Infodienst Krankenhäuser - Ver.di
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Der ganz normale Wahnsinn<br />
Berufspolitik<br />
GERD ALTMANN / PIXELIO.DE<br />
Ein Nacht<strong>di</strong>enst<br />
auf der Intensivstation<br />
Es ist 20.15 Uhr und ich fahre<br />
zum Nacht<strong>di</strong>enst auf <strong>di</strong>e Intensivstation.<br />
Was mag mich heute erwarten?<br />
Durch Krankheit und Stellenreduzierungen<br />
sind 3 gesperrte<br />
Betten (von insgesamt 23 Betten<br />
plus 1 Akutbett) und 7 MitarbeiterInnen<br />
(statt 8 bis 9 MitarbeiterInnen)<br />
zum Standard geworden.<br />
In <strong>di</strong>eser Nacht liegen bei uns<br />
20 PatientInnen, 14 davon beatmet.<br />
Eine Patientin mit einem<br />
nichtinvasiven Beatmungshelm.<br />
Diese Form der Beatmung erfordert<br />
eine besonders zeitbindende<br />
Betreuung.<br />
Zudem sind drei Zimmer von<br />
Isolierungsmaßnahmen wegen<br />
hochresistenter Keime betroffen.<br />
Das bedeutet, dass jede MitarbeiterIn,<br />
<strong>di</strong>e das Zimmer betritt,<br />
vorher Haube, Mundschutz,<br />
Kittel und Handschuhe anziehen<br />
muss.<br />
■ 22<br />
Für <strong>di</strong>ese Nacht heißt das: Eine<br />
Mitarbeiterin versorgt drei PatientInnen,<br />
teilweise isoliert und häufig<br />
alle drei beatmet und instabil.<br />
Der Dienst beginnt schon sehr<br />
unruhig, denn ein Notfallpatient<br />
muss im so genannten »Akutraum«<br />
versorgt werden.<br />
Parallel dazu müssen auf der<br />
internistischen Seite zwei PatientInnen<br />
plötzlich und schnell auf<br />
<strong>di</strong>e Peripherie verlegt werden,<br />
denn in der Ambulanz warten bereits<br />
zwei neue PatientInnen. Da<br />
es keine Hauptnachtwache mehr<br />
gibt, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>ese Aufgabe früher<br />
übernommen hat, wird von der<br />
zustän<strong>di</strong>gen Kollegin von Intensiv<br />
erwartet, dass sie <strong>di</strong>e PatientInnen<br />
selbst auf <strong>di</strong>e periphere Station<br />
bringt. Dies ist bei den alten Betten<br />
im Haus nicht alleine möglich,<br />
so dass eine zweite Pflegekraft<br />
mitfahren muss. Dies bedeutet,<br />
dass für <strong>di</strong>esen Zeitraum nur noch<br />
fünf KollegInnen auf Station anwesend<br />
sind.<br />
PROGNOST (5)<br />
Als wir wieder auf der Intensiv<br />
ankommen und <strong>di</strong>e zweite <strong>Ver</strong>legung<br />
in Angriff nehmen wollen,<br />
steht schon der erste Patient aus<br />
der Notaufnahme auf Station. Dieser<br />
muss zunächst auf dem Flur<br />
warten, da das Zimmer noch nicht<br />
gereinigt ist. Dies fällt zusätzlich<br />
in unsere Tätigkeit, wenn wir<br />
nachts PatientInnen verlegen.<br />
Ich nehme den Patienten auf<br />
und meine Kollegin sucht sich<br />
Hilfe, um den zweiten Patienten<br />
auf <strong>di</strong>e Station zu fahren.<br />
Zwischenzeitlich wird der Notfallraum<br />
für eine weitere neue<br />
Patientin mit <strong>Ver</strong>dacht auf Meningitis<br />
benötigt. Dies hat zur Folge,<br />
dass der dort eigentlich liegende<br />
Patient schnellstens auf <strong>di</strong>e Peripherie<br />
verlegt werden muss, was<br />
natürlich wieder von uns erwartet<br />
wird.<br />
Nachdem alle neu angekommen<br />
PatientInnen fürs Erste versorgt<br />
sind, ist es mittlerweile schon kurz<br />
vor Mitternacht. Jetzt sehe ich<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009