Infodienst Krankenhäuser - Ver.di
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ISSN 1612-9180<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
<strong>Krankenhäuser</strong><br />
info<strong>di</strong>enst.krankenhaeuser@ver<strong>di</strong>.de<br />
http://gesundheit-soziales.ver<strong>di</strong>.de/branchenpolitik/krankenhaeuser/info<strong>di</strong>enst_krankenhaeuser<br />
Gesundheit, Soziale Dienste<br />
Wohlfahrt und Kirchen<br />
<strong>Ver</strong>einte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Nr. 45 / Juni 2009
Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Vorwort<br />
Impressum ISSN 1612-9180<br />
Der <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> ist eine <strong>Ver</strong>öffentlichung<br />
der <strong>Ver</strong>einten Dienstleistungsgewerkschaft ver.<strong>di</strong>,<br />
ein Kooperationsprojekt aller 11 ver.<strong>di</strong>-Landesbezirke<br />
sowie des ver.<strong>di</strong>-Bundesvorstandes, Fachbereich 3, Ressort 9<br />
V.i.S.d.P. Joachim Lüddecke, ver.<strong>di</strong>-Landesbezirk<br />
Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hannover,<br />
Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 12 400 - 154,<br />
joachim.lueddecke@ver<strong>di</strong>.de<br />
Endredaktion: Joachim Lüddecke, Dominik Schirmer<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />
nicht in jedem Fall <strong>di</strong>e Meinung der Redaktion wieder.<br />
Preis: nach dem Selbstkostendeckungsprinzip,<br />
im ver.<strong>di</strong>-Mitgliedsbeitrag enthalten<br />
Auflage: 18.000<br />
Titelfoto: KaDe Lorch, Hannover<br />
<strong>Ver</strong>teileränderungen: bitte an Rainer Bobsin/freeStyle grafik<br />
Gestaltung: Rainer Bobsin/freeStyle grafik, Windthorststr. 3-4,<br />
30167 Hannover, ver<strong>di</strong>@freestylegrafik.de<br />
Druck: BWH Hannover GmbH<br />
In <strong>di</strong>eser Ausgabe liegen <strong>di</strong>e<br />
Schwerpunkte bei den Themen<br />
Tarifauseinandersetzungen in den<br />
Gesundheitskonzernen, bei der<br />
Diakonie sowie den Konflikten<br />
im Bereich mehrerer Universitätskliniken.<br />
Bei den Helios-Akutkliniken ist<br />
endlich ein Tarifabschluss gelungen.<br />
Bei der Rhön Klinikum AG<br />
hingegen denkt man laut über Anpassungsklauseln<br />
im Kontext mit<br />
der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
nach, während beim Kuratorium<br />
für Dialyse und Nierentransplantation<br />
<strong>Ver</strong>gütungserhöhungen von<br />
den Beschäftigten selbst bezahlt<br />
werden sollen.<br />
Ein weiterer Focus ist gerichtet<br />
auf <strong>di</strong>e Diakonie, <strong>di</strong>e mit einer<br />
Streik- und Aktionswoche Anfang<br />
Mai gezeigt bekommen hat,<br />
dass <strong>di</strong>e Diakonie der EKD keine<br />
gewerkschaftsfreie Zone ist und<br />
<strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen<br />
ihre Grundrechte in Anspruch<br />
nehmen.<br />
■ 2<br />
Wir berichten über Entwicklungen<br />
in acht Universitätskliniken,<br />
wobei <strong>di</strong>e Hauptauseinandersetzung<br />
um untertarifliche Standards<br />
und Dumpinglöhne, insbesondere<br />
in den (ausgegliederten) Servicebereichen,<br />
geführt wird. Ein<br />
großer Erfolg beim Universitätsklinikum<br />
Aachen: Die geplante Privatisierung<br />
der Mikrobiologie und<br />
des Zentrallabors ist vom Tisch!<br />
Zum Schluss noch ein paar Impressionen<br />
von der beeindruckenden<br />
Demonstration am 16. Mai<br />
2009 in Berlin mit 100.000 Menschen.<br />
Mit <strong>di</strong>esen Eindrücken wollen<br />
wir euch in <strong>di</strong>e Sommerzeit<br />
schicken. ■<br />
Mit besten Grüßen<br />
Joachim Lüddecke und<br />
Dominik Schirmer<br />
RENATE STIEBITZ, POTSDAM (3)<br />
<strong>Ver</strong>teileränderungen<br />
Eine dringende Bitte unserer<br />
Druckerei, da sie nicht zustän<strong>di</strong>g ist:<br />
Bei <strong>Ver</strong>teileränderungen, sei es<br />
Anschriften, Liefermengen oder was<br />
auch immer, bitte Rainer Bobsin /<br />
freeStyle grafik informieren!<br />
ver<strong>di</strong>@freestylegrafik.de<br />
Eigentlich wollen wir <strong>di</strong>e hier in Hannover<br />
aber auch nicht haben, meint der Säzzer ;-)<br />
Redaktionsschluss ist<br />
immer freitags 12 Uhr<br />
Nr. erscheint Red.schluss<br />
46 Oktober 2009 18. September<br />
47 Dezember 2009 6. November<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
VER.DI REGION SÜD-OST-NIEDERSACHSEN
W-2256-03-0305<br />
Ich möchte Mitglied werden ab:<br />
Monat/Jahr<br />
Persönliche Daten:<br />
Name<br />
Vorname/Titel<br />
Straße/Hausnr.<br />
PLZ Wohnort<br />
Geburtsdatum<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
In <strong>di</strong>esem Heft<br />
Gesundheitspolitik<br />
Mehr Pflegestellen durchgesetzt<br />
– aber wie verteilen? ___________________4<br />
ver.<strong>di</strong>-Handlungshilfe<br />
»Pflegeförderprogramm« _______________5<br />
EU-Kommission: Grünbuch »Arbeitskräfte<br />
im Gesundheitswesen in Europa«__6<br />
Tarifpolitik<br />
Helios-Akutkliniken: Tarifabschluss_______8<br />
»Gewerkschaftsfresser« Helios in Plauen __9<br />
Azubi-Tarifverträge unter Dach und Fach:<br />
Paracelsus + Damp Hol<strong>di</strong>ng ____________10<br />
Erstmals tarifiert: PPiA-<strong>Ver</strong>gütung ______11<br />
Rhön AG fordert Absenkungsklauseln___11<br />
Sana Lichtenberg: Kün<strong>di</strong>gung des<br />
Anwendungstarifvertrages _____________12<br />
KfH und GML: Beschäftigte sollen<br />
<strong>Ver</strong>gütungserhöhung selbst bezahlen! __13<br />
AHG: Tarifrunde 2009 _________________14<br />
Asklepios: Wortbruch der Arbeitgeber __15<br />
Diakonie: Streik- und Aktionswoche ___16<br />
Hessen-Nassau: »Nachschlag<br />
geht immer!« ______________________18<br />
Niedersachsen: Tarifeinigung<br />
in letzter Sekunde__________________20<br />
Staatsangehörigkeit<br />
Geschlecht weiblich männlich<br />
Beschäftigungsdaten<br />
Arbeiter/in Angestellte/r<br />
Beamter/in DO-Angestellte/r<br />
Selbststän<strong>di</strong>ge/r freie/r Mitarbeiter/in<br />
Vollzeit<br />
Teilzeit Anzahl Wochenstd.<br />
Erwerbslos<br />
Wehr-/Zivil<strong>di</strong>enst bis<br />
Azubi-Volontär/in-<br />
Referendar/in bis<br />
Schüler/in-Student/in bis<br />
(ohne Arbeitseinkommen)<br />
Praktikant/in bis<br />
Altersteilzeit bis<br />
Sonstiges<br />
Bin/war beschäftigt bei (Betrieb/Dienststelle/Firma/Filiale)<br />
Straße/Hausnummer im Betrieb<br />
PLZ Ort<br />
Personalnummer im Betrieb<br />
Branche<br />
Berufspolitik<br />
Kranken- und AltenpflegerInnen beklagen<br />
schlechte Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen _________21<br />
Der ganz normale Wahnsinn ___________22<br />
Internationales<br />
Änderung der EU-Arbeitszeitrichtlinie<br />
ist gescheitert_________________________24<br />
EU-Parlament: Tödliche Zwischenfälle<br />
in <strong>Krankenhäuser</strong>n verringern__________24<br />
Deutschland<br />
Personalvertretung: Vom Co-Management<br />
zur Opposition? _________________25<br />
BAG: Boni für Gewerkschaftsmitglieder<br />
zulässig_______________________________26<br />
Aus den Landesbezirken<br />
DRK-Trägergesellschaft Süd-West:<br />
Erfolgreicher Tarifabschluss ____________28<br />
Hessen: Neuer Anlauf für kommunalen<br />
Klinikverbund im Rhein-Main-Gebiet ___29<br />
Vor Ort<br />
LeserInnenbriefe bitte an: Joachim Lüddecke, ver.<strong>di</strong>-Landesbezirk<br />
Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hannover<br />
Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 0511 / 12 400 - 154<br />
info<strong>di</strong>enst.krankenhaeuser@ver<strong>di</strong>.de<br />
<strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Asklepios Hamburg: Rahmenbetriebsvereinbarung<br />
SP-EXPERT________________30<br />
Lippische Nervenklinik Dr. Spernau,<br />
Bad Salzuflen (NRW): Streik_____________31<br />
ausgeübte Tätigkeit<br />
ich bin Meister/in-Techniker/in-Ingenieur/in<br />
Ich war Mitglied der Gewerkschaft:<br />
von: bis:<br />
Monat/Jahr Monat/Jahr<br />
Einzugsermächtigung:<br />
Ich bevollmächtige <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>, den satzungsgemäßen<br />
Beitrag bis auf Widerruf im Lastschrifteinzugsverfahren<br />
zur Monatsmitte zum Monatsende<br />
monatlich halbjährlich<br />
vierteljährlich jährlich<br />
oder im Lohn-/Gehaltsabzugsverfahren*<br />
monatlich bei meinem Arbeitgeber<br />
einzuziehen. *(nur möglich in ausgewählten Unternehmen)<br />
Name des Gel<strong>di</strong>nstituts/Filiale (Ort)<br />
Bankleitzahl Kontonummer<br />
Name Kontoinhaber/in (Bitte in Druckbuchstaben)<br />
Datum/Unterschrift Kontoinhaber/in<br />
Tarifvertrag<br />
Tarifl. Lohn- oder Gehaltsgruppe<br />
bzw. Besoldungsgruppe<br />
Tätigkeits-/Berufsjahr, Lebensalterstufe<br />
regelmäßiger monatlicher Bruttover<strong>di</strong>enst<br />
Euro<br />
Uniklinikum Aachen: Privatisierung<br />
Mikrobiologie + Zentrallabor vom Tisch __32<br />
Me<strong>di</strong>zinische Hochschule Hannover: Dienstvereinbarung<br />
sichert Beschäftigung_____34<br />
Uniklinikum Göttingen: Situation<br />
im Mai 2009 __________________________35<br />
Rhön-Uniklinik Gießen-Marburg:<br />
Tarifabschluss nach Warnstreik _________36<br />
Asklepios Schwalm-Eder (Hessen):<br />
Lohndumping + Arbeitsplatzvernichtung _37<br />
Public-Private-Partnership<br />
an der Charité teuer ___________________38<br />
Uniklinik Leipzig: Tarifabschluss ________39<br />
Servicegesellschaft der Heidelberger<br />
Uniklinik: Streik________________________40<br />
Weg frei zum größten universitären<br />
Herzzentrum Deutschlands _____________42<br />
Wir in ver.<strong>di</strong><br />
Landesbezirke FB 3____________________43<br />
Bundesverwaltung Ressort 9 / FB 3 ____44<br />
Bildungsangebote,<br />
Seminare, Tagungen __________45<br />
Literatur- und<br />
Internettipps____________________46<br />
Bei Anfragen per E-Mail bitte Absender nicht vergessen, damit<br />
wir gleich <strong>di</strong>e zustän<strong>di</strong>gen Ansprechpersonen bei ver.<strong>di</strong> vermitteln können.<br />
Das Redaktionsteam behält sich vor, Zuschriften gekürzt zu veröffentlichen.<br />
Monatsbeitrag: Euro<br />
Der Mitgliedsbeitrag beträgt nach § 14 der ver.<strong>di</strong>-<br />
Satzung pro Monat 1% des regelmäßigen monatlichen<br />
Bruttover<strong>di</strong>enstes. Für Rentner/innen, Pensionär/innen,<br />
Vorruheständler/innen, Krankengeldbezieher/innen<br />
und Erwerbslose beträgt der Monatsbeitrag<br />
0,5% des regelmäßigen Bruttoeinkommens. Der<br />
Mindestbeitrag beträgt € 2,50 monatlich. Für Hausfrauen/Hausmänner,<br />
Schüler/innen, Stu<strong>di</strong>erende, Wehr-,<br />
Zivil<strong>di</strong>enstleistende, Erziehungsgeldempfänger/innen<br />
und Sozialhilfeempfänger/innen beträgt der Beitrag<br />
€ 2,50 monatlich. Jedem Mitglied steht es frei, höhere<br />
Beiträge zu zahlen.<br />
Datenschutz<br />
Ich erkläre mich gemäß § 4a Abs. 1 und 3 BDSG einverstanden,<br />
dass meine mein Beschäftigungs- und<br />
Mitgliedschaftsverhältnis betreffenden Daten, deren<br />
Änderungen und Ergänzungen, im Rahmen der<br />
Zweckbestimmung meiner Gewerkschaftsmitgliedschaft<br />
und der Wahrnehmung gewerkschaftspolitischer<br />
Aufgaben elektronisch verarbeitet und<br />
genutzt werden.<br />
Ergänzend gelten <strong>di</strong>e Regelungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
in der jeweiligen Fassung.<br />
Datum/Unterschrift<br />
Werber/in:<br />
Name<br />
Vorname<br />
Telefon<br />
Mitgliedsnummer<br />
In eigener Sache<br />
Beitrittserklärung www.mitgliedwerden.ver<strong>di</strong>.de<br />
KID 45
Gesundheitspolitik<br />
Mehr Pflegestellen durchgesetzt<br />
– aber wie verteilen?<br />
Wenn in den letzten 10 Jahren<br />
bundesweit 50.000 Stellen in der<br />
Pflege abgebaut wurden und jetzt<br />
aufgrund unseres Kampfes für<br />
eine <strong>Ver</strong>besserung der Finanzierung<br />
der <strong>Krankenhäuser</strong> ca.<br />
17.000 neue Pflegestellen durch<br />
<strong>di</strong>e Krankenkassen finanziert werden,<br />
dann ist das nicht Nichts,<br />
aber es bedeutet natürlich trotzdem,<br />
dass nach wie vor ein Mangel<br />
besteht und dass <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>teilung<br />
<strong>di</strong>eser 17.000 Stellen eine<br />
<strong>Ver</strong>teilung des Mangels ist.<br />
Genau so verhält es sich in unserem<br />
Klinikum. Hier wurden seit<br />
2002 ca. 180 Pflegestellen abgebaut,<br />
jetzt werden – verteilt über<br />
3 Jahre – ca. 80 Stellen hinzukommen.<br />
Es stellt sich also <strong>di</strong>e Frage, wie<br />
man <strong>di</strong>ese zusätzlichen Stellen verteilen<br />
soll, um möglichst für viele<br />
Beschäftigte wenigstens eine gewisse<br />
Erleichterung zu schaffen.<br />
Dies ist nicht einfach.<br />
Ein paar Vorschläge scheiden<br />
jedoch aus unserer Sicht von<br />
vornherein aus:<br />
■ Die Stellen dürfen nicht in den<br />
Bereichen geschaffen werden, in<br />
denen weitere Leistungssteigerungen<br />
geplant sind. Dies lehnen wir<br />
ab, nicht weil wir gegen weitere<br />
Stellen in <strong>di</strong>esen Bereichen sind,<br />
sondern weil wir der Meinung<br />
sind, dass <strong>di</strong>ese Stellen nicht aus<br />
dem Topf des neuen Krankenhausfinanzierungsreformgesetzes<br />
geschaffen werden dürfen. Das<br />
Gesetz sieht <strong>di</strong>e Stellen für eine<br />
Erleichterung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
in der Pflege vor. Die<br />
Finanzierung zusätzlicher Leistungssteigerungen<br />
stellt aber<br />
keine Erleichterung dar, sondern<br />
würde nur <strong>di</strong>e Arbeitsbelastung<br />
auf dem jetzigen Stand einfrieren.<br />
Deshalb sind wir der Meinung,<br />
■ 4<br />
dass <strong>di</strong>e Geschäftsleitung in den<br />
Bereichen, in denen Leistungssteigerungen<br />
geplant sind, zusätzliche<br />
Stellen mit anderen Mitteln schaffen<br />
muss. Schließlich führen sie ja<br />
auch zu Mehreinnahmen.<br />
■ Die Stellen sind nicht für Funktionsbereiche<br />
vorgesehen, denn<br />
wenn <strong>di</strong>ese Stellen in <strong>di</strong>e Funktionsbereiche<br />
wandern und dort<br />
ebenfalls wieder dazu benutzt<br />
würden, um noch mehr Patienten<br />
noch schneller durchzuschleusen,<br />
würde das <strong>di</strong>e Stationen noch<br />
mehr belasten. Auch hier gilt also:<br />
Geplante Leistungssteigerungen in<br />
Funktionsbereichen müssen natürlich<br />
zu Stellenschaffungen führen.<br />
Auch sie müssen aber gesondert<br />
finanziert werden.<br />
■ Die Gelder sind auch nicht<br />
dafür da, weitere administrative<br />
Stellen in der Pflege, sei <strong>di</strong>es in<br />
Bereichen der Pflege<strong>di</strong>enstleitungen,<br />
in Stabstellenbereichen oder<br />
im Bereich der Dokumentation/<br />
<strong>Ver</strong>schlüsselung zu schaffen. Auch<br />
das hätte mit einer Erleichterung<br />
der Aufgaben der Pflege nichts zu<br />
tun, außer es würden tatsächlich<br />
Tätigkeiten von der Pflege weggenommen<br />
werden.<br />
■ Genau so wenig hilfreich wäre<br />
<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>wendung der Gelder für<br />
Pflegehilfsstellen. Sie würden den<br />
Arbeitsdruck vielleicht etwas mindern,<br />
wären aber insgesamt teuer<br />
erkauft, weil so <strong>di</strong>e Zerlegung des<br />
Pflegeberufs in Einzeltätigkeiten<br />
noch weiter fortschreiten würde.<br />
Nachdem klar ist, wie man <strong>di</strong>e<br />
Stellen nicht verteilen sollte,<br />
bleibt aber <strong>di</strong>e Frage, wie der<br />
beste Nutzen zu erzielen ist<br />
■ Man könnte <strong>di</strong>e Stellen natürlich<br />
gleichmäßig über alle Stationen<br />
verteilen, dann hätte jeder<br />
etwas davon. Dieses Etwas wäre<br />
aber extrem wenig und es steht zu<br />
befürchten, dass es sich nicht<br />
wirklich in Richtung Arbeitserleichterung<br />
auswirken würde.<br />
■ Man könnte <strong>di</strong>e Stellen<br />
schwerpunktmäßig auch in <strong>di</strong>e<br />
Stationen verteilen, <strong>di</strong>e am meisten<br />
belastet sind und <strong>di</strong>es auch<br />
über Überlastungsanzeigen kundgetan<br />
haben. Das wäre für <strong>di</strong>ese<br />
Bereiche sicherlich sinnvoll und<br />
würde einen effektiven Nutzen<br />
bringen. Andererseits würden <strong>di</strong>e<br />
vielen anderen Bereiche, <strong>di</strong>e auch<br />
überlastet sind (nur vielleicht nicht<br />
ganz so extrem) völlig leer ausgehen.<br />
■ Eine weitere Möglichkeit wäre,<br />
<strong>di</strong>e Stellen in Projekte zu stecken,<br />
<strong>di</strong>e sich auf viele Bereiche auswirken,<br />
ohne dass <strong>di</strong>e Stellen konkret<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
EVELIX / PIXELIO.DE
RENATE STIEBITZ, POTSDAM (4)<br />
einzelnen Bereichen zugeordnet<br />
werden. So wäre es z.B. möglich,<br />
alle Stellen, <strong>di</strong>e durch Mutterschutz<br />
frei werden, ab dem ersten<br />
Mutterschutztag zu besetzen. Dies<br />
würde eine konkrete Entlastung<br />
für <strong>di</strong>e jeweils betroffenen Bereiche<br />
bedeuten.<br />
■ Ebenfalls möglich wäre es, das<br />
Geld für Notfallspringer<strong>di</strong>enste<br />
oder Ruf<strong>di</strong>enste zu verwenden, um<br />
im konkreten Einzelfall Arbeitsspitzen<br />
abzufangen.<br />
■ Denkbar wäre es auch, <strong>di</strong>e<br />
Stellen in Spezialfunktionen einzusetzen<br />
(z.B. Stomatherapeut, Pain-<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Nurse usw.), in der Hoffnung, dass<br />
<strong>di</strong>ese Funktionen zu einer Entlastung<br />
für viele Bereiche führen.<br />
Das Problem hierbei ist nur, dass<br />
<strong>di</strong>e allgemeinen Erfahrungen auf<br />
den Stationen eher <strong>di</strong>e sind, dass<br />
<strong>di</strong>es nicht zu einer Entlastung sondern<br />
zu einer <strong>Ver</strong>komplizierung<br />
führt und im Zweifelsfall <strong>di</strong>e jeweils<br />
zustän<strong>di</strong>ge Fachkraft gerade<br />
nicht anwesend ist oder sein kann<br />
und man deswegen <strong>di</strong>e Arbeit<br />
dann doch wieder selbst machen<br />
muss.<br />
■ Eine weitere Möglichkeit wäre<br />
es, Interme<strong>di</strong>ate-Care-Stationen<br />
mit einer verbesserten Personalbesetzung<br />
einzurichten, <strong>di</strong>e dann<br />
<strong>di</strong>e Aufgabe hätten, zu verhindern,<br />
dass schwere Fälle zu früh<br />
von Intensiv- auf Normalstation<br />
(und ggf. wieder zurück) verlegt<br />
werden müssen. Auch das würde<br />
zu einer Entlastung auf den Normalstationen<br />
führen.<br />
Man sieht, es gibt keine<br />
einfache Lösung<br />
<strong>Ver</strong>mutlich wäre ein Mix aus<br />
spezieller Hilfe für einzelne stark<br />
überlastete Bereiche und Maßnahmen,<br />
<strong>di</strong>e für möglichst viele<br />
eine <strong>Ver</strong>besserung bedeuten, am<br />
sinnvollsten. Hinzu kommt, dass<br />
<strong>di</strong>e Geschäftsleitung in den <strong>Ver</strong>handlungen<br />
mit dem Personalrat<br />
vermutlich durchsetzen will, dass<br />
Leistungssteigerungen finanziert<br />
werden. ■<br />
Christina Ernst, ver.<strong>di</strong> Stuttgart,<br />
in: Krankenhausinfo der ver.<strong>di</strong>-<br />
Betriebsgruppe am Klinikum Stuttgart,<br />
Nr. 2, April 2009, Seite 3<br />
http://gesundheit-soziales.ver<strong>di</strong>.de/branchenpolitik/krankenhaeuser/pflegefoerderprogramm<br />
Download der ver.<strong>di</strong>-Handlungshilfe »Pflegeförderprogramm«<br />
Mit dem Krankenhausfinanzierungsreformgesetz vom Februar 2009<br />
wird <strong>di</strong>e Einstellung von zusätzlichem Pflegepersonal drei Jahre finanziell<br />
unterstützt.<br />
ver.<strong>di</strong> will erreichen, dass <strong>di</strong>e Fördermittel maximal ausgeschöpft werden,<br />
denn <strong>di</strong>e Pflegenden brauchen dringend Entlastung. Sie haben Entlastung<br />
ver<strong>di</strong>ent.<br />
Wir haben dazu eine Handlungshilfe für Betriebsräte/Personalräte/Mitarbeitervertretungen<br />
erstellt. Sie wird immer dann aktualisiert, wenn wir<br />
aufgrund von Hinweisen und Rückmeldungen aus der Praxis dazu Bedarf<br />
sehen. ■<br />
■ 5<br />
Gesundheitspolitik
Gesundheitspolitik<br />
EU-Kommission: Grünbuch »Arbeitskräfte<br />
im Gesundheitswesen in Europa«<br />
Grünbuch lässt<br />
viele Fragen offen<br />
Das Grünbuch »Arbeitskräfte<br />
im Gesundheitswesen in Europa«<br />
der EU-Kommission ist nach ver.<strong>di</strong>-<br />
Ansicht unausgegoren. Zwar begrüßt<br />
ver.<strong>di</strong>, dass sich <strong>di</strong>e Kommission<br />
überhaupt mit dem Thema<br />
befasst. Die Schlüsse aber, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e<br />
EU zieht, werden dem Problem<br />
nicht gerecht. ver.<strong>di</strong> dringt darauf,<br />
das Grünbuch gründlich zu überarbeiten.<br />
Wie auch <strong>di</strong>e Gewerkschaften<br />
und <strong>di</strong>e Wissenschaft sieht <strong>di</strong>e EU<br />
<strong>di</strong>e Gefahr, dass im Gesundheitswesen<br />
in Europa in absehbarer<br />
Zeit Fachkräfte händeringend gesucht<br />
werden.<br />
Der Grund dafür liegt auf der<br />
Hand: Der demografische Wandel<br />
hat zur Folge, dass <strong>di</strong>e Zahl der<br />
alten und sehr alten Menschen<br />
steigt, während <strong>di</strong>e Zahl der Menschen<br />
im erwerbsfähigen Alter<br />
eher sinkt. Gleichzeitig werden<br />
neue Me<strong>di</strong>zintechnologien eingeführt,<br />
neue Methoden der<br />
Diagnose und Behandlung. Ferner<br />
müsse damit gerechnet werden,<br />
http://europa.eu/documents/comm/green_papers/index_de.htm<br />
■ 6<br />
dass neue Gesundheitsgefahren<br />
auftreten – wie me<strong>di</strong>kamentenresistente<br />
Viren oder Bakterien.<br />
Um <strong>di</strong>ese Aufgaben bewältigen<br />
zu können, seien »effiziente und<br />
effektive Arbeitskräfte« in ausreichender<br />
Zahl und von höchster<br />
Qualität notwen<strong>di</strong>g, so <strong>di</strong>e EU-<br />
Kommission im Grünbuch.<br />
Das Gesundheitswesen<br />
im Binnenmarkt<br />
Damit es im Gesundheitswesen<br />
auch in Zukunft noch genügend<br />
Fachkräfte gibt, setzt <strong>di</strong>e EU auf<br />
den Binnenmarkt und auf <strong>di</strong>e Freizügigkeit<br />
– sowohl bei den Beschäftigten<br />
als auch bei der Gesundheits<strong>di</strong>enstleistung<br />
selbst.<br />
Vor <strong>di</strong>esem Hintergrund schlägt<br />
sie eine Reihe von Maßnahmen<br />
vor. Zuerst Aus-, Weiter- und Fortbildung.<br />
Sie setzt darauf, dass Arbeitskräfte<br />
sehr mobil sind – auch<br />
über <strong>di</strong>e nationalen Grenzen hinweg.<br />
Das will sie organisieren. Sie<br />
will ferner den Umgang mit neuen<br />
Technologien und Behandlungsmethoden<br />
fördern als auch <strong>di</strong>e<br />
»Selbststän<strong>di</strong>gkeit« der Anbieter<br />
von Gesundheits<strong>di</strong>enstleistungen<br />
ausbauen.<br />
Dabei ist eines klar: Die Kommission<br />
betrachtet das Gesundheitswesen<br />
als einen der dynamischsten<br />
Wirtschaftsbereiche der EU.<br />
Sie sieht das Gesundheitswesen<br />
vorrangig als einen Markt, der das<br />
Potenzial hat, Innovationsmotor zu<br />
sein. Diese Sicht der Dinge spiegelt<br />
sich auch in dem Blick, den<br />
<strong>di</strong>e EU-Kommission auf das Fachkräftepotential<br />
im Gesundheitswesen<br />
richtet. Sie will Arbeitskräfte<br />
»effizient und effektiv«.<br />
Und <strong>di</strong>ese sollen durch Qualifizierung<br />
und einen Mentalitätswandel<br />
http://gesundheitspolitik.ver<strong>di</strong>.de/internationales/europa/gruenbuch_arbeitskraefte_des_gesundheitswesens_in_europa<br />
auf <strong>di</strong>e neuen Herausforderungen<br />
eines freizügigen »europäischen<br />
Gesundheitsmarktes« vorbereitet<br />
werden.<br />
ver.<strong>di</strong> kritisiert: Dieser Blickwinkel<br />
ist viel zu eingeschränkt. Das<br />
Gesundheitswesen ist eben nicht<br />
ausschließlich Markt. Gesundheits<strong>di</strong>enstleistungen<br />
sind eben nicht in<br />
erster Linie als Güter und Patienten<br />
und Patientinnen nicht als<br />
Kunden zu sehen. Gesundheits-,<br />
Pflege- und auch soziale Dienste<br />
haben eine existenzielle Bedeutung<br />
für <strong>di</strong>e Nutzer und Nutzerinnen<br />
und deren besondere Schutzbedürfnisse.<br />
Die Weiterentwicklung der<br />
»Gesundheitswirtschaft« darf <strong>di</strong>e<br />
sozialpolitischen Ziele wie Qualität<br />
und Gerechtigkeit in der <strong>Ver</strong>sorgung,<br />
gute Zugangschancen für<br />
sozial Schwache oder den Solidaritätsgedanken<br />
nicht aus den Augen<br />
verlieren. Das gleiche trifft auf <strong>di</strong>e<br />
Arbeitskräfte zu: Wer <strong>di</strong>e Förderung<br />
des Nachwuchses und <strong>di</strong>e<br />
Weiterbildung der Beschäftigten<br />
allein aus wirtschaftspolitischen<br />
Gesichtspunkten sieht, wird<br />
Schiffbruch erleiden.<br />
Dreh- und Angelpunkt<br />
»Demografie«<br />
Das Grünbuch arbeitet mehr mit<br />
Unterstellungen und weniger mit<br />
Analyse. Ein herausstechendes<br />
Beispiel dafür ist <strong>di</strong>e Frage: Warum<br />
sind <strong>di</strong>e Belegschaften in den<br />
Einrichtungen des Gesundheitswesens<br />
und der Pflege so alt? Kein<br />
Zweifel, gesellschaftlich ist der<br />
demografische Wandel in vollem<br />
Gange. Doch <strong>di</strong>e Kommission<br />
unterstellt, dass eine Bevölkerung,<br />
<strong>di</strong>e altert, auch zwangsläufig zu<br />
alternden Belegschaften führen<br />
muss. Doch da irrt <strong>di</strong>e Kommission.<br />
Zwar weisen in Deutschland<br />
<strong>di</strong>e Belegschaften heute schon ein<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
Von Weiß- und Grünbüchern<br />
Die von der EU-Kommission herausgegebenen Grün- und Weißbücher<br />
sind nicht als Rechtsakte, sondern als Diskussionsgrundlage zu verstehen.<br />
Ein Grünbuch spiegelt <strong>di</strong>e Grundpositionen der Kommission und ihre<br />
Sicht der Dinge. Dazu nehmen <strong>di</strong>e Sozialpartner und andere Interessengruppen<br />
Stellung. Diese Positionen werden dann zusammengefasst und<br />
in einem Weißbuch vorgestellt. Auf <strong>di</strong>eser Grundlage kann ein Aktionsprogramm<br />
oder eine Richtlinie der EU für den betreffenden Bereich entstehen.<br />
Diese bilden dann <strong>di</strong>e Grundlage für gemeinsame Aktivitäten und<br />
Maßnahmen der Mitgliedsstaaten. ■<br />
relativ hohes Durchschnittsalter<br />
aus: In den <strong>Krankenhäuser</strong>n liegt<br />
es bei 41 Jahren, in der Altenpflege<br />
bei 45 Jahren. Der Grund<br />
dafür aber ist in der unzureichenden<br />
Personal- und Organisationsentwicklung,<br />
der Reduzierung von<br />
Ausbildung sowie in den schlechten<br />
Arbeits- und Entlohnungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
der letzten Jahre zu<br />
suchen. Das heißt: Es ist inzwischen<br />
schlicht für junge Leute<br />
nicht mehr attraktiv, Pflegeberufe<br />
zu ergreifen.<br />
Deshalb sind gesundheitsfördernde<br />
Maßnahmen für ältere<br />
Beschäftigte oder eine Imagekampagne<br />
für Pflegeberufe nicht<br />
falsch, aber ver.<strong>di</strong> fordert als<br />
problemadäquate Antwort einen<br />
Para<strong>di</strong>gmenwechsel in der Personalpolitik.<br />
Dabei geht es darum,<br />
<strong>di</strong>e Ausbildungs-, Qualifizierungsund<br />
Einstellungspolitik in den<br />
Einrichtungen des Gesundheitswesens<br />
zu verändern. Die Arbeitsund<br />
Entlohnungsbe<strong>di</strong>ngungen sind<br />
so zu gestalten, dass eine dauerhafte<br />
Erwerbstätigkeit im Gesundheitswesen<br />
befördert wird. Das<br />
gilt für <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong> und gilt<br />
ebenso für <strong>di</strong>e Pflege.<br />
Was heißt das konkret?<br />
So ist z.B. <strong>di</strong>e häusliche Pflege<br />
unter <strong>di</strong>e Lupe zu nehmen. Denn<br />
vielerorts ist ihre Situation mangelhaft.<br />
Zu fragen ist, wie chronisch<br />
Kranke und pflegebedürftige<br />
Menschen in ihren eigenen vier<br />
Wänden gepflegt und betreut<br />
werden. Welche und wie viel<br />
Pflege ist nötig – sowohl körperlich<br />
als auch me<strong>di</strong>zinisch und sozial?<br />
Was können und wollen Angehörige<br />
übernehmen? Was muss<br />
von professionell Pflegenden geleistet<br />
werden? Notwen<strong>di</strong>g ist<br />
dabei auch, dass der Pflegebegriff<br />
neu definiert wird. Mit welchen<br />
Arbeitsbelastungen ist <strong>di</strong>e Pflege<br />
in der privaten Häuslichkeit konfrontiert?<br />
Und was ist uns eine<br />
Pflege wert, <strong>di</strong>e mehr ist als waschen,<br />
Essen geben und me<strong>di</strong>zinisch<br />
betreuen.<br />
Diese Fragen zu beantworten<br />
heißt <strong>Ver</strong>änderung in den Arbeitsund<br />
Entlohnungsbe<strong>di</strong>ngungen der<br />
Beschäftigten! Und: Die Kommunen<br />
müssen bei der Pflege eine<br />
größere <strong>Ver</strong>antwortung übernehmen<br />
als bisher. Die Städte und Gemeinden<br />
müssen den Pflegemarkt<br />
steuern. Denn <strong>di</strong>eser Markt ist<br />
weitgehend privatisiert. Wer, wenn<br />
nicht <strong>di</strong>e Kommunen, könnte<br />
dafür sorgen, dass <strong>di</strong>e Qualität<br />
stimmt, dass es nicht zu viele und<br />
nicht zu wenige Angebote gibt? ■<br />
Dr. Margret Steffen, ver.<strong>di</strong>-<br />
Bundesverwaltung<br />
ver.<strong>di</strong> fordert insgesamt zur Überarbeitung des Grünbuches:<br />
■ Gesundheits<strong>di</strong>enstleistungen sind Dienstleistungen im allgemeinen<br />
Interesse und als solche der öffentlichen Daseinsversorgung zu behandeln.<br />
■ Bei der Weiterentwicklung sind sozialpolitische Ziele wie Qualität<br />
und Gerechtigkeit in der <strong>Ver</strong>sorgung, gute Zugangschancen für sozial<br />
Schwache oder der Solidaritätsgedanke in den Vordergrund zu stellen.<br />
■ Im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung sind <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>säumnisse<br />
in der Entwicklung der Ausbildung zu beheben und in neue Aus- und<br />
Weiterbildungskonzepte zu gießen.<br />
■ Die Behandlung der Mobilität und der Migration von Arbeitskräften<br />
darf nicht auf <strong>di</strong>e zirkuläre Migration ausgerichtet sein.<br />
■ Bei der Entwicklung des Arbeitskräftepotenzials der »Selbststän<strong>di</strong>gen«<br />
darf <strong>di</strong>e Förderung der Niederlassungsfreiheit oder der Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />
nicht zu »illegaler« Pflege führen.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 7<br />
<strong>Ver</strong>einte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Gesundheitspolitik
Tarifpolitik<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
44, S. 13<br />
und 43, S. 28<br />
Helios-Akutkliniken: Abkopplung verhindert!<br />
ver.<strong>di</strong> setzt kräftige<br />
Einkommenserhöhung durch<br />
In der Tarifverhandlung am<br />
7./8. Mai 2009 in Berlin konnte<br />
ein Tarifabschluss erreicht werden.<br />
Für <strong>di</strong>e Beschäftigten in den<br />
Kliniken, <strong>di</strong>e nicht den TVöD<br />
anwenden:<br />
Unser Erfolg: Eine kräftige<br />
Einkommenserhöhung<br />
Ab 1. März 2009: 50 Euro Sockelbetrag<br />
plus 3% – also insgesamt<br />
eine Erhöhung von 5,38%<br />
(KR Va Stufe 1) oder 5,47% (BAT<br />
VI b Stufe 5). Zusätzlich werden<br />
mit Inkrafttreten des Tarifvertrages<br />
225 Euro Einmalzahlung fällig.<br />
Ab 1. März 2010 steigen <strong>di</strong>e<br />
<strong>Ver</strong>gütungen um weitere 2,4%.<br />
Rechnet man <strong>di</strong>e Erhöhungen<br />
zusammen, ergibt sich für 2009<br />
und 2010 in der Krankenpflege<br />
(KR V Stufe 2) ein Plus von 7,89%,<br />
bei einer Angestellten (BAT V c<br />
Stufe 2) von 8,05% auf den Tabellenwert<br />
plus jeweils den 225 Euro.<br />
Unser Erfolg: Eine soziale<br />
Komponente<br />
Das ist uns mit dem Sockelbetrag<br />
gelungen. Damit steigen <strong>di</strong>e<br />
unteren Entgeltgruppen stärker an<br />
– weil <strong>di</strong>e Preise für Miete, Essen<br />
und Benzin für alle gleich sind.<br />
■ 8<br />
Unser Erfolg: Ost-West-<br />
Angleichung<br />
Bis zum 1. Januar 2010 ist in<br />
allen Kliniken <strong>di</strong>e Ost-West-Angleichung<br />
vollzogen. Egal, ob jetzt<br />
97% oder in einzelnen Berufsgruppen<br />
nur 85% gezahlt werden:<br />
stufenweise in 2009 angehoben<br />
werden dann in Ost und West alle<br />
gleich bezahlt: 100%.<br />
Ab Januar 2010 hört also <strong>di</strong>e<br />
Zusatzbemerkung »Ost« oder<br />
»West« endlich auf! Es gibt nur<br />
noch eine Bezeichnung: »Krankenschwester<br />
oder Angestellter bei<br />
Helios«.<br />
Unser Erfolg: Ordentliches<br />
Plus für <strong>di</strong>e Azubis und<br />
Schaffung einer einheitlichen<br />
Helios-Tabelle<br />
Rückwirkend zum 1. Januar<br />
2009 werden <strong>di</strong>e Ausbildungsvergütungen<br />
monatlich um 80 Euro<br />
erhöht. Erstmals wurde nun gleichzeitig<br />
eine Tabelle der Helios-Ausbildungsvergütungen<br />
geschaffen.<br />
Pflege BBiG<br />
1. Jahr 770 Euro 650 Euro<br />
2. Jahr 830 Euro 710 Euro<br />
3. Jahr 1.150 Euro 850 Euro<br />
Für <strong>di</strong>e Azubis, <strong>di</strong>e noch weit<br />
unterhalb <strong>di</strong>eser Tabellenwerte liegen<br />
und <strong>di</strong>e mit 80 Euro <strong>di</strong>esen<br />
Wert noch nicht erreichen, muss<br />
<strong>di</strong>e Ausbildungsvergütung am<br />
1. August 2010 auf <strong>di</strong>e Tabelle angehoben<br />
werden.<br />
Gleichzeitig haben wir vereinbart,<br />
dass alle Azubis ab dem<br />
2. Halbjahr 2009 ein Notebook zur<br />
internen und externen Nutzung<br />
erhalten. Dieses können sie nach<br />
erfolgreichem Abschluss behalten.<br />
Wenn <strong>di</strong>eses Angebot angenommen<br />
wird, verringert sich <strong>di</strong>e jeweilige<br />
Ausbildungsvergütung um<br />
15 Euro.<br />
Azubi in TVöD-Kliniken:<br />
Diejenigen, <strong>di</strong>e jetzt in Ausbildung<br />
sind und nach TVAöD bezahlt<br />
werden, behalten <strong>di</strong>ese <strong>Ver</strong>gütungen.<br />
Sie erhalten dann auch<br />
<strong>di</strong>e Erhöhungen, <strong>di</strong>e im öffentlichen<br />
Dienst in 2010/2011 abgeschlossen<br />
werden.<br />
Unser Erfolg: 400 Euro für<br />
TVöD-Kliniken (statisch)<br />
Beschäftigte in TVöD-Kliniken,<br />
<strong>di</strong>e in 2008/2009 ca. 8% Entgelterhöhung<br />
erhalten haben, bekommen<br />
im Juni 2010 eine Einmalzahlung<br />
von 400 Euro.<br />
Unser Erfolg: Ärztetabelle<br />
umgesetzt<br />
Die bestehende Ärztetabelle<br />
wird rückwirkend zum 1. Oktober<br />
2008 in Kraft gesetzt. Damit auch<br />
<strong>di</strong>e unterschiedlichen Laufzeiten<br />
der Tarifverträge für ärztliches und<br />
nichtärztliches Personal wieder<br />
einheitlich sind, werden <strong>di</strong>ese mit<br />
der nächsten Tarifrunde synchronisiert.<br />
Unser Erfolg: Kinderbetreuungszuschuss<br />
gilt weiter<br />
Auch zukünftig gibt es für <strong>di</strong>e<br />
Zeit der ersten 3 Jahre <strong>di</strong>e Möglichkeit<br />
des Kinderbetreuungs-<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
LUTZ FISCHER (2), FRANK PLOSS (2)
zuschusses von bis zu 100 Euro.<br />
Hierbei wurden auch bisher streitige<br />
Punkte konkretisiert.<br />
Unser Erfolg: <strong>Ver</strong>schlechterungen<br />
im Manteltarifvertrag<br />
abgewehrt<br />
Die von Helios eingebrachten<br />
<strong>Ver</strong>schlechterungen z.B. für <strong>di</strong>e<br />
Zahlung des Mehrarbeitszuschlages<br />
oder <strong>di</strong>e Kürzung des Zuschlages<br />
am Heiligabend wurden abgewehrt.<br />
Es bleibt bei den bisherigen<br />
Regelungen.<br />
Vorfahrt für ver.<strong>di</strong>-Mitglieder<br />
Damit <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-Bundestarifkommission<br />
<strong>di</strong>e Meinung der Mitglieder<br />
in ihr Votum einbeziehen<br />
kann, wird vom 15. Mai bis 4. Juni<br />
2009 <strong>di</strong>e Mitgliederbefragung<br />
durchgeführt. ■<br />
Gabriele Gröschl-Bahr, ver.<strong>di</strong>-<br />
Bundesverwaltung<br />
TARIF ■<br />
Mai 2009 ınƒo<br />
für <strong>di</strong>e Beschäftigten der<br />
Helios-Akutkliniken<br />
Mitgliederbefragung zum Tarifabschluss 2009/2010<br />
vom 15. Mai bis 4. Juni 2009<br />
Vorfahrt für ver.<strong>di</strong>-Mitglieder – jetzt ist deine Meinung gefragt!<br />
Mit dem Tarifergebnis 2009<br />
■ werden <strong>di</strong>e Entgelte am 1.3.2009 um 50 Euro Sockelbetrag plus 3%,<br />
■ am 1.3.2010 um weitere 2,4% erhöht.<br />
Dies entspricht einer Tabellenerhöhung von durchschnittlich 8%.<br />
■ Zusätzlich gibt es bei Zustimmung zum Tarifergebnis mit dem Juni-<br />
Gehalt 225 Euro.<br />
■ Die Ost-West-Angleichung auf 100% wird bis zum 31.12.2009<br />
umgesetzt.<br />
■ Auszubildende erhalten eine eigene Tabelle und rückwirkend<br />
zum 1.1.2009 monatlich 80 Euro mehr.<br />
■ Beschäftigte, <strong>di</strong>e in Kliniken noch den TVöD anwenden, erhalten neben<br />
der Erhöhung aus dem öffentlichen Dienst für 2008/2009 im Juni 2010<br />
eine weitere Einmalzahlung von 400 Euro.<br />
� Ich stimme dem Ergebnis zu.<br />
� Ich stimme dem Ergebnis nicht zu.<br />
� Im Falle einer Ablehnung bin ich bereit, für ein besseres Ergebnis zu streiken.<br />
Antwort bitte an<br />
ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>trauensleute im Betrieb<br />
oder<br />
<strong>di</strong>e zustän<strong>di</strong>ge ver.<strong>di</strong>-Bezirksverwaltung<br />
Gesundheit, Soziale Dienste<br />
Wohlfahrt und Kirchen<br />
<strong>Ver</strong>einte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Bad Gandersheim<br />
Krefeld<br />
»Gewerkschaftsfresser«<br />
Helios in Plauen<br />
Im Helios Vogtland-Klinikum<br />
Plauen gelten <strong>di</strong>e Regeln der sozialen<br />
Marktwirtschaft und des Anstands<br />
offenbar nicht. Die Konzerngeschäftsführung<br />
deckt das.<br />
Erst verbot der Geschäftsführer,<br />
Dietmar Beyer, im November<br />
2008 <strong>di</strong>e Durchführung einer<br />
ver.<strong>di</strong>-Tarifbefragung. Als ver.<strong>di</strong>-<br />
Sekretär Harald Krause einen<br />
Raum für ein Treffen der ver.<strong>di</strong>-<br />
Betriebsgruppe im April 2009 im<br />
Klinikum reservieren wollte, erklärte<br />
ihm der Geschäftsführer,<br />
das Klinikum stelle Gewerkschaften<br />
seine Räumlichkeiten nicht<br />
zur <strong>Ver</strong>fügung.<br />
Das Vorgehen gegen ver.<strong>di</strong> in<br />
Plauen wird vom Vorsitzenden der<br />
Fresenius-Helios-Geschäftsführung,<br />
Dr. Francesco De Meo,<br />
gedeckt. Bei allen Krankenhaus-<br />
JAN-CORD FUHRMANN, GÖTTINGEN<br />
KADE LORCH, HANNOVER<br />
■ 9<br />
Tarifpolitik<br />
Geltungsbereich Akut-Kliniken<br />
Der Tarifabschluss gilt nur für <strong>di</strong>e Kliniken, <strong>di</strong>e vom<br />
Geltungsbereich des Konzern-Tarifvertrages erfasst<br />
sind, bzw. <strong>di</strong>e Kliniken, <strong>di</strong>e seit Anfang 2007 durch<br />
spezielle Tarifverträge in den Konzern-Tarifvertrag<br />
übergeleitet wurden.<br />
Die Kliniken Bad Gandersheim und Northeim in<br />
Niedersachsen, <strong>di</strong>e Kliniken Mansfelder Land, Krefeld<br />
und Überlingen sind nach deren Kauf noch nicht<br />
übergeleitet.<br />
Der Konzern-Tarifvertrag beschreibt jedoch <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>pflichtung,<br />
ein halbes Jahr nach Rechtswirksamkeit<br />
eines Kaufs von Kliniken <strong>di</strong>ese in den Tarifvertrag<br />
überzuleiten. Deshalb hat Helios bereits im Januar<br />
2009 ver.<strong>di</strong> zu den Überleitungsverhandlungen aufgefordert.<br />
■<br />
Reha-Kliniken<br />
Auch für <strong>di</strong>e Reha-Kliniken wurde begonnen, einen<br />
konzernweiten Tarifvertrag zu verhandeln. Im September<br />
2008 haben <strong>di</strong>e Arbeitgeber <strong>di</strong>e Tarifverhandlungen<br />
unterbrochen. Ihre Begründung: Die Beschäftigten<br />
im Reha-Bereich wollen keinen einheitlichen<br />
Tarifvertrag.<br />
Die ver.<strong>di</strong>-Bundestarifkommission sah und sieht <strong>di</strong>es<br />
anders. Ob der bestehende Vorschalttarifvertrag nun<br />
weiter Bestand haben wird, muss <strong>di</strong>e Tarifkommission<br />
demnächst entscheiden. ■<br />
konzernen kann sich ver.<strong>di</strong> als<br />
Gewerkschaft normal betätigen.<br />
Bei Helios werden <strong>di</strong>e Regeln des<br />
Anstands verletzt, wenn der Tarifpartner<br />
ver.<strong>di</strong> behandelt wird wie<br />
ein Aussätziger. Klinikum-Beschäftigte,<br />
<strong>di</strong>e sich als Gewerkschaftsmitglied<br />
in ihrem Haus<br />
treffen wollen, um gewerkschaftliche<br />
Arbeit zu besprechen, werden<br />
vor <strong>di</strong>e Tür gewiesen. Gleichzeitig<br />
will Helios als bester unter<br />
den Klinikkonzernen gelten,<br />
wenn es um Privatisierungen<br />
geht. Das passt nicht zusammen.<br />
Ein privates Wirtschaftunternehmen<br />
ist kein demokratiefreier<br />
Raum und gewerkschaftliche Arbeit<br />
im Betrieb ist Bestandteil der<br />
sozialen Demokratie. ■<br />
Gisela Mende, ver.<strong>di</strong> Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt, Thüringen
INGE THAMM, BREMERHAVEN FREESTYLE<br />
Azubi-Tarifverträge unter Dach und Fach<br />
Tarifpolitik<br />
Paracelsus<br />
Seit dem 1. April 2009 gilt für<br />
<strong>di</strong>e Auszubildenden bei den Paracelsus-Kliniken<br />
ein eigenstän<strong>di</strong>ger<br />
Tarifvertrag. Er gilt für <strong>di</strong>e Auszubildenden<br />
nach dem Berufsbildungsgesetz<br />
sowie nach dem<br />
Krankenpflegegesetz.<br />
Damp Hol<strong>di</strong>ng AG<br />
Die Tarifverhandlungen für <strong>di</strong>e<br />
Auszubildenden bei der Damp Hol<strong>di</strong>ng<br />
AG konnten zu einem guten<br />
Ende gebracht werden. Für <strong>di</strong>e<br />
Auszubildenden der Berufsgruppen<br />
Gesundheits- und Krankenpflege,<br />
Hebammen und Operationstechnischer<br />
Assistenten sowie<br />
alle Auszubildenden, <strong>di</strong>e unter das<br />
Berufsbildungsgesetz fallen, gelten<br />
<strong>di</strong>ese Tarifverträge.<br />
Es wurden ein Manteltarifvertrag,<br />
in dem u.a. Urlaub, Arbeitszeit,<br />
Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall,<br />
Freistellung vor der Prüfung<br />
■ 10<br />
Mehr Geld<br />
Die Ausbildungsvergütung beträgt<br />
seit dem 1.4.2009:<br />
Pflege BBiG<br />
1. Jahr 807 Euro 687,34 Euro<br />
2. Jahr 867 Euro 736,15 Euro<br />
3. Jahr 966 Euro 780,93 Euro<br />
4. Jahr 843,06 Euro<br />
Zeitzuschläge werden entsprechend<br />
dem Manteltarifvertrag<br />
Paracelsus gezahlt; also z.B. Feiertagszuschlag<br />
von 35%, Sonntagszuschlag<br />
von 25%.<br />
Die Jahressonderzahlung (»Weihnachtsgeld«)<br />
beträgt 50% zuzüglich<br />
einer Ergebnisbeteiligung.<br />
Bei Bestehen der Abschlussprüfung<br />
bis einschließlich der Note<br />
»befrie<strong>di</strong>gend« wird eine Abschlussprämie<br />
von 500 Euro gezahlt.<br />
etc. geregelt ist, und ein Entgelttarifvertrag<br />
vereinbart. Eine Jahressonderzahlung<br />
erhalten <strong>di</strong>e<br />
Auszubildenden ebenfalls.<br />
2009 wird aller<strong>di</strong>ngs nur den<br />
Gewerkschaftsmitgliedern das<br />
volle »Weihnachtsgeld« ausgezahlt.<br />
Unser Ziel, <strong>di</strong>e Ausbildungsvergütungen<br />
auf das Niveau des<br />
TVöD anzuheben, wird in vier<br />
Schritten erreicht. Der erste Anpassungsschritt<br />
erfolgte am<br />
1.4.2009. Dadurch erhöhen sich<br />
zum Beispiel <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>gütungen für<br />
KrankenpflegeschülerInnen in<br />
Stralsund im ersten Jahr um mehr<br />
als 500 Euro auf 725,58 Euro!<br />
Weitere Anpassungsschritte folgen<br />
zum Januar 2010 und 2011. Ende<br />
2011 werden <strong>di</strong>e jetzigen TVöD-<br />
<strong>Ver</strong>gütungen erreicht.<br />
Ein Erfolg der nur möglich war,<br />
weil sich viele Auszubildende in<br />
JUPP STIER, MÜNCHEN<br />
Klarheit für <strong>di</strong>e Übernahme<br />
nach der Ausbildung<br />
Spätestens 6 Monate vor dem<br />
Ende der Ausbildung muss der<br />
Arbeitgeber erklären, ob eine<br />
Übernahme erfolgt.<br />
Erholung muss sein<br />
Der Urlaubsanspruch beträgt bis<br />
zum 30. Lebensjahr 26 Arbeitstage,<br />
bis zum 40. Lebensjahr<br />
29 Arbeitstage, dann 30 Arbeitstage.<br />
Sonstige Regelungen<br />
Weiter sind Fragen zum Zeugnis,<br />
dem Ausbildungsvertrag etc. geregelt.<br />
■<br />
Gabriele Gröschl-Bahr, ver.<strong>di</strong>-<br />
Bundesverwaltung<br />
ver.<strong>di</strong> organisiert haben. Aus ihrer<br />
Mitte hatte sich eine Tarifkommission<br />
gebildet, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Interessen<br />
der Azubis konsequent vertreten<br />
hat. Die Auszubildenden haben<br />
ihre Interessen selber in <strong>di</strong>e Hand<br />
genommen und nicht gewartet,<br />
bis ihre Interessen von anderen<br />
vertreten werden. ■<br />
Oliver Dilcher, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
Erstmals tarifiert: PPiA erhalten <strong>Ver</strong>gütung!<br />
Die Ausbildung zur Psychologischen<br />
Psychotherapeutin bzw. zum<br />
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten<br />
sieht nach Abschluss<br />
des Hochschulstu<strong>di</strong>ums eine praktische<br />
Tätigkeit zwingend vor, <strong>di</strong>e<br />
der Approbation voranzugehen<br />
hat. Diese gesetzliche Vorgabe<br />
sieht eine Bezahlung nicht vor.<br />
Die Konsequenz ist, dass viele<br />
Arbeitgeber <strong>di</strong>ese ausgebildeten<br />
PsychologInnen, SozialpädagogInnen<br />
oder PädagogInnen gerne als<br />
Arbeitskräfte nutzen, <strong>di</strong>ese aber<br />
nicht entsprechend bezahlen.<br />
Mit <strong>di</strong>eser Forderung der Arbeitgeber<br />
wurde ver.<strong>di</strong> erstmals bei<br />
den laufenden Tarifverhandlungen<br />
in Leipzig und Kronach konfrontiert.<br />
Begründet wurde <strong>di</strong>ese aus<br />
Sicht der Arbeitgeber zwingende<br />
Regelung mit der Wirtschaftskrise<br />
und den Regelungen, <strong>di</strong>e jetzt bei<br />
Daimler und anderswo vereinbart<br />
worden seien.<br />
Einmal abgesehen davon, dass<br />
wir uns nicht im Bereich der Autoindustrie<br />
bewegen, sondern im Bereich<br />
der Gesundheitswirtschaft,<br />
ist <strong>di</strong>ese Forderung schlicht skandalös.<br />
Auf Bilanzpressekonferenzen<br />
berichtet der Vorstandvorsitzende<br />
Herr Pföhler voller Stolz von<br />
immer höheren Gewinnen, <strong>di</strong>e im<br />
Konzern erwirtschaftet werden<br />
(zuletzt über 31 Mio. Euro im<br />
Quartal, damit deutlich mehr als<br />
geplant) und auf der anderen<br />
Seite werden <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungsführer<br />
offensichtlich nicht nur vom<br />
Vorstand angewiesen, vorsorglich<br />
Gehaltsabsenkungen für den Fall<br />
von Ertragseinbrüchen zu vereinbaren.<br />
Und das, obwohl Herr<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Ein Umstand, der sich in der<br />
Damp Hol<strong>di</strong>ng AG dank unserer<br />
Tarifverhandlungen nun geändert<br />
hat. In Damp sind <strong>di</strong>e PsychologInnen<br />
überdurchschnittlich gut in<br />
ver.<strong>di</strong> organisiert. Dies hat sich<br />
jetzt für <strong>di</strong>ese Berufsgruppe ausgezahlt.<br />
Der abgeschlossene Tarifvertrag<br />
für PraktikantInnen* beinhaltet<br />
eine <strong>Ver</strong>gütung für <strong>di</strong>e Psychologischen<br />
PsychotherapeutInnen in<br />
Höhe von 1.460 Euro brutto. <strong>Ver</strong>bindlich<br />
festgelegt sind weiterhin<br />
<strong>di</strong>e regelmäßige Arbeitszeit, Erho-<br />
Pföhler erklärt hat, <strong>di</strong>e Finanzkrise<br />
schlage auf den Bereich der Gesundheitswirtschaft<br />
nicht durch.<br />
Hier drängen sich geradezu<br />
Fragen auf:<br />
■ Hat der Hauptaktionär Sorge um<br />
seine Dividende und soll <strong>di</strong>ese<br />
durch den Lohnverzicht der Beschäftigten<br />
gesichert werden?<br />
■ Sind 130 Millionen Euro Gewinn<br />
nicht genug?<br />
■ Warum sollen in Betrieben wie<br />
Herzzentrum Leipzig, Meiningen<br />
oder Park-Krankenhaus Leipzig<br />
keine Westlöhne gezahlt werden?<br />
(Alle drei Häuser haben<br />
2008 einen Gewinn von mehr<br />
als 40 Mio. Euro realisiert.)<br />
■ Warum zahlt der Konzern in der<br />
Uniklinik Gießen-Marburg (siehe<br />
»Vor Ort« in <strong>di</strong>esem <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>)<br />
sogar über TVöD-Niveau und im<br />
Osten sollen sich <strong>di</strong>e Kollegen<br />
mit 20 bis 25% weniger Gehalt<br />
für <strong>di</strong>e gleiche Arbeit zufrieden<br />
geben?<br />
■ Sind <strong>di</strong>ese Betriebe nur <strong>di</strong>e<br />
»Cash-Cow« oder …?<br />
lungsurlaub, Entgeltfortzahlung<br />
im Krankheitsfall etc.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass <strong>di</strong>eses<br />
Beispiel Schule macht und <strong>di</strong>e Kolleginnen<br />
und Kollegen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>ese<br />
Ausbildung realisieren, auch anderswo<br />
ein existenzsicherndes Einkommen<br />
während der Ausbildung<br />
erhalten. ■<br />
Oliver Dilcher, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />
* Der TV gilt auch für alle PraktikantInnen<br />
der Berufe Sozialarbeiter, Sozialpädagogen,<br />
Heilpädagogen, Masseure<br />
und Me<strong>di</strong>zinische Bademeister.<br />
Rhön AG fordert tarifliche Absenkungsklauseln<br />
■ 11<br />
Tarifpolitik<br />
Zu PPiA siehe<br />
auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
42, S. 25f. und<br />
38, S. 29<br />
Wir meinen:<br />
Es ist unanstän<strong>di</strong>g, in der Krise nur <strong>di</strong>e Interessen<br />
der Aktionäre im Auge zu haben. Jeder<br />
Euro, den wir in Tarifverhandlungen erstreiten,<br />
geht <strong>di</strong>rekt in den Konsum und sichert Arbeitsplätze<br />
bei uns und anderswo.<br />
Die Kultur der Gier: Ist sie im Konzern angekommen?<br />
Bestimmt sie das Denken und Handeln<br />
der Führungskräfte? Harter Tobak? Nein!<br />
Hart ist es, trotz anerkannt gut laufender<br />
Geschäfte den MitarbeiterInnen ihren Anteil<br />
weiterhin vorenthalten zu wollen.<br />
Immer mehr Kolleginnen und Kollegen haben<br />
<strong>di</strong>es erkannt und wehren sich.<br />
■ In Leipzig und Meiningen haben sich mehr<br />
als 750 Kolleginnen und Kollegen am Warnstreik<br />
beteiligt. Diesen Rückenwind brauchen<br />
<strong>di</strong>e Tarifkommissionen am <strong>Ver</strong>handlungstisch.<br />
■ In den letzten Monaten haben sich fast 1.000<br />
Rhön-Kolleginnen und -Kollegen in ver.<strong>di</strong> neu<br />
organisiert und es werden jeden Tag mehr. In<br />
vielen Betrieben sind wir als Gewerkschaft<br />
jetzt aktions- und handlungsfähig geworden.<br />
Leider noch nicht überall, aber wir werden<br />
jetzt, dort wo wir stark sind, ernst genommen<br />
von den Arbeitgebern.<br />
Wer jetzt ver.<strong>di</strong> stark macht, stärkt uns alle! ■<br />
Oliver Dilcher, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung
Tarifpolitik<br />
Zum Sana-Konzerntarifvertrag<br />
siehe <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
44, S. 14ff.<br />
Sana-Klinikum Lichtenberg:<br />
Kün<strong>di</strong>gung des Anwendungstarifvertrages<br />
ver.<strong>di</strong> hat nach intensiver Diskussion<br />
mit seinen Mitgliedern beschlossen,<br />
den bestehenden Anwendungstarifvertrag<br />
mit dem<br />
Sana-Klinikum Lichtenberg zum<br />
31. Dezember 2009 zu kün<strong>di</strong>gen.<br />
Zusätzlich wurde der Vorschalttarifvertrag<br />
zur Arbeitszeit, der <strong>di</strong>e<br />
Grundlage für <strong>di</strong>e Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />
ist, zum 31. März 2009<br />
gekün<strong>di</strong>gt.<br />
Erste Son<strong>di</strong>erungsverhandlung<br />
Die Tarifvertragsparteien haben<br />
sich darauf verstän<strong>di</strong>gt, ohne Zeitdruck<br />
eine erste Son<strong>di</strong>erung zur<br />
möglichen Überleitung der Beschäftigten<br />
in <strong>di</strong>e zwischen ver.<strong>di</strong><br />
und den Sana Kliniken AG abgeschlossenen<br />
Konzerntarifverträge<br />
durchzuführen. In der ersten Son<strong>di</strong>erung<br />
im Klinikum Lichtenberg<br />
hat ver.<strong>di</strong> seine tariflichen Vorstellungen<br />
dargelegt.<br />
Beibehaltung der<br />
38,5-Stunden-Woche<br />
Konkret haben wir <strong>di</strong>e Beibehaltung<br />
der 38,5-Stunden-Woche<br />
eingefordert. Der Arbeitgeber hat<br />
vorgeschlagen, <strong>di</strong>e gültigen<br />
Konzernvergütungstabellen auf<br />
der Basis einer 40-Stunden-Woche<br />
anzuwenden.<br />
■ 12<br />
Diese offensichtliche Lohnkürzung<br />
von ca. 3,8% für alle<br />
Beschäftigten haben wir strikt<br />
abgelehnt.<br />
Es ist schon eine schwer verdauliche<br />
Kost, dass <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
im Klinikum Lichtenberg im<br />
20. Jahr nach der Wiedervereinigung<br />
wieder 40 Stunden in der<br />
Woche arbeiten sollen.<br />
Zudem wird eine <strong>Ver</strong>längerung<br />
der wöchentlichen Arbeitszeit in<br />
der Perspektive auch zu einem<br />
Abbau des nicht-ärztlichen Personals<br />
führen.<br />
Keine unterschiedliche Bezah-<br />
lung in der Managementzentrale<br />
Die <strong>Ver</strong>treter/innen der Son<strong>di</strong>erungskommission<br />
haben über<strong>di</strong>es<br />
deutlich gemacht, dass <strong>di</strong>e unterschiedliche<br />
Bezahlung in der<br />
Managementzentrale nicht weiter<br />
akzeptiert wird.<br />
Es liegt jetzt an den Beschäftigten,<br />
sich in <strong>di</strong>e Diskussion einzumischen<br />
und ihre Interessen aktiv<br />
durch eine Mitgliedschaft in ver.<strong>di</strong><br />
zu vertreten.<br />
Betriebsversammlungen<br />
Am 13.5.2009 werden <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten der Managementzentrale<br />
und am 27.5.2009 alle<br />
weiteren Beschäftigten des<br />
Klinikums Lichtenberg in Betriebsversammlungen<br />
über den aktuellen<br />
Stand der <strong>Ver</strong>handlungen<br />
durch ihre ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>treter/innen<br />
informiert.<br />
Alle Beschäftigten sind jetzt aufgefordert,<br />
gemeinsam mit ver.<strong>di</strong><br />
für eine <strong>Ver</strong>besserung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
einzutreten. Denn<br />
ohne aktive Unterstützung der<br />
Beschäftigten ist eine bessere<br />
Bezahlung nicht durchsetzbar!<br />
Bisher werden alle Beschäftigten<br />
noch auf dem Tarifniveau des<br />
BAT-O von 2003 vergütet – und<br />
das trotz einer ausgezeichneten<br />
wirtschaftlichen Ertragslage.<br />
Vielleicht ist ja der 6-jährige<br />
Lohnverzicht einer der Garanten<br />
für <strong>di</strong>e hervorragende wirtschaftliche<br />
Situation?<br />
Oder muss der schon längst<br />
vollzogene Tarifabschluss der<br />
Ärzte/innen durch alle anderen<br />
Beschäftigten noch erarbeitet<br />
werden? ■<br />
Dirk Völpel-Haus, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
RENATE STIEBITZ, POTSDAM KADE LORCH
KfH und GML: Beschäftigte sollen<br />
<strong>Ver</strong>gütungserhöhung selbst bezahlen!<br />
Tarifrunde 2009 hat begonnen: Arbeitgeber verweigern Angebot<br />
zur Erhöhung der <strong>Ver</strong>gütung, stattdessen fordern sie massive<br />
<strong>Ver</strong>schlechterungen im Manteltarifvertrag<br />
Am 21./22. April 2009 haben <strong>di</strong>e<br />
Tarifverhandlungen für das KfH<br />
und <strong>di</strong>e GML AG begonnen. Der<br />
<strong>Ver</strong>gütungstarifvertrag wurde von<br />
ver.<strong>di</strong> zum 30. Juni 2009 gekün<strong>di</strong>gt.<br />
Die ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission<br />
hat eine Forderung von 150 Euro<br />
Erhöhung der Tabellen beschlossen.<br />
Zusätzlich wurde <strong>di</strong>e Forderung<br />
einer Vorteilsregelung für<br />
ver.<strong>di</strong>-Mitglieder eingebracht.<br />
Bereits vor Übermittlung der<br />
Forderungen haben <strong>di</strong>e Arbeitgeber<br />
einen Katalog massiver<br />
<strong>Ver</strong>schlechterungen im Manteltarifvertrag<br />
an ver.<strong>di</strong> übergeben.<br />
Begründung: Sie wollen Spielräume<br />
für Gehaltserhöhungen<br />
schaffen. Das heißt: Die Beschäftigten<br />
sollen ihre Gehaltserhöhung<br />
selbst bezahlen!<br />
Das Spiel »Aus der rechten<br />
Tasche in <strong>di</strong>e linke Tasche«<br />
wird ver.<strong>di</strong> nicht mitmachen!<br />
So fordern <strong>di</strong>e Arbeitgeber:<br />
■ <strong>Ver</strong>zicht auf 4 Tage Urlaub<br />
beim KfH,<br />
■ Abschaffung des arbeitsfreien<br />
Tages, der seit 2009<br />
wieder gegeben<br />
werden muss,<br />
■ Wegfall von drei<br />
Arbeitsbefreiungstagen,<br />
■ <strong>Ver</strong>längerung<br />
der Arbeitszeit auf<br />
39,25 Std.,<br />
■ Arbeitszeitflexibilisierung<br />
beim KfH mit<br />
<strong>Ver</strong>schiebung der Auszahlung<br />
von Zuschlägen,<br />
■ freie <strong>Ver</strong>setzungsmöglichkeiten<br />
der Beschäftigten.<br />
Zur Begründung ihrer Forderungen<br />
verwiesen <strong>di</strong>e Arbeitgeber auf <strong>di</strong>e<br />
angeblich schlechte Situation des<br />
KfH und in Folge auch der GML,<br />
<strong>di</strong>e durch den zu geringen Patientenzuwachs<br />
entstanden sei. Eine<br />
<strong>Ver</strong>antwortung der Managementebene<br />
wird abgelehnt.<br />
Was <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite dazu<br />
beiträgt, um <strong>di</strong>e Situation zu verbessern,<br />
bleibt im Wesentlichen<br />
unklar.<br />
ver.<strong>di</strong> fordert 150 Euro<br />
Dies entspricht durchschnittlich<br />
5% <strong>Ver</strong>gütungserhöhung. Im <strong>Ver</strong>gleich<br />
anderer Tarifbereiche mit<br />
Forderungen um <strong>di</strong>e 8% hat <strong>di</strong>e<br />
ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission bereits verantwortungsbewusst<br />
auf <strong>di</strong>e Situation<br />
im KfH reagiert.<br />
ver.<strong>di</strong> fordert Vorteilsregelung<br />
für ver.<strong>di</strong>-Mitglieder<br />
In Frage kommen hier entweder<br />
ein materieller Betrag oder freie<br />
Tage, <strong>di</strong>e nur <strong>di</strong>ejenigen erhalten,<br />
<strong>di</strong>e auch tarifgebunden sind –<br />
sprich ver.<strong>di</strong>-Mitglieder. In vielen<br />
Unternehmen gibt es <strong>di</strong>ese bereits.<br />
Das Bundesarbeitsgericht hat <strong>di</strong>e<br />
Rechtmäßigkeit einer solchen<br />
Regelung bestätigt.*<br />
Eine solche Regelung rechnet<br />
sich auch für den Arbeitgeber:<br />
Würde das KfH z.B. <strong>di</strong>e bestehende<br />
Urlaubsregelung nur für<br />
<strong>di</strong>e tarifgebundenen Beschäftigten<br />
anwenden, so könnten sie mehr<br />
als 3 Mio. Euro einsparen:<br />
■ ver.<strong>di</strong>-Tarifvertrag (gilt nur für<br />
Mitglieder): 34 Arbeitstage<br />
Urlaub,<br />
■ Nichtmitglieder haben Anspruch<br />
auf 24 Werktage (Bundesurlaubsgesetz).<br />
KfH = Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V.<br />
(gegründet 1969 als Kuratorium für Heim<strong>di</strong>alyse): In den mehr als<br />
200 KfH-Nierenzentren arbeiten ca. 7.500 MitarbeiterInnen im<br />
ärztlichen und pflegerischen Bereich. In den KfH-Einrichtungen<br />
werden etwa 30 Prozent der ca. 70.000 DialysepatientInnen in<br />
Deutschland behandelt.<br />
GML AG = Aktiengesellschaft für Me<strong>di</strong>zintechnik und Logistikmanagement:<br />
Das KfH-Tochterunternehmen bietet für me<strong>di</strong>zinische<br />
Einrichtungen und Organisationen Dienstleistungen an<br />
(Me<strong>di</strong>zintechnik, Logistik-, Qualitäts-, Gebäude- und Betriebsmanagement)<br />
und beschäftigt ca. 250 MitarbeiterInnen.<br />
Die Tarifverhandlungen finden für beide Unternehmen zeitgleich<br />
statt. ■<br />
ver.<strong>di</strong> fordert <strong>Ver</strong>besserungen<br />
des Manteltarifvertrages<br />
Bei der Vorstellung der Arbeitgeber<br />
ihres Abbau-Kataloges hat<br />
ver.<strong>di</strong> zu jedem einzelnen Punkt<br />
ihre Ablehnung deutlich formuliert.<br />
Das Lieblingswort der Arbeitgeber<br />
bei ihren Begründungen war<br />
und ist: »Im Fremdvergleich mit<br />
anderen Tarifbereichen …« hätten<br />
<strong>di</strong>e Beschäftigten beim KfH und<br />
der GML zu viel an tariflichen Ansprüchen.<br />
Deshalb hat auch ver.<strong>di</strong> den<br />
Fremdvergleich vorgenommen und<br />
festgestellt: Die Freizeitansprüche<br />
sind nicht unterschiedlich. Aber es<br />
fehlen einige Regelungen wie z.B.<br />
■ Zahlung eines Krankengeldzuschusses<br />
nach Auslaufen der<br />
Lohnfortzahlung,<br />
■ bessere Eingruppierung durch<br />
Fachweiterbildungen,<br />
■ Arbeitsbefreiung für <strong>di</strong>e Inanspruchnahme<br />
nach dem Pflegezeitgesetz,<br />
■ Tarifvertrag für Auszubildende.<br />
Diese Forderungen haben wir in<br />
<strong>di</strong>e Tarifverhandlung eingebracht.<br />
Am 2./3. Juni 2009 werden <strong>di</strong>e<br />
Tarifverhandlungen fortgesetzt. ■<br />
Gabriele Gröschl-Bahr, ver.<strong>di</strong>-<br />
Bundesverwaltung<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 13<br />
Tarifpolitik<br />
* Zum BAG-<br />
Urteil siehe S. 26<br />
in <strong>di</strong>esem <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>.<br />
RENATE STIEBITZ, POTSDAM
AHG AG, PRESSE<br />
AHG: Tarifrunde 2009<br />
Tarifpolitik<br />
Im März 2009 hatte sich <strong>di</strong>e<br />
ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission der Allgemeinen<br />
Hospitalgesellschaft<br />
AG (AHG AG) zur Vorbereitung<br />
der <strong>di</strong>esjährigen Tarifrunde<br />
getroffen. Nach intensiver<br />
Diskussion haben <strong>di</strong>e<br />
Mitglieder folgenden Beschluss<br />
gefasst:<br />
� Die anstehende Lohn- und<br />
Gehaltsrunde soll eine spürbare<br />
Anhebung für alle Beschäftigten<br />
beinhalten. Insbesondere soll <strong>di</strong>e<br />
derzeit noch bestehende unterschiedliche<br />
Bezahlung im Bereich<br />
der neuen Bundesländer aufgehoben<br />
werden.<br />
� Die Tarifkommission schlägt<br />
vor, in einer parallel tagenden<br />
gemeinsamen Arbeitsgruppe <strong>di</strong>e<br />
zukünftige Entgeltordnung für alle<br />
Beschäftigten der AHG AG bis<br />
zum 31.12.2009 verbindlich zu<br />
verhandeln.<br />
� Die Tarifkommission fordert<br />
den Arbeitgeber auf, auch <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
der AHG Care in <strong>di</strong>e<br />
zukünftigen Konzerntarifverträge<br />
mit aufzunehmen.<br />
Nach dem Tarifauftakt im April<br />
wurden <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen am<br />
6. Mai 2009 fortgesetzt.<br />
Angebot der AHG<br />
Nach dem Angebot der AHG soll<br />
<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>gütung für alle Beschäftigten<br />
um 2,8% angehoben werden.<br />
Die Laufzeit des Tarifvertrages soll<br />
12 Monate betragen. Die AHG hat<br />
<strong>di</strong>e Forderung von ver.<strong>di</strong> nach<br />
einem Sonderbonus für <strong>di</strong>e Mitglieder<br />
der Gewerkschaft im<br />
Grundsatz anerkannt.<br />
■ 14<br />
ver.<strong>di</strong> hat der AHG unterschiedliche<br />
Vorschläge gemacht, wie eine<br />
solche Zusatzleistung für ver.<strong>di</strong>-<br />
Mitglieder aussehen könnte. Im<br />
Gespräch sind eine Einmalzahlung<br />
oder <strong>di</strong>e Gewährung eines Zuschusses<br />
im Falle von Urlaub.<br />
Denn <strong>di</strong>e Gewerkschaftsmitglieder<br />
bei der AHG finanzieren durch<br />
ihren Beitrag alleine <strong>di</strong>e laufenden<br />
Tarifverhandlungen.<br />
ver.<strong>di</strong>-Sonderregelung<br />
Bisher haben alle nicht organisierten<br />
Beschäftigten ebenso von<br />
den abgeschlossenen Tarifverträgen<br />
durch ver.<strong>di</strong> profitiert. Dies ist<br />
aber keine Selbstverständlichkeit!<br />
Alle noch nicht in ver.<strong>di</strong> organisierten<br />
Beschäftigten sind nun<br />
aufgefordert, uns auch zu unterstützen.<br />
Denn es zeichnet sich ab,<br />
dass <strong>di</strong>e Sonderleistung für ver.<strong>di</strong>-<br />
Mitglieder nur dann gezahlt wird,<br />
wenn man sich bis zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt in ver.<strong>di</strong> organisiert<br />
hat.<br />
Bewertung durch ver.<strong>di</strong><br />
Die <strong>Ver</strong>handlungskommission<br />
begrüßt es an <strong>di</strong>eser Stelle ausdrücklich,<br />
dass sich <strong>di</strong>e AHG bereit<br />
erklärt, eine solche Regelung mit<br />
ver.<strong>di</strong> zu vereinbaren. Dies ist ein<br />
positives Signal in Richtung der<br />
ver.<strong>di</strong>-Mitglieder.<br />
Die ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>handlungskommission<br />
hat aber trotz <strong>di</strong>eses positiven<br />
Teilaspektes das Gesamtvolumen<br />
des Angebotes der AHG nach<br />
intensiver Beratung als nicht aus-<br />
reichend zurückgewiesen. Wir<br />
haben den Arbeitgeber noch einmal<br />
darauf hingewiesen, dass <strong>di</strong>e<br />
Lohnerhöhungen in den letzten<br />
Jahren niedrig waren. Daher erwarten<br />
<strong>di</strong>e Mitglieder in <strong>di</strong>esem<br />
Jahr eine deutliche und spürbare<br />
Erhöhung ihrer <strong>Ver</strong>gütungen.<br />
Weiterer <strong>Ver</strong>handlungsverlauf<br />
Da eine Gesamteinigung dennoch<br />
in greifbarer Nähe scheint,<br />
haben sich <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungspartner<br />
auf einen zeitnahen weiteren<br />
<strong>Ver</strong>handlungstermin am 10.6.2009<br />
in Düsseldorf geeinigt. Die ver.<strong>di</strong>-<br />
Tarifkommission wird dann am<br />
25.6.2009 über den <strong>Ver</strong>handlungsstand<br />
informiert und das<br />
weitere Vorgehen festlegen.<br />
AHG Care<br />
Für <strong>di</strong>e Beschäftigten der AHG<br />
Care findet eine eigenstän<strong>di</strong>ge<br />
erste Son<strong>di</strong>erung am 25.6.2009<br />
statt. Dort wird verhandelt, ob<br />
und in welcher Weise <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
in <strong>di</strong>e laufende Tarifverhandlung<br />
einbezogen werden. ■<br />
Dirk Völpel-Haus, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />
Die Allgemeine Hospitalgesellschaft AG (Sitz Düsseldorf) betreibt<br />
über 45 Rehabilitationskliniken, Therapiezentren und Ambulanzen<br />
mit ca. 4.500 Plätzen in 11 Bundesländern (www.ahg.de)<br />
und hat fast 3.000 Beschäftigte. AHG Care ist ein Tochterunternehmen<br />
der AHG (51% Mehrheit) mit ca. 500 Beschäftigten im<br />
Bereich Facility Management (Küche, Reinigung etc.). ■ VER.DI<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
SAAR (3)
Asklepios-Akutkliniken:<br />
Wortbruch der Arbeitgeber!<br />
Für viele Kliniken soll der Tarifvertrag nicht gelten –<br />
und dann noch Arbeitszeitverlängerung gefordert!<br />
Tarifkommission lehnt Forderung<br />
der Arbeitgeber einstimmig<br />
ab!<br />
In der Tarifverhandlung am<br />
30./31. März 2009 zeigten <strong>di</strong>e<br />
Arbeitgeber ihr wahres Gesicht.<br />
Wortbruch bei der Frage, für<br />
welche Kliniken der<br />
Tarifvertrag gelten soll<br />
Die Kliniken Langen, Seligenstadt,<br />
Lich, Südpfalzkliniken,<br />
St. Augustin, Paulinenklinik Wiesbaden,<br />
Lindenlohe und Schwalm-<br />
Eder sollen ausgenommen werden.<br />
Bei Aufnahme der Tarifverhandlung<br />
gab es eine gemeinsame<br />
Abstimmung, dass <strong>di</strong>ese Kliniken<br />
selbstverständlich einzubeziehen<br />
sind. Davon wollen <strong>di</strong>e Arbeitgeber<br />
heute nichts mehr wissen.<br />
Asklepios hat ver.<strong>di</strong> mittlerweile<br />
<strong>di</strong>ese Auffassung auch schriftlich<br />
mitgeteilt. Damit zeigen sie ihr<br />
wahres Gesicht: Asklepios ist ein<br />
unzuverlässiger <strong>Ver</strong>handlungspartner!<br />
Weiterhin gibt es keine Einigung<br />
für <strong>di</strong>e Einbeziehung der sog.<br />
Mischhäuser Akut/Reha. Asklepios<br />
verweigert auch hier <strong>di</strong>e Geltung<br />
des Tarifvertrages. ver.<strong>di</strong> fordert<br />
<strong>di</strong>e uneingeschränkte Geltung des<br />
Tarifvertrages für <strong>di</strong>ese Kliniken.<br />
Arbeitszeitverlängerung<br />
gefordert<br />
Asklepios fordert eine Arbeitszeit<br />
von 40 Stunden wöchentlich.<br />
Die Kliniken, <strong>di</strong>e in West und Ost<br />
ihre bisherige Arbeitszeit von<br />
38 Std. bzw. 38,5 Std. beibehalten<br />
wollen, sollen <strong>di</strong>es mit Gehaltsverzicht<br />
bezahlen.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Begründet wird <strong>di</strong>es mit einer<br />
angeblich erforderlichen identischen<br />
Regelung der Arbeitszeit für<br />
Ärztinnen und Ärzte. Hierfür hat<br />
Asklepios aller<strong>di</strong>ngs <strong>di</strong>e Gehälter<br />
entsprechend erhöht. Diese liegen<br />
um 1,6% höher als im öffentlichen<br />
Dienst. Ein Angebot, <strong>di</strong>e<br />
Gehälter aller Beschäftigten entsprechend<br />
zu erhöhen, liegt ver.<strong>di</strong><br />
natürlich nicht vor.<br />
Im Gegenteil: Mit einer Arbeitszeitverlängerung<br />
werden umgehend<br />
Personalreduzierungen<br />
verbunden. Die höchste Produktivitätssteigerung<br />
bei höchster<br />
Belastung wird von den Arbeitgebern<br />
ignoriert, sogar noch mit<br />
Gehaltskürzung bestraft.<br />
In allen anderen großen Klinikkonzernen<br />
sowie im öffentlichen<br />
Dienst gibt und gab es keine Arbeitszeitverlängerung.<br />
Auch bei<br />
Asklepios wird es mit ver.<strong>di</strong> keine<br />
Arbeitszeitverlängerung geben.<br />
Heuern und Feuern<br />
über Befristungen<br />
Auch zu Befristungen gab es<br />
keine Einigung – im Gegenteil!<br />
Jetzt will Asklepios den vollstän<strong>di</strong>gen<br />
<strong>Ver</strong>zicht auf jegliche Regelung<br />
zum Abschluss von befristeten<br />
Arbeitsverhältnissen. Sie haben erklärt,<br />
dass nur noch befristet eingestellt<br />
werden soll, und begründen<br />
<strong>di</strong>es mit der Finanzkrise.<br />
Asklepios schwimmt im Geld,<br />
steigert ihre Gewinne zu Lasten<br />
des Personals und jammert. Das<br />
ist unredlich! Bis jetzt gibt es<br />
keine negativen Auswirkungen der<br />
Bankenkrise auf <strong>di</strong>e Krankenhausfinanzierung.<br />
Es gibt jedoch negative<br />
Auswirkungen für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
bei Asklepios. Diesen<br />
ist endlich Einhalt zu gebieten.<br />
Es reicht!<br />
Die Tarifkommission hat in ihrer<br />
Sitzung am 16./17. April 2009 das<br />
<strong>Ver</strong>halten der Arbeitgeber auf das<br />
Schärfste kritisiert und <strong>di</strong>e Forderungen<br />
abgelehnt.<br />
Wir fordern<br />
■ Einhaltung der Zusage für den<br />
Geltungsbereich der Kliniken!<br />
■ Keine Arbeitszeitverlängerung!<br />
■ Klarheit bei Befristung: Das unbefristete<br />
Arbeitsverhältnis ist<br />
<strong>di</strong>e Regel!<br />
Nichts Neues am 13. Mai 2009<br />
Einziger Tagesordnungspunkt:<br />
Für welche Kliniken soll der konzernweite<br />
Tarifvertrag gelten?<br />
ver.<strong>di</strong> hat Asklepios aufgefordert,<br />
<strong>di</strong>e gemeinsame <strong>Ver</strong>einbarung<br />
bei Aufnahme der Tarifverhandlungen<br />
umzusetzen und alle<br />
Akut-Kliniken in den Geltungsbereich<br />
aufzunehmen.<br />
Bis zum 15. Juni 2009 wollen <strong>di</strong>e<br />
Arbeitgeber nun klären, ob sie <strong>di</strong>e<br />
Vollmachten der Kliniken dazu<br />
haben oder sie damit wortbrüchig<br />
bleiben und der Vorwurf eines unzuverlässigen<strong>Ver</strong>handlungspartners<br />
bestehen bleibt. ■<br />
Gabriele Gröschl-Bahr, ver.<strong>di</strong>-<br />
Bundesverwaltung<br />
■ 15<br />
Tarifpolitik<br />
GEORG SCHULZE-ZIEHAUS<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
44, S. 18,<br />
43, S. 53,<br />
42, S. 21,<br />
40, S. 26,<br />
38, S. 25,<br />
37, S. 20,<br />
36, S. 25,<br />
35, S. 36 und<br />
32, S. 39/40
Tarifpolitik<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
43, S. 30,<br />
42, S. 22,<br />
40, S. 22 und<br />
39, S. 22<br />
Zum Streikrecht<br />
siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
36, S. 15<br />
Sie suchen<br />
billige<br />
Unterkunft<br />
mit Frühstück?<br />
»Wir waren dabei« –<br />
Beschäftigte der Diakonie wehren sich<br />
Streiken für einen Tarifvertrag<br />
– Arbeitgeber verlegen sich<br />
aufs Drohen<br />
Streik- und Aktionswoche in der<br />
Diakonie: In der ersten Maiwoche<br />
legten über 250 Beschäftigte in<br />
verschiedenen Einrichtungen der<br />
Diakonie <strong>di</strong>e Arbeit nieder. An<br />
Unterstützungsaktionen nahmen<br />
rund 2000 Kolleginnen und Kollegen<br />
teil. Die Diakonie-Beschäftigten<br />
forderten mit den Warnstreiks<br />
<strong>di</strong>e Arbeitgeber auf, mit ver.<strong>di</strong><br />
über einen Tarifvertrag zu verhandeln,<br />
der dem Niveau des Tarifvertrages<br />
für den öffentlichen Dienst<br />
(TVöD) entspricht. Das lehnt der<br />
<strong>Ver</strong>band <strong>di</strong>akonischer Dienstgeber<br />
in Deutschland (VdDD) bisher ab.<br />
»Wer seinem Maultier kein Futter<br />
gibt, geht bald zu Fuß« – das<br />
war eine der Parolen, <strong>di</strong>e Beschäftigte<br />
der Diakonie während der<br />
Aktionstage auf Plakate geschrieben<br />
hatten. Auf anderen stand:<br />
»Gottes Lohn allein macht nicht<br />
satt« oder »Tarifvertrag jetzt –<br />
das Para<strong>di</strong>es später«. Das Ziel<br />
der Aktionen: Ordentliche Lohnerhöhungen<br />
und eine Absicherung<br />
durch einen Tarifvertrag. Die<br />
Arbeitgeber sollen an<br />
den <strong>Ver</strong>handlungstisch<br />
und einen Tarifvertrag<br />
unterschreiben.<br />
■ 16<br />
Wir auch!<br />
Demnächst, nicht nur<br />
zum Kirchentag!<br />
Warum?<br />
■ Weil auch <strong>di</strong>e <strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber Ihres<br />
Gastlandes Bremen uns Beschäftigten <strong>di</strong>e<br />
überfällige Lohnanpassung schul<strong>di</strong>g bleiben.<br />
■ Weil Lohnabschlüsse anderer Sozialverbände<br />
wie z.B. Caritas, öffentlicher Dienst nicht übernommen<br />
wurden.<br />
■ Weil uns <strong>di</strong>e <strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber mit<br />
Einmalzahlungen statt einer Lohnerhöhung<br />
abspeisen.<br />
■ Weil uns <strong>di</strong>e letzte Lohnerhöhung im Juli 2004<br />
gewährt wurde.<br />
■ Weil wir einen Reallohnverlust von über 8% zu<br />
beklagen haben.<br />
Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Stimme!<br />
Tragen Sie unser Anliegen in Ihre<br />
Kirchengemeinden und <strong>di</strong>akonischen Werke!<br />
Lassen wir <strong>di</strong>e <strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber nicht zu<br />
»Billigheimern« verkommen!<br />
v.i.S.d.P. ver.<strong>di</strong> Bremen-Nordniedersachsen,<br />
Uwe Schmid, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen,<br />
Tel. 0421 / 3301-137, uwe.schmid@ver<strong>di</strong>.de<br />
Herstellung: freeStyle grafik, Hannov<br />
<strong>Ver</strong>einte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Ob Johanneswerk oder das<br />
Ev. Krankenhaus in Bielefeld, ob<br />
Jugend- oder Altenhilfe Birkenhof<br />
in Hannover, ob <strong>di</strong>e Werkstätten<br />
Märkischer Kreis, <strong>di</strong>e Ev. Jugendhilfe<br />
Friedenshort oder <strong>di</strong>e Mosbacher<br />
Anstalten – in sieben Einrichtungen<br />
der Diakonie in drei<br />
Bundesländern kam es zwischen<br />
dem 4. und dem 6. Mai zu Streiks.<br />
»Wir waren dabei«, bilanziert<br />
einer der Teilnehmer den Streik<br />
und lächelt. Wie seine Kolleginnen<br />
und Kollegen, <strong>di</strong>e mitgestreikt haben,<br />
ist er stolz und zufrieden darüber,<br />
dass sie ihren Unmut über<br />
<strong>di</strong>e Haltung der Diakonie als Arbeitgeber<br />
deutlich gemacht haben.<br />
Um was geht es?<br />
Die <strong>di</strong>akonischen Einrichtungen<br />
setzen weiter auf den Dritten<br />
Weg. Das heißt: Sie weigern sich,<br />
Tarifverträge abzuschließen. Die<br />
Beschäftigten werden nach den<br />
Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR)<br />
des <strong>di</strong>akonischen Werkes der<br />
Evangelischen Kirche in Deutschland<br />
(EKD) bezahlt. Seit 2004<br />
wurde <strong>di</strong>e Tabelle nicht mehr erhöht.<br />
Es gab nur Einmalzahlungen.<br />
Die Folge: Krankenschwestern<br />
oder Pfleger, <strong>di</strong>e in einem Krankenhaus<br />
der Diakonie arbeiten,<br />
ver<strong>di</strong>enen deutlich weniger als <strong>di</strong>e<br />
Kolleginnen oder Kollegen eines<br />
städtischen Krankenhauses oder<br />
einer Uniklinik. Am stärksten<br />
benachteiligt aber sind <strong>di</strong>e<br />
geringer qualifizierten Berufsgruppen<br />
und Beschäftigte im<br />
Osten.<br />
Hinzu kommt: In den vergangenen<br />
Jahren schlossen<br />
sich Kliniken der Diakonie zusammen,<br />
wobei <strong>di</strong>e einen nach<br />
TVöD bezahlen, <strong>di</strong>e anderen<br />
Flyer des ver.<strong>di</strong>-Bezirks Bremen-<br />
Nordniedersachsen zum Kirchentag<br />
Soziale Arbeit ist mehr wert<br />
Tarifbewegung Diakonie<br />
Streikrecht ist Grundrecht<br />
Auch für Beschäftigte der Diakonie<br />
ver.<strong>di</strong> hat im August 2008 den Arbeitgeberverband beitgeber wie hier der VdDD<br />
VdDD zu Tarifverhandlungen aufgefordert, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>eser <strong>Ver</strong>handlungen über einen<br />
ablehnte. Deshalb gab es im Oktober erste Warnstreiks. Tarifvertrag ablehnt und<br />
Die Arbeitgeber haben versucht, <strong>di</strong>e Warnstreiks zu ver.<strong>di</strong> <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen<br />
verhindern, in dem sie ihre Mitarbeiter/innen bedroh- für gescheitert erklärt, kann<br />
ten und unter Druck setzten.<br />
ver.<strong>di</strong> jederzeit zum Streik<br />
Man ging sogar so weit, <strong>di</strong>e Teilnahme am Streik als »rechts- aufrufen. Dazu noch einmal<br />
widrig« verbieten zu wollen und drohte mit Abmahnungen bis hin Jürgen Kühling: »Streik im<br />
zu fristlosen Kün<strong>di</strong>gungen unter Missachtung des Grundgesetzes. eigentlichen Sinne ist ein<br />
Dreist behaupteten sie: »Arbeitskampfmaßnahmen in Kirche <strong>Ver</strong>söhnungsmittel, das auf<br />
und Diakonie sind nach herrschender Meinung in Literatur und einen Friedensschluss ausge-<br />
Rechtsprechung unzulässig«.<br />
richtet ist. Denn am Ende eines Streiks steht in der Regel ein von<br />
beiden Seiten akzeptierter Kompromiss«.<br />
Wahr ist: Es gibt bisher keine Rechtsprechung zu Streiks im<br />
Kirchenbereich.<br />
Wahr ist: Wiedergegeben wurde le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e Meinung von<br />
Kirchenjuristen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Meinung der Arbeitgeber<br />
vertreten.<br />
Wahr ist: Harald Schliemann, Richter am Bundesarbeitsgericht<br />
a.D. und Präsident des Kirchengerichtshofes der EKD<br />
sagt dagegen klar und deutlich: das Streikverbot, das<br />
kirchliche Arbeitgeber immer wieder behaupten, ist<br />
juristischer Unsinn.<br />
Wahr ist: Für Dr. Jürgen Kühling, Bundesverfassungsrichter<br />
a.D., ist <strong>di</strong>e Koalitionsfreiheit nach Art. 9 Grundgesetz<br />
ein ganz besonders geschütztes Grundrecht, weshalb<br />
auch <strong>di</strong>e Beschäftigten bei kirchlichen Trägern das<br />
Recht zum Streiken haben.<br />
Das alles scheinen auch <strong>di</strong>e Arbeitgeber zu wissen. Denn es<br />
gab überhaupt keine arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen<br />
bei den Streiks in <strong>di</strong>akonischen Einrichtungen – weder 2001 in<br />
Vlotho, noch 2007 in Stuttgart und auch nicht 2008 in Bielefeld,<br />
Mosbach und Hannover. Nirgendwo haben <strong>di</strong>e Arbeitgeber<br />
versucht, eine Klärung durch ein Gerichtsverfahren herbeizuführen.<br />
Auch <strong>di</strong>e Behauptung der Arbeitgeber, »das Vorgehen von<br />
ver.<strong>di</strong> sei rechtswidrig«, entbehrt jeder Grundlage. Wenn ein Ar-<br />
Wenn ver.<strong>di</strong> zum Streik aufruft, haben alle betroffenen<br />
Arbeitnehmer/innen, auch Nicht-Gewerkschaftsmitglieder,<br />
das Recht, sich an dem Streik zu beteiligen.<br />
Wenn ein Arbeitgeber trotzdem versucht, Mitarbeiter/innen<br />
wegen Teilnahme am Streik zu benachteiligen, wird <strong>di</strong>e Gewerkschaft<br />
ihre Mitglieder schützen und sich mit allen Mitteln gegen<br />
<strong>di</strong>eses rechtswidrige Vorgehen wehren. Als ver.<strong>di</strong>-Mitglied<br />
bekommt man in solchem Fall kompetente Beratung, gewerkschaftlichen<br />
Rechtsschutz und Unterstützung im Betrieb.<br />
Beschäftigte der Diakonie lassen sich ihr Grundrecht<br />
auf Streik nicht nehmen und sich nicht auf das Para<strong>di</strong>es<br />
vertrösten. Sie werden auch in Zukunft an Streiks<br />
teilnehmen, um Tarifverhandlungen und einen guten<br />
Tarifvertrag durchzusetzen. Bange machen gilt nicht!<br />
Gesundheit, Soziale Dienste,<br />
Wohlfahrt und Kirchen<br />
<strong>Ver</strong>einte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
nach AVR. Inzwischen vermischen<br />
sich <strong>di</strong>e Teams. Und so machen<br />
auf einer Station, in einer Einrichtung<br />
Frauen und Männer <strong>di</strong>e gleiche<br />
Arbeit, werden aber unterschiedlich<br />
bezahlt. Das betrifft<br />
auch <strong>di</strong>e neuen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, <strong>di</strong>e nach den niedrigeren<br />
Arbeitsvertragsrichtlinien<br />
bezahlt werden.<br />
V03-0044 Anzeige Streikrecht Kirche.indd 1 20.03.09 11:26<br />
Doch das ist noch nicht alles:<br />
Die Diakonie ist nach wie vor im<br />
Ausgründungsfieber. Vor allem<br />
Servicebetriebe sind davon betroffen.<br />
Zudem greifen <strong>di</strong>e Einrichtungen<br />
auf Leiharbeitsfirmen zurück –<br />
oder sie gründen gar selbst solche<br />
Firmen, dann aller<strong>di</strong>ngs außerhalb<br />
der Diakonie. Unterm Strich senken<br />
sie so <strong>di</strong>e Löhne und schaffen<br />
<strong>di</strong>e betriebliche Altersvorsorge ab.<br />
»Immer wieder appellieren <strong>di</strong>e<br />
Chefs der Diakonie an <strong>di</strong>e Moral<br />
der Beschäftigten, an deren <strong>Ver</strong>antwortung<br />
und an deren Bereitschaft,<br />
sich für <strong>di</strong>e Hilfsbedürftigen<br />
aufzuopfern«, klagt ein<br />
Beschäftigter. Doch für <strong>di</strong>e Diakonie<br />
als Unternehmen gelten solche<br />
Leitsätze offenbar nicht. Dann<br />
zählt nur noch betriebswirtschaftliches<br />
Management, <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>antwortung<br />
für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
wird zur Nebensache.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
Vor dem Johanneswerk in Bielefeld am 6. Mai 2009<br />
Streiks und das große Presseecho<br />
passen den <strong>di</strong>akonischen<br />
Arbeitgebern gar nicht<br />
Deshalb drohten sie – nach der<br />
üblichen Manier: Wer streikt, bekomme<br />
eine Abmahnung, denn<br />
Beschäftigte der Diakonie dürften<br />
gar nicht streiken.<br />
ver.<strong>di</strong> ist sich in Sachen Streikrecht<br />
bei der Diakonie sicher:<br />
»Selbstverständlich dürfen auch<br />
Beschäftigte der Diakonie streiken«,<br />
betont ver.<strong>di</strong>-Chef Frank<br />
Bsirske.<br />
Gelassen sehe er einem Gerichtsurteil<br />
entgegen, das <strong>di</strong>ese Frage<br />
dann letztlich klärt – wenn <strong>di</strong>e<br />
Arbeitgeber ihre Ankün<strong>di</strong>gung<br />
wahr machen und tatsächlich gerichtlich<br />
gegen <strong>di</strong>e Aktionen vorgingen.<br />
Bisher blieb es aber immer<br />
nur bei Drohungen.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Wobei <strong>di</strong>e Diakonie-Chefs auch<br />
2009 mal wieder versuchten,<br />
sich <strong>di</strong>e Situation schön zu reden:<br />
»Die Beteiligung war sehr gering«,<br />
oder: »Eigentlich streike ja niemand«.<br />
Doch tatsächlich blieben<br />
zwei Operationssäle ab 11 Uhr geschlossen.<br />
Und <strong>di</strong>e Produktion in<br />
einer der Werkstätten stand still.<br />
Das war erst der Anfang<br />
Die Beschäftigten jedenfalls werden<br />
nicht locker lassen. Wenn <strong>di</strong>e<br />
Arbeitgeber nicht einlenken, wird<br />
es zu weiteren Aktionen kommen,<br />
auch zu weiteren Streiks. Die Beschäftigten<br />
wollen einen Tarifvertrag,<br />
damit sie für ihre gute Arbeit<br />
auch gutes Geld bekommen. Bisher<br />
– nach dem dritten Weg – vergibt<br />
der Arbeitgeber Almosen. ■<br />
Jana Bender<br />
<strong>Ver</strong>handlungen auf Augenhöhe<br />
unmöglich<br />
Die <strong>Ver</strong>treterinnen und <strong>Ver</strong>treter der<br />
Arbeitnehmerseite in der ARK des Diakonischen<br />
Werkes der Evangelischen Kirche<br />
in Deutschland warfen im Sommer 2008<br />
<strong>di</strong>e Brocken hin: Faire <strong>Ver</strong>handlungen<br />
über Einkommenserhöhungen auf Augenhöhe<br />
seien in der Arbeitsrechtlichen Kommission<br />
nicht mehr möglich.<br />
Dieses besondere kirchliche Gremium<br />
ist zwar paritätisch besetzt, doch hat <strong>di</strong>e<br />
Arbeitnehmerseite nicht <strong>di</strong>e Durchsetzungsmacht<br />
wie eine Gewerkschaft:<br />
»Die Arbeitgeber nutzen ihre strukturelle<br />
Überlegenheit im so genannten<br />
3. Weg schamlos aus«, heißt es in der<br />
Erklärung der Arbeitnehmerseite vom<br />
8. Oktober 2008.<br />
Wenn <strong>di</strong>e Arbeitnehmerseite nicht<br />
spurt, verändern <strong>di</strong>e Arbeitgeber einfach<br />
<strong>di</strong>e Spielregeln. Das haben sie jetzt angedroht.<br />
Schätzungen zufolge werden etwa<br />
150.000 Beschäftigte bundesweit nach<br />
<strong>di</strong>esen Richtlinien entlohnt, wobei <strong>di</strong>e<br />
Einrichtungen über das gesamte Bundesgebiet<br />
verstreut sind. ■<br />
Gemeinsam für Tarifverträge – Mitarbeitervertretungen<br />
und ver.<strong>di</strong> (April 2009)<br />
Diese und weitere Publikationen gibt es unter<br />
http://gesundheit-soziales.ver<strong>di</strong>.de/kirchen_<strong>di</strong>akonie_caritas/publikationen<br />
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■ 17<br />
Tarifpolitik<br />
JÜRGEN SEIDEL (3)
Tarifpolitik<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
43, S. 46<br />
und 41, S. 41<br />
Hessen-Nassau: »Nachschlag geht immer!«<br />
KollegInnen in Ev. Kirche und<br />
Diakonie von Hessen-Nassau<br />
organisieren Kampagne<br />
Vor mehr als drei Jahren senkten<br />
Kirche und Diakonie in Hessen und<br />
Nassau das Tarifniveau ihrer über<br />
30.000 Beschäftigten durch <strong>di</strong>e<br />
Einführung einer »Kirchlich-Diakonischen<br />
Arbeitsvertragsordnung«<br />
(KDAVO) für Hessen und Nassau<br />
ab. Eine aus Arbeitgebersicht<br />
leichte Aktion, da über <strong>di</strong>e kir-<br />
ARK und KDAVO<br />
Viele Jahre lang waren <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
und <strong>di</strong>e Entlohnung in<br />
Ev. Kirche und Diakonie in Hessen-Nassau<br />
am Tarif des öffentlichen Dienstes orientiert.<br />
Das kirchliche Gremium des »Dritten<br />
Wegs«, <strong>di</strong>e Arbeitsrechtliche Kommission<br />
(ARK), hatte den BAT le<strong>di</strong>glich »abgeschrieben«<br />
und wenige kirchenspezifische<br />
Änderungen eingefügt.<br />
ARK<br />
■ 18<br />
Arbeitsrechtliche Struktur in Hessen Nassau<br />
nach Kirchengesetz (3. Weg)<br />
Arbeitgeberseite<br />
Arbeitnehmerseite<br />
Kirche<br />
5 5<br />
5 5<br />
VkM<br />
GMAV EKHN AGMAV DWHN<br />
TK<br />
ver.<strong>di</strong><br />
cheneigene Arbeitsrechtssetzung<br />
für <strong>di</strong>e Absenkung nur ein Beschluss<br />
ihrer Arbeitsrechtlichen<br />
Kommission (ARK) erforderlich<br />
war. In der saßen als Arbeitnehmervertreter<br />
ausschließlich Mitglieder<br />
des VkM, einer besonders<br />
in Hessen so gut wie mitgliederlosen<br />
<strong>Ver</strong>einigung, <strong>di</strong>e ohne <strong>di</strong>e<br />
massive Unterstüzung durch <strong>di</strong>e<br />
kirchlichen Arbeitgeber nicht existenzfähig<br />
wäre.<br />
Nach drei Jahren KDAVO liegen<br />
<strong>di</strong>e Tarifniveaus in allen wesentlichen<br />
Berufsgruppen nach ver.<strong>di</strong>-<br />
Berechnung inzwischen um 10<br />
und teilweise noch mehr Prozent<br />
unter TVöD-Niveau.<br />
Seit April 2008 hat ver.<strong>di</strong> Hessen<br />
daher den <strong>Ver</strong>such gestartet, unter<br />
anderem auch durch <strong>di</strong>e befristete<br />
Entsendung von ver.<strong>di</strong>-Mitgliedern<br />
in <strong>di</strong>e ARK, den weiteren Abwärtstrend<br />
in Hessen-Nassau zu stop-<br />
Kirchliches Arbeitsrecht in Hessen und Nassau – wie funktioniert das?<br />
Die ARK Hessen-Nassau setzt sich zusammen<br />
aus je zehn <strong>Ver</strong>treterInnen der<br />
Diakonie und je zehn <strong>Ver</strong>treterInnen der<br />
Ev. Kirche, <strong>di</strong>e jeweils zur Hälfte von den<br />
ArbeitnehmerInnen und den Arbeitgebern<br />
entsandt werden (s. Schaubild).<br />
2005 führte <strong>di</strong>e ARK Hessen-Nassau <strong>di</strong>e<br />
Kirchlich-Diakonische Arbeitsvertragsordnung<br />
(KDAVO) ein – ein eigenes <strong>Ver</strong>gütungssystem,<br />
das vollkommen unab-<br />
Diakonie<br />
andere<br />
Mitarbeitervertretungen Mitarbeitervertretungen<br />
MB<br />
pen und <strong>di</strong>e Schere zwischen<br />
KDAVO- und TVöD-Niveau wieder<br />
zu schließen.<br />
Zunächst wurde zwischen ver.<strong>di</strong>-<br />
Landesbezirk, Kirchen- und Diakonieleitung<br />
eine Novellierung des<br />
ARRGs ausgehandelt (»Hammer-<br />
Modell«), mit dem einseitiges<br />
Handeln der Arbeitgeberseite in<br />
der ARK unmöglich geworden<br />
wäre. Diese Novelle wurde aller<strong>di</strong>ngs<br />
absprachewidrig von der Kirchenleitung<br />
nicht in <strong>di</strong>e Frühjahrssynode<br />
von Hessen und Nassau<br />
eingebracht – über <strong>di</strong>e erforderlichen<br />
Konsequenzen im <strong>Ver</strong>hältnis<br />
ver.<strong>di</strong> / Kirchenleitung wird ver.<strong>di</strong><br />
in den nächsten Monaten entscheiden.<br />
In der Tariffrage wählten <strong>di</strong>e<br />
ver.<strong>di</strong>-Mitglieder in Hessen-Nassau<br />
auf einer Mitgliederversammlung<br />
eine Tarifkommission und <strong>di</strong>skutierten<br />
in weiteren regionalen Mit-<br />
hängig vom öffentlichen Dienst verhandelt<br />
wird. Mit einem Schlag wurde das<br />
Niveau um ca. 8% abgesenkt, durch <strong>di</strong>e<br />
Streichung des Urlaubsgeldes, <strong>di</strong>e Kürzung<br />
des Weihnachtsgeldes, <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>längerung<br />
der Arbeitszeit. ■<br />
GMAV und AGMAV<br />
Die GMAV (Gesamt-MAV) der Ev. Kirche<br />
Hessen-Nassau (EKHN) und <strong>di</strong>e AGMAV<br />
(Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen)<br />
des Diakonischen Werkes Hessen-Nassau<br />
(DWHN) sind <strong>di</strong>e jeweiligen<br />
Zusammenschlüsse in <strong>di</strong>esen Bereichen.<br />
Ihre Vorstände werden von den MAVen<br />
bzw. von deren <strong>Ver</strong>treterInnen gewählt. ■<br />
Befristete Mitarbeit von ver.<strong>di</strong><br />
in der ARK<br />
Seit dem 1.4.2008 wird <strong>di</strong>e Arbeitnehmerseite<br />
von 3 <strong>Ver</strong>treterInnen vom<br />
VkM (<strong>Ver</strong>band kirchlicher Mitarbeiter) und<br />
von 7 <strong>Ver</strong>treterInnen von ver.<strong>di</strong> gebildet.<br />
ver.<strong>di</strong> entsendet 5 <strong>Ver</strong>treterInnen für <strong>di</strong>e<br />
Diakonie und 2 für <strong>di</strong>e Kirche.<br />
Die <strong>Ver</strong>teilung der <strong>Ver</strong>treterInnen zwischen<br />
ver.<strong>di</strong> und VkM ermittelt sich anteilig<br />
nach den Mitgliederzahlen, <strong>di</strong>e beide<br />
Organisationen zu Beginn der neuen<br />
Amtsperiode der ARK dem Präses der<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
FREESTYLE<br />
Ein gerechter Lohn fällt nicht vom Himmel<br />
gliederversammlungen eine Tarifforderung<br />
für Hessen-Nassau, <strong>di</strong>e<br />
im Dezember von der Tarifkommission<br />
beschlossen wurde: Ein Nachschlag<br />
von 50 Euro Sockelbetrag<br />
und weiteren 5% linearer Erhöhung<br />
auf <strong>di</strong>e Entgelte der KDAVO-<br />
Tabelle muss ab Januar 2009 kommen,<br />
um <strong>di</strong>e Lücke zum TVöD<br />
wieder zu schließen.<br />
Diese Forderung wurde zum<br />
einen von den ver.<strong>di</strong>-KollegInnen<br />
in der ARK gestellt, zum anderen<br />
wurden aber seit Januar 2009 betriebliche<br />
Aktionen begonnen, um<br />
Druck für <strong>di</strong>e Forderung zu machen.<br />
Synode vorgelegt haben. Welche Personen<br />
in <strong>di</strong>e ARK entsandt werden, beschließen<br />
der Vorstand des VkM bzw. <strong>di</strong>e<br />
ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission.<br />
Die ARK beschließt mit einfacher Mehrheit.<br />
VkM und ver.<strong>di</strong> haben jüngst eine<br />
<strong>Ver</strong>einbarung geschlossen, dass sie nur<br />
gemeinsam in der ARK ihre Stimme abgeben.<br />
D.h.: Wenn <strong>di</strong>e Arbeitnehmerseite<br />
gemeinsam abstimmt, kann sie nicht von<br />
den Arbeitgebern überstimmt werden. In<br />
der Regel übt sich <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite im<br />
gleichen Abstimmungsverhalten.<br />
Werden keine Kompromisse erzielt, entsteht<br />
eine Patt-Situation. Die strittigen<br />
Punkte können von jeder Seite dem<br />
Schlichtungsausschuss zur Entscheidung<br />
vorgelegt werden. Dieser entscheidet mit<br />
einfacher Mehrheit, wobei <strong>di</strong>e<br />
Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag<br />
gibt.<br />
Geht <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite in der<br />
ARK nicht auf Forderungen oder Vorschläge<br />
der Arbeitnehmerseite ein, hat<br />
<strong>di</strong>e Arbeitnehmerseite keine effektive<br />
Möglichkeit, in der ARK ihre Interessen<br />
durchzusetzen. Die Schlichtung wird zu<br />
einem Roulettespiel. Ihr Spruch ist<br />
zudem verbindlich und Endstation der<br />
<strong>Ver</strong>handlungen. ■<br />
Am 19. Mai ruft ver.<strong>di</strong> in Darmstadt<br />
am Sitz der Kirchenverwaltung<br />
zu einer zentralen Demonstration<br />
aller KollegInnen auf. Am<br />
20. Mai wird <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-Forderung<br />
letztmalig in der ARK <strong>di</strong>skutiert.<br />
Gibt es dort keine Lösung, ist allen<br />
Beteiligten klar, dass dann keine<br />
andere Möglichkeit mehr bleibt,<br />
als auch durch Streikaktionen <strong>di</strong>e<br />
berechtigten Forderungen durchzusetzen.<br />
Für <strong>di</strong>e mehr als 7.000 ErzieherInnen<br />
in den kirchlichen KiTas von<br />
Hessen und Nassau ist dabei auch<br />
das Beispiel ihrer KollegInnen in<br />
den kommunalen KiTas hilfreich,<br />
Die ver.<strong>di</strong>-Erfahrungen<br />
sind ernüchternd. Insbesondere <strong>di</strong>e<br />
<strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber verhindern jede<br />
Kompromissfindung bei<br />
■ der Regelung der Einführung des<br />
»Hammermodells« (gemischtes Kommissions-<br />
und <strong>Ver</strong>tragsmodell; siehe<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 41, S. 41),<br />
■ der Bonuszahlung,<br />
■ der Nachschlagsforderung,<br />
■ der Überarbeitung der Eingruppierungsordnung.<br />
Unsere Erfahrung: Ohne Aktivitäten und<br />
Aktionen in den Betrieben bewegt<br />
sich in der ARK nichts. ■<br />
g des ver.<strong>di</strong>-Landesbezirks Hessen, Fachbereich 3, Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77, 60329 Frankfurt. <strong>Ver</strong>antwortlich: Georg Schulze-Ziehaus, Fon 069 / 2569-1321, Fax -1329, georg.schulze-ziehaus@ver<strong>di</strong>.de<br />
le grafik + unidruck, Hannover.<br />
Informationen<br />
für <strong>di</strong>e Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter<br />
in Diakonie und Ev. Kirche<br />
von Hessen und Nassau<br />
■ Während Erzieherinnen in<br />
kommunalen Kindertagesstätten<br />
gerade für eine höhere Bezahlung<br />
im Tarifsystem des öffentlichen<br />
Dienstes demonstrieren, sollen<br />
nach bisherigem Willen der kirch-<br />
lichen Arbeitgeber <strong>di</strong>e Entgelte in<br />
der KDAVO bis April 2010 nicht<br />
mehr angehoben werden!<br />
■ Während im privatisierten<br />
Klinikum der Rhön-AG in Gießen<br />
und Marburg ver.<strong>di</strong> und der Arbeitgeber<br />
gerade eine Erhöhung<br />
der Tarifentgelte zwischen 6,5 und<br />
über 9% ausgehandelt haben,<br />
sollen <strong>di</strong>e Kolleginnen in den Kliniken<br />
der Agaplesion AG bis April<br />
2010 weiter keine Lohnerhöhungen<br />
bekommen, obwohl Agaplesion<br />
noch höhere Gewinne als das<br />
Rhönklinikum erwirtschaftet!<br />
Kolleginnen und Kollegen – <strong>di</strong>es<br />
sind nur zwei von vielen Beispielen,<br />
<strong>di</strong>e Liste der Ungerechtigkeiten<br />
könnten wir weiter fortsetzen.<br />
Doch jetzt ist es Zeit, aufzustehen:<br />
Wir sind keine ArbeitnehmerInnen<br />
zweiter Klasse, nur weil wir<br />
bei Kirche oder Diakonie beschäftigt<br />
sind! Auch wir fordern jetzt<br />
unseren gerechten Lohn ein!<br />
Nachschlag jetzt!<br />
Demonstration für einen gerechten<br />
Lohn in Kirche und Diakonie<br />
von Hessen und Nassau<br />
Dienstag, 19. Mai 2009, 15 Uhr<br />
in Darmstadt, Luisenplatz<br />
Abschlusskundgebung: 16 Uhr<br />
Paulusplatz<br />
Gesundheit, Soziale Dienste<br />
Wohlfahrt und Kirchen<br />
Mai 2009<br />
Für einen gerechten Lohn in Kirche und Diakonie Hessen-Nassau<br />
am 19. Mai 2009 um 15 Uhr<br />
in Darmstadt, Luisenplatz<br />
Liebe Kolleginnen,<br />
liebe Kollegen,<br />
am 20. Mai liegt der Arbeitsrechtlichen<br />
Kommission von Hessen<br />
und Nassau wieder der Antrag von<br />
ver.<strong>di</strong> über eine Erhöhung der Entgelttabellen<br />
der KDAVO zur Beschlussfassung<br />
vor. Wir fordern,<br />
<strong>di</strong>e Entgelttabellen der KDAVO um<br />
einen Nachschlag zu erhöhen:<br />
■ 50 Euro Festbetrag und zusätzlich<br />
5%<br />
■ Keine Anrechnung des Festbetrags<br />
auf den Besitzstand!<br />
Die KDAVO von Hessen und Nassau<br />
liegt nach ver.<strong>di</strong>-Berechnung<br />
inzwischen heute in nahezu allen<br />
wesentlichen Berufsgruppen um<br />
10% und mehr unter dem Niveau<br />
der Tarifverträge von öffentlichen<br />
Trägern, Caritas oder Wohlfahrts-<br />
verbänden. Und <strong>di</strong>e Schere klafft<br />
immer weiter auseinander:<br />
■ Während nach den Tarifverträgen<br />
für öffentliche Träger bezahlte<br />
KollegInnen von 2008 bis 2009<br />
Tariferhöhungen von rund 8% hatten,<br />
stiegen <strong>di</strong>e KDAVO-Entgelte<br />
im gleichen Zeitraum um nominal<br />
5%, für alle Empfänger von Besitzstandszulagen<br />
– das ist <strong>di</strong>e<br />
Mehrheit der Beschäftigten –<br />
nur um 2,5%.<br />
Mitfahrgelegenheiten zur Demonstration<br />
können über <strong>di</strong>e MAV<br />
oder <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-Geschäftsstellen<br />
organisiert werden!<br />
<strong>Ver</strong>einte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Hessen<br />
AGMAV<br />
GMAV<br />
<strong>di</strong>e mit Arbeitsniederlegungen<br />
für bessere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
kämpfen.<br />
Warum, so fragen sich berechtigterweise<br />
jetzt viele KollegInnen<br />
in den kirchlichen Einrichtungen,<br />
können wir das nicht auch, wo wir<br />
doch noch weniger ver<strong>di</strong>enen? In<br />
den USA würde man jetzt antworten<br />
»Yes, we can«. Wir dürfen<br />
also gespannt sein, wie es in Hessen-Nassau<br />
weiter geht. ■<br />
Georg Schulze-Ziehaus, ver.<strong>di</strong><br />
Hessen<br />
Weitere Infos<br />
www.nachschlag-hessen.ver<strong>di</strong>.de<br />
Nicht jammern<br />
– organisieren!<br />
Gesundheit, Soziale Dienste<br />
Wohlfahrt und Kirchen<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 19<br />
<strong>Ver</strong>einte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Hessen<br />
Tarifpolitik<br />
ERHARD SCHLEITZER (3)
Tarifpolitik<br />
Diakonie Niedersachsen:<br />
Tarifeinigung in letzter Sekunde!<br />
Mitgliederversammlung der<br />
agmav billigt einstimmig das<br />
<strong>Ver</strong>handlungsergebnis<br />
Am 30. April sind <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen<br />
um eine Entgelterhöhung<br />
der 36.000 Beschäftigten der Diakonie<br />
in Niedersachsen erfolgreich<br />
abgeschlossen worden. Die Einigung<br />
war möglich, nachdem <strong>di</strong>e<br />
Arbeitgeber ihre Forderung nach<br />
der 39-Stunden-Woche aufgegeben<br />
hatten. Daraufhin trat <strong>di</strong>e<br />
Arbeitsrechtliche Kommission<br />
(ARK) am 30. April noch einmal<br />
in <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen ein. Spät<br />
abends konnte dann ein für beide<br />
Seiten tragfähiger Kompromiss<br />
erzielt werden.<br />
In der Mitgliederversammlung<br />
der agmav am 4. Mai wurde das<br />
<strong>Ver</strong>handlungsergebnis vorgestellt<br />
und nach intensiver Diskussion gebilligt.<br />
Das Ergebnis<br />
beinhaltet eine durchschnittliche<br />
tabellenwirksame Entgelterhöhung<br />
von über 5% und setzt sich wie<br />
folgt zusammen:<br />
■ Einmalzahlung für alle Mitarbeitenden:<br />
70 Euro<br />
■ Ab 1.3.2009 Erhöhung der<br />
Entgelttabelle um einen Sockelbetrag<br />
von 23 Euro = +0,92%<br />
(bei E 7)<br />
■ Entgelterhöhung ab 1.3.2009:<br />
+2,7%; ab 1.3.2010: +1,5%<br />
Hans-Peter Hoppe ist der Vorsitzende<br />
des Arbeitgeberverbandes<br />
■ 20<br />
■ In der Altenhilfe werden <strong>di</strong>e<br />
Prozentwerte für 2009 und 2010<br />
umgedreht. Per Dienstvereinbarung<br />
ist <strong>di</strong>e Erhöhung wie oben<br />
beschrieben möglich.<br />
■ Auszubildende ab 1.3.2009:<br />
50 Euro; ab 1.3.2010: +1,5%<br />
■ Das Entgelt für Ärzte wird<br />
auf das Niveau des Tarifvertrages<br />
VKA/MB angehoben.<br />
■ Für Pflegekräfte im Funktions<strong>di</strong>enst<br />
(OP/ANÄ) wird zukünftig<br />
für geleistete Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />
an Feiertagen, <strong>di</strong>e auf einen Werktag<br />
fallen, ein Zeitzuschlag von<br />
25% gewährt.<br />
■ Die Arbeitszeit bleibt bei<br />
38,5 Std./Woche.<br />
■ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
haben wie bisher Anspruch<br />
auf eine Jahressonderzahlung.<br />
■ In Einrichtungen mit einem<br />
negativen Jahresergebnis kann <strong>di</strong>e<br />
Jahressonderzahlung (wie bisher)<br />
gekürzt werden.<br />
■ Die Voraussetzungen in § 24<br />
Abs. 5 zur Feststellung des Jahresergebnisses<br />
werden klarer gefasst.<br />
Wichtig und neu ist, dass bei<br />
Streitigkeiten über ein negatives<br />
Betriebsergebnis zukünftig ein<br />
durch <strong>di</strong>e ARK-Nds. bestellter neutraler<br />
Wirtschaftsprüfer entscheidet.<br />
Ab 2010 kann <strong>di</strong>e Jahressonderzahlung<br />
um bis zu 60%<br />
(bisher 40%) gekürzt werden. Ein<br />
Mindestbetrag von 700 Euro ist<br />
garantiert.<br />
■ Laufzeit bis 31.12.2010.<br />
Mit <strong>di</strong>esem Ergebnis halten wir<br />
Anschluss an <strong>di</strong>e allgemeine Tarifentwicklung<br />
im öffentlichen<br />
Dienst (vergleichbar mit TV-L).<br />
Die Mitarbeiter der Diakonie in<br />
Niedersachsen sind nicht von der<br />
allgemeinen Einkommensentwicklung<br />
abgekoppelt worden. Es ist<br />
uns gelungen, <strong>di</strong>e unteren Entgeltgruppen<br />
stärker als <strong>di</strong>e oberen<br />
Entgeltgruppen anzuheben. Damit<br />
haben wir unsere wesentlichen<br />
Ziele der Tarifrunde erreicht.<br />
Wir bedanken uns bei allen Aktiven<br />
für <strong>di</strong>e Unterstützung während<br />
der Tarifauseinandersetzung.<br />
Ohne eure Aktionen wäre <strong>di</strong>eses<br />
Ergebnis nicht möglich gewesen.<br />
Die Tarifrunde hat aber auch gezeigt,<br />
dass wegen der sich weiter<br />
verschärfenden Wettbewerbsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
<strong>di</strong>e kirchliche Arbeitsrechtsregelung<br />
an ihre Grenzen<br />
stößt. Ein Interessenausgleich<br />
über <strong>di</strong>esen Weg wird in Zukunft<br />
nicht mehr möglich sein. ■<br />
Manfred Freyermuth, Vorsitzender<br />
der agmav Niedersachsen<br />
(Arbeitsgemeinschaft der MitarbeiterInnenvertretungen<br />
in den Diakonischen<br />
Werken Niedersachsens)<br />
Weitere Infos unter www.ag-mav.de<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
Kranken- und AltenpflegerInnen beklagen<br />
schlechte Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
DGB-Index »Gute Arbeit«<br />
– Sonderauswertung<br />
Die Arbeits- und Entlohnungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
in der Alten- und<br />
Krankenpflege werden im bundesweiten<br />
<strong>Ver</strong>gleich aller Berufsgruppen<br />
deutlich schlechter als<br />
der Durchschnitt beurteilt.<br />
In der Krankenpflege beschreiben<br />
47 Prozent der Beschäftigten<br />
Arbeit und Entlohnung le<strong>di</strong>glich<br />
als »mittelmäßig«, 46 Prozent<br />
sogar als »schlecht«. In der Altenpflege<br />
betrachten sogar 52 Prozent<br />
der Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmer Arbeit und Einkommen<br />
als »schlecht«, weitere<br />
36 Prozent als »mittelmäßig«.<br />
Das ist das Ergebnis einer Sonderauswertung<br />
des DGB-Indexes<br />
»Gute Arbeit« im Auftrag von<br />
ver.<strong>di</strong>.<br />
Im Einzelnen bemängeln <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
in der Krankenpflege<br />
vor allem <strong>di</strong>e schlechte Bezahlung<br />
– 40 Prozent beziehen Bruttoeinkommen<br />
von unter 2.000 Euro –,<br />
<strong>di</strong>e belastende Arbeitsintensität<br />
und <strong>di</strong>e zu geringen Aufstiegsmöglichkeiten.<br />
Die Auswertungen für <strong>di</strong>e Alten- und Krankenpflege<br />
gibt es als PDF zum Download unter<br />
https://presse.ver<strong>di</strong>.de/aktuelle-themen/pflege<strong>di</strong>enste<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Diese Einschätzungen decken<br />
sich mit den Bewertungen der Altenpflegeberufe,<br />
wo sogar 72 Prozent<br />
Altenpflegerinnen und -pfleger<br />
weniger als 2.000 Euro brutto<br />
monatlich erhalten; und 48 Prozent<br />
trotz Vollzeitarbeit zu prekären<br />
Löhnen von weniger als 1.500<br />
Euro brutto monatlich arbeiten<br />
müssen.<br />
Dennoch ist der Arbeitseinsatz<br />
beider Berufsgruppen unverändert<br />
hoch: Die Vollzeitbeschäftigten in<br />
der Krankenpflege überschreiten<br />
<strong>di</strong>e vereinbarte Wochenarbeitszeit<br />
(40,1 Std. Männer, 39,1 Std.<br />
Frauen) im Schnitt um rund zehn<br />
Prozent, in der Altenpflege sind es<br />
sogar elf Prozent.<br />
Angesichts von Arbeitsbelastung<br />
und Arbeitszeit sind beide Berufsgruppen<br />
konsequenterweise skeptisch,<br />
was ihre künftige Berufsfähigkeit<br />
angeht: 51 Prozent der<br />
Beschäftigten in der Altenpflege<br />
glauben nicht, dass sie ihre Tätigkeit<br />
bis zum Rentenalter ausüben<br />
können; in der Krankenpflege sind<br />
es sogar 57 Prozent.<br />
»Die Arbeitsbelastung in den<br />
Pflegeberufen ist nur noch schwer<br />
erträglich. Immer weniger Menschen<br />
ergreifen <strong>di</strong>esen schlecht<br />
bezahlten Stress-Beruf. Ein Pflegenotstand<br />
ist nur noch abwendbar,<br />
wenn deutlich mehr Personal zur<br />
ARBEITSQUALITÄT<br />
… aus Sicht von Krankenpfleger/innen<br />
Schlechte<br />
Arbeit<br />
46 %<br />
7%<br />
Bewältigung der Arbeit eingestellt,<br />
<strong>di</strong>e Arbeitsbelastung drastisch<br />
reduziert und <strong>di</strong>e Einkommensbe<strong>di</strong>ngungen<br />
spürbar verbessert<br />
werden«, resümierte ver.<strong>di</strong>-<br />
Bundesvorstandsmitglied Ellen<br />
Paschke. ■<br />
Gabriele Feld-Fritz, ver.<strong>di</strong>-<br />
Bundesverwaltung<br />
www.dgb-index-gute-arbeit.de<br />
Mehr unter www.ver<strong>di</strong>-gute-arbeit.de<br />
Siehe auch den Literaturtipp »Gute Arbeit 2009«<br />
in <strong>di</strong>esem <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>.<br />
Gute Arbeit<br />
47 %<br />
Mittlere<br />
Arbeit<br />
■ 21<br />
Berufspolitik<br />
VER.DI NEWS 6, 25. APRIL 2009, S. 5
Der ganz normale Wahnsinn<br />
Berufspolitik<br />
GERD ALTMANN / PIXELIO.DE<br />
Ein Nacht<strong>di</strong>enst<br />
auf der Intensivstation<br />
Es ist 20.15 Uhr und ich fahre<br />
zum Nacht<strong>di</strong>enst auf <strong>di</strong>e Intensivstation.<br />
Was mag mich heute erwarten?<br />
Durch Krankheit und Stellenreduzierungen<br />
sind 3 gesperrte<br />
Betten (von insgesamt 23 Betten<br />
plus 1 Akutbett) und 7 MitarbeiterInnen<br />
(statt 8 bis 9 MitarbeiterInnen)<br />
zum Standard geworden.<br />
In <strong>di</strong>eser Nacht liegen bei uns<br />
20 PatientInnen, 14 davon beatmet.<br />
Eine Patientin mit einem<br />
nichtinvasiven Beatmungshelm.<br />
Diese Form der Beatmung erfordert<br />
eine besonders zeitbindende<br />
Betreuung.<br />
Zudem sind drei Zimmer von<br />
Isolierungsmaßnahmen wegen<br />
hochresistenter Keime betroffen.<br />
Das bedeutet, dass jede MitarbeiterIn,<br />
<strong>di</strong>e das Zimmer betritt,<br />
vorher Haube, Mundschutz,<br />
Kittel und Handschuhe anziehen<br />
muss.<br />
■ 22<br />
Für <strong>di</strong>ese Nacht heißt das: Eine<br />
Mitarbeiterin versorgt drei PatientInnen,<br />
teilweise isoliert und häufig<br />
alle drei beatmet und instabil.<br />
Der Dienst beginnt schon sehr<br />
unruhig, denn ein Notfallpatient<br />
muss im so genannten »Akutraum«<br />
versorgt werden.<br />
Parallel dazu müssen auf der<br />
internistischen Seite zwei PatientInnen<br />
plötzlich und schnell auf<br />
<strong>di</strong>e Peripherie verlegt werden,<br />
denn in der Ambulanz warten bereits<br />
zwei neue PatientInnen. Da<br />
es keine Hauptnachtwache mehr<br />
gibt, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>ese Aufgabe früher<br />
übernommen hat, wird von der<br />
zustän<strong>di</strong>gen Kollegin von Intensiv<br />
erwartet, dass sie <strong>di</strong>e PatientInnen<br />
selbst auf <strong>di</strong>e periphere Station<br />
bringt. Dies ist bei den alten Betten<br />
im Haus nicht alleine möglich,<br />
so dass eine zweite Pflegekraft<br />
mitfahren muss. Dies bedeutet,<br />
dass für <strong>di</strong>esen Zeitraum nur noch<br />
fünf KollegInnen auf Station anwesend<br />
sind.<br />
PROGNOST (5)<br />
Als wir wieder auf der Intensiv<br />
ankommen und <strong>di</strong>e zweite <strong>Ver</strong>legung<br />
in Angriff nehmen wollen,<br />
steht schon der erste Patient aus<br />
der Notaufnahme auf Station. Dieser<br />
muss zunächst auf dem Flur<br />
warten, da das Zimmer noch nicht<br />
gereinigt ist. Dies fällt zusätzlich<br />
in unsere Tätigkeit, wenn wir<br />
nachts PatientInnen verlegen.<br />
Ich nehme den Patienten auf<br />
und meine Kollegin sucht sich<br />
Hilfe, um den zweiten Patienten<br />
auf <strong>di</strong>e Station zu fahren.<br />
Zwischenzeitlich wird der Notfallraum<br />
für eine weitere neue<br />
Patientin mit <strong>Ver</strong>dacht auf Meningitis<br />
benötigt. Dies hat zur Folge,<br />
dass der dort eigentlich liegende<br />
Patient schnellstens auf <strong>di</strong>e Peripherie<br />
verlegt werden muss, was<br />
natürlich wieder von uns erwartet<br />
wird.<br />
Nachdem alle neu angekommen<br />
PatientInnen fürs Erste versorgt<br />
sind, ist es mittlerweile schon kurz<br />
vor Mitternacht. Jetzt sehe ich<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
zum ersten Mal seit meiner kurzen<br />
Übergabe meine anderen PatientInnen,<br />
<strong>di</strong>e bisher von mir nicht<br />
versorgt werden konnten. Alle anfallenden<br />
Routinetätigkeiten sind<br />
bisher nicht durchführbar gewesen<br />
und müssen jetzt in Angriff genommen<br />
werden.<br />
Dazu zählen u.a. Wechsel der<br />
Infusionstherapie, Blutentnahmen,<br />
Me<strong>di</strong>kamentengabe, alle standardmäßigen<br />
pflegerischen Tätigkeiten,<br />
wie Lagern, Mundpflege und<br />
<strong>di</strong>e stündliche Vitalzeichenkontrolle<br />
und -dokumentation. Die<br />
KollegInnen waren netterweise so<br />
umsichtig und haben letztere für<br />
mich und meine Kollegin durchgeführt.<br />
Als ich mein aufgelaufenes Arbeitspensum<br />
abgearbeitet habe,<br />
ist es mittlerweile 2 Uhr und ich<br />
denke das erste Mal daran, etwas<br />
zu trinken. Kaum ist <strong>di</strong>e Wassertasse<br />
gefüllt, geht der »Lenore«-<br />
Notruf bei uns ein. Im Nacht<strong>di</strong>enst<br />
ist es üblich, dass primär <strong>di</strong>e KollegInnen<br />
der Intensivstation mitlaufen<br />
und <strong>di</strong>e Anästhesiepflege<br />
nachkommt und auslöst.<br />
Diese Nacht werden beim Notfall<br />
auf Station viele Hände gebraucht,<br />
so dass ich auch nach<br />
Eintreffen der Anästhesie bei der<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Reanimation weiter helfe. Nach<br />
über 30 Minuten gehe ich zurück<br />
auf <strong>di</strong>e Intensiv und berichte<br />
meinen KollegInnen, dass <strong>di</strong>eser<br />
Patient beatmet zu uns kommt.<br />
Da wir kein sauberes Beatmungsgerät<br />
mehr zur <strong>Ver</strong>fügung haben,<br />
müssen wir das Gerät eines überwiegend<br />
spontan atmenden Patienten<br />
nehmen und kurzfristig<br />
aufbereiten. Damit haben wir<br />
15 Beatmungen und ein offiziell<br />
aus Personalmangel gesperrtes<br />
Bett belegen müssen, ohne<br />
dass wir eine PatientIn verlegen<br />
können.<br />
Denn der einzig zu verlegende<br />
Patient müsste in ein externes<br />
Krankenhaus auf eine andere Intensivstation<br />
verlegt werden, was<br />
man nachts natürlich nicht machen<br />
möchte. Inzwischen ist es<br />
4 Uhr: So lange hat <strong>di</strong>e Erstversorgung<br />
des reanimierten Patienten<br />
gedauert.<br />
Über eine eventuelle <strong>Ver</strong>legung<br />
können wir uns auch gar keine<br />
Gedanken machen, denn zeitgleich<br />
extubiert sich ein anderer<br />
Patient im Tbc-Zimmer. Nach er-<br />
folgter Reintubation ist es dann<br />
auch mittlerweile 5 Uhr.<br />
Da sich der Zustand der Patientin<br />
im Akutraum zwischendurch<br />
verschlechtert, wird abgeklärt, ob<br />
<strong>di</strong>ese intubiert und beatmet werden<br />
muss. Dies wird letztlich nicht<br />
für sofort notwen<strong>di</strong>g gehalten.<br />
Bei einer anderen Entscheidung<br />
hätten wir uns ein Narkosegerät<br />
aus dem OP holen müssen, da wir<br />
kein Beatmungsgerät mehr haben.<br />
Neben all <strong>di</strong>esen Akuttätigkeiten<br />
müssen natürlich auch alle standardmäßigen<br />
Aufgaben durchgeführt<br />
werden, denn <strong>di</strong>e PatientInnen<br />
betten, lagern und säubern<br />
sich nicht allein. Pflegerische Qualität<br />
geht in <strong>di</strong>eser Nacht verloren,<br />
da ich Prioritäten setzen muss.<br />
Meinen Bedürfnissen und Ansprüchen<br />
an eine fachgerechte Pflege<br />
kann ich in <strong>di</strong>esem Dienst nicht<br />
nachkommen.<br />
Die Nacht ist vorbei, administrative<br />
Tätigkeiten, wie Auffüllen von<br />
Arbeitsmaterial, Leeren der Wäschesäcke<br />
usw. bleiben für den<br />
Früh<strong>di</strong>enst liegen. Auch <strong>di</strong>e Notfallwagen<br />
sind noch nicht aufbereitet.<br />
Um sechs Uhr übergibt der<br />
Nacht<strong>di</strong>enst <strong>di</strong>e Station an einen<br />
genauso schlecht besetzten Früh<strong>di</strong>enst.<br />
Wenn solche Nächte <strong>di</strong>e Ausnahme<br />
wären, wäre es nur ein<br />
unruhiger Dienst … aber leider<br />
häufen sie sich durch <strong>di</strong>e extrem<br />
enge Personalsituation. ■<br />
PrognOST, Zeitschrift der ver.<strong>di</strong>-<br />
Betriebsgruppe im Klinikum<br />
Bremen-Ost, April 2009, S. 2f.<br />
■ 23<br />
Berufspolitik
Internationales<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
44, S. 24<br />
Änderung der EU-Arbeitszeitrichtlinie<br />
ist gescheitert<br />
Nachdem das Europaparlament<br />
im Dezember 2008 mit absoluter<br />
Mehrheit den Standpunkt des<br />
Ministerrates zur EU-Arbeitszeitrichtlinie<br />
abgelehnt hatte, war es<br />
zum <strong>Ver</strong>mittlungsverfahren gekommen<br />
Das Europaparlament forderte:<br />
»Der gesamte Bereitschafts<strong>di</strong>enst,<br />
einschließlich der inaktiven Zeit,<br />
wird als Arbeitszeit angesehen«.<br />
Außerdem sollen Opt outs innerhalb<br />
von 3 Jahren auslaufen und<br />
damit <strong>di</strong>e maximale wöchentliche<br />
EU-Parlament: Tödliche Zwischenfälle in<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n verringern<br />
Bei 6,7 bis 15 Millionen Krankenhauspatienten<br />
und mehr als 37<br />
Millionen me<strong>di</strong>zinisch behandelten<br />
Patienten in der Europäischen<br />
Union kommt es während ihrer<br />
regulären Behandlung zu gesundheitsschä<strong>di</strong>genden<br />
Zwischenfällen,<br />
konstatiert das Europäische Parlament.<br />
Ungefähr jeder zwanzigste<br />
Patient – das sind 4,1 Millionen<br />
Patienten jährlich – erkrankt an<br />
einer gefährlichen Infektion, an<br />
der jährlich ca. 37.000 Menschen<br />
sterben.<br />
Die Abgeordneten verlangen<br />
deshalb in einem Bericht »zur<br />
Sicherheit der Patienten unter Einschluss<br />
der Prävention und Eindämmung<br />
von therapieassoziierten<br />
Infektionen« von den Mitgliedstaaten<br />
Maßnahmen, um <strong>di</strong>e in<br />
<strong>Ver</strong>bindung mit der Behandlung<br />
stehenden gesundheitsschä<strong>di</strong>genden<br />
Zwischenfälle um 20% zu<br />
verringern. Anvisiert wird <strong>di</strong>ese<br />
<strong>Ver</strong>ringerung bis 2015, das sind<br />
900.000 Fälle jährlich.<br />
■ 24<br />
Arbeitszeit tatsächlich auf 48 Stunden<br />
begrenzt sein.<br />
Im April 2009 sind <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen<br />
im <strong>Ver</strong>mittlungsausschuss<br />
zur möglichen Änderung bzw. <strong>Ver</strong>schlechterung<br />
der Arbeitszeitrichtlinie<br />
zumindest in <strong>di</strong>eser Legislaturperiode<br />
des Europarlamentes<br />
gescheitert.<br />
Dies bedeutet, dass <strong>di</strong>e bestehende<br />
Richtlinie nicht geändert<br />
wird. Es kommt zu keiner weiteren<br />
Flexibilisierung bzw. der Einführung<br />
von inaktiven Zeitanteilen.<br />
Abgesehen davon stellt <strong>di</strong>e unzureichende<br />
Sicherheit der Patienten<br />
ein schwerwiegendes Problem<br />
der öffentlichen Gesundheit und<br />
auch eine hohe finanzielle Belastung<br />
der sehr begrenzten Gesundheitsbudgets<br />
dar.<br />
In dem von Berichterstatterin<br />
Amalia Sartori (EVP-ED, Italien)<br />
vorgelegten Bericht stimmen <strong>di</strong>e<br />
Abgeordneten überein, dass<br />
Patienten besser informiert werden<br />
müssen, unter anderem über<br />
Sicherheitsniveaus sowie Beschwerde-<br />
und Rechtsbehelfsmöglichkeiten.<br />
Auch <strong>di</strong>e Einstellung von mehr<br />
spezialisiertem Pflegepersonal ist<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Zur wirksamen Infektionskontrolle<br />
ist eine spezialisierte Krankenpflegekraft<br />
je 250 Krankenhausbetten<br />
notwen<strong>di</strong>g.<br />
Generell wird vom Parlament<br />
eine angemessene Aus- und<br />
Weiterbildung aller im Gesundheitswesen<br />
beschäftigten Arbeitskräfte<br />
gefordert, damit <strong>di</strong>ese beispielsweise<br />
me<strong>di</strong>zinische Geräte<br />
Leider kommt es aber auch nicht<br />
zum Auslaufen der Opt-out-Regelungen.<br />
■<br />
Dirk Völpel-Haus, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />
korrekt be<strong>di</strong>enen können. Des<br />
Weiteren fordern <strong>di</strong>e Abgeordneten,<br />
dass jeder Ausbruch therapieassoziierter<br />
Infektionen an das<br />
Europäische Zentrum für <strong>di</strong>e Prävention<br />
und Eindämmung von<br />
Krankheiten gemeldet wird.<br />
521 Abgeordnete stimmten für<br />
den Bericht, 6 dagegen, 5 enthielten<br />
sich der Stimme. ■<br />
Pressemitteilung des Europaparlaments<br />
vom 23.4.2009 zum<br />
Bericht »Sicherheit der Patienten«<br />
(A6-0239/2009), www.europarl.de/<br />
presse/pressemitteilungen<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
KADE LORCH, HANNOVER (2)
Leserbrief Personalvertretung:<br />
Vom Co-Management zur Opposition?<br />
Von der Politik gewollt – von Arbeitgebern erwartet<br />
Eine aktuelle Situationsanalyse der betrieblich gelebten Kultur im<br />
öffentlichen Dienst anhand der Leitungen und Personalvertretungen<br />
in NRW und der Novellierung des Landespersonalvertretungsgesetzes.<br />
Zurück in <strong>di</strong>e Zukunft, bevor <strong>di</strong>e Finanzkrise im vollen Umfang auch den<br />
öffentlichen Dienst erreicht?<br />
Für Beschäftigte, Personalräte<br />
und Leitungen war lange Zeit klar:<br />
Regierung sind <strong>di</strong>e Arbeitgeber<br />
(Leitungen), Personalräte sind <strong>di</strong>e<br />
Opposition. Wie in der Politik wurden<br />
Vorschläge beidseitig vorerst<br />
torpe<strong>di</strong>ert, negativ bewertet und<br />
deutliche <strong>Ver</strong>besserung der Vorschläge<br />
gefordert. Die Muskelspiele<br />
der Macht auf beiden Seiten<br />
folgten. In der Konsequenz wurden<br />
Maßnahmen im Sinne der Beschäftigten<br />
und der entsprechenden<br />
Dienststellen verzögert oder<br />
gar nicht erst umgesetzt. Die zumeist<br />
öffentlich geführten Auseinandersetzungen<br />
führten nicht selten<br />
zur Stimmungsmache in den<br />
Betrieben und prägten <strong>di</strong>e Kultur<br />
des Arbeitsalltages.<br />
Immer deutlicher wurde mit der<br />
Zeit, dass <strong>di</strong>e gelebte vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit ein vorteilhaftes<br />
Mittel für <strong>di</strong>e erfolgreiche<br />
Arbeit im Ganzen und für <strong>di</strong>e positive<br />
Grundstimmung im Allgemeinen<br />
sorgte. Arbeitgeber und<br />
Leitungen erkannten, dass Personalräte<br />
weit nützlicher sein können,<br />
um ihnen bei unpopulären<br />
Maßnahmen stützend zur Seite zu<br />
stehen. Personalräte lernten, dass<br />
das Mitgestalten eine weit erfolgversprechendere<br />
Alternative zum<br />
Wohle der Kolleginnen und Kollegen<br />
erbrachte. Es entwickelte sich<br />
eine Zusammenarbeit, in der auf<br />
Augenhöhe gestaltet wurde, gemeinsam<br />
statt gegeneinander. Alsbald<br />
wurde das Mitgestalten der<br />
Personalräte als Co-Management<br />
weitgehend anerkannt.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Die Landesregierung NRW – gewohnt<br />
in Regierung und Opposition<br />
zu unterscheiden und scheinbar<br />
verhaftet im althergebrachten<br />
Handeln – novellierte das Landespersonalvertretungsgesetz.<br />
Sie<br />
entzog den Beschäftigten eine<br />
Vielzahl ihrer Rechte und änderte<br />
das Gesetz so, dass den Personalräten<br />
eine <strong>di</strong>rekte <strong>Ver</strong>tretung ihrer<br />
Kolleginnen und Kollegen in maßgeblichen<br />
Angelegenheiten kaum<br />
oder gar nicht mehr möglich ist.<br />
Schlimmer noch, sie verordnete<br />
den Arbeitgebern keinerlei Spielräume<br />
für ihre Dienststellen, wie<br />
sie mit demokratisch gewählten<br />
Interessenvertretungen verfahren<br />
können. Der Gipfel, <strong>di</strong>e Politik gab<br />
den Arbeitgebern das Recht, den<br />
demokratisch gewählten Personalrat<br />
aus dem Personalrat auszuschließen.<br />
All das, was sich in jahrelanger<br />
Arbeit in den Dienststellen zum<br />
Co-Management entwickelte, mit<br />
all seinen positiven Aspekten und<br />
jenseits der Gesetzeslage, wurde<br />
Kraft Gesetz ad absurdum geführt.<br />
Herrschaftsdenken wurde von der<br />
Politik gewollt und jetzt auch wieder<br />
von den Arbeitgebern erwartet.<br />
Zurück ins Mittelalter per Gesetz.<br />
Jetzt, nach einem guten Jahr<br />
<strong>di</strong>eser Novellierung, zeigen sich<br />
<strong>di</strong>e ersten Auswirkungen. Neben<br />
der geringeren, rechtlich formellen<br />
Beteiligungsverfahren, scheint<br />
eine neue Qualität der vertrauensvollen<br />
Zusammenarbeit Einzug zu<br />
halten. Informationen jeglicher Art<br />
fließen sehr zäh, müssen mühevoll<br />
ernervt werden oder werden nicht<br />
erteilt. Bei den Interessenvertretungen<br />
macht sich bereits Frust<br />
breit. Degra<strong>di</strong>ert durch <strong>di</strong>e neue<br />
Rechtslage, zusehend dass <strong>di</strong>e Kolleginnen<br />
und Kollegen leiden müssen<br />
ohne sich einsetzen zu dürfen<br />
und ungewöhnlich das Gefühl vermittelt<br />
zu bekommen, ihr werdet<br />
dumm sterben. Ohne umfassende<br />
aktuelle Informationen wird <strong>di</strong>e<br />
Mitgestaltung zum Mitwurschteln,<br />
verbunden mit der scheinbar unausweichlichen<br />
Prognose, dass das<br />
Co-Management Geschichte und<br />
<strong>di</strong>e Oppositionsarbeit realistische<br />
Zukunft wird.<br />
Der Pfad des konstruktiven Dialoges<br />
ist ins Schlingern geraten,<br />
<strong>di</strong>e Zusammenarbeit auf Augenhöhe<br />
nur noch mit Hilfsmitteln zu<br />
erreichen. Eine Situation, <strong>di</strong>e<br />
unterschiedlich aufgefasst und<br />
verarbeitet wird, verschiedenste<br />
Reaktionen hervorruft und Gefahr<br />
läuft, <strong>di</strong>e demokratisch legitimierte<br />
Macht der Interessenvertretungen<br />
in den Vordergrund treten<br />
zu lassen. Die langfristige Konsequenz<br />
wäre fatal: Regierung und<br />
Opposition – zurück in <strong>di</strong>e Zukunft.<br />
Vor dem Hintergrund der Finanzkrise,<br />
dessen katastrophalen Auswirkungen<br />
auf <strong>di</strong>e freie Wirtschaft<br />
und somit der Beschäftigten vor<br />
der Bundestagswahl wohl kaum in<br />
Gänze für uns zu erfassen ist, ist<br />
das Zusammenspiel von Leitung<br />
■ 25<br />
Deutschland<br />
FREESTYLE
Deutschland<br />
und Interessenvertretung von herausragender<br />
Bedeutung. Das was<br />
sich derzeit in der freien Wirtschaft<br />
abzeichnet und noch nicht<br />
den Höhepunkt erreicht hat, wird<br />
den öffentlichen Dienst ebenfalls<br />
in gnadenloser Härte treffen –<br />
aller<strong>di</strong>ngs erst ab 2011.<br />
Die Einnahmen der öffentlichen<br />
Haushalte werden dramatisch einbrechen,<br />
erneut werden Privatisierung,<br />
Stellenstreichung und auch<br />
betriebsbe<strong>di</strong>ngte Kün<strong>di</strong>gungen auf<br />
<strong>di</strong>e Tagesordnung kommen. Was<br />
wird, was will sich der Staat noch<br />
leisten, ist unter der scheinbar in<br />
weiten Teilen gescheiterten Prämisse<br />
»Privat vor Staat«, gemeinsam<br />
zu klären.<br />
Schaffen wir es nicht, <strong>di</strong>e vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit<br />
zwischen Arbeitgeber und Perso-<br />
BAG: Boni für Gewerkschaftsmitglieder<br />
zulässig<br />
»Differenzierungsklauseln« in<br />
Tarifverträgen sorgen dafür, dass<br />
von bestimmten tariflichen Leistungen<br />
nur Gewerkschaftsmitglieder<br />
profitieren – Boni für <strong>di</strong>e<br />
KollegInnen. Das Bundesarbeitsgericht<br />
(BAG) hat <strong>di</strong>ese Klauseln jetzt<br />
grundsätzlich für zulässig erklärt.<br />
Bis zur letzten Instanz hatte eine<br />
Pflegerin der Arbeiterwohlfahrt<br />
(AWO) geklagt. In einem Tarifvertrag<br />
hatte ver.<strong>di</strong> mit der AWO eine<br />
Sonderzahlung für <strong>di</strong>e Beschäftig-<br />
■ 26<br />
gewerkschaftlicher Info-Service vom 06.04.2009 6/09<br />
www.einblick.dgb.de<br />
nalräten in ein konstruktives Miteinander<br />
zu erarbeiten, so werden<br />
wir nicht in der Lage sein, vor der<br />
Krise zu agieren. Das Agieren wird<br />
aller<strong>di</strong>ngs ein wesentlicher Bestandteil<br />
sein, um Kolleginnen und<br />
Kollegen weitgehend vor der Dramaturgie<br />
zu schützen und das<br />
Schlimmste zu verhindern. Kommen<br />
wir nur zum Reagieren, so<br />
wird <strong>di</strong>es <strong>di</strong>e fatale Konsequenz<br />
der Muskelspiele der Macht sein.<br />
Alle Beteiligten tun gut dran zuzulassen,<br />
gemeinsam auf Augenhöhe<br />
zu gestalten – Co-Management<br />
zuzulassen. Dabei ist es<br />
ersteinmal unerheblich, was <strong>di</strong>e<br />
rechtlich formellen Beteiligungsverfahren<br />
vorsehen. Es geht um<br />
<strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen, es<br />
geht um den Dienstleistungsbereich,<br />
es geht um den öffentlichen<br />
ten in Höhe von 535 Euro brutto<br />
vereinbart – aller<strong>di</strong>ngs nur für <strong>di</strong>e<br />
gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten.<br />
Die Klägerin, selbst<br />
nicht Gewerkschaftsmitglied,<br />
fühlte sich davon benachteiligt.<br />
Im März entschied das Bundesarbeitsgericht<br />
in Erfurt: Die<br />
Klausel mit der Sonderzahlung ist<br />
grundsätzlich zulässig. Eine Trendwende<br />
in der Rechtssprechung<br />
– denn bisher hatte das BAG entsprechende<br />
Tarifregelungen für<br />
unzulässig erklärt.<br />
Im Kern ging es um <strong>di</strong>e Frage,<br />
ob durch <strong>di</strong>e Sonderzahlung ein<br />
unzulässiger (»nicht mehr hinnehmbarer«)<br />
Druck auf Nicht-Gewerkschaftsmitglieder<br />
ausgeübt<br />
Dienst. Die Landesregierung NRW<br />
hat sich mit der Novellierung des<br />
Landespersonalvertretungsgesetzes<br />
einen eigenen Fallstrick gelegt.<br />
Gerade jetzt muss sie aber zeigen,<br />
welche <strong>Ver</strong>antwortung sie gegenüber<br />
den Bürgerinnen und Bürgern,<br />
den Kolleginnen und Kollegen<br />
und den demokratischen<br />
betrieblichen Strukturen übernehmen<br />
will.<br />
Zurück in <strong>di</strong>e Zukunft, bevor <strong>di</strong>e<br />
Finanzkrise im vollen Umfang auch<br />
den öffentlichen Dienst erreicht<br />
oder Agieren auf gemeinsamer<br />
Augenhöhe als gelebte Kultur, um<br />
das Schlimmste zu verhindern? ■<br />
Michael Hechsel, Vorsitzender<br />
des Personalrates, LWL-Therapiezentrum<br />
für forensische Psychiatrie,<br />
Marsberg<br />
wird, in <strong>di</strong>e Gewerkschaft einzutreten.<br />
Denn das würde ihr Recht<br />
auf »negative Koalitionsfreiheit« –<br />
also das Recht, keiner Gewerkschaft<br />
beitreten zu müssen – verletzen.<br />
Das sei bei der Höhe der<br />
Sonderzahlung der AWO aber<br />
nicht der Fall, urteilten <strong>di</strong>e Erfurter<br />
Richter.<br />
Die Gewerkschaften begrüßten<br />
das Urteil. »Die Entscheidung bestätigt<br />
unsere Rechtsauffassung<br />
und stützt <strong>di</strong>e grundsätzlich geschützte<br />
Gewerkschaftsfreiheit«,<br />
erklärt etwa der Zweite Vorsitzende<br />
der IG Metall, Detlef Wetzel.<br />
Seine Gewerkschaft habe vor<br />
allem bei Firmentarifverträgen<br />
eine Besserstellung von Mitglie-<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
dern durchgesetzt und werde<br />
»<strong>di</strong>esen Weg fortsetzen«.<br />
Das BAG prüfte bei <strong>Ver</strong>fahren zu<br />
Differenzierungsklauseln bisher<br />
auch immer <strong>di</strong>e Frage, ob durch<br />
<strong>di</strong>e Boni das allgemeine »Gerechtigkeitsempfinden«<br />
verletzt werde.<br />
Bisher wurde das in der Regel bejaht.<br />
In Zeiten, in denen Dumping-<br />
Gewerkschaften Gefälligkeitstarifverträge<br />
abschließen und <strong>di</strong>e<br />
Tarifbindung sinkt, verletze es<br />
aber vielmehr das Gerechtigkeitsempfinden,<br />
»wenn Nicht-Organisierte<br />
auf den Zug aufspringen,<br />
den andere für sie in Bewegung<br />
gesetzt haben«, findet Helmut<br />
Platow, Leiter der Rechtsabteilung<br />
beim ver.<strong>di</strong>-Bundesvorstand. Das<br />
hat inzwischen auch das BAG erkannt.<br />
Beispiele für Differenzierungsklauseln<br />
finden sich inzwischen<br />
immer häufiger: Nur <strong>di</strong>e Transnet-<br />
Mitglieder erhalten etwa bei der<br />
Deutschen Bahn Zuschüsse für<br />
Weiterbildung. Die NGG hat<br />
durchgesetzt, dass ihren Mitgliedern<br />
bei Coca-Cola nicht betriebsbe<strong>di</strong>ngt<br />
gekün<strong>di</strong>gt werden darf,<br />
und der IG-Metall-Bezirk NRW<br />
hat bereits 2004 erklärt, möglichst<br />
keine Tarifverträge mehr ohne<br />
»Mitglieder-Bonus« abschließen zu<br />
wollen. Mit einigem Erfolg:<br />
Bei einem Bochumer Stahlbetrieb<br />
wurde etwa eine Jahressonderzahlung<br />
für IG-Metall-Mitglieder in<br />
Differenzierungsklauseln: <strong>di</strong>fferenziert<br />
Differenzierungsklauseln sind Regelungen in Tarifverträgen, <strong>di</strong>e<br />
bestimmte tarifliche Leistungen nur für Gewerkschaftsmitglieder<br />
vorsehen.<br />
Bei einfachen Differenzierungsklauseln<br />
haben nur Gewerkschaftsmitglieder auch tatsächlich einen materiellen<br />
Anspruch auf <strong>di</strong>e Sonderzahlungen oder Boni. Der Tarifvertrag<br />
setzt aber keine Schranken dafür, dass der Arbeitgeber –<br />
freiwillig – auch Nicht-Mitgliedern <strong>di</strong>e entsprechenden Leistungen<br />
gewähren kann.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Höhe eines Monatslohns durchgesetzt,<br />
bei einer Motorenfabrik in<br />
Viersen durfte Mitgliedern nicht<br />
betriebsbe<strong>di</strong>ngt gekün<strong>di</strong>gt werden<br />
und bei einer Maschinenbaufirma<br />
nahe Gummersbach erhielten <strong>di</strong>e<br />
gewerkschaftlich organisierten<br />
KollegInnen 5.000 Euro pro Jahr,<br />
um Nachteile aus Arbeitszeitverlängerungen<br />
auszugleichen.<br />
Aber gibt es auch Rechtssicherheit<br />
für <strong>di</strong>ese Regelungen?<br />
Die Richter des BAG werden sich<br />
demnächst mit einer weiteren<br />
Klage zu Differenzierungsklauseln<br />
beschäftigen. Es geht um einen<br />
Haustarifvertrag, den ver.<strong>di</strong> mit<br />
der Hamburger Hafen und Logistik<br />
AG (HHLA) abgeschlossen hat. Be-<br />
standteil des Tarifvertrags ist eine<br />
»Erholungsbeihilfe« von 260 Euro<br />
pro Kalenderjahr – nur für ver.<strong>di</strong>-<br />
Mitglieder.<br />
Mit einer so genannten »Feststellungsklage«<br />
will <strong>di</strong>e HHLA jetzt<br />
<strong>di</strong>e Rechtmäßigkeit der Differenzierungsklausel<br />
prüfen lassen. Das<br />
Hamburger Arbeitsgericht bestätigte<br />
<strong>di</strong>e Klausel in erster Instanz,<br />
jetzt geht der Fall <strong>di</strong>rekt vors BAG.<br />
Spannend ist der Fall deshalb,<br />
weil es – anders als beim AWO-<br />
Tarifvertrag – um eine »qualifizierte<br />
Differenzierungsklausel«<br />
geht (s. unten). Wenn das BAG<br />
auch <strong>di</strong>ese Klausel für zulässig erklärt,<br />
gäbe es für alle Differenzierungsklauseln<br />
Rechtssicherheit. ■<br />
DGB-einblick 06/2009, 6.4.2009<br />
Bei qualifizierten Differenzierungsklauseln<br />
sieht das anders aus – sie gehen weiter als <strong>di</strong>e einfachen Klauseln:<br />
Laut Definition des Bundesarbeitsgerichts regeln qualifizierte<br />
Klauseln, »dass im Ergebnis dem gewerkschaftlich organisierten<br />
Mitarbeiter in jedem Falle mehr zusteht« als Mitarbeitern, <strong>di</strong>e<br />
nicht Mitglied »der tarifschließenden Gewerkschaft« sind. Wenn<br />
<strong>di</strong>e Leistungen also auch an Nicht-Mitglieder ausgezahlt werden,<br />
müssen Gewerkschaftsmitglieder immer einen entsprechend<br />
höheren Betrag bekommen (deshalb auch: »Abstandsklausel«).<br />
Das BAG hat im März einfache Differenzierungsklauseln grundsätzlich<br />
für zulässig erklärt (4 AZR 64/08 vom 18. März 2009).<br />
■ 27<br />
HHS / PIXELIO.DE<br />
Deutschland
Aus den<br />
Landesbezirken<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
43, S. 47,<br />
34, S. 27,<br />
32, S. 59 und<br />
31, S. 55<br />
DRK-Trägergesellschaft Süd-West mbH:<br />
Erfolgreicher Tarifabschluss<br />
Am 18. Februar 2009 fand eine<br />
weitere <strong>Ver</strong>handlungsrunde zwischen<br />
ver.<strong>di</strong> und der DRK-Trägergesellschaft<br />
Süd-West mbH* im<br />
Schmerzzentrum in Mainz statt.<br />
Im <strong>Ver</strong>lauf der <strong>Ver</strong>handlungen<br />
haben beide Tarifvertragsparteien<br />
noch einmal ihre grundsätzlichen<br />
Positionen begründet. Nach mehreren<strong>Ver</strong>handlungsunterbrechungen<br />
wurde dann am späten Nachmittag<br />
eine Einigung erzielt.<br />
Erstmalig ist es gelungen, ver.<strong>di</strong>-<br />
Mitglieder bei der DRK-Trägergesellschaft<br />
Süd-West überdurchschnittlich<br />
von der Tariferhöhung<br />
profitieren zu lassen.<br />
Im Einzelnen wurde vereinbart:<br />
� Die <strong>Ver</strong>gütung der Beschäftigten<br />
wird ab 1. April 2009 um<br />
4% erhöht.<br />
� Die Beschäftigten erhalten<br />
für <strong>di</strong>e Monate Januar bis März<br />
2009 eine Einmalzahlung in Höhe<br />
von 500 Euro. Teilzeitbeschäftigte<br />
erhalten <strong>di</strong>e Sonderzahlung anteilig<br />
entsprechend dem Umfang<br />
ihrer Arbeitszeit.<br />
� Alle ver.<strong>di</strong>-Mitglieder erhalten<br />
für das Kalenderjahr 2009<br />
einen und für das Kalenderjahr<br />
2010 zwei zusätzliche arbeitsfreie<br />
Tage.<br />
� ver.<strong>di</strong> und <strong>di</strong>e DRK-Trägergesellschaft<br />
Süd-West bilden eine<br />
gemeinsame Arbeitsgruppe mit<br />
dem Auftrag, <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>n-<br />
■ 28<br />
gungen für <strong>di</strong>e Beschäftigten in<br />
den Einrichtungen der DRK-Trägergesellschaft<br />
Süd-West zu vereinheitlichen.<br />
� Die Laufzeit des Tarifvertrages<br />
beginnt rückwirkend am 1.1.<br />
2009 und endet am 31.3.2010.<br />
Die ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission hat in<br />
ihrer Sitzung am 17.3.2009 dem<br />
erzielten <strong>Ver</strong>handlungsergebnis<br />
mit großer Mehrheit zugestimmt.<br />
Durch den Abschluss wird erstmalig<br />
im Bereich der DRK-Trägergesellschaft<br />
Süd-West eine Vorteilsregelung<br />
für ver.<strong>di</strong>-Mitglieder<br />
durchgesetzt.<br />
Dies war lange überfällig und<br />
honoriert <strong>di</strong>e aktive Unterstützung<br />
unserer Mitglieder in den Betrieben<br />
der DRK-Trägergesellschaft<br />
Süd-West. Alle bisher nicht organisierten<br />
Beschäftigten sind herzlich<br />
eingeladen, uns zukünftig<br />
auch zu unterstützen und durch<br />
ihren Beitrag dafür zu sorgen,<br />
dass auch zukünftige Tarifverhandlungen<br />
erfolgreich gestaltet werden<br />
können. ■<br />
Dirk Völpel-Haus, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung,<br />
Frank Hutmacher,<br />
ver.<strong>di</strong> Rheinland-Pfalz, Thomas<br />
Müller, ver.<strong>di</strong> Saar<br />
* DRK-Trägergesellschaft Süd-West mbH:<br />
DRK-Tagesklinik Worms<br />
DRK-Tagesklinik Bad Kreuznach<br />
Psychosomatische Klinik für Kinder und Jugendliche Bad Neuenahr<br />
DRK-Schmerz-Zentrum Mainz<br />
DRK-Krankenhaus Diez<br />
DRK-Krankenhaus Alzey<br />
DRK-Krankenhaus Neuwied<br />
DRK-Klinikum Westerwald:<br />
Elisabeth-Krankenhaus, Kirchen<br />
Lukas-Krankenhaus, Altenkirchen<br />
Krankenhaus Hachenburg<br />
DRK-Krankenhaus Saarlouis<br />
DRK-Klinik Mettlach<br />
DRK-Klinik Baden-Baden<br />
Hachenburg<br />
Kirchen<br />
Sitz der Gesellschaft in Mainz<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
LOTHAR SLEZAK RENATE STIEBITZ, POTSDAM<br />
DRK-TRÄGERGESELLSCHAFT SÜD-WEST / PRESSE (2)
PETER PANSE (2)<br />
ARMIN LOEW<br />
Hessen: Neuer Anlauf für kommunalen<br />
Klinikverbund im Rhein-Main-Gebiet<br />
Wiesbaden<br />
Offenbach<br />
Hanau<br />
Darmstadt<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Das Rhein-Main-Gebiet ist der<br />
zweitgrößte Ballungsraum der<br />
Bundesrepublik. Allen größeren<br />
Städte der Region unterhalten<br />
(noch) <strong>Krankenhäuser</strong> der Maximalversorgungsstufe<br />
in kommunaler<br />
Trägerschaft. Alle Kliniken<br />
haben z.T. erhebliche wirtschaftliche<br />
Probleme. Belegschaften und<br />
Betriebsräte blicken z.T. auf jahrelangeRestrukturierungsprogramme<br />
in den einzelnen Kliniken,<br />
teilweise auch begleitet mit Sanierungstarifverträgen<br />
zurück.<br />
Erfolgsquote: mäßig. Wo bestehende<br />
Probleme gelöst wurden,<br />
taten sich auch wieder neue auf.<br />
Unter den Betriebs- und Personalräten<br />
ist daher inzwischen <strong>di</strong>e<br />
Erkenntnis gewachsen, dass kommunale<br />
Kliniken im Rhein-Main-<br />
Gebiet enger kooperieren müssen,<br />
um stationäre <strong>Ver</strong>sorgung gemeinsam<br />
zu organisieren und zu verhindern,<br />
dass kommunale Kliniken,<br />
<strong>di</strong>e im Wettbewerb verlieren,<br />
privatisiert werden.<br />
In einer gemeinsamen Erklärung<br />
mit dem ver.<strong>di</strong>-Landesfachbereich 3<br />
Hessen haben Betriebs-/Personalräte<br />
der Kliniken Hanau, Offenbach,<br />
Wiesbaden, Darmstadt<br />
Friedberg und Schotten/Gedern<br />
den <strong>Ver</strong>bund ihrer Kliniken als<br />
Chance für den Erhalt der kommunalen<br />
Klinikstruktur im Rhein-<br />
Main-Gebiet bezeichnet und ihre<br />
kommunalen Träger aufgefordert,<br />
den Prozess jetzt einzuleiten.<br />
Dieser Prozess ist inzwischen<br />
mit einer von den Maximalversorgungskliniken<br />
in Wiesbaden, Offenbach,<br />
Darmstadt und Hanau in<br />
Auftrag gegebenen gemeinsamen<br />
Stu<strong>di</strong>e zu »Synergieeffekten«<br />
eines <strong>Ver</strong>bundes ihrer Kliniken<br />
aufgenommen worden. Die erste<br />
Stu<strong>di</strong>e soll bis Mitte Mai von den<br />
Wirtschaftsprüfern der BDO er-<br />
stellt werden, danach wird sie aus<br />
Arbeitnehmersicht von dem arbeitnehmernahen<br />
Beratungsbüro<br />
Korthäuer & Partner aus Essen<br />
gegengecheckt.<br />
Denn aus Sicht der Beschäftigten<br />
müssen in einem Kooperationsprozess<br />
wesentliche Mindestbe<strong>di</strong>ngungen<br />
garantiert sein: Tarifbindung<br />
an den TVöD, Schutz vor<br />
betriebsbe<strong>di</strong>ngten Kün<strong>di</strong>gungen<br />
und Unternehmensmitbestimmung.<br />
Mit Betriebs-/Personalräten, Geschäftsführungen,<br />
ver.<strong>di</strong> und kommunalpolitisch<br />
<strong>Ver</strong>antwortlichen<br />
für <strong>di</strong>e Kliniken ist der Prozess<br />
beteiligungsorientiert eingeleitet<br />
worden.<br />
Im nächsten Schritt steht <strong>di</strong>e<br />
Diskussion mit den politischen<br />
Entscheidungsgremien in der Region<br />
an. Eine schwierige Phase in<br />
dem Prozess, da bisher im Rhein-<br />
Main-Gebiet jede Stadt nur für<br />
ihre eigene Klinik verantwortlich<br />
ist und in den jeweiligen Kommunalparlamenten<br />
<strong>di</strong>e Sorge besteht,<br />
künftig auch noch für <strong>di</strong>e Risiken<br />
der Kliniken der Nachbarkommune<br />
aufkommen zu müssen.<br />
Ungeachtet der Schwierigkeiten<br />
sehen <strong>di</strong>e beteiligten Betriebs-/<br />
Personalräte den Kooperationsprozess<br />
trotzdem als einzige Chance<br />
an, <strong>di</strong>e kommunale Klinikstruktur<br />
im Rhein-Main-Gebiet auf Dauer<br />
zu erhalten. ■<br />
Georg Schulze-Ziehaus, ver.<strong>di</strong><br />
Hessen<br />
Informationen auch bei<br />
■ betriebsrat@hsk-wiesbaden.de<br />
■ betriebsrat@klinikum-offenbach.de<br />
■ betriebsrat@klinikum-stadt-hanau.de<br />
■ personalrat@klinikum-darmstadt.de<br />
■ 29<br />
Aus den<br />
Landesbezirken
Vor Ort<br />
Asklepios-Kliniken Hamburg:<br />
Rahmenbetriebsvereinbarung SP-EXPERT<br />
Die Dienstplanung wird in einigen<br />
Häusern der Asklepios-Kliniken<br />
Hamburg seit rund zehn Jahren<br />
mit SP-EXPERT1 durchgeführt.<br />
Ende 2008 war es endlich soweit:<br />
Die vom Gesamtbetriebsrat zusammen<br />
mit seinem externen Sachverstän<strong>di</strong>gen2<br />
mungen in <strong>di</strong>e Berechnungsden. In einer aufwän<strong>di</strong>gen Dokuformeln<br />
der Software einfließen mentation sind <strong>di</strong>e Schnittstellen<br />
sollen. Zu dem Zweck wurde ein abschließend beschrieben. Auch<br />
Tarifhandbuch vereinbart, das erst- hier gilt: Keine Änderung ohne<br />
malig <strong>di</strong>e Tarifverträge so darstellt, vorheriges Mitbestimmungsverfah-<br />
dass genaue Vorgaben für <strong>di</strong>e ren auf Gesamtbetriebsrats-Ebene!<br />
Parameterwerte, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Software<br />
entwickelte und in steuern, abzuleiten sind.<br />
Qualifzierung der Mitarbeiter/<br />
langwierigen <strong>Ver</strong>handlungen aus-<br />
innen<br />
gefeilteRahmenbetriebsvereinba- Testsystem für Betriebsräte Bei einem derart ausgefeilten,<br />
rung (RBV) wurde unterzeichnet. Bis heute einmalig ist <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>ein- mit vielen Funktionen versehenen<br />
barung, dass den Betriebsräten ein Dienstplanprogramm ist <strong>di</strong>e aus-<br />
Vorbild-Charakter<br />
eigenes SP-EXPERT-Softwaresystem giebige Qualifizierung unerläss-<br />
Die RBV kann sich sehen lassen. zur <strong>Ver</strong>fügung gestellt wird. Üblich. Die Erfahrungen der letzten<br />
Sie ist Kompromiss, mit dem beide lich sind heutzutage Regelungen, Jahre flossen erfolgreich in <strong>di</strong>e<br />
Seiten zufrieden sein können. Der <strong>di</strong>e den Arbeitnehmervertretungen <strong>Ver</strong>einbarung ein. Ein spezifizier-<br />
Konzern wird nun alle Hamburger den Lesezugriff auf das Diensttes Schulungskonzept legt genau<br />
Kliniken mit der Software ausstatplanprogramm ermöglichen, wie fest, wie viele Beschäftigte jeweils<br />
ten und vorhandene Dienstplan- es auch hier vereinbart wurde. wie zu qualifizieren sind.<br />
programme anderer Anbieter er- Darüber hinaus steht den Hambursetzen.<br />
Er verspricht sich dadurch ger Betriebsräten eine eigenstän- Weitere Informationen<br />
einheitliche, fehlerfreie und siche<strong>di</strong>ge Kopie der Software zur<br />
Interessante Textauszüge aus<br />
re <strong>Ver</strong>fahren zur Abrechnung der <strong>Ver</strong>fügung, <strong>di</strong>e in regelmäßigen <strong>di</strong>eser Rahmenbetriebsvereinba-<br />
Dienstzeiten. Ziele, <strong>di</strong>e auch aus Abständen mit Originaldaten der rung und viele Hinweise zur Ge-<br />
Betriebsratssicht grundsätzlich Hamburger Kliniken in Kopie bestaltung derartiger <strong>Ver</strong>einbarun-<br />
unterstützenswert sind.<br />
stückt wird. Die Betriebsräte köngen sind in dem Buch »Geregelte<br />
nen damit in aller Ruhe und Tiefe Zeitwirtschaft« nachzulesen<br />
Abbildung der Tarifverträge das System kennenlernen, Simula-<br />
Für den Gesamtbetriebsrat war tionen vornehmen, ihre Kenntnisse<br />
eines der Ziele, <strong>di</strong>e gesetzlichen ausbauen.<br />
und tariflichen Grundlagen einheitlich<br />
für alle Beschäftigten in Datenschutz<br />
den Hamburger Kliniken in der Dem Schutz der personenbezo-<br />
Software abzubilden. Bisher ergenen Daten von Beschäftigten<br />
rechneten <strong>di</strong>e unterschiedlichen widmete der Gesamtbetriebsrat<br />
Dienstplanprogramme für <strong>di</strong>eselbe hohe Aufmerksamkeit. Beispiels-<br />
Arbeit zu derselben Zeit nicht weise wurde ein einheitliches Be-<br />
immer <strong>di</strong>eselben Ergebnisse. Um rechtigungskonzept installiert, das<br />
Gerechtigkeit durch Gleichbe- den Missbrauch der Daten weitgehandlung<br />
aller Beschäftigten zu hend ausschließt. Auswertungen<br />
erzielen, muss genau definiert der Daten sind nur in engen Gren-<br />
werden, wie <strong>di</strong>e tariflichen Bestimzen zulässig. Zusätzliche Auswertungen<br />
muss der Arbeitgeber<br />
mittels spezieller Formulare beim<br />
Gesamtbetriebsrat beantragen.<br />
Ein besonderes Augenmerk legten<br />
<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungspartner auf <strong>di</strong>e<br />
Schnittstellen, über <strong>di</strong>e Mitarbeiter/innen-Daten<br />
aus dem Dienstplanprogramm<br />
herausgeleitet wer-<br />
3 KADE<br />
.<br />
Auf der »SP-EXPERT-Konferenz<br />
für Betriebsräte, Personalräte und<br />
Mitarbeitervertretungen« (7.-10.9.<br />
2009, siehe <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 44, S. 41)<br />
wird <strong>di</strong>ese <strong>Ver</strong>einbarung vorgestellt<br />
und erläutert. ■<br />
Karl-Hermann Böker, TEMPI GmbH<br />
Karl-Günther Mühlenpfordt, GBR<br />
Asklepios-Kliniken Hamburg<br />
1 SP-EXPERT ist ein Softwaresystem für<br />
<strong>di</strong>e Dienstplanung in deutschen Kliniken.<br />
Anbieter: Interflex, Erlangen.<br />
<strong>Ver</strong>trieb für das Gesundheitswesen<br />
durch Pro Client GmbH, Erlangen,<br />
www.pro-client.de<br />
2 Karl-Hermann Böker, TEMPI GmbH,<br />
Bielefeld, www.tempi.de<br />
3 Böker: Geregelte Zeitwirtschaft, Shaker<br />
Me<strong>di</strong>a <strong>Ver</strong>lag, ISBN 978-3-86858-144-7<br />
■30 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
LORCH, HANNOVER
Klein aber fein<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
der Lippischen Nervenklinik<br />
Dr. Spernau, Bad Salzuflen<br />
(NRW), streiken für einen<br />
Tarifvertrag<br />
Sie hat nur knapp 100 Beschäftigte<br />
und ist ein kleines Licht in<br />
der Ostwestfälischen Krankenhauslandschaft:<br />
Die Lippische Nervenklinik<br />
Dr. Spernau, Psychiatrische<br />
Fachklinik. Aber sie hat eine<br />
sehr aktive ver.<strong>di</strong>-Betriebsgruppe<br />
und einen guten Organisationsgrad.<br />
Nachdem man in jahrelangen<br />
Auseinandersetzungen einen Betriebsrat<br />
installiert und etabliert<br />
hatte, wurde vor gut eineinhalb<br />
Jahren der Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen<br />
über einen Haustarifvertrag<br />
aufgefordert.<br />
Bisher sind <strong>di</strong>e Arbeits- und Einkommensverhältnisse<br />
nach Gutsherrenart<br />
von dem Arbeitgeber in<br />
Einzelarbeitsverträgen weit unter<br />
Niveau des ansonsten in den<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n üblichen TVöD<br />
geregelt worden.<br />
Wie befürchtet und erwartet<br />
reagierte der Arbeitgeber mit<br />
Ignoranz und Druck. Auf Betriebsversammlungen<br />
störte er permanent<br />
<strong>di</strong>e Ausführungen des Gewerkschaftssekretärs<br />
zu tariflichen<br />
Fragen. Kolleginnen und Kollegen,<br />
<strong>di</strong>e sich für Betriebsrat und Gewerkschaft<br />
engagieren, wurden<br />
persönlich unter Druck gesetzt.<br />
Aufforderungen der Gewerkschaft<br />
zu Tarifverhandlungen abgelehnt,<br />
über Rechtsanwälte beantwortet.<br />
Unterschriftensammlungen der<br />
Beschäftigten ignoriert, Protestveranstaltungen<br />
<strong>di</strong>ffamiert und <strong>di</strong>e<br />
Teilnahme daran behindert.<br />
Es half alles nichts: Die Beschäftigen,<br />
besonders <strong>di</strong>e im Pflege<strong>di</strong>enst,<br />
rückten enger zusammen,<br />
der gewerkschaftliche Organisationsgrad<br />
stieg. In vielen spät-<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
abendlichen gut besuchten Mitgliederversammlungen<br />
machten<br />
sich <strong>di</strong>e KollegInnen gegenseitig<br />
Mut, halfen sich und fassten letztlich<br />
den Beschluss, durch Warnstreiks<br />
ein deutliches Signal zu<br />
setzen.<br />
Aber auch zwei Warnstreiks<br />
konnten den Arbeitgeber nicht zur<br />
<strong>Ver</strong>nunft bringen. Deshalb wurde<br />
<strong>di</strong>e Urabstimmung durchgeführt<br />
und ohne Gegenstimme wurde der<br />
Streik beschlossen.<br />
Mit guter Beteiligung, auch hier<br />
gerade wieder des Pflege<strong>di</strong>enstes,<br />
fanden <strong>di</strong>e ersten Streiktage statt.<br />
Aber der Arbeitgeber glaubt nach<br />
wie vor, am längeren Hebel zu<br />
sitzen, denn <strong>di</strong>e Beschäftigten im<br />
Krankenhaus können in einem<br />
Erzwingungsstreik nicht <strong>di</strong>e Komplettschließung<br />
des Betriebes erreichen.<br />
Sie müssen selber für eine<br />
Not<strong>di</strong>enstbesetzung sorgen und<br />
der Arbeitgeber kassiert seine Einnahmen<br />
für <strong>di</strong>e Pflegeleistung von<br />
den Kassen weiter. Aber der Streik<br />
wirft Sand ins Getriebe und <strong>di</strong>e<br />
Kolleginnen und Kollegen sind fest<br />
entschlossen, auch wenn es lange<br />
dauern sollte, den Warnstreik bis<br />
zum erfolgreichen Ende durchzuführen.<br />
Ohne <strong>di</strong>e feste Zusage auf<br />
Tarifvertragsverhandlungen sind<br />
sie nicht mehr bereit, ihre Streikmaßnahmen<br />
zu beenden.<br />
Die Kolleginnen und Kollegen<br />
brauchen solidarische Unterstützung<br />
und sie brauchen öffentliche<br />
Aufmerksamkeit. Deshalb veranstalten<br />
sie an ihren Streiktagen<br />
Infostände und öffentliche Unterschriftensammlungen<br />
zur Unterstützung<br />
ihrer Forderung nach<br />
Tarifverhandlungen.<br />
Aber auch Solidaritätserklärungen<br />
für <strong>di</strong>e Streikenden und Protestschreiben<br />
an den Geschäftsführer<br />
und Besitzer der Klinik<br />
helfen. ■<br />
Volker Hoppmann, ver.<strong>di</strong><br />
Herford-Minden-Lippe<br />
Hier <strong>di</strong>e Adressen:<br />
■ Solidaritätsschreiben bitte an:<br />
ver.<strong>di</strong> Herford-Minden-Lippe<br />
Volker Hoppmann<br />
Simeonscarré 2, 32423 Minden<br />
■ Protestschreiben bitte an:<br />
Lippische Nervenklinik<br />
Dr. Spernau, z.Hd. des Geschäftsführers<br />
Herrn Spernau<br />
Waldstr. 2, 32105 Bad Salzuflen<br />
■ 31<br />
Vor Ort
Vor Ort<br />
STEFAN JUNGHEIM<br />
Uniklinikum Aachen: Privatisierung Mikrobiologie<br />
und Zentrallabor vom Tisch<br />
Pläne<br />
Der Vorstand des Universitätsklinikums<br />
Aachen plante, noch in<br />
<strong>di</strong>esem Jahr große Teile des Laborbereichs<br />
auszugliedern und von<br />
externen Anbietern betreiben zu<br />
lassen. Motiv für <strong>di</strong>eses Outsourcing<br />
von Klinischer Chemie und<br />
Mikrobiologie war eine erwartete<br />
Ersparnis »in niedriger Millionenhöhe«,<br />
so der Ärztliche Direktor<br />
und Vorstandsvorsitzende Henning<br />
Saß.<br />
Was mit den rund 110 MitarbeiterInnen<br />
geschehen sollte, sei<br />
»noch völlig unklar«. Die Lehrstühle<br />
sollten erhalten bleiben. In<br />
der Me<strong>di</strong>zinischen Fakultät wurde<br />
zumindest eine Abwertung der<br />
Mikrobiologie für sehr problematisch<br />
gehalten.<br />
Die Klinische Chemie ist zustän<strong>di</strong>g<br />
für <strong>di</strong>e Analyse aller physiologischen<br />
und biochemischen Werte,<br />
<strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>ziner für Diagnose<br />
und Therapie der Patienten brauchen.<br />
In der auch zum Institut gehörenden<br />
Pathobiochemie werden<br />
<strong>di</strong>e molekularen Ursachen von<br />
■ 32<br />
Krankheiten erforscht. Dieser Teil<br />
sollte in der Uniklinik bleiben,<br />
während <strong>di</strong>e automatisierten<br />
Laboranalysen »leicht von einem<br />
Großbetrieb« gemacht werden<br />
könnten, so Saß.<br />
In der Me<strong>di</strong>zinischen Mikrobiologie<br />
werden krankheitserregende<br />
Mikroorganismen untersucht und<br />
erforscht, vor allem Bakterien und<br />
Pilze. Wesentliche Aufgabe ist<br />
auch <strong>di</strong>e Hygiene am Klinikum<br />
selbst, d.h. Hospitalinfektionen<br />
und ihre Vorbeugung. Da in <strong>di</strong>esem<br />
Bereich weniger massenhafte<br />
als in<strong>di</strong>viduelle Analysen zu machen<br />
sind und enger kommuniziert<br />
werden müsste, »suchen wir hier<br />
ein anderes Modell« als bei der<br />
der Klinischen Chemie. Wie <strong>di</strong>eses<br />
Modell aussehen könnte, werde<br />
noch <strong>di</strong>skutiert.<br />
Da beide Institute Aufgaben in<br />
der Krankenversorgung haben,<br />
hatte <strong>di</strong>e Fakultät nur begrenzt<br />
Einfluss auf deren Schicksal. »Als<br />
Wirtschaftsbetrieb ist es unsere<br />
Aufgabe, nach Bereichen zu suchen,<br />
<strong>di</strong>e möglicherweise optimiert<br />
werden können«, sagte Saß.<br />
Nach unseren Informationen ging<br />
eine Machbarkeitsstu<strong>di</strong>e der Firma<br />
GEBERA von einem Einsparpotenzial<br />
von gut drei Millionen Euro<br />
pro Jahr aus. Unglücklich war man<br />
in der Fakultät auf jeden Fall darüber,<br />
dass sich <strong>di</strong>e Berufungsverhandlungen<br />
für beide Lehrstühle<br />
hinzogen und schon Kan<strong>di</strong>daten<br />
abgesprungen waren.<br />
Die Vorhaben waren hoch riskant.<br />
Man hätte sich, befürchteten<br />
<strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>ziner, von einer Firma abhängig<br />
gemacht, Forschung wäre<br />
nur noch begrenzt möglich gewesen,<br />
der jetzige Service rund<br />
um <strong>di</strong>e Uhr, um Infektionsherde<br />
schnell zu ermitteln, nicht mehr<br />
gewährleistet. »Ich befürchte<br />
einen Niveauverlust für Forschung<br />
und Lehre, aber auch einen Schaden<br />
für <strong>di</strong>e Krankenversorgung,<br />
wenn <strong>di</strong>e Mikrobiologie nicht<br />
mehr wie jetzt 365 Tage im Jahr<br />
rund um <strong>di</strong>e Uhr erreichbar ist«,<br />
sagte ihr im März 2008 pensionierter<br />
ehemaliger Direktor Prof.<br />
Rudolf Lütticken. Keine andere<br />
Uniklinik in Deutschland sei auf<br />
<strong>di</strong>e Idee gekommen, <strong>di</strong>e Mikrobiologie<br />
auszugliedern, »und <strong>di</strong>e wissen<br />
wohl, warum«.<br />
Wer kämpft, kann gewinnen!<br />
Ihre Zukunft haben dann <strong>di</strong>e<br />
rund 110 nicht-wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter, unterstützt von vielen<br />
ÄrztInnen, in <strong>di</strong>e eigenen Hände<br />
genommen. Am 12. März wurden<br />
<strong>di</strong>e betroffenen Beschäftigten<br />
endlich über <strong>di</strong>e Pläne des Vorstands<br />
informiert, nachdem man<br />
<strong>di</strong>e Hiobsbotschaft schon im<br />
Februar aus der Lokalpresse erfahren<br />
musste. Man hatte sich für <strong>di</strong>e<br />
härteste aller Maßnahmen entschieden,<br />
war zu hören. So sollten<br />
<strong>di</strong>e Beschäftigten nach § 613a<br />
BGB übergeleitet werden.<br />
Nachdem sich <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
nach vergeblichen Beschwichtigungsversuchen<br />
zur Wehr setzten,<br />
beschloss der Vorstand nach einer<br />
Aufsichtsratssitzung am 17. März<br />
<strong>di</strong>e Aussetzung der Maßnahmen<br />
bis zur Entscheidung des Auf-<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
THOMAS VON THENEN (5)<br />
sichtsrates. So hatten<br />
<strong>di</strong>e Beschäftigten ein<br />
wenig Zeit gewonnen,<br />
um den Aufsichtsrat<br />
vom Unsinn <strong>di</strong>eser Maßnahmen<br />
zu überzeugen.<br />
Die Beschäftigten erhielten<br />
Unterstützung und viel Zuspruch<br />
von Kolleginnen und Kollegen aus<br />
Universitätskliniken, <strong>Krankenhäuser</strong>n,<br />
von Belegschaften anderer<br />
Firmen, lokalen Initiativen und<br />
Persönlichkeiten aus der Region.<br />
Personal- und Betriebsräte, Professoren,<br />
Ärzte, Parteien und<br />
Gewerkschaften wurden aufgerufen,<br />
Stellungnahmen und Solidaritätsbekundungen<br />
abzugeben. Es<br />
wurde eine ungeheure Kreativität<br />
an den Tag gelegt. Die Kolleginnen<br />
und Kollegen, <strong>di</strong>e größtenteils<br />
noch nie etwas mit Gewerkschaft<br />
zu tun hatten, liefen zu Höchstform<br />
auf. Briefe wurden verfasst<br />
und an <strong>di</strong>e Aufsichtsratsmitglieder<br />
geschickt, Aufkleber und Buttons<br />
hergestellt, Schilder, Plakate und<br />
Transparente gemalt, Leserbriefe<br />
geschrieben.<br />
Die ver.<strong>di</strong>-Betriebsgruppe organisierte,<br />
zunächst noch zusammen<br />
mit der vdla*, am 16. März eine<br />
aktive Mittagspause, an der sich<br />
500 Menschen beteiligten. Am Tag<br />
* <strong>Ver</strong>band der Landes-Beamten, -Angestellten<br />
und -Arbeiter NRW (Deutscher Beamtenbund)<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
darauf mussten <strong>di</strong>e<br />
Aufsichtsratsmitglieder<br />
durch ein Spalier<br />
zum Sitzungssaal.<br />
Leider hielt sich <strong>di</strong>e<br />
vdla-Mehrheit im Personalrat<br />
danach vornehm zurück<br />
(man wollte lieber »<strong>di</strong>e Füße stillhalten«),<br />
man hätte eine eigene<br />
Strategie.<br />
So mussten <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
eine schon beschlossene und dann<br />
wieder abgesagte Personalversammlung<br />
mit einer Unterschriftensammlung<br />
einfordern, um ihr<br />
Recht auf Information zu bekommen.<br />
Wöchentlich wurden Aktionskomitee-Treffen<br />
abgehalten,<br />
zwei Kolleginnen fuhren nach<br />
Essen und informierten <strong>di</strong>e KollegInnen<br />
in der Essener Uniklinik auf<br />
dortigen PR-Sprechstunden. Am<br />
1. Mai ging eine Delegation der<br />
Labore bei der DGB-Demonstration<br />
mit.<br />
Unverständnis, <strong>Ver</strong>ärgerung und<br />
<strong>Ver</strong>wirrung, aber auch Enttäuschung<br />
entstanden durch <strong>di</strong>e Haltung<br />
des PR-Vorstands, der <strong>di</strong>e<br />
Auffassung vertrat, es sei nicht <strong>di</strong>e<br />
Aufgabe des PR, weitere Aktionen<br />
vorzubereiten oder etwas gegen<br />
<strong>di</strong>e Privatisierung zu unternehmen;<br />
man begleite le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e<br />
Betroffenen. So kam es dazu, dass<br />
ein weiterer Aktionsaufruf zur<br />
Mobilisierung vor der Aufsichtsratssitzung<br />
am 13. Mai nur zusammen<br />
mit der ver.<strong>di</strong>-Betriebsgruppe<br />
zustande kam.<br />
Von allen Laborbeschäftigten<br />
waren Fotos auf Plakate geklebt<br />
und mit Namen und Anzahl der<br />
Dienstjahre versehen worden.<br />
Hintereinandergelegt bildeten sie<br />
den Weg zum Sitzungssaal. Die<br />
Symbolik sprach für sich, als der<br />
Kfm. Direktor Klimpe äußerst unsensibel<br />
über <strong>di</strong>e Gesichter trampelte<br />
und der Vostandsvorsitzende<br />
Saß sich seitlich am Spalier vorbeidrückte.<br />
Der Aufsichtsrat tagte bis in <strong>di</strong>e<br />
späten Abendstunden bis das Ergebnis<br />
endlich durchsickerte: einstimmig<br />
abgelehnt! Keine Privatisierung<br />
der Labore!<br />
Der nächste Morgen erstrahlte in<br />
neuem Licht, sogar Sektkorken<br />
sollen geknallt haben. In Kürze<br />
wird <strong>di</strong>eser Erfolg noch mit einer<br />
Fete zum Abschluss gebracht. Es<br />
ist der Wunsch der KollegInnen,<br />
auch an <strong>di</strong>eser Stelle allen solidarischen<br />
Unterstützern herzlich zu<br />
danken. ■<br />
Thomas von Thenen, ver.<strong>di</strong>-<br />
<strong>Ver</strong>trauensleutesprecher<br />
■ 33<br />
Vor Ort<br />
Weitere ausführliche Informationen, Videos und<br />
Fotos auf der Webseite unserer Betriebsgruppe:<br />
www.unikum-aachen.de
Vor Ort<br />
Me<strong>di</strong>zinische Hochschule Hannover:<br />
Dienstvereinbarung sichert Beschäftigung<br />
MHH auf dem Weg<br />
ins Jahr 2013<br />
Mit ihren Unterschriften besiegelten<br />
Vorstand und Personalrat<br />
der Me<strong>di</strong>zinischen Hochschule<br />
Hannover (MHH) am 24.2.2009<br />
wichtige Eckpunkte der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
für <strong>di</strong>e kommenden<br />
fünf Jahre.<br />
Wesentliche Regelungen <strong>di</strong>eser<br />
neuen Dienstvereinbarung »Die<br />
MHH auf dem Weg ins Jahr 2013«<br />
sind:<br />
■ Ausschluss betriebsbe<strong>di</strong>ngter<br />
Kün<strong>di</strong>gungen bis Ende 2013.<br />
■ Bearbeitung von Überlastungssituationen<br />
durch ein gemeinsames<br />
Gremium, welches mit den<br />
zustän<strong>di</strong>gen Leitungen Lösungsvorschläge<br />
entwickelt und umsetzt.<br />
■ Einsatz von Leiharbeit nur in<br />
Ausnahmefällen.<br />
■ Weiterentwicklung des Internen<br />
Arbeitsmarktes, insbesondere<br />
beim bedarfs- und qualifikationsorientiertenPersonaleinsatz.<br />
■ Qualifizierungsoffensive zur Zukunftssicherung<br />
der Beschäftigten<br />
und <strong>Ver</strong>besserung der Führungsqualität.<br />
■ Sicherung und Ausbau der vorhandenen<br />
Arbeitsplätze sowie<br />
Ausweitung der Ausbildung.<br />
■ Unbefristete Arbeitsverträge als<br />
Ziel der MHH-Beschäftigungspolitik;<br />
Übernahme nach der<br />
Ausbildung.<br />
■ Handlungsfelder zu den demografischen<br />
<strong>Ver</strong>änderungen in der<br />
Belegschaft.<br />
■ Umfassende Einführung eines<br />
Zielvereinbarungssystems.<br />
■ Weitere Optimierung von Strukturen<br />
und Prozessen; auch mit<br />
dem Ziel, Ausgliederungen/<br />
Privatisierungen zu verhindern.<br />
■ 34<br />
Unterschrift:<br />
MHH-Präsident + PR-Vorsitzender<br />
Für den Personalrat löst <strong>di</strong>ese<br />
<strong>Ver</strong>einbarung nicht alle Probleme<br />
an der MHH, aber sie schafft eine<br />
gute Grundlage, <strong>di</strong>e Herausforderungen<br />
der kommenden fünf Jahre<br />
zu meistern. Nicht zuletzt schafft<br />
sie für <strong>di</strong>e Beschäftigten sichere<br />
Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen – für einen<br />
guten Weg ins Jahr 2013!<br />
Dazu ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>trauensleutesprecher<br />
Frank Jaeschke: »Leistungsgerechte<br />
Personalausstattung als<br />
Bestandteil der <strong>Ver</strong>einbahrung gewinnt<br />
für uns ver.<strong>di</strong>-GewerkschafterInnen<br />
an der MHH immer mehr<br />
Präsentation:<br />
MHH-Vorstand + PR-Vorsitzender<br />
an Bedeutung. Oft wird es von<br />
Arbeitgeberseite so gedeutet, dass<br />
erst Mehrleistungen erbracht<br />
werden müssen, um dann anschließend<br />
das Personal dafür zu<br />
bekommen. Dies führte in der <strong>Ver</strong>gangenheit<br />
zu nicht unerheblichen<br />
Überlastungen des Personals. Dem<br />
Personalrat ist es nun gelungen,<br />
ein Bein in <strong>di</strong>ese Tür zu bekommen.<br />
Wir werden <strong>di</strong>esen Prozess<br />
des Überlastungsschutzes sehr<br />
aktiv mitgestalten!« ■<br />
Simon Brandmaier, PR-Vorsitzender<br />
MHH<br />
Die Dienstvereinbarungen der MHH gibt es als PDFs zum Download unter:<br />
http://www99.mh-hannover.de/einrichtungen/persrat/vereinbarungen<br />
BODO KREMMIN<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
FRANK JAESCHKE<br />
FREESTYLE
Uniklinikum Göttingen: Situation im Mai 2009<br />
Im Mittelpunkt an der Universitätsme<strong>di</strong>zin<br />
Göttingen (UMG)<br />
steht nach wie vor das drastische<br />
Sparprogramm des UMG-Vorstandes,<br />
das in den letzten Jahren<br />
einen strikten Personalabbau bedeutete<br />
und nun <strong>di</strong>e Ausgründungen<br />
von Teilen der Servicebereiche<br />
(insbesondere Gastronomie, als<br />
nächstes wohl Reinigung) sowie<br />
<strong>di</strong>e mögliche Aussetzung der VBL<br />
für drei Jahre vorsieht.<br />
Hiergegen formiert sich seit<br />
mittlerweile mehr als einem<br />
halben Jahr der Widerstand der<br />
aktiven GewerkschafterInnen. Auf<br />
regelmäßigen Aktiventreffen des<br />
Gastronomiebereiches und der<br />
Reinigung sowie klinikweiten Treffen<br />
aktiver GewerkschafterInnen<br />
aus den Bereichen Pflege, Betriebstechnik,<br />
Labore etc. werden<br />
systematische Eskalationspläne besprochen,<br />
Ideen für nächste Aktionen<br />
gebrainstormt und ihre Umsetzung<br />
geplant.<br />
Die Ausgangsidee bei den Eskalationsplänen<br />
ist sehr simpel: Nicht<br />
gleich das ganze Pulver verschießen,<br />
sondern Schritt für Schritt sowohl<br />
in den betroffenen Bereichen<br />
als auch in anderen Bereichen des<br />
Klinikums <strong>di</strong>e Kollegen mobilisieren<br />
und gemeinsam mit <strong>Ver</strong>bündeten<br />
wie beispielsweise mit den<br />
<strong>Ver</strong>trauensleuten der Universität,<br />
mit Stu<strong>di</strong>erendengruppen und Parteien<br />
den Druck auf den Vorstand<br />
erhöhen.<br />
Die letzte Aktion<br />
Die Kolleginnen und Kollegen in<br />
der Gastronomie und der Reinigung<br />
verfassten eine Petition und<br />
sammelten in ihren Bereichen 600<br />
Unterschriften (von ca. 650 betroffenen<br />
Beschäftigten) gegen <strong>di</strong>e<br />
Ausgründung. Zwei Kolleginnen<br />
vereinbarten einen Termin mit<br />
Universitätspräsidenten Kurt von<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Figura, der für alle Beschäftigten<br />
der Universität und damit auch<br />
der Klinik verantwortlich ist.<br />
Ein Demozug von ca. hundert<br />
KollegInnen zog am 23. April zu<br />
seinem Amtssitz in der Innenstadt.<br />
Eine Delegation von acht KollegInnen<br />
wurde von Figura empfangen.<br />
An der Delegation nahmen zwei<br />
Kolleginnen aus der Gastronomie<br />
und zwei aus der Reinigung teil,<br />
darüber hinaus eine <strong>Ver</strong>treterin<br />
der ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>trauensleuteleitung,<br />
ein Kollege aus der Pflege, eine<br />
Kollegin aus der Physiotherapie,<br />
eine aus der <strong>Ver</strong>waltung sowie ein<br />
Stu<strong>di</strong>erendenvertreter.<br />
Der Universitätspräsident bot<br />
uns nicht einmal einen Sitzplatz<br />
an, in der Annahme, <strong>di</strong>e Delegation<br />
sei mit der Übergabe, einigen<br />
warmen Worten und einem feuchten<br />
Händedruck seinerseits beendet.<br />
Mitnichten! Jede Kollegin und<br />
jeder Kollege trug vor, was <strong>di</strong>e<br />
Ausgründung für ihn und sie bedeutet.<br />
Und dass man sich nicht<br />
damit abfinden und weiter Protest<br />
und Widerstand organisieren<br />
werde. Die teilnehmenden KollegInnen<br />
aus der Pflege, <strong>Ver</strong>waltung<br />
und Physiotherapie machten<br />
außerdem dem Präsidenten deutlich,<br />
dass sie ihre betroffenen KollegInnen<br />
in ihrem Kampf gegen<br />
Lohnabsenkung weiter solidarisch<br />
unterstützen werden.<br />
Nach zwanzig Minuten wurde<br />
Herr von Figura nervös – wann<br />
hatte sich ein Universitätspräsident<br />
auch von einer Reinigungskraft<br />
fragen lassen müssen, ob er<br />
eigentlich wisse, wer sein Büro<br />
putzen würde und welchen Stundenlohn<br />
<strong>di</strong>ese Person erhielte?<br />
Draußen vor der Tür hielten <strong>di</strong>e<br />
anderen KollegInnen eine Kundgebung<br />
ab – <strong>Ver</strong>treterInnen von<br />
den Grünen und der Linken spra-<br />
CHRISTIAN KNIEKAMP<br />
chen und machten den KollegInnen<br />
Mut.<br />
Nicht nur Herrn von Figura<br />
wurde an <strong>di</strong>esem Tag deutlich: In<br />
Göttingen schmieden <strong>di</strong>e aktiven<br />
ver.<strong>di</strong>-KollegInnen aus dem Uniklinikum<br />
ein Bündnis, das es so vorher<br />
nicht gab: Stu<strong>di</strong>erende nicht<br />
nur der Me<strong>di</strong>zin <strong>di</strong>skutieren mit<br />
Frauen aus dem Spülbereich über<br />
ihre Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen. Zumindest<br />
schon mal eine Lehrbeauftragte<br />
der Universität erfuhr auf<br />
der Kundgebung, wie schlecht Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
in der Service<br />
GmbH am Klinikum aussehen.<br />
Widerstand tut weiterhin Not,<br />
denn vom Vorstand war bislang<br />
nichts weiter zu hören. Dass <strong>di</strong>e<br />
Ausgründung der Gastronomie,<br />
was <strong>di</strong>e Beschäftigten betrifft, bis<br />
heute nicht vollzogen wurde, werten<br />
wir in Göttingen jedoch als<br />
Teilerfolg!<br />
Wir planen weitere Aktionen<br />
Ihr könnt euch auf www.respektim-uniklinikum.de<br />
stän<strong>di</strong>g über <strong>di</strong>e<br />
Situation informieren. ■<br />
Franziska Bruder<br />
■ 35<br />
Vor Ort<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
44, S. 12<br />
und 43, S. 52
Vor Ort<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
44, S. 36<br />
Rhön-Uniklinikum Gießen-Marburg:<br />
Tarifabschluss nach erfolgreichem Warnstreik<br />
1.500 Kolleginnen und Kollegen<br />
im privatisierten Uniklinikum<br />
Gießen und Marburg haben mit<br />
einem erfolgreichen eintägigen<br />
Warnstreik am 1. April den Weg<br />
für einen Tarifabschluss frei gemacht.<br />
Am Gründonnerstag einigten<br />
sich ver.<strong>di</strong> und Rhönklinikum auf<br />
eine zweistufige Anhebung der<br />
Entgelte im Klinikum und in der<br />
Servicegesellschaft des Klinikums<br />
um einen Sockelbetrag von<br />
80 Euro ab dem 1. April 2009 und<br />
weitere 2,3% lineare Erhöhung ab<br />
dem 1.4.2010. Die Entgelttabelle<br />
war zum 31. März 2009 gekün<strong>di</strong>gt.<br />
Die Laufzeit des Abschlusses<br />
beträgt 21 Monate (bis zum<br />
31.12.2010).<br />
Neben dem Sockelbetrag von<br />
80 Euro wurden eine Reihe weitere<br />
Zulagen vereinbart, u.a. erhalten<br />
Kolleginnen im Op- und Anästhesiepflege<strong>di</strong>enst<br />
ab 1. April eine<br />
Zulage von 70 Euro (bisher 0 Euro),<br />
<strong>di</strong>e Intensiv- und IMC-Pflegezulage<br />
wird auf 70 Euro erhöht (bisher<br />
■ 36<br />
46 Euro), KollegInnen im me<strong>di</strong>zinisch-technischen<br />
Bereich erhalten<br />
weiter Zulagen zwischen 20 und<br />
40 Euro monatlich, zusätzlich bekommen<br />
alle KollegInnen, <strong>di</strong>e im<br />
Strahlenschutzbereich arbeiten,<br />
eine Zulage von 50 Euro.<br />
Der Tarifabschluss wurde in einer<br />
Mitgliederbefragung mit 77% Zustimmung<br />
angenommen.<br />
Der Warnstreiktag am 1. April<br />
hatte Eindruck auf der Arbeitgeberseite<br />
hinterlassen – bis auf<br />
5 OP-Säle war der OP-Betrieb eingestellt<br />
– es gelang der Streikleitung<br />
nur mit Mühe, überhaupt<br />
KollegInnen zu finden, <strong>di</strong>e Not<strong>di</strong>enst<br />
machen wollten – eigentlich<br />
wollten alle beim Streik dabei<br />
sein.<br />
Nach den Streikauftaktkundgebungen<br />
an den jeweiligen Standorten<br />
versammelten sich alle<br />
streikenden KollegInnen in Gießen,<br />
um dann in einem Demozug<br />
durch <strong>di</strong>e Innenstadt zu ziehen.<br />
Spätestens bei Anblick des Demozuges<br />
dämmerte es dann wohl den<br />
Rhönmanagern, dass eine weitere<br />
Blockadehaltung in den Tarifverhandlungen<br />
für den Konzern<br />
doch recht unangenehm werden<br />
könnte. In der nächsten <strong>Ver</strong>handlungsrunde<br />
am Gründonnerstag<br />
war dann am späten Abend ein<br />
abschlussfähiges Ergebnis möglich.<br />
Fazit: Ohne <strong>di</strong>e Aktionsfähigkeit<br />
der KollegInnen wäre kaum etwas<br />
»drin« gewesen. Für <strong>di</strong>e nächsten<br />
Tarifverhandlungen müssen <strong>di</strong>e<br />
KollegInnen im Uniklinikum weiter<br />
auf der bisherigen Aktionsfähigkeit<br />
aufbauen. Das scheint auch<br />
möglich; allein im Jahr 2009 sind<br />
bisher schon 130 neue KollegInnen<br />
aus dem Uniklinikum Gießen-<br />
Marburg in ver.<strong>di</strong> eingetreten,<br />
denn im Rhönkonzern lassen sich<br />
eben nur mir einer starken Gewerkschaft<br />
ver.<strong>di</strong> <strong>Ver</strong>besserungen<br />
erreichen. Das wird langsam auch<br />
dem letzten Beschäftigten im<br />
Klinikum klar. ■<br />
Georg Schulze-Ziehaus, ver.<strong>di</strong><br />
Hessen<br />
Weitere Infos<br />
http://gesundheit-soziales.hessen.ver<strong>di</strong>.de/tarifpolitik/uniklinik_ma_gi<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
Asklepios-Kliniken Schwalm-Eder:<br />
Lohndumping und Arbeitsplatzvernichtung<br />
Outsourcing:<br />
130 Arbeitsplätze verloren<br />
Seit Anfang 2007 gehören <strong>di</strong>e<br />
zuvor kreiseigenen Kliniken im<br />
nordhessischen Schwalm-Eder-<br />
Kreis zum Asklepios-Konzern.<br />
Nachdem ein Notlagentarifvertrag,<br />
der <strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen<br />
vor Outsourcing und Kün<strong>di</strong>gung<br />
geschützt hatte, Ende 2008 ausgelaufen<br />
ist und ein neuer <strong>Ver</strong>trag<br />
aufgrund unerfüllbarer Arbeitgeberforderungen<br />
nicht abgeschlossen<br />
werden konnte, zeigt der<br />
Klinikkonzern, wie er sein Motto<br />
»Gemeinsam für Gesundheit« umsetzt.<br />
Seit April 2009 sind <strong>di</strong>e Bereiche<br />
Labor und Reinigungs<strong>di</strong>enst<br />
an externe Anbieter vergeben, <strong>di</strong>e<br />
Küche steht ab Ende Juni zur Disposition.<br />
130 Arbeitsplätze gehen<br />
an den drei Standorten der Klinik<br />
in Schwalmstadt, Homberg und<br />
Melsungen verloren.<br />
Ganz bewusst hat Asklepios alles<br />
getan, um einen Betriebsübergang<br />
zu vermeiden. Der hätte <strong>di</strong>e ArbeitnehmerInnen<br />
zumindest für<br />
ein Jahr geschützt. Ohne <strong>di</strong>esen<br />
Schutz konnten <strong>di</strong>e externen Anbieter<br />
auf dem Rücken der Beschäftigten<br />
mit Billigangeboten ins<br />
Rennen gehen. Die Folge: Nur wenige<br />
der ursprünglich Angestellten<br />
konnten bei den neuen Anbietern<br />
im Labor oder im Reinigungs<strong>di</strong>enst<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
einen Arbeitsplatz bekommen –<br />
und den auch nur zu erheblich<br />
schlechteren Lohn- und Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen.<br />
Dies hat natürlich Folgen für <strong>di</strong>e<br />
Qualität der Dienstleistung. Der<br />
Reinigungs<strong>di</strong>enst wurde von einem<br />
konzerneigenen Tochterunternehmen<br />
(Asklepios Service GmbH)<br />
übernommen. Zeitvorgaben wurden<br />
gekürzt, Flächenvorgaben<br />
erhöht – <strong>di</strong>e Reinigungskräfte<br />
stehen unter massivem Druck, <strong>di</strong>e<br />
geforderte Leistung ist kaum zu<br />
erbringen. Leistungen, <strong>di</strong>e zuvor<br />
der hauseigene Reinigungs<strong>di</strong>enst<br />
übernommen hatte, sind nun nicht<br />
mehr im Angebot enthalten. So<br />
muss sich jetzt der Pflege<strong>di</strong>enst,<br />
der ohnehin vom Stellenabbau betroffen<br />
ist, z.B. mit dem Transport<br />
und der <strong>Ver</strong>teilung von Wäsche<br />
oder Essencontainern beschäftigen.<br />
Zeit, <strong>di</strong>e nicht mehr für <strong>di</strong>e<br />
Pflege der Patienten zur <strong>Ver</strong>fügung<br />
steht. Gleichzeitig soll <strong>di</strong>e<br />
konzernweite Vorgabe umgesetzt<br />
werden, qualifiziertes Pflegepersonal<br />
durch ungelernte Kräfte zu ersetzen.<br />
Mindestens 30% der Beschäftigten<br />
in der Pflege sollen<br />
aus so genannten PflegeassistentInnen<br />
bestehen, <strong>di</strong>e le<strong>di</strong>glich in<br />
einem Kurzlehrgang fit gemacht<br />
und entsprechend niedrig eingruppiert<br />
werden.<br />
Auch im Laborbereich wurde der<br />
externe Anbieter allein unter wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten ausgewählt.<br />
Aber auch hier bewahrheitet<br />
sich, dass nicht jedes<br />
Discountangebot gut sein muss.<br />
So war der neue Anbieter überhaupt<br />
nicht in der Lage, <strong>di</strong>e zum<br />
1. April vereinbarten Leistungen<br />
zu erbringen. Eilig mussten Freistellungen<br />
des gekün<strong>di</strong>gten, hauseigenen<br />
Laborpersonals rückgängig<br />
gemacht werden, um<br />
Blutuntersuchungen durchführen<br />
zu können. Trotzdem hält der<br />
Arbeitgeber an der Outsourcingentscheidung<br />
fest. Denn es geht<br />
nur um den Preis.<br />
Asklepios zeigt einmal mehr, wie<br />
Privatisierung funktioniert und wie<br />
ein Krankenhauskonzern gute Gewinne<br />
generiert: auf dem Rücken<br />
der Kolleginnen und Kollegen.<br />
Es geht nicht, wie gerne behauptet,<br />
um bessere Organisation<br />
oder gar Qualität. In der Realität<br />
werden Arbeitsplätze vernichtet,<br />
<strong>di</strong>e Arbeit wird über <strong>di</strong>e Grenze<br />
der Erträglichkeit ver<strong>di</strong>chtet,<br />
das Lohnniveau wird durch Tarifflucht<br />
massiv gedrückt und<br />
Qualifikationen werden heruntergeschraubt.<br />
Gemeinsam für<br />
Gesundheit eben. ■<br />
Heike Grau, ver.<strong>di</strong> Nordhessen<br />
■ 37<br />
Vor Ort<br />
THOMAS LANGREDER, HANNOVER (3)<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
43, S. 56
Vor Ort<br />
Public-Private-Partnership an der Charité teuer<br />
130 Mio Euro Umsatzvolumen im<br />
Servicebereich hat das Berliner<br />
Universitätsklinikum Charité im<br />
Jahr 2005 in eine Public-Private-<br />
Partnerschaft-Gesellschaft ausgelagert.<br />
Das Uniklinikum gründete<br />
eine Tochterfirma, <strong>di</strong>e Charité<br />
CFM Facility Management (CFM)<br />
und behielt 51% der Gesellschaftsanteile<br />
in eigener Hand,<br />
damit keine Mehrwertsteuer für<br />
<strong>di</strong>e Leistungen gezahlt werden<br />
muss. 49% gehören privaten<br />
Partnern. Im Jahr 2010 sollten so<br />
gegenüber 2003 27,5 Mio. Euro<br />
eingespart werden.<br />
Jetzt rügt der Berliner Rechnungshof,<br />
dass er aus den vorgelegten<br />
Unterlagen nicht ersehen<br />
könne, ob <strong>di</strong>ese Lösung tatsächlich<br />
<strong>di</strong>e wirtschaftlichste sei. Der<br />
Rechnungshof schreibt in seinem<br />
Bericht, dass ihm »weder Projektakten<br />
mit Basisdaten (z.B. Mengengerüste)<br />
noch <strong>di</strong>e dazugehörigen<br />
Dateien ausgehän<strong>di</strong>gt werden<br />
[konnten]. Zudem waren einzelne<br />
Berechnungen für <strong>di</strong>e Leistungsbereiche<br />
Lagerwirtschaft, Archiv<strong>di</strong>enste,<br />
Telefonzentrale, Me<strong>di</strong>enproduktion,<br />
Raumvergabe, zentrale<br />
<strong>Ver</strong>vielfältigung und zentraler<br />
Schreib<strong>di</strong>enst unvollstän<strong>di</strong>g oder<br />
fehlten ganz.«<br />
Im ersten Jahr des Betriebes<br />
(2006) sollte <strong>di</strong>e Tochter laut Leistungsvertrag<br />
156.409 Betten aufbereiten.<br />
Jedes weitere Bett wird<br />
extra abgerechnet. Tatsächlich<br />
■ 38<br />
wurden 202.398 Betten aufbereitet.<br />
Nach dem <strong>Ver</strong>trag darf <strong>di</strong>e<br />
Tochter auf den Preis der ersten<br />
156.409 Betten 34% »Overheadkostenzuschlag«<br />
aufschlagen.<br />
Jedes weitere Bett muss aber ohne<br />
<strong>di</strong>esen Zuschlag abgerechnet werden.<br />
Trotzdem stellte <strong>di</strong>e Tochter<br />
der Charité auch für jedes der<br />
45.989 zusätzlichen Betten 34%<br />
Overheadkostenzuschlag in Rechnung.<br />
Die Charité zahlte.<br />
Auch in der Zentralsterilisation<br />
wurden mehr Leistungen erbracht<br />
als im Leistungsvertrag vorgesehen<br />
waren und ebenfalls teurer in<br />
Rechnung gestellt als erlaubt.<br />
Auch hier zahlte <strong>di</strong>e Charité.<br />
Die Charité bestätigte dem<br />
Rechnungshof den Fehler und<br />
überraschte <strong>di</strong>e Prüfer dann mit<br />
der Mitteilung, dass außerdem<br />
auch noch bei Krankentransporten<br />
<strong>di</strong>e Overheadkosten falsch abgerechnet<br />
worden seien. In <strong>di</strong>esem<br />
Fall seien <strong>di</strong>e Rechnungen der<br />
Tochter aller<strong>di</strong>ngs zu niedrig gewesen.<br />
Alle Fehler zusammengerechnet,<br />
habe <strong>di</strong>e Charité sogar<br />
Plus und <strong>di</strong>e Tochter Minus gemacht,<br />
deshalb fordere sie den<br />
Betrag für <strong>di</strong>e überhöhten Rechnungen<br />
nicht zurück.<br />
Der größte Batzen zu Lasten<br />
der Charité wurde gleich nach<br />
dem Start der Teilprivatisierung<br />
fällig. Es ist bekannt, dass Public-<br />
Private-Partnership-Projekte sehr<br />
hohe Vorlaufkosten haben und<br />
Den Jahresbericht 2009 des Berliner Rechnungshofs sowie <strong>di</strong>e Presseerklärung dazu<br />
gibt es unter http://www.berlin.de/rechnungshof/veroeffentlichungen/index.html 16. Mai 2009<br />
außerordentlich aufwen<strong>di</strong>ge <strong>Ver</strong>träge<br />
erfordern. Wie im Lehrbuch<br />
über <strong>di</strong>e Risiken der Public-<br />
Private-Partnership lief es bei der<br />
Charité.<br />
Laut <strong>Ver</strong>trag, so der Rechnungshof,<br />
hatte <strong>di</strong>e Tochter <strong>di</strong>e Kosten<br />
für den Übergang (Migrationskosten)<br />
zu tragen. Die Tochter sah<br />
das anders. Man stritt um »primäre«<br />
und »dauerhafte« Maßnahmen<br />
der Migration. Am Ende<br />
wurde eine »Klarstellungsvereinbarung«<br />
geschlossen, mit der sich<br />
<strong>di</strong>e Charité zur Zahlung von zusätzlichen<br />
5 Mio. Euro zuzüglich<br />
MwSt. an <strong>di</strong>e halbprivatisierte<br />
Tochter verpflichtete.<br />
Der Rechnungshof bemängelt,<br />
dass <strong>di</strong>ese Leistung schon im<br />
Businessplan des privaten Bieterkonsortiums<br />
enthalten gewesen<br />
seien. Die Migrationskosten seien<br />
zweimal bezahlt worden, ohne<br />
ausreichenden Grund habe sich<br />
<strong>di</strong>e Charité zu einer zusätzlichen<br />
Zahlung verpflichtet.<br />
Das Fazit im Bericht lautet: »Der<br />
Rechnungshof beanstandet zusammenfassend,<br />
dass <strong>di</strong>e Charité<br />
infolge erheblicher Mängel <strong>di</strong>e<br />
Wirtschaftlichkeit ihres Facility<br />
Managements nur unzureichend<br />
nachgewiesen und bei der Umsetzung<br />
der <strong>Ver</strong>träge in auffälliger<br />
Weise zugunsten des privaten<br />
Partners gehandelt hat.« ■<br />
Niko Stumpfögger, ver.<strong>di</strong>-<br />
Bundesverwaltung<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
RENATE STIEBITZ, POTSDAM (2)
Uniklinik Leipzig:<br />
Tarifverhandlungen abgeschlossen<br />
Was lange währte<br />
– wurde richtig gut!<br />
Jetzt haben <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-Mitglieder<br />
des Uniklinikums wieder einen<br />
gültigen Tarifvertrag.* Insbesondere<br />
wegen der zum Teil weit<br />
auseinander liegenden Positionen<br />
zu Tabelle und Eingruppierung<br />
waren nach dem Streik 2006 zahlreiche<br />
<strong>Ver</strong>handlungsrunden notwen<strong>di</strong>g,<br />
da sich <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite<br />
strikt weigerte, den TV-L eins<br />
zu eins zu übernehmen.<br />
Am 12. Mai 2009 konnten nun<br />
<strong>di</strong>e redaktionellen <strong>Ver</strong>handlungen<br />
über <strong>di</strong>e Tarifvertragstexte (u.a.<br />
mit neuer Tabelle und Eingruppierungsvorschriften)<br />
abgeschlossen<br />
werden. Die Tarifkommission hat<br />
dem Abschluss der Tarifverträge<br />
zugestimmt.<br />
Die ver.<strong>di</strong>-Mitglieder werden am<br />
28. Mai in einer Mitgliederversammlung<br />
ihr Votum zum Ergebnis<br />
abgeben.<br />
Für alle Beschäftigten gelten<br />
jetzt einheitlich folgende Tarifverträge<br />
■ Einheitlicher Mantel- und<br />
Entgelttarifvertrag,<br />
■ Tarifvertrag zur betrieblichen<br />
Altersvorsorge,<br />
■ Tarifvertrag zur Überleitung<br />
der Beschäftigten in das neue<br />
Tarifrecht und<br />
■ Tarifvertrag für Auszubildende.<br />
Damit sind <strong>di</strong>e Zeiten unterschiedlicher<br />
Arbeits- und Einkommensbe<strong>di</strong>ngungen<br />
bei gleicher Tätigkeit<br />
auch am Universitätsklinikum<br />
Leipzig endlich vorbei!<br />
* Die Tarifverträge treten zum 1. Januar<br />
2009 in Kraft. Davon abweichend treten<br />
einige Paragrafen des Haus- und Überleitungstarifvertrages<br />
rückwirkend zum<br />
1. April 2007 (betrifft überwiegend <strong>di</strong>e<br />
bereits umgesetzten Regelungen der Tarifeinigung<br />
von 2006), zum 1. Februar 2009<br />
(betrifft Entgelttabelle und Besitzstände<br />
hierzu) oder zum 1. April 2009 (Zeitzuschläge)<br />
in Kraft.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
Der Manteltarifvertrag ist – zum<br />
Teil verbessert – auf TV-L-Niveau.<br />
Tarifiert wurden u.a. Wege- und<br />
Umkleidezeit, Erholungsurlaub 27,<br />
30 und 31 Tage und Entgeltsicherung<br />
bei Leistungsminderung.<br />
Für <strong>di</strong>e Eingruppierung wurden<br />
<strong>di</strong>e für das UKL relevanten Vorschriften<br />
des BAT/MTArb zusammengefasst<br />
und um neue Tätigkeitsmerkmale<br />
ergänzt.<br />
Von der neuen Entgelttabelle<br />
profitieren alle. Einige sofort, andere<br />
etwas später.<br />
Die Zuordnung der jeweiligen<br />
<strong>Ver</strong>gütungsgruppe erfolgt mit Inkrafttreten;<br />
der Überleitungszeitpunkt<br />
in <strong>di</strong>e neue Tabelle ist <strong>di</strong>fferenziert<br />
geregelt.<br />
Das Urlaubsgeld beträgt 255,65<br />
Euro, <strong>di</strong>e Jahressonderzahlung<br />
70% eines Monatsentgelts (fix:<br />
55% plus 15% variabel bei positivem<br />
Jahresergebnis).<br />
Der Überleitungsvertrag sieht<br />
zahlreiche Besitzstandregelungen<br />
vor, u.a. Kinder-/Sozialzuschlag,<br />
Ortszuschlag Stufe 2 und eine fixe<br />
Jahressonderzahlung von 64%<br />
(Niveau Zuwendung BAT-O).<br />
Für <strong>di</strong>e Beschäftigten, <strong>di</strong>e in<strong>di</strong>viduell<br />
<strong>di</strong>e dynamische Fortgeltung<br />
des BAT eingeklagt hatten, wurden<br />
gesonderte, nicht abschmelzende<br />
Besitzstände vereinbart.<br />
Ebenfalls wurde ein Tarifvertrag<br />
zur betrieblichen Altersvorsorge<br />
und zur Entgeltumwandlung abgeschlossen,<br />
der auch einen Besitzstand<br />
der VBL-Pflichtversicherten<br />
vorsieht.<br />
Der Auszubildendentarifvertrag<br />
(BBiG und Heilberufe) regelt <strong>di</strong>e<br />
qualitativen Ausbildungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
auf sehr gutem Niveau.<br />
So gibt es klare Tarifregelungen<br />
u.a. zu Unterrichts-, Praxiszeiten<br />
und Ruhezeiten, Freistellungsansprüchen<br />
vor der Abschlussprüfung<br />
bzw. für gesellschaftspoliti-<br />
sche Fortbildung sowie eine Übernahmeregelung<br />
nach der Ausbildung.<br />
Die Entgelte sind gegenüber<br />
dem bisherigen Stand deutlich<br />
erhöht, bleiben aber hinter dem<br />
TV-L- Niveau zurück. Nach langem<br />
<strong>Ver</strong>handlungsstillstand liegt der<br />
Kompromiss ab 1.9.2009 nun<br />
zwischen 82 und 84% (Krankenpflege)<br />
und 92 und 99% (BBiG).<br />
Die Tabellenentgelte der Beschäftigten<br />
und Auszubildenden<br />
sind zum 31.12.2009 kündbar, so<br />
dass bereits Anfang 2010 eine<br />
neue Lohnrunde ansteht.<br />
Großer Dank gebührt insbesondere<br />
den Mitgliedern der <strong>Ver</strong>handlungs-<br />
und Tarifkommission, <strong>di</strong>e<br />
<strong>di</strong>e zahlreichen <strong>Ver</strong>handlungsrunden<br />
begleitet und <strong>di</strong>e Zwischenstände<br />
über <strong>di</strong>e ganze Zeit miteinander<br />
<strong>di</strong>skutiert und erarbeitet<br />
haben. ■<br />
Katja Paul, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />
Universitätsklinikum Leipzig AöR<br />
■ 39<br />
Vor Ort<br />
Weitere Informationen<br />
sind nachzulesen im Flugblatt unter<br />
https://gesundheit-soziales.ver<strong>di</strong>.de/tarifpolitik/uni-klinika<br />
■ Jährlich werden 305.500 Patienten ambulant, etwa 47.400<br />
vollstationär und 2.300 teilstationär behandelt.<br />
■ Das Uniklinikum ist mit rund 3.200 Beschäftigten in 28 Kliniken<br />
und 5 Instituten nach der Stadt Leipzig der größte Arbeitgeber<br />
der Region.<br />
■ Jedes Jahr bildet das Uniklinikum 500 Azubis und Schüler in<br />
Pflegeberufen aus.<br />
Angaben von: www.uniklinikum-leipzig.de<br />
JASCHA MÜLLER<br />
BIANCA TÖLKE, HANNOVER
Vor Ort<br />
Servicegesellschaft<br />
der Heidelberger Uniklinik: Streik<br />
Gegen untertarifliche<br />
Standards und Dumpinglöhne<br />
Die Klinik Service GmbH (KSG)<br />
wurde 2004 als 100%ige Tochter<br />
der Uniklinik Heidelberg gegründet.<br />
In <strong>di</strong>e KSG wurden sämtliche<br />
»patientenfernen« Bereiche<br />
(Küche, Reinigung, Lager, Fuhrpark,<br />
Pforten, Krankentransport,<br />
Wäscherei, Sterilisation, Casinos<br />
und Cafeterien) ausgegliedert und<br />
bereits privatisierte Bereiche wie<br />
<strong>di</strong>e Spülküche und der Wach<strong>di</strong>enst<br />
wurden in <strong>di</strong>e KSG »zurückgeholt«.<br />
Dadurch erzielte der Arbeitgeber<br />
bessere Qualitätskontrolle, Einsparung<br />
von 19% Mehrwertsteuer<br />
und Personalkosteneinsparungen<br />
durch untertarifliche Bezahlung.<br />
(Der Geschäftsführer beziffert <strong>di</strong>e<br />
Einsparungen auf 5-6 Millionen<br />
Euro im Jahr.)<br />
Uniklinik-Beschäftigte, <strong>di</strong>e in<br />
<strong>di</strong>esen Bereichen arbeiten, wurden<br />
weiterhin nach dem Tarifvertrag<br />
FRANZISKA BECKER<br />
■ 40<br />
der Uniklinik bezahlt (TVUK) und<br />
behielten ihre Arbeitsverträge mit<br />
der Uniklinik; sie sind der KSG<br />
»gestellt«. Neueingestellte bekommen<br />
im Schnitt 300 Euro weniger<br />
für <strong>di</strong>e gleiche Arbeit, haben<br />
eine längere Wochenarbeitszeit<br />
(40 Stunden mind.), haben keine<br />
Sonderzahlungen und auch sonst<br />
schlechtere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen,<br />
mit einem Wort: Sie sind tariflos.<br />
Inzwischen sind 62% der rund<br />
750 Beschäftigten im tariflosen<br />
Zustand. 70% der Beschäftigten<br />
sind Frauen, sehr viele Kolleginnen<br />
und Kollegen haben einen Migrationshintergrund.<br />
Jahrelang wurden sie durch befristete<br />
Arbeitsverträge geknebelt.<br />
Info im Klinikum<br />
Informationsblatt für <strong>di</strong>e Mitarbeiter im Uniklinikum Heidelberg<br />
V.i.S.d.P.: Mia Lindemann, ver.<strong>di</strong> Rhein-Neckar, Czernyring 20, 69115 Heidelberg, Tel.: 06221/53600<br />
<strong>Ver</strong>trauensleute im Klinikum<br />
Sonderausgabe: Die KlinikService GmbH im Klinikum<br />
Der Tarifvertrag - Sichere Regelungen zum Arbeitsvertrag<br />
Die KSG in Fakten<br />
Gesellschafter:<br />
�� Uniklinikum<br />
Der Tarifvertrag ist ein bewährtes Instrument, Rechte und Pflichten<br />
zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Betrieb sicher und bindend Tarifvertrag<br />
zu regeln. Er wird zwischen Arbeitgeber und der Gewerkschaft ausge-<br />
Zwischen<br />
handelt und von beiden Parteien am Ende unterzeichnet. Der Tarifvertrag<br />
hat sich auch über Jahrzehnte im Arbeitsrecht bewährt und wird in VER.DI<br />
fast allen Betrieben in Deutschland angewendet.<br />
Und der<br />
Auch <strong>di</strong>e Beschäftigten der KlinikService GmbH (KSG) der Uniklinik KSG<br />
Heidelberg haben ein Recht darauf, dass ihre Rechte und Pflichten in<br />
einem Tarifvertrag bindend geregelt werden. Hierzu hat <strong>di</strong>e Gewerk-<br />
Heidelberg<br />
Geschäftsführer:<br />
�� Roland Heibel<br />
�� Edgar Reisch<br />
Gründung:<br />
�� 2004<br />
schaft ver.<strong>di</strong> <strong>di</strong>e Geschäftsführung der KSG aufgefordert, <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen<br />
über einen Tarifvertrag aufzunehmen, jedoch bis jetzt ohne Erfolg.<br />
Mitarbeiter:<br />
�� 730 (KSG)<br />
�� 485 (in Gestellung)<br />
Tarifvertrag:<br />
Die KlinikService GmbH<br />
�� Nicht vorhanden<br />
Servicebereiche:<br />
�� Parkraumbewirtschaf-<br />
Die KlinikService GmbH wurde im Jahre 2004 als 100% Tochter der Uniklinik Heidelberg<br />
tung<br />
gegründet. Sie erfasst Bereiche, in denen Leistungen nicht <strong>di</strong>rekt am Patient erbracht werden.<br />
Sinn und Zweck der Gründung war <strong>di</strong>e Einsparung der Mehrwertsteuer für Leistungen,<br />
<strong>di</strong>e davor durch Fremdfirmen erbracht wurden, so wie <strong>di</strong>e Einstellungen neuer Mitarbeiter<br />
zu schlechteren Löhnen. Nachfolgend wurden <strong>di</strong>e einzelnen Bereiche in <strong>di</strong>e KSG übergeleitet<br />
und wurden zu Abteilungen der KSG. Hierdurch waren <strong>di</strong>ese Abteilungen im Klinikum<br />
nicht mehr vorhanden, womit auch <strong>di</strong>e Arbeitsplätze entfielen.<br />
Die Mitarbeiter, <strong>di</strong>e vor dem Übergang in den Abteilungen arbeiteten, wurden dann in <strong>di</strong>e<br />
KSG gestellt. Das heißt dass <strong>di</strong>e Mitarbeiter<br />
mit ihrem Arbeitsvertrag Beschäftigte<br />
des Klinikums bleiben, auch Wir wollen einen<br />
unter dessen Tarifvertragfallen, ihre<br />
Tarifvertrag<br />
Arbeitsleistung aber der KSG zur <strong>Ver</strong>fügung<br />
stellen . Weisungsbefugt ist <strong>di</strong>e<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
Abt. Sicherheit<br />
Pforten<br />
Krankentransport<br />
Haus<strong>di</strong>enst<br />
Betten- und Matratzenreinigung<br />
Sterilisation<br />
Casinos<br />
Cafeterias<br />
Speiseversorgung<br />
Spülküche<br />
Wäscherei<br />
KSG; Dienstpläne, Arbeitszeiten, Be-<br />
�� Unterhaltsreinigung<br />
triebsabläufe usw. werden von der KSG<br />
�� Lager<br />
erstellt. Dies führte in der <strong>Ver</strong>gangen-<br />
�� Einkauf<br />
heit mehrfach zu Komplikationen und<br />
Störungen im Betriebsablauf mancher<br />
�� Fuhrpark<br />
Abteilungen.<br />
Geplante Überleitungen:<br />
(Fortsetzung Seite 2)<br />
�� HA 3 Technik<br />
Zustän<strong>di</strong>ge Gewerkschaft:<br />
mit der<br />
�� VERDI<br />
wer gerecht entlohnt wird arbeitet auch gut<br />
Der Betriebsrat wurde zur Legitimation<br />
der Geschäftsführungspolitik<br />
missbraucht.<br />
Ein Tarifvertrag muss her<br />
Im Lauf des Jahres 2008 organisierten<br />
sich immer mehr Kolleginnen<br />
und Kollegen bei ver.<strong>di</strong>.<br />
Schließlich wählten sie im Herbst<br />
eine Tarifkommission und ver.<strong>di</strong><br />
forderte <strong>di</strong>e KSG zu Haustarifverhandlungen<br />
auf. Die ver.<strong>di</strong>-<br />
Tarifkommission stellte <strong>di</strong>e gleiche<br />
Forderung auf wie <strong>di</strong>e Kolleginnen<br />
und Kollegen der Uniklinik.<br />
Die Geschäftsführung lehnte<br />
Tarifverhandlungen ab und erhöhte<br />
von sich aus <strong>di</strong>e Löhne ab<br />
1. Januar um 3,5%.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
HELMUT ROOS
Die Kolleginnen und Kollegen<br />
beeindruckte das wenig und sie<br />
traten im Januar 2009 in den<br />
Streik. Forderungen: Tarifvertrag,<br />
Entgelterhöhungen, Angleichung<br />
der Wochenarbeitszeit und jährliche<br />
Sonderzahlung an <strong>di</strong>e Regelungen<br />
der Uniklinik.<br />
Nach den schnellen Abschlüssen<br />
bei den Unikliniken Baden-Württemberg<br />
(siehe <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 44,<br />
Seite 34) und bei den Landesbeschäftigten<br />
setzten sie <strong>di</strong>e<br />
Streiks alleine fort (Stand: 15. Mai<br />
= 25 Streiktage).<br />
Der Druck auf <strong>di</strong>e Streikenden<br />
war zunächst sehr stark, allmählich<br />
konnten sie klären, dass Streiken<br />
ganz legal und auch noch notwen<strong>di</strong>g<br />
ist, um der Forderung<br />
nach einem Tarifvertrag Nachdruck<br />
zu verleihen.<br />
Der Arbeitgeber KSG und <strong>di</strong>e<br />
»Mutter« Uniklinik wehren sich<br />
nach Kräften gegen den Abschluss<br />
eines Tarifvertrags. Sie erklärten<br />
sich le<strong>di</strong>glich zu einem Son<strong>di</strong>erungsgespräch<br />
Anfang März und<br />
nun wieder Anfang Juni bereit.<br />
Unterstützung erhielten <strong>di</strong>e<br />
Streikenden durch Unterschriftensammlungen<br />
in der Uniklinik und<br />
in der orthopä<strong>di</strong>schen Universi-<br />
HARALD SCHAAF (2)<br />
tätsklinik, <strong>di</strong>e Unterstützung soll<br />
weiter zu Solidaritätsstreiks ausgebaut<br />
werden, wenn <strong>di</strong>e Arbeitgeberin<br />
nicht einlenkt.<br />
Unterstützung erfuhren <strong>di</strong>e<br />
Streikenden auch von vielen anderen<br />
ver.<strong>di</strong>-KollegInnen aus der<br />
ganzen Bundesrepublik. Und<br />
schließlich wurden sie auch in<br />
Heidelberg selbst von Abgeordneten<br />
aus Bundestag, Landtag und<br />
Gemeinderat unterstützt.<br />
Ein neuer Betriebsrat muss her<br />
Parallel kämpften <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-<br />
Aktiven seit März für einen neuen<br />
Betriebsrat, der <strong>di</strong>e Interessen der<br />
Beschäftigten wirksam vertritt<br />
und für <strong>di</strong>e Tarifverhandlungen<br />
eintritt.<br />
Nach einem äußerst heftigen<br />
Wahlkampf, in dem der alte<br />
Betriebsrat auf Seiten des Arbeitgebers<br />
auftrat und von ihm unterstützt<br />
wurde, siegte <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-<br />
Liste am 7. Mai deutlich, indem sie<br />
rund 60% der Stimmen einfuhr –<br />
bei einer Wahlbeteiligung von<br />
ebenfalls rund 60%.<br />
http://rhein-neckar.ver<strong>di</strong>.de/<strong>di</strong>e_fachbereiche/fb3/ksg<br />
Die Auseinandersetzung geht<br />
weiter. Der Tarifvertrag ist noch<br />
nicht durchgesetzt. Aber <strong>di</strong>e<br />
Stimmung ist gut und kämpferisch.<br />
■<br />
Mia Lindemann, ver.<strong>di</strong> Rhein-<br />
Neckar<br />
30. April 2009<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 41<br />
Vor Ort
Vor Ort<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
44, S. 38<br />
Weg frei zum größten universitären<br />
Herzzentrum Deutschlands<br />
Tarifeinigung für das Herz- und<br />
Kreislaufzentrum Bad Krozingen/<br />
Freiburg – Tarifsicherheit für <strong>di</strong>e<br />
rund 1.300 Beschäftigten!<br />
Durch <strong>di</strong>e Tarifeinigung Ende<br />
April 2009 ist der Weg frei für den<br />
Zusammenschluss zwischen dem<br />
Herzzentrum der Universitätsklinik<br />
Freiburg und dem Herzzentrum<br />
Bad Krozingen zum größten universitären<br />
Herz- und Kreislaufzentrum<br />
Deutschlands ab 2010.<br />
Die Tarifeinigung kam zwischen<br />
ver.<strong>di</strong> Südbaden, dem Marburger<br />
Bund Baden-Württemberg auf der<br />
einen Seite und den künftigen<br />
Gesellschaftern Herzzentrum Bad<br />
Krozingen sowie Uniklinik Freiburg<br />
auf der anderen Seite zustande.<br />
Die Tarifeinigung sieht <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>gütungs-,<br />
Mantel- und Altersversorgungstarifverträge<br />
des öffentlichen<br />
Dienstes bzw. der Uniklinik<br />
Freiburg weiter vor. Zusätzlich<br />
wurden attraktive Mobilitätszuschüsse,<br />
Mitbestimmungsregeln<br />
und Kün<strong>di</strong>gungsschutzregeln vereinbart.<br />
Damit gibt es für <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten eine lückenlose<br />
Fortgeltung der bisherigen Tarifverträge<br />
des öffentlichen Dienstes<br />
und des Tarifvertrags für <strong>di</strong>e Unikliniken<br />
des Landes Baden-Württemberg.<br />
Gesichert wurden unter anderem<br />
<strong>di</strong>e vollen Gehaltszahlungen, Zulagen,<br />
Urlaubsansprüche und <strong>di</strong>e<br />
betriebliche Altersversorgung.<br />
Hauptaugenmerk der Gewerkschaften<br />
war eine Absicherung der<br />
Beschäftigten in der neuen Gesellschaft.<br />
So gibt es für 3 Jahre einen<br />
Schutz vor betriebsbe<strong>di</strong>ngten Kün<strong>di</strong>gungen,<br />
ein Rückkehrrecht für<br />
Uniklinikbeschäftigte in das Mutterunternehmen<br />
für <strong>di</strong>e Dauer von<br />
fünf Jahren und eine <strong>Ver</strong>handlungsoption<br />
bei wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten mit dem Gesellschafter<br />
Bene<strong>di</strong>kt Kreuz.<br />
■ 42<br />
Fortschrittlich sind auch <strong>di</strong>e Mitbestimmungsrechte<br />
der Beschäftigten<br />
über einen Wirtschaftsausschuss<br />
geregelt. Im neuen<br />
Aufsichtsrat wurde <strong>di</strong>e Arbeitnehmerseite<br />
mit zwei Sitzen berücksichtigt,<br />
was über dem gesetzlichen<br />
Rahmen liegt.<br />
Zufrieden zeigten sich Ingo<br />
Busch, Personalratsvorsitzender<br />
der Uniklinik Freiburg, und Christiana<br />
Schmidt, Betriebsratsvorsitzende<br />
des Herzzentrums Bad<br />
Krozingen, <strong>di</strong>e beide ihren Sachverstand<br />
in der ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission<br />
einbrachten. So konnten sie<br />
<strong>di</strong>e Fortdauer zahlreicher Betriebsvereinbarungen<br />
durchsetzen.<br />
Laut ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>handlungsführer<br />
Reiner Geis ist der Tarifabschluss<br />
ein sehr gutes Ergebnis, da ein<br />
Maximum an Sicherheit für <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten in der neuen Gesellschaft<br />
vereinbart wurde: »Angesichts<br />
eines verschärften Wettbewerbs<br />
in der Kliniklandschaft<br />
haben wir hier einen zukunftsträchtigen<br />
Weg frei gemacht!«<br />
Auch der <strong>Ver</strong>handlungsführer<br />
des Marburger Bundes, Frieder<br />
Schmitt, ist mit dem Abschluss zufrieden:<br />
»Der Tarifabschluss stellt<br />
sicher, dass auch in Zukunft gute<br />
tarifliche Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen für<br />
Ärztinnen und Ärzte in der neuen<br />
Gesellschaft erhalten bleiben«.<br />
Beide <strong>Ver</strong>handlungsführer bewerten<br />
<strong>di</strong>e gewerkschaftliche Zusammenarbeit<br />
als positiv.<br />
Laut Bernhard Grotz, Kaufmännischer<br />
Direktor in Bad Krozingen,<br />
signalisiert <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite<br />
mit ihren umfangreichen Zugeständnissen<br />
eine Wertschätzung<br />
für <strong>di</strong>e bisherige Arbeit und setzt<br />
ein positives Signal für <strong>di</strong>e künftige<br />
Zusammenarbeit in neuer<br />
Gesellschaftsform. Der Kaufmännische<br />
Direktor der Uniklinik Freiburg,<br />
Frank Wertheimer, betont,<br />
dass zwei wirtschaftlich gesunde<br />
Unternehmen sich zusammenschließen<br />
und somit für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
eine interessante und<br />
sichere Aufgabe in der neuen Gesellschaft<br />
entsteht.<br />
Mit rund 20.000 stationären Behandlungen<br />
und rund 40.000 ambulanten<br />
Anwendungen wird das<br />
neue universitäre Herzzentrum zu<br />
einem der größten Herzzentren in<br />
Deutschland. Durch <strong>di</strong>e Fusion<br />
werden wirtschaftliche Synergien<br />
erwartet und eine bessere fachliche<br />
<strong>Ver</strong>netzung. So werden beispielweise<br />
künftig noch schneller<br />
Forschungsergebnisse zum Wohle<br />
der Patienten in <strong>di</strong>e Behandlung<br />
einfließen. ■<br />
Aus der gemeinsamen Presseerklärung<br />
von ver.<strong>di</strong> Südbaden,<br />
Marburger Bund, Herzzentrum Bad<br />
Krozingen und Uniklinik Freiburg<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
Landesbezirksfachbereiche 3<br />
E-Mail<br />
Alle ver.<strong>di</strong>anerInnen<br />
sind unter<br />
vorname.nachname@ver<strong>di</strong>.de<br />
zu erreichen.<br />
Nord<br />
(Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern)<br />
Hüxstr. 1, 23552 Lübeck<br />
Fax 0451 / 8100 - 888<br />
Steffen Kühhirt Tel. 0451 / 8100 - 801<br />
Sabine Hebenstein Tel. 0451 / 8100 - 805<br />
Hamburg<br />
Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg<br />
Angelika Detsch Tel. 040 / 2858 - 4031, Fax -9031<br />
Arnold Rekittke Tel. 040 / 2858 - 4147, Fax -9147<br />
Violetta Ehsemann Tel. 040 / 2858 - 4032, Fax -9032<br />
Sigrid Ebel Tel. 040 / 2858 - 4033, Fax -9033<br />
Karin Frey Tel. 040 / 2858 - 4034, Fax -9034<br />
Christiane Harland-Kerschek Tel. 040 / 2858 - 4035,<br />
Fax -9035<br />
Hei<strong>di</strong> Kunz Tel. 040 / 2858 - 4036, Fax -9036<br />
Norbert Proske Tel. 040 / 2858 - 4037, Fax -9037<br />
Hilke Stein Tel. 040 / 2858 - 4038, Fax -9038<br />
Michael Stock Tel. 040 / 2858 - 4039, Fax -9039<br />
Niedersachsen-Bremen<br />
Goseriede 10, 30159 Hannover<br />
Fax 0511 / 12 400 - 154<br />
Joachim Lüddecke Tel. 0511 / 12 400 - 250<br />
Ute Gottschaar Tel. 0511 / 12 400 - 251<br />
Elke Nobel Tel. 0511 / 12 400 - 253<br />
Silvia Ganza Tel. 0511 / 12 400 - 254<br />
Annette Klausing Tel. 0511 / 12 400 - 256<br />
Christina Ölscher Tel. 0511 / 12 400 - 261<br />
Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen<br />
Fax 0421 / 3301 - 392<br />
Ralf Krüger Tel. 0421 / 3301 - 330<br />
Diana Sternagel Tel. 0421 / 3301 - 331<br />
Hessen<br />
Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77, 60329 Frankfurt/M.<br />
Fax 069 / 2569 - 1329<br />
Georg Schulze-Ziehaus Tel. 069 / 2569 - 1322<br />
Jens Ahäuser Tel. 069 / 2569 - 1320<br />
Monika Kern Tel. 069 / 2569 - 1321<br />
Gesundheit, Soziale Dienste<br />
Wohlfahrt und Kirchen<br />
<strong>Ver</strong>einte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Karlstraße 123-127, 40210 Düsseldorf<br />
Fax 0211 / 61824 - 463<br />
Sylvia Bühler Tel. 0211 / 61824 – 290<br />
Antje Jakubowski-Deeg Tel. 0211 / 61824 – 291<br />
Wolfgang Cremer Tel. 0211 / 61824 - 292<br />
Evelyn Bucher Tel. 0211 / 61824 – 294<br />
Dieter Seifert Tel. 0211 / 61824 - 295<br />
Martina Kordon, Tel. 0211 / 61824 - 296<br />
Bernd Tenbensel Tel. 0211 / 61824 - 297<br />
Norbert Badziong Tel. 0211 / 61824 - 298<br />
Berlin-Brandenburg<br />
Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin<br />
Fax 030 / 8866 - 5925<br />
Heike Spies Tel. 030 / 8866 - 5260<br />
Sabine Kestner-Furcht Tel. 030 / 8866 - 5251<br />
Friedrich-Ebert-Str. 2, 16225 Eberswalde<br />
Bettina Weitermann Tel. 03334 / 5859 - 13<br />
SAT<br />
(Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen)<br />
Karl-Liebknecht-Str. 30-32, 04107 Leipzig<br />
Fax 0341 / 52901 - 630<br />
Gisela Mende Tel. 0341 / 52901 - 230<br />
Petra Petzoldt Tel. 0341 / 52901 - 231<br />
Ingrid Besser Tel. 0341 / 52901 - 233<br />
Sabine Hanke Tel. 0341 / 52901 - 234<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Münsterplatz 2-6, 55116 Mainz<br />
Fax 06131 / 9726 - 288<br />
Andrea Hess Tel. 06131 / 9726 - 140<br />
Frank Hutmacher Tel. 06131 / 9726 - 130<br />
Irene Schneider Tel. 06131 / 9726 - 131<br />
Saar<br />
St. Johanner Str. 49, 66111 Saarbrücken<br />
Fax 0681 / 98849 - 499<br />
Thomas Müller Tel. 0681 / 98849 - 130<br />
Elke Kallenborn Tel. 0681 / 98849 - 131<br />
Michael Quetting Tel. 0681 / 98849 - 135<br />
Petra Maas Tel. 0681 / 98849 - 141<br />
Adelheid Blatter Tel. 0681 / 98849 - 210<br />
Bayern<br />
Schwanthalerstr. 64, 80336 München<br />
Fax 089 / 59977 - 1039<br />
Dominik Schirmer Tel. 089 / 59977 - 1030<br />
Irene Gölz Tel. 089 / 59977 - 1031<br />
Josef Fehlandt Tel. 089 / 59977 - 1032<br />
Ingo Harms Tel. 089 / 59977 - 1033<br />
Hanne Küßner Tel. 089 / 59977 - 1035<br />
Achim Pogoda Tel. 089 / 59977 - 1036<br />
Baden-Württemberg<br />
Königstr. 10 a, 70173 Stuttgart<br />
Fax 0711 / 88788 - 28 03 01<br />
Günter Busch Tel. 0711 / 88788 - 0300<br />
Jürgen Lippl Tel. 0711 / 88788 - 0310<br />
Hannelore Herrmann Tel. 0711 / 88788 - 0320<br />
Annelie Schwaderer Tel. 0711 / 88788 - 0330<br />
Barbara Lohse Tel. 0711 / 88788 - 0301<br />
Marion Biele Tel. 0711 / 88788 - 0302<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 43<br />
Wir in ver.<strong>di</strong>
RENATE STIEBITZ, POTSDAM (2)<br />
Wir in ver.<strong>di</strong><br />
ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung, Ressort 9, Fachbereich 3<br />
BesucherInnenanschrift<br />
ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />
Paula-Thiede-Ufer 10<br />
10179 Berlin<br />
Postanschrift<br />
ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />
Ressort 9, Fachbereich 3<br />
10112 Berlin<br />
Fachbereich 3 im Internet<br />
www.fb3.ver<strong>di</strong>.de<br />
http://gesundheit-soziales.ver<strong>di</strong>.de/<br />
»Wir zahlen nicht<br />
für eure Krise«<br />
Impressionen von den<br />
Demos in Berlin<br />
am 28. März 2009 und<br />
am 16. Mai 2009<br />
■ 44<br />
Tel. 030 / 6956 – Fax<br />
Ressortleitung<br />
Ellen Paschke, Bundesvorstandsmitgl., Bundesfachbereichsleiterin - 1800 - 3250<br />
Annette Dedekind, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1801 - 3250<br />
Reiner Fäth - 1802 - 3250<br />
Koor<strong>di</strong>nation FB 3, Planung und Controlling<br />
Wolfram Ferse - 1806 - 3250<br />
Gabriele Brodatzki, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1807 - 3250<br />
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Ute Preuninger - 1804 - 3250<br />
Gesundheitspolitik<br />
Herbert Weisbrod-Frey, Bereichsleiter - 1810 - 3420<br />
Dr. Margret Steffen - 1811 - 3420<br />
Gabriele Feld-Fritz - 1860 - 3420<br />
Tarifpolitik<br />
Gabriele Gröschl-Bahr, Bereichsleiterin - 1821 - 3410<br />
Katja Paul - 1831 - 3410<br />
Jürgen Wörner - 1870 - 3410<br />
Carola Reibe-Alsleben, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1822 - 3410<br />
Berufspolitik<br />
Gerd Dielmann, Bereichsleiter - 1830 - 3420<br />
Enriqueta Fobbe - 1880 - 3420<br />
Cordula Kiank, Jugendarbeit im FB 3 - 1832 - 3420<br />
Kirsten Grünberg, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1833 - 3420<br />
Betriebs- und Branchenpolitik<br />
Niko Stumpfögger, Bereichsleiter - 1808 - 3430<br />
Georg Güttner-Mayer, Reha- und Unikliniken - 1805 - 3430<br />
Dirk Völpel-Haus, <strong>Krankenhäuser</strong>, Tarifarbeit - 1850 - 3430<br />
Enriqueta Fobbe, psychiatrische Einrichtungen - 1880 - 3430<br />
Marion Leonhardt, Wohlfahrtsverbände, Rettungs<strong>di</strong>enste - 1871 - 3430<br />
Oliver Dilcher, <strong>di</strong>v. Konzerne, Tarifarbeit - 1812 - 3430<br />
Renate Richter, Kirchen, Diakonie und Caritas / Frauen im FB 3 - 1842 - 3430<br />
Gabriele Feld-Fritz, Pflegeeinrichtungen - 1860 - 3430<br />
Kerstin Motz, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1813 - 3430<br />
Sabrina Stein, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1872 - 3430<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />
KADE LORCH, HANNOVER (2)
Bildungsangebote, Seminare, Tagungen<br />
Seminare von ver.<strong>di</strong> b+b für gesetzliche Interessenvertretungen im Gesundheitswesen<br />
Zusätzliche Stellen in der Pflege – <strong>Ver</strong>besserung<br />
oder Beruhigungspille?<br />
Krankenhausfinanzierungsreformgesetz (KHRG) und<br />
Handlungsmöglichkeiten der Interessenvertretung<br />
■ 06.07.-07.07.2009 Steinbach b. Frankfurt/M.,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-907063<br />
Dienstplangestaltung und Handlungsmöglichkeiten<br />
der Interessenvertretung<br />
■ 01.07.-02.07.2009 Steinbach b. Frankfurt/M.,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-907011<br />
»Achtung, ich kann nicht mehr!«<br />
Überlastungsanzeigen im Bereich der Pflege<br />
■ 25.08.2009 Frankfurt am Main,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-908251<br />
In Projekten mitarbeiten und gestalten<br />
Projektmanagement in <strong>Krankenhäuser</strong>n und Gesundheitseinrichtungen<br />
(in Kooperation mit BiG, Essen)<br />
■ 02.09.-04.09.2009 Mosbach,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909021<br />
Arbeits- und Betriebsorganisation<br />
im Krankenhaus<br />
<strong>Ver</strong>änderungsprozesse (er)kennen und mitgestalten<br />
(in Kooperation mit BiG, Essen)<br />
■ 07.09.-09.09.2009 Mosbach,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909074<br />
JAV-Praxis II<br />
Ausbildung checken und verbessern nach Krankenpflegegesetz<br />
– Qualitätssicherung der beruflichen<br />
Erstausbildung (JAV 2)<br />
■ 21.09.-25.09.2009 Naumburg,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909211<br />
Neuregelung der Finanzierung psychiatrischer<br />
<strong>Ver</strong>sorgung<br />
Tagesbezogene Fallpauschalen (Grundlage Psych-PV)<br />
■ 17.09.-18.09.2009 Mosbach,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909174<br />
Betriebswirtschaftliche Qualifizierung für <strong>di</strong>e<br />
Interessenvertretung im Krankenhaus<br />
Baustein 1: Gesetzliche Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen der<br />
Krankenhausfinanzierung und Grundlagen der Krankenhausbetriebslehre<br />
(in Kooperation mit BiG, Essen)<br />
■ 07.10.-09.10.2009 Mosbach,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-910071<br />
Betriebswirtschaftliche Qualifizierung für <strong>di</strong>e<br />
Interessenvertretung im Krankenhaus<br />
Baustein 2: Betriebswirtschaft und Buchführung im<br />
Krankenhaus, Bilanz, GuV, Lagebericht, Kennzahlen<br />
(in Kooperation mit BiG, Essen)<br />
■ 07.09.-09.09.2009 Kassel,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909075<br />
Betriebswirtschaftliche Zusammenhänge im<br />
Gesundheitswesen mit PLANET HEALTHCARE<br />
Intensivseminar mit Training<br />
■ 21.09.-23.09.2009 Espenau bei Kassel,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909215<br />
Neue Zusammenarbeit im Krankenhaus<br />
Die neue Arbeitsteilung im Fokus der Beteiligungsrechte<br />
von Interessenvertretungen<br />
■ 16.09.-17.09.2009 Mosbach,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909161<br />
Neue Tätigkeiten – neue Eingruppierung?<br />
■ 17.09.2009 Frankfurt am Main,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909173<br />
Arbeitsrecht für <strong>di</strong>e Pflege (TVöD)<br />
Arbeitsrechtliches Grundseminar<br />
■ 21.09.-23.09.2009 Mosbach,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909214<br />
Einführung eines Risikomanagements<br />
im Krankenhaus<br />
und Handlungsmöglichkeiten der Interessenvertretung<br />
■ 24.09.2009 Kassel,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909243<br />
Personal als Wettbewerbsfaktor?<br />
Strategisches Personalmanagement im Gesundheitswesen<br />
(in Kooperation mit BiG, Essen)<br />
■ 28.09.-30.09.2009 Mosbach,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909281<br />
TVöD-Aufbau: Arbeitszeitregelungen<br />
Überblick über Regelungen des TVöD zur Arbeitszeit<br />
und Handlungsfelder der Interessenvertretung<br />
■ 26.10.-28.10.2009 Gladenbach,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-910265<br />
Alternativen zum Outsourcing?!<br />
Informations-, Beratungs- und Mitbestimmungsverfahren<br />
bei Auslagerungen im Gesundheitswesen<br />
■ 28.10.-29.10.2009 Espenau bei Kassel,<br />
http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-910283<br />
Weitere Informationen<br />
Vla<strong>di</strong>mir Gazdovic<br />
ver.<strong>di</strong> Bildung und Beratung gGmbH<br />
Region Hessen, Rheinland-Pfalz, Saar<br />
Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77<br />
60329 Frankfurt/M.<br />
Fon 069 257824 14<br />
gazdovic@hs.ver<strong>di</strong>-bub.de<br />
www.ver<strong>di</strong>-bub.de<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 44 ■ März 2009 ■ 45<br />
Bildungsangebote,<br />
Seminare,Tagungen
Literatur- und<br />
Internettipps<br />
Literaturtipps<br />
Karl-Hermann Böker<br />
Organisation und Arbeit von<br />
Betriebs- und Personalräten –<br />
Analyse und Handlungsempfehlungen<br />
Reihe: Betriebs- und Dienstvereinbarungen<br />
der Hans-Böckler-Stiftung,<br />
162 Seiten, inkl. CD-ROM,<br />
12,90 Euro, ISBN 978-3-7663-<br />
3884-6, Bund-<strong>Ver</strong>lag 2009,<br />
www.Bund-<strong>Ver</strong>lag.de<br />
Die vorliegende Auswertung von<br />
335 betrieblichen <strong>Ver</strong>einbarungen<br />
(z.B. zu wissenschaftlichen Mitarbeitern<br />
größerer BR-Gremien,<br />
Büroausstattung, Budgetierung<br />
des BR-/PR-Haushalts, Weiterbildungsaktivitäten,Reisekostenregelungen,<br />
Gratifikationen, Freistellung)<br />
gibt einen Überblick über<br />
Organisationsstrukturen und<br />
Arbeitsweisen von Betriebs- und<br />
Personalräten.<br />
Es wird deutlich, welche <strong>Ver</strong>handlungsspielräume<br />
vorhanden<br />
sind und genutzt werden. In der<br />
Regel haben <strong>di</strong>e Akteure von <strong>Ver</strong>handlungen<br />
profitiert. Jedoch gibt<br />
es auch Beispiele für Einschränkungen<br />
der gesetzlich verbrieften<br />
Rechte. ■<br />
■ 46<br />
Heiko Peter Krenz<br />
Privatisierung öffentlicher<br />
Einrichtungen – Rechtliche<br />
Grundlagen und Beteiligungsrechte<br />
188 Seiten, 29,90 Euro, ISBN<br />
978-3-7663-3864-8, Bund-<strong>Ver</strong>lag<br />
2009, www.Bund-<strong>Ver</strong>lag.de<br />
Dieses Handbuch vermittelt Personalräten<br />
einen Überblick über<br />
ihre Rechte und <strong>di</strong>e praktischen<br />
Anforderungen an ihre Arbeit bei<br />
Privatisierungsvorhaben. Schritt<br />
für Schritt stellt es jede Phase des<br />
Privatisierungsprozesses dar.<br />
Wichtig für eine effektive Personalratsarbeit:<br />
Das Werk erläutert<br />
<strong>di</strong>e komplexen Zusammenhänge<br />
gut verständlich. Eine Vielzahl von<br />
Mustern erleichtert dem Personalrat<br />
<strong>di</strong>e Wahrnehmung seiner<br />
Rechte gegenüber dem Arbeitgeber<br />
(u.a. Musterschreiben, Musterklagen,Muster<strong>di</strong>enstvereinbarung).<br />
Zahlreiche strategische und<br />
taktische Hilfestellungen gewährleisten<br />
zusätzlich eine optimale<br />
<strong>Ver</strong>tretung der Mitarbeiterinteressen.<br />
■<br />
Marianne Giesert (Hrsg.)<br />
... ohne Gesundheit ist alles<br />
nichts!<br />
Beteiligung von Beschäftigten<br />
an der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
224 Seiten, 12,80 Euro, Juni 2009,<br />
ISBN 978-3-89965-335-9,<br />
www.vsa-verlag.de<br />
AutorInnen aus Österreich und<br />
Deutschland berichten über Gesundheitsförderungsprojekte<br />
und<br />
Handlungsmöglichkeiten im Betrieb.<br />
Betriebliche Gesundheitsförderung<br />
kann durch <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>besserung<br />
der Arbeitsorganisation und<br />
der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen, <strong>di</strong>e Förderung<br />
der aktiven Beteiligung der<br />
Beschäftigten sowie <strong>di</strong>e Stärkung<br />
der persönlichen Kompetenzen<br />
erreicht werden (Luxemburger<br />
Deklaration). Unterschiedliche<br />
Ansätze, Projekte und Handlungsmöglichkeiten<br />
zur Beteiligung der<br />
Beschäftigten werden in <strong>di</strong>esem<br />
Band präsentiert und <strong>di</strong>skutiert.<br />
Sie belegen eindeutig, dass Interventionen<br />
zur <strong>Ver</strong>haltens- und <strong>Ver</strong>hältnisprävention<br />
<strong>di</strong>e Leistungsfähigkeit<br />
und das Wohlbefinden<br />
der Beschäftigten verbessern und<br />
gleichzeitig eine erfolgversprechende<br />
Strategie für das Unternehmen<br />
darstellen. ■<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009
Günter Schaub und Ulrich Koch<br />
Arbeitsrecht von A– Z<br />
18., überarbeitete Auflage 2009,<br />
Stand: Dezember 2008, 827 Seiten,<br />
19,90 Euro, ISBN 978-3-406-<br />
56939-5, Beck-Rechtsberater im<br />
dtv<br />
Rund 650 Stichwörter zum aktuellen<br />
Recht. Dargestellt ist das<br />
gesamte Arbeitsrecht von der Begründung<br />
bis zur Been<strong>di</strong>gung des<br />
Arbeitsverhältnisses. Die Neuauflage<br />
umfasst gesetzliche Neuerungen<br />
wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz,<br />
<strong>di</strong>e AGB-Kontrolle<br />
(Inhaltskontrolle bei vorformulierten<br />
Arbeitsverträgen), das<br />
neue Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz,<br />
das Gesetz zur Anpassung<br />
der Regelaltersgrenze an<br />
<strong>di</strong>e demografische Entwicklung<br />
und zur Stärkung der Finanzierungsgrundlagen<br />
der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung, das Gesetz<br />
zur <strong>Ver</strong>besserung der Beschäftigungschancen<br />
älterer Menschen,<br />
das neue Wissenschaftszeitvertragsgesetz.<br />
■<br />
Arbeitsgesetze (ArbG)<br />
74., neu bearbeitete Auflage<br />
2009, Stand: 1. Januar 2009, 833<br />
Seiten, 7,90 Euro, ISBN 978-3-<br />
423-05006-7, Beck-Texte im dtv<br />
Die Textausgabe enthält <strong>di</strong>e<br />
wichtigsten Bestimmungen für <strong>di</strong>e<br />
arbeitsrechtliche Praxis: ArbeitsgerichtsG,<br />
ArbeitsschutzG, ArbeitszeitG,<br />
AufwendungsausgleichsG,<br />
BerufsbildungsG, BetriebsrentenG,<br />
BetriebsverfassungsG, BGB (Auszug),<br />
Bundeselterngeld- und ElternzeitG,<br />
BundesurlaubsG, Allg.<br />
GleichbehandlungsG, Kün<strong>di</strong>gungsschutzG,<br />
MitbestimmungsG, MutterschutzG,SchwarzarbeitsbekämpfungsG,<br />
SGB II-VII, IX, X<br />
(Auszug), Teilzeit- und BefristungsG,WissenschaftszeitvertragsG.<br />
■<br />
Lothar Schröder/Hans-Jürgen<br />
Urban (Hrsg.)<br />
Gute Arbeit 2009<br />
Handlungsfelder für Betriebe,<br />
Politik und Gewerkschaften<br />
373 Seiten, 39,90 Euro, ISBN<br />
978-3-7663-3883-9, Bund-<strong>Ver</strong>lag<br />
Nov. 2008, www.Bund-<strong>Ver</strong>lag.de<br />
Mit <strong>di</strong>eser ersten Ausgabe eines<br />
künftigen Jahrbuchs geben Herausgeber,<br />
Redaktion und <strong>Ver</strong>lag<br />
einen Überblick über <strong>di</strong>e Vielfalt<br />
der Debatte zum Thema »Gute<br />
Arbeit«.<br />
Gute Arbeit sollte Arbeitnehmerrechte<br />
und Teilhabe, faire Löhne,<br />
Qualifikation, soziale Sicherheit,<br />
Gesundheitsschutz und familienfreundliche<br />
Be<strong>di</strong>ngungen bedeuten<br />
– <strong>di</strong>e Realität sieht leider oft<br />
anders aus. Daher ist und bleibt<br />
Gute Arbeit ein Thema, das viele<br />
bewegt.<br />
Gute Arbeit ist mittlerweile nicht<br />
nur Handlungsfeld für Betriebe,<br />
sondern auch für Politik und Gewerkschaften.<br />
Das Buch bietet Lösungsansätze<br />
und macht <strong>di</strong>e Vielfalt unterschiedlicher,<br />
auch kontroverser<br />
Standpunkte deutlich. ■<br />
Hartmut Reiners<br />
Mythen der Gesundheitspolitik<br />
263 Seiten, 19,95 Euro, ISBN<br />
978-3-456-84679-8, März 2009,<br />
www.verlag-hanshuber.com<br />
Behauptungen wie <strong>di</strong>e »Kostenexplosion«<br />
oder der »Reformstau«<br />
im Gesundheitswesen werden<br />
nicht wahrer, wenn sie tausendfach<br />
wiederholt werden. Hinter<br />
<strong>di</strong>esen Parolen verbergen sich handfeste<br />
wirtschaftliche und politische<br />
Interessen. Dieses Buch klärt auf<br />
über <strong>di</strong>e zehn am häufigsten anzutreffenden<br />
Mythen über unser<br />
Gesundheitswesen:<br />
■ <strong>di</strong>e Kostenexplosion<br />
■ <strong>di</strong>e ruinösen Lohnnebenkosten<br />
■ <strong>di</strong>e verhängnisvolle demografische<br />
Entwicklung<br />
■ der teure me<strong>di</strong>zinische Fortschritt<br />
■ <strong>di</strong>e Vollkaskomentalität<br />
der <strong>Ver</strong>sicherten<br />
■ das <strong>Ver</strong>sagen der solidarischen<br />
Finanzierung<br />
■ der Ärztemangel<br />
■ <strong>di</strong>e aufgeblähte Krankenkassenbürokratie<br />
■ das Heil im Wettbewerb<br />
■ <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeit einer endgültigen<br />
großen Gesundheitsreform<br />
Der Autor ist Referatsleiter Grundsatzfragen<br />
der Gesundheitspolitik<br />
im Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />
Gesundheit und Familie des<br />
Landes Brandenburg. ■<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 47<br />
Literatur- und<br />
Internettipps
Internettipps<br />
Literatur- und<br />
Internettipps<br />
www.hundertprozentich.de<br />
ver.<strong>di</strong>-Kampagne zur Leiharbeit<br />
»Ungleich korrigieren« ■<br />
Tagungsdokumentation<br />
»Schuldenbremse ist Zukunftsbremse«<br />
Die Parteien wollen eine<br />
»Schuldenbremse« ins Grundgesetz<br />
einbauen. Hinter dem<br />
Begriff steckt <strong>di</strong>e Idee, dass<br />
ab 2020 nur noch der Bund<br />
Schulden machen darf. Mitte<br />
April beleuchteten Fachleute<br />
im ver.<strong>di</strong>-Haus in Berlin <strong>di</strong>ese<br />
Pläne kritisch:<br />
■ Dr. Ralf Stegner, Fraktionsvorsitzender der SPD im<br />
Landtag Schleswig-Holstein: Gestaltungsspielräume<br />
der Bundesländer nach der »Schuldenbremse«<br />
■ Ernst Wolowicz, Kämmerer der Stadt München:<br />
Was brauchen <strong>di</strong>e Kommunen – eine »Schuldenbremse«?<br />
■ Dr. Dieter Vesper, Ökonom: Schuldenbremsen –<br />
wozu?<br />
■ Gustav A. Horn, Wissenschaftlicher Direktor des<br />
Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung<br />
in der Hans-Böckler-Stiftung: Ist <strong>di</strong>e Schuldenbremse<br />
eine Wachstumsbremse?<br />
■ Prof. Dr. Hans-Peter Schneider, Geschäftsführender<br />
Direktor des Deutschen Instituts für Föderalismusforschung:<br />
Die Haushaltswirtschaft der Länder –<br />
verfassungsrechtliche Grenzen einer »Schuldenbremse«<br />
Die ver.<strong>di</strong>-Broschüre »Schuldenbremse« sowie gehaltene<br />
Vorträge gibt es als PDF zum Download unter<br />
https://sechzehnter-mai.ver<strong>di</strong>.de/schuldenbremse ■<br />
■ 48<br />
www.jenseits-des-helfersyndroms.de<br />
Zur Kenntnis: Wirklich eine abgedrehte<br />
Aktionsform! ■<br />
Tagungsdokumentation<br />
Potsdamer Forum »Mehr Lebensqualität durch<br />
hochwertige Dienstleistungen«<br />
Infos und Downloads zum Potsdamer Forum<br />
(Mai 2009, siehe <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 44, Seite 41) gibt es<br />
unter www.ver<strong>di</strong>.de/potsdamer-forum ■<br />
Tagungsdokumentation<br />
Hauptstadtkongress Me<strong>di</strong>zin und Gesundheit<br />
Pflegekongress, Ärzteforum, Forum Gesundheitspolitik,<br />
Krankenhaus Klinik Rehabilitation.<br />
Infos und Downloads zum Hauptstadtkongress<br />
(Mai 2009) gibt es unter<br />
www.hauptstadtkongress.de/2009 ■<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009