05.01.2013 Aufrufe

8 - Entwicklungsraum Billstedt-Horn, Hamburg

8 - Entwicklungsraum Billstedt-Horn, Hamburg

8 - Entwicklungsraum Billstedt-Horn, Hamburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14<br />

9<br />

SchIffBEk Im<br />

hAmBuRgER AufStAnD<br />

Im oktober 1923 ist Schiffbek zwei tage lang die hochburg des<br />

kommunistischen Aufstandes.<br />

Im Oktober 1923, in der Hochphase der Inflation, wollte die Kommunistische Partei<br />

Deutschlands (KPD) von <strong>Hamburg</strong> und Kiel aus einen gewaltsamen Umsturz<br />

versuchen. Obwohl die Aktion kurzfristig abgesagt wurde, schlugen die <strong>Hamburg</strong>er<br />

Kommunisten am 23. Oktober los. Es wurden zahlreiche Polizeiwachen<br />

gestürmt und ganze Stadtviertel besetzt. Die Sicherheitskräfte benötigten zwei<br />

Tage, um den Aufstand niederzuschlagen. Es gab eine Vielzahl von Verletzten<br />

und Toten. Schiffbek war eine der Hochburgen des Aufstandes und entwickelte<br />

sich zur letzten Bastion der Umstürzler.<br />

Im Einzelnen verliefen die Auseinandersetzungen in Schiffbek wie folgt: Nachdem<br />

sich die Aufständischen in den frühen Morgenstunden des 23. Oktobers<br />

gewaltsam der Waffen der Einwohnerwehr bemächtig und den Polizeiposten<br />

überwältigt hatten, besetzten sie die Gemeindeverwaltung, das evangelische<br />

Gemeindehaus und das Postamt. Die Bevölkerung wurde durch Plakate über die<br />

Ziele des Umsturzes informiert.<br />

Bewaffnete Patrouillen zogen durch den Ort und versuchten, Arbeiter am Aufsuchen<br />

ihrer Arbeitsplätze zu hindern. Andere errichteten derweil Barrikaden.<br />

Am Rothenbrückenweg sowie in der heutigen <strong>Billstedt</strong>er Hauptstraße auf Höhe<br />

der Legienstraße und hinter der Einmündung des Schiffbeker Wegs riss man<br />

das Pflaster auf, um Schützengräben anzulegen. An der Möllner Landstraße blockierte<br />

man die Straße zudem durch quer gestellte Fahrzeuge, von Kirchsteinbek<br />

kommende Fahrzeuge wurden mit Waffengewalt zur Umkehr gezwungen. Für<br />

das leibliche Wohl der Aufständischen, deren Zahl auf 200 geschätzt wurde,<br />

sorgten derweil Frauen und Mädchen, die im evangelischen Gemeindehaus<br />

eine Volksküche eingerichtet hatten. Die Lebensmittel stammten dabei aus den<br />

Vorräten der Schulspeisung, das Brot wurde bei Schiffbeker Bäckern beschlagnahmt.<br />

Neun Personen starben bei den Auseinandersetzungen, darunter fünf<br />

Polizisten<br />

Kurz nach dem Mittag rückten die Sicherheitskräfte zum ersten Mal vor. Sie<br />

näherten sich von der Wandsbeker Seite sowie über die Billewiesen und wurden<br />

von den Aufständischen, die sich unter anderem auf Hausdächern und im Turm<br />

der evangelischen Kirche versteckt hatten, unter Beschuss genommen. Zwar<br />

gelang es der Polizei, bis zum jenseits der Abzweigung der Möllner Landstraße<br />

gelegenen Postamt vorzudringen, doch dann mussten sie sich aufgrund ihrer zu<br />

geringen Stärke zurückziehen. Neun Personen fanden bei diesen Auseinandersetzungen<br />

den Tod, darunter fünf Polizisten.<br />

Am folgenden Tag dauerte es wieder bis zum Mittag, ehe die Sicherheitskräfte<br />

angriffen. Zunächst überflogen zwei Flugzeuge den Ort, um sich ein Bild von der<br />

Lage zu verschaffen. Sie wurden von den Aufständischen ebenso beschossen<br />

wie die Sicherheitskräfte, die kurz darauf von einer Barkasse in den Schiffbeker<br />

Wiesen abgesetzt wurden. Als dann jedoch aus verschiedenen Richtungen Panzerwagen<br />

in den Ort eindrangen und mit Maschinengewehren das Feuer auf die<br />

Aufständischen eröffneten, brach der Widerstand zusammen.<br />

Der militärische Leiter der Schiffbeker KPD, Fiete Schulze, konnte nach Chile<br />

entkommen. Viele andere wurden verhaftet. Insgesamt wurde gegen 191<br />

Aufständische aus Schiffbek Anklage erhoben. Fast alle wurden für schuldig<br />

befunden und zu ein bis fünf Jahren Haft verurteilt.<br />

Aus dem Aufruf der Aufständischen: „Schließt Euch zusammen zum Schutz des<br />

Arbeiterstaates Deutschland“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!