er Jahre<br />

verpflichtet: Die bis zu viergeschossigen Baukörper verfügten sämtlich über<br />

Flachdächer. Die Fassaden waren schlicht, fast schnörkellos und in dunklem<br />

Backstein gehalten und wurden allein durch einheitliche Fensterbänder gegliedert.<br />

Lediglich an den Eingangsbereichen und an den Blockecken am Mühlenweg<br />

wollte man gestalterische Akzente setzen.<br />

Gleichwohl die Gemeinde das Vorhaben durch die Überlassung des Grundstücks<br />

in Erbpacht und die Bereitstellung von Hauszinssteuer-Hypotheken unterstützte,<br />

konnten infolge der Weltwirtschaftskrise lediglich die ersten beiden Bauabschnitte<br />

an Kapellenstraße und <strong>Billstedt</strong>er Mühlenweg fertiggestellt werden.<br />

Doch auch so spricht der Kunsthistoriker Hermann Hipp von einem der besten<br />

Beispiele für das Neue Bauen in <strong>Hamburg</strong>.<br />

Ende der 1930er wurde die Anlage dann vervollständigt. Da das Neue Bauen<br />

jedoch nicht im Einklang stand mit den ästhetischen Vorstellungen der Nationalsozialisten,<br />

wich man massiv vom ursprünglichen Entwurf ab. An der Klinkstraße<br />

sowie im Straßenzug An der Schleemer Mühle entstanden nun mehrere<br />

Backsteinblocks mit Sattel- bzw. Walmdächern und zum Teil volkstümlichen<br />

Ornamenten im Eingangsbereich. An die Stelle der spannungsvollen Modernität<br />

im Entwurf von Berg und Paasche trat eine biedere, ganz traditionelle Bebauung.<br />

Der ursprüngliche Entwurf für die Bebauung am <strong>Billstedt</strong>er Mühlenweg<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!