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Infodienst Krankenhäuser - Ver.di

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Asklepios-Kliniken Schwalm-Eder:<br />

Lohndumping und Arbeitsplatzvernichtung<br />

Outsourcing:<br />

130 Arbeitsplätze verloren<br />

Seit Anfang 2007 gehören <strong>di</strong>e<br />

zuvor kreiseigenen Kliniken im<br />

nordhessischen Schwalm-Eder-<br />

Kreis zum Asklepios-Konzern.<br />

Nachdem ein Notlagentarifvertrag,<br />

der <strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen<br />

vor Outsourcing und Kün<strong>di</strong>gung<br />

geschützt hatte, Ende 2008 ausgelaufen<br />

ist und ein neuer <strong>Ver</strong>trag<br />

aufgrund unerfüllbarer Arbeitgeberforderungen<br />

nicht abgeschlossen<br />

werden konnte, zeigt der<br />

Klinikkonzern, wie er sein Motto<br />

»Gemeinsam für Gesundheit« umsetzt.<br />

Seit April 2009 sind <strong>di</strong>e Bereiche<br />

Labor und Reinigungs<strong>di</strong>enst<br />

an externe Anbieter vergeben, <strong>di</strong>e<br />

Küche steht ab Ende Juni zur Disposition.<br />

130 Arbeitsplätze gehen<br />

an den drei Standorten der Klinik<br />

in Schwalmstadt, Homberg und<br />

Melsungen verloren.<br />

Ganz bewusst hat Asklepios alles<br />

getan, um einen Betriebsübergang<br />

zu vermeiden. Der hätte <strong>di</strong>e ArbeitnehmerInnen<br />

zumindest für<br />

ein Jahr geschützt. Ohne <strong>di</strong>esen<br />

Schutz konnten <strong>di</strong>e externen Anbieter<br />

auf dem Rücken der Beschäftigten<br />

mit Billigangeboten ins<br />

Rennen gehen. Die Folge: Nur wenige<br />

der ursprünglich Angestellten<br />

konnten bei den neuen Anbietern<br />

im Labor oder im Reinigungs<strong>di</strong>enst<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

einen Arbeitsplatz bekommen –<br />

und den auch nur zu erheblich<br />

schlechteren Lohn- und Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen.<br />

Dies hat natürlich Folgen für <strong>di</strong>e<br />

Qualität der Dienstleistung. Der<br />

Reinigungs<strong>di</strong>enst wurde von einem<br />

konzerneigenen Tochterunternehmen<br />

(Asklepios Service GmbH)<br />

übernommen. Zeitvorgaben wurden<br />

gekürzt, Flächenvorgaben<br />

erhöht – <strong>di</strong>e Reinigungskräfte<br />

stehen unter massivem Druck, <strong>di</strong>e<br />

geforderte Leistung ist kaum zu<br />

erbringen. Leistungen, <strong>di</strong>e zuvor<br />

der hauseigene Reinigungs<strong>di</strong>enst<br />

übernommen hatte, sind nun nicht<br />

mehr im Angebot enthalten. So<br />

muss sich jetzt der Pflege<strong>di</strong>enst,<br />

der ohnehin vom Stellenabbau betroffen<br />

ist, z.B. mit dem Transport<br />

und der <strong>Ver</strong>teilung von Wäsche<br />

oder Essencontainern beschäftigen.<br />

Zeit, <strong>di</strong>e nicht mehr für <strong>di</strong>e<br />

Pflege der Patienten zur <strong>Ver</strong>fügung<br />

steht. Gleichzeitig soll <strong>di</strong>e<br />

konzernweite Vorgabe umgesetzt<br />

werden, qualifiziertes Pflegepersonal<br />

durch ungelernte Kräfte zu ersetzen.<br />

Mindestens 30% der Beschäftigten<br />

in der Pflege sollen<br />

aus so genannten PflegeassistentInnen<br />

bestehen, <strong>di</strong>e le<strong>di</strong>glich in<br />

einem Kurzlehrgang fit gemacht<br />

und entsprechend niedrig eingruppiert<br />

werden.<br />

Auch im Laborbereich wurde der<br />

externe Anbieter allein unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten ausgewählt.<br />

Aber auch hier bewahrheitet<br />

sich, dass nicht jedes<br />

Discountangebot gut sein muss.<br />

So war der neue Anbieter überhaupt<br />

nicht in der Lage, <strong>di</strong>e zum<br />

1. April vereinbarten Leistungen<br />

zu erbringen. Eilig mussten Freistellungen<br />

des gekün<strong>di</strong>gten, hauseigenen<br />

Laborpersonals rückgängig<br />

gemacht werden, um<br />

Blutuntersuchungen durchführen<br />

zu können. Trotzdem hält der<br />

Arbeitgeber an der Outsourcingentscheidung<br />

fest. Denn es geht<br />

nur um den Preis.<br />

Asklepios zeigt einmal mehr, wie<br />

Privatisierung funktioniert und wie<br />

ein Krankenhauskonzern gute Gewinne<br />

generiert: auf dem Rücken<br />

der Kolleginnen und Kollegen.<br />

Es geht nicht, wie gerne behauptet,<br />

um bessere Organisation<br />

oder gar Qualität. In der Realität<br />

werden Arbeitsplätze vernichtet,<br />

<strong>di</strong>e Arbeit wird über <strong>di</strong>e Grenze<br />

der Erträglichkeit ver<strong>di</strong>chtet,<br />

das Lohnniveau wird durch Tarifflucht<br />

massiv gedrückt und<br />

Qualifikationen werden heruntergeschraubt.<br />

Gemeinsam für<br />

Gesundheit eben. ■<br />

Heike Grau, ver.<strong>di</strong> Nordhessen<br />

■ 37<br />

Vor Ort<br />

THOMAS LANGREDER, HANNOVER (3)<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

43, S. 56

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