Infodienst Krankenhäuser - Ver.di
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Vor Ort<br />
Servicegesellschaft<br />
der Heidelberger Uniklinik: Streik<br />
Gegen untertarifliche<br />
Standards und Dumpinglöhne<br />
Die Klinik Service GmbH (KSG)<br />
wurde 2004 als 100%ige Tochter<br />
der Uniklinik Heidelberg gegründet.<br />
In <strong>di</strong>e KSG wurden sämtliche<br />
»patientenfernen« Bereiche<br />
(Küche, Reinigung, Lager, Fuhrpark,<br />
Pforten, Krankentransport,<br />
Wäscherei, Sterilisation, Casinos<br />
und Cafeterien) ausgegliedert und<br />
bereits privatisierte Bereiche wie<br />
<strong>di</strong>e Spülküche und der Wach<strong>di</strong>enst<br />
wurden in <strong>di</strong>e KSG »zurückgeholt«.<br />
Dadurch erzielte der Arbeitgeber<br />
bessere Qualitätskontrolle, Einsparung<br />
von 19% Mehrwertsteuer<br />
und Personalkosteneinsparungen<br />
durch untertarifliche Bezahlung.<br />
(Der Geschäftsführer beziffert <strong>di</strong>e<br />
Einsparungen auf 5-6 Millionen<br />
Euro im Jahr.)<br />
Uniklinik-Beschäftigte, <strong>di</strong>e in<br />
<strong>di</strong>esen Bereichen arbeiten, wurden<br />
weiterhin nach dem Tarifvertrag<br />
FRANZISKA BECKER<br />
■ 40<br />
der Uniklinik bezahlt (TVUK) und<br />
behielten ihre Arbeitsverträge mit<br />
der Uniklinik; sie sind der KSG<br />
»gestellt«. Neueingestellte bekommen<br />
im Schnitt 300 Euro weniger<br />
für <strong>di</strong>e gleiche Arbeit, haben<br />
eine längere Wochenarbeitszeit<br />
(40 Stunden mind.), haben keine<br />
Sonderzahlungen und auch sonst<br />
schlechtere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen,<br />
mit einem Wort: Sie sind tariflos.<br />
Inzwischen sind 62% der rund<br />
750 Beschäftigten im tariflosen<br />
Zustand. 70% der Beschäftigten<br />
sind Frauen, sehr viele Kolleginnen<br />
und Kollegen haben einen Migrationshintergrund.<br />
Jahrelang wurden sie durch befristete<br />
Arbeitsverträge geknebelt.<br />
Info im Klinikum<br />
Informationsblatt für <strong>di</strong>e Mitarbeiter im Uniklinikum Heidelberg<br />
V.i.S.d.P.: Mia Lindemann, ver.<strong>di</strong> Rhein-Neckar, Czernyring 20, 69115 Heidelberg, Tel.: 06221/53600<br />
<strong>Ver</strong>trauensleute im Klinikum<br />
Sonderausgabe: Die KlinikService GmbH im Klinikum<br />
Der Tarifvertrag - Sichere Regelungen zum Arbeitsvertrag<br />
Die KSG in Fakten<br />
Gesellschafter:<br />
�� Uniklinikum<br />
Der Tarifvertrag ist ein bewährtes Instrument, Rechte und Pflichten<br />
zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Betrieb sicher und bindend Tarifvertrag<br />
zu regeln. Er wird zwischen Arbeitgeber und der Gewerkschaft ausge-<br />
Zwischen<br />
handelt und von beiden Parteien am Ende unterzeichnet. Der Tarifvertrag<br />
hat sich auch über Jahrzehnte im Arbeitsrecht bewährt und wird in VER.DI<br />
fast allen Betrieben in Deutschland angewendet.<br />
Und der<br />
Auch <strong>di</strong>e Beschäftigten der KlinikService GmbH (KSG) der Uniklinik KSG<br />
Heidelberg haben ein Recht darauf, dass ihre Rechte und Pflichten in<br />
einem Tarifvertrag bindend geregelt werden. Hierzu hat <strong>di</strong>e Gewerk-<br />
Heidelberg<br />
Geschäftsführer:<br />
�� Roland Heibel<br />
�� Edgar Reisch<br />
Gründung:<br />
�� 2004<br />
schaft ver.<strong>di</strong> <strong>di</strong>e Geschäftsführung der KSG aufgefordert, <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen<br />
über einen Tarifvertrag aufzunehmen, jedoch bis jetzt ohne Erfolg.<br />
Mitarbeiter:<br />
�� 730 (KSG)<br />
�� 485 (in Gestellung)<br />
Tarifvertrag:<br />
Die KlinikService GmbH<br />
�� Nicht vorhanden<br />
Servicebereiche:<br />
�� Parkraumbewirtschaf-<br />
Die KlinikService GmbH wurde im Jahre 2004 als 100% Tochter der Uniklinik Heidelberg<br />
tung<br />
gegründet. Sie erfasst Bereiche, in denen Leistungen nicht <strong>di</strong>rekt am Patient erbracht werden.<br />
Sinn und Zweck der Gründung war <strong>di</strong>e Einsparung der Mehrwertsteuer für Leistungen,<br />
<strong>di</strong>e davor durch Fremdfirmen erbracht wurden, so wie <strong>di</strong>e Einstellungen neuer Mitarbeiter<br />
zu schlechteren Löhnen. Nachfolgend wurden <strong>di</strong>e einzelnen Bereiche in <strong>di</strong>e KSG übergeleitet<br />
und wurden zu Abteilungen der KSG. Hierdurch waren <strong>di</strong>ese Abteilungen im Klinikum<br />
nicht mehr vorhanden, womit auch <strong>di</strong>e Arbeitsplätze entfielen.<br />
Die Mitarbeiter, <strong>di</strong>e vor dem Übergang in den Abteilungen arbeiteten, wurden dann in <strong>di</strong>e<br />
KSG gestellt. Das heißt dass <strong>di</strong>e Mitarbeiter<br />
mit ihrem Arbeitsvertrag Beschäftigte<br />
des Klinikums bleiben, auch Wir wollen einen<br />
unter dessen Tarifvertragfallen, ihre<br />
Tarifvertrag<br />
Arbeitsleistung aber der KSG zur <strong>Ver</strong>fügung<br />
stellen . Weisungsbefugt ist <strong>di</strong>e<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
Abt. Sicherheit<br />
Pforten<br />
Krankentransport<br />
Haus<strong>di</strong>enst<br />
Betten- und Matratzenreinigung<br />
Sterilisation<br />
Casinos<br />
Cafeterias<br />
Speiseversorgung<br />
Spülküche<br />
Wäscherei<br />
KSG; Dienstpläne, Arbeitszeiten, Be-<br />
�� Unterhaltsreinigung<br />
triebsabläufe usw. werden von der KSG<br />
�� Lager<br />
erstellt. Dies führte in der <strong>Ver</strong>gangen-<br />
�� Einkauf<br />
heit mehrfach zu Komplikationen und<br />
Störungen im Betriebsablauf mancher<br />
�� Fuhrpark<br />
Abteilungen.<br />
Geplante Überleitungen:<br />
(Fortsetzung Seite 2)<br />
�� HA 3 Technik<br />
Zustän<strong>di</strong>ge Gewerkschaft:<br />
mit der<br />
�� VERDI<br />
wer gerecht entlohnt wird arbeitet auch gut<br />
Der Betriebsrat wurde zur Legitimation<br />
der Geschäftsführungspolitik<br />
missbraucht.<br />
Ein Tarifvertrag muss her<br />
Im Lauf des Jahres 2008 organisierten<br />
sich immer mehr Kolleginnen<br />
und Kollegen bei ver.<strong>di</strong>.<br />
Schließlich wählten sie im Herbst<br />
eine Tarifkommission und ver.<strong>di</strong><br />
forderte <strong>di</strong>e KSG zu Haustarifverhandlungen<br />
auf. Die ver.<strong>di</strong>-<br />
Tarifkommission stellte <strong>di</strong>e gleiche<br />
Forderung auf wie <strong>di</strong>e Kolleginnen<br />
und Kollegen der Uniklinik.<br />
Die Geschäftsführung lehnte<br />
Tarifverhandlungen ab und erhöhte<br />
von sich aus <strong>di</strong>e Löhne ab<br />
1. Januar um 3,5%.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
HELMUT ROOS