Konferenzbericht (PDF-Dokument, 3 MB) - SID
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Wissen wandert<br />
Zuzug deutschstämmiger Aussiedler, vor allem aus den<br />
GUS Staaten, sowie auf Asylbewerber (vgl. Abb. 6).<br />
Die Debatte um den Zusammenhang von Migration und<br />
Arbeitsmarkt ist politisch sensibel. Vielfach wird ein<br />
enger Zusammenhang zwischen Zuwanderung und<br />
Anstieg der Arbeitslosigkeit behauptet; nach dem Motto:<br />
Die nehmen uns die Arbeitsplätze weg! Bei näherer<br />
Analyse zeigt sich allerdings, dass die Wechselbezie-<br />
hungen sehr viel differenzierter zu beurteilen sind und,<br />
dass im Konjunkturverlauf sogar eher das Gegenteil der<br />
Fall ist.<br />
Eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema be-<br />
darf einer nach Sektoren und Segmenten differenzierten<br />
Analyse, die hier nicht geleistet werden kann. Eine gro-<br />
be Makroanalyse auf Basis nationaler Durchschnittsda-<br />
ten für die OECD Länder (1996 und 2004) zeigt aber<br />
zumindest, dass der behauptete Zusammenhang pau-<br />
schal nicht belegt werden kann. Die höchsten Arbeitslo-<br />
senquoten sind OECD-weit in jenen Ländern zu ver-<br />
zeichnen, die nur geringe Migrantenanteile haben (vgl.<br />
Abb. 7).<br />
Abbildung 8 verdeutlich allerdings, dass einheimische<br />
und zugezogene Bevölkerungsgruppen von zyklischen<br />
und strukturellen Veränderungen am Arbeitsmarkt sehr<br />
unterschiedlich betroffen sind. So sank in der Rezession<br />
1992-97 die Beschäftigungsquote der Deutschen um 3<br />
%punkte (von 77 auf 74 %), die der Ausländer dagegen<br />
um 11 %punkte (von 75 auf 64 %). Im Aufschwung<br />
(1997-2001) verringerte sich die Diskrepanz zwar wie-<br />
der, doch war der Beschäftigungseinbruch im folgenden<br />
Abschwung (2001-04) erneut sehr viel stärker ausgep-<br />
rägt. Ausländische Arbeitnehmer bilden also geradezu<br />
einen Puffer, der Deutsche vor extremen Schwankungen<br />
der Beschäftigung schützt. In Aufschwungphasen sind<br />
Migranten als Arbeitskräfte gefragt, im Abschwung da-<br />
gegen sind sie die ersten, die von Arbeitslosigkeit betrof-<br />
fen sind.<br />
18<br />
knowledge migrates<br />
Besonders betroffen waren die Türken, deren Beschäfti-<br />
gungsquote 2004 auf 55 % sank, gegenüber 71 % für<br />
deutsche Beschäftigte. Die Beschäftigungsquote türki-<br />
scher Frauen liegt sogar unter 30 %. Drastisch war in<br />
der Abschwungphase auch der Einbruch bei den Aus-<br />
siedlern, die seit weniger als 8 Jahren in Deutschland<br />
lebten. Ihre Beschäftigungsquote fiel nach 2001 in nur<br />
drei Jahren von 69 auf 58 %.<br />
Unterschiede in den Arbeitsmarktperspektiven sind zwar<br />
teilweise sicher auch auf die Herkunft der Beschäftigten<br />
zurückzuführen, entscheidender aber sind Defizite in<br />
Bildung und Qualifikation.<br />
Migration – Bildung und Qualifikation<br />
Vergleicht man die Struktur der Zuwanderung nach<br />
Nord-Amerika und Europa, so zeigt sich, dass in Europa<br />
mehr als die Hälfte der Zuwanderer nur geringe Qualifi-<br />
kationen mitbringt. In Nord-Amerika gilt dies dagegen für<br />
weniger als ein Viertel. Entsprechend liegt der Anteil der<br />
Hochqualifizierten mit tertiärem Bildungsabschluss dort<br />
mit 45 % mehr als doppelt so hoch wie in Europa (vgl.<br />
Abb. 9).<br />
In Deutschland ist das Bildungsgefälle zwischen Inlands-<br />
und Auslandsgeborenen besonders stark ausgeprägt.<br />
Bei den 25 bis 64-Jährigen mit Sekundar-II-Abschluss<br />
beträgt die Differenz mehr als 33 %punkte. In Schwe-<br />
den, Dänemark und dem Vereinigten Königreich macht<br />
diese Differenz dagegen weniger als 6 %punkte aus<br />
(vgl. Abb. 10).<br />
Seit Mitte der 90er Jahre hat sich das Bild allerdings<br />
insofern gewandelt, als nun auch in Deutschland die<br />
Zugewanderten einen höheren Bildungsstand haben, als<br />
die im Inland Geborenen (gemessen am Anteil der über<br />
15-Jährigen mit tertiärer Ausbildung) (vgl. Abb. 11). Für<br />
viele Zuwanderer ist freilich die formale Anerkennung<br />
ihrer Abschlüsse in Deutschland noch immer ein großes<br />
Problem. Viele finden auf dem deutschen Arbeitsmarkt