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Testverfah - Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie eV

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Kongress des BVL<br />

15.<br />

Berlin 2005<br />

<strong>B<strong>und</strong>esverband</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> e.V.<br />

<strong>Legasthenie</strong> & <strong>Dyskalkulie</strong><br />

in Wissenschaft, Schule <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

vom 22. - 25. September 2005<br />

in der Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Abstractband


Herausgeber:<br />

<strong>B<strong>und</strong>esverband</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> e. V.<br />

Postfach 11 07, 30011 Hannover<br />

Tel. 07 00 / 31 87 38 11 ( dienstags <strong>und</strong> donnerstags: 9 – 12 Uhr, mittwochs: 14 – 16 Uhr)<br />

Telefax 07 00 / 31 87 39 11<br />

E-Mail: info@bvl-legasthenie.de<br />

Internet: www.bvl-legasthenie.de<br />

Layout, Satz <strong>und</strong> Druck:<br />

CityDruck GmbH<br />

Haugerglacisstraße o.Nr.<br />

97080 Würzburg<br />

Telefon 09 31/ 3 54 38 - 0<br />

Telefax 09 31/ 3 54 38 - 88<br />

www.citydruck-wuerzburg.de<br />

Design Umschlag: Katharina Scygiel


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Entwicklung der Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibkompetenz deutschsprachiger<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler in den letzten zwanzig Jahren<br />

*Eva S. Adler<br />

Universität Wien, Fakultät für Psychologie, Wien, Österreich<br />

Entwicklung der Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibkompetenz deutschsprachiger Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler in den letzten zwanzig Jahren.<br />

Im Zuge der Umstellung auf die neue Rechtschreibung wurden häufig verwendete<br />

Rechtschreibtests neu normiert. Für die seit langem verwendeten deutschsprachigen<br />

Lesetests liegen jedoch keine Neunormierungen vor, die für Vergleiche der<br />

Veränderungen der Lesefertigkeit notwendig sind. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde im Jahr<br />

2002 eine Studie durchgeführt, die klären sollte, ob die Normierungen des Zürcher<br />

Lesetests (ZLT) <strong>und</strong> des Zürcher Leseverständnistests (ZLVT) noch gültig sind<br />

oder wie sich die Lesefähigkeit <strong>und</strong> das Leseverständnis im Verlauf von 20 Jahren<br />

verändert haben.<br />

150 österreichische Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler der 5. <strong>und</strong> 6. Schulstufe wurden mit<br />

dem Zürcher Lesetest <strong>und</strong> dem Zürcher Leseverständnistest im Rahmen einer einmaligen<br />

Testung untersucht. Die Repräsentativität der Normstichproben der Jahre<br />

1981 <strong>und</strong> 1984 wurde gleichfalls untersucht (Stichprobenumfang, Beschreibung der<br />

Stichproben, Normalverteilung). Die Durchschnittsleistungen der aktuellen Studie<br />

wurden mit den Referenzwerten des Autors verglichen. Als statistische Verfahren<br />

wurden t-Tests, U-Tests <strong>und</strong> Mittelwertsvergleiche mittels Konfidenzintervall<br />

durchgeführt. Es zeigen sich große Differenzen in den Bereichen Lesetempo <strong>und</strong><br />

Lesegenauigkeit zu Gunsten der heutigen Schüler. Hinsichtlich Leseverständnis<br />

waren die Ergebnisse nicht signifikant verbessert, was sich aber durch das höhere<br />

Lesetempo, das die Sinnentnahme erschwert, erklären lässt.<br />

Es ergibt sich folgendes Bild: Die Leistungen im Lesen haben sich seit dem Anfang<br />

der Neunzigerjahre stark verbessert. Im Gegensatz dazu haben sich die Rechtschreibkenntnisse<br />

eindeutig verringert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Eva S. Adler<br />

eva.adler@univie.ac.at<br />

++43 1 5267100<br />

++43 1 5267100<br />

Visual and Auditory Deficits in Dyslexia<br />

*Merav Ahissar<br />

The Hebrew University of Jerusalem, Department of Psychology and Center for Neural Computation,<br />

Jerusalem, Israel<br />

The role of basic perceptual impairments in the etiology of reading difficulties has<br />

been debated ever since Developmental Dyslexia was first reported in scientific<br />

literature. Whereas initially, the intuition was that dyslexia involves poor high-level<br />

visual processing, subsequent studies indicated consistently poor phonological pro-<br />

3


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

cessing. Still, during the past 20 years, an accumulated body of data indicates that<br />

the prevalence of poor performance in a range of visual and auditory tasks is higher<br />

among dyslexics. The main open challenges are to determine the nature of these<br />

deficits and their functional implications.<br />

We fo<strong>und</strong> that both in the visual and in the auditory domain, dyslexics had particular<br />

difficulties when asked to compare between sequentially presented stimuli, suggesting<br />

poor perceptual working memory. Visual comparison between the density of sequentially<br />

presented grating stimuli was poor among the majority of dyslexics. While<br />

most controls performed sequential comparisons better than simultaneous ones,<br />

dyslexic individuals showed no such trend. Yet, when required to identify briefly presented<br />

letters within word-like stimuli, but with no phonological content, dyslexics’<br />

performance was as good as controls’. These findings suggest that, although visual<br />

sequential memory in dyslexics is impaired, it may not play a functional role in their<br />

reading difficulties.<br />

A large subgroup of dyslexics, individuals with poor language and verbal-memory<br />

abilities, performed particularly poorly on a range of simple auditory tasks, most<br />

notably, frequency and duration discrimination. A similar type of deficit characterized<br />

their performance with speech stimuli and with simple tones. In contrast to controls,<br />

their performance with a small stimulus set was not better than that with a large<br />

stimulus set, indicating their lack of ability to utilize stimulus repetition to improve<br />

attention by “tuning in”. We propose that this deficit in forming on-line memory traces<br />

is a major contributor to their reading and learning difficulties.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Merav Ahissar<br />

msmerava@pluto.mscc.huji.ac.il<br />

++02 588 3195<br />

++02 588 1159<br />

Die Komorbidität von LRS <strong>und</strong> ADHS<br />

*Tobias Banaschewski (1), Marcus Hasselhorn (2), Margaret Tiffin-Richards (1),<br />

Aribert Rothenberger (1)<br />

(1) Georg-August-Universität Göttingen, Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Göttingen,<br />

Deutschland; (2) Georg-Elias Müller Institut für Psychologie, Abteilung Pädagogische Psychologie &<br />

Entwicklungspsychologie, Göttingen, Deutschland<br />

Die Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) <strong>und</strong> die umschriebene<br />

Lese-Rechtschreibschwäche (LRS), zwei der häufigsten kinder- <strong>und</strong> jugendpsychiatrischen<br />

Beeinträchtigungen, treten überzufällig häufig gemeinsam auf.<br />

Welche neuropsychologischen Funktionsbeeinträchtigungen Kinder mit ADHS bzw.<br />

LRS unterscheiden <strong>und</strong> ob Kinder mit beiden Auffälligkeiten (ADHS + LRS) hinsichtlich<br />

dieser Merkmale den Kindern mit alleiniger ADHS, bzw. den Kindern mit<br />

alleiniger LRS, gleichen oder spezifische, eigene neuropsychologische Charakteristika<br />

aufweisen, ist nicht nur eine wichtige Forschungsfrage, sondern auch für die<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Behandlung betroffener Kinder wesentlich.<br />

4


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Vermutet wurde, dass primäre Aufmerksamkeitsstörungen sek<strong>und</strong>är zu einer Beeinträchtigung<br />

der Entwicklung der Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibfähigkeiten führen könnten.<br />

Ebenso wurde postuliert, dass die Aufmerksamkeitsprobleme der Kinder mit ADHS<br />

+ LRS primär eine Folge der Lese-Rechtschreibschwäche seien.<br />

In mehreren eigenen Studien haben wir Kinder mit alleiniger ADHS, alleiniger LRS,<br />

mit ADHS + LRS sowie unauffällige Kinder anhand charakteristischer neuropsychologischer<br />

Parameter verglichen. Insbesondere wurde geprüft, ob sich die komorbide<br />

Gruppe (ADHS + LRS) durch additive charakteristische Defizite beider Störungsbilder<br />

auszeichnet oder ob sie spezifische Merkmale zeigt, die sie von beiden Störungsbildern<br />

unterscheidet.<br />

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass bei Kindern mit LRS (LRS, LRS+ADHS)<br />

deutliche Beeinträchtigungen phonologischer Verarbeitungsprozesse bestehen. Kinder<br />

mit ADHS + LRS scheinen hierin nicht stärker beeinträchtigt zu sein als Kinder<br />

mit alleiniger LRS. Beeinträchtigungen exekutiver Funktionen finden sich bei allen<br />

klinischen Gruppen. Die Ergebnisse sind – weitgehend – mit einem additiven Modell<br />

der Erklärung der Komorbidität von ADHS <strong>und</strong> LRS vereinbar. Die Bef<strong>und</strong>e werden<br />

vorgestellt <strong>und</strong> im Zusammenhang mit dem Stand der gegenwärtigen Forschung<br />

diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Tobias Banaschewski<br />

tbanasc@gwdg.de<br />

++49 551 392957<br />

++49 551 398120<br />

Comorbidity between ADHD and Dyslexia<br />

*Tobias Banaschewski (1), Marcus Hasselhorn (2), Margaret C. Tiffin-Richards (1),<br />

Aribert Rothenberger (1)<br />

(1) Georg-August-Universität, Department of Child and Adolescent Psychiatry and Psychotherapy,<br />

Göttingen, Germany; (2) Georg-August-Universität, Department of Educational and Developmental<br />

Psychology, Georg-Elias Müller Institute of Psychology, Göttingen, Germany<br />

Dyslexia and attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) are two of the most<br />

common disorders of childhood. While both disorders also co-occur significantly<br />

more frequently than expected by chance, the cause of this association is less clear<br />

and several competing explanatory hypotheses have been proposed (e.g., Pennington<br />

et al., 1993; Willcutt et al., 2000).<br />

If ADHD + dyslexia represents a hybrid of both pure disorders (e.g., because both<br />

pure disorders share common risk factors), comorbid children should present the<br />

core deficits of both disorders. Conceptual models of ADHD have associated it with<br />

executive function deficits (e.g., Barkley, 1998; Castellanos & Tannock, 2002), while<br />

impaired phonological processing represents a core deficit associated with dyslexia<br />

(e.g., Wagner & Torgesen, 1987). However, studies questioning a complete dissociation<br />

of the core deficits model of co-occurring ADHD and dyslexia have become<br />

more frequent (e.g., Smith-Spark et al., 2003).<br />

Our recent results give further evidence that in respect to phonological short-term<br />

5


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

memory deficit, co-occurring ADHD and dyslexia reflects an additive effect of the<br />

two separate disorders. However, there we also fo<strong>und</strong> an incomplete dissociation of<br />

dyslexia and ADHD with respect to executive function deficits. Whereas only ADHD<br />

shows deficits in cognitive flexibility, both disorders exhibit problems in the simultaneous<br />

manipulating and storage of verbal information.<br />

An update of recent findings and the state of the field will be given.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Tobias Banaschewski<br />

tbanasc@gwdg.de<br />

++49 551 392957<br />

++49 551 398120<br />

Lese- Rechtschreibstörung <strong>und</strong> Fremdsprachen<br />

*Simone Baur<br />

Heckscher-Klinik, Entwicklungsstörungen, München, Deutschland<br />

In höheren Klassen verlagern sich die Schwierigkeiten von Schülern mit Lese-<br />

Rechtschreibstörung (LRS) weg vom Schulfach Deutsch hin zu den Fremdsprachen.<br />

Hierbei lässt der Schweregrad der LRS alleine keinen eindeutigen Rückschluss auf<br />

die zu erwartenden Schwierigkeiten in den fremdsprachlichen Fächern zu.<br />

In dem Vortrag werden zunächst für diese Schüler relevante Faktoren <strong>und</strong> deren<br />

Bedeutung für den Erwerb einer Fremdsprache erläutert wie z. B. die Auswirkungen<br />

von sprachlichen Schwächen.<br />

Im weiteren werden praktische Lerntipps gegeben (z. B. für das Lernen von Vokabeln).<br />

Dann werden spezifische Methoden der LRS-Therapie anhand konkreter Beispiele<br />

anschaulich gemacht.<br />

Fächerspezifisches wird für die Sprachen Englisch <strong>und</strong> Latein dargestellt.<br />

Zuletzt wird auf die Frage eingegangen, mit welcher Fremdsprache (Latein oder<br />

Englisch) Schüler mit einer Lese- Rechtschreibstörung in der 5. Klasse beginnen<br />

sollten.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Simone Baur<br />

simone.baur@heckscher-klinik.de<br />

++49 089 99990<br />

++49 089 99991111<br />

6


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Was ist für Eltern aus den KMK-Empfehlungen zu entnehmen?<br />

*Selma-Maria Behrndt<br />

Hanshagen, Deutschland<br />

Die Chancen einer schulischen LRS-Förderung auf der Gr<strong>und</strong>lage der KMK-Empfehlungen<br />

vom 4.12.2003 werden dargestellt. Dabei werden für Eltern wichtige<br />

Signalpassagen hervorgehoben sowie Möglichkeiten <strong>und</strong> Risiken diskutiert. Neue<br />

Erlasslagen werden, soweit schon vorhanden, einbezogen.<br />

Lit.: http://www.fis-bildung.de; Erlasse <strong>und</strong> Stellungnahmen der B<strong>und</strong>esländer; Zeitschriften<br />

für <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> des BVL (20004/05)<br />

Korrespondenzautor:<br />

Selma-Maria Behrndt<br />

Dr.Behrndt@gmx.de<br />

Prävention von Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibproblemen:<br />

frühe Erkennung <strong>und</strong> Förderung von Risiko-Kindern in einer Pilot-Klasse der<br />

Karlschule in Freiburg<br />

*Monica Biscaldi-Schäfer (1), Gunilla Wewetzer (1), Klaus Hennighausen (1), Eberhard<br />

Schulz (1)<br />

(1) Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung für Psychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie im Kindes- <strong>und</strong><br />

Jugendalter, Freiburg, Deutschland<br />

Zielsetzung:Entwicklungspsychologische Forschungsergebnisse haben gezeigt,<br />

dass es frühzeitige Hinweise auf sich entwickelnden Teilleistungsstörungen (TLS)<br />

gibt, z.B. Defizite in der phonologischen Bewusstheit stellen ein Risiko für den späteren<br />

Schriftspracherwerb dar. Es gibt Belege dafür, dass eine frühzeitig ansetzende<br />

Förderung bessere Lernausgangsvoraussetzungen <strong>und</strong> eine bessere psychosoziale<br />

Anpassung bei den Kindern schaffen kann.<br />

In einem Pilot-Projekt an der Karlschule werden Kinder mit Risiko für die Entwicklung<br />

einer LRS in einer 1. Klasse mit im schulischen Alltag integrierten Förderprogrammen<br />

intensiv unterstützt <strong>und</strong> gleichzeitig kinder-jugendpsychiatrisch kontinuierlich<br />

begleitet. Verlaufsuntersuchungen sollen die Entwicklung der Kinder in<br />

Leistungs- <strong>und</strong> sozialen-emotionalen Bereichen überprüfen.<br />

Materialien <strong>und</strong> Methoden: Untersucht wurden bis jetzt alle Kinder der Klasse (N: 9)<br />

u.a. mittels Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten<br />

(BISC), Kaufman Assesment Battery for Children (K-ABC)zur Prüfung der<br />

allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit, Heidelberger Sprachentwicklungstest<br />

(HST). Eine differenzierte Analyse des Leistungsprofils konnte weitere Hinweise<br />

auf Teilleistungsschwächen bezüglich Aufmerksamkeit, Gedächtnis, sprachlicher<br />

Verarbeitung oder visuomotorischer Koordination geben. In Verlaufsuntersuchungen<br />

werden die Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibfertigkeiten, die Entwicklung in verschiedenen<br />

Teilleistungs- <strong>und</strong> psychoemotionalen Bereichen überprüft.<br />

Ergebnisse: Individuelle Teilleistungsprofile <strong>und</strong> entsprechende Förderkonzepte<br />

werden dargestellt. Der Verlauf zeigt die Entwicklung im Bereich der schulischen<br />

7


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Fertigkeiten, der sozialen Kompetenzen <strong>und</strong> der emotionalen Befindlichkeit.<br />

Zusammenfassung: In einem Pilot-Projekt werden erste Ergebnisse eines gemeinsamen<br />

medizinischen <strong>und</strong> pädagogischen Förderkonzept zur Prävention von TLS<br />

<strong>und</strong> deren soziale-emotionale Konsequenzen vorgestellt. In der Diskussion wird<br />

darauf fokussiert, wie Wirksamkeit, Vor- <strong>und</strong> Nachteile solcher Förderkonzepte in<br />

offenen Studien ermittelt werden können.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Monica Biscaldi-Schäfer<br />

biscaldi@psyallg.ukl.uni-freiburg.de<br />

++49 0761 2706873<br />

++49 0761 2706859<br />

The neural basis for literacy acquisition in alphabetic scripts<br />

Leo Blomert<br />

Dept. of Cognitive Neuroscience, Faculty of Psychology, Universiteit Maastricht, The Netherlands<br />

Most people acquire literacy skills with remarkable ease even though the human<br />

brain is not evolutionary adapted to this relatively new cultural phenomenon. Associations<br />

between letters and speech so<strong>und</strong>s form the basis of reading acquisition<br />

in alphabetic scripts. We investigated time course aspects of the integration of<br />

graphemes and phonemes by using electrophysiological brain responses (ERP-Mismatch<br />

Negativity) in normal reading adults, normal reading children and dyslexics.<br />

There is a clear change from childhood to adulthood and dyslexics deviate form the<br />

normal readers. Thusd the automatisation of the learned association between letters<br />

and speech so<strong>und</strong>s extends over long periods of time and is developing differently<br />

in dyslexics. In addition we investigated the functional neuroanatomy of associations<br />

between letters and speech so<strong>und</strong>s using functional magnetic resonance imaging<br />

(fMRI). The most interesting finding is a modulation of the response to speech<br />

so<strong>und</strong>s in early auditory cortex by visual letters. Furthermore we fo<strong>und</strong> that the<br />

neural response to grapheme-phoneme integration mimics basis neurophysiological<br />

timing properties of natural multi-modal cells in animal cortex. Our data indicate<br />

that the efficient processing of culturally defined associations between letters and<br />

speech so<strong>und</strong>s may be based on a naturally evolved neural mechanism for integrating<br />

audiovisual speech. A tentative model for grapheme-phoneme integration in the<br />

brain will be presented.<br />

Die Rechte legasthener Kinder – Der Europäische Fragebogen zu <strong>Legasthenie</strong><br />

Marta Bogdanowicz<br />

Polish Dyslexia Association, University of Gdansk, Gdansk, Polen<br />

Am 20. November 1989 unterzeichneten die Vereinten Nationen auf Initiative Polens<br />

(Barczy´ski, 2001) das Übereinkommen über die Rechte des Kindes. Ausschlag-<br />

8


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

gebend war dabei für die Unterzeichnerstaaten die Notwendigkeit, die Lage von<br />

Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen durch die Gewährleistung weltweiter Mindeststandards<br />

in Fürsorge <strong>und</strong> Bildung zu verbessern. Jeder Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen<br />

sollte das Übereinkommen in seinen eigenen Rechtkatalog aufnehmen.<br />

Der legislative Charakter des Übereinkommens besagt, dass jeder Unterzeichnerstaat<br />

das eigene Rechtssystem auf die in dem Übereinkommen geforderten<br />

Mindeststandards ausrichten muss. Diese Mindeststandards der Rechte des Kindes<br />

haben eine persönliche, politische, wirtschaftliche, soziale <strong>und</strong> kulturelle Dimension.<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner allgemeinen Akzeptanz wurde das Übereinkommen zu einer Art<br />

weltweit gültigen Verfassung zur Wahrung der Rechte des Kindes.<br />

An diese Ziele anknüpfend hat die EDA beschlossen, in ihren Mitgliedsstaaten die<br />

Rechte legasthener Kinder einer Untersuchung zu unterziehen. 2002-2003 wurden<br />

alle EDA-Mitgliedsstaaten gebeten, einen Fragebogen diesbezüglich auszufüllen.<br />

Dieser Fragebogen wurde von Marta Bogdanowicz in Zusammenarbeit mit H. Alan<br />

Sayles erstellt. Aus zwanzig verschiedenen Staaten wurden vier<strong>und</strong>zwanzig ausgefüllte<br />

Fragebogen eingereicht <strong>und</strong> zwar von ein<strong>und</strong>zwanzig verschiedenen EDA-Organisationen,<br />

zwei außereuropäischen Organisationen (der International Dyslexia<br />

Association der USA <strong>und</strong> des <strong>Legasthenie</strong>verbandes Brasiliens) <strong>und</strong> einer Einzelperson,<br />

die beabsichtigt, in Litauen einen neuen <strong>Legasthenie</strong>verband zu gründen.<br />

Nachdem die gesammelten Informationen ausgewertet worden waren, wurden die<br />

Ergebnisse an die Autoren zurückgesandt, um sicherzustellen, dass keine nachträglichen<br />

Änderungen vorgenommen werden konnten. Aufgr<strong>und</strong> der so gewonnenen<br />

Daten wurde der Bericht in einigen Punkten geändert. An dieser Stelle werden nun<br />

die endgültigen Ergebnisse mit den aus der Analyse hervorgehenden Folgerungen<br />

präsentiert.<br />

Da die Mitgliedsstaaten große Unterschiede hinsichtlich der politischen, rechtlichen<br />

<strong>und</strong> bildungspolitischen Situation aufweisen, war die Auswertung recht kompliziert.<br />

Auch die verschieden konnotierte Terminologie kam noch erschwerend hinzu. Es<br />

gab keine Möglichkeit, die gesammelten Daten mit der faktischen Wirklichkeit in<br />

den Ländern zu vergleichen, so dass die Ergebnisse ausschließlich das Wissen<br />

derjenigen reflektieren, die den jeweiligen Fragebogen ausgefüllt hatten. Dennoch<br />

aber glauben wir, dass die Aussagen der Mitgliedsorganisationen zur rechtlichen<br />

<strong>und</strong> faktischen Situation legasthener Kinder im jeweiligen Land maximale Genauigkeit<br />

aufweisen. Daher erscheint uns das gesammelte Material objektiv <strong>und</strong> wertvoll.<br />

Dennoch aber wird es wohl nötig sein, die vorliegenden Daten auch in Zukunft zu<br />

erweitern <strong>und</strong> zu aktualisieren.<br />

Die Details der Untersuchung finden sich in folgendem Buch:<br />

Marta Bogdanowicz, Alan Sayles (2004) Rights of the Dyslexic Child in Europe.<br />

Gda´sk, Harmonia (see: EDA NEWS Vol.11, No.1, May 2005).<br />

Übersetzt von Simone Neuber<br />

Korrespondenzautor:<br />

Marta Bogdanowicz<br />

marta.bogdanowicz@wp.pl<br />

++48 58 5570531<br />

++48 58 5570531<br />

9


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

European Dyslexia Association Questionnaire: The Rights of Dyslexic Children<br />

Marta Bogdanowicz<br />

Polish Dyslexia Association, University of Gdansk, Gdansk, Polen<br />

Presented paper describes the rights of dyslexic children in Europe (more details<br />

concern Polish pupils). It includes the results of The European Dyslexia Association<br />

Questionnaire on rights of dyslexic children conducted in co-operation with associations<br />

gathered in European Dyslexia Association in years 2002-3. Additional data<br />

were also gained from International Dyslexia Association (USA). All EDA Members<br />

were invited to take part in the survey, 19 of which replied. Participating Associations<br />

provided details on the legal and educational situation of dyslexic children in their<br />

countries on the basis of the questionnaire prepared by Marta Bogdanowicz (edited<br />

by Alan Sayles). It consisted of 39 items (mostly multiple choice questions) organised<br />

into 2 sections (The Rights of Dyslexic Children in Law; The Rights of Dyslexic<br />

Children in School).<br />

The survey provided very interesting results. It appeared that although nearly all the<br />

countries represented by Associations signed The UN Convention on Rights of the<br />

Child (1989), the situation of dyslexic children in most of them is not satisfying yet.<br />

The level of awareness of dyslexia-related problems is described mostly as poor<br />

(no one used the phrases “excellent” or “very good”). Both legal and educational<br />

situation of dyslexic pupils differs significantly in various countries. In some of them<br />

certain special rights for dyslexic at school are provided (ca 70% of respondents<br />

claimed to have such privileges), but they are not respected everywhere and in the<br />

full range (only in 60% of cases they were guaranteed by law). Generally it may be<br />

stated that not all the dyslexic pupils are treated as children with Special Educational<br />

Needs. The gathered material can be a good pattern for these countries where legislation<br />

for dyslexic pupils is not appropriate. It seems necessary to gather and keep<br />

adding new, up-to-date information to the present material in the future.<br />

Detailed results can be fo<strong>und</strong> in a book: Marta Bogdanowicz, Alan Sayles (2004)<br />

Rights of the Dyslexic Child in Europe. Gda´sk, Harmonia (see EDA NEWS Vol.11,<br />

No.1, May 2005).<br />

Korrespondenzautor:<br />

Marta Bogdanowicz<br />

marta.bogdanowicz@wp.pl<br />

++48 58 5570531<br />

++48 58 5570531<br />

Lernen mit ADHS-Kindern<br />

Claudia Oehler (1), *Armin Born (2)<br />

(1) Psychotherapeutische Praxis, Würzburg, Deutschland; (2) KJP-Praxis, Würzburg, Deutschland<br />

Bei ADHS-Kinder bestehen gehäuft Lern- <strong>und</strong> Leistungsprobleme. Betrachtet man<br />

statistische Zahlen, so sind diese erschreckend. In Abhängigkeit der Definition von<br />

Teilleistungsstörungen (Diskrepanzmaße) finden sich bei ADHS-Kindern Lesestö-<br />

10


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

rungen in 8 – 39 %, Rechtschreibstörungen in 12 – 26 % <strong>und</strong> Rechenstörungen in<br />

12 – 33 % der Fälle (vgl Barkley 1998, Döpfner u.a. 2000). Umgekehrt kann man<br />

auch bei Kindern mit Teilleistungsstörungen überproportional mehr Kinder finden,<br />

die gleichzeitig auch Symptome einer ADHS aufweisen. Von den 4,4 % - 6,7 % der<br />

Kinder, die im deutschsprachigen Raum eine <strong>Dyskalkulie</strong> aufweisen, haben zum<br />

Beispiel 26 % - 42 % gleichzeitig auch ein ADHS (vgl. Jakobs, Petermann 2003).<br />

Um diesen Kindern kompetent helfen zu können, benötigen wir Wissen über Abspeicher-<br />

<strong>und</strong> Behaltensprozesse im Allgemeinen <strong>und</strong> die besonderen Gefahrenstellen<br />

in der Informationsverarbeitung <strong>und</strong> somit beim Lernen von ADHS-Kindern. Es gibt<br />

keine Lernrezepte, die für jedes Kind <strong>und</strong> auch nicht für jedes ADHS-Kind passen.<br />

Aus den besonderen Voraussetzungen der ADHS-Kinder sind jedoch Gr<strong>und</strong>prinzipien<br />

für deren Lernen <strong>und</strong> auch besondere Anforderungen an die Eltern ableitbar.<br />

Ziel in den Gr<strong>und</strong>fertigkeitsbereichen Rechtschreiben, Lesen <strong>und</strong> Rechnen ist es,<br />

für ADHS-Kinder ein solides F<strong>und</strong>ament zu schaffen <strong>und</strong> Automatisierungen zu<br />

erreichen. Diese können dann die Basis für komplexere Lernanforderungen bilden.<br />

ADHS-Kinder benötigen hierfür jedoch passende Lernmethoden, die ihnen von<br />

schulischer Seite häufig nicht zur Verfügung gestellt werden.<br />

Barkley R.: Attention-Deficit Hyperactivity Disorder. A Handbook for Diagnosis and<br />

Treatment. New York, London 1998<br />

Born A., Oehler C.: Lernen mit ADS-Kindern. 3. überarb. Auflage. Stuttgart 2004<br />

Döpfner M., Schürmann S., Lehmkuhl G.: Hyperkinetische Störungen. Göttingen<br />

2000<br />

Jakobs, Petermann: <strong>Dyskalkulie</strong> – Forschungsgegenstand <strong>und</strong> Perspektiven. Kindheit<br />

<strong>und</strong> Entwicklung 2003, S. 197 - 211<br />

Korrespondenzautor:<br />

Armin Born<br />

aaakkkborn@aol.com<br />

++49 0931 950137<br />

++49 0931 950137<br />

Einfluss verschiedener LRS-Trainingsprogramme auf Verhaltensmaße<br />

*Christoff Bott (1), Isabella Paul (1)<br />

(1) Universität Konstanz, Konstanz, Deutschland<br />

Ziel der vorgestellten Studie war die Überprüfung dreier verschiedener Trainingsverfahren<br />

zur Verbesserung der Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibleistung bei Kindern aus 3. <strong>und</strong><br />

4. Klassen mit LRS. Die Trainingsverfahren basieren auf verschiedenen Theorien<br />

zur LRS <strong>und</strong> sollten durch ein Training der phonologische Verarbeitung (rhythmischsilbierendes<br />

Training nach der Buschmann-Methode), der temporalen Verarbeitung<br />

(Wahrnehmungstraining mit dem PC) oder von kognitive Strategien <strong>und</strong> Regeln<br />

(Marburger Rechtschreibtraining) die Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibleistung verbessern.<br />

Zusätzlich zu standardisierten <strong>und</strong> nichtstandardisierten Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibtests<br />

wurden vor <strong>und</strong> nach dem Training Tests zur phonologischen Verarbeitung <strong>und</strong><br />

zur kategorialen Wahrnehmung <strong>und</strong> ein nonverbaler Intelligenztest durchgeführt.<br />

An der vorliegenden Studie nahmen 22 unbeeinträchtigte Kontrollprobanden <strong>und</strong> 64<br />

11


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Kinder mit LRS teil, die zufällig auf die drei Trainings verteilt wurden, die 5 Wochen<br />

lang durchgeführt wurden.<br />

Vor dem Training war die Kontrollgruppe in allen Verhaltenstests signifikant besser<br />

als die LRS-Gruppe, die damit ein phonologisches Verarbeitungsdefizit zeigte.<br />

Nach dem Training zeigten alle Trainingsgruppen eine signifikant verbesserte Leistung<br />

im DRT, während in den Lesetests <strong>und</strong> den Tests zur phonologischen Verarbeitung<br />

nicht weniger Fehler gemacht wurden. Da keine differentiellen Trainingseffekte<br />

erzielt wurden <strong>und</strong> es keine Verbesserung der phonologischen Verarbeitung<br />

gab, sind auf Gr<strong>und</strong> dieser Ergebnisse keine Aussagen über die Ätiologie möglich.<br />

Jedoch scheint das Buschmanntraining am effektivsten zu sein, da es nur 2 mal pro<br />

Woche statt 4 mal wie die anderen Trainings durchgeführt wurde. In dieser Studie<br />

konnten zwar phonologische Verarbeitungsdefizite bei LRS gezeigt werden. Da aber<br />

keine differentiellen Trainingseffekte erzielt wurden, gibt es keinen Beleg für einen<br />

kausalen Zusammenhang zwischen phonologischem Defizit <strong>und</strong> LRS.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Christof Bott<br />

christof.bott@uni-konstanz.de<br />

++49 07531 883301<br />

Neurophysiological precursors of dyslexia<br />

*Daniel Brandeis (1), Silvia Brem (1), Kerstin Bucher (1), Rosemarie Benz (1), Felicitas<br />

Kranz (1), Urs Maurer (1)<br />

(1) University of Zürich, Department of Child and Adolescent Psychiatry, Zürich, Schweiz<br />

Both phonological and visual processing deficits contribute to developmental<br />

dyslexia. For the auditory modality, changes in the event-related potential (ERP) to<br />

both language so<strong>und</strong>s and to subtle tone differences are fo<strong>und</strong> in children at risk<br />

for dyslexia (1) , and in those with dyslexia. For the visual modality, dyslexic children<br />

exhibit impaired processing of print and of motion stimuli which affects fast visual<br />

processes during the initial 220 ms of the ERP (2) . Differences between non-reading<br />

kindergarten children with and without familial risk for dyslexia were investigated<br />

using a repetition detection paradigm. Both visual and auditory processing of words,<br />

pseudowords, and symbols/so<strong>und</strong>s, plus visual picture processing was tested.<br />

Behaviorally, children at risk did not differ from controls in detecting visual or auditory<br />

targets. Their ERPs were mainly reduced in strength when visual stimuli were<br />

presented, and showed mainly a reduced asymmetry for phonological stimuli.<br />

Some of these differences also characterized the dyslexic children compared to the<br />

controls, when they were grouped by their outcome in grade two. This indicates that<br />

both auditory/phonological and visual processing deficits before learning to read<br />

may serve as early markers for developmental dyslexia.<br />

(1) Maurer, U., Brem, S., Bucher, K., & Brandeis, D. (2003). Altered tone and phoneme<br />

mismatch negativity in children at risk for dyslexia. Neuroreport, 14(17),<br />

2245-2250.<br />

(2) Brandeis, D., Vitacco, D., & Steinhausen, H. C. (1994). Mapping brain-electric microstates<br />

in dyslexic children during reading. Acta Paedopsychiatrica, 56, 239-247.<br />

12


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Supported by SNF grant 32-59276, Universität Zürich, and NCCR on Neural Plasticity<br />

and Repair<br />

Korrespondenzautor: Daniel Brandeis<br />

brandeis@kjpd.unizh.ch<br />

++41 43 4992763, ++41 43 4992604<br />

Reifungsprozesse im Lesenetzwerk nach dem Lesenlernen<br />

bis ins Erwachsenenalter<br />

*Silvia Brem (1), Daniel Brandeis (1), Pascal Halder (1), Kerstin Bucher (2)<br />

(1) Zentrum für Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie, Universität Zürich, Zürich, Schweiz; (2) MR-Zentrum,<br />

Universitäts-Kinderklinik, Zürich, Schweiz<br />

Zielsetzung:<br />

Diese Studie untersucht die späten Reifungsprozesse im Lesenetzwerk nach dem<br />

Lesenlernen von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter.<br />

Materialien <strong>und</strong> Methoden:<br />

Die visuelle Wort- <strong>und</strong> Symbolverarbeitung von Kindern (n=19, 9.3-11.6 Jahre),<br />

Jugendlichen (n=13, 15.2-17.3 Jahre) <strong>und</strong> Erwachsenen (n=18, 19.8-30.8 Jahre)<br />

wurde mittels mit Elektroenzephalographie (64 Kanäle) <strong>und</strong> funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT, 1.5T Philipps) aufgezeichnet. Die Aufgabe der Versuchspersonen<br />

war eine Taste zu drücken bei Wörtern oder Symbolreihen, die unmittelbar<br />

nacheinander repetiert wurden.<br />

Ergebnisse:<br />

Die visuelle Wortpräsentation löste in allen Altersgruppen implizites Lesen aus. Wörter<br />

aktivierten das charakteristische, links-hemisphärische Lesenetzwerk, während<br />

Symbolreihen ein stark bilaterales Netzwerk aktivierten. Deutliche Unterschiede<br />

zwischen den Wörtern <strong>und</strong> Symbolreihen wurden auch in den Amplituden <strong>und</strong> Topographien<br />

der evozierten Potentiale (EPs) schon nach weniger als 0.25s gef<strong>und</strong>en.<br />

Die Altersunterschiede in den EPs <strong>und</strong> in den fMRT Daten waren wie erwartet beim<br />

direkten Vergleich von Kindern <strong>und</strong> Erwachsenen am grössten. Massive Amplitudenabnahmen<br />

sowohl der frühen (


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

<strong>Dyskalkulie</strong> bei Erwachsenen<br />

*Hans Georg Brühl<br />

Zentrum für <strong>Dyskalkulie</strong>therapie Bonn, Bonn, Deutschland<br />

Mit meinem Wunsch, rechenschwachen Erwachsenen effektive Hilfestellungen zu<br />

geben, habe ich in meiner Arbeit vor einigen Jahren Neuland betreten. Meine Erfahrungen<br />

beruhen auf zahlreichen Diagnostiken <strong>und</strong> erfolgreich beendeten Therapien.<br />

Nach regelmäßig durchgeführten Fortbildungen bei der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />

erhielt ich die Rückmeldung, wie erschreckend hoch die Zahl der rechenschwachen<br />

Erwachsenen bei Schulaussteigern ist.<br />

Ebenso wie bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen geht es bei der <strong>Dyskalkulie</strong> von Erwachsenen<br />

um ein gr<strong>und</strong>sätzliches Missverstehen der Mathematik. Durch die Anwendung<br />

unverstandener Strategien wurde während der Schulzeit über Jahre hinweg<br />

versucht, zu kompensieren, um überhaupt Ergebnisse abliefern zu können. Auch<br />

rechenschwache Erwachsene bleiben Zähler. Weil es ihnen unangenehm ist, Zählvorgänge<br />

öffentlich zu zeigen, haben sie gelernt, diese zu verbergen.<br />

In den meisten Fällen haben die Defizite im mathematischen Bereich das Alltagsleben<br />

massiv beeinflusst; häufig haben sich soziale Katastrophen abgespielt, weil z.B.<br />

eine Berufsausbildung weder begonnen noch abgeschlossen werden konnte. Selbst<br />

wenn ein verständnisvolles familiäres Umfeld sie während der Schulzeit auffangen<br />

konnte, war dies nur ein vorüber gehender Schutz: Ein selbstständiges Leben wird<br />

hierdurch nicht garantiert.<br />

Denn wer nicht rechnen kann, kann nicht mit Geld umgehen, Zeitabstände nicht<br />

ermitteln, <strong>und</strong> Gewichts- <strong>und</strong> Maßeinheiten nicht bestimmen. Obwohl die erwachsenen<br />

Dyskalkuliker viele Jahre mit Mathematik zu tun hatten, haben sie kein mathematisches<br />

Wissen aufbauen können.<br />

Die Lernausgangslage der Erwachsenen muss daher – ebenso wie bei rechenschwachen<br />

Kindern – durch eine qualitative Diagnostik der mathematischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen bestimmt werden. Deshalb ist es unumgänglich, eine Überprüfung des<br />

arithmetischen Basiswissens durchzuführen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Hans Georg Brühl<br />

ZDB-Bonn@t-online.de<br />

++49 0228 9766600<br />

++49 0228 9766602<br />

Zusammenhang zwischen sprachanalytischen <strong>und</strong> artikulatorischen<br />

Leistungen im Vorschulalter – geprüft mit dem HVS – <strong>und</strong> späteren<br />

Schriftsprachleistungen<br />

*Monika Brunner (1), Judith Troost (1), Ute Pröschel (1)<br />

(1) Univ. Klinik Heidelberg, Stimm- <strong>und</strong> Sprachabt. /Pädaudiologie, 69120 Heidelberg, BRD<br />

Zielsetzung:<br />

Mit dem Heidelberger Vorschulscreening (HVS) zur auditiv-kinästhetischen Wahr-<br />

14


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

nehmung <strong>und</strong> Sprachverarbeitung von Brunner et al. (2001) liegt ein <strong>Testverfah</strong>ren<br />

vor, das sprachanalytische <strong>und</strong> artikulatorische Fähigkeiten im Vorschulalter erfasst.<br />

In dem Vortrag wird der Test anhand von Videobeispielen vorgestellt <strong>und</strong> über die<br />

Zusammenhänge mit späteren Schriftsprachleistungen berichtet.<br />

Methode:<br />

Die Stichprobe der Validierungsstudie umfasste 103 Kinder, welche als Vorschulkinder<br />

zur Normstichprobe des HVS gehörten <strong>und</strong> ca. zwei Jahre später, Mitte der<br />

zweiten Klasse, Lese-, Rechtschreib- <strong>und</strong> Intelligenztests bearbeiteten.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Untersuchung erbrachte statistisch bedeutsame Korrelationen mit der Lese- <strong>und</strong><br />

Rechtschreibleistung für den HVS-Gesamtwert <strong>und</strong> 6 der 7 Untertests. Für das Lesen<br />

<strong>und</strong> für die Rechtschreibung ergaben sich unterschiedliche Profile des Zusammenhangs:<br />

Die Untertests „Artikulomotorik“ <strong>und</strong> „Phonematische Differenzierung“<br />

korrelierten deutlich mit der späteren Rechtschreibfähigkeit, die Untertests „Auditive<br />

Merkspanne“ <strong>und</strong> „Silben Segmentieren“ speziell mit der späteren Lesefertigkeit.<br />

Der höchste Zusammenhang mit sowohl der Rechtschreib- als auch der Lesefähigkeit<br />

bestand für die Untertests „Wortfamilien Erkennen“ <strong>und</strong> „Reimwörter Erkennen“.<br />

Die Korrelationen mit der sprachfreien Intelligenz waren im Vergleich dazu seltener<br />

signifikant <strong>und</strong> durchschnittlich niedriger.<br />

Zusammenfassung:<br />

Das HVS prüft auf ökonomische Weise Fähigkeiten, deren Einschränkung ein Risiko<br />

für den Schriftspracherwerb darstellt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Monika Brunner<br />

Monika_Brunner@med.uni-heidelberg.de<br />

++49 06221 567242<br />

++49 06221 565753<br />

Psychische Entlastung von betroffenen Kindern <strong>und</strong> Eltern am Beispiel des<br />

Projektes LegaKids.net<br />

*Britta Büchner (1), Michael Kortländer (1)<br />

(1) LegaKids. net, München, Deutschland<br />

Hat ein Kind <strong>Legasthenie</strong>, liegt meist ein langer Leidensweg vor ihm. Die Ursache<br />

der Schulprobleme des Kindes wird oft spät erkannt, Kind <strong>und</strong> Eltern werden durch<br />

die Folgeerscheinungen psychisch belastet. Lern- <strong>und</strong> Lebensfreude sowie Selbstbewusstsein<br />

des Kindes schmelzen dahin.<br />

Bevor nun eine erfolgreichere Auseinandersetzung mit Schriftsprache beginnen<br />

kann, gilt es, das Kind <strong>und</strong> die Eltern psychisch zu entlasten. Hier sehen wir die<br />

Aufgabe des Internetprojektes LegaKids.net.<br />

LegaKids.net ist die erste deutschsprachige Internetseite speziell für Kinder mit<br />

<strong>Legasthenie</strong>.<br />

Die Protagonisten Lega <strong>und</strong> Steni stehen mit den Buchstaben auf Kriegsfuß. Schuld<br />

daran ist LURS, das Lese- <strong>und</strong> Rechtschreib-Monster. Weil es unsichtbar ist,<br />

denken Mitschüler, Eltern <strong>und</strong> Lehrer, es wäre nur eine Ausrede für die Faulheit der<br />

15


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Kinder. Deshalb erfinden Lega <strong>und</strong> Steni die Reflektor-Maschine - <strong>und</strong> plötzlich ist<br />

LURS für alle sichtbar! Und was sichtbar ist, kann man gemeinsam bekämpfen...<br />

Mit (Hör-)Geschichten zu einzelnen Problemfeldern erfahren betroffene Kinder mehr<br />

über ihre Situation – <strong>und</strong> sie können sie anderen Kindern begreiflich machen. Auch<br />

Eltern <strong>und</strong> Lehrern fällt es über den Weg der Geschichten leichter, sich mit den<br />

Kindern zu identifizieren.<br />

In einem entspannten Umfeld finden die Kinder außerdem Lernspiele. Für Eltern <strong>und</strong><br />

Lehrer gibt es Informationen, Therapeuten können die Geschichten in der Therapie<br />

einsetzen.<br />

Anhand der Reaktionen von Kindern, Eltern, Lehrern, Therapeuten <strong>und</strong> Medien können<br />

bereits jetzt vielfältige psychische Entlastungsmöglichkeiten für die Betroffenen<br />

aufgezeigt werden. Durch die Rückmeldungen kann das Projekt zielorientiert <strong>und</strong><br />

zeitnah ausgebaut werden. Die Öffentlichkeitsarbeit soll zudem eine partielle Auflösung<br />

der Stigmatisierung <strong>und</strong> eine größere Bereitschaft zur Früherkennung fördern.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Britta Büchner<br />

buechner@LegaKids.net<br />

++49 089 13013600<br />

++49 089 13013602<br />

Lesen lehren <strong>und</strong> Lesen lernen<br />

*Ulrich Butz<br />

Schlossschule Stutensee, Gr<strong>und</strong>schule, Karlsruhe, Deutschland<br />

Dieses umfassende <strong>und</strong> jahrelang erprobte Leselernkonzept wurde an einer Schule<br />

für Erziehungshilfe aus der Unterrichtspraxis heraus entwickelt. Leseversager<br />

mit guter Begabung, Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen, aber auch allgemein<br />

schwächer begabte Menschen, leseschwache Jugendliche <strong>und</strong> aus dem Ausland<br />

stammende Leseneulinge wurden durch dieses Lernsystem zum Lesen gebracht.<br />

Besondere Markierungssysteme <strong>und</strong> ein rechtschreibrelevantes Laut-Handzeichensystem<br />

bilden das Gr<strong>und</strong>gerüst für einen textorientierten Lesekurs. Laut-, Wort-,<br />

Satz- <strong>und</strong> Textebene werden genutzt, um im Sinne einer multisensorischen Vernetzung<br />

mangelnde Gr<strong>und</strong>lagenkompetenzen systematisch zu beheben. Eine sinnfreie<br />

Abarbeitung von Silben oder Fantasiewörtern in Form endloser Funktionsübungen<br />

wird bewusst vermieden. Der allgemeinen Sprachentwicklung wird breiter Raum<br />

gegeben. Frühzeitig werden kleine Sätze <strong>und</strong> Texte in den Leselernprozess einbezogen.<br />

Durch Bild- <strong>und</strong> Textbesprechungen wird der benötigte Wortschatz geschaffen,<br />

Sinnbezüge hergestellt, Leseerwartung aufgebaut.<br />

Eine vollständige <strong>und</strong> beispielhafte Durchgliederung einzelner Lernwörter <strong>und</strong><br />

bestimmter Lautsequenzen wird durch das Handzeichensystem unterstützt. Diese<br />

Handzeichen begleiten <strong>und</strong> ergänzen den gesamten Lehrgang. Sie taugen nicht<br />

nur zur Entschlüsselung von Lautabfolgen, sondern bieten auch erste Zugänge zur<br />

rechtschreiblichen Struktur unserer Schrift. Sie tragen allen Besonderheiten unserer<br />

Schriftsprache Rechnung. So können bspw. mit den Handzeichen auch Doppelkonsonanten<br />

<strong>und</strong> Doppelvokale dargestellt werden.<br />

Um die tatsächliche Lautfolge im geschriebenen Wort kenntlich zu machen, werden<br />

16


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Buchstabenkombinationen mit Hilfe von Markierungen hervorgehoben. Dem <br />

wird z. B. ein Schiffssymbol, dem ein Ei zugeordnet. Die Lautabfolge wird so<br />

mühelos erkannt. Vorsilben <strong>und</strong> Zusammensetzungen werden durch eine etwas<br />

dickere Strichführung gekennzeichnet (Seelöwe, gelegen).<br />

Die Durchführung des Lesekurses ist nicht nur Lehrern, Therapeuten oder anderen<br />

Fachleuten vorbehalten, sondern ist auch sprachbewussten Eltern oder interessierten<br />

Betreuern möglich.<br />

Korrespondenzautor: Ulrich Butz<br />

kontakt@lesebutz.de<br />

++49 0721 9664250, ++49 0721 9664249<br />

Wie funktioniert Lesen? Und wie nicht?!<br />

*Ulrich Butz<br />

Schlossschule Stutensee, Gr<strong>und</strong>schule, Karlsruhe, Deutschland<br />

Gekonntes Lesen zeichnet sich durch Leichtigkeit aus. Komplexe Textbestandteile<br />

werden auf einen Blick erfasst. Der Lesekönner kann auf einen gesicherten<br />

Lautbestand, ein immenses inneres Lexikon, ein umfassendes Sprachverständnis,<br />

rechtschreibliche Regeln, perfekte grammatikalische Strukturen, Allgemeinwissen,<br />

Alltagserfahrung <strong>und</strong> die Fähigkeit zu symbolischem Denken zurückgreifen. Eine<br />

hohe Lesevorhersage wird gewährleistet, die Lesen wie ein Schneeballsystem in<br />

Gang setzt. Durch Informationsüberschuss gelingt es sogar, einen Text trotz vertauschter<br />

Buchstabenordnungen flüssig zu lesen.<br />

Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nihct witicgh in wlecehr<br />

Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist dsas<br />

der estre <strong>und</strong> der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein<br />

ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. (Massen-Email<br />

2003)<br />

Leseanfänger verfügen zunächst über geringere Voraussetzungen. In der Regel<br />

entwickelt sich das notwendige Wissensgeflecht in Wechselwirkung zu einem sich<br />

automatisierenden Lese-Rechtschreibprozess.<br />

Daneben fallen Kinder auf, deren Sprache <strong>und</strong> Lautbewußtheit schwächer entwickelt<br />

sind. Ebenso bleibt das Lesen für eine Gruppe sprachlich gut ausgerüsteter<br />

Schüler ein störanfälliger Vorgang.<br />

Stockende Leser verharren in einer Laut für Laut-Lesestrategie. Beim Entschlüsseln<br />

fallen ihnen Verschleifungen von Lautsequenzen zu sinnvollen Einheiten schwer.<br />

Schriftzeichen <strong>und</strong> Lautstrukturen werden nicht reibungslos in Beziehung gesetzt.<br />

Ein ökonomisches Blicksystem für Schrift konnte sich nicht entwickeln.<br />

Rateleser lesen über wichtige Einzelheiten hinweg. Sie versuchen ein ansprechendes<br />

Lesetempo zu erreichen, was zu Lasten der Richtigkeit geht. Geschickt nutzen<br />

Rateleser textunabhängige Vor- <strong>und</strong> Begleitinformationen. So können sie, trotz<br />

ungenauen Lesens, zeitweise erstaunlich gute Aussagen zum Text machen.<br />

Korrespondenzautor:Ulrich Butz<br />

kontakt@lesebutz.de<br />

++49 0721 9664250, ++49 0721 9664249<br />

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Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

ADHS: Diagnostik, Ursachen <strong>und</strong> Förderung<br />

*Kurt Czerwenka<br />

Universität Lüneburg, Fachbereich Pädagogik, Lüneburg, Deutschland<br />

Die Aufmerksamkeits-Defizit Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gilt als die häufigste<br />

kinder- <strong>und</strong> jugendpsychiatrische Störung. Angesichts öffentlicher Debatten über Ursachen<br />

<strong>und</strong> Behandlung muss sie wohl auch als die kontroverseste Störung gelten.<br />

Die öffentliche Kontroverse steht jedoch in deutlichem Widerspruch zu den wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen, die in den vergangenen Jahren über Ursachen,<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Behandlung von ADHS gewonnen wurden.<br />

Es kann als zweifelsfrei gelten, dass<br />

- ADHS keine Erfindung von Psychiatern, Eltern oder Lehrern, sondern eine in<br />

erster Linie neurobiologisch verursachte Erkrankung ist;<br />

- die Diagnostik <strong>und</strong> Differentialdiagnostik aufwendig ist <strong>und</strong> ein gutes Fachwissen<br />

voraussetzt;<br />

- die neurobiologischen Erkenntnisse bislang nicht ausreichen, um die Diagnose<br />

anhand von Tests oder Laborparametern zu bestätigen;<br />

- die besten Behandlungserfolge mit einem multimodalen Behandlungskonzept zu<br />

erzielen sind, wobei die Medikamente eine wichtige, keinesfalls jedoch die alleinige<br />

Rolle spielen;<br />

- ohne Behandlung im schulischen, beruflichen <strong>und</strong> privaten Bereich bei der Mehrzahl<br />

der Patienten erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität zu erwarten<br />

sind.<br />

Der Workshop soll praxisnah den aktuellen Stand der ADHS-Forschung vermitteln<br />

<strong>und</strong> dabei auf drei Bereiche fokussieren:<br />

A) Diagnostik <strong>und</strong> Differentialdiagnostik (HUSS)<br />

B) Ursachen <strong>und</strong> deren Relevanz für Diagnostik <strong>und</strong> Therapie (BANASCHEWSKI)<br />

C) Erfolgreiche Behandlungsansätze in der Schule (CZERWENKA)<br />

In dem ersten Themenblock werden neue Entwicklungen im Bereich der Diagnostik<br />

abgehandelt. Vorgestellt werden die wichtigsten strukturierten <strong>und</strong> semistrukturierten<br />

Interviews einschließlich deren Berwertung für die Praxis. Ein weiterer Schwerpunkt<br />

wird auf den Einsatz von Checklisten <strong>und</strong> Fragebogen gelegt, die ebenfalls<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage neuerer Forschungsergebnisse hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit<br />

eingeschätzt werden. Weiterhin wird der aktuelle Stand der Neuropsychologie,<br />

Neurophysiologie, der Genetik <strong>und</strong> Bildgebung herangezogen um die Frage zu<br />

klären, welchen Beitrag diese Verfahren bezüglich der Diagnostik derzeit leisten<br />

können <strong>und</strong> welche Entwicklungen zu erwarten sind.<br />

In dem zweiten Themenblock wird der aktuelle Stand der neurobiologischen Forschung<br />

dargestellt. Schwerpunktthemen bilden die Genetik, die Neuropsychologie<br />

<strong>und</strong> die Neurophysiologie. Außerdem kommen aktuelle neurobiologische Modelle<br />

zur Sprache, mit man sich heute die Symptomatik <strong>und</strong> den Verlauf der Störung<br />

erklärt.<br />

Bei dem dritten Beitrag steht die Schule im Mittelpunkt. Es werden empirische<br />

Erkenntnisse über Konfliktmuster – <strong>und</strong> Lösungsstrategien im Umgang mit Schülern<br />

vermittelt, die an ADHS leiden. Dabei gilt nicht nur, Schülern erfolgreiche Lern- <strong>und</strong><br />

18


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Verhaltensstrategien zu vermitteln, sondern auch den Lehrkräften Techniken an die<br />

Hand zu geben, dem ‚burn-out’-Syndrom vorzubeugen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Kurt Czerwenka<br />

czerwenk@uni-lueneburg.de<br />

++ 04131 781682<br />

++ 04131 1688<br />

FMRT and ERP correlates of speech perception in dyslexia<br />

*Jean-Francois Demonet<br />

INSERM U455, Neuro-imagerie fonctionnelle, plasticité cérébrale et Pathologie neurologique, Toulouse,<br />

France<br />

PET, fMRI and ERPs were used to explore phonological processes, including phonemic<br />

categorical perception (CP), in dyslexic and normal readers. In agreement with<br />

many other reports (for a review, Démonet et al., Lancet, 2004) impaired brain activities<br />

were observed in the left temporal parietal cortex in dyslexic relative to control<br />

subjects. Further investigations concerned correlations between language performance<br />

and neural signals in dyslexic subjects. This approach disclosed abnormal<br />

patterns of activity suggesting that activity in the cingulate cortex could account for<br />

near-normal level of performance in some dyslexics while some parts of the classical<br />

language zone could subserve an atypical, possibly allophonic mode of speech<br />

perception as proposed by Serniclaes et al. (J Exp Child Psych, 2004) on the basis<br />

of behavioural observations.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Jean-Francois Démonet<br />

demonet@toulouse.inserm.fr<br />

++33 561 777686<br />

++33 561 499524<br />

Wie Eltern ihre Kinder unterstützen können: Ein ‚roter Faden’ für Schule<br />

- Diagnose - Therapie<br />

*Astrid Dietmann-Quurck<br />

LVL Hessen e. V., Wettenberg, Deutschland<br />

Am Anfang steht ein großes Rätsel ...<br />

Eltern, die erstmals mit dem Verdacht auf eine Lernstörung, auf <strong>Legasthenie</strong>, <strong>Dyskalkulie</strong>,<br />

eine Teilleistungsstörung in der visuellen <strong>und</strong>/oder auditiven Wahrnehmung<br />

konfrontiert werden, stehen vor einem großen Rätsel. Was ist mit meinem Kind? Oft<br />

beginnt nun eine wahre Odyssee um die Ursachen der Schwierigkeiten festzustellen<br />

<strong>und</strong> geeignete Hilfsangebote zu finden. Irrwege <strong>und</strong> Zeitverlust sind vorprogrammiert.<br />

19


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

„Wie finde ich die richtige Hilfe für mein Kind?“ ist die Leitfrage im Workshop für<br />

Eltern.<br />

In kurzen theoretischen Einheiten <strong>und</strong> Gesprächsr<strong>und</strong>en wird eine Übersicht vermittelt,<br />

wie Eltern ihr Kind stärken <strong>und</strong> unterstützen können.<br />

Themen im Workshop sind:<br />

- Wo können wir uns informieren?<br />

- Wie kann das Gespräch mit der Schule gelingen?<br />

- Welche Rechte haben Schüler <strong>und</strong> Eltern?<br />

- Wie soll ein wirksamer Nachteilsausgleich gestaltet sein?<br />

- Wer kann eine Diagnose stellen?<br />

- Wie finden wir eine Förderung oder Therapie?<br />

- Welche Tipps geben die Elternselbsthilfegruppen?<br />

Ziel des Workshops ist es Eltern Mut zu machen sich für ihre Kinder zu engagieren<br />

<strong>und</strong> selbst ein wenig Entlastung durch den Austausch mit anderen Eltern zu erfahren.<br />

Eine „Patent-Lösung“ darf in 3 St<strong>und</strong>en nicht erwartet werden, gerne gebe ich<br />

jedoch meine Erfahrungen aus der Elternberatung weiter.<br />

Die TeilnehmerInnen erhalten als Basisinformation „Der rote Faden – Ein <strong>Legasthenie</strong>ratgeber<br />

für Eltern“ des Landesverbandes <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> Hessen<br />

e.V..<br />

Korrespondenzautor:<br />

Astrid Dietmann-Quurck<br />

a.dietmann@LVL-Hessen.de<br />

++49 06406 906426<br />

++49 06664 911522<br />

Ein<strong>und</strong>zwanzig oder zwanzig eins<br />

*Jochen Donczik<br />

freiberuflich tätig, keine, Apolda-Schöten, Thüringen<br />

Die deutsche Bezeichnung mehrstelliger Zahlen ist für Kinder mit Rechenstörungen<br />

besonders schwer zu verstehen!<br />

Inhalt des abstracts:<br />

1. Fallbeispiel: Darstellung konkreter Schwierigkeiten eines Kindes mit Rechenstörungen<br />

beim Schreiben <strong>und</strong> Lesen mehrstelliger Zahlen<br />

2. Darstellung weiterer spezieller Probleme, die sich aus dem deutschen Zahlensystem<br />

für Kinder mit Rechenstörungen ergeben:<br />

• Zahlendreher,<br />

• Schwierigkeiten beim Verstehen <strong>und</strong> Unterscheiden der Nachsilben -zig bzw.<br />

-zehn, (vierzig bzw. vierzehn)<br />

• unlogische Bezeichnung der Zahlen 11 <strong>und</strong> zwölf,<br />

• Schwierigkeiten bei der Orientierung auf dem Zahlenstrahl.<br />

Auch Lernschwache sowie Personen mit Rechts-Links-Orientierungsstörungen<br />

haben große Schwierigkeiten mit dem deutschen Zahlwortsystem. Die<br />

Probleme enden nicht mit der Schulzeit. Sie setzen sich bis in die Berufsausbildung<br />

<strong>und</strong> später im Berufsleben fort.<br />

20


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

3. Vergleich des deutschen Zahlwortsystems mit dem System in anderen Ländern<br />

• Norwegen hat schon vor 50 Jahren per Parlamentsbeschluss ein Zahlwortsystem<br />

abgeschafft, das dem deutschen entspricht .<br />

• Kinder in asiatischen Staaten rechnen schneller, weil ihr Zahlwortsystem der<br />

Schreibweise der Ziffern entspricht. Deutschen Kindern wird der Umgang mit<br />

Zahlen erschwert. In internationalen mathematischen Vergleichen haben sie<br />

ohnehin nicht gut abgeschnitten (TMMS).<br />

4. Praktiker <strong>und</strong> Wissenschaftler, die sich mit dem Phänomen der Rechenstörung<br />

befassen <strong>und</strong> mit Dyskalulikern arbeiten <strong>und</strong> denen die Not mancher betroffener<br />

Kinder bewusst ist, sind aufgerufen, sich für eine Reform des deutschen Zahlwortsystems<br />

einzusetzen, wie das der Verein „Zwanzigeins“ tut.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Jochen Donczik<br />

dr.donczik@gmx.de<br />

++030 03644 517885<br />

Erfolgreiches Rechtschreiben mit dem Buch Lollipop - Ein integratives Konzept<br />

im Rahmen des Sprach- <strong>und</strong> Sachunterrichts<br />

*Gisela Dorst<br />

Studienseminar, Fachleiterin Deutsch, Naumburg, Deutschland<br />

In dem Workshop wird das Rechtschreibkonzept des Sprach-Sachbuches Lollipop<br />

vorgestellt, das in dem hessischen Modellversuch zum Schriftspracherwerb beeindruckende<br />

Lernerfolge aufweisen kann.<br />

Der von der Universität Marburg wissenschaftlich evaluierte Versuch beweist, dass<br />

sich die Zahl der lese- <strong>und</strong> rechtschreibschwachen Kinder durch ein entsprechend<br />

f<strong>und</strong>iertes Unterrichtskonzept um die Hälfte verringern lässt.<br />

Auf der Basis der aktuellen Forschungslage zum Schriftspracherwerb werden in<br />

dem Workshop die verschiedenen Aspekte, die für das erfolgreiche Rechtschreibkonzept<br />

von besonderer Bedeutung sind, umfassend erläutert <strong>und</strong> durch praktische<br />

Beispiele anschaulich dargelegt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gisela Dorst<br />

G.Dorst@t-online.de<br />

++49 5625 925206<br />

Zur Notwendigkeit, unterschiedliche Erscheinungsbilder von Lese-Rechtschreibschwächen<br />

in schule <strong>und</strong> Forschung zu unterscheiden<br />

*Lisa Dummer-Smoch<br />

<strong>B<strong>und</strong>esverband</strong> <strong>Legasthenie</strong>, ehemals PH Kiel<br />

Zielsetzung dieses Beitrags ist aufzuzeigen, dass die mit Lese-Rechtschreibschwächen<br />

verb<strong>und</strong>enen Begriffe in Schule <strong>und</strong> Forschung inhaltlich unterschiedlich<br />

21


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

benutzt werden. Da alle diese Begriffe mit entsprechend unterschiedlichen diagnostischen<br />

Kriterien verb<strong>und</strong>en sind, führen sie zu unterschiedlich definierten Untersuchungsstichproben.<br />

Die Folge sind widersprüchliche Forschungsergebnisse.<br />

Die Stichproben <strong>und</strong> Ergebnisse dreier jüngerer wissenschaftlicher Forschungsarbeiten<br />

werden analysiert. In der Analyse zeichnen sich drei Problemfelder ab: Die<br />

Fragwürdigkeit der Bestimmung eines oberen Grenzwertes für die Rechtschreibleistung<br />

(PR 15 oder PR 10). Die Intelligenzmessung mit eher sprachlichen versus<br />

eher bildhaft-räumlichen Verfahren. Die Art <strong>und</strong> Größe der Diskrepanz (zwischen<br />

individueller Rechtschreibleistung <strong>und</strong> dem Mittelwert der Altersgruppe, zwischen<br />

Intelligenz <strong>und</strong> Rechtschreibleistung oder zwischen relevanten Schulnoten).<br />

Im Vergleich zwischen den drei analysierten Arbeiten mit älteren Forschungsergebnissen<br />

lässt sich zeigen, dass Untersuchungen mit Stichproben unausgelesener<br />

schwächster Rechtschreiber zu untereinander vergleichbaren Ergebnissen führen,<br />

in denen sich ursächlich vor allem Milieuvariablen abzeichnen. Untersuchungen,<br />

deren Stichproben nach Diskrepanz-Kriteren ausgewählt wurden, führen zu<br />

Ergebnissen,die die Annahmen der älteren <strong>Legasthenie</strong>forschung stützen oder<br />

differenzieren.<br />

Pragmatisch gesehen, ergeben sich für Forschung <strong>und</strong> Schule unterschiedliche<br />

Forderungen: Forscher sollten Ergebnisse nur miteinander vergleichen, wenn sie<br />

mit gleichartigen Stichproben erhoben wurden: Unausgelesene versus Diskrepanz-<br />

Stichproben.<br />

Im Schulsystem, wo die <strong>Legasthenie</strong> ursprünglich als beeinträchtigender Faktor für<br />

die Schullaufbahnen begabter Kinder auffiel, sollten spezifische Hilfen <strong>und</strong> Nachteilsausgleiche<br />

während der Gr<strong>und</strong>schulzeit allen Kindern zugute kommen, die in<br />

Diktaten die Noten 5 <strong>und</strong> 6 erhalten.In Realschulen <strong>und</strong> Gymnasien sollten neben<br />

den zu schwachen Rechtschreibnoten Notendiskrepanzen zwischen sprachlichen<br />

<strong>und</strong> nichtsprachlichen Fächern <strong>und</strong> die Diskrepanz (IQ > Prozentrang in der Rechtschreibung)<br />

Nachteilsausgleiche begründen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Lisa Dummer-Smoch<br />

lidusmoch@t-online.de<br />

++ 04542 813027<br />

++ 04542 813027<br />

Der Aspekt des spielerischen Lernens bzw. didaktischen Spiels<br />

in der Förderung lese-rechtschreib-schwacher Kinder<br />

*Birgit Ebbert<br />

DUDEN PAETEC Institute für Lerntherapie NRW, Bochum, Deutschland<br />

„Viel Phantasie soll der Erzieher darauf verwenden, um Spiele zu erfinden <strong>und</strong><br />

Arrangements vorzubereiten.“ (Rousseau)<br />

Spiele sind seit Rousseau ein wichtiges Element in der Förderung von Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Vermittlung von Inhalten. Für die Förderung lese-rechtschreib-schwacher Kinder<br />

eignen sie sich aus verschiedenen Gründen, u. a.:<br />

- Durch eine entsprechende Materialzusammenstellung ist ein individueller Zuschnitt<br />

auf die Therapieziele jedes einzelnen Kindes möglich.<br />

22


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

- Spiele ermöglichen Erfolgserlebnisse, die die Persönlichkeit des Kindes stärken<br />

<strong>und</strong> die Lernfreude wieder beleben<br />

- Bei richtiger Auswahl der Spiele können erforderlich Lernvoraussetzungen wie z.<br />

B. Orientierungs- <strong>und</strong> Merkfähigkeit fachbezogen gefördert werden.<br />

Im Rahmen des Vortrags werden auf der Gr<strong>und</strong>lage kurzer theoretischer Überlegungen<br />

zur Bedeutung des Spiels am Beispiel von Materialien des Duden Paetec<br />

Instituts für Lerntherapie Möglichkeiten der spielerischen Lernförderung in Schule,<br />

Therapie <strong>und</strong> Elternhaus vorgestellt.<br />

- Erfolgreich lernen. Die besten Strategien für Ihr Kind.“ Köln: vgs-Verlagsgesellschaft<br />

2003<br />

- „10 Tipps, wie Sie Ihre Kinder zum Lesen verlocken…“. In: Leseinitiative NRW:<br />

Handbuch Leseförderung. Düsseldorf: Ministerium für Schule, Jugend <strong>und</strong> Kinder<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen 2003, S. 24<br />

- „Medienerziehung einmal anders: SPIELend. Seminardokumentation.“ Stuttgart:<br />

Aktion Jugendschutz 1992<br />

- „Freizeit für Leseratten. Dokumentation.“ Hrsg. von Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Jugend <strong>und</strong> Literatur Nordrhein-Westfalen e.V. Brauweiler: LAG Jugend <strong>und</strong> Literatur<br />

o. J.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Birgit Ebbert<br />

ebbert@duden-paetec.de<br />

++49 0234 9789272<br />

++49 0234 9789349<br />

Brain Imaging Studies of Typical and Atypical Reading Acquisition<br />

*Guinevere Eden<br />

Georgetown University, Department of Pediatrics, Washington, Vereinigte Staaten von Amerika<br />

A better <strong>und</strong>erstanding of the functional anatomy of typical reading acquisition is<br />

essential to the development of successful instructional strategies for reading disabilities.<br />

Using functional MRI (fMRI to non-invasively visualize the neural basis<br />

of reading acquisition in children, we fo<strong>und</strong> that between the ages of 6 and 22<br />

years, learning to read is associated with both increased activity in left hemisphere<br />

middle temporal and inferior frontal gyri (Turkeltaub et al., 2003). In a case study of<br />

advanced hyperlexic reading we fo<strong>und</strong> that precocious reading is associated with<br />

hyper-activation of the left superior temporal cortex, much in the same way that<br />

dyslexia is associated with hypo-activation of this area (Turkeltaub et al., 2004).<br />

Finally, we investigated how these regions are modulated if adults with dyslexia<br />

acquire reading through intensive remediation later in life. A phonologically-targeted<br />

intervention resulted in improvements in phonological and reading skills in a<br />

tutored compared to non-tutored group of dyslexics. These gains were associated<br />

with increased activity in those left-hemisphere regions engaged by normal readers<br />

and compensatory activity in numerous regions of right perisylvian cortex. Hence,<br />

behavioral plasticity in adult developmental dyslexia involves two distinct neural<br />

mechanisms; each of these has previously been observed either for remediation of<br />

developmental or of acquired reading disorders (Eden et al., 2004). Overall these<br />

23


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

results suggest that the neural basis for reading, as revealed with fMRI, is shaped by<br />

a multitude of factors and that these play a role not only in early childhood, but long<br />

after formal schooling is completed.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Guinevere Eden<br />

edeng@georgetown.edu<br />

++1 202 7844407<br />

++1 202 7842414<br />

Visual and auditory attention in dyslexic children<br />

*Andrea Facoetti<br />

Dipartimento di Psicologia Generale, Padova, Italien<br />

Automatic multi-modal attention (AMA) was studied in 15 “phonological” dyslexics,<br />

6 “non-phonological” dyslexics and 27 normally reading children by measuring reaction<br />

times (RTs) to lateralized visual and auditory stimuli in spatial-cued detection<br />

tasks. The results show a slower time course of AMA only in phonological dyslexic<br />

children than in normally reading children. Specifically, no cueing effect (i.e., RTs<br />

difference between cued-uncued) was fo<strong>und</strong> in phonological dyslexic children at 100<br />

ms cue-target delay, while it was present at 250 ms cue-target delay. In contrast, in<br />

normally reading children, a cueing effect was fo<strong>und</strong> at the shorter cue-target delay<br />

but it disappeared at the longer cue-target delay, as predicted by theories of automatic<br />

capture of attention. Finally, in phonological dyslexics, individual differences in<br />

time course of AMA accounted for 32% of unique variance in nonword reading accuracy<br />

after controlling for individual differences in age, IQ and phonological skills. The<br />

results suggest that AMA may be crucial for learning to read by phonological route,<br />

and I propose a possible causal explanation of how an AMA deficit leads to specific<br />

nonword reading disability.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Andrea Facoetti<br />

andreafacoetti@unipd.it<br />

++39 049 8276672<br />

++39 049 8276600<br />

Gestaltung von Förderunterricht mit dem Rechtschreibkarten-System (RekaS)<br />

*Wolfgang Finck<br />

LRS-Training e. V., Kiel, Deutschland<br />

Es wird ein Kartensystem vorgestellt, das sich an einem strukturierten <strong>und</strong> stufenweisen<br />

Wortmaterial orientiert. Das ausgewählte Wortmaterial folgt dem Grunsatz<br />

vom Einfachen zum Schweren. Deshalb ist es besonders für den Förderunterricht,<br />

aber auch für das häusliche Üben geeignet. Mit den vielfältigen Wortkarten (z. B.<br />

Schlangenwörter, Kettenwörter, Silbenwörter) werden verschiedene Spiel- <strong>und</strong><br />

24


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Übungsformen erarbeitet <strong>und</strong> praktisch erprobt. Eine sinnvolle Ergänzung bieten die<br />

Bilderlisten, die eine schnelle <strong>und</strong> effektive Einschätzung der Rechtschreibkompetenz<br />

auf den unterschiedlichen Stufen ermöglicht.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Wolfgang Finck<br />

lrs-training@t-online.de<br />

++49 0431 561561<br />

Lauttreue Förderung des Lesens<br />

*Uwe Findeisen (1), Gisela Melenk (1)<br />

(1) Institut für <strong>Legasthenie</strong>- <strong>und</strong> Lerntherapie, Bonn, Deutschland<br />

Es werden die folgenden Punkte an Beispielen vorgestellt <strong>und</strong> die Wichtigkeit der<br />

lauttreuen Wortwahl <strong>und</strong> der optimalen Gestaltung von Lesematerial dargestellt. Die<br />

Form der offenen Diskussion aller Teilnehmer ist erwünscht.<br />

1. Das Prinzip der Lauttreue bei der Zuordnung von Laut <strong>und</strong> Buchstaben <strong>und</strong> seine<br />

didaktische Anwendung.<br />

Welcher Wortschatz kann nach lauttreuen Gesichtspunkten genutzt werden <strong>und</strong><br />

welche Buchstabenkombinationen <strong>und</strong> Betonungsweisen der Vokale bestimmen<br />

den Wortaufbau?<br />

2. Die wichtigste Segmentierung der Lautschrift ist die Silbe.<br />

Es gibt verschiedene Segmente: Wortstamm, Flexionssegmente, Vorsilben, Endungen,<br />

Signalgruppen, Silben. Warum ist die Silbe für das Lesen <strong>und</strong> Schreiben<br />

lernen so zentral?<br />

3. Die Reihenfolge der Buchstaben, Buchstabenkombinationen <strong>und</strong> Wörter in einem<br />

systematischen lauttreuen Lehrgang.<br />

Welchen Einfluss haben die Aussprechweisen von Lauten auf die Gliederung der<br />

Lernschritte eines Leselehrgangs? Das Lernen wird leichter durch den Aufstieg<br />

von leichten zu schwierigen Wörtern.<br />

4. Die formalen Gestaltungsprinzipien von Leseübungen für Leseanfänger.<br />

Diskussion von Gestaltungsformen: Großdruck, Silbenform, Zeilenabstand, Zeilenlänge,<br />

Sinnabschnitte, Satzzeichen.<br />

5. Der Übergang zum Lesen „normaler“ Texte (<strong>und</strong> zum Regelschreiben).<br />

Veröffentlichungen der Referenten, die u. a. als Beispiel vorgestellt wird:<br />

Findeisen, Melenk, Lesen lernen durch lauttreue Leseübungen, Bochum, 2000 (4.<br />

Aufl.)<br />

Findeisen, Melenk, Lauttreue Leseübungen, Bochum, 2002 (2. Aufl.)<br />

Findeisen, Melenk, Lauttreue Diktate, Bochum, 2002 (2. Aufl.)<br />

Findeisen, F., Till Eulenspiegel <strong>und</strong> seine frechen Streiche - Lesetexte, Bochum,<br />

2004<br />

Korrespondenzautor:<br />

Uwe Findeisen<br />

ilt-bonn@legasthenie-therapie.de<br />

++49 228 658687<br />

++49 228 2809080<br />

25


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Lauttreue Leseförderung - Wortwahl, Textgestaltung <strong>und</strong> Augenbewegung<br />

*Uwe Findeisen (1), Gisela Melenk (1)<br />

(1) Institut für <strong>Legasthenie</strong>- <strong>und</strong> Lerntherapie, Bonn, Deutschland<br />

In dem Vortrag soll begründet werden, warum das Prinzip der Lauttreue auch in<br />

Leselehrgängen sinnvoll ist <strong>und</strong> warum die Textgestaltung für die Formanalyse der<br />

Wörter so wichtig ist.<br />

1. These: Vor der Leseschwäche der Kinder kommt die „Textgestaltungs-schwäche“<br />

der Lesebücher.<br />

Es soll gezeigt werden, dass sowohl die Lesezeit als auch das Sinnverständnis<br />

bei den Kindern durch die Änderung der Gestaltung von Lesematerial verbessert<br />

wird. Testdiagnostisch genormte Lesezeiten <strong>und</strong> Lesefehler sind als objektive<br />

Kriterien der Beurteilung von Leseprozessen in Frage zu stellen.<br />

2. These: Der Erfahrungsansatz <strong>und</strong> die Wortbildtheorie übersehen die Wichtigkeit<br />

der Formanalyse von Segmenten für die Sprechbarkeit der Buchstabenfolge eines<br />

Wortes.<br />

Das Lesen von Wörtern aus einer vorab gegebenen Bildinformation oder einer<br />

vorher aufgebauten Sinnerwartung führt zum ratenden Lesen <strong>und</strong> nicht zur<br />

Formanalyse. Lesen schließt von der Segmenterfassung in Wörtern, d. h. ihrer<br />

Umsetzung in eine Sprechabfolge auf die Bedeutung.<br />

3. These: Die Augenbewegung ist eine Voraussetzung, aber nicht die Ursache für<br />

Leseschwierigkeiten.<br />

Das Sinnverständnis selbst ist der Ausgangspunkt für die wiederholten Refixationen.<br />

4. These: Eine lauttreue Wortwahl <strong>und</strong> eine Gestaltung, die die Sprechbarkeit der<br />

Wörter „sichtbar“ macht erleichtern das Lesenlernen.<br />

Lauttreue Wörter kann man nach lautlichen <strong>und</strong> melodischen Gesichtspunkten in<br />

Lernstufen einteilen. Zu Gestaltungsprinzipien gehören Großdruck, Silbenform,<br />

Flattersatz usw. Als Beispiele dienen die „Lauttreuen Leseübungen“ <strong>und</strong> die Lesemappe<br />

„Till Eulenspiegel <strong>und</strong> seine frechen Streiche“ (Literatur: Siehe Workshop<br />

4, unter www.winklerverlag.de sind die Materialien exemplarisch vorgestellt.)<br />

Korrespondenzautor:<br />

Uwe Findeisen<br />

ilt-bonn@legasthenie-therapie.de<br />

++49 228 658687<br />

++49 228 2809080<br />

Eltern-Gesprächsgruppe zum Thema:<br />

Mit der <strong>Legasthenie</strong> leben in der 4. Generation - na <strong>und</strong>?<br />

*Mechthild Firnhaber<br />

Landesverband <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> Hessen, Darmstadt, Deutschland<br />

Die Referentin möchte mit Eltern, Jugendlichen <strong>und</strong> Kindern vor allem über deren<br />

Probleme <strong>und</strong> Sorgen sprechen, über Früherkennung, über Hilfen <strong>und</strong> wie das<br />

tägliche Leben gemeistert <strong>und</strong> die Berufsziele erreicht werden können. Sie möchte<br />

26


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Eltern <strong>und</strong> den betroffenen Kindern Mut <strong>und</strong> Zuversicht vermitteln <strong>und</strong> die Kraft, den<br />

täglichen Kampf mit neuer Energie wieder aufzunehmen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Mechthild Firnhaber<br />

m.w.firnhaber@t-online.de<br />

++49 06151 715456<br />

++49 06151 971454<br />

Neue bildunterstützte Methoden in der Förderung<br />

bei Lese-Rechtschreibstörungen<br />

*Karl Gajewski<br />

RS Grünstadt, Schule <strong>und</strong> Lehrerfortbildung, Kallstadt/Weinstraße, Deutschland<br />

Ausgehend von den Ursachen der Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) werden<br />

im Workshop einige multisensorische Fördermaßnahmen aufgezeigt anhand von<br />

Materialien aus dem BIRKENWALD-Methodentraining zur Rechtschreibung (BT) mit<br />

visuellen, auditiven, artikulatorischen sowie motorischen Komponenten.<br />

Dabei ist das Charakteristische des BT die Verwendung von kleinen Bildern, die<br />

innerhalb der Wörter gezielt auf die orthografischen Besonderheiten hinweisen. Als<br />

Ergänzung - nicht als Alternative – zu den Rechtschreibregeln sind die Piktogramme<br />

ein fehlerpräventives Signal <strong>und</strong> haben sich ähnlich wie die Lautgebärden oder die<br />

Pilotsprache als sehr hilfreich erwiesen.<br />

Im Workshop werden drei Bausteine des BIRKENWALD-Rechtschreibförderkonzeptes<br />

präsentiert:<br />

Im E – Kurs (Einführungskurs) werden 15 nicht-lauttreue Rechtschreibbesonderheiten<br />

isoliert vorgestellt. Die angepassten Texte (ergänzt durch Karteikarten zu<br />

400 Wörtern) können als Lesetraining, für Abschreibübungen <strong>und</strong> für Lückendiktate<br />

genutzt werden.<br />

Im S-Kurs (Strukturierter 60-Tage-Lehrgang) üben die Kinder zunächst lauttreue,<br />

anschließend nicht-lauttreue Wörter mit steigendem Schwierigkeitsgrad - insgesamt<br />

einen Gr<strong>und</strong>wortschatz von 360 kindgemäßen Wörtern des Alltags.<br />

In den 10 Lese-Rechtschreibspielen für die Stationenarbeit gibt es über 500 Kärtchen<br />

mit Wörtern, die bei Memory, Bingo, Domino u.v.a. sowohl als Lesetraining als<br />

auch als Abschreibtraining einsetzbar sind.<br />

Alle Materialien können im Regelunterricht mit ganzen Klassen ebenso Verwendung<br />

finden wie im Förderunterricht mit Kleingruppen.<br />

Auch Kinder mit einer ausländischen Muttersprache können dieses Material als Hilfe<br />

für einen Zugang zur deutschen Rechtschreibung benutzen.<br />

Von den Familien selbst ist das Material dieses Trainings im Übungsalltag mit ihren<br />

betroffenen Kindern sehr leicht zu handhaben, weil es einen verhaltenstherapeutisch<br />

orientierten Rahmen vorgibt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Karl Gajewski<br />

tswana@web.de<br />

++49 06322 5293<br />

27


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Sprachfreies Hörtraining<br />

Transfer auf sprachgeb<strong>und</strong>ene Lautunterscheidung <strong>und</strong> Rechtschreibung<br />

*Christine Gebhardt (1), Tina Schäffler (1), Juliane Sonntag (1), Ulrike Halsband (2)<br />

(1) Universität Freiburg, Zentrum für Neurowissenschaften/Optomotorik, Freiburg, Deutschland; (2)<br />

Universität Freiburg, Insitut für Psychologie, Neuropsychologie, Freiburg, Deutschland<br />

Gut differenziertes Hören ist neben anderen unerlässlichen Leistungen <strong>und</strong> Fähigkeiten,<br />

eine wesentliche Voraussetzung für das Sprachverständnis. Eine unzuverlässige<br />

Verarbeitung der auditiven Signale im Gehirn kann zu Schwierigkeiten beim<br />

Erwerb der Schriftsprache führen. Es ist bekannt, dass tatsächlich die sprachfreie<br />

Hörverarbeitung in vielen Fällen von <strong>Legasthenie</strong> nicht altersgerecht entwickelt ist<br />

<strong>und</strong> dass diese Rückstände durch ein tägliches Training oft aufgeholt werden können.<br />

Die Entwicklung der auditiven Differenzierungsfähigkeit ist ein langer Prozess,<br />

sie dauert bis ins Erwachsenenalter an. Um zu sehen, inwieweit sich diese Verbesserungen<br />

der sprachfreien auditiven Differenzierung auf sprachgeb<strong>und</strong>ene Hörleistungen<br />

<strong>und</strong> auf die Rechtschreibung übertragen, wurde eine gezielte <strong>und</strong> placebokontrollierte<br />

Studie mit 41 Kindern angefertigt. Es zeigt sich ein signifikanter Transfer<br />

des Trainingserfolgs auf die sprachliche Lautunterscheidung <strong>und</strong> eine bedeutsame<br />

Verminderung der Rechtschreibfehler, besonders im Bereich der Wahrnehmungs-<br />

<strong>und</strong> Dehnungsfehler.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Christine Gebhardt, tine.gebhardt@gmx.de<br />

++49 0761 2039543, ++49 0761 2039540<br />

Simultanerfassung bei Rechenschwäche: Entwicklung, Defizite, Training <strong>und</strong><br />

Transfer auf das Rechnenlernen<br />

*Christine Gebhardt<br />

Universität Freiburg, Insitut für Psychologie, Freiburg, Deutschland<br />

Die Fähigkeit, mehrere Dinge bezgl. ihrer Anzahl auf einen Blick zu erfassen, nennt<br />

man Simultanerfassung. Nach pädagogischen Erfahrungen haben rechenschwache<br />

Kinder diese Fähigkeit nicht oder nur schwach ausgebildet. Sie kennen zwar die<br />

Ziffern (die Sehzeichen) <strong>und</strong> die Zahlwörter (die Hörzeichen) der Zahlen, aber sie<br />

haben keine klare Vorstellung von der damit verb<strong>und</strong>enen Menge. Es wird vermutet,<br />

dass die besondere Sehfähigkeit der Simultanerfassung eine Gr<strong>und</strong>lage für die Entwicklung<br />

des Zahlbegriffs darstellt. Die Daten eines spezifischen Tests zeigen, dass<br />

die Entwicklung der Simultanerfassung bis ins Erwachsenenalter andauert, dass<br />

rechenschwache Kinder in bis zu 80% der Fälle Defizite in der Simultanerfassung<br />

aufweisen, dass diese in etwa drei Viertel der Fällen durch ein tägliches Training<br />

verbessert werden können <strong>und</strong> dass diese Verbesserung das Erlernen gr<strong>und</strong>legender<br />

Rechenfähigkeiten deutlich erleichtert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Christine Gebhardt, tine.gebhardt@gmx.de<br />

++49 0761 2039543, ++ 0761 2039540<br />

28


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Wie heißt der 7.Buchstabe des Alphabets?<br />

Sinn <strong>und</strong> Unsinn von Test <strong>und</strong> Prüfungen am Beispiel von<br />

literarischen Texten <strong>und</strong> Erinnerungen<br />

*Jürgen Genuneit<br />

<strong>B<strong>und</strong>esverband</strong> Alphabetisierung /Verlag Ernst Klett Sprachen, Stuttgart, Deutschland<br />

Nach dem PISA-Schock werden die Forderungen nach neuen Prüfungen <strong>und</strong> Tests<br />

immer lauter: Sprachstandtests in Kindergärten, Aufnahmeprüfungen füe Gr<strong>und</strong>schulen,<br />

weiterführende Schulen <strong>und</strong> Universitäten, Überprüfung von Bildungsstandards,<br />

Sprachprüfungen für Ausländer/innen, Stärkung der Diagnostikfähigkeit von<br />

Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrern.<br />

Der Vortrag diskutiert den Sinn <strong>und</strong> Unsinn dieser Forderungen. Dabei stellt er anhand<br />

von Beispielen aus literarischen Texten (besonders der Kinder- <strong>und</strong> Jugendliteratur)<br />

<strong>und</strong> Erinnerungen die Gefühle von Geprüften, die überwiegend Probleme<br />

mit dem Lesen <strong>und</strong> Schreiben haben, <strong>und</strong> Prüfenden in den Mittelpunkt. Es werden<br />

Wege gezeigt, wie notwendige Tests <strong>und</strong> Prüfungrn humaner gestaltet werden können.<br />

Die Mehrzahl der vorgestellten literarischen Texte eignet sich zur Vorbereitung<br />

der Betroffenen auf die Test- <strong>und</strong> Prüfsituation.<br />

Der Vortrag richtet sich an Eltern, Kindergärtner/innen, Lehrer/innen, Kursleiter/innen<br />

in der Erwachsenenbildung <strong>und</strong> alle, die sich immer neue Prüfungen ausdenken<br />

Korrespondenzautor:<br />

Jürgen Genuneit<br />

j.genuneit@klett.de<br />

++49 0711 66721683<br />

++49 0711 66722041<br />

<strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> Genetik - Erklärungen für Nicht-Humangenetiker<br />

*Tiemo Grimm<br />

Abt. für Medizinische Genetik, Biozentrum, Würzburg, Deutschland<br />

Zwischen 3 - 10 % der Bevölkerung haben spezifische Probleme mit dem Lesen <strong>und</strong><br />

Schreiben, wobei eine normale Intelligenz, normale Erziehung <strong>und</strong> ein unauffälliges<br />

soziales Umfeld vorliegen. Dieser Phänotyp wird in Deutschland <strong>Legasthenie</strong>, Lese-<br />

Rechtschreibstörung oder Lese-Rechtschreibschwäche genannt. In der englichen<br />

Literatur wird der Begriff developmental dyslexia oder readung disability benutzt.<br />

Die genauen Ursachen (Pathophysiologie) der <strong>Legasthenie</strong> sind bisher unbekannt,<br />

dennoch liegen sehr starke Hinweise vor, dass genetische Faktoren eine sehr<br />

wichtige Rolle bei der Entstehung einer <strong>Legasthenie</strong> spielen. Diesen Einfluß zeigen<br />

einseits Untersuchungen auf Phänotypebene (z.B. Zwillingsanalysen, Segregationsanalysen<br />

u.s.w.), anderseits molekulargenetische Arbeiten auf der Genotypebene<br />

(z.B. Kopplungsanalysen <strong>und</strong> Assoziationsstudien u.s.w.).<br />

Die bisher vorliegenden Publikationen zeigen, dass mehrere Gene auf verschiedenen<br />

Chromosomen gelegen wichtige Funktionen bei der Entstehung einer <strong>Legasthenie</strong><br />

wahrnehmen können. Familienuntersuchungen zeigen, dass neben komplexen<br />

29


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Vererbungsmustern auch einfachere in der Regel autosomal dominante Erbgänge<br />

vorliegen können. Die wichtigsten bisher bekannten Genorte liegen auf:<br />

Chromosom 1p, Chromosom 2p, Chromosom 6p, Chromosom 15q <strong>und</strong> Chromosom<br />

18p. In den beiden Chromosomenregionen 6p (KIAA0319-Gen) <strong>und</strong> 15q (DYS1C1-<br />

Gen) sind bereits jeweils zwei Gene identifiziert worden, die bisher nur als Kandidatengene<br />

für die <strong>Legasthenie</strong> bezeichnet können, da man ihre genaue Funktion noch<br />

nicht kennt.<br />

Ziel des Vortrages ist es, Nicht-Humangenetiker in das komplexe Feld der neusten<br />

molekulargenetischen Bef<strong>und</strong>e der <strong>Legasthenie</strong>forschung einzuführen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Tiemo Grimm<br />

tgrimm@biozentrum.uni-wuerzburg.de<br />

++49 0931 8884076<br />

++49 0931 8884434<br />

<strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> Welterlebnis<br />

*René Gromes<br />

BG & BRG 2500 Baden, Biondekgasse 6, Pottendorf, Österreich<br />

Zielsetzung:<br />

Wie erfährt der Legastheniker die Welt, in der er lebt, <strong>und</strong> wie macht er sie zu seiner<br />

sehr spezifischen Welterfahrung.<br />

Warum zeigt sich das Problem in der Schule stärker als anderswo.<br />

Materialien:<br />

Ein 1-jähriger <strong>Legasthenie</strong>-Kurs auf einem etwa 40-min. VHS-Video zusammengefasst,<br />

dazu Erläuterungen <strong>und</strong> Erklärungen, wie in einer öffentlichen Schule in<br />

Österreich Legastheniker betreut werden können. Die Methoden beruhen auf einer<br />

über 20-jährigen Beschäftigung mit legasthenen Schülern/innen. Er werden praktische<br />

Übungen <strong>und</strong> Übungs- <strong>und</strong> Anschauungsmaterial geboten.<br />

Ergebnisse:<br />

Der Hörer wird in die praktische Tätigkeit <strong>und</strong> in die Vorstellungswelt der Legastheniker<br />

<strong>und</strong> des Betreuers eingeführt. Ohne Rechtschreibtraining lernt der Legastheniker<br />

Sprache <strong>und</strong> somit Welt zu strukturieren.<br />

Zusammenfassung:<br />

Vortragsdauer etwa 2 St<strong>und</strong>en, kann je nach Ausführlichkeit der praktischen Übungen<br />

auf Wunsch verlängert werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

René Gromes<br />

rene.gromes@utanet.at<br />

++43 2623 73401<br />

++43 2623 73401<br />

30


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Farb- <strong>und</strong> strukturunterstützte Mengenbilder zur Vorbeugung <strong>und</strong> Bearbeitung<br />

von Rechenschwäche<br />

*Lilo Gührs<br />

Ginko-Institut für individuelle Lernkonzepte, Bonn, Deutschland<br />

Viele lerntherapeutische oder gr<strong>und</strong>schuldidaktische Ansätze versuchen die<br />

Schwächen in der (simultanen) Mengenerfassung von rechenschwachen Kindern zu<br />

bearbeiten. Einerseits gibt es die Möglichkeit, durch vielfältige Übungen Strukturen<br />

in Mengen bis 10 zu erkennen bzw. diese herzustellen. Ein eher ressourcenorientierter<br />

Ansatz liegt darin, Mengenbilder so zu gestalten, dass die Schwäche der Kinder<br />

nicht aufgearbeitet werden soll, sondern sinnvoll kompensiert werden kann. Dies<br />

hat zunächst Christel Rosenkranz mit ihren Kieler Zahlenbildern gezeigt, die auf<br />

einer 3 x 3 - Anordnung <strong>und</strong> Farbzuordnungen basieren. Da diese mit traditionellen<br />

Schulmaterialien kaum kompatibel sind, wurden in unserem Institut farb- <strong>und</strong> strukturorientierte<br />

Mengenbilder entwickelt. Diese bilden den Kern eines systematisch<br />

aufgebauten Programms, das zugleich eine Darstellung von Rechenstrategien auch<br />

durch das Kind ermöglicht, handelndes Erarbeiten neuer Strategien nahe legt <strong>und</strong><br />

mit genau angepassten Spielen zur Automatisierung neuer Rechenwege führt.<br />

Das Material <strong>und</strong> Programm wird von Eltern leicht betroffener oder junger Kinder<br />

selbständig eingesetzt, in einigen Klassen als Basismaterial zur Vorbeugung benutzt<br />

<strong>und</strong> in der Lerntherapie zur Abdeckung des pädagogischen Teils verwendet.<br />

In einer Untersuchung von Sarah Wehner konnte gezeigt werden, dass mit dem gleichen<br />

Material auch rechenschwache wie rechenstarke Kinder über Strategien <strong>und</strong><br />

Rechenwege im Rahmen von Rechenkonferenzen optimal kommunizieren können.<br />

Es sollen das Konzept in einer visuell unterstützten Kurzfassung als auch die Erfahrungen<br />

auf den unterschiedlichen Ebenen dargestellt werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Lilo Gührs<br />

ginko-bonn@t-online.de<br />

++49 0228 9489217<br />

++49 0228 486247<br />

Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibvoraussetzung in der Vorschulzeit: Eine Studie zur<br />

prädiktiven Validität<br />

*Thomas Günther<br />

Hogeschool Zuyd, Faculteit Logopedie, Heerlen, Niederlande<br />

Zielsetzung:<br />

Diese Studie untersucht, welche kognitiven Leistungsbereiche in der Lage sind Defizite<br />

in Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibleistungen bereits in der Vorschule zu signalisieren.<br />

Methode:<br />

Im Jahre 2001 wurde ein breites Diagnostikinstrument entwickelt, dass alle in der<br />

Literatur beschriebenen Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibvoraussetzungen aufgenommen<br />

31


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

hat (Köhn & Voß, 2001: Modellgeleiteter Vorschultest der multimodalen Lese- <strong>und</strong><br />

Rechtschreibvoraussetzungen. University Zuyd - Faculty of Speech and Language<br />

Pathology). Dieses Instrument bestand aus 35 verschiedenen Subtests <strong>und</strong> wurde<br />

2002 <strong>und</strong> 2003 an zwei Kohorten mit insgesamt 200 Vorschülern abgenommen. Die<br />

Kinder wurden im Jahre 2004 <strong>und</strong> 2005 in der zweiten Klasse erneut untersucht um<br />

zu überprüfen, welche der unterschiedlichen Subtests aus dem Vorschulbereich mit<br />

den Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibleistungen in der 2. Klasse korrelieren. Es wurden das<br />

Intelligenzscreening CFT 1 sowie der Weingartener Gr<strong>und</strong>wortschatz Rechtschreibtest<br />

1+ <strong>und</strong> der Salzburger Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibtest eingesetzt. Bis zum Abgabetermin<br />

des Abstraktes wurden die Daten aus dem ersten Kohort (n=95) analysiert.<br />

Ergebnisse & Schlussfolgerung:<br />

Aus den Analysen wurde deutlich, dass sowohl auditive als auch visuelle Fähigkeiten<br />

von großer Wichtigkeit für die Früherkennung von Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibschwierigkeiten<br />

sind. Von den 35 Subtests aus der Vorschuluntersuchung konnten<br />

13 als vorhersagekräftig selektiert werden. Demnach sind nicht nur auditive<br />

Fertigkeiten wie die phonologische Bewusstheit im Rahmen der Früherkennung von<br />

Risikokindern für Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibschwierigkeiten wichtig. Der Abschluss<br />

der Untersuchung des zweiten Kohort <strong>und</strong> weitere Analysen stehen noch aus. Die<br />

ersten Ergebnisse der kompletten Studie werden im Rahmen der Präsentation<br />

vorgestellt<br />

Korrespondenzautor:<br />

Thomas Günther<br />

gunther@hszuyd.nl<br />

++49 175 5216739<br />

++31 45 4006369<br />

5 Jahre Lernwerkstatt des Schulpsychologischen Dienstes der Stadt Detmold<br />

bei <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong>: eine Kommune auf dem Weg zu einer Lösung<br />

in §§ 27c <strong>und</strong> 35a KJHG<br />

*Josef Hanel (1), Claudia Galoßka (1), Sabine Scheuß (1)<br />

(1) Schulpsychologischer Dienst der Stadt Detmold, Detmold, Deutschland<br />

Die Kommunen in NRW, die Lernwerkstatt <strong>und</strong> die Teilleistungsschwächen<br />

Mit der Einrichtung der Lernwerkstatt haben wir uns in Detmold das Ziel gesetzt, alle<br />

im § 35a KJHG anspruchsberechtigten Schüler/innen im Stadtgebiet zu versorgen<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig viele andere Kinder mit Teilleistungsschwächen, die eigentlich keinen<br />

Anspruch auf Eingliederungshilfen haben, mit in die Förderung aufzunehmen.<br />

Jedem Bürger bleibt es jedoch weiter unbenommen, sich privater Nachhilfe- <strong>und</strong><br />

Förderinstitute zu bedienen, allerdings ohne Rechtsanspruch auf Refinanzierung<br />

durch das KJHG.<br />

Wir haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass die Gr<strong>und</strong>schule wieder allein für<br />

die originäre Aufgabe, allen nicht lernbehinderten Kindern stabile Gr<strong>und</strong>lagen im<br />

Lesen, Schreiben <strong>und</strong> Rechnen zu vermitteln, verantwortlich gemacht werden muss.<br />

Solange die LRS-Erlasslage von 1991 in den Gr<strong>und</strong>schulen nicht umgesetzt wird<br />

<strong>und</strong> solange der Gesetzgeber Eingliederungshilfen nach § 35a KJHG ermöglicht,<br />

32


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

balanciert die Lernwerkstatt die kommunale Gemengelage am kostengünstigsten<br />

<strong>und</strong> am effektivsten aus.<br />

In der Lernwerkstatt arbeiten wir mit den Kindern im Sinne eines ganzheitlichen<br />

Trainings, das neben kognitiven Aufgaben auch Wahrnehmungsübungen für alle<br />

Sinne, Lernspiele, Übungen zum Körperschema, Gespräche <strong>und</strong> Rollenspiele u.<br />

v. m. umfasst. Wir versuchen, die Lernstörungen nicht im Sinne von Nachhelfen<br />

aufzuarbeiten, sondern verstehen den Fehler im Geiste von Piaget als Indikator für<br />

die Denkformen des Kindes.<br />

Die besondere Art der Beziehungsarbeit zwischen Kind <strong>und</strong> Therapeut/in soll in<br />

einen Selbstentwicklungsprozess münden <strong>und</strong> die Voraussetzungen für das Lernen<br />

in bestimmten Teilbereichen wieder herstellen. In Elternseminaren werden zusätzliche<br />

Kompetenzen im Umgang mit Teilleistungsstörungen entwickelt. Ziel ist es, die<br />

Eltern als Co-Therapeuten zu gewinnen.<br />

Eine umfangreiche Evaluation durch die Universität Münster hat die Effizienz unseres<br />

Ansatzes bestätigt. Zur Zeit wird intensiv versucht, den Transfer des diagnostischen<br />

<strong>und</strong> therapeutischen Settings stärker in die Gr<strong>und</strong>schulen zu bringen sowie<br />

den Therapieansatz in die Zeit des Entstehens der Teilleistungsschwäche vorzuverlegen.<br />

Als eine gute Hilfe erweist sich die enge Zusammenarbeit mit der Gr<strong>und</strong>schulkonferenz<br />

(Schulaufsicht) <strong>und</strong> mit dem Verein für Schulpsychologie Detmold e.V.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Josef Hanel<br />

J.Hanel@Detmold.de<br />

++49 05231 977305<br />

++49 05231 977425<br />

Arbeitsgedächtnisauffälligkeiten bei Kindern mit Minderleistungen in den Bereichen<br />

Lesen/Rechtschreiben <strong>und</strong>/oder Mathematik<br />

*Marcus Hasselhorn<br />

Universität Göttingen, Pädagogische Psychologie, Göttingen, Deutschland<br />

Das Arbeitsgedächtnismodell von Alan Baddeley (1986) hat in den 1980er Jahren<br />

unter allgemeinpsychologischer Perspektive für Furore gesorgt. In jüngerer Zeit<br />

sind umfangreiche Testbatterien entwickelt worden, die eine differenzierte Erfassung<br />

der verschiedenen Teilbereiche bzw. Teilfunktionen des Arbeitsgedächtnisses<br />

(phonologisches Arbeitsgedächtnis, visuell-räumliches Arbeitsgedächtnis, zentrale<br />

Exekutive) erlauben (vgl. Hasselhorn et al., 2003). In unserer Göttinger Arbeitsgruppe<br />

haben wir in unterschiedlichen Studien überprüft, inwiefern sich spezifische<br />

Auffälligkeiten des Arbeitsgedächtnisses bei Gr<strong>und</strong>schulkindern mit schwachen<br />

Leistungen im Rechtschreiben / Lesen <strong>und</strong>/oder im Bereich des Rechnens identifizieren<br />

lassen. Dabei zeigte sich, dass Defizite in der Funktionstüchtigkeit des<br />

phonologischen Arbeitsgedächtnisses sowohl bei schlechten Rechtschreibleistungen<br />

als auch bei schlechten Rechenleistungen feststellbar sind. Zentral-exekutive<br />

Defizite konnten wir nur bei Kindern mit schwachen Rechtschreibleistungen identifizieren.<br />

Auf der Basis der Bef<strong>und</strong>e werden theoretische Überlegungen zur Rolle des<br />

Arbeitsgedächtnisses <strong>und</strong> seiner möglichen Funktionsstörungen für den Erwerb der<br />

Schriftsprache <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>schulmathematik angestellt. Außerdem werden mögli-<br />

33


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

che diagnostische Implikationen für schulische Leistungsprobleme diskutiert.<br />

Baddeley, A.D. (1986). Working memory. Oxford, UK: Clarendon Press.<br />

Hasselhorn, M., Grube, D., Mähler, C., Zoelch, C. Gaupp, N. & Schumann-Hengsteler,<br />

R. (2003). Differentialdiagnostik basaler Funktionen des Arbeitsgedächtnisses.<br />

In G. Ricken, A. Fritz, & Hoffmann, C. (Hrsg.), Diagnose: Sonderpädagogischer<br />

Förderbedarf (S. 277- 291). Lengerich: Pabst.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Marcus Hasselhorn<br />

mhassel1@uni-goettingen.de<br />

++49 551 399288<br />

++49 551 399322<br />

Organisation ausgewählter Inhalte der LRS-Förderung unter Einbeziehung der<br />

Eltern<br />

*Heidemarie Hoffmann (1), Edeltraud Koschay<br />

Zentrum für Nervenheilk<strong>und</strong>e der Universität Rostock, Heinrich-Hoffmann-Schule (Schule für Kranke),<br />

Rostock, Deutschland<br />

Die häufig gestellte Frage von Eltern Wie kann ich helfen? hat uns im Rahmen einer<br />

schulischen LRS-Förderung unübliche Wege gehen lassen. Eltern, Großeltern oder<br />

andere Vertraute hospitieren nicht nur in Förderst<strong>und</strong>en, sondern werden aktiv in<br />

den Prozess zur Verbesserung der Rechtschreibfähigkeiten ihrer betroffenen Kinder<br />

einbezogen. Das Aufspüren von Stolperstellen in der orthografischen Verschriftung<br />

sowie die Entwicklung von Arbeitsstrategien stehen dabei im Mittelpunkt. Wir wollen<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen in Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung dieser spezifischen<br />

Förderform aufzeigen.<br />

Literatur:<br />

- Dokumentation 2002 „ LRS-Förderstrategie in Mecklenburg- Vorpommern“.<br />

Ministerium für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Kultur des Landes Mecklenburg- Vorpommern.<br />

Januar 2002<br />

- Leitfaden zur Bekämpfung der Lese-Rechtschreibschwäche. Übungsbuch <strong>und</strong><br />

Kommentare. Kossow, Hans-Joachim. 2.Auflage. Berlin: Verlag der Wissenschaften<br />

Korrespondenzautor:<br />

Heidemarie Hoffmann<br />

jh.hoffi@t-online.de<br />

++49 0381 8097706<br />

++49 0381 6707152<br />

34


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

PakTS:<br />

Potsdamer aktive Textverarbeitungsstrategien für das 5. <strong>und</strong> 6. Schuljahr<br />

*Carola D. Hofmann (1), Gerheid Scheerer-Neumann<br />

Universität Potsdam, Institut für Gr<strong>und</strong>schulpädagogik/Deutsch, Potsdam, Deutschland<br />

Das Textverstehen ist für ein medienkompetentes Mitglied unserer Gesellschaft<br />

eine elementare Fähigkeit. Diese Fähigkeit des sinnentnehmenden Lesens altersgemäßer<br />

Texte stellt jedoch für verhältnismäßig viele Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler ein<br />

Problem dar – das haben Praktiker, Wissenschaftler <strong>und</strong> Bildungspolitiker spätestens<br />

seit der PISA-Studie erkannt. Es besteht ein Bedarf nach didaktischen Methoden<br />

zur Verbesserung des Textverstehens. Das in diesem Workshop vorgestellte<br />

Strategietraining PakTS stellt eine Möglichkeit hierzu dar.<br />

Das Programm „Potsdamer aktive Textverarbeitungsstrategien\ (PakTS) ist eine<br />

didaktische Methode, die sich an schwache Leseversteher des 5. <strong>und</strong> 6. Schuljahres<br />

richtet. Es ist ein multiples Strategietraining, das kognitive <strong>und</strong> metakognitive Strategien<br />

beinhaltet, die mittels verbaler Sebstinstruktion direkt an Sachtexten eingesetzt<br />

werden. Die Strategien werden mit Symbolen assoziiert, die als Erinnerungshilfe<br />

beim selbstständigen Einsatz der Strategien dienen. - Die theoretische Basis für das<br />

Strategietraining bildet ein Ebenenmodell des Leseprozesses sowie die Ergebnisse<br />

von Studien, die gezeigt haben, dass die Verbesserung der Verstehensleistung beim<br />

Lesen von Sachtexten durch eine explizite Förderung aktiver Textverarbeitungsstrategien<br />

möglich ist.<br />

Innerhalb des Workshops sollen neben dem Strategietraining auch die zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden theoretischen Annahmen <strong>und</strong> Forschungsergebnisse, die Ergebnisse<br />

einer Studie zur Erprobung des Trainings sowie konkrete Maßnahmen zur Feststellung<br />

des Schweregrades von Texten <strong>und</strong> zur Vereinfachung von Texten vermittelt<br />

werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Carola D. Hofmann<br />

chofmann@rz.uni-potsdam.de<br />

++49 0331 9772477<br />

++49 0331 9772716<br />

Orientierungen - Raumorientierungsprobleme neu überdacht<br />

*Renate Hofmann<br />

Pädagogische Akademie des B<strong>und</strong>es, Humanwissenschaften, Mauerbach, Österreich<br />

<strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> Raumorientierung: Überblick über die Zusammenhänge - historisch<br />

gesehen<br />

Neue Forschungsergebnisse zur Raumorientierung: Darstellung der Studien zur<br />

Raumorientierung von Schmitz <strong>und</strong> Schinzel (2002, 2003)<br />

Entwicklung der Wahrnehmung des Raumes: Entwicklungspsychologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der Raumwahrnehmung<br />

Probleme für Personen mit Raumorientierungsstörungen: Alltagsprobleme, Proble-<br />

35


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

me beim (Recht-)schreiben <strong>und</strong> Rechnen, Probleme im Geografieunterricht<br />

Vorstellung eines neuen Programmes für betroffene Personen:<br />

Renate Hofmann: Oben-unten, links-rechts - Das Raumorientierungsprogramm<br />

(erschienen 2004):<br />

Das Programm beinhaltet folgende Schwerpunkte: Spiel mit den Händen, Körperorientierungsübungen,<br />

Orientierung in der nächsten Umgebung, Wege <strong>und</strong> Pläne,<br />

Bauen nach Vorlage, Tranfer in den Alltag, Transfer in die <strong>Legasthenie</strong>-<strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong>therapie<br />

Korrespondenzautor:<br />

Renate Hofmann<br />

office@lernen-mit-pfiff.at<br />

++43 01 8797999<br />

++43 01 87979994<br />

ADS <strong>und</strong> <strong>Legasthenie</strong> - Überschneidungen <strong>und</strong> Differentialdiagnose<br />

*Susanne Holtz-Joas<br />

Hofstetten, Deutschland<br />

Es ist wichtig zu wissen, welche Teilleistungsbereiche bei Kindern beeinträchtigt<br />

sind, um dementsprechend therapeutisch einzuwirken. Ca. 30-40% der Kinder mit<br />

ADHS leiden zusätzlich unter einer <strong>Legasthenie</strong> oder <strong>Dyskalkulie</strong>. Wie unterscheidet<br />

sich hier die Behandlung? Welche Therapien sind hilfreich? Welche medikamentösen<br />

Behandlungen sind sinnvoll? Welchen Stellenwert haben alternative Methoden<br />

wie Kinesiologie, Nahrungsergänzung, Diät, Homöopathie ,usw.?<br />

Korrespondenzautor:<br />

Susanne Holtz-Joas<br />

hojo@drjoas.de<br />

++49 08196 7045<br />

++49 08196 7745<br />

ADHS: Diagnostik, Ursachen <strong>und</strong> Förderung<br />

*Michael Huss<br />

Humboldt-Universität, Klinik für Psychiatrie, Neurologie <strong>und</strong> Psycho- therapie des Kindes- <strong>und</strong> Jugendalters,<br />

Berlin, Deutschland<br />

Die Aufmerksamkeits-Defizit Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gilt als die häufigste<br />

kinder- <strong>und</strong> jugendpsychiatrische Störung. Angesichts öffentlicher Debatten über Ursachen<br />

<strong>und</strong> Behandlung muss sie wohl auch als die kontroverseste Störung gelten.<br />

Die öffentliche Kontroverse steht jedoch in deutlichem Widerspruch zu den wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen, die in den vergangenen Jahren über Ursachen,<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Behandlung von ADHS gewonnen wurden.<br />

36


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Es kann als zweifelsfrei gelten, dass:<br />

- ADHS keine Erfindung von Psychiatern, Eltern oder Lehrern, sondern eine in<br />

erster Linie neurobiologisch verursachte Erkrankung ist;<br />

- die Diagnostik <strong>und</strong> Differentialdiagnostik aufwendig ist <strong>und</strong> ein gutes Fachwissen<br />

voraussetzt;<br />

- die neurobiologischen Erkenntnisse bislang nicht ausreichen, um die Diagnose<br />

anhand von Tests oder Laborparametern zu bestätigen;<br />

- die besten Behandlungserfolge mit einem multimodalen Behandlungskonzept zu<br />

erzielen sind, wobei die Medikamente eine wichtige, keinesfalls jedoch die alleinige<br />

Rolle spielen;<br />

- ohne Behandlung im schulischen, beruflichen <strong>und</strong> privaten Bereich bei der Mehrzahl<br />

der Patienten erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität zu erwarten<br />

sind.<br />

Der Workshop soll praxisnah den aktuellen Stand der ADHS-Forschung vermitteln<br />

<strong>und</strong> dabei auf drei Bereiche fokussieren:<br />

A) Diagnostik <strong>und</strong> Differentialdiagnostik (HUSS)<br />

B) Ursachen <strong>und</strong> deren Relevanz für Diagnostik <strong>und</strong> Therapie (BANASCHEWSKI)<br />

C) Erfolgreiche Behandlungsansätze in der Schule (CZERWENKA)<br />

In dem ersten Themenblock werden neue Entwicklungen im Bereich der Diagnostik<br />

abgehandelt. Vorgestellt werden die wichtigsten strukturierten <strong>und</strong> semistrukturierten<br />

Interviews einschließlich deren Berwertung für die Praxis. Ein weiterer Schwerpunkt<br />

wird auf den Einsatz von Checklisten <strong>und</strong> Fragebogen gelegt, die ebenfalls<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage neuerer Forschungsergebnisse hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit<br />

eingeschätzt werden. Weiterhin wird der aktuelle Stand der Neuropsychologie,<br />

Neurophysiologie, der Genetik <strong>und</strong> Bildgebung herangezogen um die Frage zu<br />

klären, welchen Beitrag diese Verfahren bezüglich der Diagnostik derzeit leisten<br />

können <strong>und</strong> welche Entwicklungen zu erwarten sind.<br />

In dem zweiten Themenblock wird der aktuelle Stand der neurobiologischen Forschung<br />

dargestellt. Schwerpunktthemen bilden die Genetik, die Neuropsychologie<br />

<strong>und</strong> die Neurophysiologie. Außerdem kommen aktuelle neurobiologische Modelle<br />

zur Sprache, mit man sich heute die Symptomatik <strong>und</strong> den Verlauf der Störung<br />

erklärt.<br />

Bei dem dritten Beitrag steht die Schule im Mittelpunkt. Es werden empirische<br />

Erkenntnisse über Konfliktmuster – <strong>und</strong> Lösungsstrategien im Umgang mit Schülern<br />

vermittelt, die an ADHS leiden. Dabei gilt nicht nur, Schülern erfolgreiche Lern- <strong>und</strong><br />

Verhaltensstrategien zu vermitteln, sondern auch den Lehrkräften Techniken an die<br />

Hand zu geben, dem ‚burn-out’-Syndrom vorzubeugen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Michael Huss<br />

michael.huss@charite.de<br />

++49 30 450566202<br />

++49 30 450566921<br />

37


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Korrelational oder kausal? Überprüfung der magnozellulären Defizithypothese<br />

der <strong>Legasthenie</strong> anhand von Blickbewegungen<br />

Arthur Jacobs (1), *Florian Hutzler (1)<br />

(1)Freie Universität Berlin, Allgemeine Psychologie, FB Erziehungswissenschaft & Psychologie,<br />

Berlin, Deutschland<br />

Beim Lesen zeigen dyslektische Leser mehr <strong>und</strong> längere Fixationen als normale<br />

Leser. Es steht immer noch zur Debatte, ob diese abweichenden Augenbewegungen<br />

dyslektischer Leser a.) das Symptom einer Störung in der Wortverarbeitung<br />

sind oder ob sie b.) im Sinne von Defiziten in der visuellen Wahrnehmung oder<br />

Defiziten in der Kontrolle der Augenbewegungen ursächlich für die Leseprobleme<br />

dyslektischer Leser sind (wie durch die magnozelluläre Defizit-Hypothese postuliert).<br />

Um zur Klärung dieser Frage beizutragen wird eine sogenannte string-processing<br />

Aufgabe vorgestellt, im Rahmen derer die Probanden Konsonantenketten zu<br />

analysieren hatten. In zwei Experimenten konnten in den Augenbewegungsmustern,<br />

die während dieser Aufgabe aufgezeichnet wurden, keine Unterschiede zwischen<br />

dyslektischen <strong>und</strong> Kontrollprobanden gef<strong>und</strong>en werden. Desweiteren zeigte sich<br />

kein Zusammenhang zwischen der Funktionalität des magnozellulären Systems der<br />

Probanden (erhoben durch die „coherent motion task“) <strong>und</strong> den Augenbewegungen<br />

während der string-processing Aufgabe. Die perzeptuellen <strong>und</strong> okulomotorischen<br />

Anforderungen der string-processing Aufgabe waren funktionell äquivalent zu denen<br />

des Lesens. Dies deutet darauf hin, dass dyslektische Leser keine Probleme mit der<br />

akkuraten Wahrnehmung von Buchstaben haben – ihre Leseschwierigkeiten können<br />

daher nicht auf okulomotorische oder visuell-perzeptive Defizite zurückgeführt<br />

werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Florian Hutzler<br />

fhutzler@zedat.fu-berlin.de<br />

++49 030 83855626<br />

++49 030 83855620<br />

Rechenschwäche erkennen, vermeiden <strong>und</strong> überwinden<br />

mit dem Konzept Basiskurs Mathematik<br />

*Peter Jansen<br />

Studienseminar Bocholt, Primarstufe, Coesfeld, Deutschland<br />

Um Kindern mit besonderen Schwierigkeiten beim Rechnen frühzeitig zu helfen,<br />

wurden im Rahmen des Aktionsforschungsprojekts „Basiskurs Mathematik“ standardisierte<br />

Tests <strong>und</strong> ein darauf bezogenes Programm für den individualisierten<br />

Unterricht in Kleinfördergruppen entwickelt. An der praktischen Erprobung waren<br />

37 Förderlehrer beteiligt. Es wurden 2157 Kinder getestet.<br />

Für die Konzipierung des Programms wurden mathematikdidaktische Fragestellungen<br />

in Hinblick auf die besonderen Probleme förderbedürftiger Kinder einer<br />

kritischen Revision unterzogen. Dies führte zu methodischen Innovationen, die sich<br />

in der Praxis als wirksam erwiesen.<br />

38


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Mit Hilfe statistischer Analysen wurde herausgearbeitet, dass sich die als förderbedürftig<br />

ausgewählten Kinder von den übrigen Kindern vor allem durch die Art der<br />

Zahlverwendung unterscheiden. Das erklärt bislang verstreute Einzelergebnisse<br />

wissenschaftlicher Forschung im Zusammenhang <strong>und</strong> ordnet die Symptomatik<br />

der Rechenschwäche neu. Gleichzeitig geben die Auswertungen Hinweise darauf,<br />

in welchen Stufen sich mathematische Verständnisgr<strong>und</strong>lagen entwickeln. Die<br />

Ergebnisse sind in einem Drei-Säulen-Modell zusammengefasst, das als Gr<strong>und</strong>lage<br />

individualisierter Lernprogramme dient.<br />

Im Rahmen des Workshops werden die Diagnose- <strong>und</strong> Fördermaterialien des Basiskurses<br />

vorgestellt. Die Forschungsergebnisse werden im Zusammenhang mit der<br />

Gesamtproblematik diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Jansen, P. (2004a): Basiskurs Mathematik. Übungsteil. Heinsberg: Dieck<br />

Jansen, P. (2004b): Basiskurs Mathematik. Diagnose <strong>und</strong> Evaluation. Heinsberg:<br />

Dieck<br />

Jansen, P. (2005): Basiskurs Mathematik. Aktionsforschung zur Prävention <strong>und</strong><br />

Behandlung der Rechenschwäche. Heinsberg: Dieck<br />

Jansen, P. (2005): Individuelles kompetenzorientiertes Üben mit dem Basiskurs<br />

Mathematik. In: Gr<strong>und</strong>schule 5/2005<br />

Jansen, P. (2005): Bausteine individuellen <strong>und</strong> kompetenzorienteierten Übens im<br />

Mathematikunterricht. In: Praxis Gr<strong>und</strong>schule 5/2005<br />

Korrespondenzautor:<br />

Peter Jansen<br />

CPJansen@t-online.de<br />

++49 02541 82650<br />

Selbstbewusst umgehen mit <strong>Legasthenie</strong><br />

*Fabian Joas<br />

Birmingham, United Kingdom<br />

In dem Vortrag wird das Problem der <strong>Legasthenie</strong> aus der Sicht eines Betroffenen<br />

behandelt. Es werden Alltagsprobleme angesprochen, wie sie Legasthenikern<br />

immer wieder passieren. In diesem Zusammenhang sollen Anregungen gegeben<br />

werden, wie man mit diesen Problemen umgehen kann. Des Weiteren soll gezeigt<br />

werden, wie man sich gegen Erniedrigungen zur Wehr setzt <strong>und</strong> wie man mit seinem<br />

Makel offensiv <strong>und</strong> selbstbewusst umgehen kann. Im Anschluss soll es die Möglichkeit<br />

zu Fragen <strong>und</strong> einer Diskussion geben.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Fabian Joas<br />

fabian.joas@web.de<br />

+44 7910 287404<br />

39


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Phonotaktische, phonetische <strong>und</strong> andere Fallen<br />

im Lese-Rechtschreib-Lernprozess<br />

*Michael Kálmar<br />

European Dyslexia Association, Wien, Österreich<br />

Der Forderung des VS-Lehrplans nach Schulung basaler Fähigkeiten als Voraussetzung<br />

für die Schriftsprach-Aneignung wird in den Lesefibeln <strong>und</strong> in Förder- <strong>und</strong><br />

Therapiematerialien für den auditiven Bereich mit einer breiten Palette entsprechender<br />

Aufgabenstellungen erfüllt.<br />

Bei ihrer Durchsicht muss allerdings das vorherrschende Konzept der Lautschulung<br />

als potentielle Lernbeeinträchtigung eingestuft werden: Das Wortmaterial hält<br />

sprachwissenschaftlichen Kriterien nicht stand; viele phonotaktisch bedingte <strong>und</strong><br />

phonetische Besonderheiten der deutschen Sprechsprache bleiben unberücksichtigt.<br />

Voraussetzung einer Lautschulungsdidaktik, die die auditiv-phonologischen Fallen<br />

des Lese-Rechtschreib-Lernprozesses berücksichtigt, ist die prof<strong>und</strong>e Kenntnis<br />

jener Regeln, welche die Phonemrealisierung durch Laute beschreiben.<br />

Bei sehr vielen AutorInnen von Erstlesefibeln, Förder- <strong>und</strong> Therapiematerialien ist<br />

eine entsprechende Kenntnis des Phonemsystems des Deutschen nicht feststellbar:<br />

Bei ihrer Durchsicht konnte der Verfasser kein einziges Werk ohne „auditiven Fallen“<br />

finden.<br />

Sehr viele diese Materialien verwendenden PflichtschullehrerInnen <strong>und</strong> außerschulisch<br />

mit Förderung lese-rechtschreib-schwacher Kinder Befasste (wie LegasthenikertherapeutInnen<br />

<strong>und</strong> PsychologInnen) sind ohne ausreichendes Wissen mit<br />

diesem Problemkreis konfrontiert.<br />

Mangold, M. (Bearb.)(2004): Duden Band 6, Das Aussprachewörterbuch (4. Auflage).<br />

Mannheim: Duden<br />

Haspel, S. & Kalmár, M. (2002): I GE MIT OMAR UNT OPER IN DI OPA UNSRA<br />

HEIMERTSCHTAT VIN. In: mitSPRACHE (Fachzeitschrift für Sprachheilpädagogik),<br />

34 (2002) 4, 51-57<br />

Kalmár, M. (1998): Auditive Fallen im Lese-Rechtschreib-Lernprozess. In: Anzengruber,<br />

G.et al. (Hg.), <strong>Legasthenie</strong> verstehen – Lese-Rechtschreib-Rechen-Schwächen<br />

bewältigen, schulheft 91/1998, 41-64<br />

Kalmár, M. (2001): Die acht auditiven Fallen im Lese-Rechtschreib-Erwerbsprozess.<br />

In: Sprachheilpädagogik im Spannungsfeld von Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis, Würzburg:<br />

edition-von-freisleben, 266-275<br />

Kalmár, M. (2003): Kommentierte Wortlisten zur Lautschulung (19. Fassung). Broschüre<br />

des Österreichischen <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong>, Wien; Internet: www.<br />

legasthenie.org<br />

Korrespondenzautor:<br />

Michael Kálmar<br />

michael.kalmar@aon.at<br />

++43 1 8942109<br />

++43 1 8972491<br />

40


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Das ORI - System - ein innovatives visuelles Lernmittelsystem zum sicheren<br />

Erlernen des Lesens <strong>und</strong> der Rechtschreibung<br />

*Irene Kanis<br />

Pädagogische Praxis im Auftrag des ORI - Lernmittelverlages, 99974 Mühlhausen, Thüringen<br />

Zielsetzung:<br />

- Vermittlung theoretischer Gr<strong>und</strong>lagen bei der Arbeit an orthographischen Invarianten<br />

(ORIs) als objektiv vorhandene Hintergr<strong>und</strong>strukturen in gedruckten <strong>und</strong><br />

geschriebenen Wörtern<br />

- Vorstellen des effektiv <strong>und</strong> erfolgreich einsetzbaren Lernmittelsystems, das analytisch<br />

<strong>und</strong> synthetisch an den vertikalen <strong>und</strong> horizontalen Analogien der Rechtschreibnachbarn<br />

deutscher Wörter arbeitet<br />

Materialien <strong>und</strong> Methoden:<br />

- Erlernen der ORI - Arbeitstechniken<br />

- Fehleranalyse nach ORI<br />

- Vorstellen der ORI - Lernmittel <strong>und</strong> ihrer Funktionalität<br />

- praktische Übungen<br />

Ergebnisse:<br />

- Erstellen individueller Übungspläne<br />

- Erlernen des praktischen Umgangs mit dem Lernmittelsystem<br />

- Einsatzmöglichkeiten Unterricht, Therapie / Förderung, Selbsthilfe<br />

Korrespondenzautor:<br />

Irene Kanis<br />

Ralf-Irene.Kanis@t-online.de<br />

++49 03601 816151<br />

Integrative Lerntherapie bei <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong><br />

*Inge Kempf-Kurth<br />

Fachverband für integrative Lerntherapie, Vorstand, Osnabrück, Deutschland<br />

Der Fachverband für integrative Lerntherapie FiL (www.lerntherapie-fil.de) setzt<br />

sich für hohe Qualitätsstandards ein bei der Behandlung von Klienten mit Entwicklungsstörungen<br />

im Bereich des Schriftspracherwerbs, des Erwerbs rechnerischer<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> der Aufmerksamkeit - <strong>und</strong> damit für die Professionalisierung der<br />

Lerntherapie. Betroffenen Eltern <strong>und</strong> den Betroffenen selbst soll dadurch die Suche<br />

nach der geeigneten Therapie erleichtert werden. Die Standards stimmen mit dem<br />

vom BVL aufgestellten Therapierichtlinien überein. Der Fachverband vertritt einen<br />

ganzheitlichen Ansatz, der sich auszeichnet durch Methodenintegration auf der Basis<br />

von fachwissenschaftlichen <strong>und</strong> fachdidaktischen Kenntnissen sowie therapeutischen<br />

Fähgkeiten zur Unterstützung des Selbstwertgefühls <strong>und</strong> der Lernmotivation.<br />

Integrative Lerntherapeuten erstellen aus Anamnese, Diagnostik <strong>und</strong> systemischer<br />

Einordnung einen individuell auf den Einzelfall abgestimmten Förderplan, beraten<br />

die Bezugspersonen <strong>und</strong> führen entsprechende Therapien durch. Ziel ist die<br />

Wiederherstellung einer positiven Lernstruktur, d.h. das Vertrauen des Klienten in<br />

41


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

seine eigenen Fähigkeiten, der Zugang zu den Stärken <strong>und</strong> die Verbesserung im<br />

Symptombereich. Zur Professionalität lerntheraoeutischer Arbeit gehört die Zusammenarbeit<br />

mit dem sozialen Umfeld der Kinder, Jugendlichen <strong>und</strong> Erwachsenen, die<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten, regelmäßige Supervision<br />

<strong>und</strong> Fortbildung. Neuere Evaluationsstudien, wie z.B. von Peter May, Hamburg;<br />

Carola Reuter-Liehr, Göttingen; Gerd Schulte-Körne, Marburg sowie vom Schulpsychologischen<br />

Dienst Konstanz belegen den Erfolg dieses Ansatzes.<br />

Korrespondenzautor: Inge Kempf-Kurth<br />

kempf-kurth@t-online.de<br />

++49 02204 57969<br />

++49 02204 919467<br />

Paarweises Tutoring im Leseunterricht – eine wirksame Methode zur Förderung<br />

der Lesegeschwindigkeit<br />

*Christian Klicpera (1), Simone Rainer (1), Nicole Gelautz (1)<br />

(1)Fakultät für Psychologie der Universität Wien, Institut für Erziehungswissenschaften der Universität<br />

Graz, Österreich<br />

178 Kinder aus acht Klassen der 2.Klassenstufe Gr<strong>und</strong>schule in Graz nahmen an<br />

einer Interventionsstudie Teil, in der in drei Klassen über etwa drei Monate pro Woche<br />

für zwei St<strong>und</strong>en ein paarweises Tutoring durchgeführt wurde, in weiteren drei<br />

Klassen wurde ein Projekt zum sozialen Lernen durchgeführt (als Zuwendungskontrollgruppe)<br />

<strong>und</strong> zwei Klassen dienten als unbehandelte Kontrollgruppe. Über prä-<br />

/post-Messungen wurden einerseits die Leistungen im Lesen <strong>und</strong> Rechtschreiben,<br />

andererseits Veränderungen im Sozialverhalten bei den Schülern der acht Klassen<br />

erhoben. Nach den Testergebnissen verbesserte sich die mündliche Lesegeschwindigkeit<br />

in den Klassen mit dem paarweisen Tutoring signifikant stärker als in den<br />

beiden anderen Vergleichsgruppen. Die Analyse der Fragebogen wies auch auf<br />

günstige Veränderungen im Sozialverhalten hin, wobei allerdings die Fortschritte in<br />

der Kontrollgruppe, in der das Projekt zum sozialen Lernen stattfand, deutlich größer<br />

waren. Einleitend werden Tutoringprogramme aus dem anglo-amerikanischen<br />

Sprachraum vorgestellt (siehe auch Klicpera et al., 2003) <strong>und</strong> darauf hingewiesen,<br />

dass diese einen neuen Ansatz in der schulischen Förderung darstellen, da damit<br />

ein Ausweg aus dem Dilemma der knappen Ressourcen für die individuelle Zuwendung<br />

durch ausgebildete Lehrer gewiesen werden könnte. In der Diskussion wird<br />

auf die inhaltliche Gestaltung des Tutoring etwas eingegangen <strong>und</strong> auf die Gefahr<br />

hingewiesen, das Tutoring mit zu vielen Inhalten zu überfrachten.<br />

Literatur<br />

Klicpera, C., Schabmann, A. & Gasteiger-Klicpera, B. (2003). <strong>Legasthenie</strong>: Modelle,<br />

Diagnose, Therapie <strong>und</strong> Förderung. München: E.Reinhardt Verlag <strong>und</strong> UTB für<br />

Wissenschaft.<br />

Korrespondenzautor: Christian Klicpera<br />

christian.klicpera@univie.ac.at<br />

++43 1 427747893<br />

++43 1 427747899<br />

42


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Probleme beim Rechnen mit der Null -<br />

Erklärungsansätze <strong>und</strong> pädagogische Hilfen<br />

*Reimer Kornmann<br />

Pädagogische Hochschule Heidelberg, Pädagogik der Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsförderung, Heidelberg,<br />

Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Der workshop greift den wiederholt bestätigten Bef<strong>und</strong> auf, dass Aufgaben, die eine<br />

Null enthalten, besonders häufig falsch gelöst werden. Daher soll in einem ersten<br />

Schritt den verschiedenen Ursachen für diesen Tatbestand nachgegangen werden.<br />

in einem zweiten Schritt sollen pädagogische Ansätze vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert werden,<br />

die geeignet sind, diesen Schwierigkeiten wirksam zu begegnen <strong>und</strong> damit die<br />

Rechensicherheit erheblich zu erhöhen. Dazu sind auch Vorschläge <strong>und</strong> Anregungen<br />

aus dem Kreise der Teilnehmenden erwünscht.<br />

Materialien <strong>und</strong> Methoden:<br />

Es können zwölf Fördereinheiten zur Vermittlung verschiedener Bedeutungsaspekte<br />

der Null vorgestellt werden. Die Wirksamkeit dieser Fördereinheiten wurde in<br />

empirischen Untersuchungen an Kindern in den beiden ersten Gr<strong>und</strong>schulklassen<br />

sowie in 3. <strong>und</strong> 4. Klassen von Sonderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen<br />

überprüft.<br />

Ergebnisse:<br />

Mit Hilfe der Fördereinheiten lässt sich eine deutliche Reduzierung der Fehlerzahlen<br />

bei Rechenaufgaben mit einer Null erzielen. Detaillierte Informationen enthält das<br />

Buch von R. Kornmann u. a.: Probleme beim Rechnen mit der Null - Erklärungsansätze<br />

<strong>und</strong> pädagogische Hilfen. Weinheim: Deutscher Studien Verlag 1999.<br />

Zusammenfassung:<br />

Der workshop soll für den oft stark vernachlässigten Problembereich des Rechnens<br />

mit der Null sensibilisieren <strong>und</strong> wirksame Hilfen bei entsprechenden Schwierigkeiten<br />

bieten.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Reimer Kornmann<br />

kornmann@ph-heidelberg.de<br />

++49 06221 477417<br />

LRS-spezifische Lesehilfe als Übungsteil im Elternhaus<br />

*Edeltraud Koschay (1), Heidemarie Hoffmann (1)<br />

(1) Heinrich-Hoffmann-Schule (Schule für Kranke) am Zentrum für Nervenheilk<strong>und</strong>e der Universität<br />

Rostock, Rostock, Deutschland<br />

Mein Kind kennt alle Buchstaben, doch es kann nicht lesen! Dieser Problematik zu<br />

begegnen ist für Eltern schwer. Gern möchten sie ihrem Kind helfen, aber wie?<br />

Wir geben interessierten Eltern Hinweise zum gezielten Üben. Unter Anwendung unserer<br />

´lrs-sezifischen Lesehilfe` lernen Kinder mit Leseschwierigkeiten, sich im Wirrwarr<br />

von Buchstaben zurecht zu finden. Es werden Orientierungspunkte aufgezeigt<br />

43


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

für eine silbische Aufgliederung von mehrsilbigen einfachen deutschen Wörtern - bei<br />

Einzelwörtern <strong>und</strong> im Text. Im Blickpunkt steht der Gr<strong>und</strong>vorgang des Lesens, die<br />

Dekodierung der Schriftsprache.<br />

Literatur:<br />

Heidemarie Hoffmann, Edeltraud Koschay, Erarbeitung einer LRS-spezifischen<br />

Lesehilfe für Kinder mit einer Lese-Rechtschreibschwäche. in: Lese-Rechtschreibschwäche<br />

im Schulalltag - Greifswalder Studien zur Erziehungswissenschaft. Europäischer<br />

Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 1996<br />

Heidemarie Hoffmann, Edeltraud Koschay, LRS-spezifische Lesehilfe für Kinder mit<br />

einer Lese-Rechtschreibstörung. in: Dokumentation 2002 - LRS-Förderstrategie in<br />

M/V. Ministerium für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Kultur des Landes Mecklenburg/<br />

Vorpommern, 2002<br />

Korrespondenzautor: Edeltraud Koschay<br />

erwin.koschay@freenet.de<br />

++49 381 680987<br />

++49 381 6707152<br />

Frühe Diagnose, Prognose <strong>und</strong> Prävention von Rechenschwäche<br />

*Kristin Krajewski<br />

Universität Würzburg, Institut für Psychologie, Würzburg, Deutschland<br />

In den letzten Jahren führte die Forschung zum Erwerb des Lesens <strong>und</strong> Schreibens<br />

schnell zur praktischen Umsetzung der hier gewonnenen Erkenntnisse, <strong>und</strong> Kindergartenprogramme<br />

für die frühe Förderung des Schriftspracherwerbs stießen auf<br />

große Resonanz. Demgegenüber finden sich für den Bereich der mathematischen<br />

Früherziehung kaum Hinweise darauf, welche Fähigkeiten schon vor Schuleintritt<br />

spielerisch gefördert werden können <strong>und</strong> dadurch den Kindergartenkindern einen<br />

guten Start für das Erlernen der Mathematik ermöglichen.<br />

Der Vortrag stellt die Ergebnisse einer Langzeitstudie dar, die über vier Jahre hinweg<br />

Kinder in ihrer mathematischen Entwicklung vom letzten Kindergartenjahr bis<br />

zum Ende der Gr<strong>und</strong>schulzeit verfolgte <strong>und</strong> dabei Vorläuferfertigkeiten identifizierte,<br />

die für einen erfolgreichen Erwerb der Gr<strong>und</strong>schulmathematik bedeutsam sind. Als<br />

Fazit wird die Bedeutung des vorschulischen Mengen- <strong>und</strong> Zahlenwissens für die<br />

mathematischen Kompetenzen bis zum Ende der Gr<strong>und</strong>schule aufgezeigt. Um herauszustellen,<br />

was unter kompetentem Wissen um Mengen, Zahlen <strong>und</strong> das Zählen<br />

verstanden werden sollte <strong>und</strong> wie dieses Wissen systematisch aufgebaut werden<br />

muss, statt es wahllos zu trainieren <strong>und</strong> dabei beliebige Aspekte herauszugreifen,<br />

werden Schlussfolgerungen für die Frühförderung des Mathematikverständnisses<br />

gezogen <strong>und</strong> in einem Ansatz zum Training der „Mengenbewusstheit von Zahlen“<br />

umgesetzt.<br />

Korrespondenzautor: Kristin Krajewski<br />

kristin-krajewski@mail.uni-wuerzburg.de<br />

++49 0931 312746<br />

++49 0931 312763<br />

44


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Abweichende neuronale Verarbeitung von Zahlen bei dyskalkulischen Kindern:<br />

Ergebnisse einer Studie mit funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

*Karin Kucian (1), Thomas Loenneker (1), Thomas Dietrich (1), Mengia Dosch (1),<br />

Ernst Martin (1), Michael von Aster (2)<br />

(1) Universitäts-Kinderklinik, MR-Zentrum, Zürich, Schweiz; (2) St. Joseph Krankenhaus, Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendpsychiatrie, Berlin, Deutschland<br />

Einleitung:<br />

<strong>Dyskalkulie</strong> ist eine spezifische Lernstörung des Rechnens <strong>und</strong> der Zahlenverarbeitung.<br />

Ursachen aus Anlage <strong>und</strong> Umwelt werden angenommen. Es werden vor allem<br />

Defizite in der Entwicklung der analog-semantischen Zahlenrepräsentation erwartet,<br />

die im Parietalhirn lokalisiert ist <strong>und</strong> für das rasche Überschlagen von Ergebnissen<br />

<strong>und</strong> das Gefühl für die Mächtigkeit einer Zahl verantwortlich ist.<br />

Methoden:<br />

Bei 18 Kindern mit <strong>Dyskalkulie</strong> <strong>und</strong> 20 Kontrollkindern im Alter von 8-12 Jahren<br />

wurden neuronale Verarbeitungsprozesse mittels funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) untersucht. Das Paradigma bestand aus drei verschiedenen<br />

Bedingungen: exaktes Rechnen, approximatives Rechnen <strong>und</strong> Mengenvergleich.<br />

Ergebnisse:<br />

Dyskalkulische Kinder aktivierten dieselben parieto-präfrontalen Netzwerke beim<br />

exakten <strong>und</strong> approximativen Rechnen sowie beim Vergleichen der Grösse zweier<br />

Mengen. Allerdings unterschied sich die Gehirnaktivität der dyskalkulischen Kinder<br />

in zweifacher Hinsicht von der der Kontrollkinder: Erstens zeigten sie eine allgemein<br />

höhere interindividuelle Varianz der Gehirnaktivität, <strong>und</strong> zweitens zeigten sie<br />

während des approximativen Rechnens eine bedeutend schwächere Aktivität. Beim<br />

exakten Rechnen <strong>und</strong> Mengenvergleichen konnten keine Unterschiede zwischen<br />

Kontrollkindern <strong>und</strong> Kindern mit <strong>Dyskalkulie</strong> gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Diskussion:<br />

Die Ergebnisse deuten auf eine gestörte Bildung abstrakter, analog-semantischer<br />

Repräsentationen von Zahlen (innerer Zahlenstrahl) bei dyskalkulischen Kindern<br />

hin. Im Gegensatz dazu scheint die beim exakten Rechnen geforderte sprachgeb<strong>und</strong>ene<br />

Verarbeitung <strong>und</strong> Speicherung von Zahlen nicht beeinträchtigt zu sein.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Karin Kucian<br />

karin.kucian@kispi.unizh.ch<br />

++41 44 2667324<br />

++41 44 2667153<br />

45


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs <strong>und</strong> tatsächliche Schulleistungen:<br />

Der Zusammenhang von LRS <strong>und</strong> Verhaltensauffälligkeiten im Gr<strong>und</strong>schulalter<br />

*Annett Kuschel (1), Nadine Däubler (1), Sebastian Naumann (1), Heike Bertram (1),<br />

Dagmar Ständer (1), Kurt Hahlweg (1)<br />

(1) Technische Universität Braunschweig, Klinische Psychologie, Psychotherapie <strong>und</strong> Diagnostik,<br />

Braunschweig, D<br />

Theoretischer Hintergr<strong>und</strong>: Mehrere im deutschsprachigen Raum durchgeführte<br />

Längsschnittstudien zeigen, dass der phonologischen Informationsverarbeitung<br />

eine besondere Bedeutung als Vorläuferfertigkeit für die spätere Lese-Rechtschreibentwicklung<br />

zukommt. So befinden sich Kinder, die vor der Einschulung<br />

Defizite in der Vorläuferfertigkeiten aufweisen, auch während der Gr<strong>und</strong>schulzeit<br />

am Ende der Leistungsverteilung im Lesen <strong>und</strong> Rechtschreiben. Dagegen gibt es<br />

wenige Untersuchungen zur Frage der Verbreitung von Verhaltensauffälligkeiten im<br />

Gr<strong>und</strong>schulalter aus der Sicht der Eltern <strong>und</strong> Lehrer. Fragestellung: In der vorliegenden<br />

Untersuchung soll der Zusammenhang zwischen den Vorläuferfertigkeiten<br />

des Schriftspracherwerbs <strong>und</strong> den tatsächlichen Schulleistungen im Gr<strong>und</strong>schulalter<br />

ebenso überprüft werden wie der Zusammenhang zwischen Schulleistungen<br />

<strong>und</strong> Verhaltensauffälligkeiten. Weiterhin soll untersucht werden, welcher Prädiktor<br />

einen bedeutenden Beitrag zur tatsächlichen Schulleistung leistet. Methode: Die<br />

Fragestellung wird im Rahmen des DFG-Projekts „Zukunft Familie“ zur Wirksamkeit<br />

universeller Präventionsmaßnahmen an N = 177 Kindern untersucht. Die Vorläuferfertigkeiten<br />

des Schriftspracherwerbs wurden mit dem Bielefelder Screening<br />

zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (BISC) zehn bzw. vier<br />

Monate vor der Einschulung erhoben. Die Verhaltensauffälligkeiten aus der Sicht der<br />

Mütter <strong>und</strong> LehrerInnen wurden mit den Fragebögen der Arbeitsgruppe Deutsche<br />

Child Behavior Checklist (CBCL 4-18; TRF) erfasst. Die Schulleistungen im Lesen<br />

<strong>und</strong> Rechtschreiben wurden mit Hilfe der Würzburger Leise Leseprobe (WLLP) <strong>und</strong><br />

des Diagnostischen Rechtschreibtests für erste Klassen (DRT 1) erhoben. Ergebnisse:<br />

Die Phase der Datenauswertung ist noch nicht abgeschlossen. Erste Ergebnisse<br />

der Untersuchung werden präsentiert <strong>und</strong> im Hinblick auf die Prävention von Verhaltens-<br />

<strong>und</strong> Leistungsstörungen diskutiert.<br />

Korrespondenzautor: Annett Kuschel<br />

a.kuschel@tu-bs.de<br />

++49 0531 3913604, ++49 0531 3918105<br />

Prävention von Lese-Rechtschreibproblemen:<br />

die Würzburger Trainingsprogramme zur phonologischen Bewusstheit <strong>und</strong> zur<br />

Buchstaben-Laut-Kenntnis für Vorschulkinder<br />

*Petra Küspert<br />

Universität Würzburg, Würzburger Institut für Lernförderung, Würzburg, Deutschland<br />

<strong>Legasthenie</strong> beginnt nicht erst in der Schule, denn schon im Vorschulalter unterscheiden<br />

sich Kinder in beträchtlichem Ausmaß hinsichtlich sogenannter „Vorläufer-<br />

46


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

merkmale“, die den Erfolg (oder Misserfolg) beim späteren Lesen- <strong>und</strong> Schreibenlernen<br />

recht zuverlässig vorhersagen. Als relevantestes Vorläufermerkmal erwies<br />

sich in zahlreichen Studien die sogenannte phonologische Bewusstheit, also die<br />

Fähigkeit, die Lautstruktur der gesprochenen Sprache zu erkennen.<br />

Mittlerweile wurden an der Universität Würzburg Sprachspiele („Hören, lauschen,<br />

lernen“) entwickelt <strong>und</strong> wissenschaftlich evaluiert, in denen sich die Vorschulkinder<br />

mit immer kleineren Einheiten der gesprochenen Sprache (Wörter, Silnem, Reime,<br />

Laute) beschäftigen. Dabei geht es nur um das Gehörte <strong>und</strong> dessen Segmentation,<br />

nicht etwa um ein vorgezogenes Lesen- oder Schreibenlernen.<br />

Die Effizienz dieser Förderung lässt sich durch die Anwendung des Buchstaben-<br />

Laut-Trainings („Hören, lauschen, lernen 2“) noch deutlich steigern. Hier lernen die<br />

Kinder in einer Fülle von Spielen einige Buchstaben-Laut-Verbindungen kennen <strong>und</strong><br />

erhalten durch diese Stabilisierung der Vorwissensbasis nochmals deutlich positivere<br />

Voraussetzungen für einen reibungslosen Schriftspracherwerb. Tatsächlich kann<br />

auch „Risikokindern“ durch diese Förderung ein problemloser Schriftspracherwerb<br />

ermöglicht werden.<br />

Frau Dr. Küspert informiert über die Gr<strong>und</strong>lagen, die Erprobung <strong>und</strong> die Möglichkeiten<br />

der praktischen Anwendung dieses Förderprogrammes im Kindergarten. An eine<br />

kurze theoretische Einführung schließen sich die Vorstellung der Trainingsprogramme,<br />

die gemeinsame Durchführung ausgewählter Übungseinheiten <strong>und</strong> die Präsentation<br />

eines Videos zum Training an.<br />

Literatur<br />

Küspert, P. (1997). Phonologische Bewusstheit <strong>und</strong> Schriftspracherwerb. Frankfurt<br />

a. M.: Lang.<br />

Küspert, P. (2003). Neue Strategien gegen <strong>Legasthenie</strong>. Ratingen: Oberstebrink.<br />

Küspert, P., & Schneider, W. (2003). Hören, lauschen, lernen – Sprachspiele für<br />

Vorschulkinder (4. Aufl.). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />

Plume, E. & Schneider, W. (2004). Hören, lauschen, lernen 2: Spiele mit Buchstaben<br />

<strong>und</strong> Lauten für Kinder im Vorschulalter. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />

Roth, E., & Schneider, W. (2002). Langzeiteffekte einer Förderung der phonologischen<br />

Bewusstheit <strong>und</strong> der Buchstabenkenntnis auf den Schriftspracherwerb.<br />

Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 16, 99-108.<br />

Schneider, W., Marx, P., & Weber, J. (2002). Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung:<br />

Risikofaktoren für Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Kinderärztliche Praxis,<br />

3, 186-194.<br />

Schneider, W., Roth, E., & Küspert, P. (1999). Möglichkeiten der frühen Prävention<br />

von Lese-Rechtschreibproblemen: Das Würzburger Trainingsprogramm zur Förderung<br />

sprachlicher Bewusstheit bei Kindergartenkindern. Kindheit <strong>und</strong> Entwicklung,<br />

8, 147-152.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Petra Küspert<br />

kuespert@wuerzburger-institut-fuer-Lernfoerderung.de<br />

++49 0931 3535280<br />

++49 0931 3539805<br />

47


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Möglichkeiten der frühen Prävention von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten<br />

durch die Förderung der phonologischen Bewusstheit im Vorschulalter<br />

*Petra Küspert<br />

Universität Würzburg, Lehrstuhl für Psychologie IV, Würzburg, Deutschland<br />

<strong>Legasthenie</strong> beginnt nicht erst in der Schule; dies zeigt sich in Längsschnittuntersuchungen,<br />

die im Rahmen der neueren pädagogisch-psychologischen bereits<br />

im Vorschulalter bei „Risikokindern“ beträchtliche Einschränkungen hinsichtlich<br />

bedeutsamer Vorläufermerkmale des Schriftspracherwerbs belegen. Unterschiede<br />

zwischen späteren guten resp. schwachen Lesern <strong>und</strong> Merkmalen ergeben sich<br />

in Merkmalen der phonologischen Informationsverarbeitung, insbesondere der<br />

phonologischen Bewusstheit, also der Fähigkeit, die Lautstruktur der gesprochenen<br />

Sprache zu erkennen.<br />

Mittlerweile wurde mit dem Würzburger Trainingsprogramm eine Förderkonzeption<br />

erarbeitet, die es erlaubt, die phonologische Bewusstheit von Vorschulkindern auf<br />

spielerische Weise effizient zu fördern <strong>und</strong> – wie in zahlreichen wissenschaftlichen<br />

Evaluationsstudien belegt werden konnte – selbst „Risikokindern“ einen reibungslosen<br />

Schriftspracherwerb zu ermöglichen.<br />

Frau Küspert stellt in ihrem Vortrag die Bedeutung der phonologischen Bewusstheit<br />

im Kontext moderner Modelle des Schriftspracherwerbs dar <strong>und</strong> zeigt Möglichkeiten<br />

wie auch Grenzen der Prävention auf.<br />

Literatur<br />

Küspert, P. (2003). Neue Strategien gegen <strong>Legasthenie</strong>. Ratingen: Oberstebrink.<br />

Küspert, P., & Schneider, W. (2003). Hören, lauschen, lernen – Sprachspiele für<br />

Vorschulkinder (4. Aufl.). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />

Plume, E. & Schneider, W. (2004). Hören, lauschen, lernen 2: Spiele mit Buchstaben<br />

<strong>und</strong> Lauten für Kinder im Vorschulalter. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />

Roth, E., & Schneider, W. (2002). Langzeiteffekte einer Förderung der phonologischen<br />

Bewusstheit <strong>und</strong> der Buchstabenkenntnis auf den Schriftspracherwerb.<br />

Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 16, 99-108.<br />

Schneider, W., Marx, P., & Weber, J. (2002). Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung:<br />

Risikofaktoren für Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Kinderärztliche Praxis,<br />

3, 186-194.<br />

Schneider, W., Roth, E., & Küspert, P. (1999). Möglichkeiten der frühen Prävention<br />

von Lese-Rechtschreibproblemen: Das Würzburger Trainingsprogramm zur Förderung<br />

sprachlicher Bewusstheit bei Kindergartenkindern. Kindheit <strong>und</strong> Entwicklung,<br />

8, 147-152.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Petra Küspert<br />

kuespert@wuerzburger-institut-fuer-lernfoerderung.de<br />

++49 0931 3535280<br />

++49 0931 3539805<br />

48


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Das curriculum vitae von Rechenschwachen. Biografische Stadien der Rechenschwäche<br />

von ihrer Genese bis ins Erwachsenenalter<br />

*Jörg Kwapis<br />

Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche, Wissenschaftlicher Leiter, Potsdam, Deutschland<br />

Rechenschwächen – begriffen als Lernversagen im mathematischen Elementarbereich<br />

– wachsen sich nicht aus. Unentdeckte <strong>und</strong> unbehandelte Rechenschwächen<br />

bilden ein bleibendes <strong>und</strong> nachhaltiges Hemmnis einer erfolgreichen Bewältigung<br />

von Schule <strong>und</strong> Berufsausbildung, in der beruflichen Entwicklung <strong>und</strong> bei alltagspraktischen<br />

Fragestellungen (Umgang mit Geld, Zeit etc.). Rechenschwache<br />

Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> später Erwachsene erfahren ihr Lernproblem damit als<br />

lebenslanges Handicap.<br />

Bisher war der Fokus der wissenschaftlichen Forschung auf die erste Phase von Rechenschwächen<br />

<strong>und</strong> weniger auf die biografisch folgenden Entwicklungen gerichtet.<br />

Der Vortrag holt dagegen die typischen biografischen Stadien von Rechenschwächen<br />

<strong>und</strong> deren individuelle wie soziale <strong>und</strong> gesellschaftliche Auswirkungen in den<br />

Blick.<br />

Bei der Genese von Rechenschwächen im mathematischen Anfangsunterricht trifft<br />

man den Typos des begriffslosen Zählers. Dieser entwickelt sich in der Schulzeit<br />

zum begriffslosen Mechaniker, einem Typos, der ausrechnen, aber nicht berechnen<br />

kann. Mit den zunehmenden Anforderungen durch Ausbildung <strong>und</strong> Beruf an die<br />

Mathematisierungsfähigkeit sowie in der Bewältigung alltagspraktischer Probleme<br />

entwickeln sich die bei rechenschwachen Jugendlichen <strong>und</strong> Erwachsenen typische<br />

Formen chronifizierter Hilflosigkeit.<br />

Im Vortrag werden die sozial- <strong>und</strong> bildungspolitischen Dimensionen chronifizierter<br />

Rechenschwächen sowie deren sozialpsychiatrische Auswirkungen besprochen.<br />

Der Vortrag basiert u.a. auf den Erfahrungen aus einem 3jährigen Kooperationsprojekt<br />

mit einem überbetrieblichen Ausbildungsträger. Er richtet sich an Lehrer<br />

der sek<strong>und</strong>aren Schulen, an Berufsschullehrer, an Berufsberater, insbesondere an<br />

Reha-Berater der Agentur für Arbeit, an Kinder- <strong>und</strong> Jugend-Psychiater, an Mitarbeiter<br />

sozialpsychiatrischer <strong>und</strong> psychologischer Dienste.<br />

Korrespondenzautor: Jörg Kwapis<br />

potsdam@ztr-rechenschwaeche.de<br />

++49 0331 5507767, ++49 0331 5508742<br />

Die Bedeutung diagnostischer Subgruppen für die experimentelle Erforschung<br />

der neuronalen Ursachen von Leselernstörungen<br />

*Thomas Lachmann (1), Stefan Berti (2), Teija Kujala (3), Erich Schröger (4)<br />

(1) Universität Leipzig & Universität Bamberg, Deutschland; (2) Universität Mainz, Deutschland; (3)<br />

University of Helsinki, Finland; (4) Universität Leipzig, Deutschland<br />

Kinder mit Problemen beim Schriftspracherwerb werden in den internationalen Klassifizierungssytemen<br />

als eine homogene Gruppe klassifiziert, deren diagnostizierte<br />

Leistungen im Lesen <strong>und</strong> Schreiben deutlich von jenen abweichen, die entspre-<br />

49


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

chend der diagnostizierten allgemeinen Intelligenz zu erwarten wären. Diese symptomorientierte<br />

Diskrepanzdefinition der Schriftspracherwerbsstörung negiert jedoch<br />

die Existenz ätiologischer Subgruppen, die sich teilweise auch in sehr unterschiedlichen<br />

Problemmustern beim Lesen <strong>und</strong> Schreiben widerspiegeln. In mehreren experimentellen<br />

Studien gelang es uns nachzuweisen, dass Probleme bei analytischen<br />

Leseanforderungen (seltene Wörter, Nichtwortlesen) durch ein auditives Verarbeitungsdefizit<br />

verursacht sind, welches spezifisch die Graphem-Phonem-Übersetzung<br />

stört. Probleme bei holistischen Leseanforderungen (Ganzwortlesen), scheinen<br />

hingegen eher durch ein allgemeines temporales Verarbeitungsdefizit begründet zu<br />

sein, welches die direkte Aktivierung des Wortes im Lexikon verlangsamt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Thomas Lachmann<br />

lachmann@uni-leipzig.de<br />

++49 341 9735943<br />

++49 341 9735969<br />

Comorbidity of dyslexia and dyscalculia<br />

*Karin Landerl<br />

Universität Salzburg, Fachbereich Psychologie, Salzburg, Österreich<br />

Recent epidemiological studies show that dyslexia and dyscalculia co-occur<br />

frequently, but these two learning disabilities also clearly dissociate. Theoretical accounts<br />

that assume that the two disorders are based on similar cognitive deficits can<br />

explain the co-occurrence, but it is difficult to explain the dissociation. Data will be<br />

presented that suggest that the two learning disorders are largely independent from<br />

each other on the neuro-cognitive level. Dyslexic children mainly show deficits in the<br />

phonological domain while dyscalculic children show deficits in the domain of basic<br />

processing of numerosities which is functionally independent from other cognitive<br />

domains.<br />

Comorbidities of different learning disorders are problematic, not only for clinical<br />

practice, but they provide a serious methodological problem for research: to identify<br />

neuro-cognitive deficits that might <strong>und</strong>erlie a particular developmental disorder,<br />

groups of children who are diagnosed with that disorder are compared with normally<br />

developing control groups. However, a group difference might be due to a certain<br />

number of learning disabled children who have an additional, unidentified problem,<br />

while children who have the specific disorder only and no additional problems might<br />

perform on the same level as the control group.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Karin Landerl<br />

karin.landerl@sbg.ac.at<br />

++43 662 80445137<br />

50


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Wie arbeitet das Gehirn beim Rechnen?<br />

*Karin Landerl<br />

Universität Salzburg, Institut für Psychologie, Salzburg, Österreich<br />

Moderne neurowissenschaftliche Methoden haben in den letzten Jahren zahlreiche<br />

spannende Erkenntnisse erbracht, wie die neurokognitiven Verarbeitung von<br />

Mengen <strong>und</strong> Zahlen abläuft. Zunehmend setzt sich die Sichtweise durch, dass numerische<br />

Konzepte angeboren sind <strong>und</strong> sich weitgehend unabhängig von anderen<br />

Domänen der kognitiven Verarbeitung (z.B. Sprache, Gedächtnis) entwickeln. Oft<br />

werden zwei Kernsysteme der numerischen Verarbeitung unterschieden, ein System<br />

für die approximative Verarbeitung von Numerositäten <strong>und</strong> ein zweites, das über die<br />

genaue Anzahl von Objekten im kleinen Zahlenraum informiert. Welche Gehirnregionen<br />

involviert sind, hängt wesentlich von der Art der Aufgabe (z.B. Zahlen-/Mengenvergleich<br />

vs. Zählen vs. Rechnen) <strong>und</strong> der Art der Präsentation (verbal, arabisch,<br />

alphabetisch) ab. Neurologische Bef<strong>und</strong>e bei entwicklungsbedingter <strong>Dyskalkulie</strong><br />

weisen vor allem auf Auffälligkeiten im intraparietalen Sulcus hin.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Karin Landerl<br />

Karin.Landerl@sbg.ac.at<br />

++43 662 80445137<br />

++43 662 80445126<br />

Psychotherapie bei <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> - sinnvoll oder überflüssig?<br />

*Ulrike Lehmkuhl<br />

Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik<br />

<strong>und</strong> Psychotherapie des Kindes- <strong>und</strong> Jugendalters, Berlin, Deutschland<br />

Entwicklungsstörungen sind oft kombiniert mit Störungen im emotionalen <strong>und</strong> Verhaltensbereich.<br />

Untersuchungen über die Prävalenz von psychiatrischen Erkrankungen<br />

bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Legasthenie</strong> zeigen z.B., dass in dieser<br />

Gruppe ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen besteht. Bei Kindern mit<br />

Lese-Rechtschreibstörung treten in hohem Maße Verhaltensauffälligkeiten, Hyperaktivität,<br />

geringe Konzentrationsleistungen, aggressive <strong>und</strong> delinquente Störungen<br />

auf. Die Schulkarriere von Kindern mit Teilleistungsstörungen, die den schulischen<br />

Bereich betreffen, ist durch zusätzliche emotionale Probleme oft belastet, da die<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen bei guter Intelligenz sehr deutlich merken, wie sie trotz<br />

großer Anstrengung nicht genügend die Erwartungen, die an sie gestellt werden,<br />

erfüllen. Früher oder später geben sie auf, beschäftigen sich im Unterricht mit<br />

anderen Themen oder verweigern den Schulbesuch völlig, insbesondere dann,<br />

wenn ihren Teilbereichsdefiziten keine besondere Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Rücksicht<br />

geschenkt wird in Form von spezifischen Fördermaßnahmen. Ein nicht geringer Teil<br />

dieser Kinder benötigt ergänzend psychotherapeutische Unterstützung, um diesen<br />

schwereren <strong>und</strong> belastenderen Weg durch Schule <strong>und</strong> Ausbildung mit ges<strong>und</strong>em<br />

Selbstbewusstsein zu gehen. Viele Kinder <strong>und</strong> Jugendliche schlagen sich zusätzlich<br />

51


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

mit Traurigsein, Selbstmordgedanken, Schlaf- <strong>und</strong> Essstörungen herum (Esser <strong>und</strong><br />

Schmidt 1993). Psychotherapie kann nur die psychiatrische Zusatzsymptomatik<br />

positiv beeinflussen, bereitet aber zum Teil erst das Feld für eine erfolgreiche spezifische<br />

Übungsbehandlung.<br />

Literatur: Esser u. Schmidt, Zeitschrift für Klinische Psychologie 22, 1993; Esser,<br />

Wyschkon u. Schmidt, Zeitschrift für Klinische Psychologie 31, 2002<br />

Korrespondenzautor: Ulrike Lehmkuhl<br />

ulrike.lehmkuhl@charite.de<br />

++49 030 450566201<br />

++49 030 450566921<br />

Brain responses as early predictors of reading problems and indices of persistent<br />

processing differences<br />

*Paavo H. T. Leppänen (1), Tomi K. Guttorm (2), Jarmo Hämäläinen (2), Minna<br />

Torppa (2), Anne Puolakanaho (2), Anna-Maija Poikkeus (2), Kenneth M. Ekl<strong>und</strong> (2),<br />

Paula Lyytinen (2), Heikki Lyytinen (2)<br />

(1) Jyväskylä Longitudinal Study of Dyslexia, University of Jyväskylä, Jyväskylä, Finland; (2)<br />

We examined the association of infant brain responses with reading and writing<br />

skills in children with risk for familial dyslexia and brain activation differences in<br />

those who became poor readers at school age. We had earlier fo<strong>und</strong> differences between<br />

6-month-old infants with and without risk for familial dyslexia in event-related<br />

brain potentials (ERPs) for consonant duration change in two-syllable pseudowords<br />

(/ata/ vs. /atta/) presented in a mismatch negativity (MMN) -paradigm. The sixmonth-ERPs<br />

were also fo<strong>und</strong> to predict later language and phonological skills. We<br />

present here findings of associations of the infant brain responses with 1st and 2nd<br />

grade reading skills and brain activation differences at pre-school and school age.<br />

The correlations between 6-month-ERPs and later reading and writing skills were<br />

more consistent among at-risk children. Both response amplitude and latency measures,<br />

fo<strong>und</strong> for both the standard and deviant stimuli, were associated with reading<br />

and writing skills. Poor readers also differed from good readers in 6-month-ERP<br />

measures. The ERPs measured in the similar MMN-paradigms for the same /ata/<br />

and /atta/ pseudowords at pre-school age (6.5 years) and at the 3rd grade (9 years)<br />

also revealed differences between at-risk and control children as well as between<br />

poor and good readers, respectively. The high-dense array recordings at the 3rd<br />

grade showed differences in both the scalp current density maps as well as in the<br />

waveform of the ERPs.<br />

Our findings suggest persisting developmental differences in the organization of the<br />

neural networks sub-serving speech perception with cascading effects on later reading<br />

skills in children with familial backgro<strong>und</strong> for dyslexia.<br />

Korrespondenzautor: Paavo Leppänen<br />

Paavo.Leppanen@psyka.jyu.fi<br />

++358 14 2602882<br />

++358 14 2604400<br />

52


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Functional brain correlates of phonological processing<br />

Bernhard Blanz (1), *Carolin Ligges<br />

University Clinic Jena, Department of Child and Adolescent Psychiatry, Jena, Deutschland<br />

Although the debate about the etiological mechanism in dyslexia is still going on,<br />

empirical evidence strongly supports the phonological deficit hypothesis, describing<br />

the fact that difficulties in phonological processing are supposed to be the major<br />

cause for developmental dyslexia.<br />

Firstly an overview about neuroimaging and electrophysiological findings of <strong>und</strong>isturbed<br />

phonological language processing will be given, followed by recent international<br />

empirical evidence (fMRI- and EEG-data) supporting the phonological deficit<br />

hypothesis.<br />

In the last ten years, a multitude of international neuroimaging studies demonstrated<br />

that even across different language systems (shallow vs. deep orthographies) the<br />

phonological processing deficit can be associated with an <strong>und</strong>er activation in posterior<br />

temporal language areas, accompanied most of the time by an over activation<br />

in frontal language areas. This over activation meanwhile has consistently been<br />

interpreted to reflect a compensational process for the weak phonological processing<br />

capacities.<br />

Although there are less electrophysiological studies investigating the phonological<br />

processing deficit with event-related potentials in EEG, evidence for a phonological<br />

deficit seems to be reflected in a diminished negativity in the range of 400-600 ms,<br />

when phonologically demanding tasks have to be processed.<br />

In the second part of the talk, own empirical findings examining phonological processing<br />

deficits in dyslexia with functional MRI as well as EEG will be described and<br />

discussed.<br />

This study has been supported by the Interdisziplinäres Zentrum für klinische Forschung<br />

(IZKF), Grant B307-04004.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Carolin Ligges<br />

Carolin.Ligges@med.uni-jena.de<br />

++49 03641 935536<br />

++49 03641 935536<br />

Überprüfung verschiedener Ursachenmodelle bei der Lese-Rechtschreibstörung<br />

mittels fMRT <strong>und</strong> EEG – ein Werkstattbericht<br />

*Carolin Ligges (1), Tanja Jungmann (1), Marc Ligges (1), Ralph Houker (2), Bernhard<br />

Blanz (1), Marc Ligges (1)<br />

(1) Klinik für Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland; (2) Biomagnetisches<br />

Zentrum, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Bei der Lese-Rechtschreibstörung (LRS) handelt es sich um ein Störungsbild, in<br />

dessen Rahmen unterschiedliche Ursachenmodelle diskutiert werden, die jeweils<br />

53


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

verschiedene Verarbeitungsdefizite als Ursache für die LRS postulieren. Diese<br />

Defizite sollen auf visueller <strong>und</strong> auditiver Ebene (Magnozelluläre Defizithypothese,<br />

Zeitliche Verarbeitungsdefizithypothese), linguistischer Ebene (Phonologische<br />

Defizithypothese) sowie auf cerebellarer Ebene (Cerebellare Defizithypothese)<br />

angesiedelt sein. Neuropsychologische Studien zum Vergleich dieser unterschiedlichen<br />

Konzepte <strong>und</strong> eigene Vorarbeiten liefern mittlerweile starke Hinweise dafür,<br />

dass die Phonologische Defizithypothese am zutreffendsten den Hauptstörungsmechanismus<br />

der LRS beschreibt. Ziel der Untersuchung ist die gleichzeitige Überprüfung<br />

verschiedener Ursachenmodelle der LRS an derselben Stichprobe sowohl auf<br />

behavioraler Leistungs- wie auch auf neurobiologischer Datenebene.<br />

Material <strong>und</strong> Methode:<br />

Untersucht werden sollen 50 Probanden mit LRS (5.-6. Klasse), 50 normallesende<br />

Probanden (gematcht nach chronologischem Alter <strong>und</strong> IQ) sowie 20 Lesealtergematchte<br />

Kontrollprobanden. Die Überprüfung der Ursachendmodelle erfolgt in<br />

mehreren Schritten. Zur Erhebung eines ausführlichen behavioralen Leistungsprofils<br />

wird zunächst eine be-haviorale Testbatterie vorgegeben, die jeweils mehrere<br />

Untertests pro Ursachenmodell enthält. Zur Untersuchung der typischen kortikalen<br />

Reizverarbeitungsmuster werden zudem neurobiologische Untersuchungen (mittels<br />

funktioneller Magnetresonanztomographie sowie EEG) durchgeführt. Während<br />

dieser neurobiologischen Messungen werden die Ursachenmodelle anhand der<br />

Paradigmen überprüft, die bislang die größte empirische Evidenz bezüglich der<br />

verschiedenen Ursachenmodells aufweisen.<br />

Ergebnisse:<br />

Im Werkstattbericht sollen erste behaviorale, EEG- sowie fMRT-Ergebnisse dargestellt<br />

<strong>und</strong> diskutiert werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Carolin Ligges<br />

carolin.ligges@med.uni-jena.de<br />

++49 03641 935536<br />

++49 03641 936583<br />

Einfach besser -<br />

Praktische (Schul-) Alltagstipps für Legastheniker in der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

*Uta Livonius<br />

Heilpraktiker-Praxis Livonius, Reinbek, Deutschland<br />

Wir schieben das Fahrrad, weil wir keine Zeit haben, aufzusteigen. -<br />

Das gilt häufig für den Alltag legasthener Kinder. Mit Schule, Förderunterricht, Hausaufgaben,<br />

Nachhilfe <strong>und</strong> Therapie ist jeder Tag so verplant, dass keine Zeit bleibt,<br />

darüber nachzudenken, ob diese Maßnahmen zum gewünschten Erfolg führen. Vieles<br />

Gutgemeinte bewirkt einen Verlust an Selbstvertrauen <strong>und</strong> Freizeit, ohne dass<br />

angemessene Fortschritte auf anderen Gebieten (besonders Lernerfolge) erzielt<br />

werden. Nicht alles, was angeboten wird, ist für alle nützlich.<br />

Legastheniker sind oft verunsichert, überfordert, langsam,... Sie entwickeln von<br />

sich aus Strategien, um Schwächen zu kompensieren (z.B. Auswendiglernen, statt<br />

Lesen) oder zu vertuschen (z.B. Desinteresse oder Lässigkeit).<br />

54


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Aus Akzeptanz <strong>und</strong> Verständnis der Probleme legasthener Kinder ergeben sich<br />

Möglichkeiten, wie mit Hilfe einfacher Vorgehensweisen <strong>und</strong> Hilfsmittel viele Dinge<br />

erleichtert werden können. Das betrifft nicht nur den Schulalltag, sondern das<br />

gesamte Umfeld der Kinder. Wie können unnötige Belastungen (betreffend z.B. Ges<strong>und</strong>heit,<br />

Zeit) vermieden werden? Welche einfachen Hilfen gibt es bei Problemen<br />

mit Orientierung, Geschwindigkeit, Feinmotorik u.a.?<br />

Der Vortrag gibt Anregungen, die sich sofort umsetzen lassen. Die vorgestellten<br />

Tipps helfen, die Selbständigkeit <strong>und</strong> das Selbstvertrauen legasthener Kinder zu<br />

fördern <strong>und</strong> sparen Zeit <strong>und</strong> Kosten. Sie sind einfach <strong>und</strong> logisch, aber Alltagsstress<br />

<strong>und</strong> die Menge an Fachinformationen hindern uns oft, selbst darauf zu kommen (Wir<br />

schieben das Fahrrad,...)<br />

Wer auf die Sorgen <strong>und</strong> Wünsche eines Legasthenikers eingeht <strong>und</strong> nicht nur<br />

die schulischen Leistungen betrachtet, kann wichtige Voraussetzungen für eine<br />

ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> positive Entwicklung schaffen. Lernen <strong>und</strong> Leistung werden auf einer<br />

solchen Gr<strong>und</strong>lage effektiver gefördert.<br />

- Lassen wir die Kinder radfahren.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Uta Livonius<br />

uta.livonius@gmx.de<br />

++49 040 7221720<br />

++49 040 7221725<br />

Orthomolekulare Therapie -<br />

Auch Legastheniker profitieren von gezielter Nahrungsergänzung<br />

*Uta Livonius<br />

Heilpraktiker-Praxis Livonius, Reinbek, Deutschland<br />

Trotz des Überflusses an Lebensmitteln leiden viele Menschen Mangel an wichtigen<br />

Nährstoffen. Typische Mangelerscheinungen sind u.a. Konzentrationsschwäche,<br />

Müdigkeit, Kopfschmerzen, Langsamkeit, Unruhe <strong>und</strong> Reizbarkeit.<br />

Schulkindern fehlen häufig Vitamine, Fettsäuren <strong>und</strong> Mineralstoffe als Folge unausgewogener<br />

Ernährung <strong>und</strong> wachstumsbedingtem erhöhtem Bedarf.<br />

Nährstoffmängel verstärken die Probleme eines Legasthenikers erheblich, wenn<br />

zusätzlich zu den legasthenen Symptomen Mangelsymptome auftreten.<br />

Damit scheint es sinnvoll, Legastheniker bei Bedarf durch gezielte Nahrungsergänzung<br />

zu unterstützen.<br />

Langfristig ist in vielen Fällen eine Umstellung der Ernährung erforderlich.<br />

Durch Einnahme geeigneter Präparate tritt oft schon nach kurzer Zeit eine deutliche<br />

Veränderung ein. Die Kinder werden z.B. ruhiger, können sich besser konzentrieren<br />

oder ermüden nicht so schnell.<br />

Entscheidend für die Wirkung ist die richtige Zusammensetzung der Vitamine, Mineralstoffe,<br />

Spurenelemente, Fettsäuren <strong>und</strong> anderer Stoffe.<br />

Beispielsweise profitieren Legastheniker, die zusätzlich Symptome von ADHS<br />

haben, häufig von speziellen Kombinationen essentieller Fettsäuren. Eine Studie in<br />

England zeigt, dass allein durch Einnahme des Präparates auch deutliche Lern- <strong>und</strong><br />

Leistungsfortschritte gemacht wurden.<br />

55


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Sind Nährstoffmängel behoben, funktioniert der gesamte Stoffwechsel besser, was<br />

sich auf körperlicher <strong>und</strong> geistiger Ebene positiv auswirkt.<br />

Natürlich sind Nährstoffe keine W<strong>und</strong>erpillen, die die <strong>Legasthenie</strong> heilen. Sie bieten<br />

aber die Möglichkeit, zusätzliche, unnötige Belastungen für das betroffene Kind zu<br />

verringern.<br />

Korrespondenzautor: Uta Livonius<br />

uta.livonius@gmx.de<br />

++49 040 7221720<br />

++49 040 7221725<br />

Neue Erkenntnisse zur Rechtschreibschwäche aus der internationalen Gr<strong>und</strong>schul-Lese-Untersuchung<br />

(IGLU-E) <strong>und</strong> Vorstellung des IGLU-Rechtschreibtests<br />

DoSE<br />

*Ilona Löffler (1), Ursula Meyer-Schepers<br />

Institut für <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> Schriftkompetenz, Dortm<strong>und</strong>, NRW<br />

1. Bislang gab es keine verbindlichen Zahlen über die Vorkommenshäufigkeit von<br />

Rechtschreibschwächen in Deutschland. Auf Gr<strong>und</strong>lage der repräsentativen<br />

Untersuchung von IGLU sind zum ersten Mal für Deutschland offizielle Zahlenangaben<br />

berechnet worden.<br />

2. Wächst sich eine Rechtschreibschwäche aus?<br />

Ergebnisse der Analyse von 120.000 Einzelfehlern der IGLU-SchülerInnen.<br />

3. LehrerInnen sollen ihre diagnostischen Kernkompetenzen weiter stärken. Dafür<br />

jedoch benötigen sie valide Instrumente. Der Rechtschreibtest von IGLU wurde<br />

für den Schulgebrauch weiter entwickelt. Welchen konkreten Nutzen DoSE für<br />

LehrerInnen im Schulalltag bietet, wird an zwei Beispiel vorgestellt.<br />

Korrespondenzautor: Ilona Löffler<br />

dr.loeffler@lrs-nrw.de<br />

++49 0231 525027<br />

++49 0231 125955<br />

Schulische Diagnostik <strong>und</strong> Förderung bei Rechenschwäche<br />

*Jens Holger Lorenz<br />

Pädagogische Hochschule, Heidelberg, Deutschland<br />

Der Vortrag geht auf die aktuellen Erkenntnisse zum Thema <strong>Dyskalkulie</strong> ein, insbesondere<br />

auf die Fragen, was eine gute “Diagnostik” <strong>und</strong> “Therapie” bieten muss<br />

(inklusive ihrer Grenzen), wie sie aussehen kann <strong>und</strong> soll, ab wann eine Therapie<br />

in Abhängigkeit vom Schweregrad der Störung, des Alter des Kindes <strong>und</strong> von der<br />

Gesamtintelligenz notwendig ist <strong>und</strong> wo häufig die Schule versagt (didaktogene<br />

Ursachen der Dyskalkkulie). Eingegangen wird auch auf die Frage zieldifferenten<br />

Unterrichts bei verschiedenen Störfaktoren. Diskutiert werden die (wenigen)<br />

verfügbaren diagnostischen Instrumente <strong>und</strong> die neuesten <strong>Testverfah</strong>ren. Allerdings<br />

56


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

erweisen sich diese als nicht hinreichend, um eine Früherkennung von Rechenschwäche<br />

valide diagnostizieren zu können, so dass „weichere“ Verfahren vorgestellt<br />

werden. Diese werden im Workshop anhand von Filmaufnahmen von Kindern<br />

demonstriert <strong>und</strong> das therapeutische Vorgehen erläutert. Es werden Ergebnisse aus<br />

Forschungsstudien referiert, in denen sich der Erfolg früher Diagnose <strong>und</strong> Förderung<br />

im Anfangsunterricht der Gr<strong>und</strong>schule nachweisen ließ.<br />

Literatur<br />

Ganser, B. (2004). Rechenstörungen. Donauwörth: Auer.<br />

Kaufmann, S. (2003). Früherkennung von Rechenstörungen. Frankfurt: Lang.<br />

Krajewski, K. (2002). Vorhersage von Rechenschwäche in der Gr<strong>und</strong>schule. Hamburg:<br />

Kova.<br />

Lorenz, J.H. (2003). Lernschwache Rechner fördern. Berlin: Cornelsen.<br />

Korrespondenzautor: Jens Holger Lorenz<br />

jens.lorenz@ph-heidelberg.de<br />

++49 06221 477280<br />

Schulische Diagnostik <strong>und</strong> Förderung bei Rechenschwäche<br />

*Jens Holger Lorenz<br />

Pädagogische Hochschule, Mathematik, Heidelberg, Deutschland<br />

Der Vortrag geht auf die aktuellen Erkenntnisse zum Thema <strong>Dyskalkulie</strong> ein, insbesondere<br />

auf die Fragen, was eine gute “Diagnostik” <strong>und</strong> “Therapie” bieten muss<br />

(inklusive ihrer Grenzen), wie sie aussehen kann <strong>und</strong> soll, ab wann eine Therapie<br />

in Abhängigkeit vom Schweregrad der Störung, des Alter des Kindes <strong>und</strong> von der<br />

Gesamtintelligenz notwendig ist <strong>und</strong> wo häufig die Schule versagt (didaktogene<br />

Ursachen der Dyskalkkulie). Eingegangen wird auch auf die Frage zieldifferenten<br />

Unterrichts bei verschiedenen Störfaktoren. Diskutiert werden die (wenigen)<br />

verfügbaren diagnostischen Instrumente <strong>und</strong> die neuesten <strong>Testverfah</strong>ren. Allerdings<br />

erweisen sich diese als nicht hinreichend, um eine Früherkennung von Rechenschwäche<br />

valide diagnostizieren zu können, so dass „weichere“ Verfahren vorgestellt<br />

werden. Diese werden im Workshop anhand von Filmaufnahmen von Kindern<br />

demonstriert <strong>und</strong> das therapeutische Vorgehen erläutert. Es werden Ergebnisse aus<br />

Forschungsstudien referiert, in denen sich der Erfolg früher Diagnose <strong>und</strong> Förderung<br />

im Anfangsunterricht der Gr<strong>und</strong>schule nachweisen ließ.<br />

Literatur<br />

Ganser, B. (2004). Rechenstörungen. Donauwörth: Auer.<br />

Kaufmann, S. (2003). Früherkennung von Rechenstörungen. Frankfurt: Lang.<br />

Krajewski, K. (2002). Vorhersage von Rechenschwäche in der Gr<strong>und</strong>schule. Hamburg:<br />

Kova.<br />

Lorenz, J.H. (2003). Lernschwache Rechner fördern. Berlin: Cornelsen<br />

Korrespondenzautor: Jens Holger Lorenz<br />

jens.lorenz@t-online.de<br />

++49 6221 477280<br />

57


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Prävention von Rechtschreibschwäche - durch die Vermittlung eines systematischen<br />

Rechtschreibaufbaus von der 1. Klasse an<br />

*Elke Loubier<br />

Marne, Deutschland<br />

I. Vorbemerkungen<br />

1. Rechtschreiben muss verstanden werden als Anleitung zum Richtigschreiben,<br />

als eine ‘technische’Fertigkeit, die jedem schulfähigen Kind vermittelt<br />

werden kann.<br />

2. An unseren Schulen werden schon im Anfangsunterricht Falschschreibungen<br />

als Fehler markiert <strong>und</strong> negativ bewertet, obwohl bis zu dem Zeitpunkt<br />

noch kein Rechtschreibunterricht stattgef<strong>und</strong>en hat.<br />

3. Im Anfangsunterricht geschieht die Einführung der Grapheme völlig beliebig<br />

<strong>und</strong> zufällig. Durch diesen falschen Ansatz gerät für einige Schüler in jeder<br />

1. Klasse der Rechtschreibwortschatz schon in den ersten Schulwochen zu<br />

einem heillosen Durcheinander.<br />

II. Lernvoraussetzungen<br />

Es ist unabdingbar, dass die ABC-Schützen über die phonologische Bewusstheit<br />

verfügen. Solange Schüler nicht in der Lage sind, Laute herauszuhören, sie zu<br />

isolieren <strong>und</strong> mit ihnen zu operieren, soltte mit dem Erst-Lese-lernprozess nicht<br />

begonnen werden.<br />

III. Systematischer Rechtschreibaufbau<br />

a) die Alphabetische Strategie: sog. Mitsprechwörter<br />

b) die orthographische Strategie: sog. Nachdenkwörter. Strategien. Ableiten<br />

<strong>und</strong> Verlängern.<br />

c) Merkwörter: das sind alle Wörter, deren Scheibweise sich weder durch deutliches<br />

Mitsprechen noch durch Ableiten oder Verlängern herausfinden lässt.<br />

d) Bei allen Rechtschreibübungen müssen vor jeder Niederschrift die Schwierigkeiten<br />

geklärt werden, mit denen unserere Schüler am meisten zu kämpfen<br />

haben: Groß- <strong>und</strong> Kleinschreibung, der [s]-Laut <strong>und</strong> die Schreibung von<br />

‘i’ oder ‘ie’.<br />

e) Rechtscheibleitstungen dürfen nicht in Diktaten abgefragt werden.<br />

IV. Schlussfolgerung<br />

Dieser systematische Rechtschreibaufbau, der mit Erfolg in der Förderung<br />

eingesetzt wird, kann verhindern, dass (zu) viele unserer Schüler schon von den<br />

ersten Schulwochen an in die Schublade ‘rechtschreibschwach’ geraten, aus der<br />

sie ohne außerschulische Hilfen nicht mehr herauskommen.<br />

Wir brauchen einen anderen Anfangsunterricht, der den individuellen Lernvoraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Lernfortschritten eines jeden einzelnen Schülers gerecht<br />

wird.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Elke Loubier<br />

elke.loubier@t-online.de<br />

++49 04851 4883<br />

++49 04851 935211<br />

58


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Grapheme-phoneme association training as a preventive intervention of reading<br />

disorder<br />

*Heikki Lyytinen<br />

University of Jyväskylä, Department of Psychology, Jyväskylä, Finnland<br />

Results of the Jyväskylä Longitudinal study of Dyslexia (JLD) project reveal that readers<br />

in a highly regular orthography such as Finnish show atypical speech perception<br />

from a very early age. This is compatible with the explanation of dyslexia which<br />

locates the core difficulty to the inefficiencies of processing phonemic information<br />

which compromises learning and fluent retrieval of the results from the memory.<br />

This, in fact, has been observed in a learning environment (computer game) that we<br />

have built in order to observe and treat at risk children who are identified using the<br />

predictive indices documented by the JLD study. The JLD revealed e.g. that children<br />

who were unable to acquire reading skill comparably with the majority of children<br />

entering school had shown increasing delay in letter knowledge before school. Letter<br />

knowledge was clearly more accurate predictor of early reading acquisition than<br />

phonological skills or rapid serial naming. This game drills grapheme-phoneme associations<br />

(from letters to pseudoword unit sizes) helping most children to learn decoding<br />

skills relatively quickly (with less than three hours of gaming). Children who<br />

are at familial risk and/or have poor letter knowledge tend to require clearly more<br />

training time. This shows that it is learning which is compromised in reading disorder<br />

and, of course, this is no surprise. The more novel aspect is that such a very simple<br />

but highly adaptive game which incites children to play is effectively helping children,<br />

independent of their difficulties. Results of preventive gaming given at the beginning<br />

of children’s learning career will be reviewed with special emphasis on the detailed<br />

illustration of the manifestations of the learning deficit.<br />

Korrespondenzautor: Heikki Lyytinen<br />

Heikki.Lyytinen@psyka.jyu.fi<br />

++358 14 2602863, ++358 14 2604400<br />

Das Münsteraner Screening -<br />

frühe schulinterne Erfassung der Voraussetzungen des Schriftspracherwerbs<br />

*Gerd Mannhaupt<br />

Universtiät Erfurt, Fachgebiet für Gr<strong>und</strong>schulpädagogik <strong>und</strong> Kindheitsforschung, Erfurt, Deutschland<br />

Spätestens seit der Einführung des jahrgangsübergreifenden Unterricht in der Schuleingangsphase<br />

erscheint es notwendiger denn je, dass eine Lehrkraft in die Lage<br />

versetzt wird die notwendigen Informationen, die für eine Differenzierung des Unterrichts<br />

notwendig sind, qualitativ angemessen aber auch ökonomisch zu erfassen.<br />

Mit dem Münsteraner Screening liegt ein Verfahren vor, mit dem in den ersten<br />

Wochen der ersten Klasse Kinder identifiziert werden sollen, die den Schriftspracherwerb<br />

nicht mit den notwendigen Voraussetzungen beginnen. Mit dem Verfahren<br />

können in Gruppen bis zu acht Kindern in den ersten vier Wochen nach Schulbeginn<br />

in phonologischer Bewusstheit <strong>und</strong> Aufmerksamkeits- <strong>und</strong> Gedächtnisleistungen<br />

untersucht werden. Die Aufgaben umfassen im Einzelnen Reimen, Wörter-Reihen-<br />

59


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

folgen Finden, Schnelles-Finden von Farben, Laute Assoziieren, Silben Segmentieren,<br />

Laut-zu-Wort Zuordnen, Wörter Vergleichen. Im Workshop werden zunächst der<br />

Hintergr<strong>und</strong> des Verfahrens <strong>und</strong> seine Entwicklung dargestellt. Daran schließt sich<br />

die Darstellung des Verfahrens <strong>und</strong> seiner Durchführung an. Abschließend sollen<br />

Ideen zur besonderen Unterstützung der betroffenen Kinder vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert<br />

werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gerd Mannhaupt<br />

gerd.mannhaupt@uni-erfurt.de<br />

++49 0361 7371419<br />

++49 0361 7371912<br />

Lernvoraussetzungen für den erfolgreichen Schriftspracherwerb<br />

*Gerd Mannhaupt<br />

Universität Erfurt, Erfurt, Deutschland<br />

Bei Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb versuchen die beteiligten Erwachsenen<br />

oft die Ursachen in der Hoffnung herauszufinden, dass deren Identifikation die<br />

nächsten Schritte zur Heilung anzeigt. Dieser medizinischen Sicht auf Lernprobleme<br />

setzt die Schriftspracherwerbsforschung in den letzten Jahren eine Perspektive<br />

entgegen, in der Lernen aus entwicklungspsychologischer Sicht begriffen wird.<br />

Zentrale Annahme dieses Konzeptes ist die Abhängigkeit aktueller Lern- <strong>und</strong> Entwicklungsprozesse<br />

von dem Verlauf <strong>und</strong> der Qualität vorangehender Entwicklung.<br />

Je besser <strong>und</strong> prof<strong>und</strong>er in der vorangehenden Entwicklung die Voraussetzungen<br />

für die aktuelle Entwicklung ausgebildet wurden, desto geringer fällt das Risiko für<br />

Schwierigkeiten aus.<br />

Für den schulischen Schriftspracherwerb können diese Lernvoraussetzungen<br />

aufgr<strong>und</strong> der Forschung der letzen Jahre relativ klar formuliert werden. Sie bestehen<br />

im wesentlichen aus phonologischer Bewusstheit, sprachspezifischen Aufmerksamkeits-<br />

<strong>und</strong> Gedächtnisprozessen sowie visueller Aufmerksamkeit.<br />

Im Rahmen des Vortrags werden diese Gedanken ausgeführt <strong>und</strong> an Beispielen<br />

erläutert. Konsequenzen für die Früherkennung <strong>und</strong> Prävention von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten<br />

werden gezogen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gerd Mannhaupt<br />

gerd.mannhaupt@uni-erfurt.de<br />

++49 0521 335525<br />

++49 0521 335520<br />

60


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Allgemeine <strong>und</strong> schulrechtliche Ansprüche<br />

von Legasthenikern <strong>und</strong> Dyskalkulikern<br />

*Gabriele Marwege<br />

BVL, München, Deutschland<br />

Die schulrechtlichen Ansprüche der betroffenen Kinder auf Berücksichtigung der<br />

<strong>Legasthenie</strong>, Nachteilsausgleich <strong>und</strong> Förderung sind in Deutschland sehr unterschiedlich<br />

ausgestaltet. Der Workshop beschäftigt sich im ersten Teil mit dem Vergleich<br />

der schulrechtlichen Ausgangslage. Die verschiedenen Ansätze, Regelungen,<br />

Anerkennungsverfahren, Nachteilsausgleiche <strong>und</strong> Zeitlimits für den Nachteilsausgleich<br />

werden untersucht <strong>und</strong> erarbeitet.<br />

Im zweiten Teil wird zum einen der Frage nachgegangen, ob <strong>und</strong> wenn ja welche<br />

Ansprüche für die betroffenen Kinder aus dem Recht der Krankenversicherung<br />

hergeleitet werden können. Zum zweiten wird untersucht, ob sich, wenn man die<br />

<strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> als Behinderung einordnen könnte oder würde, daraus<br />

weitere rechtliche Ansprüche insbesondere auf der Gr<strong>und</strong>lage von Art. 3 Abs. 3 S.<br />

2 GG („Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“) herleiten<br />

ließen.<br />

Die besonderen Fragen der Eingliederungshilfe nach § 35a SGB VIII werden nur am<br />

Rande behandelt, sie werden ausführlich im Workshop von Dr. Mierau bearbeitet.<br />

Eine Übersicht über die schulrechtlichen Regelungen findet sich auf der Internetseite<br />

des BVL.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gabriele Marwege<br />

bvl-sozialrecht@freenet.de<br />

++49 089 85607655<br />

Leseförderung mit Hilfe der Methode des variablen Lesens<br />

*Harald Marx<br />

Universität Leipzig, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Leipzig, Deutschland<br />

Bei der Methode des variablen Lesens werden kurze Texte <strong>und</strong> deren Wörter oder<br />

Wortteile in ihrer Stellung variiert <strong>und</strong> diese Textvorlagen mehrmals hintereinander<br />

so schnell wie möglich gelesen. Aus den bisherigen empirischen Förderstudien geht<br />

hervor, dass sich insbesondere die schwachen Leser in der Lesegeschwindigkeit,<br />

in der Lesegenauigkeit <strong>und</strong> im Leseverständnis verbessern. Diese Fördereffekte<br />

werden theoretisch im Wesentlichen darauf zurückgeführt, dass durch die Art der<br />

Textdarbietung die schwachen Leser gezwungen sind, die gr<strong>und</strong>legenden Graphem-Phonem-Korrespondenzen,<br />

die für die phonologische Gedächtnisspeicherung<br />

relevant sind, zu beachten <strong>und</strong> vordringlich zu verarbeiten. Dadurch kann deren<br />

Automatisierung störungsfreier <strong>und</strong> konsistenter erfolgen als bei einem überwiegend<br />

auf Verstehen ausgerichteten Lesen.<br />

Vorgestellt wird der theoretische Hintergr<strong>und</strong> der Methode des variablen Lesens in<br />

seiner Abgrenzung zur Methode des wiederholten Lesens. Dann wird die Förderung<br />

61


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

selbst in ihren zentralen Bestandteilen beschrieben. Anhand ausgewählter Bef<strong>und</strong>e<br />

aus eigenen Studien werden die Kurz- <strong>und</strong> Langzeiteffekte bei erwachsenen<br />

funktionalen Analphabeten sowie bei Schülern aus den Gr<strong>und</strong>schulklassen 2-4, die<br />

jeweils mit Hilfe von Knuspels Leseaufgaben als leseschwach diagnostiziert oder<br />

von den Lehrkräften als förderbedürftig eingestuft worden waren, dargestellt. Die<br />

Ergebnisse werden auf dem Hintergr<strong>und</strong> der Gedächtnisentlastung durch Automatisierung<br />

diskutiert. Darüber hinaus werden die Grenzen der bisherigen nationalen<br />

<strong>und</strong> internationalen Bef<strong>und</strong>e aufgezeigt <strong>und</strong> Möglichkeiten zu ihrer Überwindung<br />

angedeutet. Abschließend wird auf die Notwendigkeit einer Normierung für die zur<br />

Leseförderung eingesetzten Texte aufmerksam gemacht.<br />

Korrespondenzautor: Harald Marx<br />

marx@uni-leipzig.de<br />

++ 0341 9731462, ++ 0341 9731469<br />

LRS-Diagnose mit der HSP: Erkennen von Lernschwierigkeiten mit Hilfe von<br />

Strategieprofilen<br />

*Peter May<br />

Hamburg, Deutschland<br />

Das Konzept der Hamburger Schreibprobe wird vorgestellt:<br />

Neben der Darstellung des gr<strong>und</strong>legenden Testkonzepts <strong>und</strong> seiner Aktualisierung<br />

(erweiterte Neuauflage 2002) werden schwerpunktmäßig folgende Fragen erörtert:<br />

• Sind die Erhebung der Rechtschreibstrategien <strong>und</strong> die damit zu gewinnenden<br />

Leistungsprofile geeignet, Lernschwierigkeiten frühzeitig zu erkennen <strong>und</strong> relevante<br />

Hinweise für die Förderplanung <strong>und</strong> Erfolgskontrolle zu gewinnen?<br />

• Erlaubt die HSP die Differenzierung auch im leistungsstärkeren Bereich?<br />

• Vergleich der HSP mit anderen Rechtschreibtests hinsichtlich Testkonzept <strong>und</strong><br />

Validität.<br />

Auf Wunsch besteht die Möglichkeit, das Testkonzept der HSP für die Förderdiagnose<br />

im Rahmen eines Workshops praktisch kennenzulernen.<br />

Weitere Informationen: www.peter-may.de<br />

Korrespondenzautor: Peter May<br />

post@peter-may.de<br />

++49 040 4919378, ++49 040 43271543<br />

Brain-behavior relationships in the development of reading skills<br />

*Bruce McCandliss<br />

Sackler Institute for Developmental Psychobiology, Weill Medical College of Cornell University, New<br />

York, USA<br />

Brain-behavior relationships in children’s development of reading skills reveal differences<br />

in brain structure and function that help explain differences in reading performance<br />

as well as help to <strong>und</strong>erstand changes that are linked to intervention. Adult<br />

62


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

functional MRI (fMRI) studies of reading impairment have demonstrated reduced<br />

functional activity associated with reading in left hemisphere regions such as the<br />

mid-temporal and left fusiform gyrus. Furthermore, adult Diffusion Tensor Imaging<br />

(DTI) studies have demonstrated that reading disability correlates with white matter<br />

integrity within left hemisphere regions, including superior-inferior fibers at the level<br />

of the cingulum (Klingberg, 2000; Beaulieu, 2005). We examine the possibility that<br />

such relationships are present in childhood, during the early school years when<br />

reading disability first emerges in a stable fashion. Results demonstrate significant<br />

correlations between children’s standardized reading scores and Fractional Anisotropy<br />

(FA) scores extracted from two anatomically defined regions of interest near the<br />

left perisylvian cortical regions including the arcuate fasiculus and superior-inferior<br />

white matter tracts at the level of the cingulum. Furthermore, these same subjects<br />

participated in an fMRI study contrasting BOLD responses during a reading task<br />

versus a resting condition. Similar to previous findings in adults, children as a group<br />

demonstrated significant reading-related increases in BOLD responses within left<br />

mid-temporal and left basal-temporal regions, as well as within frontal regions. To<br />

investigate potential relationships between individual differences in white matter<br />

tract development and functional activation during the reading task, we examined<br />

BOLD responses within two regions of interest implicated in the current and previous<br />

reading research: left mid-temporal and left fusiform gyrus, as a function of<br />

individual variation in the DTI scores described above. Results showed significant<br />

correlations between fractional anisotropy scores and BOLD responses, suggesting<br />

a potential link between white matter tract development and functional activation of<br />

reading-related regions in children. Finally, I will review findings that demonstrates<br />

that some patterns of functional activation can be significantly impacted by reading<br />

intervention efforts.<br />

Korrespondenzautor: Bruce McCandliss<br />

bdm2001@med.cornell.edu<br />

++1 212 5465837<br />

++1 212 7465755<br />

From quantitative genetics to behavioural genomics: Early reading abilities and<br />

disabilities<br />

*Emma Meaburn (1), Nicole Harlaar (1), Robert Plomin (1)<br />

(1) King’s College London, Institute of Psychiatry, London, Großbritannien<br />

Identifying specific genes for reading disabilities has been an elusive goal despite<br />

research efforts spanning 22 years. We have used quantitative genetic research<br />

on a large sample of twins to guide our molecular genetic research which uses a<br />

systematic association design that provides power to detect quantitative trait loci<br />

(QTLs) of small effect size. Our quantitative genetic analyses, based on 7500 pairs<br />

of 7-year-old twins in the UK Twins Early Development Study (TEDS), have yielded<br />

three main findings: (1) Early reading disabilities are highly heritable; (2) Genes that<br />

influence reading disability also influence normal-range reading abilities; and (3)<br />

There is large overlap between genetic influences on diverse reading processes and<br />

other cognitive processes.<br />

63


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

These findings guided our molecular genetic research in which we have developed<br />

and implemented an innovative strategy (SNP-MaP) that combines the strength of<br />

DNA pooling to study large samples and the strength of microarrays to screen large<br />

numbers of single-nucleotide polymorphisms (SNPs). Using pooled DNA for low and<br />

high reading groups in a replication design, we allelotyped more than 100,000 SNPs<br />

with the Affymetrix GeneChip® Human Mapping 100K Arrays. This SNP-MaP analysis<br />

nominated several replicated QTL associations that have been confirmed with<br />

individual genotyping on a representative sample of 6,000 children using variance<br />

components analysis.<br />

Although each SNP accounts for a small amount of variance, their effects are<br />

additive and can be aggregated in a ‘SNP set’. The SNP-set scores show a linear<br />

relationship with reading scores across the entire TEDS sample and can be used as<br />

a genetic risk index for early reading problems. We will present behavioural genomic<br />

analyses using this reading SNP-set with the TEDS dataset that address developmental<br />

change and continuity, multivariate heterogeneity and comorbidity and geneenvironment<br />

interaction and correlation.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Emma Meaburn<br />

e.meaburn@iop.kcl.ac.uk<br />

Training mathematischer Gr<strong>und</strong>fertigkeiten für Vorschule <strong>und</strong> Schuleingangsphase<br />

*Gerhild Merdian<br />

Lerntherapeutin, Bamberg, Deutschland<br />

In lerntherapeutischen Einrichtungen nimmt die Zahl rechenschwacher Kinder<br />

kontinuierlich zu. Kaum eingeschult, müssen sie erfahren, dass für sie der Umgang<br />

mit Zahlen ein unlösbares Rätsel ist. Der Aufbau unseres Zahlensystems kann von<br />

mindestens sechs Prozent der Gr<strong>und</strong>schüler ebenso wenig nachvollzogen werden<br />

wie die Anwendung arithmetischer Gr<strong>und</strong>regeln. Diese Kinder zeigen in den ersten<br />

Schuljahren häufig auch noch Unsicherheiten in den pränumerischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

der Mathematik.<br />

Die Voraussetzungen für den Erwerb mathematischer Kompetenzen werden bereits<br />

im Vorschulalter geschaffen. Ein zielgerichtetes Training pränumerischer Kenntnisse<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten vor der Einschulung kann einerseits die Entwicklung des<br />

Zahlbegriffs vorbereiten, andererseits präventiv auf die Vermeidung einer späteren<br />

Rechenschwäche einwirken. Es bietet die Chance, den Zugang zum mathematischen<br />

Denken primär spielerisch, mit kindgemäßen Inhalten <strong>und</strong> Materialien zu<br />

ermöglichen.<br />

Obwohl die Ursachen für eine Rechenschwäche komplex sind <strong>und</strong> sich sicherlich<br />

nicht ausschließlich auf unzureichende basale Vorläuferkenntnisse reduzieren<br />

lassen, sind bei rechenschwachen Kindern im Gr<strong>und</strong>schulalter häufig Probleme<br />

im Bereich der visuellen Wahrnehmung <strong>und</strong> den damit im Zusammenhang stehenden<br />

kognitiven Operationen feststellbar. Die Förderung basaler Fertigkeiten ist in<br />

64


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

solchen Fällen notwendig, um Verständnis für den Zahlbegriff <strong>und</strong> den Aufbau des<br />

Stellenwertsystems zu entwickeln.<br />

Im Workshop werden Therapiematerialien vorgestellt, mit denen viele Bereiche der<br />

visuellen Wahrnehmung, der mathematischen Konzeptbildung <strong>und</strong> zahlreiche kognitive<br />

Operationen trainiert werden können, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

in engem Zusammenhang mit der Entwicklung des Zahlbegriffs stehen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gerhild Merdian<br />

merdian-bamberg@t-online.de<br />

++49 0951 17584<br />

++49 0951 130447<br />

Sozialrechtliche Aspekte der <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong><br />

*Johannes Mierau , Rechtsanwälte Dr. Vocke & Partner<br />

Würzburg, Deutschland<br />

Reichen schulische Fördermaßnahmen bei einer <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> nicht<br />

aus, besteht die Möglichkeit, dass außerschulische Hilfsmaßnahmen über das<br />

Jugendamt gewährt werden.<br />

Anspruchsgr<strong>und</strong>lage hierfür ist zumeist § 35a SGB VIII, der neben einer <strong>Legasthenie</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> nach dem vom Autor vertretenen „zweistufigen Aufbau“ verlangt,<br />

dass daher die „Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist oder eine<br />

solche Beeinträchtigung zu erwarten ist“ (§ 35a Abs. 1 Nr. 2 SGB VIII).<br />

An Hilfsmaßnahmen kommen entweder ambulante <strong>Legasthenie</strong>therapien (von<br />

zumeist je einer St<strong>und</strong>e nachmittags über ein Jahr oder länger) oder Internatsunterbringungen<br />

in speziellen Schulen für Kinder mit diesen Problemen in Betracht.<br />

Die Entscheidung über die Kostenübernahme für solche Hilfen trifft das jeweilige<br />

Jugendamt (Landkreis bzw. kreisfreie Stadt). Dies setzt einen Antrag voraus, der<br />

vor Beginn der beabsichtigten Maßnahme gestellt sein muss. Vorzulegen ist ein<br />

kinder- <strong>und</strong> jugendpsychiatrisches Fachgutachten, welches neben der <strong>Legasthenie</strong> /<br />

<strong>Dyskalkulie</strong> vor allem Aussagen zur (drohenden) seelischen Behinderung aufzuweisen<br />

hat. Über die schulische <strong>und</strong> soziale Situation des Kindes / Jugendlichen wird<br />

zudem die Einholung einer Stellungnahme der jeweiligen Schule erforderlich sein.<br />

Oft werden aus den unterschiedlichsten Gründen Maßnahmen begonnen, bevor<br />

über den Antrag entschieden worden ist. Unter Beachtung der aktuellen Rechtsprechung<br />

werden die Grenzen dieser sog. „Selbstbeschaffung“ aufgezeigt. Der<br />

Antrag muss nach neuesten Urteilen so frühzeitig gestellt sein, dass das Jugendamt<br />

gewöhnlich noch vor dem Beginn der Maßnahme seine Entscheidung treffen kann.<br />

Bei auswärtigen Maßnahmen wird ein Kostenbeitrag von den Eltern erhoben. Dieser<br />

bemisst sich in der Regel nach der Höhe der hierdurch ersparten häuslichen Aufwendungen<br />

(§ 94 Abs. 2 Satz 1 SGB VIII). Üblicherweise werden von den Jugendämtern<br />

hierzu die Unterhaltstabellen (z.B. „Düsseldorfer Tabelle“) herangezogen.<br />

Anhand von Beispielberechnungen werden die wesentlichen Gr<strong>und</strong>sätze hierzu<br />

dargestellt.<br />

65


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Der Workshop richtet sich vor allem an Eltern von Kindern mit einer <strong>Legasthenie</strong> /<br />

<strong>Dyskalkulie</strong>, die Informationsbedarf zu außerschulischen Hilfsmaßnahmen haben.<br />

Der Workshop gibt dabei einen Überblick über das Verwaltungsverfahren <strong>und</strong> zeigt<br />

auch die Möglichkeiten im Widerspruchs- <strong>und</strong> Klageverfahren auf. Neben dem Fachreferat<br />

steht deshalb bewusst Zeit für Fragen <strong>und</strong> zur Diskussion zur Verfügung.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Johannes Mierau<br />

j.mierau@rae-vocke.de<br />

++49 0931 355860<br />

++49 0931 3558631<br />

Transfer heilpädagogischer Kompetenzen – Problemfeld LRS.<br />

Oder: Fortbildung nach dem Modell einer NGO<br />

*Andreas Möckel (1), Harald Ebert (1), Wolfgang Drave (1)<br />

(1) Bentheim-Akademie, Würzburg, Deutschland<br />

Seit dem Schuljahr 2001/2002 findet in Würzburg regelmäßig ein „Interdisziplinärer<br />

Kurs Lese-Rechtschreibschwäche“ statt, der von 30 Gr<strong>und</strong>- oder Sonderschullehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrern besucht wird (Veranstalter Bentheim-Akademie Würzburg des<br />

bentheim bildung e.V.). Der Kurs umfasst 126 St<strong>und</strong>en. Einem Block von drei Tagen<br />

im September folgen zehn Wochenenden (Freitag/Samstag) mit jeweils 12 St<strong>und</strong>en.<br />

Ein zweiter Fortbildungsteil (Praxiskurs) bietet die Praxisbegleitung (Supervision)<br />

durch eine erfahrene LRS-Therapeutin an.<br />

Die Teilnehmer finanzieren den Kurs zum größten Teil selbst, ein Teil der Unkosten<br />

wird durch Zuschüsse des Kultusministeriums getragen. Die Bezirksregierungen<br />

beurlauben die Teilnehmer an einem Freitag im Monat vom Dienst.<br />

Ziel des Kurses ist die Sensibilisierung der Teilnehmer für die Lese-Schreibprobleme<br />

der Kinder besonders in den ersten Jahren der Gr<strong>und</strong>schule, in denen es sich<br />

entscheidet, ob sich die Anlage zu einer <strong>Legasthenie</strong> verfestigt oder nicht. Das Konzept<br />

der Kurse geht davon aus, dass an der Manifestation einer <strong>Legasthenie</strong> nicht<br />

nur genetische Faktoren, sondern auch Faktoren der Sozialisation beteiligt sind, wie<br />

Unterricht, spezifisch gelernte, kontraproduktive Herangehensweisen der Kinder an<br />

den Schrifterwerb, gelungene oder misslungene Formen der Hilfe <strong>und</strong> Nachhilfe von<br />

Eltern <strong>und</strong> älteren Geschwistern. Hier kann die Schule mit professioneller Hilfe ansetzen.<br />

Das Konzept des Kurses soll dargelegt <strong>und</strong> zur Diskussion gestellt werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Andreas Möckel<br />

moeckel@mail.uni-wuerzburg.de<br />

++49 931 83285<br />

66


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Gehirn-gerechte Rechtschreibstrategien -<br />

Ein Training für Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen mit Rechtschreibschwierigkeiten<br />

unter Einbeziehung von Schule <strong>und</strong> Elternhaus<br />

*Michael Mueller<br />

Institut für schulische Fortbildung <strong>und</strong> schulpsychologische Beratung des Landes Rheinland-Pfalz<br />

(IFB), Schulpsychologisches Beratungszentrum Speyer (IFB), Speyer, Deutschland<br />

Im Rahmen des Trainingsprogramms „Gehirn-gerechte Rechtschreibstrategien“ werden<br />

Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen mit Rechtschreibschwierigkeiten in 9 Trainingseinheiten<br />

gezielt Strategien vermittelt, mit deren Hilfe sie sich leichter <strong>und</strong> erfolgreicher<br />

die Schreibweise von Wörtern aneignen können.<br />

Neben bekannten Strategien (z.B. Sprechen in Silben, Ableitungsstrategien)lernen<br />

die Schüler, wie sie Mnemotechniken nutzen können, um die Schreibweise von Wörtern<br />

mit einer wortspezifischen Orthografie (sog. Merkwörter) leichter abspeichern<br />

zu können. Gerade diese sehr faszinierende Erfahrung mit den Mnemotechniken,<br />

die den Schülern bereits in der ersten Trainingseinheit ermöglicht wird, trägt wesentlich<br />

dazu bei, dass das Training eine sehr ermutigende Wirkung hat, indem es<br />

den Schülern das Gefühl vermittelt, dem „Ungeheuer“ Rechtschreibung nicht mehr<br />

hilflos ausgeliefert zu sein.<br />

Das Programm ist konzipiert für Schüler der Klassenstufen 3 bis 6.<br />

Um die Schüler nach Abschluss des Trainings bei der Umsetzung der gelernten<br />

Strategien im Schulalltag unterstützen <strong>und</strong> begleiten zu können, werden Eltern <strong>und</strong><br />

Lehrer in das Training einbezogen.<br />

Im Rahmen des Vortrags werden die Gr<strong>und</strong>konzeption des Trainingsprogramms<br />

sowie die Trainingsinhalte <strong>und</strong> –materialien vorgestellt. Ausgewählte Strategien aus<br />

dem Trainingsprogramm können die Teilnehmer in praktischen Übungen kennen<br />

lernen.<br />

Zum Abschluss wird über Erfahrungen beim Einsatz des Trainingsprogramms in<br />

der schulpsychologischen Beratung (Eltern-Kind-Training mit Einbeziehung der<br />

Deutschlehrkraft) sowie in Schulen (Schülertraining mit begleitenden Elternabenden,<br />

Klassentraining) berichtet.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Michael Mueller<br />

mimueller@ifb.bildung-rp.de<br />

++49 06232 659153<br />

++49 06232 659159<br />

67


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Prävention <strong>und</strong> Intervention bei Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibschwierigkeiten in der<br />

Gr<strong>und</strong>schule - Erfahrungsbericht zu einem schulpsychologischen Fortbildungsangebot<br />

für Gr<strong>und</strong>schullehrkräfte<br />

*Michael Müller<br />

Institut für schulische Fortbildung <strong>und</strong> schulpsychologische Beratung (IFB) des Landes Rheinland-<br />

Pfalz, Schulpsychologisches Beratungszentrum Speyer, Speyer, Deutschland<br />

Seit mehreren Jahren werden von dem Referenten Fortbildungsveranstaltungen<br />

für Gr<strong>und</strong>schullehrkräfte zu dem oben genannten Themenkreis sowohl im Rahmen<br />

regionaler Fortbildungskurse, als auch im Rahmen schulinterner Studientage durchgeführt.<br />

Ziel des Fortbildungsangebots ist es, die pädagogischen Kompetenzen von Gr<strong>und</strong>schullehrkräften<br />

zur Unterstützung von Kindern mit Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibschwierigkeiten<br />

im Unterricht der Gr<strong>und</strong>schule weiterzuentwickeln.<br />

Das Fortbildungskonzept umfasst folgende vier Bausteine:<br />

- Früherkennung <strong>und</strong> Prävention von Lese-<strong>und</strong> Rechtschreibschwierigkeiten im<br />

Vorschulalter <strong>und</strong> im Anfangsunterricht der Gr<strong>und</strong>schule: Diagnostik <strong>und</strong> Förderung<br />

der phonologischen Bewusstheit<br />

- Kritische Stellen im Lese- <strong>und</strong> Schreiblernprozess <strong>und</strong> mögliche Hilfestellungen<br />

für Kinder<br />

- Aufbau von Rechtschreibkompetenzen in der 3. <strong>und</strong> 4. Klasse durch ein strategiebezogenes<br />

Trainingsprogramm<br />

- Diagnostik <strong>und</strong> Förderung des Leseverständnisses in der Gr<strong>und</strong>schule.<br />

Neben einem Überblick über die zentralen Fortbildungsinhalte <strong>und</strong> die verwendeten<br />

Materialien sollen vor allem die methodischen Vorgehensweisen <strong>und</strong> die dabei<br />

gemachten Erfahrungen dargestellt werden,<br />

Einschätzungen zur Effektivität der Fortbildungsveranstaltungen aus der Sicht der<br />

teilnehmenden Lehrkräfte <strong>und</strong> des Referenten selbst schließen den Vortrag ab.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Michael Mueller<br />

mimueller@ifb.bildung-rp.de<br />

++49 06232 659153<br />

++49 06232 659159<br />

Computergestützte <strong>Legasthenie</strong>-Therapie – Ergebnisse eines<br />

erfolgreichen Pilotprojektes<br />

*Franz Xaver Müller<br />

Gröbenzell, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Ziel war, die Akzeptanz, Durchführbarkeit <strong>und</strong> Wirksamkeit eines alternativen <strong>Legasthenie</strong>-Trainings-Konzeptes,<br />

eine „computergestützte <strong>Legasthenie</strong>-Therapie“, die<br />

auf der verhaltens-therapeutischen Software „Labyrinth der Wörter“ beruht, durch<br />

geeignete evaluative Maßnahmen zu prüfen.<br />

68


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Darüber hinaus sollten im Rahmen des Projektes Erkenntnisse über multimediale<br />

Lernprozesse gewonnen werden.<br />

Materialien <strong>und</strong> Methoden:<br />

Langzeitstudie über ein Jahr <strong>und</strong> 9 Monate (April 2003 bis Dezember 2004), innerhalb<br />

derer die Entwicklungsprozesse <strong>und</strong> die biografischen Veränderungen von 10<br />

durch das Amt für Jugend <strong>und</strong> Familie Fürstenfeldbruck ausgewählten <strong>und</strong> geförderten<br />

Kindern erfasst, beschrieben, wissenschaftlich ausgewertet <strong>und</strong> dokumentiert<br />

wurden.<br />

Die folgenden therapeutischen Maßnahmen kamen bei allen Kindern des Pilotprojekts<br />

zur Anwendung:<br />

• Individueller Förderplan (Art; Häufigkeit; Intensität)<br />

• Interaktive St<strong>und</strong>enplanung<br />

• Therapeutische Lern-Dialoge <strong>und</strong> Lern-Ziel-Kontrollen (2-mal im Monat)<br />

• Auswertung der Datenbank mit den Übungen der Kinder (2-mal im Monat)<br />

• Unterschiedliche Maßnahmen zur Erhaltung oder Steigerung der Lernmotivation<br />

• Spiel-therapeutische bzw. sozial-therapeutische Interventionen, Rollenspiele,<br />

auch im Wechsel mit Rückmeldung<br />

• Verlaufsdiagnose<br />

• Abschließender quantitativer Rechtschreibtest<br />

• Abschließendes qualitatives Fehlerprofil beim Rechtschreiben<br />

• Abschluss-Fragebogen für die Eltern<br />

• Abschluss-Gespräch mit den Kindern<br />

Ergebnisse:<br />

Die „computergestützte <strong>Legasthenie</strong>-Therapie“, eine alternative Therapie-Form zur<br />

Einzel-Therapie, war bei zwei Drittel der teilnehmenden Kinder sehr erfolgreich oder<br />

erfolgreich.<br />

Zudem ist diese therapeutische Hilfe erheblich kostengünstiger als die traditionelle<br />

Therapie. Sie wird nicht nur einmal pro Woche wirksam <strong>und</strong> kann überall <strong>und</strong> allen<br />

Kindern zugänglich gemacht werden, sofern ein Computer in der Familie vorhanden<br />

ist. Außerdem kann auch nach Beendigung der begleitenden Therapie diese vom<br />

Kind allein fortgesetzt werden.<br />

Zusammenfassung:<br />

Die Ergebnisse dieser Studie weisen auf eine sehr hohe Zustimmung zur Struktur<br />

<strong>und</strong> zum Prozess dieser Betreuungsform hin. Diese Betreuungsform wird so akzeptiert,<br />

dass sie auch anderen Familien empfohlen werden kann.<br />

Damit stehen den Kostenträgern nun insgesamt drei alternative Behandlungsmöglichkeiten<br />

zur Behebung von <strong>Legasthenie</strong> gemäß § 35 a SGB VIII zur Auswahl:<br />

• Traditionelle Einzeltherapie<br />

• Eltern-Training nach Konzept<br />

• Computergestützte <strong>Legasthenie</strong>-Therapie<br />

Eltern <strong>und</strong> Entscheidungsträger sollten über diese Alternative informiert werden, um<br />

dann jeweils die kostengünstigste <strong>und</strong> Erfolg versprechendste Hilfeform auswählen<br />

zu können.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Franz Xaver Müller<br />

info@avila-te.de<br />

++49 08142 650124<br />

++49 08142 650126<br />

69


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Englische Rechtschreibung-Probleme deutschsprachiger Schüler<br />

*Günther Nieberle<br />

Lerntherapeutische Praxis, Regensburg, Deutschland<br />

Beim Übergang in das englische Schriftsystem ergeben sich für viele Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler Lernschwierigkeiten bei der Aneignung <strong>und</strong> Verarbeitung der „neuen“<br />

Laut-Buchstaben-Beziehungen des Englischen <strong>und</strong> bei deren Abgrenzung gegen<br />

deutsche Phonem-Graphem-Verbindungen. Insbesondere Legastheniker mit noch<br />

nicht ausreichend kompensierten Wahrnehmungsproblemen fühlen sich der englischen<br />

Orthographie gegenüber hilflos <strong>und</strong> entwickeln wegen dieses „Rechtschreibschocks“<br />

eine Aversion gegen das Fach Englisch überhaupt.<br />

Schulisch wird dem Ohnmachtsgefühl dieser Kinder nicht wirksam begegnet: Ein<br />

Rechtschreibunterricht zur Aneignung der Buchstabenverbindungen für das neue<br />

Lautsystem ist bislang in Lehrplänen nicht vorgesehen. Es fehlt auch eine Theorie,<br />

die darüber aufklärt, wo die \Fallen\ für Kinder liegen, die sich der englischen Schrift<br />

mit den Werkzeugen des deutschen Schriftsystems zuwenden.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage eines Vergleichs des deutschen <strong>und</strong> englischen Phonem-<br />

Graphem-Bestandes lässt sich für die verschiedenen Lautklassen zeigen, wo für<br />

deutschsprachige Kinder besondere Problemstellen beim Schreibenlernen im Englischen<br />

liegen. Aus der vergleichenden sprachwissenschaftlichen Analyse können<br />

Förderstrategien <strong>und</strong> Lernmaterialien für den Englischunterricht abgeleitet werden,<br />

die geeignet sind, stabile(re) Schreibmuster auch bei legasthenen SchülerInnen<br />

aufzubauen.<br />

Ein Rechtschreibwortschatz des Englischen nach Laut-Buchstaben-Beziehungen<br />

im Vokalbereich, Lautbildtafeln für die Vermittlung der besonders „kritischen“ neuen<br />

Sprachlaute werden gezeigt <strong>und</strong> Möglichkeiten für den Aufbau eines Förderkonzeptes<br />

dargestellt.<br />

Literatur:<br />

Günther Nieberle: Englische Rechtschreibung- Probleme deutschsprachiger Schüler<br />

,2005 erschienen im Verlag für kognitive Lernförderung<br />

Korrespondenzautor:<br />

Günther Nieberle<br />

gnieberle@t-online.de<br />

++49 0941 54228<br />

++49 0941 561424<br />

Rechenschwäche - Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen<br />

der Förderung im Schulalltag - Vortrag<br />

*Marianne Nolte<br />

Universität Hamburg, FB06 I 9, Hamburg, Deutschland<br />

In der didaktischen Diskussion herrscht weitgehende Übereinstimmung darin, dass<br />

Rechenschwächen im Schulaltalltag auch ein Problem der Passung sind, d.h. mit<br />

der Frage verb<strong>und</strong>en sind, welche Bedingungen erforderlich sind, um einem Kind<br />

70


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

eine angemessene Lernumgebung zu gestalten. Die bestehenden Möglichkeiten zu<br />

nutzen würde vielen Kindern den Weg in eine aufwändige therapeutische Intervention<br />

ersparen. Nicht unter allen Umständen <strong>und</strong> nicht für alle Kinder ist es jedoch<br />

möglich eine solche Lernumgebung zu gestalten. Im Vortrag werden Fragen zur Prävention<br />

ebenso angesprochen wie die Grenzen, die sich aus den Wechselwirkungen<br />

zwischen der Realität des Schulalltags <strong>und</strong> den jeweiligen Bedürfnissen betroffener<br />

Kinder ergeben.<br />

Korrespondenzautor: Marianne Nolte<br />

Nolte.Marianne@erzwiss.uni-hamburg.de<br />

++49 040 428382168<br />

++49 04104 4607<br />

Rechenschwäche - Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen der Förderung im Schulalltag<br />

am Beispiel der Zahlbegriffsentwicklung - Workshop<br />

*Marianne Nolte<br />

Universität Hamburg, FB06 I 9, Hamburg, Deutschland<br />

Im Workshop wollen wir uns mit der Frage befassen, wie sich Kinder die Welt der<br />

Zahlen erobern, welche Kenntnisse sie dabei idealerweise erwerben <strong>und</strong> was<br />

diesen Prozess stören kann. Dies ist die Voraussetzung, um geeignete Lernumgebungen<br />

zu gestalten <strong>und</strong> Interventionen bei Störungen zu entwickeln. Wir werden in<br />

dem Workshop Fragen zur Prävention unter didaktischen Gesichtspunkten ansprechen<br />

<strong>und</strong> dabei auf weitere Problemfelder, die den Lernprozess positiv oder negativ<br />

beeinflussen können.<br />

Korrespondenzautor: Marianne Nolte<br />

Nolte.Marianne@erzwiss.uni-hamburg.de<br />

++49 040 428382168<br />

++49 04104 4607<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Behandlung von schweren Lese-Rechtschreibstörungen in<br />

Kombina-tion mit Sprachstörungen<br />

*Michele Noterdaeme (1), Angela Breuer-Schaumann (1)<br />

(1) Heckscher-Klinik, München, Deutschland<br />

Lese-Rechtsschreibstörungen gehören zu den häufigsten Teilleistungsstörungen<br />

im Gr<strong>und</strong>schulalter. Kinder mit Lese-Rechtschreibstörungen sind in ihrer schulische<br />

Entwicklung sowie in ihrer sozio-emotionalen <strong>und</strong> kognitiven Entwicklung erheblich<br />

beeinträchtigt.<br />

Die Lese-Rechtschreibstörung ist eine komplexe Entwicklungsstörung. Kinder mit<br />

einer solchen Problematik haben oft begleitende umschriebene Teilleistungsdefizite<br />

im Sinne einer motorischen Störung, einer Sprachentwicklungsstörung oder einer<br />

Rechenstörung. Darüber hinaus treten überzufällig häufig begleitende psychische<br />

71


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Probleme wie Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens oder<br />

emotionale Störungen auf.<br />

Um die Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibstörung genau diagnostizieren zu können, ist eine<br />

umfassende, mehrdimensionale Diagnostik notwendig.<br />

Die Behandlung orientiert sich an den vorhandenen Defiziten <strong>und</strong> besteht aus mehreren<br />

Bausteinen. Im Vordergr<strong>und</strong> der Therapie steht der gr<strong>und</strong>legende Lese- <strong>und</strong><br />

Rechtsschreibaufbau (unter Verwendung von Handzeichen), wobei Besonderheiten<br />

bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen eingehend berücksichtigt werden.<br />

Der Aufbau von Arbeitsverhalten <strong>und</strong> Motivation stellt einen wichtigen Aspekt in der<br />

Interventionsplanung dar. Des weiteren wird die Beratung von Eltern <strong>und</strong> Lehrern im<br />

Rahmen des Therapiekonzepts diskutiert.<br />

Anhand von Fallbeispielen <strong>und</strong> Videodokumentationen werden wichtige Schritte in<br />

der Diagnostik <strong>und</strong> in der Behandlung dieser Kinder dargestellt.<br />

Warnke A., Hemminger U., Roth E., Schneck S. 2002. <strong>Legasthenie</strong>. Göttingen,<br />

Hogrefe.<br />

Schulte-Körne G. 2004. Elternratgeber <strong>Legasthenie</strong>. München, Knaur.<br />

Deimel W. 2003. <strong>Testverfah</strong>ren zur Diagnostik der Lese-Rechtschreibstörung. Eine<br />

Übersicht. In: Schulte-Körne G, <strong>Legasthenie</strong>: Zum aktuellen Stand der Ursachenforschung,<br />

der diagnostischen Methoden <strong>und</strong> der Förderkonzepte. Bochum, Winkler.<br />

Reuter-Liehr C. 2001. Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung. Bochum, Winkler.<br />

Noterdaeme M., Breuer-Schaumann A. 2003. Lesen <strong>und</strong> Schreiben: Bausteine des<br />

Lebens. Dortm<strong>und</strong>, Modernes Lernen.<br />

Korrespondenzautor: Michele Noterdaeme<br />

michele.noterdaeme@heckscher-klinik.de<br />

++49 089 99991141<br />

++49 089 99991111<br />

Strong genetic evidence for DCDC2 as a susceptibility gene for dyslexia<br />

*Markus M. Nöthen (1), Heidi Anthoni (2), Faten Dahdouh (3), Johannes Schumacher<br />

(4), Inke R. König (5), Axel M. Hillmer (1), Marco Zucchelli (2), Nadine Kluck<br />

(3), Malou Manthey (3), Ellen Plume (6), Andreas Warnke (6), Helmut Remschmidt<br />

(7), Jutta Hülsmann (7), Sven Cichon (1), Cecilia M. Lindgren (2), Peter Propping<br />

(3), Andreas Ziegler (5), Myriam Peyrard-Janvid (2), Gerd Schulte-Körne (7), Juha<br />

Kere (2)<br />

(1) University of Bonn, Department of Genomics Life & Brain Center, Bonn, Deutschland; (2) Karolinska<br />

Institute, Department of Biosciences at Novum and Clinical Research Center, Stockholm, Schweden;<br />

(3) University of Bonn, Institute of Human Genetics, Bonn, Deutschland; (4) ; (5) University<br />

Hospital Schleswig-Holstein - Campus Lübeck, Institute of Medical Biometry and Statistics, Lübeck,<br />

Deutschland; (6) University of Würzburg, Department of Child and Adolescent Psychiatry and Psychotherapy,<br />

Würzburg, Deutschland; (7) University of Marburg, Department of Child and Adolescent<br />

Psychiatry and Psychotherapy, Marburg, Deutschland<br />

In the present study we aimed to explore the contribution of the DYX2 locus on<br />

chromosome 6p21-p22 to dyslexia in the German population. We searched for<br />

linkage-disequilibrium (LD) in 137 triads with dyslexia, using markers that span the<br />

most replicated region on 6p21-p22, and fo<strong>und</strong> association between the disease and<br />

72


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

markers within the VMP/DCDC2/KAAG1 locus. Detailed refinement of the LD region,<br />

involving sequencing and genotyping of additional markers, showed significant<br />

association within DCDC2 in single marker- and haplotype-analyses. The association<br />

appeared to be strongest in severely affected patients. In a second step, the<br />

study was extended to include an independent sample of 239 triads with dyslexia,<br />

in which the association – in particular to the severe phenotype of dyslexia – was<br />

confirmed. Our expression data showed that DCDC2, which contains a doublecortin<br />

homology domain that is possibly involved in cortical neuron migration, is expressed<br />

in the fetal and adult CNS, which – together with the hypothesized protein function<br />

– is in accordance with findings in dyslexia patients with abnormal neuronal migration<br />

and maturation.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Markus M. Nöthen<br />

markus.noethen@uni-bonn.de<br />

++49 0228 6885404<br />

++49 0228 6885401<br />

Dyslexia susceptibility genes on chromosome 6<br />

*Silvia Paracchini<br />

University of Oxford, Wellcome Trust Centre for Human Genetics, Oxford, Großbritannien<br />

Dyslexia is one of the most prevalent childhood cognitive disorders and is caused<br />

in large part by genetic factors. Linkage studies have identified several regions that<br />

may contain quantitative trait loci (QTL) for this disorder. The most consistently replicated<br />

linkage is on 6p21.3-23, which has been fo<strong>und</strong> in five independent samples,<br />

including our own. By using association analysis we have recently identified a haplotype<br />

on chromosome 6p22 which is associated to dyslexia in two large set of families<br />

(Francks et al., 2004). The haplotype spans a 77 kb region of strong inter-marker<br />

linkage disequilibrium, encompassing the first four exons of KIAA0319, the entire<br />

TTRAP gene and the first exon of THEM2. Mutation screening by DHPLC of all<br />

exons and predicted promoters did not detect obvious functional variants that would<br />

disrupt any of the three genes. The risk haplotype might influence gene transcription<br />

regulation. To test this hypothesis we used the MassARRAY (Sequenom) platform<br />

to determine quantitatively relative differences in allele-specific transcription. We<br />

carried out quantitative analysis in cell lines heterozygous for the risk haplotype<br />

using markers either within the transcript sequences or in proximity of the promoters.<br />

In the second case we took advantage of the recently developed haploChip assay<br />

(Knight et al., 2003). Our data shows that the risk haplotype is association with a<br />

reduction of about 40% of the expression of the KIAA0319 gene. Functional studies<br />

are now <strong>und</strong>erway to <strong>und</strong>erstand the biological role of this gene.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Silvia Paracchini<br />

silviap@well.ox.ac.uk<br />

++44 1865 287501<br />

73


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Kortikale <strong>und</strong> behaviorale Korrelate von <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> deren Beinflussbarkeit<br />

durch verschiedene Trainingsverfahren<br />

*Isabella Paul (1), Christof Bott (1), Christian Wienbruch (1), Sabine Heim (1), Thomas<br />

Elbert (1)<br />

(1) Universität Konstanz, Konstanz, Deutschland<br />

In der vorzustellenden Studie sollte der Frage nachgegangen werden, ob sich 1)<br />

Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> in Bezug auf kortikale Maße verlässlich von Kontroll-Kindern<br />

unterscheiden <strong>und</strong> ob sich 2)die Effekte verschiedener Interventionen in einer<br />

Veränderung der kortikalen <strong>und</strong> Verhaltensmaße abbilden.<br />

Insgesamt wurden 64 Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> 22 Kontrollkinder mittels Magnetoenzephalographie<br />

<strong>und</strong> einer Testbatterie vor <strong>und</strong> nach einem 5-wöchigen Training<br />

untersucht. Die Kinder waren zufällig auf 3 Trainingsgruppen aufgeteilt (AP: adaptives<br />

Wahrnehmungstraining, PA: Training phonologischer Bewusstheit, SR: Training<br />

von Rechtschreibregeln).<br />

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass <strong>Legasthenie</strong> charakterisiert ist durch (a)<br />

rechts temporal weiter posterior gelegene Quelllokalisationen von Sprachreizen,<br />

die möglicherweise von einer symmetrischeren Organisation der Plana Temporali<br />

herrührt <strong>und</strong> (b) eine reduzierte Aktiverung <strong>und</strong> erhöhte Spektralfrequenz-Werte<br />

nach visueller Präsentation von Worten, die sublexikalische Verarbeitung erfordern.<br />

Dies könnte mit einer reduzierten phonologischen Bewusstheit bei legasthenischen<br />

Probanden zusammenhängen. Legasthenische <strong>und</strong> Kontroll-Kinder unterschieden<br />

sich nicht in dem Maß für auditorische Sensitivität. Nichtsdestotrotz wurde dieses<br />

Maß von verschiedenen Trainingsverfahren differentiell beeinflusst. Die Ergebnisse<br />

deuten darauf hin, dass ein Training phonologischer Bewusstheit die meisten Effekte<br />

auf kortikaler <strong>und</strong> behavioraler Ebene erzielt. Insgesamt favorisieren die Ergebnisse<br />

die Hypothese eines phonologischen Verarbeitungsdefizits als allgemeinen ätiologischen<br />

Faktor. Sie sprechen eher nicht für eine basalere auditorische Wahrnehmungsschwäche.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Isabella Paul<br />

Isabella.Paul@uni-konstanz.de<br />

++49 07531 883301<br />

++49 07531 884601<br />

Finger, Bilder, Rechnen - Ein Programm zur Förderung des Zahl- <strong>und</strong> Rechenverständnisses<br />

im Zahlraum bis 10<br />

Heidrun Claus (1), *Jochen Peter (1)<br />

(1) Institut für Mathematisches Lernen - Praxis für <strong>Dyskalkulie</strong>therapie, Hamburg, Deutschland<br />

Der Hamburger Zahlbegriffs- <strong>und</strong> Rechenaufbau (HamZaRa) ist ein Programm zur<br />

Förderung des Zahl- <strong>und</strong> Rechenverständnisses im Zahlraum bis 10, das im Juni<br />

2005 veröffentlicht wurde. Die vorrangige Zielgruppe sind Kinder ab dem 6. Lebensjahr.<br />

Das Programm kann im Rahmen des Förderunterrichtes oder als Teilmodul<br />

74


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

einer <strong>Dyskalkulie</strong>therapie eingesetzt werden. Schließlich lassen sich dem Programm<br />

auch Anregungen für die Gestaltung des Regelunterrichtes entnehmen.<br />

Der inhaltliche Aufbau des Programms sieht eine entwicklungspsychologisch <strong>und</strong><br />

mathematikdidaktisch gut begründete Abfolge von Lernschritten vor. Sie umfassen<br />

das Verständnis<br />

· der Zahl als Anzahl<br />

· der Zahlbeziehungen im ZR bis 10<br />

· der Addition <strong>und</strong> Subtraktion im ZR bis 10<br />

In einer Vielzahl von Übungen unterstützt das Programm den Prozess der schrittweisen<br />

Verinnerlichung mathematischer Zusammenhänge. Sie werden zunächst<br />

im handelnden Umgang mit geeignetem Material erarbeitet, der Aufbau innerer<br />

Vorstellungsbilder <strong>und</strong> die Erarbeitung verbaler Beschreibungen schließen sich an.<br />

Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage erfolgt dann die Automatisierung mathematischer Fertigkeiten<br />

durch Übungen <strong>und</strong> Spiele.<br />

Als Arbeits- <strong>und</strong> Lernmittel setzt HamZaRa auf die Finger (bzw. Fingerbilder) <strong>und</strong><br />

das Zehnerfeld. Die Finger sind für die meisten Kinder ein nahe liegendes <strong>und</strong> vertrautes<br />

Medium der Zahldarstellung. Die natürlich gegebene Unterteilung in jeweils<br />

fünf Finger einer Hand gestattet es, jeder Zahl im Zahlraum bis 10 ein unverwechselbares<br />

Mengenbild zuzuordnen. Das Zehnerfeld ergänzt die Fingerbilder: Es<br />

stellt Zahlen in einem anderen Medium, aber in analoger Darstellungsanordnung<br />

(Fünferunterteilung) dar.<br />

Literatur: H. Claus; J. Peter. Finger, Bilder, Rechnen. Förderung des Zahlverständnisses<br />

im Zahlraum bis 10. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Jochen Peter<br />

jpeter@iml-hamburg.de<br />

++49 040 4224221<br />

++49 040 42912910<br />

Untersuchungen über den Grenzbereich zwischen <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> funktionalem<br />

Analphabetismus<br />

*Peter Piasecki<br />

Schulleiter, CJD Berufskolleg Dortm<strong>und</strong>, Dortm<strong>und</strong>, Deutschland<br />

Unter Analphabetismus versteht man unmittelbar das Vorhandensein des Mangels<br />

der Beherrschung der Schriftsprache. Dieser Mangel wird auch als Illiterarität<br />

gekennzeichnet. Über dem Begriff des allgemeinen Analphabetismus steht in der<br />

gegenwärtigen Diskussion die differenzierte Sicht, die mit „funktionalem Analphabetismus“<br />

in entwickelten Industrienationen gekennzeichnet wird <strong>und</strong> impliziert, dass<br />

Texte des Alltagslebens nicht verstehend gelesen oder geschrieben werden können.<br />

Die <strong>Legasthenie</strong> dagegen ist dadurch gekennzeichnet, dass eine erhöhte Zahl von<br />

Rechtschreibfehlern in Relation zur Normgruppe verifizierbar ist. Dabei wird gem.<br />

ICD - 10 die isolierte Rechtschreibstörung – auf die in der weiteren Untersuchung<br />

Bezug genommen wird - mit den Stichworten der eindeutigen Beeinträchtigung in<br />

der Entwicklung von Rechtschreibfertigkeiten sowie einer Rechtschreibleistung, die<br />

75


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

signifikant unterhalb des Niveaus liegt, welches aufgr<strong>und</strong> des Alters, der allgemeinen<br />

Intelligenz <strong>und</strong> der Schulklasse zu erwarten ist, gekennzeichnet.<br />

Ausgehend von diesen Definitionen findet sich ein Grenzbereich, der als Ausgangspunkt<br />

der Untersuchung angesehen wird. Dieser Bereich ist bislang für Jugendliche<br />

in der Altersgruppe der Sek<strong>und</strong>arstufe II wenig erforscht worden. In dem Paper<br />

sollen deshalb die Ergebnisse eines computerunterstützten <strong>Testverfah</strong>rens, welches<br />

bei Jugendlichen in Ausbildung - die gleichzeitig Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eines<br />

Berufskollegs für Lernbehinderte <strong>und</strong> Erziehungshilfe sind - angewendet wurde,<br />

vorgestellt <strong>und</strong> einer Analyse unterzogen werden. Die Deduktion von Determinanten<br />

zur Einschätzung der Schreibfähigkeit der Jugendlichen soll das Spektrum an der<br />

Schwelle des Übergangs von der <strong>Legasthenie</strong> zum funktionalen Analphabetismus<br />

dokumentieren. Ziel der Untersuchung <strong>und</strong> Fokussierung auf den Grenzbereich ist<br />

die Entwicklung von Therapieansätzen über individuelle Förderpläne <strong>und</strong> Förderkurse.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Peter Piasecki<br />

Peter.Piasecki@cjd.de<br />

++49 231 6560227<br />

++49 231 6560238<br />

Die Bedeutung der kognitiven Informationsverarbeitung bei Kindern mit umschriebener<br />

Rechtschreibstörung<br />

*Ellen Plume (1), Gerd Schulte-Körne (2), Helmut Remschmidt (2), Andreas Warnke (1)<br />

(1) Universität Würzburg, Klinik für Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie, Würzburg,<br />

Deutschland; (2) Universität Würzburg, Klinik für Psychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie des Kindes- <strong>und</strong><br />

Jugendalters, Würzburg, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

In Rahmen einer Multizenter-Studie wurden Familien mit mindestens einem betroffenen<br />

Kind mit dem Ziel untersucht, den Genotypen <strong>und</strong> den Phänotypen einer<br />

Rechtschreibstörung zu bestimmen. Zur Phänotypisierung der Rechtschreibstörung<br />

wurden Variablen der kognitiven Informationsverarbeitung erhoben: phonologische<br />

Bewusstheit, phonologische Rekodierung, Zugriff auf das semantische Lexikon,<br />

Gedächtniskapazität, orthographisches Wissen, einfache Reaktionszeit, Rechenleistung<br />

sowie nonverbaler IQ <strong>und</strong> Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibfähigkeit.<br />

Materialien <strong>und</strong> Methoden:<br />

Die von einer Rechtschreibstörung betroffenen Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren<br />

werden mit deren nicht betroffenen Geschwistern, die als „Kontrollgruppe“ dienen,<br />

hinsichtlich der verschiedenen kognitiven Variablen verglichen. Die phonologische<br />

Bewusstheit wird mit Aufgaben zur Phonemanalyse, Phonemsynthese, Phonemvertauschung,<br />

Phonementfernung <strong>und</strong> Wortumkehr erfasst. Die phonologische Rekodierung<br />

verlangt das Lesen von Pseudowörtern. Die Zugriffsgeschwindigkeit auf das<br />

semantische Lexikon erfolgt über schnelle Benennaufgaben. Die Gedächtniskapazität<br />

wird über die Zahlenspanne erfasst. Um das orthographische Wissen zu prüfen,<br />

wird ein Pseudohomophon-Test dargeboten, der Wörter enthält, die orthographisch<br />

76


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

falsch, aber phonologisch korrekt sind (z.B. Tag vs. Tahk). Weiterhin finden ein Intelligenztest,<br />

Reaktionstest, Rechen- <strong>und</strong> Lese-Rechtschreibtests statt.<br />

Ergebnisse:<br />

Es werden Unterschiede zwischen den Kindern mit einer Rechtschreibstörung <strong>und</strong><br />

deren nicht betroffenen Geschwistern im Hinblick auf bestimmte kognitive Variablen,<br />

die mit der Rechtschreibstörung in Zusammenhang stehen, erwartet. Die Ergebnisse<br />

werden referiert <strong>und</strong> diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Ellen Plume<br />

plume@kjp.uni-wuerzburg.de<br />

Die Fähigkeit, Laute unterscheiden zu können - Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />

Bedeutung für Alltag<br />

*Martin Ptok<br />

MHH, Klinik für Phoniatrie <strong>und</strong> Pädaudiologie, Hannover, Deutschland<br />

Phoneme sind kleinste, aus einer sprachlichen Äußerung abstrahierte lautliche<br />

Segmente mit bedeutungsunterscheidender Funktion. Der relative Grad der phonologischen<br />

Veränderung bildet die Basis für die Hierarchie möglicher Oppositionsbildungen<br />

bei Minimalpaaren.<br />

Wir untersuchten, ob diese theoretisch existierende Oppositionshierarchie mit der<br />

empirisch ermittelten Schwierigkeitshierarchie der Diskriminierung / Reproduktion<br />

deutscher Phoneme bei Vorschulkindern bei deutschsprachigen Vorschulkindern<br />

übereinstimmen, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, ob die Lautunterscheidungsfähigkeit<br />

mit der kapazitiven Leistung des Arbeitsgedächtnisses zusammenhängt<br />

<strong>und</strong> wie stabil die Lautdiskriminationsfähigkeit ist.<br />

Nach unseren Ergebnissen, die hier vorgestellt werden, müssen auf Phonemkontrasterkennung<br />

<strong>und</strong> Reproduktion beruhende Lautdiskriminationstests durchaus<br />

kritisch betrachtet werden <strong>und</strong> es muss hinterfragt werden, ob insbesondere bei<br />

sprachauffälligen Kindern nicht die Lautdiskrimination an sich, sondern vielmehr<br />

die phonologische Schleife bzw. die sublexikalisch-phonologische Repräsentation<br />

überprüft werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Martin Ptok<br />

ptok.Martin@MH-Hannover.de<br />

++49 511 5329104<br />

77


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Neurobiology of dyslexia: a new perspective<br />

*Franck Ramus<br />

Laboratoire de Sciences Cognitives et Psycholinguistique Ecole Normale Supérieure, Ecole Normale<br />

Supérieure, Paris, Frankreich<br />

Theories of developmental dyslexia differ on how to best interpret the great variety<br />

of symptoms (linguistic, sensory, motor) observed in dyslexic individuals. One approach<br />

views dyslexia as a specific phonological deficit, which sometimes co-occurs<br />

with a more general sensorimotor syndrome. I will review the neurobiology of<br />

dyslexia and show that neurobiological data are indeed consistent with this view,<br />

explaining both how a specific phonological deficit might arise, and why a sensorimotor<br />

syndrome should be significantly associated with it. This new conceptualisation<br />

of the aetiology of dyslexia may generalise to other neuro-developmental disorders,<br />

and may further explain heterogeneity within each disorder and co-morbidity between<br />

disorders.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Franck Ramus<br />

franck.ramus@ens.fr<br />

++33 1 44322356<br />

++33 1 44322360<br />

Dyslexia susceptibility genes on chromosome 2q<br />

*Wendy Raskind<br />

University of Washington, Department of Medicine, Washington, Vereinigte Staaten<br />

von Amerika<br />

Impaired phonological decoding is one of the core deficits of dyslexia. In families ascertained<br />

in the UW LDC through a school-aged child with dyslexia, impairments in<br />

rate of phonological decoding remained stable from childhood to adulthood, despite<br />

varying degrees of compensation for reading text. We performed a genome scan<br />

of two continuous measures of phonological decoding ability: phonemic decoding<br />

efficiency (PDE), a measure of both accuracy and speed, and word attack (WA), a<br />

measure of accuracy alone. Multipoint variance component linkage analyses (VC)<br />

and Markov chain Monte-Carlo (MCMC) multipoint joint linkage and segregation<br />

analyses on 108 pedigrees revealed a strong signal on chromosome 2 for PDE (VC-<br />

LOD=2.65 and intensity ratio (IR)=32.1). The IR is an estimate of the ratio of the<br />

posterior to prior probability of linkage in MCMC analysis. This chromosome 2 signal<br />

was not seen for WA. More detailed mapping with additional markers provided statistically<br />

significant evidence for linkage of PDE to chromosome 2, with VC-LOD=3.0<br />

and IR=59.6 at D2S1399. The multipoint VC-LOD score corresponds to a theoretical<br />

p value of 0.0001. Parametric analyses, using a model obtained by complex<br />

segregation analysis, provided a multipoint maximum LOD=2.89. The consistency<br />

of results from three analytic approaches provides strong evidence for a locus on<br />

chromosome 2q that influences speed but not accuracy of phonological decoding.<br />

78


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

A subsequent scan for measures of single real word reading provided supportive<br />

evidence for an effect of this locus on speed of word recognition as well (multipoint<br />

VC-LOD=2.11).<br />

Raskind et al. Mol Psychiatry in press, 2005.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Wendy Raskind<br />

wendyrun@u.washington.edu<br />

++1 206 5433177<br />

++1 206 6167366<br />

Förderung von Lese-Basiskompetenzen mit AUDILEX - Ergebnisse<br />

einer Trainingsstudie<br />

*Jörg Reichert (1), Gerd Migulla (2)<br />

(1) Humboldt-Universität zu Berlin, für Rehabilitationswissenschaften, Fachabteilung Rehabilitationspsychologie/<br />

Interventionsmethoden, Berlin, Deutschland; (2) Sonderpädagogisches Förderzentrum<br />

Peter-Jordan-Schule, Berlin, Deutschland<br />

Das finnische Förderprogramm AUDILEX (Karma, 1998) liegt seit 2003 in einer<br />

deutschen Bearbeitung vor (Richter, 2003). Es zielt darauf ab, eine für den Leseerwerb<br />

bedeutsame Basiskompetenz – die phonologische Bewusstheit – systematisch<br />

zu entwickeln. Seine Besonderheit besteht darin, dass phonologische<br />

Bewusstheit durch Applizieren von Tönen, nicht von Sprache oder Sprechlauten, gefördert<br />

werden soll. Wird davon ausgegangen, dass etwa ein Drittel aller Kinder mit<br />

Lese-Rechtschreibschwächen phonologische Defizite zeigt, könnte der mit AUDI-<br />

LEX realisierten Förderung eine nicht geringe Bedeutung zukommen. Nachdem aus<br />

Finnland eine positive Evaluation des Programms mitgeteilt wurde (Kujala, Karma,<br />

Ceponiene et al., 2001), liegt nun eine Studie für den deutschsprachigen Raum vor<br />

(Reichert & Migulla, 2005). Die Ergebnisse zeigen, dass AUDILEX ausschließlich<br />

bei Kindern mit phonologischen Schwächen indiziert ist; der Trainingserfolg wird<br />

durch die Trainingsqualität moderiert (Aufmerksamkeit, Arbeitsmenge). Verschiedene<br />

Fragen bleiben allerdings offen: So weisen beispielsweise Bischof et al. (2002)<br />

darauf hin, dass phonologische Bewusstheit nicht automatisch guter Phonemdiskrimination<br />

entspricht, was für Transfer <strong>und</strong> Nachhaltigkeit der Fördereffekte Bedeutung<br />

hat.<br />

Bischof, J., Gratzka, V., Strehlow, U., Haffner, J., Parzer, P. & Reschner, F. (2002).<br />

Reliabilität, Trainierbarkeit <strong>und</strong> Stabilität auditiv diskriminativer Leistungen bei zwei<br />

computergestützten Mess- <strong>und</strong> Trainingsverfahren. Zeitschrift für Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie,<br />

30 (4), 261–270.<br />

Karma, K. (1998). Audilex for practice (Elektronische Ressource). Helsinki: Comp-<br />

Aid Ltd.<br />

Kujala, T., Karma, K., Ceponiene, R., Belitz, S., Turkkila, P., Tervaniemi, M. &<br />

Näätänen, R. (2001). Plastic neural changes and reading improvement caused by<br />

audiovisual training in reading-impaired children. PNAS (98/18), 10509–10514.<br />

Reichert, J. & Migulla, G. (2005). AUDILEX im Test – Ergebnisse einer Praxiserprobung.<br />

Sonderpädagogik, im Druck.<br />

79


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Richter, B. (2003). Deutsches Handbuch zum Programm AUDILEX. http://www.<br />

paedboutique.de/frameset_audilex.htm, 26.04.2005.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Jörg Reichert<br />

joerg.reichert@rz.hu-berlin.de<br />

++49 030 20934427<br />

++49 030 20934435<br />

Sensory processing in dyslexia<br />

*Hanna Renvall<br />

Helsinki University of Technology, Brain Research Unit, Low Temperature Laboratory, Helsinki,<br />

Finnland<br />

Dyslexic individuals encounter difficulties that often extend beyond the skills directly<br />

needed for reading: for example, language-learning-impaired children are slow<br />

in processing so<strong>und</strong>s presented in rapid succession or containing fast frequency<br />

transitions. These auditory deficits, at a time scale of up to a few h<strong>und</strong>reds of milliseconds,<br />

persist to adult age. Recent behavioral studies have implied that dyslexic<br />

subjects have temporal processing deficits in other sensory modalities as well.<br />

We have applied magnetoencephalography (MEG) and psychophysics to characterize<br />

the temporal impairments in auditory, tactile and visual domains in dyslexic<br />

adults. Our results demonstrate that dyslexic adults are deficient in processing<br />

so<strong>und</strong>s and acoustic changes presented in rapid succession within tens to h<strong>und</strong>reds<br />

of milliseconds. In line with the proposed pansensory processing deficit, responses<br />

to rapidly presented tactile stimuli were diminished in the right somatosensory cortex<br />

of dyslexic subjects, and abrupt visual stimuli captured attention in both visual hemifields<br />

less effectively in dyslexic than normal-reading adults. Furthermore, dyslexics<br />

showed right visual field advantage, suggestive of a left-sided “minineglect”. On the<br />

basis of these and earlier findings we have proposed that limitations in both modality-specific<br />

and more global attentional capacities could prolong input chunks for all<br />

senses, thereby leading to anomalous cortical representations in dyslexic subjects<br />

[1]. MEG provides a powerful tool for characterizing sensory processing deficits, but<br />

further studies are needed to clarify the relationship between sensory-specific cortical<br />

processing and phonological processing deficits in dyslexia.<br />

[1] Hari, R., Renvall, H. 2001. Impaired processing of rapid stimulus sequences in<br />

dyslexia. TICS 5, 525-532.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Hanna Renvall<br />

hanna@neuro.hut.fi<br />

80


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Hierarchie der mathematischen Lernstruktur (Gr<strong>und</strong>schulmathematik),<br />

Knackpunkte beim Erwerb mathematischer Einsichten <strong>und</strong> die Psychologie des<br />

rechenschwachen Kindes<br />

*Klaus Retzlaff<br />

Magdeburg, Deutschland<br />

Die Mathematik weist auch im Bereich der Arithmetik eine logisch-hierarchische<br />

Struktur auf. Daraus lassen sich Bedingungen, Voraussetzungen <strong>und</strong> Gesetzmäßigkeiten<br />

für den aufbauenden Erwerb mathematischer Einsichten deduzieren, die<br />

für den Erwerb von Rechenfertigkeiten gr<strong>und</strong>legend sind. Der Referent weist auf<br />

entsprechende Knackpunkte im Lernprozess hin, die, werden sie nicht bewältigt, zu<br />

dyskalkulietypischem Lösungsverhalten, bekannten subjektiven Algorithmen <strong>und</strong><br />

einer entsprechenden Fehlertypologie führen. Es werden empirisch beobachtbare<br />

Verhaltens- <strong>und</strong> Denkweisen rechenschwacher Kinder aus dem Kontext schulischer<br />

Lernbedingungen <strong>und</strong> den Besonderheiten des Lernstoffs deduziert. So ergeben<br />

sich wichtige Aspekte für die Therapie rechenschwacher Kinder <strong>und</strong> Hinweise für<br />

die didaktischen Zielsetzungen im der Unterricht <strong>und</strong> nicht zuletzt zur <strong>Dyskalkulie</strong>prävention.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Klaus Retzlaff<br />

magdeburg@ztr-rechenschwaeche.de<br />

++49 0391 5067990<br />

++49 0391 7346122<br />

Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung<br />

– Elementartraining Phonemstufe 1 <strong>und</strong> 2 –<br />

Training phonologischer Bewusstheit auf höherer Ebene<br />

*Carola Reuter-Liehr<br />

Praxis für <strong>Legasthenie</strong>therapie, Nörten-Hardenberg, Deutschland<br />

Zu Beginn des Schriftspracherwerbs können Kinder normalerweise mit groben<br />

lautlichen Sprachstrukturen - Silben, Anlaute, Reime - umgehen. Sie verfügen über<br />

ein entwickeltes phonologisches Bewusstsein als Gr<strong>und</strong>lage für weiteres Lernen.<br />

Das legasthene Kind erfasst hingegen diese groben lautlichen Strukturen seiner<br />

Sprache noch nicht in gleichem Maße. Untersuchungen über Fördermaßnahmen<br />

in der ersten Gr<strong>und</strong>schulzeit, welche Lautanalyse <strong>und</strong> Lautsynthese in den Vordergr<strong>und</strong><br />

stellen <strong>und</strong> damit ein Training der phonologischen Bewusstheit auf höherer<br />

Ebene ermöglichen, zeigen positive Effekte. Eine effektive Förderung dieser Kinder<br />

zu Beginn des Schriftspracherwerbs bzw. bei fehlender Entwicklung entsprechender<br />

Fertigkeiten (beispielsweise bei funktionellem Analphabetismus) verknüpft Basiselemente<br />

zum Erfassen der groben Sprachstruktur mit Lautanalyse <strong>und</strong> Lautsynthese,<br />

dem Erfassen der Feinstruktur von Sprache.<br />

Wenn sich der Lernende auf unterstem Stand seiner Schriftsprachentwicklung<br />

befindet, tragen wir dem im Elementartraining der Phonemstufen 1 <strong>und</strong> 2 der „Laut-<br />

81


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

getreuen Lese-Rechtschreibförderung“ Rechnung: Wir starten mit dem Training<br />

elementarer Fertigkeiten, dem Erfassen der Silbengliederung im Wort, verknüpft mit<br />

stückweiser Sicherung von Laut-Buchstabenzuordnungen. Dies erfolgt mit wachsendem,<br />

im Schwierigkeitsgrad steigenden sprachsystematischen Aufbau unter<br />

Integration sensomotorisch orientierter, den Lese- <strong>und</strong> Schreibvorgang steuernder<br />

<strong>und</strong> insofern kontrollierender Methoden (Lautgebärden / rhythmisches Syllabieren)<br />

mit den einfach strukturierten Wörtern der Phonemstufen 1 <strong>und</strong> 2.<br />

Denn es gilt die Überforderungssituation, in der sich das legasthene Kind vielfach<br />

in Schule <strong>und</strong> auch Förderung bzw. Therapie befindet, aufzuheben <strong>und</strong> in sinnvoller<br />

Abfolge seine Schriftsprachkompetenz aufzubauen.<br />

Der Workshop verknüpft vertiefend den Einblick in die Sprachsystematik, das entsprechende<br />

Wortmaterial sowie die integrierten Methoden mit praktischen Übungen.<br />

Lit.: C. Reuter-Liehr, Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung Band 1, Bochum<br />

2001, Winkler Verlag, Neuerscheinung Bd. 2 – Elementartraining Phonemstufe 1<br />

Korrespondenzautor: Carola Reuter-Liehr<br />

reuter-liehr@t-online.de<br />

++49 5503 91436, ++49 5503 91437<br />

Lautgetreue Lese-Rechtscheibförderung -<br />

Eine Einführung in das strategiegeleitete Training des Phonemstufenaufbaus<br />

bei lese-rechtschreibschwachen Kindern<br />

*Carola Reuter-Liehr<br />

Praxis für <strong>Legasthenie</strong>therapie, Nörten-Hardenberg, Deutschland<br />

Das Konzept der Lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung sieht vor vier elementare<br />

Bestandteile konsequent miteinander zu verknüpfen, um auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

dieses integrativen Vorgehens ein strategiegeleitetes Lernen beim lese-rechtschreibschwachen<br />

Kind zu ermöglichen. So werden Sprachsystematik, Wortmaterial<br />

<strong>und</strong> Methoden mit verhaltenstherapeutischer Verstärkung verknüpft, um so zu<br />

einem für das Kind <strong>und</strong> den Behandler in sich schlüssigen <strong>und</strong> effektiven Fördervorgehen<br />

zu kommen. Der sprachsystematische Aufbau des Konzepts ist orientiert am<br />

Schriftsprachentwicklungsprozess des Kindes, so wird zunächst die alphabetische<br />

Strategie - das lautgetreue Lesen <strong>und</strong> Schreiben - aufgebaut, um in einem weiteren<br />

Schritt ein sprachsystematisches Regeltraining anzuschließen. Das Kind trainiert<br />

hilfreich steuernde Lese- <strong>und</strong> Schreibstrategien. Damit dies ohne Stolpersteine gelingen<br />

kann, ist lautanalytisch ausgewähltes Wortmaterial für jede Entwicklungsstufe<br />

notwendig. Sensomotorisch orientierte Methoden (Lautgebärdeneinsatz <strong>und</strong>/oder<br />

rhythmisches Syllabieren nach Heide Buschmann) unterstützen maßgeblich das<br />

strategiegeleitete Lernen bei der Sicherung der Phonem/Graphemverbindungen,<br />

dem Gelingen der Synthese beim Lesen sowie beim Erfassen des Sprachrhythmus.<br />

Der Lernprozess wird durch gezielte Verstärkung unterstützt, Erfolge werden visualisiert,<br />

Selbstinstruktionen dienen als Steuerungshilfe <strong>und</strong> fördern die Übernahme der<br />

Eigenverantwortung für das eigene schriftsprachliche Problem.<br />

Die Effektivität des Behandlungsvorgehens konnte in vier unabhängigen Studien<br />

belegt werden. Neben eindeutigen Kurzzeiteffekten sind in der jüngsten Studie auch<br />

Langzeiteffekte nachgewiesen worden.<br />

82


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Der Vortrag bietet einen Einblick in die elementaren Bestandteile dieses evaluierten<br />

Behandlungsvorgehens.<br />

Lit.: Reuter-Liehr, C (2001) Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung - Eine Einführung<br />

in das strategiegeleitete Lernen zum Training von Phonemstufen auf der Basis<br />

des rhythmischen Syllabierens, Bd. 1, Winkler Bochum<br />

Unterberg, D (2004) Die Entwicklung von Kindern mit LRS nach Therapie durch ein<br />

sprachsystematisches Förderkonzept, Veröffentlichung erfolgt im Winkler Verlag<br />

Bochum<br />

Korrespondenzautor: Carola Reuter-Liehr<br />

reuter-liehr@t-online.de<br />

++49 5503 91436, ++49 5503 91437<br />

Fremdsprachenlernen bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit einer Lese-Rechtschreibstörung<br />

– Aspekte einer Problem orientierten Förderung<br />

*Roswitha Romonath<br />

Universität zu Köln, Seminar für Sprachbehindertenpädagogik, Köln, Deutschland<br />

In aktuellen Bildungsdiskussionen wird der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen<br />

eine zentrale Bedeutung zuerkannt. Die erfolgreiche Vermittlung von Fremdsprachenkenntnissen<br />

erweist sich folglich als eine zentrale Aufgabenstellung aller<br />

Bildungsgänge <strong>und</strong> Schulstufen. Empirische Studien zeigen, dass Lese-Rechtschreibstörungen<br />

ein erhebliches Risiko für das Versagen im Fremdsprachenlernen<br />

darstellen. Nach heutigen Erkenntnissen sind primär linguistische <strong>und</strong> psycholinguistische<br />

Faktoren verantwortlich für unterschiedliche Lernergebnisse im Fremdsprachenunterricht.<br />

Dem Ausmaß muttersprachlicher Kompetenzen kommt daher<br />

ein hoher Prognosewert für den Erfolg im Fremdsprachenlernen zu. Lese-Rechtschreibstörungen<br />

bilden somit nicht nur ein lang überdauerndes muttersprachliches<br />

Schriftsprachlernproblem, sondern sind zusätzlich ein Hemmnis für eine erfolgreiche<br />

Bewältigung des Fremdsprachenunterrichts.<br />

Diese Erkenntnisse dürfen bei einer schulischen Förderung von Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

mit einer Lese- Rechtschreibstörung nicht unberücksichtigt bleiben. Die<br />

vorherrschende, kommunikativ orientierte Fremdsprachendidaktik wird den Lernbedürfnissen<br />

dieser Lerngruppe allein nicht gerecht. Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen mit<br />

einer Lese- Rechtschreibstörung benötigen daher – unabhängig von der Schulstufe<br />

– eine individuelle, modifizierte Fremdsprachenvermittlung, die in ihren Lernzielen<br />

die lebensweltliche Bedeutung der Fremdsprache zwar herausstellt, gleichzeitig<br />

aber in methodisch angemessener Weise das Regelsystem der zu erlernenden<br />

Fremdsprache hochstrukturiert <strong>und</strong> systematisch vermittelt. Um eine konsistente<br />

<strong>und</strong> für die betreffenden Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen effektive <strong>und</strong> effiziente schulische<br />

Unterstützung zu gewährleisten, bedarf es einer Vernetzung <strong>und</strong> Abstimmung<br />

der muttersprachlichen <strong>und</strong> fremdsprachlichen Förderstrategien. Ausgangspunkte<br />

bilden dabei die sprachlichen Fertigkeiten in der Muttersprache, die zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />

phonologischen <strong>und</strong> orthographischen Verarbeitungsfähigkeiten sowie die<br />

spezifischen strukturellen Merkmale der zu erlernenden Fremdsprache. Da Legastheniker<br />

bereits bei der Aneignung muttersprachlicher Kompetenzen Misserfolge<br />

erfahren haben, benötigen sie darüber hinaus eine Angst reduzierende Lernatmos-<br />

83


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

phäre, die Fehler zulässt <strong>und</strong> ihr Selbstvertrauen in ihre Fremdsprachenlernfähigkeit<br />

stärkt.<br />

Korrespondenzautor: Roswitha Romonath<br />

roswitha.romonath@uni-koeln.de<br />

++0049 0221 4705512, ++0049 0221 4702128<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung von Förderplänen bei Kindern mit Lernschwierigkeiten<br />

im Mathematikunterricht einer 2. Klasse an der Sprachheilschule<br />

*Kristin Rothe<br />

Staatliches Seminar, Magdeburg, Deutschland<br />

Max, Zweitklässler an der Sprachheilschule, kann nicht rechnen. Neben einer ausgeprägten<br />

Sprachentwicklungsverzögerung hat er Schwierigkeiten in nahezu allen<br />

Wahrnehmungsbereichen. Die Gr<strong>und</strong>aufgaben, die er zuhause rechnen sollte, hat er<br />

mit Mutti so lange geübt, dass er sie jetzt auswendig kann…<br />

Marie ist fast 11 Jahre alt <strong>und</strong> lernt in einer anderen zweiten Klasse. Sie hat große<br />

Probleme, sprachliche Anweisungen <strong>und</strong> Aufgabenstellungen zu verstehen. Beim<br />

Rechnen im Zahlenraum bis 100 braucht sie so lange, dass sie die Aufgabe inzwischen<br />

vergisst. Marie kann aber ganz schnell vorwärts <strong>und</strong> rückwärts zählen…<br />

Beide Schüler werden ohne zusätzliche Unterstützung das Klassenziel des zweiten<br />

Schuljahres nicht erreichen.<br />

Die Förderung von Max zeigt, welche Erfolge durch eine gezielte Materialauswahl,<br />

eine bewusst strukturierte Lehrer- <strong>und</strong> Schülersprache, die Verbesserung von Basisfunktionen<br />

<strong>und</strong> Wahrnehmungsleistungen in zusätzlichen Förderst<strong>und</strong>en erreicht<br />

werden können. Dabei wurden das familiäre <strong>und</strong> schulische Umfeld als wichtige<br />

Ressourcen in den förderdiagnostischen Prozess integriert.<br />

Marie: vom zählenden Rechner zum Mathematik-Olympioniken. Inwiefern sich die<br />

Förderung bei Lernschwierigkeiten in Mathematik in den Klassenunterricht integrieren<br />

lässt, zeigt sich am Beispiel dieser Schülerin. Hier wurde deutlich, dass Kindern,<br />

die Schwierigkeiten haben, sprachliche Informationen im Vermittlungs- <strong>und</strong> Kommunikationsprozess<br />

des Unterrichts nutzen zu können, zusätzliche Möglichkeiten<br />

der Informationsgewinnung geboten werden müssen. Die Förderung beider Schüler<br />

stellte hohe Ansprüche an die sprachliche Gestaltung <strong>und</strong> Strukturierung der Vermittlung<br />

in Unterricht <strong>und</strong> Förderung.<br />

Inhalt:<br />

1. Einleitung<br />

2. Der Erwerb mathematischer Kompetenzen<br />

3. Lernschwierigkeiten beim Erwerb mathematischer Kompetenzen<br />

4. Förderdiagnostik<br />

5. Fallbeispiele: Maximilian <strong>und</strong> Marie-Christin, Kinder mit Lernschwierigkeiten in<br />

Mathematik<br />

6. Zusammenfassung, Interpretation der Ergebnisse <strong>und</strong> Schlussfolgerung<br />

Korrespondenzautor: Kristin Rothe<br />

Kristin.Rothe@web.de<br />

++49 0391 9907277<br />

84


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Psychiatrische Komorbidität bei Kindern mit Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibstörungen<br />

*Harriet Salbach (1), Uta Klopfer (1), Swantje Hagen (1), Ulrike Lehmkuhl<br />

Charité, Campus Virchow-Klinikum, Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie, Berlin, Deutschland<br />

Zielsetzung: Es wurde die psychiatrische Komorbidität von Patienten mit Lese- <strong>und</strong><br />

Rechtschreibstörung (LRS) untersucht.<br />

Methodik: Eine Ambulanzstichprobe von 70 Probanden (39 Patienten mit LRS; 31<br />

Probanden ohne LRS) im Alter von 8 – 13 Jahren nahmen an der Studie teil. Vor<br />

der Diagnosestellung erfolgten ein ausführliches Anamnesegespräch, eine körperlich-neurologische<br />

Untersuchung sowie eine testpsychologische Untersuchung.<br />

Folgende psychodiagnostische Verfahren wurden eingesetzt: Hamburger-Wechsler-<br />

Intelligenztest für Kinder (HAWIK-III), Westermann Rechtschreibtest (WRT), Zürcher<br />

Lesetest (ZLT). Mit den Eltern der Probanden wurde zusätzlich das semistrukturierte<br />

diagnostische Interview Kiddie-Sads-Present and Lifetime Version (K-SADS-PL)<br />

durchgeführt.<br />

Ergebnisse: Patienten mit LRS litten des Öfteren unter einer hyperkinetischen Störung<br />

als die untersuchten Probanden ohne LRS. Bei den Probanden mit LRS wurde<br />

seltener eine Störung des Sozialverhaltens diagnostiziert. Internalisierende Erkrankungen<br />

wurden genauso häufig bei den Probanden mit LRS wie bei den Patienten<br />

ohne LRS diagnostiziert.<br />

Zusammenfassung: Diese Ergebnisse heben den Zusammenhang zwischen LRS<br />

<strong>und</strong> externalisierenden Störungen hervor, speziell mit ADHD. Dass Patienten mit<br />

LRS auch unter internalisierenden Störungen leiden können, darf nicht außer Acht<br />

gelassen werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Harriet Salbach<br />

harriet.salbach@charite.de<br />

++49 030 450566277<br />

++49 030 450566923<br />

Didaktische Vorgehensweisen beim Erstleseunterricht - Bedeutung für die<br />

Leseschwäche<br />

*Alfred Schabmann<br />

Universität Wien, Fakultät für Psychologie, Wien, Österreich<br />

Es werden die Ergebnisse einer Längsschnittuntersuchung berichtet, in der die<br />

Entwicklung im Lesen <strong>und</strong> Rechtschreiben sowie in der phonologischen Bewusstheit<br />

vom Kindergarten (Vorläuferfertigkeiten im Sinne des Bielefelder Screenings)<br />

bis zum Ende der Gr<strong>und</strong>schulzeit an 4 Kohorten von Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

(N=844) überprüft wurde. Zusätzlich zu der Testung wurden mittels Lehrer-/Lehrerinnenfragebogen<br />

- <strong>und</strong> an einer Teilstichprobe Beobachtung - Informationen<br />

über die Gestaltung des Unterrichts gewonnen <strong>und</strong> Eltern wie auch die Schulkinder<br />

selber über ihr Erleben des Unterrichts bzw. der Schule befragt. Diskutiert wird der<br />

Einfluss der Unterrichtsgestaltung auf die Leistungen, speziell mit Blick auf Schüler<br />

85


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

<strong>und</strong> Schülerinnen mit Lese- Rechtschreibproblemen. Dies betrifft einerseits die<br />

methodische Orientierung des Erstleseunterrichts im Sinne einer unterschiedlich<br />

systematischen Instruktion der Graphem-Phonem-Korrespondenzen (Code-Orientiertheit<br />

des Unterrichts), andererseits den Einsatz unterschiedlicher Methoden<br />

der Unterrichtsgestaltung sowie von zusätzlichen Übungen (wie z.B. dem expliziten<br />

Üben von Pseudowörtern oder dem Einsatz von Lautgebärden).. Für den Einfluss<br />

der methodischen Orientierung des Erstleseunterrichts wurden für die ersten Phasen<br />

des Leseunterrichts (Anfang 1. Klasse) deutliche Effekte zu Ungunsten eines<br />

weniger Code-orientierten Unterrichts gef<strong>und</strong>en, die sich mit Fortdauer der Schulzeit<br />

nur bedingt auf die weitere Entwicklung der Schüler auswirken, allenfalls manche<br />

Lehrer dazu veranlassen, ergänzende Übungen in ihren Unterricht aufzunehmen.<br />

Ergänzend wird diskutiert, welche Auswirklungen die Ergebnisse der Untersuchung<br />

für das Problem der Vorhersage <strong>und</strong> die Stabilität von Lese- Rechtschreibschwäche<br />

haben.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Alfred Schabmann<br />

alfred.schabmann@univie.ac.at<br />

++43 01 427747892<br />

++43 01 427747879<br />

Augenbef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> <strong>Legasthenie</strong> -<br />

Hinweise für Betroffene, Eltern <strong>und</strong> Therapeuten<br />

*Wolf-Dieter Schäfer (1), Uwe Veltmann (2)<br />

(1) Würzburg, Deutschland; (2) Warendorf, Deutschland<br />

Der Augenarzt wird oft als Erster bei Lese-Rechtschreib-Schwächen angesprochen.<br />

Manchmal ist er sogar der Erste, der die Verdachts-Diagnose einer <strong>Legasthenie</strong><br />

stellt. Bei einer ausführlichen Untersuchung der Augen können Lesestörungen aufgezeigt<br />

werden, die eine <strong>Legasthenie</strong> vortäuschen <strong>und</strong> die meist leicht zu behandeln<br />

sind. Diese Therapie besteht in Brillen oder Bifokalbrillen, selten in Operationen<br />

oder Prismenbrillen. Bei diesen okulär bedingten Lesestörungen handelt es sich<br />

häufig um Akkommodationsschwächen, ähnlich denen Erwachsener, die eine Lesebrille<br />

benötigen. Ihre Ursachen <strong>und</strong> Symptome werden im Vergleich zur <strong>Legasthenie</strong><br />

erklärt. Die Diagnostik erfordert eine besondere Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Erfahrung.<br />

Einzelheiten der Augenuntersuchung werden besprochen. Außerdem werden der<br />

genaue Lesevorgang <strong>und</strong> die physiologischen Bedingungen, die bei Augen <strong>und</strong><br />

Gehirn für das Lesen erforderlich sind, erklärt.<br />

Frühere Missverständnisse, die die <strong>Legasthenie</strong> als Augenveränderung aufgefasst<br />

haben,sind inzwischen durch Forschungs- <strong>und</strong> klinische Bef<strong>und</strong>e ausgeräumt. Bei<br />

<strong>Legasthenie</strong> können jedoch zusätzlich Brechkraftfehler (z.B. Kurz- oder Weitsichtigkeit)<br />

vorliegen, die durch eine Brille zu korrigieren sind. Kleine Hilfen (Lupen,<br />

blendfreie kontrastreiche Arbeitsunterlagen, Zeitzuschlag bei schriftlichen Arbeiten)<br />

können die schulische Situation verbessern. Insgesamt werden die wesentlichen<br />

optischen Hilfen zur Unterstützung bei Lese-Rechtschreib-Schwächen <strong>und</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

besprochen.<br />

86


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Beim Augenarzt sind für die Anfangsuntersuchung je nach Bef<strong>und</strong> 2 – 3 Termine<br />

<strong>und</strong> später halbjährliche oder nur jährliche Kontrollen nötig. Wichtig ist aber, dass<br />

keine täglichen,<br />

zeitraubenden Behandlungen oder Übungen der Augen erforderlich sind.<br />

Literatur: Zeitschr. Legasth. Dyskal. 24 (2003), 2 – 8 u. 191 – 193; 25 (2004) 10 – 19;<br />

Kinder- Jugendarzt 34 (2003), 403 – 404<br />

Korrespondenzautor:<br />

Wolf-Dieter Schäfer<br />

schaegei@web.de<br />

++49 0931 22289<br />

Hilfen des Augenarztes bei <strong>Legasthenie</strong><br />

*Wolf-Dieter Schäfer<br />

Würzburg, Deutschland<br />

Anfang der 70er Jahren glaubte man noch, dass die <strong>Legasthenie</strong> durch Veränderungen<br />

an den Augen verursacht sei. Inzwischen weiß man jedoch, dass die Ursache<br />

der <strong>Legasthenie</strong> in Anomalien des Gehirns, besonders der Hör- <strong>und</strong> der Sehbahn<br />

zu suchen ist. Anatomische <strong>und</strong> funktionelle Defizite im zentralen auditiven Hirnzentrum<br />

weisen auf besondere Störungen der sprachlichen Informationsverarbeitung<br />

hin. In der Sehbahn werden verminderte Zellfunktionen (magnozelluläre Nerven)<br />

gef<strong>und</strong>en.<br />

Der Lesevorgang besteht aus einer Abfolge von Sakkaden <strong>und</strong> Fixationen. Während<br />

einer Fixation wird eine ganze Gruppe von Buchstaben gleichzeitig wahrgenommen.<br />

Bei Legasthenikern kann man mehr Blicksprünge in die Gegenrichtung (Regressionen)<br />

beobachten (Zeichen der Lese-Unsicherheit). Bildsymbole werden aber ähnlich<br />

schnell wie von Kontrollgruppen erkannt.<br />

Es gibt okuläre Lesestörungen, die eine <strong>Legasthenie</strong> vortäuschen können. Untersuchungen<br />

ergaben, dass bei zunächst als Legastheniker angesehenen Schülern okuläre<br />

Ursachen der Lesestörungen gef<strong>und</strong>en wurden. Beispielsweise sind das Kinder,<br />

bei denen der Nahpunkt der Lesefähigkeit (Akkommodation) verschoben ist <strong>und</strong> der<br />

Lesetext weit vom Auge weggehalten werden muss. Das strengt die Kinder an <strong>und</strong><br />

sie lesen nur sehr ungern. Die rein okulären Lesestörungen sind nach adäquater<br />

Therapie meist rasch zu beheben.<br />

Manchmal könne kleine Hilfen die Situation der Legastheniker etwas verbessern. So<br />

haben sich gut gedruckte Arbeitsvorlagen bewährt, ebenso wie die Verwendung von<br />

Lupen oder eines Zeitzuschlages bei schulischen Arbeiten.<br />

Literatur: Zeitschr. Legasth. Dyskal. 24 (2003), 2 – 8 u. 191 – 193; 25 (2004) 10 – 19;<br />

Kinder- Jugendarzt 34 (2003), 403 – 404<br />

Korrespondenzautor:<br />

Wolf-Dieter Schäfer<br />

schaegei@web.de<br />

++49 0931 22289<br />

87


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

BADYS - Bamberger <strong>Dyskalkulie</strong>diagnostik<br />

Ein förderdiagnostisches Verfahren zur Erfassung von Rechenstörungen<br />

*Konstanze Schardt (1), Gerhild Merdian (2)<br />

(1) Lern- <strong>und</strong> psychotherapeutische Praxis Konstanze Schardt, Hallstadt/Bamberg, Deutschland; (2)<br />

Freiberufliche Lerntherapeutin <strong>und</strong> Autorin von Fördermaterialien, Bamberg, Deutschland<br />

Bei verschiedenen Kindern, die von einer <strong>Dyskalkulie</strong> betroffen sind, lassen sich<br />

unterschiedliche Störungsmuster in variierenden Ausprägungsgraden finden. Trotz<br />

erster Bef<strong>und</strong>e stehen bei der Vielschichtigkeit des Phänomens <strong>Dyskalkulie</strong> noch<br />

viele Fragen offen. Insbesondere die differenzierte Diagnose der individuellen Ausformung<br />

der Problematik, als Gr<strong>und</strong>lage für erforderliche Fördermaßnahmen, konnte<br />

bisher noch nicht befriedigend gelöst werden.<br />

Ziel war es daher, mit der Bamberger <strong>Dyskalkulie</strong>diagnostik ein standardisiertes,<br />

förderdiagnostisches Verfahren zu entwickeln, das gezielte Hinweise für notwendige<br />

Förderansätze geben kann.<br />

Bei der Bestimmung der Inhalte des Diagnoseintruments wurden theoretische<br />

Bef<strong>und</strong>e zu den Bedingungsvariablen einer <strong>Dyskalkulie</strong> berücksichtigt. Die Gewichtung<br />

der einzelnen Bereiche wurde zudem von Erfahrungswerten aus der Arbeit<br />

mit von Rechenstörungen betroffenen Kindern beeinflusst. Um neben quantitativen<br />

Daten v.a. auch qualitative Daten zu gewinnen, wurden bei der Konzipierung des<br />

Verfahrens neben rechnerischen Aufgabenbereichen auch relevante Bereiche der<br />

Pränumerik (z. B. Mengenerfassung, räumliche Wahrnehmung) miteinbezogen.<br />

In einer Voruntersuchung an 450 SchülerInnen verschiedener Jahrgangsstufen im<br />

Vergleich zu einer Gruppe von Kindern mit einer bereits diagnostizierten <strong>Dyskalkulie</strong><br />

(n=45) wurden Aufgaben bestimmt, die besonders gut zwischen beiden Gruppen<br />

differenzieren. Die daraus resultierende Testform wurde an einer Eichstichprobe von<br />

insgesamt 1600 SchülerInnen der Jahrgangsstufen 1 bis 4+ standardisiert.<br />

Aus den individuellen Ergebnisprofilen der Bamberger <strong>Dyskalkulie</strong>diagnostik lassen<br />

sich lerntherapeutische Interventionsmaßnahmen ableiten.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Konstanze Schardt<br />

schardt.hallstadt@t-online.de<br />

++49 0951 9683967<br />

++49 0951 9683965<br />

Vermittlung einer visuellen Segmentierungsstrategie auf Wortebene zur Förderung<br />

des Leseprozesses ab Klasse 3<br />

*Gerheid Scheerer-Neumann (1), Christiane Ritter<br />

Universität Potsdam, Gr<strong>und</strong>schulpädagogik: Lernbereich Deutsch, Potsdam, Deutschland<br />

Die Entwicklung der Lesefertigkeit ist ein komplexer Prozess, zu dessen Bewältigung<br />

unterschiedliche Strategien <strong>und</strong> Fähigkeiten notwendig sind. Nachdem Kinder<br />

in der Lage sind, einzelne Phoneme zu Silben <strong>und</strong> zu Wörtern zu synthetisieren (alphabetische<br />

Strategie) rückt im weiteren Verlauf das visuelle Erkennen <strong>und</strong> Erlesen<br />

88


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

von Wörtern in größeren Einheiten (z.B. Silben, Morpheme, Signalgruppen) in den<br />

Vordergr<strong>und</strong>. Kinder, die nicht in der Lage sind, Wörter in größeren Einheiten zu erlesen,<br />

stagnieren meist in ihrer Leseentwicklung bzw. entwickeln kompensatorische<br />

Strategien, wie z.B. eine Ratestrategie.<br />

Das Potsdamer Segmentierungstraining setzt an dieser Stelle an: Den Kindern wird<br />

eine visuelle Segmentierungsstrategie vermittelt, die ihnen helfen soll, Wörter in<br />

kleinere Einheiten zu zerlegen <strong>und</strong> so zu erlesen. Als Hauptverarbeitungseinheit der<br />

Schriftsprache wird die Schreibsilbe angenommen; die Kinder lernen, Wörter selbstständig<br />

in Schreibsilben zu zerlegen; hierin besteht ein entscheidender Unterschied<br />

sowohl zu Verfahren, die die Gliederung mündlich vorgegebener Wörter in Silben<br />

üben als auch zu Lesetrainings, die Wortmaterial bereits in Silben gegliedert vorgeben.<br />

Weitere wichtige Komponenten des Trainings sind die kurzzeitige Darbietung<br />

von Wörtern <strong>und</strong> Pseudowörtern, die dabei helfen, die Strategie zu automatisieren,<br />

sowie das Lesen von Texten, deren Wörter ausschließlich mit Hilfe der Silbensegmentierungsstrategie<br />

verarbeitet werden können.<br />

Das Training ist für Kinder ab etwa 3. Klasse geeignet; es liegen auch positive<br />

Erfahrungen für die Arbeit mit Schülern der Sek<strong>und</strong>arstufe 1 vor. Im Rahmen des<br />

Workshops sollen zunächst die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen des Lesetrainings in<br />

bezug auf den Aneignungsprozess (Worterkennen, Entwicklungsmodell des Lesens)<br />

<strong>und</strong> den Aneignungsgegenstand (die Struktur der deutschen Sprache) besprochen<br />

werden. Darauf aufbauend werden die einzelnen Komponenten des Trainings vorgestellt<br />

<strong>und</strong> von den TeilnehmerInnen erprobt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gerheid Scheerer-Neumann<br />

gscheerer@online.de<br />

Das Therapiekonzept der Göttinger Zahlenbilder – Mit strukturierten Zahlenbildern<br />

zu verläßlichen Kopfrechenstrukturen<br />

*Harald Schmidt<br />

Göttingen, Deutschland<br />

Eines der besonders typischen <strong>und</strong> alarmierenden Merkmale für ein <strong>Dyskalkulie</strong>-<br />

Kind ist das zählende Rechnen - möglicherweise gar das Fingerzählen - weit über<br />

die ersten Wochen des Mathematikunterrichts hinaus. Dass die Zählstrategie über<br />

den Zahlenraum 1-20 hinaus sich schnell als wenig hilfreich erweist, braucht hier<br />

nicht weiter ausgeführt zu werden. Solchen Kindern fehlt in der Regel eine sichere<br />

Vorstellung von Zahlenmengen. Auf der Gr<strong>und</strong>lage des Eierkarton-Schemas [ 2 x 5<br />

] für die gegliederten Zahlenmengen von 0 bis 10 wird ein in vielen Therapiest<strong>und</strong>en<br />

erprobtes Konzept vorgestellt, wie Kinder Zahlenmengen von der Handlungsebene<br />

über die bildliche, simultan erfassbare Vorstellung <strong>und</strong> symbolische Darstellung bis<br />

hin zur differenzierten Automatisierung für alle Gr<strong>und</strong>rechenarten spielerisch <strong>und</strong><br />

in systematischem abwechslungsreichen Training nutzen können. Dieses Konzept<br />

trägt auch den Zehnerübergang <strong>und</strong> die Erweiterung des Zahlenraumes auf mehrere<br />

Dezimalen.<br />

Im Vortrag werden vom Referenten selbst entwickelte <strong>und</strong> erprobte Spielideen <strong>und</strong><br />

89


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

-materialien vorgestellt., die auch über der MUNGO-Verlag [www.Mungo-Verlag.de]<br />

erhältlich sind.<br />

Literaturempfehlung:<br />

H. Schmidt; Rechenspiele mit dem Kakadu-Quintett; Mungo-Verlag Göttingen 2004<br />

H.Schmidt; Göttinger Zahlenbilder; Mungo-Verlag 2004<br />

Harald Schmidt, Jg. 1947, Dipl.Math, Studienrat, 25 Jahre Lehrer rür Mathematik,<br />

Physik, Arbeitslehre-Technik, Informatik, Beratungslehrer, <strong>Dyskalkulie</strong>therapeut,<br />

Weiterbildungen in Gesprächsfühührung nach Rogers, Entspannungstechniken <strong>und</strong><br />

Traumreisen, Systemische Familientherapie nach Hellinger u.a. ; verheiratet mit<br />

einer <strong>Legasthenie</strong>therapeutin, 3 erwachsene Kinder, lebt <strong>und</strong> arbeitet in Göttingen<br />

als <strong>Dyskalkulie</strong>therapeut <strong>und</strong> Inhaber des MUNGO-Verlags, eines Kleinverlages, der<br />

sich auf Mathematik-Lernspiele <strong>und</strong> Arbeitsmaterialien für Therapie <strong>und</strong> Unterricht<br />

spezialisiert hat.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Harald Schmidt<br />

hasch47@t-online.de<br />

Einsatz von Lernsoftware bei Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)<br />

Joachim Kurt (1), Gerd Schneider (1), *Ingrid Schmidt (2)<br />

(1) Humboldt Universität, Institut für Rehabilitationswissenschaften, Berlin, Deutschland; (2) Lehrerin<br />

an Sonderschulen, Förderbereich Sprache, Berlin, Deutschland<br />

Zur Förderung von SchülerInnen mit Schriftspracherwerbsproblemen ergeben sich<br />

beim Einsatz von Lernsoftware folgende Fragestellungen:<br />

• Welche Risiken aber auch Möglichkeiten sind durch die verstärkte multimediale<br />

Ausrichtung von Lernsoftware auf Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)<br />

zu beobachten?<br />

• Sind die bestehenden Kriterien für Software im Unterricht auch bei SchülerInnen<br />

mit einer Lese-Rechtschreibschwäche anzuwenden?<br />

• Welche theoretischen Analysen zur LRS können für die inhaltliche <strong>und</strong> formale<br />

Gestaltung von Software übernommen werden, die sinnvoll praktisch eingesetzt<br />

werden kann?<br />

Methode:<br />

Es wird ein Kriterienkatalog für Lernsoftware unter Berücksichtigung inhaltlicher,<br />

didaktischer <strong>und</strong> lernpsychologische Aspekte, sowie der Multimediaqualität <strong>und</strong> dem<br />

Bezug auf die unterrichtspraktische Qualität bei Kindern mit LRS vorgestellt.<br />

Das vorgestellte Kriterienraster ist auf die Entwicklung im Schriftspracherwerb<br />

orientiert <strong>und</strong> schätzt die vorhandenen Besonderheiten der Software in Bezug auf<br />

die Schriftspracherwerbsstufen ein <strong>und</strong> analysiert die Möglichkeiten der gezielten<br />

Anpassung an Fördermaßnahmen bei schriftsprachlichen Schwierigkeiten.<br />

Multimedia <strong>und</strong> Usability von Software spielen für viele Bereiche der Gesellschaft in<br />

der psychologischen Forschung eine immer stärkere Rolle. Die Forschung zur Usability<br />

von Lernsoftware steht jedoch noch am Anfang. Viele Items des Kriterienrasters,<br />

bezüglich der Navigation <strong>und</strong> Gestaltung bedürfen insbesondere bei Kindern<br />

mit Lese-Rechtschreibschwäche einer wissenschaftlichen Klärung. Die Vermutung,<br />

90


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

dass bei hoher Usability eine intensivere <strong>und</strong> längere Auseinandersetzung mit dem<br />

Inhalt erfolgt, wird mit modernen psychologischen Messmethoden der Wahrnehmungsforschung,<br />

unter Anderem mit der EyeTracking Technik, untersucht.<br />

Ergebnisse: Die ca. 200 Softwareprogramme, die für Deutsch Klasse 1-6 angeboten<br />

bzw. für LRS in deutschsprachigen Schulen eingesetzt sind, werden in dieser Arbeit<br />

in einer ersten Bewertung vorgestellt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Ingrid Schmidt<br />

ischm@web.de<br />

++34 030 8557898<br />

++34 030 8557898<br />

Zur Entwicklung von Lesekompetenz<br />

*Wolfgang Schneider<br />

Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Fachbereich Pädagogische Psychologie, Würzburg,<br />

Deutschland<br />

Der Vortrag behandelt schwerpunktmäßig die frühe Entwicklung von Lesekompetenz<br />

am Beispiel der Relevanz vorschulischer Sprachkompetenzen. Es wird dabei<br />

von den Folgen gestörten Schriftspracherwerbs ausgegangen <strong>und</strong> verdeutlicht,<br />

welche langfristig negativen Konsequenzen mit Lese- Rechtschreibschwierigkeiten<br />

bzw. <strong>Legasthenie</strong> verb<strong>und</strong>en sind. Im nächsten Schritt werden kurz Prozessmodelle<br />

des Schriftspracherwerbs diskutiert, die verdeutlichen, dass der Vorschulphase<br />

eine besondere Bedeutung im Hinblick auf das spätere Lesen <strong>und</strong> Rechtschreiben<br />

zukommt. In diesem Zusammenhang werden wichtige Bef<strong>und</strong>e der Lesesozialisa¬<br />

tionsforschung vorgestellt, weiterhin aber auch Basiskomponenten der phonologischen<br />

Informationsverarbeitung diskutiert, die für frühe Schriftsprachkompetenzen<br />

relevant werden. Ein nächster Punkt betrifft die Darstellung empirischer Bef<strong>und</strong>e<br />

zur Lese¬entwicklung in der Schulzeit, wobei die Ergebnisse unterschiedlicher<br />

Längsschnitt¬studien herangezogen werden <strong>und</strong> die normale Entwicklung mit<br />

gestörten Verläufen kontrastiert wird. Im letzten Schritt werden dann Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Grenzen von Maßnahmen zur Prävention von Leseproblemen im Vorschulalter<br />

sowie ihrer Therapie im Schulalter diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Wolfgang Schneider<br />

scheider@psychologie.uni-wuerzburg.de<br />

++49 0931 8884822<br />

++49 0931 8884891<br />

91


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

HASE - Ein Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibstörungen in<br />

der Einschulungsdiagnostik<br />

*Hermann Schöler<br />

Pädagogische Hochschule Heidelberg, Institut für Sonderpädagogik, Abt. Psychologie, Heidelberg,<br />

Deutschland<br />

Möglichkeiten der Frühdiagnostik <strong>und</strong> Prognose von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten<br />

werden vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> welcher Annahmen <strong>und</strong> Untersuchungen lassen sich Risikofaktoren bestimmen,<br />

die eine Frühdiagnostik <strong>und</strong> Prognose erlauben?<br />

Der Spezifischen Sprachentwicklungsstörung <strong>und</strong> dem zugr<strong>und</strong>e liegenden Bedingungsgefüge<br />

werden dabei ein besonderes Gewicht als Risikofaktor beigemessen,<br />

denn bei weit über der Hälfte der im Kindesalter als spezifisch sprachentwicklungsgestört<br />

diagnostizierten Kinder werden in der Schule Schwierigkeiten beim Lese-<br />

<strong>und</strong> Rechtschreiblernen beobachtet.<br />

Als Beispiel für ein Screening zur Diagnose <strong>und</strong> Prognose von Sprach- <strong>und</strong> Schriftsprachlernproblemen<br />

wird HASE vorgestellt, das im Rahmen der Einschulungsuntersuchungen<br />

in Baden-Württemberg in einem Zeitfenster von 10 Minuten eingesetzt<br />

wird.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Hermann Schöler<br />

k40@ix.urz.uni-heidelberg.de<br />

++49 06221 477426<br />

Veranlagung <strong>und</strong> Umwelt in der Pathogenese von <strong>Legasthenie</strong><br />

*Irene Schrieder<br />

privat, Aschaffenburg, Deutschland<br />

Berichte über Kinder, die trotz Taubheit, Taubblindheit, Down-Syndrom oder phonologischer<br />

Dyslexie lesen <strong>und</strong> schreiben lernten, stellen die These in Frage, dass<br />

phonologische oder metalinguistische Defizite (PMLD) zwangsläufig in <strong>Legasthenie</strong><br />

münden. Es wird untersucht, welche Rolle PMLD <strong>und</strong> Unterweisung bei der<br />

Ausbildung von <strong>Legasthenie</strong> zukommt <strong>und</strong> wie die Manifestation einer <strong>Legasthenie</strong><br />

gegebenenfalls vermieden werden kann.<br />

Anhand von schulischen Arbeitsblättern wird die schriftsprachliche Entwicklung eines<br />

legasthenen Jungen vom Schulanfang bis Mitte des 4. Schuljahres verfolgt, mit<br />

dem erfolgreichen Lernprozess oben genannter behinderter Kinder verglichen <strong>und</strong><br />

im Licht der Literatur gedeutet.<br />

Erfolgreicher Schriftspracherwerb geht damit einher, dass die angeborenen Spracherwerbsmechanismen<br />

greifen, die uns tausende Wörter <strong>und</strong> das komplizierte<br />

Regelwerk intuitiv erfassen lassen. Spracherwerb beinhaltet prägungsähnliche<br />

Lernprozesse. <strong>Legasthenie</strong> entsteht durch drei Mechanismen: Fehlklassifikation<br />

konstitutiver Merkmale von Schrift führt zu Wahrnehmungsstörungen, ähnlich wie<br />

Chinesen nicht zwischen „l“ <strong>und</strong> „r“ unterscheiden; Automatisierung von Teilpro-<br />

92


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

zessen außerhalb der Sprachverarbeitung führt zur Agnosie („Wortblindheit“), <strong>und</strong><br />

die Rückwirkung eines verfehlten Schriftspracherwerbs auf die Verbalsprache zu<br />

anhaltenden phonologischen Problemen. PMLD wirken über falsche, unvollständige<br />

oder fehlende Repräsentation von Sprache <strong>und</strong> sind gegebenenfalls ein Indikator für<br />

eine noch nicht hinreichend abgeschlossene Primärsprachentwicklung. Vorzeitiger<br />

Zwang zur bewussten Vergegenwärtigung, Reflexion <strong>und</strong> Manipulation führt zur<br />

Arretierung der angeborenen Sprachlernmechanismen <strong>und</strong> Übernahme bewusster<br />

Einsicht <strong>und</strong> Steuerung. Als Schlussfolgerung aus den Positivbeispielen erfolgreichen<br />

Schriftspracherwerbs der behinderten Kinder ergibt sich eine Unterweisung,<br />

die PMLD-Kindern Schrift als Spur einer Sprache bedeutenden Bewegung vermittelt,<br />

anhand zahlreicher Beispiele erzählt, welches Phonem welchem Graphem im<br />

Rahmen eines Wortes entspricht <strong>und</strong> auf metalinguistische Problematisierungen<br />

verzichtet.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Irene Schrieder<br />

wschrieder@t-online.de<br />

++49 6021 76784<br />

Die Bedeutung der neurobiologischen Forschung für den normalen <strong>und</strong> gestörten<br />

Schriftspracherwerb<br />

Gerd Schulte-Körne<br />

Klinik für Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> –psychiatrie, Universitätsklinikum Gießen <strong>und</strong> Marburg,<br />

Standort Marburg<br />

Lesen- <strong>und</strong> Schreibenlernen ist ein Lernprozess, der langwierig ist <strong>und</strong> nicht selten<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche vor große Schwierigkeiten stellt. Dieser Lernprozess findet<br />

im Wesentlichen in der Schule statt. Warum einzelne Kinder bei diesen Lernprozessen<br />

besondere Schwierigkeiten entwickeln, ist unklar. Naheliegend ist, die Ursachen<br />

in der Unterrichtung zu suchen. Welche Unterrichtsfaktoren im einzelnen jedoch von<br />

Bedeutung für den Schriftspracherwerb sind, ist bisher in Deutschland empirisch<br />

kaum untersucht. Einzelne Untersuchungen weisen aber darauf hin, dass das Unterrichtskonzept<br />

von gewisser Bedeutung ist.<br />

Neben schulischen Faktoren haben zahlreiche andere Faktoren einen recht großen<br />

Einfluss auf die Schriftsprachentwicklung. Hierzu gehören sogenannte Vorläuferfunktionen,<br />

zu denen die Fähigkeit, Sprache zu unterscheiden, Laut-Gedächtnis<br />

<strong>und</strong> die Intelligenz zählen. Das familiäre Umfeld ist ebenfalls von Bedeutung.<br />

Durch den Einsatz von neurophysiologischen Methoden ist es möglich geworden,<br />

die Hirnfunktionen zu beschreiben, die beim Erwerb der Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibfähigkeit<br />

von Bedeutung sind. Bereits im Säuglingsalter finden sich Hinweise auf<br />

veränderte Hirnfunktionen bei den Kindern, die später erhebliche Schwierigkeiten<br />

beim Lesen <strong>und</strong> Rechtschreiben entwickeln.<br />

Verschiedene Hirnregionen sind beim Lesen aktiviert. Neben den Regionen des<br />

Hinterhauptlappens (occipitaler Cortex), die bei der visuelle Informationsverarbeitung<br />

aktiviert sind, ist der Übergang zum Schläfenlappen (temporaler Cortex) als<br />

eine zentrale Region der Wortverarbeitung identifiziert worden. Im Gegensatz zu<br />

93


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

der lange die Forschung dominierenden Vorstellung, dass es ein Lesezentrum im<br />

Gehirn gibt, zeigt die aktuelle Forschung, dass ein Netzwerk von Hirnregionen beim<br />

Lesen aktiviert wird. Insbesondere die Verbindungsbahnen zwischen den beteiligten<br />

Regionen sind von herausragender Bedeutung für das Verständnis der Leseentwicklung.<br />

Die neurophysiologischen Korrelate der Rechtschreibstörung sind weniger gut untersucht.<br />

Ziel der neurobiologischen Forschung ist, den gestörten Schriftspracherwerb besser<br />

zu verstehen <strong>und</strong> ein Modell der Störung zu entwickeln, das die Basis für die Entwicklung<br />

neuer Konzepte für die Förderung ist. Denn nach wie vor sind die Effekte<br />

der Förderung im Lesen <strong>und</strong> Schreiben gering. Ein Gr<strong>und</strong> hierfür könnte sein, dass<br />

die Förderung noch nicht spezifisch genug auf die individuelle Störung eines Kindes<br />

ausgerichtet ist.<br />

Im Rahmen eines von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojektes<br />

(NeuroDys) werden die neurobiologische <strong>und</strong> genetischen Gr<strong>und</strong>lagen der Lese-<br />

<strong>und</strong> Rechtschreibstörung in acht europäischen Ländern in einem einzigartigen<br />

Verb<strong>und</strong>projekt in den nächsten Jahren untersucht. Ziel dieses Vorhabens ist, durch<br />

ein besseres Verständnis der Ursachen der Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibstörung neue<br />

diagnostische, <strong>und</strong> therapeutische Methoden sowie neue Förderansätze zu entwickeln.<br />

Korrespondenzautor: Gerd Schulte-Körne<br />

schulte1@med.uni-marburg.de<br />

++49 06421 2866467<br />

++49 06421 2863078<br />

Das Marburger Rechtschreibtraining<br />

*Gerd Schulte-Körne<br />

Philipps-Universität Marburg, Klinik für Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> -psychotherapie, Marburg,<br />

Deutschland<br />

Die Förderung von lese-rechtschreibschwachen Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen stellt<br />

eine große Herausforderung an die Lehrer, Therapeuten <strong>und</strong> Eltern. Die Förderung<br />

findet schulisch <strong>und</strong> außerschulisch statt. In der Schule wird häufig zwischen<br />

Förderung im Klassenverband (binnendifferenzierter Unterricht) <strong>und</strong> Förderung in<br />

Kleingruppen unterschieden. Außerschulisch erfolgt die Förderung oft in Einzeltraining,<br />

z. T. in Kleingruppen.<br />

Die Rolle der Eltern bei der Förderung ist umstritten, oft wird davon abgeraten, dass<br />

Eltern aktiv bei der Förderung mitarbeiten. Dabei wird außer Acht gelassen, dass<br />

Eltern über Ressourcen verfügen, die sie sehr wohl in der Förderung sinnvoll einsetzen<br />

können.<br />

Die Konzepte der Förderung können folgendermaßen unterschieden werden. Unter<br />

der Annahme, dass der Lese-Rechtschreibstörung Störungen der visuellen <strong>und</strong> auditiven<br />

Wahrnehmung zugr<strong>und</strong>e liegen, werden Trainings angeboten, die die basale<br />

Voraussetzungen zum Erlernen des Lesens <strong>und</strong> Rechtschreibens verbessern. Die<br />

Wirksamkeit dieser Trainings ist z. Z. umstritten, es fehlen aber auch Studien, die<br />

die Wirksamkeit dieses methodischen Ansatzes überprüfen.<br />

94


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Von diesem Förderkonzept können die symptomorientierten Trainings abgegrenzt<br />

werden. Im Vordergr<strong>und</strong> dieser Trainingsform steht die Prozessanalyse der Lese-<br />

<strong>und</strong> Rechtschreibentwicklung des betroffenen Kindes <strong>und</strong> darauf aufbauend die<br />

Förderung der Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibfähigkeit. Wesentliche Prinzipien der Vermittlung<br />

dieser Inhalte beruhen auf lerntherapeutischen Konzepten. Dazu gehören<br />

neben einem sehr strukturierten Fördern u. A. die Stärkung der Selbstreflektion des<br />

Kindes, die Anleitung zur Selbststrukturierung <strong>und</strong> der Einsatz von Verstärkern.<br />

Das Marburger Rechtschreibtraining gehört zu den symptomorientierten Trainingsprogrammen,<br />

das in der Vermittlung der Lerninhalte auf wesentliche lerntherapeutische<br />

Erfahrungen aufbaut.<br />

Das Marburger Rechtschreibtraining besteht aus 12 Kapiteln, die in einen Anleitungs-,<br />

einen Lern- <strong>und</strong> einen Übungsbereich gegliedert sind. Zusätzlich sind im<br />

Anhang Arbeits- <strong>und</strong> Lernmaterialen zusammengestellt. Zu jedem Kapitel des Lern-<br />

<strong>und</strong> Übungsbereichs werden in der Anleitung Detailinformationen gegeben. Das<br />

Wortmaterial des Trainings ist in einem Wortindex zusammengefasst.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gerd Schulte-Körne<br />

schulte1@med.uni-marburg.de<br />

++49 06421 2866467<br />

++49 06421 2863078<br />

Genetics of dyslexia related endophenotypes<br />

Gerd Schulte-Körne<br />

Department of Child and Adolescent Psychiatry, University Hospital Gießen and Marburg<br />

Dyslexia is a specific disorder in learning to read and spell which is not the direct<br />

result of other disorders such as mental retardation or lesser impairments in general<br />

intelligence, gross neurological deficits, uncorrected visual or auditory problems,<br />

or emotional disturbances or inadequate schooling. The prevalence rate is 5-10%<br />

of school age children and adults. Boys are twice as likely to be affected as girls.<br />

Dyslexia occurs in all known languages.<br />

Reading and spelling disorder is often preceded by disorders in speech and<br />

language development. Early precursors are difficulties in auditory processing as<br />

speech discrimination, auditory sequential memory, and phonological ability.<br />

The core symptom of dyslexia is a word reading deficit characterized by a higher<br />

latency and lower accuracy reading single words. A word reading deficit is the major<br />

reason for a reading comprehension deficit which negatively influences learning in<br />

all school subjects. According to the criteria of the ICD-10 spelling disorder is often<br />

associated. Nearly 70% of reading disordered children have also a spelling disorder.<br />

A genetic involvement in dyslexia has long been evident from studies showing<br />

familial clustering of the disorder and more recently through twin studies. Linkage<br />

studies have identified several chromosomal regions of interest. No susceptibility<br />

gene has yet been discovered but several genome regions have received support<br />

from multiple studies. The findings support the view that no single gene explains the<br />

majority of cases of dyslexia and demonstrate features that are expected in complex<br />

genetic disorders.<br />

95


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

One of the major difficulties in dissecting the genetic aetiology of learning disorders<br />

is that the clinical definitions comprise a number of heterogeneous conditions<br />

and phenocopies. Gottesman (Gottesman and Gould 2003) argues that “optimally<br />

reduced measures of neuropsychiatric functioning (which he has termed endophenotypes)<br />

should be more useful than behavioural ‘macros’ in studies pursuing the<br />

biological and genetic components of psychiatric disorders.” The reason for this is<br />

twofold. (1) there may be less error in measurement, and (2) the number of genes<br />

required to produce variations in the endophenotypes traits are probably smaller.<br />

However, not all endophenotypes are linked to genes. They also might be environmental,<br />

epigenetic, or multi-factorial in origin. In order to investigate genetically<br />

informative endophenotypes in German multicenter study those measures which<br />

have been fo<strong>und</strong> to be heritable, cosegregate within families, and which are fo<strong>und</strong><br />

in non-affected family members at a higher rate than in the general population:<br />

Phonological decoding, phoneme awareness, short term auditory memory and<br />

spelling and, rapid naming and orthographic processing. In addition we investigated<br />

mathematical abilities.<br />

The significance of these related phenotypes for genetic studies in dyslexia will be<br />

investigated and discussed.<br />

Korrespondenzautor: Gerd Schulte-Körne<br />

schulte1@med.uni-marburg.de<br />

++49 06421 2866467<br />

++49 06421 2863078<br />

<strong>Dyskalkulie</strong> bei Gr<strong>und</strong>schulkindern – Ursachen, Diagnostik, Therapie<br />

*Andrea Schulz<br />

DUDEN PAETEC GmbH, Berlin, Deutschland<br />

<strong>Dyskalkulie</strong> – eine Begriffsklärung aus fachdidaktischer Sicht.<br />

Wie lernt ein Kind rechnen? Was lässt manche Kinder beim Rechnenlernen<br />

scheitern, <strong>und</strong> wie unterscheiden sie sich von ihren besser lernenden Mitschülern?<br />

Welche Möglichkeiten der Diagnose <strong>und</strong> Intervention kommen in einer lerntherapeutischen<br />

Praxis zur Anwendung?<br />

Allen diesen Fragen geht Frau Dr. Andrea Schulz in ihrem Vortrag nach <strong>und</strong> berichtet<br />

dabei von ihren Erfahrungen aus ihrer zwölfjährigen lerntherapeutischen Tätigkeit<br />

mit rechenschwachen Kindern. Anhand von Beispielen <strong>und</strong> Videoaufnahmen wird<br />

gezeigt, wie Kinder durch das Erlernen effektiver Rechenstrategien ihre <strong>Dyskalkulie</strong><br />

überwinden können.<br />

Literaturauswahl:<br />

Schulz, A. (1995): Lernschwierigkeiten im Mathematikunterricht der Gr<strong>und</strong>schule.<br />

Berlin: Paetec.<br />

Schulz, A. (1998): Förderung „rechenschwacher“ Schüler im Rahmen einer integrativen<br />

Lerntherapie - ein Erfahrungsbericht. In: Peter-Koop, A. (Hrsg.): Das besondere<br />

Kind im Mathematikunterricht der Gr<strong>und</strong>schule. Offenburg: Mildenberger Verlag.<br />

Schulz, A. (2003): Aneignungsschwierigkeiten im Bereich Mathematik in der Gr<strong>und</strong>schule.<br />

In: Eberwein, H.; Knauer, S. (Hrsg.), Behinderungen <strong>und</strong> Lernprobleme<br />

überwinden. Stuttgart: Kohlhammer.<br />

96


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Schulz, A. (2003): Integrative Lerntherapie – eine außerschulische Hilfe für Kinder<br />

mit Rechenschwäche. In: Fritz, A. u. a. (Hrsg.), Rechenschwäche. Lernwege,<br />

Schwierigkeiten <strong>und</strong> Hilfen bei <strong>Dyskalkulie</strong>. Weinheim: Beltz.<br />

Korrespondenzautor: Andrea Schulz<br />

schulz@duden-paetec.de<br />

++49 030 53311822<br />

<strong>Dyskalkulie</strong>: Prävalenz, Komorbidität <strong>und</strong> Früherkennung<br />

*Martin Schweiter (1), Monika Weinhold Zulauf (2), Michael von Aster (3)<br />

(1) Universität Zürich, Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrischer Dienst, 8708 Männedorf/ZH, Schweiz; (2)<br />

Schul- <strong>und</strong> Erziehungsberatung, 4800 Zofingen, Schweiz; (3) St. Joseph Hospital Berlin, Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendpsychiatrie, Berlin, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Störungen der Zahlenverarbeitung <strong>und</strong> des Rechnens behindern betroffene Kinder<br />

in ihrer schulischen Entwicklung <strong>und</strong> begünstigen das Auftreten von sek<strong>und</strong>ären<br />

psychischen Störungen. Über die Häufigkeit ihres Vorkommens <strong>und</strong> den Zusammenhang<br />

mit anderen Störungen gibt es wenig aktuelle <strong>und</strong> verlässliche Daten.<br />

Materialien <strong>und</strong> Methoden:<br />

Die Fertigkeiten im Umgang mit Zahlen wurden longitudinal im letzten Jahr vor<br />

Schuleintritt <strong>und</strong> in der 2. Klasse mit der ZAREKI-K <strong>und</strong> -R an einer repräsentativen<br />

Stichprobe erhoben (Kanton Zürich; N=312). Beim ersten Untersuchungszeitpunkt<br />

wurden zusätzlich Intelligenz (CFT-1) <strong>und</strong> phonologische Bewusstheit (BISC)<br />

erfasst, beim zweiten Untersuchungszeitpunkt Leseverständnis (KNUSPEL-L),<br />

Rechtschreibung (SLRT) sowie Verhaltensmerkmale.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Prävalenzraten betrugen 2.2% für umschriebene Rechenstörungen <strong>und</strong> 4.2% für<br />

kombinierte Rechen- <strong>und</strong> Lese-Rechtschreibestörungen. In der Gruppe der Kinder<br />

mit umschriebenen Störungen waren Mädchen deutlich übervertreten, während das<br />

Geschlechterverhältnis in der Gruppe mit kombinierten Störungen ausgewogen war.<br />

Insbesondere in der Gruppe der Kinder mit kombinierten Störungen fanden sich<br />

hohe Merkmalsausprägungen für Unaufmerksamkeit <strong>und</strong> motorische Unruhe. Die<br />

besten Prädiktoren für Rechenstörungen in der Normalstichprobe stellten die Aufgaben<br />

zur Symbol-Mengenzuordnung mit einem RATZ-Index von 70,4 dar, gefolgt von<br />

Rückwärtszählen (52,7) <strong>und</strong> Kopfrechnen (47,1).<br />

Schlussfolgerung:<br />

Die Prävalenz von Rechenstörungen ist derjenigen von Schriftspracherwerbsstörungen<br />

vergleichbar. Dabei scheint es einen breiten Überlappungsbereich beider Störungen<br />

zu geben. Bei Kindern mit kombinierten Störungen besteht scheinbar eine<br />

hohe Komorbidität mit ADHD. Eine Früherkennung im Kindergartenalter erscheint<br />

möglich <strong>und</strong> kann Gr<strong>und</strong>lage für differentielle <strong>und</strong> präventiv wirksame Fördermassnahmen<br />

sein.<br />

Korrespondenzautor: Martin Schweiter<br />

martin.schweiter@kjpdzh.ch<br />

++41 01 9212289, ++41 01 9212267<br />

97


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

<strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> Fremdsprachen<br />

*Katrin Sellin<br />

Lübeck, Deutschland<br />

Die Veranstaltung soll Eltern <strong>und</strong> Lehrer darin unterstützen, die Bedürfnisse der Betroffenen<br />

klarer zu sehen <strong>und</strong> gezielt Hilfen anzubieten, um befriedigende Ergebnisse<br />

beim Fremdsprachenerwerb zu ermöglichen <strong>und</strong> um eine psychische Entlastung<br />

zu bewirken.<br />

Der vorwiegend kommunikativ ausgerichtete Fremdsprachenunterricht bevorzugt<br />

den auditiven Kanal, was für viele Legastheniker problematisch ist. Im Workshop<br />

werden für Lehrer <strong>und</strong> Eltern leicht umsetzbare Hinweise gegeben zu unterrichtsbegleitenden<br />

Fördermaßnahmen, die den stützenden Einsatz weiterer Sinne,<br />

einfacher, sich stets wiederholender Strukturen sowie gezieltem Strategiegebrauch<br />

betreffen. Anregungen zur Automatisierung der Fertigkeiten werden gegeben.<br />

Es werden Vorschläge gemacht zum Erarbeiten, Behalten <strong>und</strong> Wiederholen der<br />

Vokabeln, zum praktischen Vorgehen beim Lesen <strong>und</strong> Rechtschreiben <strong>und</strong> zur sinnvollen<br />

Wahl der 2. <strong>und</strong> 3. Fremdsprache.<br />

Überlegungen gelten der Konzeption von Klassenarbeiten <strong>und</strong> ihrer Korrektur sowie<br />

dem Gestalten von Arbeitsmaterialien.<br />

Ideen zum schulischen Förderunterricht in Kleingruppen, zur häuslichen <strong>und</strong> zur<br />

außerschulischen therapeutischen Unterstützung der Legastheniker werden beigesteuert.<br />

Das Angebot wird abger<strong>und</strong>et mit Hinweisen auf Spiele <strong>und</strong> ihren zielgerichteten<br />

Einsatz sowie auf nützliche Literaturangaben.<br />

Literatur:<br />

Katrin Sellin, Wenn Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> Fremdsprachen<br />

lernen, Reinhardt, München, 2004<br />

Katrin Sellin, <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> Fremdsprachen. In: Ganser, B.<br />

Richter, W., (Hrsg.) Was tun bei <strong>Legasthenie</strong> in der<br />

Sek<strong>und</strong>arstufe?, Auer, Donauwörth, 2003, S.141-161<br />

Zander, G., LRS - Förderung im Englischunterricht, Verlag an<br />

der Ruhr, Mühlheim, 2002<br />

Zander, G., Besser Englisch lernen trotz<br />

Leserechtschreibschwäche, Verlag an der Ruhr, Mühlheim, 2002<br />

Korrespondenzautor: Katrin Sellin<br />

katrinsellin@gmx.de<br />

++ 0451 33085<br />

Allophonic speech perception in dyslexia<br />

*Willy Serniclaes<br />

LEAPLE-CNRS (UMR 8606) & Université René Descartes, Paris, Frankreich<br />

Perceptual discrimination between speech so<strong>und</strong>s belonging to different phoneme<br />

categories is better than between so<strong>und</strong>s falling within the same category. ‘Categorical<br />

Perception’ (CP) is weaker in children affected by dyslexia (e.g. Serniclaes<br />

98


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

et al., 2001; Manis & Keating, 2004). The CP deficit is not fo<strong>und</strong> in illiterate people,<br />

indicating it is a cause rather a consequence of reading deficits (Serniclaes et al.,<br />

accepted). CP develops from the predispositions of the newborn for discriminating<br />

all potential phoneme categories in the world’s languages. Predispositions that are<br />

not relevant for phoneme perception in the ambient language are usually deactivated<br />

in early childhood. However, different studies show that developmental dyslexics<br />

maintain a higher sensitivity to phonemic distinctions irrelevant in their linguistic<br />

environment (Serniclaes et al., 2004; Dufor et al., submitted). This suggests that<br />

dyslexics use an ‘allophonic’ mode of speech perception which, although without<br />

straightforward consequences for oral communication, has obvious implications for<br />

the acquisition of alphabetic writing. Allophonic perception specifically affects the<br />

mapping between graphemes and phonemes, contrary to other manifestations of<br />

dyslexia and may be a core deficit.<br />

Manis, & Keating (2004). In Catts & Kamhi (Eds.). The connections between language<br />

and reading disabilities (pp. 77-99). Mahwah, NJ: Erlbaum.<br />

Dufor, Serniclaes, Balduyck, Sprenger-Charolles, & Démonet (Submitted).<br />

Serniclaes, Sprenger-Charolles, Carré, & Démonet (2001). J. Speech Language and<br />

Hearing Research, 44, 384- 399.<br />

Serniclaes, Van Heghe, Mousty, Carré & Sprenger-Charolles (2004). J. Experimental<br />

Child Psychology, 87, 336-361.<br />

Serniclaes, Ventura, Morais & Kolinsky(accepted). Cognition.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Willy Serniclaes<br />

wsernic@vjf.cnrs.fr<br />

++33 1 49583804<br />

++33 1 49583836<br />

Erweiterung des Zahlbegriffs um den kardinalen Zahlaspekt bei rechenschwachen<br />

Kindern<br />

*Irmgard Slotta<br />

Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche Dresden, <strong>Dyskalkulie</strong>therapie/ Leitung, Dresden,<br />

Deutschland<br />

Werden Kinder zur <strong>Dyskalkulie</strong>diagnostik vorgestellt, beobachtet man in fast allen<br />

Fällen, dass Rechenaufgaben zählend bewältigt werden, selbst bei Aufgaben, bei<br />

denen sich das Zählen erübrigt(z.B. wird 3+4 nach 3+3 erneut ausgezählt). Das<br />

Verstehen der Rechenaufgaben als Aufforderung, auf der Reihe der Zahlwörter vor-<br />

<strong>und</strong> zurück zu zählen, gibt wichtige Hinweise auf das Zahlverständnis der Kinder,<br />

welches sich ausschließlich am ordinalen Zahlaspekt (Zahlenreihenfolge) orientiert.<br />

Das Verständnis der Zahlen als „gegliederte Quantitäten“ (Gerster) haben sie noch<br />

nicht erworben. Da dieses sogenannte kardinale Zahlverständnis die Voraussetzung<br />

für das verständige Operieren mit den Zahlen darstellt, stellt die Entwicklung dieser<br />

Einsichten Ausgangs- <strong>und</strong> Kernpunkt der Arbeit mit den Kindern dar.<br />

Schwierigkeiten ergeben sich in der Therapie vor allem durch verfestigte Zählstrategien,<br />

welche oft über Jahre automatisiert wurden <strong>und</strong> in ihrer Anwendung das<br />

„Kleben“ am ordinalen Zahlaspekt fördern.<br />

99


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Im Vortrag soll es zunächst um theoretische Aspekte des sogenannten kardinalen<br />

Zahlaspekts gehen <strong>und</strong> anschließend um Methoden, die geeignet sind, kardinale<br />

Einsichten zu entwickeln, um schließlich das Zählen zu überwinden.<br />

Überblick über Vortragsinhalte:<br />

- Bestimmungen des kardinalen Zahlbegriffs<br />

- wie kann man erkennen, ob ein kardinaler Zahlbegriff entwickelt wurde ? (Diagnostik)<br />

- mathematikdidaktisches Vorgehen bei der Erweiterung des Zahlbegriffs um den<br />

kardinalen Zahlaspekt<br />

- geeignete Arbeitsmaterialien, -bögen <strong>und</strong> Spiele<br />

Literatur:<br />

Gerster, H.-D./Schultz,R. (1998): Schwierigkeiten beim Erwerb mathematischer<br />

Konzepte im Anfangsunterricht“ Freiburg 2000<br />

Gerster, H-D.: Schwierigkeiten bei der Entwicklung arithmetischer Konzepte im Zahlenraum<br />

bis 100“ in Fritz/Ricken/Schmidt (Hrsg.): „Rechenschwäche“ Beltz 2003<br />

Gaidoschek: „Rechenschwäche-<strong>Dyskalkulie</strong>.“ Horneburg 2003<br />

Korrespondenzautor:<br />

Irmgard Slotta<br />

dresden@ztr-rechenschwaeche.de<br />

++49 0351 8104542<br />

++49 0351 8104569<br />

Emotionale <strong>und</strong> soziale Auswirkungen der <strong>Legasthenie</strong><br />

*Friedrich Specht<br />

Göttingen, Deutschland<br />

Das Versagen oder Zurückbleiben bei Aneignung der Schriftsprache bekommt seine<br />

Bedeutung durch die Bewertung der Schriftsprache als Kennzeichen geistiger Fähigkeiten<br />

überhaupt <strong>und</strong> als Voraussetzung für die Aneignung aller schriftsprachlich<br />

vermittelten Kenntnisse.<br />

Gegenüber solchen Erwartungen zu versagen, erleben Kinder häufig als einen<br />

tiefen Einbruch in die Vorstellungen, die sie bis dahin Von sich selber <strong>und</strong> ihren<br />

Fähigkeiten hatten. Das geschieht Kindern umsomehr, je weniger ihr umschriebenes<br />

Unvermögen vor dem Schulbesuch in Erscheinung getreten ist.<br />

Unmittelbar hat dies emotionale Reaktionen (Verstörung, Sorge, Resignation,<br />

Protest, psychosomatische Erscheinungen) sowie unterschiedliche Bewältigungsbemühungen<br />

(Vermeidung, vermehrte aber vergebliche Anstrengungen, eigenwillige<br />

ungeeignete Lernstrategien) zur Folge. Diese Auswirkungen der Verunsicherung<br />

stehen oft ganz im Vordergr<strong>und</strong>, während die Gründe längere Zeit nicht erkannt oder<br />

in ihrer Bedeutung unterschätzt werden.<br />

Wenn die <strong>Legasthenie</strong> erkannt ist, geht es deswegen zumeist nicht mehr allein um<br />

die umschriebene Lernstörung <strong>und</strong> deren Ausmaß. Vielmehr haben sich bereits<br />

verschiedenartige Geflechte von Reaktionen, Bewertungen <strong>und</strong> Bewältigungsversuchen<br />

nicht nur bei den Kindern, sondern ebenso bei ihren Bezugspersonen in<br />

Familie <strong>und</strong> Schule entwickelt.<br />

100


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Unterschiede haben dabei ihre Gründe (1) beim Ausmaß der umschriebenen<br />

Lernentwicklungsstörung <strong>und</strong> der zugr<strong>und</strong>eliegen neuropsychologischen Funktionsschwächen,<br />

(2) bei den unterschiedlichen Belastungsgrenzen <strong>und</strong> Bewältigungsmöglichkeiten<br />

der Kinder, (3) bei den unterschiedlichen Reaktionen der<br />

Bezugspersonen in Familie <strong>und</strong> Schule, (4) bei der jeweiligen Verknüpfung der<br />

Lese-Rechtschreib-Schwäche mit anderen Entwicklungsbeeinträchtigungen bzw.<br />

Störungsmustern (z. B Aufmerksamkeitsschwäche/Impulsivität, Beeinträchtigungen<br />

der Stimmungsstabilisierung, Störungen des Sozialverhaltens, andere Teilleistungsschwächen).<br />

Aus dem Zusammenwirken solcher Bedingungen lassen sich präventive Folgerungen<br />

für Unterricht, Reaktionen des Schulsystems wie des Jugendhilfe-Systems <strong>und</strong><br />

für die Beratung von Eltern <strong>und</strong> Familien ableiten. Entscheidungen über Berücksichtigung<br />

der umschriebenen Lernentwicklungsstörung, über Art <strong>und</strong> Umfang von<br />

Hilfen oder therapeutischen Interventionen <strong>und</strong> für die jeweiligen Zuständigkeiten<br />

dürfen nicht schematisch aufgr<strong>und</strong> einzelner Merkmale getroffen werden, sondern<br />

müssen sich an der emotionalen Verfassung des Kindes orientieren.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Friedrich Specht<br />

antje.herwig@ctw-congress.de<br />

++49 0551 47163<br />

++49 0551 47163<br />

Entwicklung eines computerbasierten Screeningverfahrens zur Überprüfung<br />

von Phonemdiskriminationsleistungen bei Kindergartenkindern<br />

*Claudia Steinbrink (1), Katrin Vogt (1), Sandra Krammer (2), Jochen Bernauer (2)<br />

(1) Universität Ulm, Transferzentrum für Neurowissenschaften <strong>und</strong> Lernen, Ulm, Germany; (2) Fachhochschule<br />

Ulm, Fachbereich Informatik, Ulm, Germany<br />

Einschränkungen in der Fähigkeit zur auditiven Unterscheidung von ähnlich klingenden<br />

Sprachlauten (z.B. Unterscheidung der Phoneme /b/ <strong>und</strong> /p/) gelten als<br />

Risikofaktor für die Entstehung von Lese-Rechtschreibstörung. Werden derartige<br />

Phonemdiskriminationsprobleme noch vor Schuleintritt aufgedeckt, so besteht die<br />

Möglichkeit, präventiv einzugreifen <strong>und</strong> so potentielle Auswirkungen der Sprachwahrnehmungsstörung<br />

auf den Schriftspracherwerb zu verhindern. Deshalb wurde<br />

ein Screeningverfahren zur Ermittlung von Phonemunterscheidungsfähigkeiten<br />

entwickelt, das bereits bei Kindergartenkindern einsetzbar sein soll. Die Umsetzung<br />

erfolgte als computergestütztes Verfahren, um die kindgerechte <strong>und</strong> spielerische<br />

Aufbereitung der Diskriminationsaufgabe, sowie eine automatisierte Auswertung<br />

zu ermöglichen. Bei diesem Screeningverfahren müssen Paare von einsilbigen<br />

Pseudowörtern, die sich hinsichtlich eines Konsonanten unterscheiden können (z.B.<br />

/gap/ vs. /kap/), als gleich oder verschieden beurteilt werden. Sind die Konsonanten<br />

verschieden, so unterscheiden sie sich in den Dimensionen Stimmhaftigkeit oder<br />

Artikulationsort in initialer oder finaler Silbenposition <strong>und</strong> liegen entweder als Einzelkonsonant<br />

oder als Konsonantenverbindung vor. Es werden die Ergebnisse einer<br />

Pilotstudie vorgestellt, in der das Screeninginstrument an 100 Kindergartenkindern,<br />

101


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

die sich im letzten Kindergartenjahr vor der Einschulung befanden, erprobt wurde.<br />

Die Kinder zeigten gutes Aufgabenverständnis <strong>und</strong> bearbeiteten die Unterscheidungsaufgaben<br />

motiviert <strong>und</strong> aufmerksam, was vermutlich mit der kindgerechten<br />

<strong>und</strong> spielerischen Umsetzung des Screeninginstrumentes in Verbindung zu bringen<br />

ist. Die gef<strong>und</strong>enen Diskriminationsleistungen der Kinder sind mit denen ähnlicher<br />

Studien vereinbar. Damit liegen erste ermutigende Ergebnisse vor, die für eine Einsetzbarkeit<br />

des Screeningverfahrens bei Kindergartenkindern sprechen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Claudia Steinbrink<br />

claudia.steinbrink@znl-ulm.de<br />

++49 0731 50049007<br />

++49 0731 50049099<br />

Intelligentes Wissen als der Schlüssel zum Können<br />

*Elsbeth Stern<br />

Max Planck Institute for Human Development, Center for Educational Research, Berlin, Deutschland<br />

Alles, was wir in einem bestimmten Inhaltsbereich wissen <strong>und</strong> können, müssen wir<br />

zuvor – oft recht mühevoll – lernen. Diese eigentlich triviale Tatsache gewinnt vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> der Diskussion um Bildungsinhalte zunehmend an Bedeutung.<br />

Lohnt es sich angesichts der sich schnell ändernden Welt überhaupt noch Inhaltswissen<br />

zu erwerben, oder sollte man dieses zugunsten der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen<br />

<strong>und</strong> Lernstrategien zurückzustellen? Mit dieser Position werde<br />

ich mich sehr kritisch auseinander setzen. Lern- <strong>und</strong> Denkstrategien sind nämlich<br />

untrennbar an den jeweiligen Inhaltsbereich geb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> alle Versuche, solche<br />

Kompetenzen losgelöst von anspruchsvollen Inhalten zu trainieren, müssen als<br />

gescheitert betrachtet werden. Allerdings kann Inhaltswissen im Gedächtnis mehr<br />

oder weniger intelligent abgelegt werden <strong>und</strong> ist damit mehr oder weniger geeignet<br />

zur Bewältigung neuer Anforderungen. Für verschiedene Inhaltsbereiche aus den<br />

Gebieten Mathematik, Naturwissenschaften, Ökonomie <strong>und</strong> Fremdsprachen wird<br />

dies ausgeführt. Wie Lernumgebungen beschaffen sein müssen, damit intelligentes,<br />

breit einsetzbares Wissen erworben werden kann, wird ausführlich behandelt. Worin<br />

sich Menschen in ihren Lernvoraussetzungen unterscheiden <strong>und</strong> inwieweit solche<br />

Unterschiede durch Anstrengung <strong>und</strong> Fleiß ausgeglichen werden können, wird<br />

ebenfalls angesprochen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Elsbeth Stern<br />

stern@mpib-berlin.mpg.de<br />

++49 030 82406324<br />

++49 030 8249939<br />

102


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Evaluation von multimodalen Therapieprogrammen zu Förderung von Kindern<br />

mit einer <strong>Legasthenie</strong><br />

*Ulrich Strehlow<br />

Klinik an der Lindenhöhe, Psychiatrie, Psychotherapie <strong>und</strong> Psychosomatik des Kinder- <strong>und</strong> Jugendalters,<br />

Offenburg, Deutschland<br />

Fragellung: Zur Förderung von Kindern mit einer <strong>Legasthenie</strong> werden verschiedene<br />

Programme verwendet, die häufig spezielle Module mit bestimmten Zielrichtungen<br />

umfassen. Die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten für die Evaluation werden<br />

dargestellt.<br />

Methodik: Zwei kombinierte Förderungsmethoden werden beispielhaft vorgestellt<br />

<strong>und</strong> hierbei besonders beachtet, inwiefern in die Förderprogramme Elemente eines<br />

Trainings von „temporal auditory processing“ <strong>und</strong> „phonological awareness“ eingehen,<br />

deren Zusammenhang in der Literatur kontrovers diskutiert wird.<br />

Ergebnis: In beiden vorgestellten Programmen finden sich Elemente beider Trainingsschwerpunkte.<br />

Beide Programme finden einen positiven Gesamteffekt.<br />

Schwierig ist es, herauszuarbeiten, welche Anteile für den Erfolg verantwortlich sind.<br />

Diskussion: Trainings der phonologischen Bewusstheit mit direktem Lese- Rechtschreibtraining<br />

verb<strong>und</strong>en sind wirksam, ob zusätzliches Training von „temporal<br />

auditory processing“ den Erfolg verbessert bleibt offen. Angesichts der angebotenen<br />

technischen, teuren Hilfsmittel wäre ein methodisch eindeutiger Nachweis dieses<br />

Zusatzeffektes wünschenswert. Er ist aber methodisch nur mit recht großem Aufwand<br />

zu erbringen.<br />

Korrespondenzautor: Ulrich Strehlow<br />

Ulrich.Strehlow@t-online.de<br />

++49 781 9192220<br />

++49 781 9192299<br />

Die Wirksamkeit von Übungen <strong>und</strong> Trainingsprogrammen zur Förderung der<br />

Rechtschreibung: wissenschaftliche Studien <strong>und</strong> praktische Erfahrungen<br />

*Gero Tacke<br />

Schulpsychologische Beratung, Tauberbischofsheim, Deutschland<br />

Der Vortrag gliedert sich in vier Teile. Im ersten geht es um die Effektivität von schulischen<br />

Förderkursen. Die Evaluationsstudien, die dazu im deutschen Sprachraum<br />

vorliegen, werden referiert. Anschließend gehen ich der Frage nach, wie der Erfolg<br />

von schulischen Förderkursen gesteigert werden kann.<br />

Im zweiten Teil wird auf zwei Konzeptionen zur Rechtschreibförderung eingegangen.<br />

Bei der ersten werden Rechtschreibregeln auf Wortbausteine (Morpheme) angewandt.<br />

Bei der zweiten lernen die Schüler beim Schreiben in Silben mitzusprechen.<br />

Die Evaluationsstudien, die zu den beiden Ansätzen vorliegen <strong>und</strong> die ich teilweise<br />

selbst durchgeführt habe, werden dargestellt. Außerdem weise ich auf Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile der beiden Konzeptionen hin.<br />

Im dritten Teil stelle ich ein Rechtschreibprogramm vor, das ich selbst in meiner<br />

103


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Arbeit als Schulpsychologe entwickelt habe. Dabei habe ich vor allem Übungen<br />

erstellt, deren Effektivität durch Forschungsergebnisse belegt ist. Weil die Lernzeit,<br />

die rechtschreibschwache Schüler zusätzlich zum Unterricht <strong>und</strong> zu den Hausaufgaben<br />

aufbringen können, nicht beliebig vermehrbar ist, habe ich weiterhin darauf<br />

geachtet, dass die Übungen zeitökonomisch sind, d.h. dass in kurzer Zeit möglichst<br />

viel gelernt wird.<br />

Das Rechtschreibprogramm kann sowohl eigenständig durchgeführt als auch mit<br />

anderen Konzeptionen kombiniert werden. Es liegt in zwei Versionen vor: eine für<br />

die Schule <strong>und</strong> eine für das Üben zu Hause. Die beiden Fassungen können parallel<br />

aber auch unabhängig voneinander eingesetzt werden.<br />

Im vierten Teil gehe ich auf die Frage ein, wie groß der Einfluss des Lesens auf die<br />

Rechtschreibung ist. Im deutschen Sprachraum gibt es dazu drei Studien. Eine von<br />

ihnen habe ich selbst durchgeführt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gero Tacke<br />

Gero.Tacke@ifk.kv.bwl.de<br />

++049 09341 929000<br />

++049 09341 9290030<br />

Entwicklung von Handlungsvorstellungen <strong>und</strong> effektiven Rechenstrategien zur<br />

Multiplikation <strong>und</strong> Division<br />

*Oliver Thiel<br />

Humboldt-Universität zu Berlin, Gr<strong>und</strong>schulpädagogik, Berlin, Deutschland<br />

Einsicht ermöglicht, in einer unbekannten Situation angemessen zu reagieren. Sie<br />

entsteht, wenn die Struktur der Situation wahrgenommen wird. Das gilt auch in der<br />

Mathematik. Am Anfang des Workshops steht deshalb die Beschäftigung mit multiplikativen<br />

Strukturen. Oft entsteht Einsicht plötzlich, wenn man sich lange genug<br />

mit einer Struktur beschäftigt hat. Bei rechenschwachen Schülern geschieht dies<br />

nicht automatisch. Sie müssen an ein Verständnis der Rechenoperationen herangeführt<br />

werden. Seit Piaget wissen wir, dass Operationen über Handlungen aufgebaut<br />

werden. Im Workshop wird von Aeblis psychologischen Lernstufen ausgehend ein<br />

didaktisches Modell für die Entwicklung von Handlungsvorstellungen zur Multiplikation<br />

<strong>und</strong> Division abgeleitet.<br />

Auf der ersten Stufe müssen Alltagshandlungen als Multiplikation oder Division<br />

gedeutet werden. Die nächste Stufe ist die Wahrnehmungshandlung, bei der eine<br />

Verkürzung auf zweidimensionale Darstellungen erfolgt. Auf der dritten Lernstufe<br />

werden Handlungen durch Worte dargestellt. Die eigentliche Verinnerlichung erfolgt<br />

in drei Formen von wachsender Schwierigkeit:<br />

1.die innere Rekonstruktion der Handlung, die sich auf die Wahrnehmung ihres<br />

Ergebnisses stützt<br />

2.das Voraussehen der Operation in Gedanken<br />

3.die Ausführung der Operation auschließlich in Gedanken<br />

So wird die vierte Lernstufe erreicht. Die Operation ist verinnerlicht <strong>und</strong> muss nur<br />

noch automatisiert werden. Dabei hilft es, wenn Beziehungen zwischen den Aufgaben<br />

erkannt werden.<br />

104


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Sollen Multiplikationen <strong>und</strong> Divisionen mit größeren Zahlen durchgeführt werden, so<br />

sind effektive Rechenstrategien notwendig. Welche Strategien zur Multiplikation <strong>und</strong><br />

Division sind wenig fehleranfällig, universell einsetzbar <strong>und</strong> auf dem oben beschriebenen<br />

Wege leicht zu erlernen? Diese Frage soll im letzten Teil des Workshops<br />

geklärt werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Oliver Thiel<br />

rechenschwaeche@arcor.de<br />

++49 30 66461036<br />

++49 69 13305406815<br />

Englisch als Fremdsprache für Kinder mit <strong>Legasthenie</strong><br />

*Margaret Tiffin-Richards<br />

English4Uth, Göttingen, Deutschland<br />

Immer mehr Primärschüler in Europa lernen eine Fremdsprache wobei Englisch<br />

am häufigsten ist. Meistens werden die Lernziele Hören <strong>und</strong> Sprechen in der 1 + 2<br />

Klasse <strong>und</strong> danach das Lesen <strong>und</strong> Schreiben in der 3 + 4 Klasse vermittelt.<br />

Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> haben jedoch andere Voraussetzungen Fremdsprachen zu<br />

erlernen. Sie haben sowohl Schwächen als auch Stärken, welche bei einem kompensatorischen<br />

Förderansatz berücksichtigt werden müssen.<br />

Sie benutzen bei der Informationsverarbeitung in der Muttersprache instinktive<br />

Kompensationsstrategien die beim erlernen der Fremdsprache fehlen. Es gibt auch<br />

spezielle LRS-Probleme im Fremdsprachenunterricht wie z.B. Diskriminierungschwächen<br />

bei der Hörphase, wie bei der Sprachbad Methode, oder Schwierigkeiten<br />

in der morphosyntaktischen Analyse <strong>und</strong> im Aufbau eines morphosyntaktischen<br />

Systems. Der semantisch-lexikalische Aufbau ist gehemmt, da keine Organisierung<br />

in integrierten mentalen Strukturen möglich ist. Die explizite Förderung in diesen<br />

Bereichen ist daher nötwendig.<br />

Ein Therapieansätze ist das Programm English4Uth. Es beinhaltet die Bereiche:<br />

Lautstruktur <strong>und</strong> Lautdiskriminierung mit ausgewählten Wortmaterial, Satzbau,<br />

Konzept der Informationvermittlung durch Flexionen, Verknüpfung zwischen semantischer<br />

Ebene <strong>und</strong> Visuelle- <strong>und</strong> Lautgestalt sowie die bewußte Gruppierung von<br />

Worten die häufig zusammen vorkommen.<br />

Wichtig ist von „Einfach <strong>und</strong> Frequent“ zu „Komplex <strong>und</strong> Speziell“ hinzuarbeiten <strong>und</strong><br />

meta-kognitive Strategien <strong>und</strong> Bahnungen durch eine multisensorische, strukturierte<br />

<strong>und</strong> sequentielle Methodik aufzubauen.<br />

Die progressive Entwicklungsspirale des Fremdspracherwerbs bei English4Uth<br />

ergibt sich durch die systematische Wiederholung <strong>und</strong> Fortführung der Bereiche<br />

Phonologie, Morphosyntaks, Semantik <strong>und</strong> Lexikon im Sprechen, Verstehen, Lesen,<br />

Schreiben, um durch die konkrete Anwendung ein konsequente Einbettung des<br />

Gelernten in der meta-kognitiven Sprachstruktur zu erreichen.<br />

Korrespondenzautor: Margaret Tiffin-Richards<br />

MCTR@English4Uth.de<br />

++49 551 34580, ++49 551 32957<br />

105


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Ist eine kausale Therapie von Lese-Rechtschreib-Störungen möglich?<br />

*Waldemar von Suchodoletz<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie,<br />

München, Deutschland<br />

Eine pädagogische Förderung von Kindern mit einer Lese-Rechtschreibstörung<br />

verspricht nur dann Erfolg, wenn diese intensiv durchgeführt wird <strong>und</strong> wenn sie zudem<br />

langfristig angelegt ist. Schnelle Ergebnisse bleiben nach Auffassung mancher<br />

LRS-Therapeuten deshalb aus, weil nur am Symptom angesetzt werde <strong>und</strong> somit<br />

lediglich eine „Oberflächentherapie“ erfolge. Nur eine kausale Behandlung verspreche<br />

wirklich bedeutsame <strong>und</strong> dauerhafte Verbesserungen bzw. ermögliche relevante<br />

Lernfortschritte durch eine sonderpädagogische Förderung.<br />

Von Vertretern der verschiedenen Therapieschulen werden recht unterschiedliche<br />

Ursachen für umschriebene Schwierigkeiten beim Erwerb von Lese- <strong>und</strong> Rechtschreibfertigkeiten<br />

angenommen. Dementsprechend sind die Behandlungsangebote<br />

vielgestaltig <strong>und</strong> widersprüchlich. Neben einem Training basaler psychischer Gr<strong>und</strong>funktionen,<br />

so genannter Low-Level-Funktionen, werden Methoden zur Verbesserung<br />

der Zusammenarbeit der Hirnhälften, zur Auflösung von „Lernblockaden“ <strong>und</strong><br />

vieles andere mehr empfohlen. Im Vortrag werden verschiedene Therapieangebote,<br />

die eine Beseitigung der Ursachen der Lernprobleme versprechen, vorgestellt <strong>und</strong><br />

hinsichtlich ihres theoretischen Konzeptes sowie ihrer Wirksamkeit diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Suchodoletz, W. v. (Hrsg.): Therapie der Lese-Rechtschreibstörung (LRS) - Traditionelle<br />

<strong>und</strong> alternative Behandlungsmethoden im Überblick. Kohlhammer, Stuttgart,<br />

(2003)<br />

Korrespondenzautor:<br />

Waldemar von Suchodoletz<br />

suchodoletz@lrz.uni-muenchen.de<br />

++49 89 51603427<br />

++49 89 51604756<br />

„Neurophysiologische Korrelate der lautlichen, sprachlichen <strong>und</strong> visuellen<br />

Informationsverarbeitung bei der <strong>Legasthenie</strong>“<br />

*Prof. Dr. Andreas Warnke<br />

Klinik u. Poliklinik für Kinder- u. Jugendpsychiatrie u. Psychotherapie, Kinderpsychiatrie, Würzburg,<br />

Germany<br />

Die wesentlichen Annahmen der Forschung zur Verursachung <strong>und</strong> zu den störungsspezifischen<br />

Hirnstrukturen <strong>und</strong> Hirnprozessen (Ätiologie <strong>und</strong> Pathogenese) der<br />

<strong>Legasthenie</strong> konzentrieren sich neben Gesichtspunkten der zeitlichen, motorischen<br />

<strong>und</strong> aufmerksamkeitsbezogenen Informationsverarbeitung im wesentlichen auf 1.)<br />

sprachliche <strong>und</strong> 2.) visuelle Zusammenhänge zwischen Entwicklungsstörungen des<br />

Lesens <strong>und</strong> Rechtschreibens mit Hirnstruktur <strong>und</strong> Hirnfunktion. Am bedeutsamsten<br />

sind Zusammenhänge mit der lautlichen <strong>und</strong> sprachlichen Informationsverarbeitung,<br />

106


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

seltener, jedoch im Einzelfall entscheidend, dürften Besonderheiten der visuellen<br />

Informationsverarbeitung eine Erklärungsrelevanz haben.<br />

Im Vortrag wird der Forschungsstand zu den neurophysiologischen Bef<strong>und</strong>en<br />

sprachlicher <strong>und</strong> visueller Informationsverarbeitung dargestellt. Dazu gehören<br />

Bef<strong>und</strong>e zur strukturellen zerebralen Bildgebung (Anatomie des Gehirns), der funktionellen<br />

Bildgebung (hinsichtlich des hirnelektrischen Systems <strong>und</strong> des Stoffwechselsystems)<br />

<strong>und</strong> neurophysiologische Bef<strong>und</strong>e nicht bildgebender Verfahren (z.B.<br />

Reaktionszeitmessung). Verbindungen zu den vorläufigen genetischen Bef<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> klinischen Subgruppen werden hergestellt.<br />

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass laut- <strong>und</strong> sprachbezogene physiologische<br />

Besonderheiten sowie visuelle Besonderheiten auf der anatomisch-histologischen,<br />

hirnelektrischen <strong>und</strong> Stoffwechselebene des Gehirns nachweisbar sind. Von besonderem<br />

Interesse sind dabei linkshälftige Regionen des Gehirns, die für die sprachliche<br />

<strong>und</strong> visuelle Informationsverabeitung, aber auch die Übersetzung sprachlich<br />

geb<strong>und</strong>ener Information in visuelle Information (<strong>und</strong> umgekehrt) von Bedeutung<br />

sind. Die Bef<strong>und</strong>e sprechen dafür, dass die neurophysiologischen Zusammenhänge<br />

unabhängig von der alphabetischen Sprache transkulturell bestehen. Konsequenzen<br />

für die therapeutische Praxis werden angesprochen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Andreas Warnke<br />

proelss@kjp.uni-wuerzburg.de<br />

++49 0931 20178010<br />

++49 0931 20178040<br />

Qualitative Diagnostik der Rechenschwäche –<br />

Mikrogenetische Beobachtungsverfahren im klinischen Interview<br />

*Michael Wehrmann<br />

Institut für Mathematisches Lernen (IML) Braunschweig, Wissenschaftliche Leitung, Braunschweig,<br />

Deutschland<br />

Aktuelle Studien sprechen von etwa sechs Prozent rechenschwacher<br />

Gr<strong>und</strong>schüler(innen). Wird eine <strong>Dyskalkulie</strong> nicht frühzeitig erkannt, kann dies zu erheblichen<br />

Störungen sowohl des schulischen Lernens als auch der Persönlichkeitsentwicklung<br />

führen (sek<strong>und</strong>äre Neurotisierung). Viele Fälle von <strong>Dyskalkulie</strong> bleiben<br />

jedoch unerkannt oder werden erst in höheren Klassenstufen festgestellt, wenn<br />

bereits gravierende Notenauffälligkeiten zu beobachten sind. Oft haben die Kinder in<br />

diesem Stadium auf Gr<strong>und</strong> ihrer permanenten Misserfolgserlebnisse bereits erhebliche<br />

negative Selbstkonzepte entwickelt.<br />

Die qualitative Diagnostik kann es nun ermöglichen, bereits ab der ersten Klasse<br />

begriffliche Verinnerlichungsprobleme zu erkennen <strong>und</strong> zu systematisieren. Im<br />

Workshop werden die diagnostischen Instrumente der Methode des lauten Denkens<br />

<strong>und</strong> der Beobachtung im Umgang mit mathematisch-strukturiertem Veranschaulichungsmaterial<br />

erarbeitet, um so die Lernausgangslage der Schüler(innen) möglichst<br />

genau zu profilieren.<br />

Die Kernpunkte des Workshops sind:Analyse der subjektiven Bewältigungs-<br />

107


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

strategien im diagnostischen Gespräch,Rekonstruktion der Denk- <strong>und</strong><br />

Handlungspläne der Probanden <strong>und</strong>Untersuchung der individuellen Algorithmen<br />

beim Lösen mathematischer Aufgaben.Eine solcherart ermittelte<br />

Standortbestimmung der Kinder im „mathematischen Gebäude“, die präzise<br />

Konstatierung ihrer arithmetischen Lernausgangslage, ist aus lerntherapeutischer<br />

Sicht eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für eine zu entwickelnde lerntherapeutische Förderkonzeption.<br />

ausgewählte Literatur:<br />

Brühl/Bussebaum/Hoffmann/Lukow/Schneider/Wehrmann: Rechenschwäche/<strong>Dyskalkulie</strong>.<br />

Symptome – Früherkennung – Förderung, Osnabrück 2003<br />

Behring/Kretschmann/Dobrindt: Prozessdiagnose mathematischer Kompetenzen,<br />

Horneburg 1999<br />

Gaidoschik: Rechenschwäche – <strong>Dyskalkulie</strong>. Eine unterrichtspraktische Einführung,<br />

Horneburg 2003<br />

Gerster/Schultz: Schwierigkeiten beim Erwerb mathematischer Konzepte im Anfangsunterricht,<br />

Freiburg 2000<br />

Ginsburg/Jacobs/Lopez: Teacher’s Guide to Flexible Interviewing in the Classroom<br />

– Learning What Children Know About Math, Boston 1998<br />

Hasenbein: Aus Fehlern lernen – Förderdiagnostik, Braunschweig 2004<br />

Wehrmann: Qualitative Diagnostik von Rechenschwierigkeiten im Gr<strong>und</strong>lagenbereich<br />

Arithmetik, Berlin 2003<br />

Korrespondenzautor: Michael Wehrmann<br />

wehrmann@iml-braunschweig.de<br />

++49 0531 12167750<br />

++49 0531 12167759<br />

Der Kampf mit den Zahlen. Hilfen für betroffene Eltern<br />

*Simone Wejda<br />

<strong>B<strong>und</strong>esverband</strong> für <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> e. V., Würzburg, Deutschland<br />

Fakten zu Ursachen <strong>und</strong> Auswirkungen der Rechenschwäche, ein Überblick über<br />

die wichtigsten Diagnoseverfahren sowie Hinweise zu Übungsmaterialien <strong>und</strong><br />

Fördermöglichkeiten innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der Schule geben Eltern das nötige<br />

Hintergr<strong>und</strong>wissen, um ihr Kind optimal zu unterstützen. Damit Üben Spaß macht<br />

<strong>und</strong> nicht zur Belastung wird, sollten Lerneinheiten möglichst effektiv <strong>und</strong> sinnvoll<br />

gestaltet werden. Mit richtigen Arbeitstechniken, Selbstorganisation sowie professionellen<br />

Lernmaterialien für das Üben zu Hause kann Stress vermieden werden<br />

- Tipps <strong>und</strong> Anleitungen dazu liefert der Vortrag.<br />

Literatur:<br />

Bares, H. & W<strong>und</strong>erlich, G: Wo Kinder rechnen lernen. Band I: Zu Hause. Der Kleine<br />

Verlag, Embsen-Oerzen, 2002<br />

Bares, H. & W<strong>und</strong>erlich, G: Wo Kinder rechnen lernen. Band II: Hier <strong>und</strong> dort. Der<br />

Kleine Verlag, Embsen-Oerzen, 2002<br />

Bares, H. & W<strong>und</strong>erlich, G: Zeit erfahren, strukturieren <strong>und</strong> messen. Der Kleine<br />

Verlag, Embsen-Oerzen, 2002<br />

108


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Dehaene S.: Der Zahlensinn oder Warum wir rechnen können. Birkhäuser, Basel<br />

1999<br />

Devlin, K.: Das Mathe-Gen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000<br />

Fuchs, B.: Spiele gegen Rechenschwäche. Urania, Berlin 2002<br />

Krüll E.: Rechenschwäche was tun?. Ernst Reinhardt, München 1996<br />

Schilling S. / Proching Th.: Praxisbuch <strong>Dyskalkulie</strong>. Schubi, Schaffhausen 2000<br />

Schulz, A.: Praxisbuch Rechenschwäche. Ein Ratgeber für Eltern. Urania Verlag,<br />

Stuttgart 2003<br />

Schwarz M.: Rechenschwäche? Wie Eltern helfen können. Ravensburger, Berlin<br />

1999<br />

Schwerin von, A.: Hilfe, mein Kind kann nicht rechnen!. Domino Verlag, München<br />

1997<br />

Strombach, U.: Mit allen Sinnen von 1 bis über 100. MoPäd, 1998 (zu beziehen über:<br />

123@der-kleine-verlag)<br />

Wejda, S.: Rechenschwäche – der Kampf mit den Zahlen. Hilfen bei <strong>Dyskalkulie</strong>.<br />

Cornelsen Scriptor, Berlin 2004<br />

Wejda, S: Rechenstörung / <strong>Dyskalkulie</strong> IN: Kommunikation zwischen Partnern. <strong>Legasthenie</strong><br />

/ <strong>Dyskalkulie</strong>. B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte, Düsseldorf<br />

2002<br />

W<strong>und</strong>erlich, G.: 1,2,3 mit allen Sinnen. AOL Verlag, 1999 (zu beziehen über:<br />

123@der-kleine-verlag)<br />

Korrespondenzautor: Simone Wejda<br />

geschaeftsfuehrung@bvl-hannover.de<br />

++49 0931 4676764<br />

++49 0931 4676765<br />

Planung <strong>und</strong> Durchführung von Förderst<strong>und</strong>en<br />

*Simone Wejda<br />

<strong>B<strong>und</strong>esverband</strong> für <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> e. V., Würzburg, Deutschland<br />

Planung <strong>und</strong> Durchführung von Förderst<strong>und</strong>en bilden die Basis professioneller Hilfe<br />

bei rechenschwachen Kindern. Das Betrachten förderdiagnostischer Verfahren<br />

ermöglicht uns die Ableitung von Förderinhalten <strong>und</strong> führt uns in die konkrete Fördersituation.<br />

Durch Einsatz unterschiedlicher Medien (Förderpläne, Lernfortschrittsbeschreibungen,<br />

Kooperationsprotokolle, Lerntagebuch, Lernverträge etc.) finden<br />

wir Wege, wie wir der Problematik Rechenstörung fachkompetent begegnen können.<br />

Durch die aktive Auseinandersetzung in Gruppenarbeit gestalten wir exemplarisch<br />

unterschiedliche mit Material begleitete Förderst<strong>und</strong>en.<br />

Eine ausführliche Literaturliste kann per Mail unter wejda@arcor.de angefordert<br />

werden<br />

Korrespondenzautor: Simone Wejda<br />

geschaeftsfuehrung@bvl-hannover.de<br />

++49 0931 4676764<br />

++49 0931 4676765<br />

109


Abstractband 15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong><br />

Erkennen von Rechenstörungen in der Schule<br />

*Silvia Wessolowski<br />

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Institut für Mathematik <strong>und</strong> Informatik, Ludwigsburg,<br />

Deutschland<br />

Schwierigkeiten von Kindern beim Mathematiklernen werden von vielen Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> Lehrern häufig erst am Ende des 2. Schuljahres oder sogar erst in der ersten<br />

Hälfte des 3. Schuljahres als bedenklich wahrgenommen. Dann fällt z. B. auf, dass<br />

sich Fehler beim Addieren <strong>und</strong> Subtrahieren im Zahlenraum bis 100 oder 1000 häufen<br />

oder dass das Kind nur einen Teil der zu lösenden Aufgaben in der vorgegebenen<br />

Zeit bewältigt, weil es immer noch zählend rechnet – vielleicht war es mit dieser<br />

Methode im Zahlenraum bis 20 sogar besonders schnell <strong>und</strong> erfolgreich.<br />

Es ist wichtig, schon in den ersten Schulwochen in verschiedenen spielerischen<br />

Formen u. a. Störungen im Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Vorstellungsbereich <strong>und</strong> wenig<br />

entwickelte arithmetische Vorkenntnisse zu erkennen, um sie beim Mathematiklernen<br />

mitfördern zu können, damit sich aus ungünstigen Lernvoraussetzungen keine<br />

Rechenstörung entwickelt. Wenn dann im Unterricht nicht nur auf richtige Ergebnisse<br />

geachtet wird, sondern vielmehr in den Blick genommen wird, auf welchem Wege<br />

ein Kind zu einem Resultat gekommen ist, ist ein wichtiger Schritt gemacht, um in<br />

der Schule frühzeitig Rechenstörungen zu erkennen. Am Anfang im kleinen Zahlenraum<br />

müssen rechenschwache Kinder noch nicht durch Fehler in den Ergebnissen<br />

auffallen, aber einseitige oder fehlerhafte Vorstellungen von Zahlen <strong>und</strong> Rechenoperationen<br />

werden in ihren Strategien, Aufgaben zu lösen, deutlich.<br />

Literatur:<br />

Gaidoschik, M. (2003). Rechenschwäche – <strong>Dyskalkulie</strong>. Eine unterrichtspraktische<br />

Einführung für LehrerInnen <strong>und</strong> Eltern. Horneburg: Persen.<br />

Lenart, F./ Holzer, N./ Schaupp, H. (2003). Rechenschwäche, Rechenstörung, <strong>Dyskalkulie</strong>.<br />

Erkennung : Prävention : Förderung. Graz: Leykam.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Silvia Wessolowski<br />

wessolowski@ph-ludwigsburg.de<br />

++49 07141 140380<br />

++49 07141 140435<br />

Prävention von Rechenschwäche durch Implementation diagnostischer Verfahren<br />

im Erstklassenunterricht<br />

*Rudolf Wieneke<br />

Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche Berlin, Berlin, Deutschland<br />

Mit der Implementation rechen-diagnostischer Methoden (1. die Interviewmethode<br />

des sog. „lauten Denkens“; 2. Prozessanalyse der dyspraktischen/ praktischen<br />

Handlungen mit konkreten Mengen; 3. Beobachtung wann, wie <strong>und</strong> ob zählendes<br />

Rechnen zum Einsatz kommt) können in einem Frühstadium des Erstunterrichts<br />

die 15 – 25 % der Schüler identifiziert werden, die eine Disposition zur <strong>Dyskalkulie</strong><br />

aufweisen.<br />

110


15. Kongress des <strong>B<strong>und</strong>esverband</strong>es <strong>Legasthenie</strong> Abstractband<br />

Die Identifikation geht entlang der Fragestellung, ob aus den förderdiagnostisch<br />

erfassten Rechenschwierigkeiten eine Entwicklung hin zum prototypischen<br />

(zahl)begriffslosen Konkretisten bzw. Nominalisten zu erwarten ist.<br />

Bei dieser Gruppe, die nach eigenen Fallstudien in Schulen zwischen 3 – 6 Schüler<br />

pro Klasse umfasst, muss Unterricht wie Förderunterricht dyskalkulie-protektiv<br />

umstrukturiert werden (Vorschläge siehe J.-H. Lorenz).<br />

Der Referent hat Testungen zur Erfassung sogenannter nascierender (im Entwicklungsprozess<br />

befindlicher) Rechenschwächen entwickelt <strong>und</strong> stellt sie in überarbeiteter<br />

Form als Präventionsinstrument vor.<br />

Dass förderdiagnostische Begleitung des Erstklassenunterrichts <strong>und</strong> veränderter<br />

Förderunterricht mindestens eine Förderst<strong>und</strong>e bindet <strong>und</strong> eine ausgebildete Fachfrau/<br />

Fachmann mit förderdiagnostischen <strong>und</strong> dyskalkulietheoretischen Kenntnissen<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen voraussetzt, soll hier nicht verschwiegen werden.<br />

Literatur:<br />

Jens Holger Lorenz: Lernschwache Rechner fördern, Cornelsen, Berlin 2003, insbesondere<br />

Seite 93 – 104<br />

R. Wieneke: Symptomorientierter Kriterienkatalog „Rechenschwäche“; ZTR-Berlin,<br />

Berlin 1995 (kostenloser Download unter www.ztr-rechenschwaeche.de)<br />

R. Wieneke, J. Kwapis, T. Bomblys: Förderdiagnostische Begleittestungen zum 1.-<br />

Klassenunterricht – Zahlbereich 1 – 6 <strong>und</strong> Zahlbereich 1 – 10 (kostenloser Download<br />

ab 01.09.2005 unter www.ztr-rechenschwaeche.de)<br />

Michael Gaidoschik (Hrsg.): Österreichisches Rechenschwächemagazin (kostenloser<br />

Download unter www.rechenschwäche.at)<br />

Korrespondenzautor:<br />

Rudolf Wieneke<br />

berlin@ztr-rechenschwaeche.de<br />

030 8328017<br />

030 8315526<br />

Aspekte der schulischen LRS-Förderung im Fach Englisch der Sek<strong>und</strong>arstufe I<br />

*Barbara Wölms<br />

Landesinstitut für Schule <strong>und</strong> Ausbildung, Greifswald, Deutschland<br />

In diesem Workshop wird herausgearbeitet, welche Schwierigkeiten legasthene<br />

Schüler beim Erlernen der englischen Sprache haben können <strong>und</strong> wie entscheidend<br />

die LRS-Förderung für eine erfolgreiche Schullaufbahn ist.<br />

Mit Beginn der Klasse 5 sollten legasthene Kinder sinnvollerweise im Hauptfach<br />

Englisch dauerhaft gefördert werden. Denn was LRS-Kinder leisten müssen, um<br />

sich erfolgreich in der nicht-lautgetreuen, scheinbar wenig regelhaften <strong>und</strong> an<br />

Homophonen reichen Sprache Englisch zu bewegen, können wir Englisch-Lehrer<br />

meistens nur erahnen. Die dafür entscheidenden Prinzipien der Förderung <strong>und</strong><br />

Forderung werden in diesem Workshop ebenso betrachtet wie Prinzipien des Nachteilsausgleichs<br />

für legasthene Schüler. Dabei geht es darum, eine effektive Art der<br />

Unterstützung für den Legastheniker im Schulalltag umzusetzen, sei es im Rahmen<br />

111


äußerer Differenzierung (Förderunterricht) oder innerer Differenzierung im Englischunterricht.<br />

Unterrichts- <strong>und</strong> Fallbeispiele dienen der praktischen Illustration der<br />

diskutierten Prinzipien.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Barbara Wölms<br />

b.woelms@lisa-mv.de<br />

++49 03834 775913<br />

++49 03834 775931<br />

Lernschwierigkeiten in Englisch vermeiden<br />

*Gisela Zander<br />

Karlschule Freiburg, Freiburg, Deutschland<br />

Für Schüler mit <strong>Legasthenie</strong>n ist es oft besonders schwierig, eine Fremdsprache zu<br />

erlernen. Differenzierungsschwächen in der auditiven <strong>und</strong> visuellen Wahrnehmung<br />

sowie Speicherschwächen erschweren das Lernen erheblich. Beim Schulfach Englisch<br />

verwirren besonders die ungewohnten Laute <strong>und</strong> die scheinbare Willkür ihrer<br />

Schreibweisen, dennoch erhalten selbst Lernanfänger weder einen systematischen<br />

Leseaufbau noch Hilfen zur Rechtschreibung. Den Schülern wird stattdessen der<br />

Sprach- Lese- <strong>und</strong> Schreibunterricht als Ganzsatz- oder Ganzwortmethode angeboten,<br />

der sie aufgr<strong>und</strong> ihrer Differenzierungsschwächen nicht folgen können, so dass<br />

so manches Kind nach kurzer Zeit resigniert.<br />

Ausgehend von den im Fach Deutsch erfolgreich praktizierten Förderstrategien<br />

(Übungen zur Lauterfassung, Lautgebärden, Erstellen von Wortlisten gleicher Laut-<br />

Buchstabenbeziehungen, Arbeit mit Wortbausteinen, Silbieren von Wörtern, ...)<br />

möchte ich Ihnen zahlreiche Trainingsmethoden, Übungen <strong>und</strong> Materialien vorstellen,<br />

die insbesondere LRS-Schülern helfen, ihre Lernprobleme zu kompensieren.<br />

Diese werden ergänzt durch praktische Hinweise für die Arbeit mit Schulklassen,<br />

Fördergruppen <strong>und</strong> für die Einzelbetreuung.<br />

Veröffentlichungen:<br />

Gisela Zander: Was ist LRS – Förderung im Englischunterricht?<br />

Gisela Zander: Besser Englisch lernen trotz Lese-Rechtschreibschwäche.<br />

Beide Bücher sind 2002 im Verlag an der Ruhr erschienen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gisela Zander<br />

Gisela.Zander@gmx.de<br />

++49 0761 443104


ZAREKI<br />

<strong>Testverfah</strong>ren zur <strong>Dyskalkulie</strong><br />

Autor: M. von Aster<br />

unter Mitarbeit von M. Weinhold<br />

Wenn sich die kognitiven Fähigkeiten für den Umgang mit Zahlen bei Kindern nicht<br />

erwartungsgemäß entwickeln, können sich neben Beeinträchtigung des Bildungsverlaufs<br />

auch Störungen der Persönlichkeitsentwicklung <strong>und</strong> der sozialen Anpassung ergeben.<br />

Eine frühzeitige Diagnosestellung von Rechenstörungen, die gleichzeitig differenzierte<br />

Hinweise auf eine adäquate Förderung liefern kann, dient der Prävention von<br />

sek<strong>und</strong>ären kinderpsychiatrischen Störungen.<br />

Ziel ist mit ZAREKI qualitative <strong>und</strong> quantitative Einblicke in wesentliche Aspekte der<br />

Zahlenverarbeitung <strong>und</strong> des Rechnens bei Gr<strong>und</strong>schulkindern zu ermöglichen, die<br />

gleichzeitig Hinweise für eine vertiefende explorative Diagnostik <strong>und</strong> für differentielle<br />

Hilfsangebote in Unterricht <strong>und</strong> Therapie geben. Der Test ist vom Material her anschaulich<br />

gestaltet <strong>und</strong> bezüglich der Testdauer kurz.<br />

Durchführungsdauer: im Durchschnitt zwischen 15 <strong>und</strong> 30 Minuten.<br />

Gesamtsatz (Manual, 25 Arbeitsblätter, 25 Bewertungs- u. Protokollbögen)<br />

Euro 88,50 (zuzügl. ges. MwSt. <strong>und</strong> Versandkosten)<br />

Mehr Informationen zu ZAREKI <strong>und</strong> weiteren <strong>Testverfah</strong>ren aus unserem<br />

Gesamtprogramm erhalten Sie im Internet unter www.harcourt.de<br />

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psychologischen Diagnostik<br />

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Harcourt Test Services GmbH<br />

Baseler Str. 35-37 • 60329 Frankfurt/Main<br />

Tel.: (0 69) 75 61 46-0 • Fax: (0 69) 75 61 46-10<br />

www.harcourt.de • info@harcourt.de


<strong>B<strong>und</strong>esverband</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>und</strong> <strong>Dyskalkulie</strong> e.V.

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