23.09.2012 Aufrufe

Raiffeisenbank Murau Ihre Bank im Krankenhaus ... - LKH Stolzalpe

Raiffeisenbank Murau Ihre Bank im Krankenhaus ... - LKH Stolzalpe

Raiffeisenbank Murau Ihre Bank im Krankenhaus ... - LKH Stolzalpe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4<br />

Fachartikel<br />

Polypharmazie in der Geriatrie<br />

OA Dr. Vollmeier Andrea<br />

Abteilung für innere<br />

Medizin<br />

Bei geriatrischen<br />

Patienten ist die<br />

Vielzahl an Erkrankungen<br />

eher<br />

die Regel als die<br />

Ausnahme. Neben<br />

Herz- und<br />

Kreislauferkrankungenbestehen<br />

oft Asthma,<br />

Diabetes<br />

mellitus, sowie<br />

neurologische<br />

oder psychiat-<br />

rische Erkrankungen. Häufi g wird jede<br />

Einzeldiagnose nach entsprechenden<br />

aktuellen Guidelines bzw. Leitlinien<br />

therapiert, was unweigerlich zu einer<br />

Vielzahl an Medikamenten führt. Der<br />

geriatrische Patienten n<strong>im</strong>mt daher <strong>im</strong><br />

Durchschnitt acht vom Arzt verordnete<br />

Medikamente ein. Laut Defi nition<br />

der WHO besteht eine Polypharmazie<br />

ab der Einnahme von sechs Medikamenten.<br />

Mit steigender Anzahl der verordneten<br />

Medikamente sinkt meist die Mitarbeit<br />

des Patienten, die Einnahme ist nicht<br />

mehr gewährleistet, vom Patienten<br />

werden Medikamente selbst abgesetzt<br />

oder die Dosis reduziert. Je mehr Medikamente<br />

ein Patient einn<strong>im</strong>mt, desto<br />

schwieriger ist die Kontrolle, vor allem<br />

bei selbständigen älteren Patienten.<br />

Daher ist die Diskrepanz zwischen verordneten<br />

und tatsächlich eingenommenen<br />

Medikamenten sehr hoch. Zudem<br />

besteht bei älteren Patienten oft<br />

der Trend zur Selbstmedikation, sodass<br />

zu den verschriebenen Medikamenten<br />

noch weitere nicht verschreibungspfl<br />

ichtige Medikamente eingenommen<br />

werden, die in ihrer Wirkung oft unterschätzt<br />

werden, wie zum Beispiel<br />

Acetylsalicylsäure oder Johanniskrautpräparate,<br />

dafür eventuell notwendige<br />

Medikamente weggelassen werden.<br />

Mehrere Faktoren spielen be<strong>im</strong> geriatrischen<br />

Patienten eine Rolle, die zu<br />

Veränderungen der Medikamentenwirksamkeit<br />

führen oder das Risiko<br />

von Wechselwirkungen steigern können.<br />

Dazu zählen zunehmende funk-<br />

tionelle Defi zite, des Weiteren Alters-,<br />

Krankheits- oder Ernährungsbedingte<br />

Veränderungen der Körperzusammensetzung<br />

mit Verminderung der Muskelmasse,<br />

Änderung des Körperfettes<br />

und Wassergehaltes, sowie Einschränkung<br />

der funktionellen Kapazität der<br />

Organe.<br />

Die <strong>im</strong> Alter zunehmenden funktionellen<br />

Defi zite best<strong>im</strong>men nicht nur<br />

die Krankheitshäufi gkeit des Patienten<br />

durch Einschränkung seiner Alltagskompetenz,<br />

sondern vermindern auch<br />

die Fähigkeit zum Selbstmanagement<br />

der Medikamenteneinnahme. Hauptpunkte<br />

dafür sind Verminderung der<br />

Wahrnehmung, der Sehfähigkeit oder<br />

der manuellen Geschicklichkeit. Diese<br />

funktionellen Einschränkungen können<br />

zu Fehlern <strong>im</strong> richtigen Durchführen<br />

einer verordneten Medikamententherapie<br />

führen. So kann ein<br />

älterer Patient zum Beispiel eine Medikamentenpackung<br />

möglicherweise<br />

nicht mehr korrekt öff nen, vor allem<br />

einen kindersicheren Verschluss, eine<br />

kleine Tablette mit den Fingern nicht<br />

mehr aufnehmen oder danach wieder<br />

verlieren, das Medikament nicht richtig<br />

identifi zieren oder überhaupt den<br />

Th erapieplan bei einer großen Anzahl<br />

an Medikamenten nicht korrekt einhalten.<br />

Damit kann es zu Fehldosierungen,<br />

sowohl Unter-, als auch Überdosierungen<br />

best<strong>im</strong>mter Medikamente<br />

kommen.<br />

Alters-, Krankheits- oder Ernährungsbedingte<br />

Veränderungen der<br />

Körperzusammensetzung, sowie die<br />

Einschränkung der Organfunktionen<br />

beeinfl ussen die Pharmakokinetik von<br />

Medikamenten. Die Pharmakokinetik<br />

umfasst alle Prozesse <strong>im</strong> Organismus,<br />

welche die Konzentration eines Medikamentes<br />

<strong>im</strong> Blut beeinfl ussen können.<br />

Dazu zählen die Aufnahme über<br />

den Magen-Darmtrakt, die Verteilung<br />

in den verschiedenen Körpergeweben,<br />

die Umwandlung des Medikamentes<br />

in Wirkstoff e und die Ausscheidung<br />

des Wirkstoff s. Am Magen-Darmtrakt<br />

kann die verringerte Darmtätigkeit,<br />

verminderter Blutfl uss, die verminderte<br />

Oberfl äche der Darmzotten sowie<br />

die reduzierte Säuresekretion des<br />

Magens die Aufnahme eines Medikamentes<br />

beeinfl ussen. Insgesamt hat<br />

sich aber gezeigt, das dies keine allzu<br />

große Rolle spielt. Die Verteilung eines<br />

Medikamentes richtet sich nach seinen<br />

chemischen Eigenschaften, wie Wasser-<br />

bzw. Fettlöslichkeit. Bei älteren<br />

Patienten liegt sowohl physiologisch<br />

als auch häufi g ernährungsbedingt eine<br />

Zunahme des Fettanteils und eine Abnahme<br />

des Wasseranteils vor. Daher ist<br />

mit veränderten Verteilungsvolumina<br />

zu rechnen. Auch Veränderungen der<br />

Eiweißstoff e <strong>im</strong> Blut, <strong>im</strong> Alter vermindertes<br />

Serumalbumin, können eine<br />

Rolle spielen. Diese Veränderungen<br />

können in Summe einen Serumkonzentrationsanstieg<br />

von wasserlöslichen<br />

Substanzen bewirken, mit einer eventuellen<br />

Überdosierung, <strong>im</strong> Gegensatz<br />

dazu kann es zu einer erniedrigten<br />

Konzentration fettlöslicher Substanzen<br />

kommen. Den wichtigsten und<br />

größten altersbedingten Einfl uss auf<br />

die Pharmakokinetik haben Veränderungen<br />

in der Ausscheidung. Wasserlösliche<br />

Substanzen werden dabei eher<br />

über die Niere, fettlösliche Substanzen<br />

eher über die Leber ausgeschieden.<br />

Bei der Verminderung der Nierentätigkeit<br />

besteht daher die Gefahr einer<br />

Ansammlung von nierenpfl ichtigen<br />

Substanzen, bei verminderter Leberdurchblutung<br />

und damit herabgesetzter<br />

Leberfunktion die Gefahr einer<br />

Ansammlung leberpfl ichtigen Substanzen.<br />

Die Änderung der Pharmakokinetik<br />

<strong>im</strong> Alter muss vor allem bei<br />

chronisch Kranken mit Langzeittherapie<br />

berücksichtigt werden.<br />

Die Wahrscheinlichkeit von unerwünschten<br />

Nebenwirkungen steigt mit<br />

der Anzahl der eingenommenen Medikamente<br />

exponentiell, die Wechselwirkungen<br />

werden unvorhersehbar. Eine<br />

unerwünschten Arzne<strong>im</strong>ittelwirkung<br />

ist defi niert als ‚Ein dem Patienten<br />

schädigender oder für ihn unangenehmer<br />

Eff ekt, der auf die Wirkung<br />

eines Arzne<strong>im</strong>ittels beruht’ oder ‚Jede<br />

unerwünschte Reaktion, die auf ein<br />

Arzne<strong>im</strong>ittel ursächlich zurückgeführt<br />

werden kann, das in Dosierungen, die<br />

be<strong>im</strong> Menschen zur Vorbeugung, Di-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!