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Organische Spurenstoffe in den Emissionen von ...

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Diox<strong>in</strong>e, die niemals absichtlich produziert wur<strong>den</strong> und die ke<strong>in</strong>erlei technische Verwendung<br />

f<strong>in</strong><strong>den</strong>, haben e<strong>in</strong>e große Aufmerksamkeit aufgrund ihrer hohen Toxizität, die allerd<strong>in</strong>gs <strong>von</strong><br />

Diox<strong>in</strong> zu Diox<strong>in</strong> und auch <strong>in</strong> Abhängigkeit des betroffenen Organismus stark schwanken<br />

kann; so s<strong>in</strong>d die 2,3,7,8-substituierten Diox<strong>in</strong>e um Größenordnungen giftiger (TEF zwischen<br />

0,01 und 1) als die restlichen Verb<strong>in</strong>dungen (TEF kle<strong>in</strong>er 0,001) [46]. Die ger<strong>in</strong>gere Giftigkeit<br />

anderer Diox<strong>in</strong>e erklärt sich vermutlich aus der leichten metabolischen Umwandlung über<br />

e<strong>in</strong>e Epoxidierung <strong>in</strong> Hydroxyderivate, die bei <strong>den</strong> 2,3,7,8-substituierten Verb<strong>in</strong>dungen mangels<br />

freier benachbarter Kohlenstoffatome nicht möglich ist – diese Verb<strong>in</strong>dungen haben<br />

daher Elim<strong>in</strong>ationshalbwertszeiten <strong>von</strong> 5 bis 10 Jahren [38]. LD50-Werte für 2,3,7,8-TCDD<br />

variieren zwischen 0,0006 mg/kg (Meerschwe<strong>in</strong>chen) und 5 mg/kg (Hamster); bisher erfolgte<br />

Untersuchungen zum Wirkmechanismus deuten darauf h<strong>in</strong>, daß der Mensch ebenfalls weniger<br />

empf<strong>in</strong>dlich ist [46]. Von <strong>den</strong> 2,3,7,8-Diox<strong>in</strong>en wer<strong>den</strong> e<strong>in</strong>e ganze Reihe komplexer biochemischer<br />

Veränderungen ausgelöst – darunter Veränderungen der Serumlipide, kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen, Störungen <strong>von</strong> Enzymsystemen und Hormonsystemen wie Diabe-<br />

tes, erhöhte γ-GT-Werte, veränderte Schilddrüsenhormonspiegel – die <strong>in</strong> mehr oder weniger<br />

direktem Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er Aktivierung des Arylhydrocarbon-Rezeptors stehen<br />

[38,39,46]. Daneben wur<strong>den</strong> auch <strong>in</strong> Fällen erhöhter Exposition durch Unfälle neurologische<br />

und Entwicklungsstörungen bei Neugeborenen sowie e<strong>in</strong>e Verschiebung der Geschlechter<br />

h<strong>in</strong> zu Mädchengeburten beobachtet [46]. In Tierversuchen war 2,3,7,8-TCDD e<strong>in</strong>deutig<br />

kanzerogen; für <strong>den</strong> Menschen liegen noch ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong>terpretierbaren Ergebnisse vor,<br />

die Datenlage deutet aber darauf h<strong>in</strong>, daß der Mensch hier ähnlich empf<strong>in</strong>dlich ist wie andere<br />

Spezies. Aus <strong>den</strong> Ergebnissen der jüngsten Studien zur Toxikologie <strong>von</strong> Diox<strong>in</strong>en wurde<br />

durch die WHO e<strong>in</strong> maximal tolerierbarer Wert für die lebenslange tägliche Aufnahme <strong>von</strong> 1-<br />

4 pg TEQ/kg bestimmt, wobei eher der untere Bereich als Ziel anvisiert wer<strong>den</strong> sollte [46]. In<br />

diesem Zusammenhang wur<strong>den</strong> <strong>von</strong> der WHO auch weitere Maßnahmen zur Senkung der<br />

Grundbelastung durch Diox<strong>in</strong>e gefordert, deren Höhe bereits jetzt bei empf<strong>in</strong>dlichen Menschen<br />

Wirkungen auslösen kann.<br />

Bezogen auf die Grundbelastung an Diox<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Deutschland beträgt die <strong>in</strong>halative Zusatzbelastung<br />

durch e<strong>in</strong>e MVA, die die 17. BImSchV e<strong>in</strong>hält, 1,4 % [39]. Bezogen auf die Diox<strong>in</strong>aufnahme<br />

durch durchschnittlich belastete Nahrungsmittel ergibt die <strong>in</strong>halative Aufnahme<br />

<strong>von</strong> Diox<strong>in</strong>en aus der thermischen Abfallbehandlung nur e<strong>in</strong>e zusätzliche Belastung <strong>von</strong><br />

0,008 bis 0,011% [39], wobei aber nicht berücksichtigt ist, daß die Müllverbrennung auch zu<br />

e<strong>in</strong>er zusätzlichen Belastung <strong>von</strong> Nahrungsmitteln durch die Deposition diox<strong>in</strong>behafteter<br />

Partikel auf Futterpflanzen führen kann (so wur<strong>den</strong> <strong>in</strong> der Umgebung <strong>von</strong> Müllverbrennungsanlagen<br />

<strong>in</strong> der Schweiz, Großbritannien und <strong>den</strong> Niederlan<strong>den</strong> erhöhte Diox<strong>in</strong>gehalte <strong>in</strong><br />

Kuhmilch gefun<strong>den</strong>). Nach dem unit risk-Modell ergibt sich e<strong>in</strong> Zusatzrisiko für e<strong>in</strong>e Krebserkrankung<br />

<strong>von</strong> 2,3x10 -8 , was unter dem als tolerierbar angesehen Bereich liegt. Insgesamt gilt<br />

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