Konferenzbericht (PDF-Dokument, 3 MB) - SID
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Wissen wandert<br />
Einleitung<br />
Begrüßung<br />
Staatssekretärin<br />
Almuth Nehring-Venus<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich bin der Einladung, das Grußwort auf dieser zweitägi-<br />
gen Konferenz zu halten, gerne nachgekommen. Es<br />
handelt sich um ein sehr interessantes – und wie es oft<br />
der Fall ist in seiner Vielzahl von Facetten - nicht leicht<br />
zu bearbeitendes Thema.<br />
Wissen wandert durch Migration in der Tat. Menschen,<br />
die aus den verschiedensten Gründen – seien es wirt-<br />
schaftliche, kriegerische, klimatische, politische, religiö-<br />
se oder familiäre - ihr Land verlassen und in unser Land<br />
und in unsere Stadt kommen, sind Menschen, die eine<br />
Geschichte haben, die Ängste haben – die aber vor<br />
allem Hoffnungen, Pläne und natürlich Erfahrungen und<br />
Wissen haben.<br />
Die Krux ist, ob und wie dieses Wissen genutzt werden<br />
kann und wie es dabei, ganz einfach ausgedrückt, zu<br />
einer zufriedenstellenden Dreiecksbeziehung zwischen<br />
dem Herkunftsland, dem Empfängerland und den mig-<br />
rierenden Menschen kommen kann.<br />
Lassen Sie mich einige Gedanken äußern, die mich bei<br />
diesem Thema bewegen und die sicher in der einen<br />
oder anderen Art in den zwei Tagen Beachtung und<br />
vermutlich auch unterschiedliche Standpunkte und<br />
Interpretationen finden werden.<br />
Wir sind uns sicher darüber einig, dass Migration - ge-<br />
schichtlich betrachtet - eine der wichtigsten Quellen<br />
knowledge migrates<br />
gesellschaftlicher Innovation, sozialer Mobilität, lebendi-<br />
ger Wirtschaftsentwicklung sowie kultureller und geisti-<br />
ger Blüte ist.<br />
Das erkannten bereits vor Jahrhunderten die Branden-<br />
burgischen Kurfürsten: Als das Land nach dem 30-<br />
jährigen Krieg darniederlag, förderten sie die Einwande-<br />
rung von Gewerbe- und Handelsfachleuten, später von<br />
Glaubensflüchtlingen, denen sie die freie Religionsaus-<br />
übung zusicherten. Friedrich Wilhelm III. bot 50 jüdi-<br />
schen Familien aus Wien an, sich hier anzusiedeln,<br />
Finanzmittel für den Aufbau des verwüsteten Landes zu<br />
beschaffen und neue Handelsbeziehungen herzustellen.<br />
Die im katholischen Frankreich verfolgten Protestanten<br />
(die Hugenotten), die im 17. Jahrhundert aufgrund des<br />
Edikts von Potsdam hier einwanderten, waren ein ent-<br />
scheidender Faktor für die damalige wirtschaftliche<br />
Konsolidierung Berlins und Brandenburgs. Ihr kultureller<br />
Einfluss von der Bildung bis zum Städtebau ist bis heute<br />
unübersehbar. Neben ihnen trugen zahlreiche andere<br />
Gruppen von Glaubensflüchtlingen aus benachbarten<br />
europäischen Ländern dazu bei, die wirtschaftlichen,<br />
geistigen und kulturellen Grundlagen zu schaffen, auf<br />
denen sich das spätere Preußen erst entwickeln konnte.<br />
Aktuell betrachtet, wächst in absoluten Werten die Zahl<br />
von Menschen, die den Ort ihrer Geburt verlässt. Mehr<br />
als 150 Millionen Menschen weltweit leben als Migran-<br />
tinnen und Migranten in einem Staat, der nicht die ur-<br />
sprüngliche Heimat ist. Dies entspricht fast der doppel-<br />
ten Bevölkerungszahl der Bundesrepublik.<br />
Die Vielfalt der Migrationsgründe und die wachsende<br />
Ausdifferenzierung der Lebenslagen einerseits und die<br />
Palette der Gründe, Migrantinnen und Migranten aufzu-<br />
nehmen andererseits, stellen jedoch in unserer heutigen<br />
Zeit ungleich höhere Anforderungen an die Gestaltung<br />
dieses Prozesses, um eine Nutzung der mitgebrachten<br />
Potenziale möglich zu machen.<br />
Der Schlüssel ist die Integration und der entscheidende<br />
Ort der Umsetzung die lokale Ebene, von der der Wis-<br />
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