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Infodienst Krankenhäuser - Ver.di

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ISSN 1612-9180<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

<strong>Krankenhäuser</strong><br />

info<strong>di</strong>enst.krankenhaeuser@ver<strong>di</strong>.de<br />

http://gesundheit-soziales.ver<strong>di</strong>.de/branchenpolitik/krankenhaeuser/info<strong>di</strong>enst_krankenhaeuser<br />

Gesundheit, Soziale Dienste<br />

Wohlfahrt und Kirchen<br />

<strong>Ver</strong>einte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Nr. 45 / Juni 2009


Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Vorwort<br />

Impressum ISSN 1612-9180<br />

Der <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> ist eine <strong>Ver</strong>öffentlichung<br />

der <strong>Ver</strong>einten Dienstleistungsgewerkschaft ver.<strong>di</strong>,<br />

ein Kooperationsprojekt aller 11 ver.<strong>di</strong>-Landesbezirke<br />

sowie des ver.<strong>di</strong>-Bundesvorstandes, Fachbereich 3, Ressort 9<br />

V.i.S.d.P. Joachim Lüddecke, ver.<strong>di</strong>-Landesbezirk<br />

Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hannover,<br />

Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 12 400 - 154,<br />

joachim.lueddecke@ver<strong>di</strong>.de<br />

Endredaktion: Joachim Lüddecke, Dominik Schirmer<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />

nicht in jedem Fall <strong>di</strong>e Meinung der Redaktion wieder.<br />

Preis: nach dem Selbstkostendeckungsprinzip,<br />

im ver.<strong>di</strong>-Mitgliedsbeitrag enthalten<br />

Auflage: 18.000<br />

Titelfoto: KaDe Lorch, Hannover<br />

<strong>Ver</strong>teileränderungen: bitte an Rainer Bobsin/freeStyle grafik<br />

Gestaltung: Rainer Bobsin/freeStyle grafik, Windthorststr. 3-4,<br />

30167 Hannover, ver<strong>di</strong>@freestylegrafik.de<br />

Druck: BWH Hannover GmbH<br />

In <strong>di</strong>eser Ausgabe liegen <strong>di</strong>e<br />

Schwerpunkte bei den Themen<br />

Tarifauseinandersetzungen in den<br />

Gesundheitskonzernen, bei der<br />

Diakonie sowie den Konflikten<br />

im Bereich mehrerer Universitätskliniken.<br />

Bei den Helios-Akutkliniken ist<br />

endlich ein Tarifabschluss gelungen.<br />

Bei der Rhön Klinikum AG<br />

hingegen denkt man laut über Anpassungsklauseln<br />

im Kontext mit<br />

der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

nach, während beim Kuratorium<br />

für Dialyse und Nierentransplantation<br />

<strong>Ver</strong>gütungserhöhungen von<br />

den Beschäftigten selbst bezahlt<br />

werden sollen.<br />

Ein weiterer Focus ist gerichtet<br />

auf <strong>di</strong>e Diakonie, <strong>di</strong>e mit einer<br />

Streik- und Aktionswoche Anfang<br />

Mai gezeigt bekommen hat,<br />

dass <strong>di</strong>e Diakonie der EKD keine<br />

gewerkschaftsfreie Zone ist und<br />

<strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen<br />

ihre Grundrechte in Anspruch<br />

nehmen.<br />

■ 2<br />

Wir berichten über Entwicklungen<br />

in acht Universitätskliniken,<br />

wobei <strong>di</strong>e Hauptauseinandersetzung<br />

um untertarifliche Standards<br />

und Dumpinglöhne, insbesondere<br />

in den (ausgegliederten) Servicebereichen,<br />

geführt wird. Ein<br />

großer Erfolg beim Universitätsklinikum<br />

Aachen: Die geplante Privatisierung<br />

der Mikrobiologie und<br />

des Zentrallabors ist vom Tisch!<br />

Zum Schluss noch ein paar Impressionen<br />

von der beeindruckenden<br />

Demonstration am 16. Mai<br />

2009 in Berlin mit 100.000 Menschen.<br />

Mit <strong>di</strong>esen Eindrücken wollen<br />

wir euch in <strong>di</strong>e Sommerzeit<br />

schicken. ■<br />

Mit besten Grüßen<br />

Joachim Lüddecke und<br />

Dominik Schirmer<br />

RENATE STIEBITZ, POTSDAM (3)<br />

<strong>Ver</strong>teileränderungen<br />

Eine dringende Bitte unserer<br />

Druckerei, da sie nicht zustän<strong>di</strong>g ist:<br />

Bei <strong>Ver</strong>teileränderungen, sei es<br />

Anschriften, Liefermengen oder was<br />

auch immer, bitte Rainer Bobsin /<br />

freeStyle grafik informieren!<br />

ver<strong>di</strong>@freestylegrafik.de<br />

Eigentlich wollen wir <strong>di</strong>e hier in Hannover<br />

aber auch nicht haben, meint der Säzzer ;-)<br />

Redaktionsschluss ist<br />

immer freitags 12 Uhr<br />

Nr. erscheint Red.schluss<br />

46 Oktober 2009 18. September<br />

47 Dezember 2009 6. November<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

VER.DI REGION SÜD-OST-NIEDERSACHSEN


W-2256-03-0305<br />

Ich möchte Mitglied werden ab:<br />

Monat/Jahr<br />

Persönliche Daten:<br />

Name<br />

Vorname/Titel<br />

Straße/Hausnr.<br />

PLZ Wohnort<br />

Geburtsdatum<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

In <strong>di</strong>esem Heft<br />

Gesundheitspolitik<br />

Mehr Pflegestellen durchgesetzt<br />

– aber wie verteilen? ___________________4<br />

ver.<strong>di</strong>-Handlungshilfe<br />

»Pflegeförderprogramm« _______________5<br />

EU-Kommission: Grünbuch »Arbeitskräfte<br />

im Gesundheitswesen in Europa«__6<br />

Tarifpolitik<br />

Helios-Akutkliniken: Tarifabschluss_______8<br />

»Gewerkschaftsfresser« Helios in Plauen __9<br />

Azubi-Tarifverträge unter Dach und Fach:<br />

Paracelsus + Damp Hol<strong>di</strong>ng ____________10<br />

Erstmals tarifiert: PPiA-<strong>Ver</strong>gütung ______11<br />

Rhön AG fordert Absenkungsklauseln___11<br />

Sana Lichtenberg: Kün<strong>di</strong>gung des<br />

Anwendungstarifvertrages _____________12<br />

KfH und GML: Beschäftigte sollen<br />

<strong>Ver</strong>gütungserhöhung selbst bezahlen! __13<br />

AHG: Tarifrunde 2009 _________________14<br />

Asklepios: Wortbruch der Arbeitgeber __15<br />

Diakonie: Streik- und Aktionswoche ___16<br />

Hessen-Nassau: »Nachschlag<br />

geht immer!« ______________________18<br />

Niedersachsen: Tarifeinigung<br />

in letzter Sekunde__________________20<br />

Staatsangehörigkeit<br />

Geschlecht weiblich männlich<br />

Beschäftigungsdaten<br />

Arbeiter/in Angestellte/r<br />

Beamter/in DO-Angestellte/r<br />

Selbststän<strong>di</strong>ge/r freie/r Mitarbeiter/in<br />

Vollzeit<br />

Teilzeit Anzahl Wochenstd.<br />

Erwerbslos<br />

Wehr-/Zivil<strong>di</strong>enst bis<br />

Azubi-Volontär/in-<br />

Referendar/in bis<br />

Schüler/in-Student/in bis<br />

(ohne Arbeitseinkommen)<br />

Praktikant/in bis<br />

Altersteilzeit bis<br />

Sonstiges<br />

Bin/war beschäftigt bei (Betrieb/Dienststelle/Firma/Filiale)<br />

Straße/Hausnummer im Betrieb<br />

PLZ Ort<br />

Personalnummer im Betrieb<br />

Branche<br />

Berufspolitik<br />

Kranken- und AltenpflegerInnen beklagen<br />

schlechte Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen _________21<br />

Der ganz normale Wahnsinn ___________22<br />

Internationales<br />

Änderung der EU-Arbeitszeitrichtlinie<br />

ist gescheitert_________________________24<br />

EU-Parlament: Tödliche Zwischenfälle<br />

in <strong>Krankenhäuser</strong>n verringern__________24<br />

Deutschland<br />

Personalvertretung: Vom Co-Management<br />

zur Opposition? _________________25<br />

BAG: Boni für Gewerkschaftsmitglieder<br />

zulässig_______________________________26<br />

Aus den Landesbezirken<br />

DRK-Trägergesellschaft Süd-West:<br />

Erfolgreicher Tarifabschluss ____________28<br />

Hessen: Neuer Anlauf für kommunalen<br />

Klinikverbund im Rhein-Main-Gebiet ___29<br />

Vor Ort<br />

LeserInnenbriefe bitte an: Joachim Lüddecke, ver.<strong>di</strong>-Landesbezirk<br />

Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hannover<br />

Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 0511 / 12 400 - 154<br />

info<strong>di</strong>enst.krankenhaeuser@ver<strong>di</strong>.de<br />

<strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Asklepios Hamburg: Rahmenbetriebsvereinbarung<br />

SP-EXPERT________________30<br />

Lippische Nervenklinik Dr. Spernau,<br />

Bad Salzuflen (NRW): Streik_____________31<br />

ausgeübte Tätigkeit<br />

ich bin Meister/in-Techniker/in-Ingenieur/in<br />

Ich war Mitglied der Gewerkschaft:<br />

von: bis:<br />

Monat/Jahr Monat/Jahr<br />

Einzugsermächtigung:<br />

Ich bevollmächtige <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>, den satzungsgemäßen<br />

Beitrag bis auf Widerruf im Lastschrifteinzugsverfahren<br />

zur Monatsmitte zum Monatsende<br />

monatlich halbjährlich<br />

vierteljährlich jährlich<br />

oder im Lohn-/Gehaltsabzugsverfahren*<br />

monatlich bei meinem Arbeitgeber<br />

einzuziehen. *(nur möglich in ausgewählten Unternehmen)<br />

Name des Gel<strong>di</strong>nstituts/Filiale (Ort)<br />

Bankleitzahl Kontonummer<br />

Name Kontoinhaber/in (Bitte in Druckbuchstaben)<br />

Datum/Unterschrift Kontoinhaber/in<br />

Tarifvertrag<br />

Tarifl. Lohn- oder Gehaltsgruppe<br />

bzw. Besoldungsgruppe<br />

Tätigkeits-/Berufsjahr, Lebensalterstufe<br />

regelmäßiger monatlicher Bruttover<strong>di</strong>enst<br />

Euro<br />

Uniklinikum Aachen: Privatisierung<br />

Mikrobiologie + Zentrallabor vom Tisch __32<br />

Me<strong>di</strong>zinische Hochschule Hannover: Dienstvereinbarung<br />

sichert Beschäftigung_____34<br />

Uniklinikum Göttingen: Situation<br />

im Mai 2009 __________________________35<br />

Rhön-Uniklinik Gießen-Marburg:<br />

Tarifabschluss nach Warnstreik _________36<br />

Asklepios Schwalm-Eder (Hessen):<br />

Lohndumping + Arbeitsplatzvernichtung _37<br />

Public-Private-Partnership<br />

an der Charité teuer ___________________38<br />

Uniklinik Leipzig: Tarifabschluss ________39<br />

Servicegesellschaft der Heidelberger<br />

Uniklinik: Streik________________________40<br />

Weg frei zum größten universitären<br />

Herzzentrum Deutschlands _____________42<br />

Wir in ver.<strong>di</strong><br />

Landesbezirke FB 3____________________43<br />

Bundesverwaltung Ressort 9 / FB 3 ____44<br />

Bildungsangebote,<br />

Seminare, Tagungen __________45<br />

Literatur- und<br />

Internettipps____________________46<br />

Bei Anfragen per E-Mail bitte Absender nicht vergessen, damit<br />

wir gleich <strong>di</strong>e zustän<strong>di</strong>gen Ansprechpersonen bei ver.<strong>di</strong> vermitteln können.<br />

Das Redaktionsteam behält sich vor, Zuschriften gekürzt zu veröffentlichen.<br />

Monatsbeitrag: Euro<br />

Der Mitgliedsbeitrag beträgt nach § 14 der ver.<strong>di</strong>-<br />

Satzung pro Monat 1% des regelmäßigen monatlichen<br />

Bruttover<strong>di</strong>enstes. Für Rentner/innen, Pensionär/innen,<br />

Vorruheständler/innen, Krankengeldbezieher/innen<br />

und Erwerbslose beträgt der Monatsbeitrag<br />

0,5% des regelmäßigen Bruttoeinkommens. Der<br />

Mindestbeitrag beträgt € 2,50 monatlich. Für Hausfrauen/Hausmänner,<br />

Schüler/innen, Stu<strong>di</strong>erende, Wehr-,<br />

Zivil<strong>di</strong>enstleistende, Erziehungsgeldempfänger/innen<br />

und Sozialhilfeempfänger/innen beträgt der Beitrag<br />

€ 2,50 monatlich. Jedem Mitglied steht es frei, höhere<br />

Beiträge zu zahlen.<br />

Datenschutz<br />

Ich erkläre mich gemäß § 4a Abs. 1 und 3 BDSG einverstanden,<br />

dass meine mein Beschäftigungs- und<br />

Mitgliedschaftsverhältnis betreffenden Daten, deren<br />

Änderungen und Ergänzungen, im Rahmen der<br />

Zweckbestimmung meiner Gewerkschaftsmitgliedschaft<br />

und der Wahrnehmung gewerkschaftspolitischer<br />

Aufgaben elektronisch verarbeitet und<br />

genutzt werden.<br />

Ergänzend gelten <strong>di</strong>e Regelungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

in der jeweiligen Fassung.<br />

Datum/Unterschrift<br />

Werber/in:<br />

Name<br />

Vorname<br />

Telefon<br />

Mitgliedsnummer<br />

In eigener Sache<br />

Beitrittserklärung www.mitgliedwerden.ver<strong>di</strong>.de<br />

KID 45


Gesundheitspolitik<br />

Mehr Pflegestellen durchgesetzt<br />

– aber wie verteilen?<br />

Wenn in den letzten 10 Jahren<br />

bundesweit 50.000 Stellen in der<br />

Pflege abgebaut wurden und jetzt<br />

aufgrund unseres Kampfes für<br />

eine <strong>Ver</strong>besserung der Finanzierung<br />

der <strong>Krankenhäuser</strong> ca.<br />

17.000 neue Pflegestellen durch<br />

<strong>di</strong>e Krankenkassen finanziert werden,<br />

dann ist das nicht Nichts,<br />

aber es bedeutet natürlich trotzdem,<br />

dass nach wie vor ein Mangel<br />

besteht und dass <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>teilung<br />

<strong>di</strong>eser 17.000 Stellen eine<br />

<strong>Ver</strong>teilung des Mangels ist.<br />

Genau so verhält es sich in unserem<br />

Klinikum. Hier wurden seit<br />

2002 ca. 180 Pflegestellen abgebaut,<br />

jetzt werden – verteilt über<br />

3 Jahre – ca. 80 Stellen hinzukommen.<br />

Es stellt sich also <strong>di</strong>e Frage, wie<br />

man <strong>di</strong>ese zusätzlichen Stellen verteilen<br />

soll, um möglichst für viele<br />

Beschäftigte wenigstens eine gewisse<br />

Erleichterung zu schaffen.<br />

Dies ist nicht einfach.<br />

Ein paar Vorschläge scheiden<br />

jedoch aus unserer Sicht von<br />

vornherein aus:<br />

■ Die Stellen dürfen nicht in den<br />

Bereichen geschaffen werden, in<br />

denen weitere Leistungssteigerungen<br />

geplant sind. Dies lehnen wir<br />

ab, nicht weil wir gegen weitere<br />

Stellen in <strong>di</strong>esen Bereichen sind,<br />

sondern weil wir der Meinung<br />

sind, dass <strong>di</strong>ese Stellen nicht aus<br />

dem Topf des neuen Krankenhausfinanzierungsreformgesetzes<br />

geschaffen werden dürfen. Das<br />

Gesetz sieht <strong>di</strong>e Stellen für eine<br />

Erleichterung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

in der Pflege vor. Die<br />

Finanzierung zusätzlicher Leistungssteigerungen<br />

stellt aber<br />

keine Erleichterung dar, sondern<br />

würde nur <strong>di</strong>e Arbeitsbelastung<br />

auf dem jetzigen Stand einfrieren.<br />

Deshalb sind wir der Meinung,<br />

■ 4<br />

dass <strong>di</strong>e Geschäftsleitung in den<br />

Bereichen, in denen Leistungssteigerungen<br />

geplant sind, zusätzliche<br />

Stellen mit anderen Mitteln schaffen<br />

muss. Schließlich führen sie ja<br />

auch zu Mehreinnahmen.<br />

■ Die Stellen sind nicht für Funktionsbereiche<br />

vorgesehen, denn<br />

wenn <strong>di</strong>ese Stellen in <strong>di</strong>e Funktionsbereiche<br />

wandern und dort<br />

ebenfalls wieder dazu benutzt<br />

würden, um noch mehr Patienten<br />

noch schneller durchzuschleusen,<br />

würde das <strong>di</strong>e Stationen noch<br />

mehr belasten. Auch hier gilt also:<br />

Geplante Leistungssteigerungen in<br />

Funktionsbereichen müssen natürlich<br />

zu Stellenschaffungen führen.<br />

Auch sie müssen aber gesondert<br />

finanziert werden.<br />

■ Die Gelder sind auch nicht<br />

dafür da, weitere administrative<br />

Stellen in der Pflege, sei <strong>di</strong>es in<br />

Bereichen der Pflege<strong>di</strong>enstleitungen,<br />

in Stabstellenbereichen oder<br />

im Bereich der Dokumentation/<br />

<strong>Ver</strong>schlüsselung zu schaffen. Auch<br />

das hätte mit einer Erleichterung<br />

der Aufgaben der Pflege nichts zu<br />

tun, außer es würden tatsächlich<br />

Tätigkeiten von der Pflege weggenommen<br />

werden.<br />

■ Genau so wenig hilfreich wäre<br />

<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>wendung der Gelder für<br />

Pflegehilfsstellen. Sie würden den<br />

Arbeitsdruck vielleicht etwas mindern,<br />

wären aber insgesamt teuer<br />

erkauft, weil so <strong>di</strong>e Zerlegung des<br />

Pflegeberufs in Einzeltätigkeiten<br />

noch weiter fortschreiten würde.<br />

Nachdem klar ist, wie man <strong>di</strong>e<br />

Stellen nicht verteilen sollte,<br />

bleibt aber <strong>di</strong>e Frage, wie der<br />

beste Nutzen zu erzielen ist<br />

■ Man könnte <strong>di</strong>e Stellen natürlich<br />

gleichmäßig über alle Stationen<br />

verteilen, dann hätte jeder<br />

etwas davon. Dieses Etwas wäre<br />

aber extrem wenig und es steht zu<br />

befürchten, dass es sich nicht<br />

wirklich in Richtung Arbeitserleichterung<br />

auswirken würde.<br />

■ Man könnte <strong>di</strong>e Stellen<br />

schwerpunktmäßig auch in <strong>di</strong>e<br />

Stationen verteilen, <strong>di</strong>e am meisten<br />

belastet sind und <strong>di</strong>es auch<br />

über Überlastungsanzeigen kundgetan<br />

haben. Das wäre für <strong>di</strong>ese<br />

Bereiche sicherlich sinnvoll und<br />

würde einen effektiven Nutzen<br />

bringen. Andererseits würden <strong>di</strong>e<br />

vielen anderen Bereiche, <strong>di</strong>e auch<br />

überlastet sind (nur vielleicht nicht<br />

ganz so extrem) völlig leer ausgehen.<br />

■ Eine weitere Möglichkeit wäre,<br />

<strong>di</strong>e Stellen in Projekte zu stecken,<br />

<strong>di</strong>e sich auf viele Bereiche auswirken,<br />

ohne dass <strong>di</strong>e Stellen konkret<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

EVELIX / PIXELIO.DE


RENATE STIEBITZ, POTSDAM (4)<br />

einzelnen Bereichen zugeordnet<br />

werden. So wäre es z.B. möglich,<br />

alle Stellen, <strong>di</strong>e durch Mutterschutz<br />

frei werden, ab dem ersten<br />

Mutterschutztag zu besetzen. Dies<br />

würde eine konkrete Entlastung<br />

für <strong>di</strong>e jeweils betroffenen Bereiche<br />

bedeuten.<br />

■ Ebenfalls möglich wäre es, das<br />

Geld für Notfallspringer<strong>di</strong>enste<br />

oder Ruf<strong>di</strong>enste zu verwenden, um<br />

im konkreten Einzelfall Arbeitsspitzen<br />

abzufangen.<br />

■ Denkbar wäre es auch, <strong>di</strong>e<br />

Stellen in Spezialfunktionen einzusetzen<br />

(z.B. Stomatherapeut, Pain-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Nurse usw.), in der Hoffnung, dass<br />

<strong>di</strong>ese Funktionen zu einer Entlastung<br />

für viele Bereiche führen.<br />

Das Problem hierbei ist nur, dass<br />

<strong>di</strong>e allgemeinen Erfahrungen auf<br />

den Stationen eher <strong>di</strong>e sind, dass<br />

<strong>di</strong>es nicht zu einer Entlastung sondern<br />

zu einer <strong>Ver</strong>komplizierung<br />

führt und im Zweifelsfall <strong>di</strong>e jeweils<br />

zustän<strong>di</strong>ge Fachkraft gerade<br />

nicht anwesend ist oder sein kann<br />

und man deswegen <strong>di</strong>e Arbeit<br />

dann doch wieder selbst machen<br />

muss.<br />

■ Eine weitere Möglichkeit wäre<br />

es, Interme<strong>di</strong>ate-Care-Stationen<br />

mit einer verbesserten Personalbesetzung<br />

einzurichten, <strong>di</strong>e dann<br />

<strong>di</strong>e Aufgabe hätten, zu verhindern,<br />

dass schwere Fälle zu früh<br />

von Intensiv- auf Normalstation<br />

(und ggf. wieder zurück) verlegt<br />

werden müssen. Auch das würde<br />

zu einer Entlastung auf den Normalstationen<br />

führen.<br />

Man sieht, es gibt keine<br />

einfache Lösung<br />

<strong>Ver</strong>mutlich wäre ein Mix aus<br />

spezieller Hilfe für einzelne stark<br />

überlastete Bereiche und Maßnahmen,<br />

<strong>di</strong>e für möglichst viele<br />

eine <strong>Ver</strong>besserung bedeuten, am<br />

sinnvollsten. Hinzu kommt, dass<br />

<strong>di</strong>e Geschäftsleitung in den <strong>Ver</strong>handlungen<br />

mit dem Personalrat<br />

vermutlich durchsetzen will, dass<br />

Leistungssteigerungen finanziert<br />

werden. ■<br />

Christina Ernst, ver.<strong>di</strong> Stuttgart,<br />

in: Krankenhausinfo der ver.<strong>di</strong>-<br />

Betriebsgruppe am Klinikum Stuttgart,<br />

Nr. 2, April 2009, Seite 3<br />

http://gesundheit-soziales.ver<strong>di</strong>.de/branchenpolitik/krankenhaeuser/pflegefoerderprogramm<br />

Download der ver.<strong>di</strong>-Handlungshilfe »Pflegeförderprogramm«<br />

Mit dem Krankenhausfinanzierungsreformgesetz vom Februar 2009<br />

wird <strong>di</strong>e Einstellung von zusätzlichem Pflegepersonal drei Jahre finanziell<br />

unterstützt.<br />

ver.<strong>di</strong> will erreichen, dass <strong>di</strong>e Fördermittel maximal ausgeschöpft werden,<br />

denn <strong>di</strong>e Pflegenden brauchen dringend Entlastung. Sie haben Entlastung<br />

ver<strong>di</strong>ent.<br />

Wir haben dazu eine Handlungshilfe für Betriebsräte/Personalräte/Mitarbeitervertretungen<br />

erstellt. Sie wird immer dann aktualisiert, wenn wir<br />

aufgrund von Hinweisen und Rückmeldungen aus der Praxis dazu Bedarf<br />

sehen. ■<br />

■ 5<br />

Gesundheitspolitik


Gesundheitspolitik<br />

EU-Kommission: Grünbuch »Arbeitskräfte<br />

im Gesundheitswesen in Europa«<br />

Grünbuch lässt<br />

viele Fragen offen<br />

Das Grünbuch »Arbeitskräfte<br />

im Gesundheitswesen in Europa«<br />

der EU-Kommission ist nach ver.<strong>di</strong>-<br />

Ansicht unausgegoren. Zwar begrüßt<br />

ver.<strong>di</strong>, dass sich <strong>di</strong>e Kommission<br />

überhaupt mit dem Thema<br />

befasst. Die Schlüsse aber, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e<br />

EU zieht, werden dem Problem<br />

nicht gerecht. ver.<strong>di</strong> dringt darauf,<br />

das Grünbuch gründlich zu überarbeiten.<br />

Wie auch <strong>di</strong>e Gewerkschaften<br />

und <strong>di</strong>e Wissenschaft sieht <strong>di</strong>e EU<br />

<strong>di</strong>e Gefahr, dass im Gesundheitswesen<br />

in Europa in absehbarer<br />

Zeit Fachkräfte händeringend gesucht<br />

werden.<br />

Der Grund dafür liegt auf der<br />

Hand: Der demografische Wandel<br />

hat zur Folge, dass <strong>di</strong>e Zahl der<br />

alten und sehr alten Menschen<br />

steigt, während <strong>di</strong>e Zahl der Menschen<br />

im erwerbsfähigen Alter<br />

eher sinkt. Gleichzeitig werden<br />

neue Me<strong>di</strong>zintechnologien eingeführt,<br />

neue Methoden der<br />

Diagnose und Behandlung. Ferner<br />

müsse damit gerechnet werden,<br />

http://europa.eu/documents/comm/green_papers/index_de.htm<br />

■ 6<br />

dass neue Gesundheitsgefahren<br />

auftreten – wie me<strong>di</strong>kamentenresistente<br />

Viren oder Bakterien.<br />

Um <strong>di</strong>ese Aufgaben bewältigen<br />

zu können, seien »effiziente und<br />

effektive Arbeitskräfte« in ausreichender<br />

Zahl und von höchster<br />

Qualität notwen<strong>di</strong>g, so <strong>di</strong>e EU-<br />

Kommission im Grünbuch.<br />

Das Gesundheitswesen<br />

im Binnenmarkt<br />

Damit es im Gesundheitswesen<br />

auch in Zukunft noch genügend<br />

Fachkräfte gibt, setzt <strong>di</strong>e EU auf<br />

den Binnenmarkt und auf <strong>di</strong>e Freizügigkeit<br />

– sowohl bei den Beschäftigten<br />

als auch bei der Gesundheits<strong>di</strong>enstleistung<br />

selbst.<br />

Vor <strong>di</strong>esem Hintergrund schlägt<br />

sie eine Reihe von Maßnahmen<br />

vor. Zuerst Aus-, Weiter- und Fortbildung.<br />

Sie setzt darauf, dass Arbeitskräfte<br />

sehr mobil sind – auch<br />

über <strong>di</strong>e nationalen Grenzen hinweg.<br />

Das will sie organisieren. Sie<br />

will ferner den Umgang mit neuen<br />

Technologien und Behandlungsmethoden<br />

fördern als auch <strong>di</strong>e<br />

»Selbststän<strong>di</strong>gkeit« der Anbieter<br />

von Gesundheits<strong>di</strong>enstleistungen<br />

ausbauen.<br />

Dabei ist eines klar: Die Kommission<br />

betrachtet das Gesundheitswesen<br />

als einen der dynamischsten<br />

Wirtschaftsbereiche der EU.<br />

Sie sieht das Gesundheitswesen<br />

vorrangig als einen Markt, der das<br />

Potenzial hat, Innovationsmotor zu<br />

sein. Diese Sicht der Dinge spiegelt<br />

sich auch in dem Blick, den<br />

<strong>di</strong>e EU-Kommission auf das Fachkräftepotential<br />

im Gesundheitswesen<br />

richtet. Sie will Arbeitskräfte<br />

»effizient und effektiv«.<br />

Und <strong>di</strong>ese sollen durch Qualifizierung<br />

und einen Mentalitätswandel<br />

http://gesundheitspolitik.ver<strong>di</strong>.de/internationales/europa/gruenbuch_arbeitskraefte_des_gesundheitswesens_in_europa<br />

auf <strong>di</strong>e neuen Herausforderungen<br />

eines freizügigen »europäischen<br />

Gesundheitsmarktes« vorbereitet<br />

werden.<br />

ver.<strong>di</strong> kritisiert: Dieser Blickwinkel<br />

ist viel zu eingeschränkt. Das<br />

Gesundheitswesen ist eben nicht<br />

ausschließlich Markt. Gesundheits<strong>di</strong>enstleistungen<br />

sind eben nicht in<br />

erster Linie als Güter und Patienten<br />

und Patientinnen nicht als<br />

Kunden zu sehen. Gesundheits-,<br />

Pflege- und auch soziale Dienste<br />

haben eine existenzielle Bedeutung<br />

für <strong>di</strong>e Nutzer und Nutzerinnen<br />

und deren besondere Schutzbedürfnisse.<br />

Die Weiterentwicklung der<br />

»Gesundheitswirtschaft« darf <strong>di</strong>e<br />

sozialpolitischen Ziele wie Qualität<br />

und Gerechtigkeit in der <strong>Ver</strong>sorgung,<br />

gute Zugangschancen für<br />

sozial Schwache oder den Solidaritätsgedanken<br />

nicht aus den Augen<br />

verlieren. Das gleiche trifft auf <strong>di</strong>e<br />

Arbeitskräfte zu: Wer <strong>di</strong>e Förderung<br />

des Nachwuchses und <strong>di</strong>e<br />

Weiterbildung der Beschäftigten<br />

allein aus wirtschaftspolitischen<br />

Gesichtspunkten sieht, wird<br />

Schiffbruch erleiden.<br />

Dreh- und Angelpunkt<br />

»Demografie«<br />

Das Grünbuch arbeitet mehr mit<br />

Unterstellungen und weniger mit<br />

Analyse. Ein herausstechendes<br />

Beispiel dafür ist <strong>di</strong>e Frage: Warum<br />

sind <strong>di</strong>e Belegschaften in den<br />

Einrichtungen des Gesundheitswesens<br />

und der Pflege so alt? Kein<br />

Zweifel, gesellschaftlich ist der<br />

demografische Wandel in vollem<br />

Gange. Doch <strong>di</strong>e Kommission<br />

unterstellt, dass eine Bevölkerung,<br />

<strong>di</strong>e altert, auch zwangsläufig zu<br />

alternden Belegschaften führen<br />

muss. Doch da irrt <strong>di</strong>e Kommission.<br />

Zwar weisen in Deutschland<br />

<strong>di</strong>e Belegschaften heute schon ein<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


Von Weiß- und Grünbüchern<br />

Die von der EU-Kommission herausgegebenen Grün- und Weißbücher<br />

sind nicht als Rechtsakte, sondern als Diskussionsgrundlage zu verstehen.<br />

Ein Grünbuch spiegelt <strong>di</strong>e Grundpositionen der Kommission und ihre<br />

Sicht der Dinge. Dazu nehmen <strong>di</strong>e Sozialpartner und andere Interessengruppen<br />

Stellung. Diese Positionen werden dann zusammengefasst und<br />

in einem Weißbuch vorgestellt. Auf <strong>di</strong>eser Grundlage kann ein Aktionsprogramm<br />

oder eine Richtlinie der EU für den betreffenden Bereich entstehen.<br />

Diese bilden dann <strong>di</strong>e Grundlage für gemeinsame Aktivitäten und<br />

Maßnahmen der Mitgliedsstaaten. ■<br />

relativ hohes Durchschnittsalter<br />

aus: In den <strong>Krankenhäuser</strong>n liegt<br />

es bei 41 Jahren, in der Altenpflege<br />

bei 45 Jahren. Der Grund<br />

dafür aber ist in der unzureichenden<br />

Personal- und Organisationsentwicklung,<br />

der Reduzierung von<br />

Ausbildung sowie in den schlechten<br />

Arbeits- und Entlohnungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

der letzten Jahre zu<br />

suchen. Das heißt: Es ist inzwischen<br />

schlicht für junge Leute<br />

nicht mehr attraktiv, Pflegeberufe<br />

zu ergreifen.<br />

Deshalb sind gesundheitsfördernde<br />

Maßnahmen für ältere<br />

Beschäftigte oder eine Imagekampagne<br />

für Pflegeberufe nicht<br />

falsch, aber ver.<strong>di</strong> fordert als<br />

problemadäquate Antwort einen<br />

Para<strong>di</strong>gmenwechsel in der Personalpolitik.<br />

Dabei geht es darum,<br />

<strong>di</strong>e Ausbildungs-, Qualifizierungsund<br />

Einstellungspolitik in den<br />

Einrichtungen des Gesundheitswesens<br />

zu verändern. Die Arbeitsund<br />

Entlohnungsbe<strong>di</strong>ngungen sind<br />

so zu gestalten, dass eine dauerhafte<br />

Erwerbstätigkeit im Gesundheitswesen<br />

befördert wird. Das<br />

gilt für <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong> und gilt<br />

ebenso für <strong>di</strong>e Pflege.<br />

Was heißt das konkret?<br />

So ist z.B. <strong>di</strong>e häusliche Pflege<br />

unter <strong>di</strong>e Lupe zu nehmen. Denn<br />

vielerorts ist ihre Situation mangelhaft.<br />

Zu fragen ist, wie chronisch<br />

Kranke und pflegebedürftige<br />

Menschen in ihren eigenen vier<br />

Wänden gepflegt und betreut<br />

werden. Welche und wie viel<br />

Pflege ist nötig – sowohl körperlich<br />

als auch me<strong>di</strong>zinisch und sozial?<br />

Was können und wollen Angehörige<br />

übernehmen? Was muss<br />

von professionell Pflegenden geleistet<br />

werden? Notwen<strong>di</strong>g ist<br />

dabei auch, dass der Pflegebegriff<br />

neu definiert wird. Mit welchen<br />

Arbeitsbelastungen ist <strong>di</strong>e Pflege<br />

in der privaten Häuslichkeit konfrontiert?<br />

Und was ist uns eine<br />

Pflege wert, <strong>di</strong>e mehr ist als waschen,<br />

Essen geben und me<strong>di</strong>zinisch<br />

betreuen.<br />

Diese Fragen zu beantworten<br />

heißt <strong>Ver</strong>änderung in den Arbeitsund<br />

Entlohnungsbe<strong>di</strong>ngungen der<br />

Beschäftigten! Und: Die Kommunen<br />

müssen bei der Pflege eine<br />

größere <strong>Ver</strong>antwortung übernehmen<br />

als bisher. Die Städte und Gemeinden<br />

müssen den Pflegemarkt<br />

steuern. Denn <strong>di</strong>eser Markt ist<br />

weitgehend privatisiert. Wer, wenn<br />

nicht <strong>di</strong>e Kommunen, könnte<br />

dafür sorgen, dass <strong>di</strong>e Qualität<br />

stimmt, dass es nicht zu viele und<br />

nicht zu wenige Angebote gibt? ■<br />

Dr. Margret Steffen, ver.<strong>di</strong>-<br />

Bundesverwaltung<br />

ver.<strong>di</strong> fordert insgesamt zur Überarbeitung des Grünbuches:<br />

■ Gesundheits<strong>di</strong>enstleistungen sind Dienstleistungen im allgemeinen<br />

Interesse und als solche der öffentlichen Daseinsversorgung zu behandeln.<br />

■ Bei der Weiterentwicklung sind sozialpolitische Ziele wie Qualität<br />

und Gerechtigkeit in der <strong>Ver</strong>sorgung, gute Zugangschancen für sozial<br />

Schwache oder der Solidaritätsgedanke in den Vordergrund zu stellen.<br />

■ Im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung sind <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>säumnisse<br />

in der Entwicklung der Ausbildung zu beheben und in neue Aus- und<br />

Weiterbildungskonzepte zu gießen.<br />

■ Die Behandlung der Mobilität und der Migration von Arbeitskräften<br />

darf nicht auf <strong>di</strong>e zirkuläre Migration ausgerichtet sein.<br />

■ Bei der Entwicklung des Arbeitskräftepotenzials der »Selbststän<strong>di</strong>gen«<br />

darf <strong>di</strong>e Förderung der Niederlassungsfreiheit oder der Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

nicht zu »illegaler« Pflege führen.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 7<br />

<strong>Ver</strong>einte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Gesundheitspolitik


Tarifpolitik<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

44, S. 13<br />

und 43, S. 28<br />

Helios-Akutkliniken: Abkopplung verhindert!<br />

ver.<strong>di</strong> setzt kräftige<br />

Einkommenserhöhung durch<br />

In der Tarifverhandlung am<br />

7./8. Mai 2009 in Berlin konnte<br />

ein Tarifabschluss erreicht werden.<br />

Für <strong>di</strong>e Beschäftigten in den<br />

Kliniken, <strong>di</strong>e nicht den TVöD<br />

anwenden:<br />

Unser Erfolg: Eine kräftige<br />

Einkommenserhöhung<br />

Ab 1. März 2009: 50 Euro Sockelbetrag<br />

plus 3% – also insgesamt<br />

eine Erhöhung von 5,38%<br />

(KR Va Stufe 1) oder 5,47% (BAT<br />

VI b Stufe 5). Zusätzlich werden<br />

mit Inkrafttreten des Tarifvertrages<br />

225 Euro Einmalzahlung fällig.<br />

Ab 1. März 2010 steigen <strong>di</strong>e<br />

<strong>Ver</strong>gütungen um weitere 2,4%.<br />

Rechnet man <strong>di</strong>e Erhöhungen<br />

zusammen, ergibt sich für 2009<br />

und 2010 in der Krankenpflege<br />

(KR V Stufe 2) ein Plus von 7,89%,<br />

bei einer Angestellten (BAT V c<br />

Stufe 2) von 8,05% auf den Tabellenwert<br />

plus jeweils den 225 Euro.<br />

Unser Erfolg: Eine soziale<br />

Komponente<br />

Das ist uns mit dem Sockelbetrag<br />

gelungen. Damit steigen <strong>di</strong>e<br />

unteren Entgeltgruppen stärker an<br />

– weil <strong>di</strong>e Preise für Miete, Essen<br />

und Benzin für alle gleich sind.<br />

■ 8<br />

Unser Erfolg: Ost-West-<br />

Angleichung<br />

Bis zum 1. Januar 2010 ist in<br />

allen Kliniken <strong>di</strong>e Ost-West-Angleichung<br />

vollzogen. Egal, ob jetzt<br />

97% oder in einzelnen Berufsgruppen<br />

nur 85% gezahlt werden:<br />

stufenweise in 2009 angehoben<br />

werden dann in Ost und West alle<br />

gleich bezahlt: 100%.<br />

Ab Januar 2010 hört also <strong>di</strong>e<br />

Zusatzbemerkung »Ost« oder<br />

»West« endlich auf! Es gibt nur<br />

noch eine Bezeichnung: »Krankenschwester<br />

oder Angestellter bei<br />

Helios«.<br />

Unser Erfolg: Ordentliches<br />

Plus für <strong>di</strong>e Azubis und<br />

Schaffung einer einheitlichen<br />

Helios-Tabelle<br />

Rückwirkend zum 1. Januar<br />

2009 werden <strong>di</strong>e Ausbildungsvergütungen<br />

monatlich um 80 Euro<br />

erhöht. Erstmals wurde nun gleichzeitig<br />

eine Tabelle der Helios-Ausbildungsvergütungen<br />

geschaffen.<br />

Pflege BBiG<br />

1. Jahr 770 Euro 650 Euro<br />

2. Jahr 830 Euro 710 Euro<br />

3. Jahr 1.150 Euro 850 Euro<br />

Für <strong>di</strong>e Azubis, <strong>di</strong>e noch weit<br />

unterhalb <strong>di</strong>eser Tabellenwerte liegen<br />

und <strong>di</strong>e mit 80 Euro <strong>di</strong>esen<br />

Wert noch nicht erreichen, muss<br />

<strong>di</strong>e Ausbildungsvergütung am<br />

1. August 2010 auf <strong>di</strong>e Tabelle angehoben<br />

werden.<br />

Gleichzeitig haben wir vereinbart,<br />

dass alle Azubis ab dem<br />

2. Halbjahr 2009 ein Notebook zur<br />

internen und externen Nutzung<br />

erhalten. Dieses können sie nach<br />

erfolgreichem Abschluss behalten.<br />

Wenn <strong>di</strong>eses Angebot angenommen<br />

wird, verringert sich <strong>di</strong>e jeweilige<br />

Ausbildungsvergütung um<br />

15 Euro.<br />

Azubi in TVöD-Kliniken:<br />

Diejenigen, <strong>di</strong>e jetzt in Ausbildung<br />

sind und nach TVAöD bezahlt<br />

werden, behalten <strong>di</strong>ese <strong>Ver</strong>gütungen.<br />

Sie erhalten dann auch<br />

<strong>di</strong>e Erhöhungen, <strong>di</strong>e im öffentlichen<br />

Dienst in 2010/2011 abgeschlossen<br />

werden.<br />

Unser Erfolg: 400 Euro für<br />

TVöD-Kliniken (statisch)<br />

Beschäftigte in TVöD-Kliniken,<br />

<strong>di</strong>e in 2008/2009 ca. 8% Entgelterhöhung<br />

erhalten haben, bekommen<br />

im Juni 2010 eine Einmalzahlung<br />

von 400 Euro.<br />

Unser Erfolg: Ärztetabelle<br />

umgesetzt<br />

Die bestehende Ärztetabelle<br />

wird rückwirkend zum 1. Oktober<br />

2008 in Kraft gesetzt. Damit auch<br />

<strong>di</strong>e unterschiedlichen Laufzeiten<br />

der Tarifverträge für ärztliches und<br />

nichtärztliches Personal wieder<br />

einheitlich sind, werden <strong>di</strong>ese mit<br />

der nächsten Tarifrunde synchronisiert.<br />

Unser Erfolg: Kinderbetreuungszuschuss<br />

gilt weiter<br />

Auch zukünftig gibt es für <strong>di</strong>e<br />

Zeit der ersten 3 Jahre <strong>di</strong>e Möglichkeit<br />

des Kinderbetreuungs-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

LUTZ FISCHER (2), FRANK PLOSS (2)


zuschusses von bis zu 100 Euro.<br />

Hierbei wurden auch bisher streitige<br />

Punkte konkretisiert.<br />

Unser Erfolg: <strong>Ver</strong>schlechterungen<br />

im Manteltarifvertrag<br />

abgewehrt<br />

Die von Helios eingebrachten<br />

<strong>Ver</strong>schlechterungen z.B. für <strong>di</strong>e<br />

Zahlung des Mehrarbeitszuschlages<br />

oder <strong>di</strong>e Kürzung des Zuschlages<br />

am Heiligabend wurden abgewehrt.<br />

Es bleibt bei den bisherigen<br />

Regelungen.<br />

Vorfahrt für ver.<strong>di</strong>-Mitglieder<br />

Damit <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-Bundestarifkommission<br />

<strong>di</strong>e Meinung der Mitglieder<br />

in ihr Votum einbeziehen<br />

kann, wird vom 15. Mai bis 4. Juni<br />

2009 <strong>di</strong>e Mitgliederbefragung<br />

durchgeführt. ■<br />

Gabriele Gröschl-Bahr, ver.<strong>di</strong>-<br />

Bundesverwaltung<br />

TARIF ■<br />

Mai 2009 ınƒo<br />

für <strong>di</strong>e Beschäftigten der<br />

Helios-Akutkliniken<br />

Mitgliederbefragung zum Tarifabschluss 2009/2010<br />

vom 15. Mai bis 4. Juni 2009<br />

Vorfahrt für ver.<strong>di</strong>-Mitglieder – jetzt ist deine Meinung gefragt!<br />

Mit dem Tarifergebnis 2009<br />

■ werden <strong>di</strong>e Entgelte am 1.3.2009 um 50 Euro Sockelbetrag plus 3%,<br />

■ am 1.3.2010 um weitere 2,4% erhöht.<br />

Dies entspricht einer Tabellenerhöhung von durchschnittlich 8%.<br />

■ Zusätzlich gibt es bei Zustimmung zum Tarifergebnis mit dem Juni-<br />

Gehalt 225 Euro.<br />

■ Die Ost-West-Angleichung auf 100% wird bis zum 31.12.2009<br />

umgesetzt.<br />

■ Auszubildende erhalten eine eigene Tabelle und rückwirkend<br />

zum 1.1.2009 monatlich 80 Euro mehr.<br />

■ Beschäftigte, <strong>di</strong>e in Kliniken noch den TVöD anwenden, erhalten neben<br />

der Erhöhung aus dem öffentlichen Dienst für 2008/2009 im Juni 2010<br />

eine weitere Einmalzahlung von 400 Euro.<br />

� Ich stimme dem Ergebnis zu.<br />

� Ich stimme dem Ergebnis nicht zu.<br />

� Im Falle einer Ablehnung bin ich bereit, für ein besseres Ergebnis zu streiken.<br />

Antwort bitte an<br />

ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>trauensleute im Betrieb<br />

oder<br />

<strong>di</strong>e zustän<strong>di</strong>ge ver.<strong>di</strong>-Bezirksverwaltung<br />

Gesundheit, Soziale Dienste<br />

Wohlfahrt und Kirchen<br />

<strong>Ver</strong>einte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Bad Gandersheim<br />

Krefeld<br />

»Gewerkschaftsfresser«<br />

Helios in Plauen<br />

Im Helios Vogtland-Klinikum<br />

Plauen gelten <strong>di</strong>e Regeln der sozialen<br />

Marktwirtschaft und des Anstands<br />

offenbar nicht. Die Konzerngeschäftsführung<br />

deckt das.<br />

Erst verbot der Geschäftsführer,<br />

Dietmar Beyer, im November<br />

2008 <strong>di</strong>e Durchführung einer<br />

ver.<strong>di</strong>-Tarifbefragung. Als ver.<strong>di</strong>-<br />

Sekretär Harald Krause einen<br />

Raum für ein Treffen der ver.<strong>di</strong>-<br />

Betriebsgruppe im April 2009 im<br />

Klinikum reservieren wollte, erklärte<br />

ihm der Geschäftsführer,<br />

das Klinikum stelle Gewerkschaften<br />

seine Räumlichkeiten nicht<br />

zur <strong>Ver</strong>fügung.<br />

Das Vorgehen gegen ver.<strong>di</strong> in<br />

Plauen wird vom Vorsitzenden der<br />

Fresenius-Helios-Geschäftsführung,<br />

Dr. Francesco De Meo,<br />

gedeckt. Bei allen Krankenhaus-<br />

JAN-CORD FUHRMANN, GÖTTINGEN<br />

KADE LORCH, HANNOVER<br />

■ 9<br />

Tarifpolitik<br />

Geltungsbereich Akut-Kliniken<br />

Der Tarifabschluss gilt nur für <strong>di</strong>e Kliniken, <strong>di</strong>e vom<br />

Geltungsbereich des Konzern-Tarifvertrages erfasst<br />

sind, bzw. <strong>di</strong>e Kliniken, <strong>di</strong>e seit Anfang 2007 durch<br />

spezielle Tarifverträge in den Konzern-Tarifvertrag<br />

übergeleitet wurden.<br />

Die Kliniken Bad Gandersheim und Northeim in<br />

Niedersachsen, <strong>di</strong>e Kliniken Mansfelder Land, Krefeld<br />

und Überlingen sind nach deren Kauf noch nicht<br />

übergeleitet.<br />

Der Konzern-Tarifvertrag beschreibt jedoch <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>pflichtung,<br />

ein halbes Jahr nach Rechtswirksamkeit<br />

eines Kaufs von Kliniken <strong>di</strong>ese in den Tarifvertrag<br />

überzuleiten. Deshalb hat Helios bereits im Januar<br />

2009 ver.<strong>di</strong> zu den Überleitungsverhandlungen aufgefordert.<br />

■<br />

Reha-Kliniken<br />

Auch für <strong>di</strong>e Reha-Kliniken wurde begonnen, einen<br />

konzernweiten Tarifvertrag zu verhandeln. Im September<br />

2008 haben <strong>di</strong>e Arbeitgeber <strong>di</strong>e Tarifverhandlungen<br />

unterbrochen. Ihre Begründung: Die Beschäftigten<br />

im Reha-Bereich wollen keinen einheitlichen<br />

Tarifvertrag.<br />

Die ver.<strong>di</strong>-Bundestarifkommission sah und sieht <strong>di</strong>es<br />

anders. Ob der bestehende Vorschalttarifvertrag nun<br />

weiter Bestand haben wird, muss <strong>di</strong>e Tarifkommission<br />

demnächst entscheiden. ■<br />

konzernen kann sich ver.<strong>di</strong> als<br />

Gewerkschaft normal betätigen.<br />

Bei Helios werden <strong>di</strong>e Regeln des<br />

Anstands verletzt, wenn der Tarifpartner<br />

ver.<strong>di</strong> behandelt wird wie<br />

ein Aussätziger. Klinikum-Beschäftigte,<br />

<strong>di</strong>e sich als Gewerkschaftsmitglied<br />

in ihrem Haus<br />

treffen wollen, um gewerkschaftliche<br />

Arbeit zu besprechen, werden<br />

vor <strong>di</strong>e Tür gewiesen. Gleichzeitig<br />

will Helios als bester unter<br />

den Klinikkonzernen gelten,<br />

wenn es um Privatisierungen<br />

geht. Das passt nicht zusammen.<br />

Ein privates Wirtschaftunternehmen<br />

ist kein demokratiefreier<br />

Raum und gewerkschaftliche Arbeit<br />

im Betrieb ist Bestandteil der<br />

sozialen Demokratie. ■<br />

Gisela Mende, ver.<strong>di</strong> Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt, Thüringen


INGE THAMM, BREMERHAVEN FREESTYLE<br />

Azubi-Tarifverträge unter Dach und Fach<br />

Tarifpolitik<br />

Paracelsus<br />

Seit dem 1. April 2009 gilt für<br />

<strong>di</strong>e Auszubildenden bei den Paracelsus-Kliniken<br />

ein eigenstän<strong>di</strong>ger<br />

Tarifvertrag. Er gilt für <strong>di</strong>e Auszubildenden<br />

nach dem Berufsbildungsgesetz<br />

sowie nach dem<br />

Krankenpflegegesetz.<br />

Damp Hol<strong>di</strong>ng AG<br />

Die Tarifverhandlungen für <strong>di</strong>e<br />

Auszubildenden bei der Damp Hol<strong>di</strong>ng<br />

AG konnten zu einem guten<br />

Ende gebracht werden. Für <strong>di</strong>e<br />

Auszubildenden der Berufsgruppen<br />

Gesundheits- und Krankenpflege,<br />

Hebammen und Operationstechnischer<br />

Assistenten sowie<br />

alle Auszubildenden, <strong>di</strong>e unter das<br />

Berufsbildungsgesetz fallen, gelten<br />

<strong>di</strong>ese Tarifverträge.<br />

Es wurden ein Manteltarifvertrag,<br />

in dem u.a. Urlaub, Arbeitszeit,<br />

Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall,<br />

Freistellung vor der Prüfung<br />

■ 10<br />

Mehr Geld<br />

Die Ausbildungsvergütung beträgt<br />

seit dem 1.4.2009:<br />

Pflege BBiG<br />

1. Jahr 807 Euro 687,34 Euro<br />

2. Jahr 867 Euro 736,15 Euro<br />

3. Jahr 966 Euro 780,93 Euro<br />

4. Jahr 843,06 Euro<br />

Zeitzuschläge werden entsprechend<br />

dem Manteltarifvertrag<br />

Paracelsus gezahlt; also z.B. Feiertagszuschlag<br />

von 35%, Sonntagszuschlag<br />

von 25%.<br />

Die Jahressonderzahlung (»Weihnachtsgeld«)<br />

beträgt 50% zuzüglich<br />

einer Ergebnisbeteiligung.<br />

Bei Bestehen der Abschlussprüfung<br />

bis einschließlich der Note<br />

»befrie<strong>di</strong>gend« wird eine Abschlussprämie<br />

von 500 Euro gezahlt.<br />

etc. geregelt ist, und ein Entgelttarifvertrag<br />

vereinbart. Eine Jahressonderzahlung<br />

erhalten <strong>di</strong>e<br />

Auszubildenden ebenfalls.<br />

2009 wird aller<strong>di</strong>ngs nur den<br />

Gewerkschaftsmitgliedern das<br />

volle »Weihnachtsgeld« ausgezahlt.<br />

Unser Ziel, <strong>di</strong>e Ausbildungsvergütungen<br />

auf das Niveau des<br />

TVöD anzuheben, wird in vier<br />

Schritten erreicht. Der erste Anpassungsschritt<br />

erfolgte am<br />

1.4.2009. Dadurch erhöhen sich<br />

zum Beispiel <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>gütungen für<br />

KrankenpflegeschülerInnen in<br />

Stralsund im ersten Jahr um mehr<br />

als 500 Euro auf 725,58 Euro!<br />

Weitere Anpassungsschritte folgen<br />

zum Januar 2010 und 2011. Ende<br />

2011 werden <strong>di</strong>e jetzigen TVöD-<br />

<strong>Ver</strong>gütungen erreicht.<br />

Ein Erfolg der nur möglich war,<br />

weil sich viele Auszubildende in<br />

JUPP STIER, MÜNCHEN<br />

Klarheit für <strong>di</strong>e Übernahme<br />

nach der Ausbildung<br />

Spätestens 6 Monate vor dem<br />

Ende der Ausbildung muss der<br />

Arbeitgeber erklären, ob eine<br />

Übernahme erfolgt.<br />

Erholung muss sein<br />

Der Urlaubsanspruch beträgt bis<br />

zum 30. Lebensjahr 26 Arbeitstage,<br />

bis zum 40. Lebensjahr<br />

29 Arbeitstage, dann 30 Arbeitstage.<br />

Sonstige Regelungen<br />

Weiter sind Fragen zum Zeugnis,<br />

dem Ausbildungsvertrag etc. geregelt.<br />

■<br />

Gabriele Gröschl-Bahr, ver.<strong>di</strong>-<br />

Bundesverwaltung<br />

ver.<strong>di</strong> organisiert haben. Aus ihrer<br />

Mitte hatte sich eine Tarifkommission<br />

gebildet, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Interessen<br />

der Azubis konsequent vertreten<br />

hat. Die Auszubildenden haben<br />

ihre Interessen selber in <strong>di</strong>e Hand<br />

genommen und nicht gewartet,<br />

bis ihre Interessen von anderen<br />

vertreten werden. ■<br />

Oliver Dilcher, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


Erstmals tarifiert: PPiA erhalten <strong>Ver</strong>gütung!<br />

Die Ausbildung zur Psychologischen<br />

Psychotherapeutin bzw. zum<br />

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten<br />

sieht nach Abschluss<br />

des Hochschulstu<strong>di</strong>ums eine praktische<br />

Tätigkeit zwingend vor, <strong>di</strong>e<br />

der Approbation voranzugehen<br />

hat. Diese gesetzliche Vorgabe<br />

sieht eine Bezahlung nicht vor.<br />

Die Konsequenz ist, dass viele<br />

Arbeitgeber <strong>di</strong>ese ausgebildeten<br />

PsychologInnen, SozialpädagogInnen<br />

oder PädagogInnen gerne als<br />

Arbeitskräfte nutzen, <strong>di</strong>ese aber<br />

nicht entsprechend bezahlen.<br />

Mit <strong>di</strong>eser Forderung der Arbeitgeber<br />

wurde ver.<strong>di</strong> erstmals bei<br />

den laufenden Tarifverhandlungen<br />

in Leipzig und Kronach konfrontiert.<br />

Begründet wurde <strong>di</strong>ese aus<br />

Sicht der Arbeitgeber zwingende<br />

Regelung mit der Wirtschaftskrise<br />

und den Regelungen, <strong>di</strong>e jetzt bei<br />

Daimler und anderswo vereinbart<br />

worden seien.<br />

Einmal abgesehen davon, dass<br />

wir uns nicht im Bereich der Autoindustrie<br />

bewegen, sondern im Bereich<br />

der Gesundheitswirtschaft,<br />

ist <strong>di</strong>ese Forderung schlicht skandalös.<br />

Auf Bilanzpressekonferenzen<br />

berichtet der Vorstandvorsitzende<br />

Herr Pföhler voller Stolz von<br />

immer höheren Gewinnen, <strong>di</strong>e im<br />

Konzern erwirtschaftet werden<br />

(zuletzt über 31 Mio. Euro im<br />

Quartal, damit deutlich mehr als<br />

geplant) und auf der anderen<br />

Seite werden <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungsführer<br />

offensichtlich nicht nur vom<br />

Vorstand angewiesen, vorsorglich<br />

Gehaltsabsenkungen für den Fall<br />

von Ertragseinbrüchen zu vereinbaren.<br />

Und das, obwohl Herr<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Ein Umstand, der sich in der<br />

Damp Hol<strong>di</strong>ng AG dank unserer<br />

Tarifverhandlungen nun geändert<br />

hat. In Damp sind <strong>di</strong>e PsychologInnen<br />

überdurchschnittlich gut in<br />

ver.<strong>di</strong> organisiert. Dies hat sich<br />

jetzt für <strong>di</strong>ese Berufsgruppe ausgezahlt.<br />

Der abgeschlossene Tarifvertrag<br />

für PraktikantInnen* beinhaltet<br />

eine <strong>Ver</strong>gütung für <strong>di</strong>e Psychologischen<br />

PsychotherapeutInnen in<br />

Höhe von 1.460 Euro brutto. <strong>Ver</strong>bindlich<br />

festgelegt sind weiterhin<br />

<strong>di</strong>e regelmäßige Arbeitszeit, Erho-<br />

Pföhler erklärt hat, <strong>di</strong>e Finanzkrise<br />

schlage auf den Bereich der Gesundheitswirtschaft<br />

nicht durch.<br />

Hier drängen sich geradezu<br />

Fragen auf:<br />

■ Hat der Hauptaktionär Sorge um<br />

seine Dividende und soll <strong>di</strong>ese<br />

durch den Lohnverzicht der Beschäftigten<br />

gesichert werden?<br />

■ Sind 130 Millionen Euro Gewinn<br />

nicht genug?<br />

■ Warum sollen in Betrieben wie<br />

Herzzentrum Leipzig, Meiningen<br />

oder Park-Krankenhaus Leipzig<br />

keine Westlöhne gezahlt werden?<br />

(Alle drei Häuser haben<br />

2008 einen Gewinn von mehr<br />

als 40 Mio. Euro realisiert.)<br />

■ Warum zahlt der Konzern in der<br />

Uniklinik Gießen-Marburg (siehe<br />

»Vor Ort« in <strong>di</strong>esem <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>)<br />

sogar über TVöD-Niveau und im<br />

Osten sollen sich <strong>di</strong>e Kollegen<br />

mit 20 bis 25% weniger Gehalt<br />

für <strong>di</strong>e gleiche Arbeit zufrieden<br />

geben?<br />

■ Sind <strong>di</strong>ese Betriebe nur <strong>di</strong>e<br />

»Cash-Cow« oder …?<br />

lungsurlaub, Entgeltfortzahlung<br />

im Krankheitsfall etc.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass <strong>di</strong>eses<br />

Beispiel Schule macht und <strong>di</strong>e Kolleginnen<br />

und Kollegen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>ese<br />

Ausbildung realisieren, auch anderswo<br />

ein existenzsicherndes Einkommen<br />

während der Ausbildung<br />

erhalten. ■<br />

Oliver Dilcher, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />

* Der TV gilt auch für alle PraktikantInnen<br />

der Berufe Sozialarbeiter, Sozialpädagogen,<br />

Heilpädagogen, Masseure<br />

und Me<strong>di</strong>zinische Bademeister.<br />

Rhön AG fordert tarifliche Absenkungsklauseln<br />

■ 11<br />

Tarifpolitik<br />

Zu PPiA siehe<br />

auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

42, S. 25f. und<br />

38, S. 29<br />

Wir meinen:<br />

Es ist unanstän<strong>di</strong>g, in der Krise nur <strong>di</strong>e Interessen<br />

der Aktionäre im Auge zu haben. Jeder<br />

Euro, den wir in Tarifverhandlungen erstreiten,<br />

geht <strong>di</strong>rekt in den Konsum und sichert Arbeitsplätze<br />

bei uns und anderswo.<br />

Die Kultur der Gier: Ist sie im Konzern angekommen?<br />

Bestimmt sie das Denken und Handeln<br />

der Führungskräfte? Harter Tobak? Nein!<br />

Hart ist es, trotz anerkannt gut laufender<br />

Geschäfte den MitarbeiterInnen ihren Anteil<br />

weiterhin vorenthalten zu wollen.<br />

Immer mehr Kolleginnen und Kollegen haben<br />

<strong>di</strong>es erkannt und wehren sich.<br />

■ In Leipzig und Meiningen haben sich mehr<br />

als 750 Kolleginnen und Kollegen am Warnstreik<br />

beteiligt. Diesen Rückenwind brauchen<br />

<strong>di</strong>e Tarifkommissionen am <strong>Ver</strong>handlungstisch.<br />

■ In den letzten Monaten haben sich fast 1.000<br />

Rhön-Kolleginnen und -Kollegen in ver.<strong>di</strong> neu<br />

organisiert und es werden jeden Tag mehr. In<br />

vielen Betrieben sind wir als Gewerkschaft<br />

jetzt aktions- und handlungsfähig geworden.<br />

Leider noch nicht überall, aber wir werden<br />

jetzt, dort wo wir stark sind, ernst genommen<br />

von den Arbeitgebern.<br />

Wer jetzt ver.<strong>di</strong> stark macht, stärkt uns alle! ■<br />

Oliver Dilcher, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung


Tarifpolitik<br />

Zum Sana-Konzerntarifvertrag<br />

siehe <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

44, S. 14ff.<br />

Sana-Klinikum Lichtenberg:<br />

Kün<strong>di</strong>gung des Anwendungstarifvertrages<br />

ver.<strong>di</strong> hat nach intensiver Diskussion<br />

mit seinen Mitgliedern beschlossen,<br />

den bestehenden Anwendungstarifvertrag<br />

mit dem<br />

Sana-Klinikum Lichtenberg zum<br />

31. Dezember 2009 zu kün<strong>di</strong>gen.<br />

Zusätzlich wurde der Vorschalttarifvertrag<br />

zur Arbeitszeit, der <strong>di</strong>e<br />

Grundlage für <strong>di</strong>e Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />

ist, zum 31. März 2009<br />

gekün<strong>di</strong>gt.<br />

Erste Son<strong>di</strong>erungsverhandlung<br />

Die Tarifvertragsparteien haben<br />

sich darauf verstän<strong>di</strong>gt, ohne Zeitdruck<br />

eine erste Son<strong>di</strong>erung zur<br />

möglichen Überleitung der Beschäftigten<br />

in <strong>di</strong>e zwischen ver.<strong>di</strong><br />

und den Sana Kliniken AG abgeschlossenen<br />

Konzerntarifverträge<br />

durchzuführen. In der ersten Son<strong>di</strong>erung<br />

im Klinikum Lichtenberg<br />

hat ver.<strong>di</strong> seine tariflichen Vorstellungen<br />

dargelegt.<br />

Beibehaltung der<br />

38,5-Stunden-Woche<br />

Konkret haben wir <strong>di</strong>e Beibehaltung<br />

der 38,5-Stunden-Woche<br />

eingefordert. Der Arbeitgeber hat<br />

vorgeschlagen, <strong>di</strong>e gültigen<br />

Konzernvergütungstabellen auf<br />

der Basis einer 40-Stunden-Woche<br />

anzuwenden.<br />

■ 12<br />

Diese offensichtliche Lohnkürzung<br />

von ca. 3,8% für alle<br />

Beschäftigten haben wir strikt<br />

abgelehnt.<br />

Es ist schon eine schwer verdauliche<br />

Kost, dass <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

im Klinikum Lichtenberg im<br />

20. Jahr nach der Wiedervereinigung<br />

wieder 40 Stunden in der<br />

Woche arbeiten sollen.<br />

Zudem wird eine <strong>Ver</strong>längerung<br />

der wöchentlichen Arbeitszeit in<br />

der Perspektive auch zu einem<br />

Abbau des nicht-ärztlichen Personals<br />

führen.<br />

Keine unterschiedliche Bezah-<br />

lung in der Managementzentrale<br />

Die <strong>Ver</strong>treter/innen der Son<strong>di</strong>erungskommission<br />

haben über<strong>di</strong>es<br />

deutlich gemacht, dass <strong>di</strong>e unterschiedliche<br />

Bezahlung in der<br />

Managementzentrale nicht weiter<br />

akzeptiert wird.<br />

Es liegt jetzt an den Beschäftigten,<br />

sich in <strong>di</strong>e Diskussion einzumischen<br />

und ihre Interessen aktiv<br />

durch eine Mitgliedschaft in ver.<strong>di</strong><br />

zu vertreten.<br />

Betriebsversammlungen<br />

Am 13.5.2009 werden <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten der Managementzentrale<br />

und am 27.5.2009 alle<br />

weiteren Beschäftigten des<br />

Klinikums Lichtenberg in Betriebsversammlungen<br />

über den aktuellen<br />

Stand der <strong>Ver</strong>handlungen<br />

durch ihre ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>treter/innen<br />

informiert.<br />

Alle Beschäftigten sind jetzt aufgefordert,<br />

gemeinsam mit ver.<strong>di</strong><br />

für eine <strong>Ver</strong>besserung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

einzutreten. Denn<br />

ohne aktive Unterstützung der<br />

Beschäftigten ist eine bessere<br />

Bezahlung nicht durchsetzbar!<br />

Bisher werden alle Beschäftigten<br />

noch auf dem Tarifniveau des<br />

BAT-O von 2003 vergütet – und<br />

das trotz einer ausgezeichneten<br />

wirtschaftlichen Ertragslage.<br />

Vielleicht ist ja der 6-jährige<br />

Lohnverzicht einer der Garanten<br />

für <strong>di</strong>e hervorragende wirtschaftliche<br />

Situation?<br />

Oder muss der schon längst<br />

vollzogene Tarifabschluss der<br />

Ärzte/innen durch alle anderen<br />

Beschäftigten noch erarbeitet<br />

werden? ■<br />

Dirk Völpel-Haus, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

RENATE STIEBITZ, POTSDAM KADE LORCH


KfH und GML: Beschäftigte sollen<br />

<strong>Ver</strong>gütungserhöhung selbst bezahlen!<br />

Tarifrunde 2009 hat begonnen: Arbeitgeber verweigern Angebot<br />

zur Erhöhung der <strong>Ver</strong>gütung, stattdessen fordern sie massive<br />

<strong>Ver</strong>schlechterungen im Manteltarifvertrag<br />

Am 21./22. April 2009 haben <strong>di</strong>e<br />

Tarifverhandlungen für das KfH<br />

und <strong>di</strong>e GML AG begonnen. Der<br />

<strong>Ver</strong>gütungstarifvertrag wurde von<br />

ver.<strong>di</strong> zum 30. Juni 2009 gekün<strong>di</strong>gt.<br />

Die ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission<br />

hat eine Forderung von 150 Euro<br />

Erhöhung der Tabellen beschlossen.<br />

Zusätzlich wurde <strong>di</strong>e Forderung<br />

einer Vorteilsregelung für<br />

ver.<strong>di</strong>-Mitglieder eingebracht.<br />

Bereits vor Übermittlung der<br />

Forderungen haben <strong>di</strong>e Arbeitgeber<br />

einen Katalog massiver<br />

<strong>Ver</strong>schlechterungen im Manteltarifvertrag<br />

an ver.<strong>di</strong> übergeben.<br />

Begründung: Sie wollen Spielräume<br />

für Gehaltserhöhungen<br />

schaffen. Das heißt: Die Beschäftigten<br />

sollen ihre Gehaltserhöhung<br />

selbst bezahlen!<br />

Das Spiel »Aus der rechten<br />

Tasche in <strong>di</strong>e linke Tasche«<br />

wird ver.<strong>di</strong> nicht mitmachen!<br />

So fordern <strong>di</strong>e Arbeitgeber:<br />

■ <strong>Ver</strong>zicht auf 4 Tage Urlaub<br />

beim KfH,<br />

■ Abschaffung des arbeitsfreien<br />

Tages, der seit 2009<br />

wieder gegeben<br />

werden muss,<br />

■ Wegfall von drei<br />

Arbeitsbefreiungstagen,<br />

■ <strong>Ver</strong>längerung<br />

der Arbeitszeit auf<br />

39,25 Std.,<br />

■ Arbeitszeitflexibilisierung<br />

beim KfH mit<br />

<strong>Ver</strong>schiebung der Auszahlung<br />

von Zuschlägen,<br />

■ freie <strong>Ver</strong>setzungsmöglichkeiten<br />

der Beschäftigten.<br />

Zur Begründung ihrer Forderungen<br />

verwiesen <strong>di</strong>e Arbeitgeber auf <strong>di</strong>e<br />

angeblich schlechte Situation des<br />

KfH und in Folge auch der GML,<br />

<strong>di</strong>e durch den zu geringen Patientenzuwachs<br />

entstanden sei. Eine<br />

<strong>Ver</strong>antwortung der Managementebene<br />

wird abgelehnt.<br />

Was <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite dazu<br />

beiträgt, um <strong>di</strong>e Situation zu verbessern,<br />

bleibt im Wesentlichen<br />

unklar.<br />

ver.<strong>di</strong> fordert 150 Euro<br />

Dies entspricht durchschnittlich<br />

5% <strong>Ver</strong>gütungserhöhung. Im <strong>Ver</strong>gleich<br />

anderer Tarifbereiche mit<br />

Forderungen um <strong>di</strong>e 8% hat <strong>di</strong>e<br />

ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission bereits verantwortungsbewusst<br />

auf <strong>di</strong>e Situation<br />

im KfH reagiert.<br />

ver.<strong>di</strong> fordert Vorteilsregelung<br />

für ver.<strong>di</strong>-Mitglieder<br />

In Frage kommen hier entweder<br />

ein materieller Betrag oder freie<br />

Tage, <strong>di</strong>e nur <strong>di</strong>ejenigen erhalten,<br />

<strong>di</strong>e auch tarifgebunden sind –<br />

sprich ver.<strong>di</strong>-Mitglieder. In vielen<br />

Unternehmen gibt es <strong>di</strong>ese bereits.<br />

Das Bundesarbeitsgericht hat <strong>di</strong>e<br />

Rechtmäßigkeit einer solchen<br />

Regelung bestätigt.*<br />

Eine solche Regelung rechnet<br />

sich auch für den Arbeitgeber:<br />

Würde das KfH z.B. <strong>di</strong>e bestehende<br />

Urlaubsregelung nur für<br />

<strong>di</strong>e tarifgebundenen Beschäftigten<br />

anwenden, so könnten sie mehr<br />

als 3 Mio. Euro einsparen:<br />

■ ver.<strong>di</strong>-Tarifvertrag (gilt nur für<br />

Mitglieder): 34 Arbeitstage<br />

Urlaub,<br />

■ Nichtmitglieder haben Anspruch<br />

auf 24 Werktage (Bundesurlaubsgesetz).<br />

KfH = Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V.<br />

(gegründet 1969 als Kuratorium für Heim<strong>di</strong>alyse): In den mehr als<br />

200 KfH-Nierenzentren arbeiten ca. 7.500 MitarbeiterInnen im<br />

ärztlichen und pflegerischen Bereich. In den KfH-Einrichtungen<br />

werden etwa 30 Prozent der ca. 70.000 DialysepatientInnen in<br />

Deutschland behandelt.<br />

GML AG = Aktiengesellschaft für Me<strong>di</strong>zintechnik und Logistikmanagement:<br />

Das KfH-Tochterunternehmen bietet für me<strong>di</strong>zinische<br />

Einrichtungen und Organisationen Dienstleistungen an<br />

(Me<strong>di</strong>zintechnik, Logistik-, Qualitäts-, Gebäude- und Betriebsmanagement)<br />

und beschäftigt ca. 250 MitarbeiterInnen.<br />

Die Tarifverhandlungen finden für beide Unternehmen zeitgleich<br />

statt. ■<br />

ver.<strong>di</strong> fordert <strong>Ver</strong>besserungen<br />

des Manteltarifvertrages<br />

Bei der Vorstellung der Arbeitgeber<br />

ihres Abbau-Kataloges hat<br />

ver.<strong>di</strong> zu jedem einzelnen Punkt<br />

ihre Ablehnung deutlich formuliert.<br />

Das Lieblingswort der Arbeitgeber<br />

bei ihren Begründungen war<br />

und ist: »Im Fremdvergleich mit<br />

anderen Tarifbereichen …« hätten<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten beim KfH und<br />

der GML zu viel an tariflichen Ansprüchen.<br />

Deshalb hat auch ver.<strong>di</strong> den<br />

Fremdvergleich vorgenommen und<br />

festgestellt: Die Freizeitansprüche<br />

sind nicht unterschiedlich. Aber es<br />

fehlen einige Regelungen wie z.B.<br />

■ Zahlung eines Krankengeldzuschusses<br />

nach Auslaufen der<br />

Lohnfortzahlung,<br />

■ bessere Eingruppierung durch<br />

Fachweiterbildungen,<br />

■ Arbeitsbefreiung für <strong>di</strong>e Inanspruchnahme<br />

nach dem Pflegezeitgesetz,<br />

■ Tarifvertrag für Auszubildende.<br />

Diese Forderungen haben wir in<br />

<strong>di</strong>e Tarifverhandlung eingebracht.<br />

Am 2./3. Juni 2009 werden <strong>di</strong>e<br />

Tarifverhandlungen fortgesetzt. ■<br />

Gabriele Gröschl-Bahr, ver.<strong>di</strong>-<br />

Bundesverwaltung<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 13<br />

Tarifpolitik<br />

* Zum BAG-<br />

Urteil siehe S. 26<br />

in <strong>di</strong>esem <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>.<br />

RENATE STIEBITZ, POTSDAM


AHG AG, PRESSE<br />

AHG: Tarifrunde 2009<br />

Tarifpolitik<br />

Im März 2009 hatte sich <strong>di</strong>e<br />

ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission der Allgemeinen<br />

Hospitalgesellschaft<br />

AG (AHG AG) zur Vorbereitung<br />

der <strong>di</strong>esjährigen Tarifrunde<br />

getroffen. Nach intensiver<br />

Diskussion haben <strong>di</strong>e<br />

Mitglieder folgenden Beschluss<br />

gefasst:<br />

� Die anstehende Lohn- und<br />

Gehaltsrunde soll eine spürbare<br />

Anhebung für alle Beschäftigten<br />

beinhalten. Insbesondere soll <strong>di</strong>e<br />

derzeit noch bestehende unterschiedliche<br />

Bezahlung im Bereich<br />

der neuen Bundesländer aufgehoben<br />

werden.<br />

� Die Tarifkommission schlägt<br />

vor, in einer parallel tagenden<br />

gemeinsamen Arbeitsgruppe <strong>di</strong>e<br />

zukünftige Entgeltordnung für alle<br />

Beschäftigten der AHG AG bis<br />

zum 31.12.2009 verbindlich zu<br />

verhandeln.<br />

� Die Tarifkommission fordert<br />

den Arbeitgeber auf, auch <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

der AHG Care in <strong>di</strong>e<br />

zukünftigen Konzerntarifverträge<br />

mit aufzunehmen.<br />

Nach dem Tarifauftakt im April<br />

wurden <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen am<br />

6. Mai 2009 fortgesetzt.<br />

Angebot der AHG<br />

Nach dem Angebot der AHG soll<br />

<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>gütung für alle Beschäftigten<br />

um 2,8% angehoben werden.<br />

Die Laufzeit des Tarifvertrages soll<br />

12 Monate betragen. Die AHG hat<br />

<strong>di</strong>e Forderung von ver.<strong>di</strong> nach<br />

einem Sonderbonus für <strong>di</strong>e Mitglieder<br />

der Gewerkschaft im<br />

Grundsatz anerkannt.<br />

■ 14<br />

ver.<strong>di</strong> hat der AHG unterschiedliche<br />

Vorschläge gemacht, wie eine<br />

solche Zusatzleistung für ver.<strong>di</strong>-<br />

Mitglieder aussehen könnte. Im<br />

Gespräch sind eine Einmalzahlung<br />

oder <strong>di</strong>e Gewährung eines Zuschusses<br />

im Falle von Urlaub.<br />

Denn <strong>di</strong>e Gewerkschaftsmitglieder<br />

bei der AHG finanzieren durch<br />

ihren Beitrag alleine <strong>di</strong>e laufenden<br />

Tarifverhandlungen.<br />

ver.<strong>di</strong>-Sonderregelung<br />

Bisher haben alle nicht organisierten<br />

Beschäftigten ebenso von<br />

den abgeschlossenen Tarifverträgen<br />

durch ver.<strong>di</strong> profitiert. Dies ist<br />

aber keine Selbstverständlichkeit!<br />

Alle noch nicht in ver.<strong>di</strong> organisierten<br />

Beschäftigten sind nun<br />

aufgefordert, uns auch zu unterstützen.<br />

Denn es zeichnet sich ab,<br />

dass <strong>di</strong>e Sonderleistung für ver.<strong>di</strong>-<br />

Mitglieder nur dann gezahlt wird,<br />

wenn man sich bis zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt in ver.<strong>di</strong> organisiert<br />

hat.<br />

Bewertung durch ver.<strong>di</strong><br />

Die <strong>Ver</strong>handlungskommission<br />

begrüßt es an <strong>di</strong>eser Stelle ausdrücklich,<br />

dass sich <strong>di</strong>e AHG bereit<br />

erklärt, eine solche Regelung mit<br />

ver.<strong>di</strong> zu vereinbaren. Dies ist ein<br />

positives Signal in Richtung der<br />

ver.<strong>di</strong>-Mitglieder.<br />

Die ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>handlungskommission<br />

hat aber trotz <strong>di</strong>eses positiven<br />

Teilaspektes das Gesamtvolumen<br />

des Angebotes der AHG nach<br />

intensiver Beratung als nicht aus-<br />

reichend zurückgewiesen. Wir<br />

haben den Arbeitgeber noch einmal<br />

darauf hingewiesen, dass <strong>di</strong>e<br />

Lohnerhöhungen in den letzten<br />

Jahren niedrig waren. Daher erwarten<br />

<strong>di</strong>e Mitglieder in <strong>di</strong>esem<br />

Jahr eine deutliche und spürbare<br />

Erhöhung ihrer <strong>Ver</strong>gütungen.<br />

Weiterer <strong>Ver</strong>handlungsverlauf<br />

Da eine Gesamteinigung dennoch<br />

in greifbarer Nähe scheint,<br />

haben sich <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungspartner<br />

auf einen zeitnahen weiteren<br />

<strong>Ver</strong>handlungstermin am 10.6.2009<br />

in Düsseldorf geeinigt. Die ver.<strong>di</strong>-<br />

Tarifkommission wird dann am<br />

25.6.2009 über den <strong>Ver</strong>handlungsstand<br />

informiert und das<br />

weitere Vorgehen festlegen.<br />

AHG Care<br />

Für <strong>di</strong>e Beschäftigten der AHG<br />

Care findet eine eigenstän<strong>di</strong>ge<br />

erste Son<strong>di</strong>erung am 25.6.2009<br />

statt. Dort wird verhandelt, ob<br />

und in welcher Weise <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

in <strong>di</strong>e laufende Tarifverhandlung<br />

einbezogen werden. ■<br />

Dirk Völpel-Haus, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />

Die Allgemeine Hospitalgesellschaft AG (Sitz Düsseldorf) betreibt<br />

über 45 Rehabilitationskliniken, Therapiezentren und Ambulanzen<br />

mit ca. 4.500 Plätzen in 11 Bundesländern (www.ahg.de)<br />

und hat fast 3.000 Beschäftigte. AHG Care ist ein Tochterunternehmen<br />

der AHG (51% Mehrheit) mit ca. 500 Beschäftigten im<br />

Bereich Facility Management (Küche, Reinigung etc.). ■ VER.DI<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

SAAR (3)


Asklepios-Akutkliniken:<br />

Wortbruch der Arbeitgeber!<br />

Für viele Kliniken soll der Tarifvertrag nicht gelten –<br />

und dann noch Arbeitszeitverlängerung gefordert!<br />

Tarifkommission lehnt Forderung<br />

der Arbeitgeber einstimmig<br />

ab!<br />

In der Tarifverhandlung am<br />

30./31. März 2009 zeigten <strong>di</strong>e<br />

Arbeitgeber ihr wahres Gesicht.<br />

Wortbruch bei der Frage, für<br />

welche Kliniken der<br />

Tarifvertrag gelten soll<br />

Die Kliniken Langen, Seligenstadt,<br />

Lich, Südpfalzkliniken,<br />

St. Augustin, Paulinenklinik Wiesbaden,<br />

Lindenlohe und Schwalm-<br />

Eder sollen ausgenommen werden.<br />

Bei Aufnahme der Tarifverhandlung<br />

gab es eine gemeinsame<br />

Abstimmung, dass <strong>di</strong>ese Kliniken<br />

selbstverständlich einzubeziehen<br />

sind. Davon wollen <strong>di</strong>e Arbeitgeber<br />

heute nichts mehr wissen.<br />

Asklepios hat ver.<strong>di</strong> mittlerweile<br />

<strong>di</strong>ese Auffassung auch schriftlich<br />

mitgeteilt. Damit zeigen sie ihr<br />

wahres Gesicht: Asklepios ist ein<br />

unzuverlässiger <strong>Ver</strong>handlungspartner!<br />

Weiterhin gibt es keine Einigung<br />

für <strong>di</strong>e Einbeziehung der sog.<br />

Mischhäuser Akut/Reha. Asklepios<br />

verweigert auch hier <strong>di</strong>e Geltung<br />

des Tarifvertrages. ver.<strong>di</strong> fordert<br />

<strong>di</strong>e uneingeschränkte Geltung des<br />

Tarifvertrages für <strong>di</strong>ese Kliniken.<br />

Arbeitszeitverlängerung<br />

gefordert<br />

Asklepios fordert eine Arbeitszeit<br />

von 40 Stunden wöchentlich.<br />

Die Kliniken, <strong>di</strong>e in West und Ost<br />

ihre bisherige Arbeitszeit von<br />

38 Std. bzw. 38,5 Std. beibehalten<br />

wollen, sollen <strong>di</strong>es mit Gehaltsverzicht<br />

bezahlen.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Begründet wird <strong>di</strong>es mit einer<br />

angeblich erforderlichen identischen<br />

Regelung der Arbeitszeit für<br />

Ärztinnen und Ärzte. Hierfür hat<br />

Asklepios aller<strong>di</strong>ngs <strong>di</strong>e Gehälter<br />

entsprechend erhöht. Diese liegen<br />

um 1,6% höher als im öffentlichen<br />

Dienst. Ein Angebot, <strong>di</strong>e<br />

Gehälter aller Beschäftigten entsprechend<br />

zu erhöhen, liegt ver.<strong>di</strong><br />

natürlich nicht vor.<br />

Im Gegenteil: Mit einer Arbeitszeitverlängerung<br />

werden umgehend<br />

Personalreduzierungen<br />

verbunden. Die höchste Produktivitätssteigerung<br />

bei höchster<br />

Belastung wird von den Arbeitgebern<br />

ignoriert, sogar noch mit<br />

Gehaltskürzung bestraft.<br />

In allen anderen großen Klinikkonzernen<br />

sowie im öffentlichen<br />

Dienst gibt und gab es keine Arbeitszeitverlängerung.<br />

Auch bei<br />

Asklepios wird es mit ver.<strong>di</strong> keine<br />

Arbeitszeitverlängerung geben.<br />

Heuern und Feuern<br />

über Befristungen<br />

Auch zu Befristungen gab es<br />

keine Einigung – im Gegenteil!<br />

Jetzt will Asklepios den vollstän<strong>di</strong>gen<br />

<strong>Ver</strong>zicht auf jegliche Regelung<br />

zum Abschluss von befristeten<br />

Arbeitsverhältnissen. Sie haben erklärt,<br />

dass nur noch befristet eingestellt<br />

werden soll, und begründen<br />

<strong>di</strong>es mit der Finanzkrise.<br />

Asklepios schwimmt im Geld,<br />

steigert ihre Gewinne zu Lasten<br />

des Personals und jammert. Das<br />

ist unredlich! Bis jetzt gibt es<br />

keine negativen Auswirkungen der<br />

Bankenkrise auf <strong>di</strong>e Krankenhausfinanzierung.<br />

Es gibt jedoch negative<br />

Auswirkungen für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

bei Asklepios. Diesen<br />

ist endlich Einhalt zu gebieten.<br />

Es reicht!<br />

Die Tarifkommission hat in ihrer<br />

Sitzung am 16./17. April 2009 das<br />

<strong>Ver</strong>halten der Arbeitgeber auf das<br />

Schärfste kritisiert und <strong>di</strong>e Forderungen<br />

abgelehnt.<br />

Wir fordern<br />

■ Einhaltung der Zusage für den<br />

Geltungsbereich der Kliniken!<br />

■ Keine Arbeitszeitverlängerung!<br />

■ Klarheit bei Befristung: Das unbefristete<br />

Arbeitsverhältnis ist<br />

<strong>di</strong>e Regel!<br />

Nichts Neues am 13. Mai 2009<br />

Einziger Tagesordnungspunkt:<br />

Für welche Kliniken soll der konzernweite<br />

Tarifvertrag gelten?<br />

ver.<strong>di</strong> hat Asklepios aufgefordert,<br />

<strong>di</strong>e gemeinsame <strong>Ver</strong>einbarung<br />

bei Aufnahme der Tarifverhandlungen<br />

umzusetzen und alle<br />

Akut-Kliniken in den Geltungsbereich<br />

aufzunehmen.<br />

Bis zum 15. Juni 2009 wollen <strong>di</strong>e<br />

Arbeitgeber nun klären, ob sie <strong>di</strong>e<br />

Vollmachten der Kliniken dazu<br />

haben oder sie damit wortbrüchig<br />

bleiben und der Vorwurf eines unzuverlässigen<strong>Ver</strong>handlungspartners<br />

bestehen bleibt. ■<br />

Gabriele Gröschl-Bahr, ver.<strong>di</strong>-<br />

Bundesverwaltung<br />

■ 15<br />

Tarifpolitik<br />

GEORG SCHULZE-ZIEHAUS<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

44, S. 18,<br />

43, S. 53,<br />

42, S. 21,<br />

40, S. 26,<br />

38, S. 25,<br />

37, S. 20,<br />

36, S. 25,<br />

35, S. 36 und<br />

32, S. 39/40


Tarifpolitik<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

43, S. 30,<br />

42, S. 22,<br />

40, S. 22 und<br />

39, S. 22<br />

Zum Streikrecht<br />

siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

36, S. 15<br />

Sie suchen<br />

billige<br />

Unterkunft<br />

mit Frühstück?<br />

»Wir waren dabei« –<br />

Beschäftigte der Diakonie wehren sich<br />

Streiken für einen Tarifvertrag<br />

– Arbeitgeber verlegen sich<br />

aufs Drohen<br />

Streik- und Aktionswoche in der<br />

Diakonie: In der ersten Maiwoche<br />

legten über 250 Beschäftigte in<br />

verschiedenen Einrichtungen der<br />

Diakonie <strong>di</strong>e Arbeit nieder. An<br />

Unterstützungsaktionen nahmen<br />

rund 2000 Kolleginnen und Kollegen<br />

teil. Die Diakonie-Beschäftigten<br />

forderten mit den Warnstreiks<br />

<strong>di</strong>e Arbeitgeber auf, mit ver.<strong>di</strong><br />

über einen Tarifvertrag zu verhandeln,<br />

der dem Niveau des Tarifvertrages<br />

für den öffentlichen Dienst<br />

(TVöD) entspricht. Das lehnt der<br />

<strong>Ver</strong>band <strong>di</strong>akonischer Dienstgeber<br />

in Deutschland (VdDD) bisher ab.<br />

»Wer seinem Maultier kein Futter<br />

gibt, geht bald zu Fuß« – das<br />

war eine der Parolen, <strong>di</strong>e Beschäftigte<br />

der Diakonie während der<br />

Aktionstage auf Plakate geschrieben<br />

hatten. Auf anderen stand:<br />

»Gottes Lohn allein macht nicht<br />

satt« oder »Tarifvertrag jetzt –<br />

das Para<strong>di</strong>es später«. Das Ziel<br />

der Aktionen: Ordentliche Lohnerhöhungen<br />

und eine Absicherung<br />

durch einen Tarifvertrag. Die<br />

Arbeitgeber sollen an<br />

den <strong>Ver</strong>handlungstisch<br />

und einen Tarifvertrag<br />

unterschreiben.<br />

■ 16<br />

Wir auch!<br />

Demnächst, nicht nur<br />

zum Kirchentag!<br />

Warum?<br />

■ Weil auch <strong>di</strong>e <strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber Ihres<br />

Gastlandes Bremen uns Beschäftigten <strong>di</strong>e<br />

überfällige Lohnanpassung schul<strong>di</strong>g bleiben.<br />

■ Weil Lohnabschlüsse anderer Sozialverbände<br />

wie z.B. Caritas, öffentlicher Dienst nicht übernommen<br />

wurden.<br />

■ Weil uns <strong>di</strong>e <strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber mit<br />

Einmalzahlungen statt einer Lohnerhöhung<br />

abspeisen.<br />

■ Weil uns <strong>di</strong>e letzte Lohnerhöhung im Juli 2004<br />

gewährt wurde.<br />

■ Weil wir einen Reallohnverlust von über 8% zu<br />

beklagen haben.<br />

Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Stimme!<br />

Tragen Sie unser Anliegen in Ihre<br />

Kirchengemeinden und <strong>di</strong>akonischen Werke!<br />

Lassen wir <strong>di</strong>e <strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber nicht zu<br />

»Billigheimern« verkommen!<br />

v.i.S.d.P. ver.<strong>di</strong> Bremen-Nordniedersachsen,<br />

Uwe Schmid, Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen,<br />

Tel. 0421 / 3301-137, uwe.schmid@ver<strong>di</strong>.de<br />

Herstellung: freeStyle grafik, Hannov<br />

<strong>Ver</strong>einte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Ob Johanneswerk oder das<br />

Ev. Krankenhaus in Bielefeld, ob<br />

Jugend- oder Altenhilfe Birkenhof<br />

in Hannover, ob <strong>di</strong>e Werkstätten<br />

Märkischer Kreis, <strong>di</strong>e Ev. Jugendhilfe<br />

Friedenshort oder <strong>di</strong>e Mosbacher<br />

Anstalten – in sieben Einrichtungen<br />

der Diakonie in drei<br />

Bundesländern kam es zwischen<br />

dem 4. und dem 6. Mai zu Streiks.<br />

»Wir waren dabei«, bilanziert<br />

einer der Teilnehmer den Streik<br />

und lächelt. Wie seine Kolleginnen<br />

und Kollegen, <strong>di</strong>e mitgestreikt haben,<br />

ist er stolz und zufrieden darüber,<br />

dass sie ihren Unmut über<br />

<strong>di</strong>e Haltung der Diakonie als Arbeitgeber<br />

deutlich gemacht haben.<br />

Um was geht es?<br />

Die <strong>di</strong>akonischen Einrichtungen<br />

setzen weiter auf den Dritten<br />

Weg. Das heißt: Sie weigern sich,<br />

Tarifverträge abzuschließen. Die<br />

Beschäftigten werden nach den<br />

Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR)<br />

des <strong>di</strong>akonischen Werkes der<br />

Evangelischen Kirche in Deutschland<br />

(EKD) bezahlt. Seit 2004<br />

wurde <strong>di</strong>e Tabelle nicht mehr erhöht.<br />

Es gab nur Einmalzahlungen.<br />

Die Folge: Krankenschwestern<br />

oder Pfleger, <strong>di</strong>e in einem Krankenhaus<br />

der Diakonie arbeiten,<br />

ver<strong>di</strong>enen deutlich weniger als <strong>di</strong>e<br />

Kolleginnen oder Kollegen eines<br />

städtischen Krankenhauses oder<br />

einer Uniklinik. Am stärksten<br />

benachteiligt aber sind <strong>di</strong>e<br />

geringer qualifizierten Berufsgruppen<br />

und Beschäftigte im<br />

Osten.<br />

Hinzu kommt: In den vergangenen<br />

Jahren schlossen<br />

sich Kliniken der Diakonie zusammen,<br />

wobei <strong>di</strong>e einen nach<br />

TVöD bezahlen, <strong>di</strong>e anderen<br />

Flyer des ver.<strong>di</strong>-Bezirks Bremen-<br />

Nordniedersachsen zum Kirchentag<br />

Soziale Arbeit ist mehr wert<br />

Tarifbewegung Diakonie<br />

Streikrecht ist Grundrecht<br />

Auch für Beschäftigte der Diakonie<br />

ver.<strong>di</strong> hat im August 2008 den Arbeitgeberverband beitgeber wie hier der VdDD<br />

VdDD zu Tarifverhandlungen aufgefordert, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>eser <strong>Ver</strong>handlungen über einen<br />

ablehnte. Deshalb gab es im Oktober erste Warnstreiks. Tarifvertrag ablehnt und<br />

Die Arbeitgeber haben versucht, <strong>di</strong>e Warnstreiks zu ver.<strong>di</strong> <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen<br />

verhindern, in dem sie ihre Mitarbeiter/innen bedroh- für gescheitert erklärt, kann<br />

ten und unter Druck setzten.<br />

ver.<strong>di</strong> jederzeit zum Streik<br />

Man ging sogar so weit, <strong>di</strong>e Teilnahme am Streik als »rechts- aufrufen. Dazu noch einmal<br />

widrig« verbieten zu wollen und drohte mit Abmahnungen bis hin Jürgen Kühling: »Streik im<br />

zu fristlosen Kün<strong>di</strong>gungen unter Missachtung des Grundgesetzes. eigentlichen Sinne ist ein<br />

Dreist behaupteten sie: »Arbeitskampfmaßnahmen in Kirche <strong>Ver</strong>söhnungsmittel, das auf<br />

und Diakonie sind nach herrschender Meinung in Literatur und einen Friedensschluss ausge-<br />

Rechtsprechung unzulässig«.<br />

richtet ist. Denn am Ende eines Streiks steht in der Regel ein von<br />

beiden Seiten akzeptierter Kompromiss«.<br />

Wahr ist: Es gibt bisher keine Rechtsprechung zu Streiks im<br />

Kirchenbereich.<br />

Wahr ist: Wiedergegeben wurde le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e Meinung von<br />

Kirchenjuristen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Meinung der Arbeitgeber<br />

vertreten.<br />

Wahr ist: Harald Schliemann, Richter am Bundesarbeitsgericht<br />

a.D. und Präsident des Kirchengerichtshofes der EKD<br />

sagt dagegen klar und deutlich: das Streikverbot, das<br />

kirchliche Arbeitgeber immer wieder behaupten, ist<br />

juristischer Unsinn.<br />

Wahr ist: Für Dr. Jürgen Kühling, Bundesverfassungsrichter<br />

a.D., ist <strong>di</strong>e Koalitionsfreiheit nach Art. 9 Grundgesetz<br />

ein ganz besonders geschütztes Grundrecht, weshalb<br />

auch <strong>di</strong>e Beschäftigten bei kirchlichen Trägern das<br />

Recht zum Streiken haben.<br />

Das alles scheinen auch <strong>di</strong>e Arbeitgeber zu wissen. Denn es<br />

gab überhaupt keine arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen<br />

bei den Streiks in <strong>di</strong>akonischen Einrichtungen – weder 2001 in<br />

Vlotho, noch 2007 in Stuttgart und auch nicht 2008 in Bielefeld,<br />

Mosbach und Hannover. Nirgendwo haben <strong>di</strong>e Arbeitgeber<br />

versucht, eine Klärung durch ein Gerichtsverfahren herbeizuführen.<br />

Auch <strong>di</strong>e Behauptung der Arbeitgeber, »das Vorgehen von<br />

ver.<strong>di</strong> sei rechtswidrig«, entbehrt jeder Grundlage. Wenn ein Ar-<br />

Wenn ver.<strong>di</strong> zum Streik aufruft, haben alle betroffenen<br />

Arbeitnehmer/innen, auch Nicht-Gewerkschaftsmitglieder,<br />

das Recht, sich an dem Streik zu beteiligen.<br />

Wenn ein Arbeitgeber trotzdem versucht, Mitarbeiter/innen<br />

wegen Teilnahme am Streik zu benachteiligen, wird <strong>di</strong>e Gewerkschaft<br />

ihre Mitglieder schützen und sich mit allen Mitteln gegen<br />

<strong>di</strong>eses rechtswidrige Vorgehen wehren. Als ver.<strong>di</strong>-Mitglied<br />

bekommt man in solchem Fall kompetente Beratung, gewerkschaftlichen<br />

Rechtsschutz und Unterstützung im Betrieb.<br />

Beschäftigte der Diakonie lassen sich ihr Grundrecht<br />

auf Streik nicht nehmen und sich nicht auf das Para<strong>di</strong>es<br />

vertrösten. Sie werden auch in Zukunft an Streiks<br />

teilnehmen, um Tarifverhandlungen und einen guten<br />

Tarifvertrag durchzusetzen. Bange machen gilt nicht!<br />

Gesundheit, Soziale Dienste,<br />

Wohlfahrt und Kirchen<br />

<strong>Ver</strong>einte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

nach AVR. Inzwischen vermischen<br />

sich <strong>di</strong>e Teams. Und so machen<br />

auf einer Station, in einer Einrichtung<br />

Frauen und Männer <strong>di</strong>e gleiche<br />

Arbeit, werden aber unterschiedlich<br />

bezahlt. Das betrifft<br />

auch <strong>di</strong>e neuen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, <strong>di</strong>e nach den niedrigeren<br />

Arbeitsvertragsrichtlinien<br />

bezahlt werden.<br />

V03-0044 Anzeige Streikrecht Kirche.indd 1 20.03.09 11:26<br />

Doch das ist noch nicht alles:<br />

Die Diakonie ist nach wie vor im<br />

Ausgründungsfieber. Vor allem<br />

Servicebetriebe sind davon betroffen.<br />

Zudem greifen <strong>di</strong>e Einrichtungen<br />

auf Leiharbeitsfirmen zurück –<br />

oder sie gründen gar selbst solche<br />

Firmen, dann aller<strong>di</strong>ngs außerhalb<br />

der Diakonie. Unterm Strich senken<br />

sie so <strong>di</strong>e Löhne und schaffen<br />

<strong>di</strong>e betriebliche Altersvorsorge ab.<br />

»Immer wieder appellieren <strong>di</strong>e<br />

Chefs der Diakonie an <strong>di</strong>e Moral<br />

der Beschäftigten, an deren <strong>Ver</strong>antwortung<br />

und an deren Bereitschaft,<br />

sich für <strong>di</strong>e Hilfsbedürftigen<br />

aufzuopfern«, klagt ein<br />

Beschäftigter. Doch für <strong>di</strong>e Diakonie<br />

als Unternehmen gelten solche<br />

Leitsätze offenbar nicht. Dann<br />

zählt nur noch betriebswirtschaftliches<br />

Management, <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>antwortung<br />

für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

wird zur Nebensache.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


Vor dem Johanneswerk in Bielefeld am 6. Mai 2009<br />

Streiks und das große Presseecho<br />

passen den <strong>di</strong>akonischen<br />

Arbeitgebern gar nicht<br />

Deshalb drohten sie – nach der<br />

üblichen Manier: Wer streikt, bekomme<br />

eine Abmahnung, denn<br />

Beschäftigte der Diakonie dürften<br />

gar nicht streiken.<br />

ver.<strong>di</strong> ist sich in Sachen Streikrecht<br />

bei der Diakonie sicher:<br />

»Selbstverständlich dürfen auch<br />

Beschäftigte der Diakonie streiken«,<br />

betont ver.<strong>di</strong>-Chef Frank<br />

Bsirske.<br />

Gelassen sehe er einem Gerichtsurteil<br />

entgegen, das <strong>di</strong>ese Frage<br />

dann letztlich klärt – wenn <strong>di</strong>e<br />

Arbeitgeber ihre Ankün<strong>di</strong>gung<br />

wahr machen und tatsächlich gerichtlich<br />

gegen <strong>di</strong>e Aktionen vorgingen.<br />

Bisher blieb es aber immer<br />

nur bei Drohungen.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Wobei <strong>di</strong>e Diakonie-Chefs auch<br />

2009 mal wieder versuchten,<br />

sich <strong>di</strong>e Situation schön zu reden:<br />

»Die Beteiligung war sehr gering«,<br />

oder: »Eigentlich streike ja niemand«.<br />

Doch tatsächlich blieben<br />

zwei Operationssäle ab 11 Uhr geschlossen.<br />

Und <strong>di</strong>e Produktion in<br />

einer der Werkstätten stand still.<br />

Das war erst der Anfang<br />

Die Beschäftigten jedenfalls werden<br />

nicht locker lassen. Wenn <strong>di</strong>e<br />

Arbeitgeber nicht einlenken, wird<br />

es zu weiteren Aktionen kommen,<br />

auch zu weiteren Streiks. Die Beschäftigten<br />

wollen einen Tarifvertrag,<br />

damit sie für ihre gute Arbeit<br />

auch gutes Geld bekommen. Bisher<br />

– nach dem dritten Weg – vergibt<br />

der Arbeitgeber Almosen. ■<br />

Jana Bender<br />

<strong>Ver</strong>handlungen auf Augenhöhe<br />

unmöglich<br />

Die <strong>Ver</strong>treterinnen und <strong>Ver</strong>treter der<br />

Arbeitnehmerseite in der ARK des Diakonischen<br />

Werkes der Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland warfen im Sommer 2008<br />

<strong>di</strong>e Brocken hin: Faire <strong>Ver</strong>handlungen<br />

über Einkommenserhöhungen auf Augenhöhe<br />

seien in der Arbeitsrechtlichen Kommission<br />

nicht mehr möglich.<br />

Dieses besondere kirchliche Gremium<br />

ist zwar paritätisch besetzt, doch hat <strong>di</strong>e<br />

Arbeitnehmerseite nicht <strong>di</strong>e Durchsetzungsmacht<br />

wie eine Gewerkschaft:<br />

»Die Arbeitgeber nutzen ihre strukturelle<br />

Überlegenheit im so genannten<br />

3. Weg schamlos aus«, heißt es in der<br />

Erklärung der Arbeitnehmerseite vom<br />

8. Oktober 2008.<br />

Wenn <strong>di</strong>e Arbeitnehmerseite nicht<br />

spurt, verändern <strong>di</strong>e Arbeitgeber einfach<br />

<strong>di</strong>e Spielregeln. Das haben sie jetzt angedroht.<br />

Schätzungen zufolge werden etwa<br />

150.000 Beschäftigte bundesweit nach<br />

<strong>di</strong>esen Richtlinien entlohnt, wobei <strong>di</strong>e<br />

Einrichtungen über das gesamte Bundesgebiet<br />

verstreut sind. ■<br />

Gemeinsam für Tarifverträge – Mitarbeitervertretungen<br />

und ver.<strong>di</strong> (April 2009)<br />

Diese und weitere Publikationen gibt es unter<br />

http://gesundheit-soziales.ver<strong>di</strong>.de/kirchen_<strong>di</strong>akonie_caritas/publikationen<br />

»Engel«-Buttons<br />

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dem Motto »Wer zuerst<br />

kommt ...«. Bestellung bitte an<br />

ver<strong>di</strong>@freestylegrafik.de ■<br />

■ 17<br />

Tarifpolitik<br />

JÜRGEN SEIDEL (3)


Tarifpolitik<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

43, S. 46<br />

und 41, S. 41<br />

Hessen-Nassau: »Nachschlag geht immer!«<br />

KollegInnen in Ev. Kirche und<br />

Diakonie von Hessen-Nassau<br />

organisieren Kampagne<br />

Vor mehr als drei Jahren senkten<br />

Kirche und Diakonie in Hessen und<br />

Nassau das Tarifniveau ihrer über<br />

30.000 Beschäftigten durch <strong>di</strong>e<br />

Einführung einer »Kirchlich-Diakonischen<br />

Arbeitsvertragsordnung«<br />

(KDAVO) für Hessen und Nassau<br />

ab. Eine aus Arbeitgebersicht<br />

leichte Aktion, da über <strong>di</strong>e kir-<br />

ARK und KDAVO<br />

Viele Jahre lang waren <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

und <strong>di</strong>e Entlohnung in<br />

Ev. Kirche und Diakonie in Hessen-Nassau<br />

am Tarif des öffentlichen Dienstes orientiert.<br />

Das kirchliche Gremium des »Dritten<br />

Wegs«, <strong>di</strong>e Arbeitsrechtliche Kommission<br />

(ARK), hatte den BAT le<strong>di</strong>glich »abgeschrieben«<br />

und wenige kirchenspezifische<br />

Änderungen eingefügt.<br />

ARK<br />

■ 18<br />

Arbeitsrechtliche Struktur in Hessen Nassau<br />

nach Kirchengesetz (3. Weg)<br />

Arbeitgeberseite<br />

Arbeitnehmerseite<br />

Kirche<br />

5 5<br />

5 5<br />

VkM<br />

GMAV EKHN AGMAV DWHN<br />

TK<br />

ver.<strong>di</strong><br />

cheneigene Arbeitsrechtssetzung<br />

für <strong>di</strong>e Absenkung nur ein Beschluss<br />

ihrer Arbeitsrechtlichen<br />

Kommission (ARK) erforderlich<br />

war. In der saßen als Arbeitnehmervertreter<br />

ausschließlich Mitglieder<br />

des VkM, einer besonders<br />

in Hessen so gut wie mitgliederlosen<br />

<strong>Ver</strong>einigung, <strong>di</strong>e ohne <strong>di</strong>e<br />

massive Unterstüzung durch <strong>di</strong>e<br />

kirchlichen Arbeitgeber nicht existenzfähig<br />

wäre.<br />

Nach drei Jahren KDAVO liegen<br />

<strong>di</strong>e Tarifniveaus in allen wesentlichen<br />

Berufsgruppen nach ver.<strong>di</strong>-<br />

Berechnung inzwischen um 10<br />

und teilweise noch mehr Prozent<br />

unter TVöD-Niveau.<br />

Seit April 2008 hat ver.<strong>di</strong> Hessen<br />

daher den <strong>Ver</strong>such gestartet, unter<br />

anderem auch durch <strong>di</strong>e befristete<br />

Entsendung von ver.<strong>di</strong>-Mitgliedern<br />

in <strong>di</strong>e ARK, den weiteren Abwärtstrend<br />

in Hessen-Nassau zu stop-<br />

Kirchliches Arbeitsrecht in Hessen und Nassau – wie funktioniert das?<br />

Die ARK Hessen-Nassau setzt sich zusammen<br />

aus je zehn <strong>Ver</strong>treterInnen der<br />

Diakonie und je zehn <strong>Ver</strong>treterInnen der<br />

Ev. Kirche, <strong>di</strong>e jeweils zur Hälfte von den<br />

ArbeitnehmerInnen und den Arbeitgebern<br />

entsandt werden (s. Schaubild).<br />

2005 führte <strong>di</strong>e ARK Hessen-Nassau <strong>di</strong>e<br />

Kirchlich-Diakonische Arbeitsvertragsordnung<br />

(KDAVO) ein – ein eigenes <strong>Ver</strong>gütungssystem,<br />

das vollkommen unab-<br />

Diakonie<br />

andere<br />

Mitarbeitervertretungen Mitarbeitervertretungen<br />

MB<br />

pen und <strong>di</strong>e Schere zwischen<br />

KDAVO- und TVöD-Niveau wieder<br />

zu schließen.<br />

Zunächst wurde zwischen ver.<strong>di</strong>-<br />

Landesbezirk, Kirchen- und Diakonieleitung<br />

eine Novellierung des<br />

ARRGs ausgehandelt (»Hammer-<br />

Modell«), mit dem einseitiges<br />

Handeln der Arbeitgeberseite in<br />

der ARK unmöglich geworden<br />

wäre. Diese Novelle wurde aller<strong>di</strong>ngs<br />

absprachewidrig von der Kirchenleitung<br />

nicht in <strong>di</strong>e Frühjahrssynode<br />

von Hessen und Nassau<br />

eingebracht – über <strong>di</strong>e erforderlichen<br />

Konsequenzen im <strong>Ver</strong>hältnis<br />

ver.<strong>di</strong> / Kirchenleitung wird ver.<strong>di</strong><br />

in den nächsten Monaten entscheiden.<br />

In der Tariffrage wählten <strong>di</strong>e<br />

ver.<strong>di</strong>-Mitglieder in Hessen-Nassau<br />

auf einer Mitgliederversammlung<br />

eine Tarifkommission und <strong>di</strong>skutierten<br />

in weiteren regionalen Mit-<br />

hängig vom öffentlichen Dienst verhandelt<br />

wird. Mit einem Schlag wurde das<br />

Niveau um ca. 8% abgesenkt, durch <strong>di</strong>e<br />

Streichung des Urlaubsgeldes, <strong>di</strong>e Kürzung<br />

des Weihnachtsgeldes, <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>längerung<br />

der Arbeitszeit. ■<br />

GMAV und AGMAV<br />

Die GMAV (Gesamt-MAV) der Ev. Kirche<br />

Hessen-Nassau (EKHN) und <strong>di</strong>e AGMAV<br />

(Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen)<br />

des Diakonischen Werkes Hessen-Nassau<br />

(DWHN) sind <strong>di</strong>e jeweiligen<br />

Zusammenschlüsse in <strong>di</strong>esen Bereichen.<br />

Ihre Vorstände werden von den MAVen<br />

bzw. von deren <strong>Ver</strong>treterInnen gewählt. ■<br />

Befristete Mitarbeit von ver.<strong>di</strong><br />

in der ARK<br />

Seit dem 1.4.2008 wird <strong>di</strong>e Arbeitnehmerseite<br />

von 3 <strong>Ver</strong>treterInnen vom<br />

VkM (<strong>Ver</strong>band kirchlicher Mitarbeiter) und<br />

von 7 <strong>Ver</strong>treterInnen von ver.<strong>di</strong> gebildet.<br />

ver.<strong>di</strong> entsendet 5 <strong>Ver</strong>treterInnen für <strong>di</strong>e<br />

Diakonie und 2 für <strong>di</strong>e Kirche.<br />

Die <strong>Ver</strong>teilung der <strong>Ver</strong>treterInnen zwischen<br />

ver.<strong>di</strong> und VkM ermittelt sich anteilig<br />

nach den Mitgliederzahlen, <strong>di</strong>e beide<br />

Organisationen zu Beginn der neuen<br />

Amtsperiode der ARK dem Präses der<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


FREESTYLE<br />

Ein gerechter Lohn fällt nicht vom Himmel<br />

gliederversammlungen eine Tarifforderung<br />

für Hessen-Nassau, <strong>di</strong>e<br />

im Dezember von der Tarifkommission<br />

beschlossen wurde: Ein Nachschlag<br />

von 50 Euro Sockelbetrag<br />

und weiteren 5% linearer Erhöhung<br />

auf <strong>di</strong>e Entgelte der KDAVO-<br />

Tabelle muss ab Januar 2009 kommen,<br />

um <strong>di</strong>e Lücke zum TVöD<br />

wieder zu schließen.<br />

Diese Forderung wurde zum<br />

einen von den ver.<strong>di</strong>-KollegInnen<br />

in der ARK gestellt, zum anderen<br />

wurden aber seit Januar 2009 betriebliche<br />

Aktionen begonnen, um<br />

Druck für <strong>di</strong>e Forderung zu machen.<br />

Synode vorgelegt haben. Welche Personen<br />

in <strong>di</strong>e ARK entsandt werden, beschließen<br />

der Vorstand des VkM bzw. <strong>di</strong>e<br />

ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission.<br />

Die ARK beschließt mit einfacher Mehrheit.<br />

VkM und ver.<strong>di</strong> haben jüngst eine<br />

<strong>Ver</strong>einbarung geschlossen, dass sie nur<br />

gemeinsam in der ARK ihre Stimme abgeben.<br />

D.h.: Wenn <strong>di</strong>e Arbeitnehmerseite<br />

gemeinsam abstimmt, kann sie nicht von<br />

den Arbeitgebern überstimmt werden. In<br />

der Regel übt sich <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite im<br />

gleichen Abstimmungsverhalten.<br />

Werden keine Kompromisse erzielt, entsteht<br />

eine Patt-Situation. Die strittigen<br />

Punkte können von jeder Seite dem<br />

Schlichtungsausschuss zur Entscheidung<br />

vorgelegt werden. Dieser entscheidet mit<br />

einfacher Mehrheit, wobei <strong>di</strong>e<br />

Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag<br />

gibt.<br />

Geht <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite in der<br />

ARK nicht auf Forderungen oder Vorschläge<br />

der Arbeitnehmerseite ein, hat<br />

<strong>di</strong>e Arbeitnehmerseite keine effektive<br />

Möglichkeit, in der ARK ihre Interessen<br />

durchzusetzen. Die Schlichtung wird zu<br />

einem Roulettespiel. Ihr Spruch ist<br />

zudem verbindlich und Endstation der<br />

<strong>Ver</strong>handlungen. ■<br />

Am 19. Mai ruft ver.<strong>di</strong> in Darmstadt<br />

am Sitz der Kirchenverwaltung<br />

zu einer zentralen Demonstration<br />

aller KollegInnen auf. Am<br />

20. Mai wird <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-Forderung<br />

letztmalig in der ARK <strong>di</strong>skutiert.<br />

Gibt es dort keine Lösung, ist allen<br />

Beteiligten klar, dass dann keine<br />

andere Möglichkeit mehr bleibt,<br />

als auch durch Streikaktionen <strong>di</strong>e<br />

berechtigten Forderungen durchzusetzen.<br />

Für <strong>di</strong>e mehr als 7.000 ErzieherInnen<br />

in den kirchlichen KiTas von<br />

Hessen und Nassau ist dabei auch<br />

das Beispiel ihrer KollegInnen in<br />

den kommunalen KiTas hilfreich,<br />

Die ver.<strong>di</strong>-Erfahrungen<br />

sind ernüchternd. Insbesondere <strong>di</strong>e<br />

<strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber verhindern jede<br />

Kompromissfindung bei<br />

■ der Regelung der Einführung des<br />

»Hammermodells« (gemischtes Kommissions-<br />

und <strong>Ver</strong>tragsmodell; siehe<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 41, S. 41),<br />

■ der Bonuszahlung,<br />

■ der Nachschlagsforderung,<br />

■ der Überarbeitung der Eingruppierungsordnung.<br />

Unsere Erfahrung: Ohne Aktivitäten und<br />

Aktionen in den Betrieben bewegt<br />

sich in der ARK nichts. ■<br />

g des ver.<strong>di</strong>-Landesbezirks Hessen, Fachbereich 3, Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77, 60329 Frankfurt. <strong>Ver</strong>antwortlich: Georg Schulze-Ziehaus, Fon 069 / 2569-1321, Fax -1329, georg.schulze-ziehaus@ver<strong>di</strong>.de<br />

le grafik + unidruck, Hannover.<br />

Informationen<br />

für <strong>di</strong>e Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter<br />

in Diakonie und Ev. Kirche<br />

von Hessen und Nassau<br />

■ Während Erzieherinnen in<br />

kommunalen Kindertagesstätten<br />

gerade für eine höhere Bezahlung<br />

im Tarifsystem des öffentlichen<br />

Dienstes demonstrieren, sollen<br />

nach bisherigem Willen der kirch-<br />

lichen Arbeitgeber <strong>di</strong>e Entgelte in<br />

der KDAVO bis April 2010 nicht<br />

mehr angehoben werden!<br />

■ Während im privatisierten<br />

Klinikum der Rhön-AG in Gießen<br />

und Marburg ver.<strong>di</strong> und der Arbeitgeber<br />

gerade eine Erhöhung<br />

der Tarifentgelte zwischen 6,5 und<br />

über 9% ausgehandelt haben,<br />

sollen <strong>di</strong>e Kolleginnen in den Kliniken<br />

der Agaplesion AG bis April<br />

2010 weiter keine Lohnerhöhungen<br />

bekommen, obwohl Agaplesion<br />

noch höhere Gewinne als das<br />

Rhönklinikum erwirtschaftet!<br />

Kolleginnen und Kollegen – <strong>di</strong>es<br />

sind nur zwei von vielen Beispielen,<br />

<strong>di</strong>e Liste der Ungerechtigkeiten<br />

könnten wir weiter fortsetzen.<br />

Doch jetzt ist es Zeit, aufzustehen:<br />

Wir sind keine ArbeitnehmerInnen<br />

zweiter Klasse, nur weil wir<br />

bei Kirche oder Diakonie beschäftigt<br />

sind! Auch wir fordern jetzt<br />

unseren gerechten Lohn ein!<br />

Nachschlag jetzt!<br />

Demonstration für einen gerechten<br />

Lohn in Kirche und Diakonie<br />

von Hessen und Nassau<br />

Dienstag, 19. Mai 2009, 15 Uhr<br />

in Darmstadt, Luisenplatz<br />

Abschlusskundgebung: 16 Uhr<br />

Paulusplatz<br />

Gesundheit, Soziale Dienste<br />

Wohlfahrt und Kirchen<br />

Mai 2009<br />

Für einen gerechten Lohn in Kirche und Diakonie Hessen-Nassau<br />

am 19. Mai 2009 um 15 Uhr<br />

in Darmstadt, Luisenplatz<br />

Liebe Kolleginnen,<br />

liebe Kollegen,<br />

am 20. Mai liegt der Arbeitsrechtlichen<br />

Kommission von Hessen<br />

und Nassau wieder der Antrag von<br />

ver.<strong>di</strong> über eine Erhöhung der Entgelttabellen<br />

der KDAVO zur Beschlussfassung<br />

vor. Wir fordern,<br />

<strong>di</strong>e Entgelttabellen der KDAVO um<br />

einen Nachschlag zu erhöhen:<br />

■ 50 Euro Festbetrag und zusätzlich<br />

5%<br />

■ Keine Anrechnung des Festbetrags<br />

auf den Besitzstand!<br />

Die KDAVO von Hessen und Nassau<br />

liegt nach ver.<strong>di</strong>-Berechnung<br />

inzwischen heute in nahezu allen<br />

wesentlichen Berufsgruppen um<br />

10% und mehr unter dem Niveau<br />

der Tarifverträge von öffentlichen<br />

Trägern, Caritas oder Wohlfahrts-<br />

verbänden. Und <strong>di</strong>e Schere klafft<br />

immer weiter auseinander:<br />

■ Während nach den Tarifverträgen<br />

für öffentliche Träger bezahlte<br />

KollegInnen von 2008 bis 2009<br />

Tariferhöhungen von rund 8% hatten,<br />

stiegen <strong>di</strong>e KDAVO-Entgelte<br />

im gleichen Zeitraum um nominal<br />

5%, für alle Empfänger von Besitzstandszulagen<br />

– das ist <strong>di</strong>e<br />

Mehrheit der Beschäftigten –<br />

nur um 2,5%.<br />

Mitfahrgelegenheiten zur Demonstration<br />

können über <strong>di</strong>e MAV<br />

oder <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-Geschäftsstellen<br />

organisiert werden!<br />

<strong>Ver</strong>einte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Hessen<br />

AGMAV<br />

GMAV<br />

<strong>di</strong>e mit Arbeitsniederlegungen<br />

für bessere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

kämpfen.<br />

Warum, so fragen sich berechtigterweise<br />

jetzt viele KollegInnen<br />

in den kirchlichen Einrichtungen,<br />

können wir das nicht auch, wo wir<br />

doch noch weniger ver<strong>di</strong>enen? In<br />

den USA würde man jetzt antworten<br />

»Yes, we can«. Wir dürfen<br />

also gespannt sein, wie es in Hessen-Nassau<br />

weiter geht. ■<br />

Georg Schulze-Ziehaus, ver.<strong>di</strong><br />

Hessen<br />

Weitere Infos<br />

www.nachschlag-hessen.ver<strong>di</strong>.de<br />

Nicht jammern<br />

– organisieren!<br />

Gesundheit, Soziale Dienste<br />

Wohlfahrt und Kirchen<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 19<br />

<strong>Ver</strong>einte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Hessen<br />

Tarifpolitik<br />

ERHARD SCHLEITZER (3)


Tarifpolitik<br />

Diakonie Niedersachsen:<br />

Tarifeinigung in letzter Sekunde!<br />

Mitgliederversammlung der<br />

agmav billigt einstimmig das<br />

<strong>Ver</strong>handlungsergebnis<br />

Am 30. April sind <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen<br />

um eine Entgelterhöhung<br />

der 36.000 Beschäftigten der Diakonie<br />

in Niedersachsen erfolgreich<br />

abgeschlossen worden. Die Einigung<br />

war möglich, nachdem <strong>di</strong>e<br />

Arbeitgeber ihre Forderung nach<br />

der 39-Stunden-Woche aufgegeben<br />

hatten. Daraufhin trat <strong>di</strong>e<br />

Arbeitsrechtliche Kommission<br />

(ARK) am 30. April noch einmal<br />

in <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen ein. Spät<br />

abends konnte dann ein für beide<br />

Seiten tragfähiger Kompromiss<br />

erzielt werden.<br />

In der Mitgliederversammlung<br />

der agmav am 4. Mai wurde das<br />

<strong>Ver</strong>handlungsergebnis vorgestellt<br />

und nach intensiver Diskussion gebilligt.<br />

Das Ergebnis<br />

beinhaltet eine durchschnittliche<br />

tabellenwirksame Entgelterhöhung<br />

von über 5% und setzt sich wie<br />

folgt zusammen:<br />

■ Einmalzahlung für alle Mitarbeitenden:<br />

70 Euro<br />

■ Ab 1.3.2009 Erhöhung der<br />

Entgelttabelle um einen Sockelbetrag<br />

von 23 Euro = +0,92%<br />

(bei E 7)<br />

■ Entgelterhöhung ab 1.3.2009:<br />

+2,7%; ab 1.3.2010: +1,5%<br />

Hans-Peter Hoppe ist der Vorsitzende<br />

des Arbeitgeberverbandes<br />

■ 20<br />

■ In der Altenhilfe werden <strong>di</strong>e<br />

Prozentwerte für 2009 und 2010<br />

umgedreht. Per Dienstvereinbarung<br />

ist <strong>di</strong>e Erhöhung wie oben<br />

beschrieben möglich.<br />

■ Auszubildende ab 1.3.2009:<br />

50 Euro; ab 1.3.2010: +1,5%<br />

■ Das Entgelt für Ärzte wird<br />

auf das Niveau des Tarifvertrages<br />

VKA/MB angehoben.<br />

■ Für Pflegekräfte im Funktions<strong>di</strong>enst<br />

(OP/ANÄ) wird zukünftig<br />

für geleistete Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />

an Feiertagen, <strong>di</strong>e auf einen Werktag<br />

fallen, ein Zeitzuschlag von<br />

25% gewährt.<br />

■ Die Arbeitszeit bleibt bei<br />

38,5 Std./Woche.<br />

■ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

haben wie bisher Anspruch<br />

auf eine Jahressonderzahlung.<br />

■ In Einrichtungen mit einem<br />

negativen Jahresergebnis kann <strong>di</strong>e<br />

Jahressonderzahlung (wie bisher)<br />

gekürzt werden.<br />

■ Die Voraussetzungen in § 24<br />

Abs. 5 zur Feststellung des Jahresergebnisses<br />

werden klarer gefasst.<br />

Wichtig und neu ist, dass bei<br />

Streitigkeiten über ein negatives<br />

Betriebsergebnis zukünftig ein<br />

durch <strong>di</strong>e ARK-Nds. bestellter neutraler<br />

Wirtschaftsprüfer entscheidet.<br />

Ab 2010 kann <strong>di</strong>e Jahressonderzahlung<br />

um bis zu 60%<br />

(bisher 40%) gekürzt werden. Ein<br />

Mindestbetrag von 700 Euro ist<br />

garantiert.<br />

■ Laufzeit bis 31.12.2010.<br />

Mit <strong>di</strong>esem Ergebnis halten wir<br />

Anschluss an <strong>di</strong>e allgemeine Tarifentwicklung<br />

im öffentlichen<br />

Dienst (vergleichbar mit TV-L).<br />

Die Mitarbeiter der Diakonie in<br />

Niedersachsen sind nicht von der<br />

allgemeinen Einkommensentwicklung<br />

abgekoppelt worden. Es ist<br />

uns gelungen, <strong>di</strong>e unteren Entgeltgruppen<br />

stärker als <strong>di</strong>e oberen<br />

Entgeltgruppen anzuheben. Damit<br />

haben wir unsere wesentlichen<br />

Ziele der Tarifrunde erreicht.<br />

Wir bedanken uns bei allen Aktiven<br />

für <strong>di</strong>e Unterstützung während<br />

der Tarifauseinandersetzung.<br />

Ohne eure Aktionen wäre <strong>di</strong>eses<br />

Ergebnis nicht möglich gewesen.<br />

Die Tarifrunde hat aber auch gezeigt,<br />

dass wegen der sich weiter<br />

verschärfenden Wettbewerbsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

<strong>di</strong>e kirchliche Arbeitsrechtsregelung<br />

an ihre Grenzen<br />

stößt. Ein Interessenausgleich<br />

über <strong>di</strong>esen Weg wird in Zukunft<br />

nicht mehr möglich sein. ■<br />

Manfred Freyermuth, Vorsitzender<br />

der agmav Niedersachsen<br />

(Arbeitsgemeinschaft der MitarbeiterInnenvertretungen<br />

in den Diakonischen<br />

Werken Niedersachsens)<br />

Weitere Infos unter www.ag-mav.de<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


Kranken- und AltenpflegerInnen beklagen<br />

schlechte Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

DGB-Index »Gute Arbeit«<br />

– Sonderauswertung<br />

Die Arbeits- und Entlohnungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

in der Alten- und<br />

Krankenpflege werden im bundesweiten<br />

<strong>Ver</strong>gleich aller Berufsgruppen<br />

deutlich schlechter als<br />

der Durchschnitt beurteilt.<br />

In der Krankenpflege beschreiben<br />

47 Prozent der Beschäftigten<br />

Arbeit und Entlohnung le<strong>di</strong>glich<br />

als »mittelmäßig«, 46 Prozent<br />

sogar als »schlecht«. In der Altenpflege<br />

betrachten sogar 52 Prozent<br />

der Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer Arbeit und Einkommen<br />

als »schlecht«, weitere<br />

36 Prozent als »mittelmäßig«.<br />

Das ist das Ergebnis einer Sonderauswertung<br />

des DGB-Indexes<br />

»Gute Arbeit« im Auftrag von<br />

ver.<strong>di</strong>.<br />

Im Einzelnen bemängeln <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

in der Krankenpflege<br />

vor allem <strong>di</strong>e schlechte Bezahlung<br />

– 40 Prozent beziehen Bruttoeinkommen<br />

von unter 2.000 Euro –,<br />

<strong>di</strong>e belastende Arbeitsintensität<br />

und <strong>di</strong>e zu geringen Aufstiegsmöglichkeiten.<br />

Die Auswertungen für <strong>di</strong>e Alten- und Krankenpflege<br />

gibt es als PDF zum Download unter<br />

https://presse.ver<strong>di</strong>.de/aktuelle-themen/pflege<strong>di</strong>enste<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Diese Einschätzungen decken<br />

sich mit den Bewertungen der Altenpflegeberufe,<br />

wo sogar 72 Prozent<br />

Altenpflegerinnen und -pfleger<br />

weniger als 2.000 Euro brutto<br />

monatlich erhalten; und 48 Prozent<br />

trotz Vollzeitarbeit zu prekären<br />

Löhnen von weniger als 1.500<br />

Euro brutto monatlich arbeiten<br />

müssen.<br />

Dennoch ist der Arbeitseinsatz<br />

beider Berufsgruppen unverändert<br />

hoch: Die Vollzeitbeschäftigten in<br />

der Krankenpflege überschreiten<br />

<strong>di</strong>e vereinbarte Wochenarbeitszeit<br />

(40,1 Std. Männer, 39,1 Std.<br />

Frauen) im Schnitt um rund zehn<br />

Prozent, in der Altenpflege sind es<br />

sogar elf Prozent.<br />

Angesichts von Arbeitsbelastung<br />

und Arbeitszeit sind beide Berufsgruppen<br />

konsequenterweise skeptisch,<br />

was ihre künftige Berufsfähigkeit<br />

angeht: 51 Prozent der<br />

Beschäftigten in der Altenpflege<br />

glauben nicht, dass sie ihre Tätigkeit<br />

bis zum Rentenalter ausüben<br />

können; in der Krankenpflege sind<br />

es sogar 57 Prozent.<br />

»Die Arbeitsbelastung in den<br />

Pflegeberufen ist nur noch schwer<br />

erträglich. Immer weniger Menschen<br />

ergreifen <strong>di</strong>esen schlecht<br />

bezahlten Stress-Beruf. Ein Pflegenotstand<br />

ist nur noch abwendbar,<br />

wenn deutlich mehr Personal zur<br />

ARBEITSQUALITÄT<br />

… aus Sicht von Krankenpfleger/innen<br />

Schlechte<br />

Arbeit<br />

46 %<br />

7%<br />

Bewältigung der Arbeit eingestellt,<br />

<strong>di</strong>e Arbeitsbelastung drastisch<br />

reduziert und <strong>di</strong>e Einkommensbe<strong>di</strong>ngungen<br />

spürbar verbessert<br />

werden«, resümierte ver.<strong>di</strong>-<br />

Bundesvorstandsmitglied Ellen<br />

Paschke. ■<br />

Gabriele Feld-Fritz, ver.<strong>di</strong>-<br />

Bundesverwaltung<br />

www.dgb-index-gute-arbeit.de<br />

Mehr unter www.ver<strong>di</strong>-gute-arbeit.de<br />

Siehe auch den Literaturtipp »Gute Arbeit 2009«<br />

in <strong>di</strong>esem <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>.<br />

Gute Arbeit<br />

47 %<br />

Mittlere<br />

Arbeit<br />

■ 21<br />

Berufspolitik<br />

VER.DI NEWS 6, 25. APRIL 2009, S. 5


Der ganz normale Wahnsinn<br />

Berufspolitik<br />

GERD ALTMANN / PIXELIO.DE<br />

Ein Nacht<strong>di</strong>enst<br />

auf der Intensivstation<br />

Es ist 20.15 Uhr und ich fahre<br />

zum Nacht<strong>di</strong>enst auf <strong>di</strong>e Intensivstation.<br />

Was mag mich heute erwarten?<br />

Durch Krankheit und Stellenreduzierungen<br />

sind 3 gesperrte<br />

Betten (von insgesamt 23 Betten<br />

plus 1 Akutbett) und 7 MitarbeiterInnen<br />

(statt 8 bis 9 MitarbeiterInnen)<br />

zum Standard geworden.<br />

In <strong>di</strong>eser Nacht liegen bei uns<br />

20 PatientInnen, 14 davon beatmet.<br />

Eine Patientin mit einem<br />

nichtinvasiven Beatmungshelm.<br />

Diese Form der Beatmung erfordert<br />

eine besonders zeitbindende<br />

Betreuung.<br />

Zudem sind drei Zimmer von<br />

Isolierungsmaßnahmen wegen<br />

hochresistenter Keime betroffen.<br />

Das bedeutet, dass jede MitarbeiterIn,<br />

<strong>di</strong>e das Zimmer betritt,<br />

vorher Haube, Mundschutz,<br />

Kittel und Handschuhe anziehen<br />

muss.<br />

■ 22<br />

Für <strong>di</strong>ese Nacht heißt das: Eine<br />

Mitarbeiterin versorgt drei PatientInnen,<br />

teilweise isoliert und häufig<br />

alle drei beatmet und instabil.<br />

Der Dienst beginnt schon sehr<br />

unruhig, denn ein Notfallpatient<br />

muss im so genannten »Akutraum«<br />

versorgt werden.<br />

Parallel dazu müssen auf der<br />

internistischen Seite zwei PatientInnen<br />

plötzlich und schnell auf<br />

<strong>di</strong>e Peripherie verlegt werden,<br />

denn in der Ambulanz warten bereits<br />

zwei neue PatientInnen. Da<br />

es keine Hauptnachtwache mehr<br />

gibt, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>ese Aufgabe früher<br />

übernommen hat, wird von der<br />

zustän<strong>di</strong>gen Kollegin von Intensiv<br />

erwartet, dass sie <strong>di</strong>e PatientInnen<br />

selbst auf <strong>di</strong>e periphere Station<br />

bringt. Dies ist bei den alten Betten<br />

im Haus nicht alleine möglich,<br />

so dass eine zweite Pflegekraft<br />

mitfahren muss. Dies bedeutet,<br />

dass für <strong>di</strong>esen Zeitraum nur noch<br />

fünf KollegInnen auf Station anwesend<br />

sind.<br />

PROGNOST (5)<br />

Als wir wieder auf der Intensiv<br />

ankommen und <strong>di</strong>e zweite <strong>Ver</strong>legung<br />

in Angriff nehmen wollen,<br />

steht schon der erste Patient aus<br />

der Notaufnahme auf Station. Dieser<br />

muss zunächst auf dem Flur<br />

warten, da das Zimmer noch nicht<br />

gereinigt ist. Dies fällt zusätzlich<br />

in unsere Tätigkeit, wenn wir<br />

nachts PatientInnen verlegen.<br />

Ich nehme den Patienten auf<br />

und meine Kollegin sucht sich<br />

Hilfe, um den zweiten Patienten<br />

auf <strong>di</strong>e Station zu fahren.<br />

Zwischenzeitlich wird der Notfallraum<br />

für eine weitere neue<br />

Patientin mit <strong>Ver</strong>dacht auf Meningitis<br />

benötigt. Dies hat zur Folge,<br />

dass der dort eigentlich liegende<br />

Patient schnellstens auf <strong>di</strong>e Peripherie<br />

verlegt werden muss, was<br />

natürlich wieder von uns erwartet<br />

wird.<br />

Nachdem alle neu angekommen<br />

PatientInnen fürs Erste versorgt<br />

sind, ist es mittlerweile schon kurz<br />

vor Mitternacht. Jetzt sehe ich<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


zum ersten Mal seit meiner kurzen<br />

Übergabe meine anderen PatientInnen,<br />

<strong>di</strong>e bisher von mir nicht<br />

versorgt werden konnten. Alle anfallenden<br />

Routinetätigkeiten sind<br />

bisher nicht durchführbar gewesen<br />

und müssen jetzt in Angriff genommen<br />

werden.<br />

Dazu zählen u.a. Wechsel der<br />

Infusionstherapie, Blutentnahmen,<br />

Me<strong>di</strong>kamentengabe, alle standardmäßigen<br />

pflegerischen Tätigkeiten,<br />

wie Lagern, Mundpflege und<br />

<strong>di</strong>e stündliche Vitalzeichenkontrolle<br />

und -dokumentation. Die<br />

KollegInnen waren netterweise so<br />

umsichtig und haben letztere für<br />

mich und meine Kollegin durchgeführt.<br />

Als ich mein aufgelaufenes Arbeitspensum<br />

abgearbeitet habe,<br />

ist es mittlerweile 2 Uhr und ich<br />

denke das erste Mal daran, etwas<br />

zu trinken. Kaum ist <strong>di</strong>e Wassertasse<br />

gefüllt, geht der »Lenore«-<br />

Notruf bei uns ein. Im Nacht<strong>di</strong>enst<br />

ist es üblich, dass primär <strong>di</strong>e KollegInnen<br />

der Intensivstation mitlaufen<br />

und <strong>di</strong>e Anästhesiepflege<br />

nachkommt und auslöst.<br />

Diese Nacht werden beim Notfall<br />

auf Station viele Hände gebraucht,<br />

so dass ich auch nach<br />

Eintreffen der Anästhesie bei der<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Reanimation weiter helfe. Nach<br />

über 30 Minuten gehe ich zurück<br />

auf <strong>di</strong>e Intensiv und berichte<br />

meinen KollegInnen, dass <strong>di</strong>eser<br />

Patient beatmet zu uns kommt.<br />

Da wir kein sauberes Beatmungsgerät<br />

mehr zur <strong>Ver</strong>fügung haben,<br />

müssen wir das Gerät eines überwiegend<br />

spontan atmenden Patienten<br />

nehmen und kurzfristig<br />

aufbereiten. Damit haben wir<br />

15 Beatmungen und ein offiziell<br />

aus Personalmangel gesperrtes<br />

Bett belegen müssen, ohne<br />

dass wir eine PatientIn verlegen<br />

können.<br />

Denn der einzig zu verlegende<br />

Patient müsste in ein externes<br />

Krankenhaus auf eine andere Intensivstation<br />

verlegt werden, was<br />

man nachts natürlich nicht machen<br />

möchte. Inzwischen ist es<br />

4 Uhr: So lange hat <strong>di</strong>e Erstversorgung<br />

des reanimierten Patienten<br />

gedauert.<br />

Über eine eventuelle <strong>Ver</strong>legung<br />

können wir uns auch gar keine<br />

Gedanken machen, denn zeitgleich<br />

extubiert sich ein anderer<br />

Patient im Tbc-Zimmer. Nach er-<br />

folgter Reintubation ist es dann<br />

auch mittlerweile 5 Uhr.<br />

Da sich der Zustand der Patientin<br />

im Akutraum zwischendurch<br />

verschlechtert, wird abgeklärt, ob<br />

<strong>di</strong>ese intubiert und beatmet werden<br />

muss. Dies wird letztlich nicht<br />

für sofort notwen<strong>di</strong>g gehalten.<br />

Bei einer anderen Entscheidung<br />

hätten wir uns ein Narkosegerät<br />

aus dem OP holen müssen, da wir<br />

kein Beatmungsgerät mehr haben.<br />

Neben all <strong>di</strong>esen Akuttätigkeiten<br />

müssen natürlich auch alle standardmäßigen<br />

Aufgaben durchgeführt<br />

werden, denn <strong>di</strong>e PatientInnen<br />

betten, lagern und säubern<br />

sich nicht allein. Pflegerische Qualität<br />

geht in <strong>di</strong>eser Nacht verloren,<br />

da ich Prioritäten setzen muss.<br />

Meinen Bedürfnissen und Ansprüchen<br />

an eine fachgerechte Pflege<br />

kann ich in <strong>di</strong>esem Dienst nicht<br />

nachkommen.<br />

Die Nacht ist vorbei, administrative<br />

Tätigkeiten, wie Auffüllen von<br />

Arbeitsmaterial, Leeren der Wäschesäcke<br />

usw. bleiben für den<br />

Früh<strong>di</strong>enst liegen. Auch <strong>di</strong>e Notfallwagen<br />

sind noch nicht aufbereitet.<br />

Um sechs Uhr übergibt der<br />

Nacht<strong>di</strong>enst <strong>di</strong>e Station an einen<br />

genauso schlecht besetzten Früh<strong>di</strong>enst.<br />

Wenn solche Nächte <strong>di</strong>e Ausnahme<br />

wären, wäre es nur ein<br />

unruhiger Dienst … aber leider<br />

häufen sie sich durch <strong>di</strong>e extrem<br />

enge Personalsituation. ■<br />

PrognOST, Zeitschrift der ver.<strong>di</strong>-<br />

Betriebsgruppe im Klinikum<br />

Bremen-Ost, April 2009, S. 2f.<br />

■ 23<br />

Berufspolitik


Internationales<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

44, S. 24<br />

Änderung der EU-Arbeitszeitrichtlinie<br />

ist gescheitert<br />

Nachdem das Europaparlament<br />

im Dezember 2008 mit absoluter<br />

Mehrheit den Standpunkt des<br />

Ministerrates zur EU-Arbeitszeitrichtlinie<br />

abgelehnt hatte, war es<br />

zum <strong>Ver</strong>mittlungsverfahren gekommen<br />

Das Europaparlament forderte:<br />

»Der gesamte Bereitschafts<strong>di</strong>enst,<br />

einschließlich der inaktiven Zeit,<br />

wird als Arbeitszeit angesehen«.<br />

Außerdem sollen Opt outs innerhalb<br />

von 3 Jahren auslaufen und<br />

damit <strong>di</strong>e maximale wöchentliche<br />

EU-Parlament: Tödliche Zwischenfälle in<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>n verringern<br />

Bei 6,7 bis 15 Millionen Krankenhauspatienten<br />

und mehr als 37<br />

Millionen me<strong>di</strong>zinisch behandelten<br />

Patienten in der Europäischen<br />

Union kommt es während ihrer<br />

regulären Behandlung zu gesundheitsschä<strong>di</strong>genden<br />

Zwischenfällen,<br />

konstatiert das Europäische Parlament.<br />

Ungefähr jeder zwanzigste<br />

Patient – das sind 4,1 Millionen<br />

Patienten jährlich – erkrankt an<br />

einer gefährlichen Infektion, an<br />

der jährlich ca. 37.000 Menschen<br />

sterben.<br />

Die Abgeordneten verlangen<br />

deshalb in einem Bericht »zur<br />

Sicherheit der Patienten unter Einschluss<br />

der Prävention und Eindämmung<br />

von therapieassoziierten<br />

Infektionen« von den Mitgliedstaaten<br />

Maßnahmen, um <strong>di</strong>e in<br />

<strong>Ver</strong>bindung mit der Behandlung<br />

stehenden gesundheitsschä<strong>di</strong>genden<br />

Zwischenfälle um 20% zu<br />

verringern. Anvisiert wird <strong>di</strong>ese<br />

<strong>Ver</strong>ringerung bis 2015, das sind<br />

900.000 Fälle jährlich.<br />

■ 24<br />

Arbeitszeit tatsächlich auf 48 Stunden<br />

begrenzt sein.<br />

Im April 2009 sind <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen<br />

im <strong>Ver</strong>mittlungsausschuss<br />

zur möglichen Änderung bzw. <strong>Ver</strong>schlechterung<br />

der Arbeitszeitrichtlinie<br />

zumindest in <strong>di</strong>eser Legislaturperiode<br />

des Europarlamentes<br />

gescheitert.<br />

Dies bedeutet, dass <strong>di</strong>e bestehende<br />

Richtlinie nicht geändert<br />

wird. Es kommt zu keiner weiteren<br />

Flexibilisierung bzw. der Einführung<br />

von inaktiven Zeitanteilen.<br />

Abgesehen davon stellt <strong>di</strong>e unzureichende<br />

Sicherheit der Patienten<br />

ein schwerwiegendes Problem<br />

der öffentlichen Gesundheit und<br />

auch eine hohe finanzielle Belastung<br />

der sehr begrenzten Gesundheitsbudgets<br />

dar.<br />

In dem von Berichterstatterin<br />

Amalia Sartori (EVP-ED, Italien)<br />

vorgelegten Bericht stimmen <strong>di</strong>e<br />

Abgeordneten überein, dass<br />

Patienten besser informiert werden<br />

müssen, unter anderem über<br />

Sicherheitsniveaus sowie Beschwerde-<br />

und Rechtsbehelfsmöglichkeiten.<br />

Auch <strong>di</strong>e Einstellung von mehr<br />

spezialisiertem Pflegepersonal ist<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Zur wirksamen Infektionskontrolle<br />

ist eine spezialisierte Krankenpflegekraft<br />

je 250 Krankenhausbetten<br />

notwen<strong>di</strong>g.<br />

Generell wird vom Parlament<br />

eine angemessene Aus- und<br />

Weiterbildung aller im Gesundheitswesen<br />

beschäftigten Arbeitskräfte<br />

gefordert, damit <strong>di</strong>ese beispielsweise<br />

me<strong>di</strong>zinische Geräte<br />

Leider kommt es aber auch nicht<br />

zum Auslaufen der Opt-out-Regelungen.<br />

■<br />

Dirk Völpel-Haus, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />

korrekt be<strong>di</strong>enen können. Des<br />

Weiteren fordern <strong>di</strong>e Abgeordneten,<br />

dass jeder Ausbruch therapieassoziierter<br />

Infektionen an das<br />

Europäische Zentrum für <strong>di</strong>e Prävention<br />

und Eindämmung von<br />

Krankheiten gemeldet wird.<br />

521 Abgeordnete stimmten für<br />

den Bericht, 6 dagegen, 5 enthielten<br />

sich der Stimme. ■<br />

Pressemitteilung des Europaparlaments<br />

vom 23.4.2009 zum<br />

Bericht »Sicherheit der Patienten«<br />

(A6-0239/2009), www.europarl.de/<br />

presse/pressemitteilungen<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

KADE LORCH, HANNOVER (2)


Leserbrief Personalvertretung:<br />

Vom Co-Management zur Opposition?<br />

Von der Politik gewollt – von Arbeitgebern erwartet<br />

Eine aktuelle Situationsanalyse der betrieblich gelebten Kultur im<br />

öffentlichen Dienst anhand der Leitungen und Personalvertretungen<br />

in NRW und der Novellierung des Landespersonalvertretungsgesetzes.<br />

Zurück in <strong>di</strong>e Zukunft, bevor <strong>di</strong>e Finanzkrise im vollen Umfang auch den<br />

öffentlichen Dienst erreicht?<br />

Für Beschäftigte, Personalräte<br />

und Leitungen war lange Zeit klar:<br />

Regierung sind <strong>di</strong>e Arbeitgeber<br />

(Leitungen), Personalräte sind <strong>di</strong>e<br />

Opposition. Wie in der Politik wurden<br />

Vorschläge beidseitig vorerst<br />

torpe<strong>di</strong>ert, negativ bewertet und<br />

deutliche <strong>Ver</strong>besserung der Vorschläge<br />

gefordert. Die Muskelspiele<br />

der Macht auf beiden Seiten<br />

folgten. In der Konsequenz wurden<br />

Maßnahmen im Sinne der Beschäftigten<br />

und der entsprechenden<br />

Dienststellen verzögert oder<br />

gar nicht erst umgesetzt. Die zumeist<br />

öffentlich geführten Auseinandersetzungen<br />

führten nicht selten<br />

zur Stimmungsmache in den<br />

Betrieben und prägten <strong>di</strong>e Kultur<br />

des Arbeitsalltages.<br />

Immer deutlicher wurde mit der<br />

Zeit, dass <strong>di</strong>e gelebte vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit ein vorteilhaftes<br />

Mittel für <strong>di</strong>e erfolgreiche<br />

Arbeit im Ganzen und für <strong>di</strong>e positive<br />

Grundstimmung im Allgemeinen<br />

sorgte. Arbeitgeber und<br />

Leitungen erkannten, dass Personalräte<br />

weit nützlicher sein können,<br />

um ihnen bei unpopulären<br />

Maßnahmen stützend zur Seite zu<br />

stehen. Personalräte lernten, dass<br />

das Mitgestalten eine weit erfolgversprechendere<br />

Alternative zum<br />

Wohle der Kolleginnen und Kollegen<br />

erbrachte. Es entwickelte sich<br />

eine Zusammenarbeit, in der auf<br />

Augenhöhe gestaltet wurde, gemeinsam<br />

statt gegeneinander. Alsbald<br />

wurde das Mitgestalten der<br />

Personalräte als Co-Management<br />

weitgehend anerkannt.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Die Landesregierung NRW – gewohnt<br />

in Regierung und Opposition<br />

zu unterscheiden und scheinbar<br />

verhaftet im althergebrachten<br />

Handeln – novellierte das Landespersonalvertretungsgesetz.<br />

Sie<br />

entzog den Beschäftigten eine<br />

Vielzahl ihrer Rechte und änderte<br />

das Gesetz so, dass den Personalräten<br />

eine <strong>di</strong>rekte <strong>Ver</strong>tretung ihrer<br />

Kolleginnen und Kollegen in maßgeblichen<br />

Angelegenheiten kaum<br />

oder gar nicht mehr möglich ist.<br />

Schlimmer noch, sie verordnete<br />

den Arbeitgebern keinerlei Spielräume<br />

für ihre Dienststellen, wie<br />

sie mit demokratisch gewählten<br />

Interessenvertretungen verfahren<br />

können. Der Gipfel, <strong>di</strong>e Politik gab<br />

den Arbeitgebern das Recht, den<br />

demokratisch gewählten Personalrat<br />

aus dem Personalrat auszuschließen.<br />

All das, was sich in jahrelanger<br />

Arbeit in den Dienststellen zum<br />

Co-Management entwickelte, mit<br />

all seinen positiven Aspekten und<br />

jenseits der Gesetzeslage, wurde<br />

Kraft Gesetz ad absurdum geführt.<br />

Herrschaftsdenken wurde von der<br />

Politik gewollt und jetzt auch wieder<br />

von den Arbeitgebern erwartet.<br />

Zurück ins Mittelalter per Gesetz.<br />

Jetzt, nach einem guten Jahr<br />

<strong>di</strong>eser Novellierung, zeigen sich<br />

<strong>di</strong>e ersten Auswirkungen. Neben<br />

der geringeren, rechtlich formellen<br />

Beteiligungsverfahren, scheint<br />

eine neue Qualität der vertrauensvollen<br />

Zusammenarbeit Einzug zu<br />

halten. Informationen jeglicher Art<br />

fließen sehr zäh, müssen mühevoll<br />

ernervt werden oder werden nicht<br />

erteilt. Bei den Interessenvertretungen<br />

macht sich bereits Frust<br />

breit. Degra<strong>di</strong>ert durch <strong>di</strong>e neue<br />

Rechtslage, zusehend dass <strong>di</strong>e Kolleginnen<br />

und Kollegen leiden müssen<br />

ohne sich einsetzen zu dürfen<br />

und ungewöhnlich das Gefühl vermittelt<br />

zu bekommen, ihr werdet<br />

dumm sterben. Ohne umfassende<br />

aktuelle Informationen wird <strong>di</strong>e<br />

Mitgestaltung zum Mitwurschteln,<br />

verbunden mit der scheinbar unausweichlichen<br />

Prognose, dass das<br />

Co-Management Geschichte und<br />

<strong>di</strong>e Oppositionsarbeit realistische<br />

Zukunft wird.<br />

Der Pfad des konstruktiven Dialoges<br />

ist ins Schlingern geraten,<br />

<strong>di</strong>e Zusammenarbeit auf Augenhöhe<br />

nur noch mit Hilfsmitteln zu<br />

erreichen. Eine Situation, <strong>di</strong>e<br />

unterschiedlich aufgefasst und<br />

verarbeitet wird, verschiedenste<br />

Reaktionen hervorruft und Gefahr<br />

läuft, <strong>di</strong>e demokratisch legitimierte<br />

Macht der Interessenvertretungen<br />

in den Vordergrund treten<br />

zu lassen. Die langfristige Konsequenz<br />

wäre fatal: Regierung und<br />

Opposition – zurück in <strong>di</strong>e Zukunft.<br />

Vor dem Hintergrund der Finanzkrise,<br />

dessen katastrophalen Auswirkungen<br />

auf <strong>di</strong>e freie Wirtschaft<br />

und somit der Beschäftigten vor<br />

der Bundestagswahl wohl kaum in<br />

Gänze für uns zu erfassen ist, ist<br />

das Zusammenspiel von Leitung<br />

■ 25<br />

Deutschland<br />

FREESTYLE


Deutschland<br />

und Interessenvertretung von herausragender<br />

Bedeutung. Das was<br />

sich derzeit in der freien Wirtschaft<br />

abzeichnet und noch nicht<br />

den Höhepunkt erreicht hat, wird<br />

den öffentlichen Dienst ebenfalls<br />

in gnadenloser Härte treffen –<br />

aller<strong>di</strong>ngs erst ab 2011.<br />

Die Einnahmen der öffentlichen<br />

Haushalte werden dramatisch einbrechen,<br />

erneut werden Privatisierung,<br />

Stellenstreichung und auch<br />

betriebsbe<strong>di</strong>ngte Kün<strong>di</strong>gungen auf<br />

<strong>di</strong>e Tagesordnung kommen. Was<br />

wird, was will sich der Staat noch<br />

leisten, ist unter der scheinbar in<br />

weiten Teilen gescheiterten Prämisse<br />

»Privat vor Staat«, gemeinsam<br />

zu klären.<br />

Schaffen wir es nicht, <strong>di</strong>e vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit<br />

zwischen Arbeitgeber und Perso-<br />

BAG: Boni für Gewerkschaftsmitglieder<br />

zulässig<br />

»Differenzierungsklauseln« in<br />

Tarifverträgen sorgen dafür, dass<br />

von bestimmten tariflichen Leistungen<br />

nur Gewerkschaftsmitglieder<br />

profitieren – Boni für <strong>di</strong>e<br />

KollegInnen. Das Bundesarbeitsgericht<br />

(BAG) hat <strong>di</strong>ese Klauseln jetzt<br />

grundsätzlich für zulässig erklärt.<br />

Bis zur letzten Instanz hatte eine<br />

Pflegerin der Arbeiterwohlfahrt<br />

(AWO) geklagt. In einem Tarifvertrag<br />

hatte ver.<strong>di</strong> mit der AWO eine<br />

Sonderzahlung für <strong>di</strong>e Beschäftig-<br />

■ 26<br />

gewerkschaftlicher Info-Service vom 06.04.2009 6/09<br />

www.einblick.dgb.de<br />

nalräten in ein konstruktives Miteinander<br />

zu erarbeiten, so werden<br />

wir nicht in der Lage sein, vor der<br />

Krise zu agieren. Das Agieren wird<br />

aller<strong>di</strong>ngs ein wesentlicher Bestandteil<br />

sein, um Kolleginnen und<br />

Kollegen weitgehend vor der Dramaturgie<br />

zu schützen und das<br />

Schlimmste zu verhindern. Kommen<br />

wir nur zum Reagieren, so<br />

wird <strong>di</strong>es <strong>di</strong>e fatale Konsequenz<br />

der Muskelspiele der Macht sein.<br />

Alle Beteiligten tun gut dran zuzulassen,<br />

gemeinsam auf Augenhöhe<br />

zu gestalten – Co-Management<br />

zuzulassen. Dabei ist es<br />

ersteinmal unerheblich, was <strong>di</strong>e<br />

rechtlich formellen Beteiligungsverfahren<br />

vorsehen. Es geht um<br />

<strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen, es<br />

geht um den Dienstleistungsbereich,<br />

es geht um den öffentlichen<br />

ten in Höhe von 535 Euro brutto<br />

vereinbart – aller<strong>di</strong>ngs nur für <strong>di</strong>e<br />

gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten.<br />

Die Klägerin, selbst<br />

nicht Gewerkschaftsmitglied,<br />

fühlte sich davon benachteiligt.<br />

Im März entschied das Bundesarbeitsgericht<br />

in Erfurt: Die<br />

Klausel mit der Sonderzahlung ist<br />

grundsätzlich zulässig. Eine Trendwende<br />

in der Rechtssprechung<br />

– denn bisher hatte das BAG entsprechende<br />

Tarifregelungen für<br />

unzulässig erklärt.<br />

Im Kern ging es um <strong>di</strong>e Frage,<br />

ob durch <strong>di</strong>e Sonderzahlung ein<br />

unzulässiger (»nicht mehr hinnehmbarer«)<br />

Druck auf Nicht-Gewerkschaftsmitglieder<br />

ausgeübt<br />

Dienst. Die Landesregierung NRW<br />

hat sich mit der Novellierung des<br />

Landespersonalvertretungsgesetzes<br />

einen eigenen Fallstrick gelegt.<br />

Gerade jetzt muss sie aber zeigen,<br />

welche <strong>Ver</strong>antwortung sie gegenüber<br />

den Bürgerinnen und Bürgern,<br />

den Kolleginnen und Kollegen<br />

und den demokratischen<br />

betrieblichen Strukturen übernehmen<br />

will.<br />

Zurück in <strong>di</strong>e Zukunft, bevor <strong>di</strong>e<br />

Finanzkrise im vollen Umfang auch<br />

den öffentlichen Dienst erreicht<br />

oder Agieren auf gemeinsamer<br />

Augenhöhe als gelebte Kultur, um<br />

das Schlimmste zu verhindern? ■<br />

Michael Hechsel, Vorsitzender<br />

des Personalrates, LWL-Therapiezentrum<br />

für forensische Psychiatrie,<br />

Marsberg<br />

wird, in <strong>di</strong>e Gewerkschaft einzutreten.<br />

Denn das würde ihr Recht<br />

auf »negative Koalitionsfreiheit« –<br />

also das Recht, keiner Gewerkschaft<br />

beitreten zu müssen – verletzen.<br />

Das sei bei der Höhe der<br />

Sonderzahlung der AWO aber<br />

nicht der Fall, urteilten <strong>di</strong>e Erfurter<br />

Richter.<br />

Die Gewerkschaften begrüßten<br />

das Urteil. »Die Entscheidung bestätigt<br />

unsere Rechtsauffassung<br />

und stützt <strong>di</strong>e grundsätzlich geschützte<br />

Gewerkschaftsfreiheit«,<br />

erklärt etwa der Zweite Vorsitzende<br />

der IG Metall, Detlef Wetzel.<br />

Seine Gewerkschaft habe vor<br />

allem bei Firmentarifverträgen<br />

eine Besserstellung von Mitglie-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


dern durchgesetzt und werde<br />

»<strong>di</strong>esen Weg fortsetzen«.<br />

Das BAG prüfte bei <strong>Ver</strong>fahren zu<br />

Differenzierungsklauseln bisher<br />

auch immer <strong>di</strong>e Frage, ob durch<br />

<strong>di</strong>e Boni das allgemeine »Gerechtigkeitsempfinden«<br />

verletzt werde.<br />

Bisher wurde das in der Regel bejaht.<br />

In Zeiten, in denen Dumping-<br />

Gewerkschaften Gefälligkeitstarifverträge<br />

abschließen und <strong>di</strong>e<br />

Tarifbindung sinkt, verletze es<br />

aber vielmehr das Gerechtigkeitsempfinden,<br />

»wenn Nicht-Organisierte<br />

auf den Zug aufspringen,<br />

den andere für sie in Bewegung<br />

gesetzt haben«, findet Helmut<br />

Platow, Leiter der Rechtsabteilung<br />

beim ver.<strong>di</strong>-Bundesvorstand. Das<br />

hat inzwischen auch das BAG erkannt.<br />

Beispiele für Differenzierungsklauseln<br />

finden sich inzwischen<br />

immer häufiger: Nur <strong>di</strong>e Transnet-<br />

Mitglieder erhalten etwa bei der<br />

Deutschen Bahn Zuschüsse für<br />

Weiterbildung. Die NGG hat<br />

durchgesetzt, dass ihren Mitgliedern<br />

bei Coca-Cola nicht betriebsbe<strong>di</strong>ngt<br />

gekün<strong>di</strong>gt werden darf,<br />

und der IG-Metall-Bezirk NRW<br />

hat bereits 2004 erklärt, möglichst<br />

keine Tarifverträge mehr ohne<br />

»Mitglieder-Bonus« abschließen zu<br />

wollen. Mit einigem Erfolg:<br />

Bei einem Bochumer Stahlbetrieb<br />

wurde etwa eine Jahressonderzahlung<br />

für IG-Metall-Mitglieder in<br />

Differenzierungsklauseln: <strong>di</strong>fferenziert<br />

Differenzierungsklauseln sind Regelungen in Tarifverträgen, <strong>di</strong>e<br />

bestimmte tarifliche Leistungen nur für Gewerkschaftsmitglieder<br />

vorsehen.<br />

Bei einfachen Differenzierungsklauseln<br />

haben nur Gewerkschaftsmitglieder auch tatsächlich einen materiellen<br />

Anspruch auf <strong>di</strong>e Sonderzahlungen oder Boni. Der Tarifvertrag<br />

setzt aber keine Schranken dafür, dass der Arbeitgeber –<br />

freiwillig – auch Nicht-Mitgliedern <strong>di</strong>e entsprechenden Leistungen<br />

gewähren kann.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Höhe eines Monatslohns durchgesetzt,<br />

bei einer Motorenfabrik in<br />

Viersen durfte Mitgliedern nicht<br />

betriebsbe<strong>di</strong>ngt gekün<strong>di</strong>gt werden<br />

und bei einer Maschinenbaufirma<br />

nahe Gummersbach erhielten <strong>di</strong>e<br />

gewerkschaftlich organisierten<br />

KollegInnen 5.000 Euro pro Jahr,<br />

um Nachteile aus Arbeitszeitverlängerungen<br />

auszugleichen.<br />

Aber gibt es auch Rechtssicherheit<br />

für <strong>di</strong>ese Regelungen?<br />

Die Richter des BAG werden sich<br />

demnächst mit einer weiteren<br />

Klage zu Differenzierungsklauseln<br />

beschäftigen. Es geht um einen<br />

Haustarifvertrag, den ver.<strong>di</strong> mit<br />

der Hamburger Hafen und Logistik<br />

AG (HHLA) abgeschlossen hat. Be-<br />

standteil des Tarifvertrags ist eine<br />

»Erholungsbeihilfe« von 260 Euro<br />

pro Kalenderjahr – nur für ver.<strong>di</strong>-<br />

Mitglieder.<br />

Mit einer so genannten »Feststellungsklage«<br />

will <strong>di</strong>e HHLA jetzt<br />

<strong>di</strong>e Rechtmäßigkeit der Differenzierungsklausel<br />

prüfen lassen. Das<br />

Hamburger Arbeitsgericht bestätigte<br />

<strong>di</strong>e Klausel in erster Instanz,<br />

jetzt geht der Fall <strong>di</strong>rekt vors BAG.<br />

Spannend ist der Fall deshalb,<br />

weil es – anders als beim AWO-<br />

Tarifvertrag – um eine »qualifizierte<br />

Differenzierungsklausel«<br />

geht (s. unten). Wenn das BAG<br />

auch <strong>di</strong>ese Klausel für zulässig erklärt,<br />

gäbe es für alle Differenzierungsklauseln<br />

Rechtssicherheit. ■<br />

DGB-einblick 06/2009, 6.4.2009<br />

Bei qualifizierten Differenzierungsklauseln<br />

sieht das anders aus – sie gehen weiter als <strong>di</strong>e einfachen Klauseln:<br />

Laut Definition des Bundesarbeitsgerichts regeln qualifizierte<br />

Klauseln, »dass im Ergebnis dem gewerkschaftlich organisierten<br />

Mitarbeiter in jedem Falle mehr zusteht« als Mitarbeitern, <strong>di</strong>e<br />

nicht Mitglied »der tarifschließenden Gewerkschaft« sind. Wenn<br />

<strong>di</strong>e Leistungen also auch an Nicht-Mitglieder ausgezahlt werden,<br />

müssen Gewerkschaftsmitglieder immer einen entsprechend<br />

höheren Betrag bekommen (deshalb auch: »Abstandsklausel«).<br />

Das BAG hat im März einfache Differenzierungsklauseln grundsätzlich<br />

für zulässig erklärt (4 AZR 64/08 vom 18. März 2009).<br />

■ 27<br />

HHS / PIXELIO.DE<br />

Deutschland


Aus den<br />

Landesbezirken<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

43, S. 47,<br />

34, S. 27,<br />

32, S. 59 und<br />

31, S. 55<br />

DRK-Trägergesellschaft Süd-West mbH:<br />

Erfolgreicher Tarifabschluss<br />

Am 18. Februar 2009 fand eine<br />

weitere <strong>Ver</strong>handlungsrunde zwischen<br />

ver.<strong>di</strong> und der DRK-Trägergesellschaft<br />

Süd-West mbH* im<br />

Schmerzzentrum in Mainz statt.<br />

Im <strong>Ver</strong>lauf der <strong>Ver</strong>handlungen<br />

haben beide Tarifvertragsparteien<br />

noch einmal ihre grundsätzlichen<br />

Positionen begründet. Nach mehreren<strong>Ver</strong>handlungsunterbrechungen<br />

wurde dann am späten Nachmittag<br />

eine Einigung erzielt.<br />

Erstmalig ist es gelungen, ver.<strong>di</strong>-<br />

Mitglieder bei der DRK-Trägergesellschaft<br />

Süd-West überdurchschnittlich<br />

von der Tariferhöhung<br />

profitieren zu lassen.<br />

Im Einzelnen wurde vereinbart:<br />

� Die <strong>Ver</strong>gütung der Beschäftigten<br />

wird ab 1. April 2009 um<br />

4% erhöht.<br />

� Die Beschäftigten erhalten<br />

für <strong>di</strong>e Monate Januar bis März<br />

2009 eine Einmalzahlung in Höhe<br />

von 500 Euro. Teilzeitbeschäftigte<br />

erhalten <strong>di</strong>e Sonderzahlung anteilig<br />

entsprechend dem Umfang<br />

ihrer Arbeitszeit.<br />

� Alle ver.<strong>di</strong>-Mitglieder erhalten<br />

für das Kalenderjahr 2009<br />

einen und für das Kalenderjahr<br />

2010 zwei zusätzliche arbeitsfreie<br />

Tage.<br />

� ver.<strong>di</strong> und <strong>di</strong>e DRK-Trägergesellschaft<br />

Süd-West bilden eine<br />

gemeinsame Arbeitsgruppe mit<br />

dem Auftrag, <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>n-<br />

■ 28<br />

gungen für <strong>di</strong>e Beschäftigten in<br />

den Einrichtungen der DRK-Trägergesellschaft<br />

Süd-West zu vereinheitlichen.<br />

� Die Laufzeit des Tarifvertrages<br />

beginnt rückwirkend am 1.1.<br />

2009 und endet am 31.3.2010.<br />

Die ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission hat in<br />

ihrer Sitzung am 17.3.2009 dem<br />

erzielten <strong>Ver</strong>handlungsergebnis<br />

mit großer Mehrheit zugestimmt.<br />

Durch den Abschluss wird erstmalig<br />

im Bereich der DRK-Trägergesellschaft<br />

Süd-West eine Vorteilsregelung<br />

für ver.<strong>di</strong>-Mitglieder<br />

durchgesetzt.<br />

Dies war lange überfällig und<br />

honoriert <strong>di</strong>e aktive Unterstützung<br />

unserer Mitglieder in den Betrieben<br />

der DRK-Trägergesellschaft<br />

Süd-West. Alle bisher nicht organisierten<br />

Beschäftigten sind herzlich<br />

eingeladen, uns zukünftig<br />

auch zu unterstützen und durch<br />

ihren Beitrag dafür zu sorgen,<br />

dass auch zukünftige Tarifverhandlungen<br />

erfolgreich gestaltet werden<br />

können. ■<br />

Dirk Völpel-Haus, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung,<br />

Frank Hutmacher,<br />

ver.<strong>di</strong> Rheinland-Pfalz, Thomas<br />

Müller, ver.<strong>di</strong> Saar<br />

* DRK-Trägergesellschaft Süd-West mbH:<br />

DRK-Tagesklinik Worms<br />

DRK-Tagesklinik Bad Kreuznach<br />

Psychosomatische Klinik für Kinder und Jugendliche Bad Neuenahr<br />

DRK-Schmerz-Zentrum Mainz<br />

DRK-Krankenhaus Diez<br />

DRK-Krankenhaus Alzey<br />

DRK-Krankenhaus Neuwied<br />

DRK-Klinikum Westerwald:<br />

Elisabeth-Krankenhaus, Kirchen<br />

Lukas-Krankenhaus, Altenkirchen<br />

Krankenhaus Hachenburg<br />

DRK-Krankenhaus Saarlouis<br />

DRK-Klinik Mettlach<br />

DRK-Klinik Baden-Baden<br />

Hachenburg<br />

Kirchen<br />

Sitz der Gesellschaft in Mainz<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

LOTHAR SLEZAK RENATE STIEBITZ, POTSDAM<br />

DRK-TRÄGERGESELLSCHAFT SÜD-WEST / PRESSE (2)


PETER PANSE (2)<br />

ARMIN LOEW<br />

Hessen: Neuer Anlauf für kommunalen<br />

Klinikverbund im Rhein-Main-Gebiet<br />

Wiesbaden<br />

Offenbach<br />

Hanau<br />

Darmstadt<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Das Rhein-Main-Gebiet ist der<br />

zweitgrößte Ballungsraum der<br />

Bundesrepublik. Allen größeren<br />

Städte der Region unterhalten<br />

(noch) <strong>Krankenhäuser</strong> der Maximalversorgungsstufe<br />

in kommunaler<br />

Trägerschaft. Alle Kliniken<br />

haben z.T. erhebliche wirtschaftliche<br />

Probleme. Belegschaften und<br />

Betriebsräte blicken z.T. auf jahrelangeRestrukturierungsprogramme<br />

in den einzelnen Kliniken,<br />

teilweise auch begleitet mit Sanierungstarifverträgen<br />

zurück.<br />

Erfolgsquote: mäßig. Wo bestehende<br />

Probleme gelöst wurden,<br />

taten sich auch wieder neue auf.<br />

Unter den Betriebs- und Personalräten<br />

ist daher inzwischen <strong>di</strong>e<br />

Erkenntnis gewachsen, dass kommunale<br />

Kliniken im Rhein-Main-<br />

Gebiet enger kooperieren müssen,<br />

um stationäre <strong>Ver</strong>sorgung gemeinsam<br />

zu organisieren und zu verhindern,<br />

dass kommunale Kliniken,<br />

<strong>di</strong>e im Wettbewerb verlieren,<br />

privatisiert werden.<br />

In einer gemeinsamen Erklärung<br />

mit dem ver.<strong>di</strong>-Landesfachbereich 3<br />

Hessen haben Betriebs-/Personalräte<br />

der Kliniken Hanau, Offenbach,<br />

Wiesbaden, Darmstadt<br />

Friedberg und Schotten/Gedern<br />

den <strong>Ver</strong>bund ihrer Kliniken als<br />

Chance für den Erhalt der kommunalen<br />

Klinikstruktur im Rhein-<br />

Main-Gebiet bezeichnet und ihre<br />

kommunalen Träger aufgefordert,<br />

den Prozess jetzt einzuleiten.<br />

Dieser Prozess ist inzwischen<br />

mit einer von den Maximalversorgungskliniken<br />

in Wiesbaden, Offenbach,<br />

Darmstadt und Hanau in<br />

Auftrag gegebenen gemeinsamen<br />

Stu<strong>di</strong>e zu »Synergieeffekten«<br />

eines <strong>Ver</strong>bundes ihrer Kliniken<br />

aufgenommen worden. Die erste<br />

Stu<strong>di</strong>e soll bis Mitte Mai von den<br />

Wirtschaftsprüfern der BDO er-<br />

stellt werden, danach wird sie aus<br />

Arbeitnehmersicht von dem arbeitnehmernahen<br />

Beratungsbüro<br />

Korthäuer & Partner aus Essen<br />

gegengecheckt.<br />

Denn aus Sicht der Beschäftigten<br />

müssen in einem Kooperationsprozess<br />

wesentliche Mindestbe<strong>di</strong>ngungen<br />

garantiert sein: Tarifbindung<br />

an den TVöD, Schutz vor<br />

betriebsbe<strong>di</strong>ngten Kün<strong>di</strong>gungen<br />

und Unternehmensmitbestimmung.<br />

Mit Betriebs-/Personalräten, Geschäftsführungen,<br />

ver.<strong>di</strong> und kommunalpolitisch<br />

<strong>Ver</strong>antwortlichen<br />

für <strong>di</strong>e Kliniken ist der Prozess<br />

beteiligungsorientiert eingeleitet<br />

worden.<br />

Im nächsten Schritt steht <strong>di</strong>e<br />

Diskussion mit den politischen<br />

Entscheidungsgremien in der Region<br />

an. Eine schwierige Phase in<br />

dem Prozess, da bisher im Rhein-<br />

Main-Gebiet jede Stadt nur für<br />

ihre eigene Klinik verantwortlich<br />

ist und in den jeweiligen Kommunalparlamenten<br />

<strong>di</strong>e Sorge besteht,<br />

künftig auch noch für <strong>di</strong>e Risiken<br />

der Kliniken der Nachbarkommune<br />

aufkommen zu müssen.<br />

Ungeachtet der Schwierigkeiten<br />

sehen <strong>di</strong>e beteiligten Betriebs-/<br />

Personalräte den Kooperationsprozess<br />

trotzdem als einzige Chance<br />

an, <strong>di</strong>e kommunale Klinikstruktur<br />

im Rhein-Main-Gebiet auf Dauer<br />

zu erhalten. ■<br />

Georg Schulze-Ziehaus, ver.<strong>di</strong><br />

Hessen<br />

Informationen auch bei<br />

■ betriebsrat@hsk-wiesbaden.de<br />

■ betriebsrat@klinikum-offenbach.de<br />

■ betriebsrat@klinikum-stadt-hanau.de<br />

■ personalrat@klinikum-darmstadt.de<br />

■ 29<br />

Aus den<br />

Landesbezirken


Vor Ort<br />

Asklepios-Kliniken Hamburg:<br />

Rahmenbetriebsvereinbarung SP-EXPERT<br />

Die Dienstplanung wird in einigen<br />

Häusern der Asklepios-Kliniken<br />

Hamburg seit rund zehn Jahren<br />

mit SP-EXPERT1 durchgeführt.<br />

Ende 2008 war es endlich soweit:<br />

Die vom Gesamtbetriebsrat zusammen<br />

mit seinem externen Sachverstän<strong>di</strong>gen2<br />

mungen in <strong>di</strong>e Berechnungsden. In einer aufwän<strong>di</strong>gen Dokuformeln<br />

der Software einfließen mentation sind <strong>di</strong>e Schnittstellen<br />

sollen. Zu dem Zweck wurde ein abschließend beschrieben. Auch<br />

Tarifhandbuch vereinbart, das erst- hier gilt: Keine Änderung ohne<br />

malig <strong>di</strong>e Tarifverträge so darstellt, vorheriges Mitbestimmungsverfah-<br />

dass genaue Vorgaben für <strong>di</strong>e ren auf Gesamtbetriebsrats-Ebene!<br />

Parameterwerte, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Software<br />

entwickelte und in steuern, abzuleiten sind.<br />

Qualifzierung der Mitarbeiter/<br />

langwierigen <strong>Ver</strong>handlungen aus-<br />

innen<br />

gefeilteRahmenbetriebsvereinba- Testsystem für Betriebsräte Bei einem derart ausgefeilten,<br />

rung (RBV) wurde unterzeichnet. Bis heute einmalig ist <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>ein- mit vielen Funktionen versehenen<br />

barung, dass den Betriebsräten ein Dienstplanprogramm ist <strong>di</strong>e aus-<br />

Vorbild-Charakter<br />

eigenes SP-EXPERT-Softwaresystem giebige Qualifizierung unerläss-<br />

Die RBV kann sich sehen lassen. zur <strong>Ver</strong>fügung gestellt wird. Üblich. Die Erfahrungen der letzten<br />

Sie ist Kompromiss, mit dem beide lich sind heutzutage Regelungen, Jahre flossen erfolgreich in <strong>di</strong>e<br />

Seiten zufrieden sein können. Der <strong>di</strong>e den Arbeitnehmervertretungen <strong>Ver</strong>einbarung ein. Ein spezifizier-<br />

Konzern wird nun alle Hamburger den Lesezugriff auf das Diensttes Schulungskonzept legt genau<br />

Kliniken mit der Software ausstatplanprogramm ermöglichen, wie fest, wie viele Beschäftigte jeweils<br />

ten und vorhandene Dienstplan- es auch hier vereinbart wurde. wie zu qualifizieren sind.<br />

programme anderer Anbieter er- Darüber hinaus steht den Hambursetzen.<br />

Er verspricht sich dadurch ger Betriebsräten eine eigenstän- Weitere Informationen<br />

einheitliche, fehlerfreie und siche<strong>di</strong>ge Kopie der Software zur<br />

Interessante Textauszüge aus<br />

re <strong>Ver</strong>fahren zur Abrechnung der <strong>Ver</strong>fügung, <strong>di</strong>e in regelmäßigen <strong>di</strong>eser Rahmenbetriebsvereinba-<br />

Dienstzeiten. Ziele, <strong>di</strong>e auch aus Abständen mit Originaldaten der rung und viele Hinweise zur Ge-<br />

Betriebsratssicht grundsätzlich Hamburger Kliniken in Kopie bestaltung derartiger <strong>Ver</strong>einbarun-<br />

unterstützenswert sind.<br />

stückt wird. Die Betriebsräte köngen sind in dem Buch »Geregelte<br />

nen damit in aller Ruhe und Tiefe Zeitwirtschaft« nachzulesen<br />

Abbildung der Tarifverträge das System kennenlernen, Simula-<br />

Für den Gesamtbetriebsrat war tionen vornehmen, ihre Kenntnisse<br />

eines der Ziele, <strong>di</strong>e gesetzlichen ausbauen.<br />

und tariflichen Grundlagen einheitlich<br />

für alle Beschäftigten in Datenschutz<br />

den Hamburger Kliniken in der Dem Schutz der personenbezo-<br />

Software abzubilden. Bisher ergenen Daten von Beschäftigten<br />

rechneten <strong>di</strong>e unterschiedlichen widmete der Gesamtbetriebsrat<br />

Dienstplanprogramme für <strong>di</strong>eselbe hohe Aufmerksamkeit. Beispiels-<br />

Arbeit zu derselben Zeit nicht weise wurde ein einheitliches Be-<br />

immer <strong>di</strong>eselben Ergebnisse. Um rechtigungskonzept installiert, das<br />

Gerechtigkeit durch Gleichbe- den Missbrauch der Daten weitgehandlung<br />

aller Beschäftigten zu hend ausschließt. Auswertungen<br />

erzielen, muss genau definiert der Daten sind nur in engen Gren-<br />

werden, wie <strong>di</strong>e tariflichen Bestimzen zulässig. Zusätzliche Auswertungen<br />

muss der Arbeitgeber<br />

mittels spezieller Formulare beim<br />

Gesamtbetriebsrat beantragen.<br />

Ein besonderes Augenmerk legten<br />

<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungspartner auf <strong>di</strong>e<br />

Schnittstellen, über <strong>di</strong>e Mitarbeiter/innen-Daten<br />

aus dem Dienstplanprogramm<br />

herausgeleitet wer-<br />

3 KADE<br />

.<br />

Auf der »SP-EXPERT-Konferenz<br />

für Betriebsräte, Personalräte und<br />

Mitarbeitervertretungen« (7.-10.9.<br />

2009, siehe <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 44, S. 41)<br />

wird <strong>di</strong>ese <strong>Ver</strong>einbarung vorgestellt<br />

und erläutert. ■<br />

Karl-Hermann Böker, TEMPI GmbH<br />

Karl-Günther Mühlenpfordt, GBR<br />

Asklepios-Kliniken Hamburg<br />

1 SP-EXPERT ist ein Softwaresystem für<br />

<strong>di</strong>e Dienstplanung in deutschen Kliniken.<br />

Anbieter: Interflex, Erlangen.<br />

<strong>Ver</strong>trieb für das Gesundheitswesen<br />

durch Pro Client GmbH, Erlangen,<br />

www.pro-client.de<br />

2 Karl-Hermann Böker, TEMPI GmbH,<br />

Bielefeld, www.tempi.de<br />

3 Böker: Geregelte Zeitwirtschaft, Shaker<br />

Me<strong>di</strong>a <strong>Ver</strong>lag, ISBN 978-3-86858-144-7<br />

■30 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

LORCH, HANNOVER


Klein aber fein<br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

der Lippischen Nervenklinik<br />

Dr. Spernau, Bad Salzuflen<br />

(NRW), streiken für einen<br />

Tarifvertrag<br />

Sie hat nur knapp 100 Beschäftigte<br />

und ist ein kleines Licht in<br />

der Ostwestfälischen Krankenhauslandschaft:<br />

Die Lippische Nervenklinik<br />

Dr. Spernau, Psychiatrische<br />

Fachklinik. Aber sie hat eine<br />

sehr aktive ver.<strong>di</strong>-Betriebsgruppe<br />

und einen guten Organisationsgrad.<br />

Nachdem man in jahrelangen<br />

Auseinandersetzungen einen Betriebsrat<br />

installiert und etabliert<br />

hatte, wurde vor gut eineinhalb<br />

Jahren der Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen<br />

über einen Haustarifvertrag<br />

aufgefordert.<br />

Bisher sind <strong>di</strong>e Arbeits- und Einkommensverhältnisse<br />

nach Gutsherrenart<br />

von dem Arbeitgeber in<br />

Einzelarbeitsverträgen weit unter<br />

Niveau des ansonsten in den<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>n üblichen TVöD<br />

geregelt worden.<br />

Wie befürchtet und erwartet<br />

reagierte der Arbeitgeber mit<br />

Ignoranz und Druck. Auf Betriebsversammlungen<br />

störte er permanent<br />

<strong>di</strong>e Ausführungen des Gewerkschaftssekretärs<br />

zu tariflichen<br />

Fragen. Kolleginnen und Kollegen,<br />

<strong>di</strong>e sich für Betriebsrat und Gewerkschaft<br />

engagieren, wurden<br />

persönlich unter Druck gesetzt.<br />

Aufforderungen der Gewerkschaft<br />

zu Tarifverhandlungen abgelehnt,<br />

über Rechtsanwälte beantwortet.<br />

Unterschriftensammlungen der<br />

Beschäftigten ignoriert, Protestveranstaltungen<br />

<strong>di</strong>ffamiert und <strong>di</strong>e<br />

Teilnahme daran behindert.<br />

Es half alles nichts: Die Beschäftigen,<br />

besonders <strong>di</strong>e im Pflege<strong>di</strong>enst,<br />

rückten enger zusammen,<br />

der gewerkschaftliche Organisationsgrad<br />

stieg. In vielen spät-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

abendlichen gut besuchten Mitgliederversammlungen<br />

machten<br />

sich <strong>di</strong>e KollegInnen gegenseitig<br />

Mut, halfen sich und fassten letztlich<br />

den Beschluss, durch Warnstreiks<br />

ein deutliches Signal zu<br />

setzen.<br />

Aber auch zwei Warnstreiks<br />

konnten den Arbeitgeber nicht zur<br />

<strong>Ver</strong>nunft bringen. Deshalb wurde<br />

<strong>di</strong>e Urabstimmung durchgeführt<br />

und ohne Gegenstimme wurde der<br />

Streik beschlossen.<br />

Mit guter Beteiligung, auch hier<br />

gerade wieder des Pflege<strong>di</strong>enstes,<br />

fanden <strong>di</strong>e ersten Streiktage statt.<br />

Aber der Arbeitgeber glaubt nach<br />

wie vor, am längeren Hebel zu<br />

sitzen, denn <strong>di</strong>e Beschäftigten im<br />

Krankenhaus können in einem<br />

Erzwingungsstreik nicht <strong>di</strong>e Komplettschließung<br />

des Betriebes erreichen.<br />

Sie müssen selber für eine<br />

Not<strong>di</strong>enstbesetzung sorgen und<br />

der Arbeitgeber kassiert seine Einnahmen<br />

für <strong>di</strong>e Pflegeleistung von<br />

den Kassen weiter. Aber der Streik<br />

wirft Sand ins Getriebe und <strong>di</strong>e<br />

Kolleginnen und Kollegen sind fest<br />

entschlossen, auch wenn es lange<br />

dauern sollte, den Warnstreik bis<br />

zum erfolgreichen Ende durchzuführen.<br />

Ohne <strong>di</strong>e feste Zusage auf<br />

Tarifvertragsverhandlungen sind<br />

sie nicht mehr bereit, ihre Streikmaßnahmen<br />

zu beenden.<br />

Die Kolleginnen und Kollegen<br />

brauchen solidarische Unterstützung<br />

und sie brauchen öffentliche<br />

Aufmerksamkeit. Deshalb veranstalten<br />

sie an ihren Streiktagen<br />

Infostände und öffentliche Unterschriftensammlungen<br />

zur Unterstützung<br />

ihrer Forderung nach<br />

Tarifverhandlungen.<br />

Aber auch Solidaritätserklärungen<br />

für <strong>di</strong>e Streikenden und Protestschreiben<br />

an den Geschäftsführer<br />

und Besitzer der Klinik<br />

helfen. ■<br />

Volker Hoppmann, ver.<strong>di</strong><br />

Herford-Minden-Lippe<br />

Hier <strong>di</strong>e Adressen:<br />

■ Solidaritätsschreiben bitte an:<br />

ver.<strong>di</strong> Herford-Minden-Lippe<br />

Volker Hoppmann<br />

Simeonscarré 2, 32423 Minden<br />

■ Protestschreiben bitte an:<br />

Lippische Nervenklinik<br />

Dr. Spernau, z.Hd. des Geschäftsführers<br />

Herrn Spernau<br />

Waldstr. 2, 32105 Bad Salzuflen<br />

■ 31<br />

Vor Ort


Vor Ort<br />

STEFAN JUNGHEIM<br />

Uniklinikum Aachen: Privatisierung Mikrobiologie<br />

und Zentrallabor vom Tisch<br />

Pläne<br />

Der Vorstand des Universitätsklinikums<br />

Aachen plante, noch in<br />

<strong>di</strong>esem Jahr große Teile des Laborbereichs<br />

auszugliedern und von<br />

externen Anbietern betreiben zu<br />

lassen. Motiv für <strong>di</strong>eses Outsourcing<br />

von Klinischer Chemie und<br />

Mikrobiologie war eine erwartete<br />

Ersparnis »in niedriger Millionenhöhe«,<br />

so der Ärztliche Direktor<br />

und Vorstandsvorsitzende Henning<br />

Saß.<br />

Was mit den rund 110 MitarbeiterInnen<br />

geschehen sollte, sei<br />

»noch völlig unklar«. Die Lehrstühle<br />

sollten erhalten bleiben. In<br />

der Me<strong>di</strong>zinischen Fakultät wurde<br />

zumindest eine Abwertung der<br />

Mikrobiologie für sehr problematisch<br />

gehalten.<br />

Die Klinische Chemie ist zustän<strong>di</strong>g<br />

für <strong>di</strong>e Analyse aller physiologischen<br />

und biochemischen Werte,<br />

<strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>ziner für Diagnose<br />

und Therapie der Patienten brauchen.<br />

In der auch zum Institut gehörenden<br />

Pathobiochemie werden<br />

<strong>di</strong>e molekularen Ursachen von<br />

■ 32<br />

Krankheiten erforscht. Dieser Teil<br />

sollte in der Uniklinik bleiben,<br />

während <strong>di</strong>e automatisierten<br />

Laboranalysen »leicht von einem<br />

Großbetrieb« gemacht werden<br />

könnten, so Saß.<br />

In der Me<strong>di</strong>zinischen Mikrobiologie<br />

werden krankheitserregende<br />

Mikroorganismen untersucht und<br />

erforscht, vor allem Bakterien und<br />

Pilze. Wesentliche Aufgabe ist<br />

auch <strong>di</strong>e Hygiene am Klinikum<br />

selbst, d.h. Hospitalinfektionen<br />

und ihre Vorbeugung. Da in <strong>di</strong>esem<br />

Bereich weniger massenhafte<br />

als in<strong>di</strong>viduelle Analysen zu machen<br />

sind und enger kommuniziert<br />

werden müsste, »suchen wir hier<br />

ein anderes Modell« als bei der<br />

der Klinischen Chemie. Wie <strong>di</strong>eses<br />

Modell aussehen könnte, werde<br />

noch <strong>di</strong>skutiert.<br />

Da beide Institute Aufgaben in<br />

der Krankenversorgung haben,<br />

hatte <strong>di</strong>e Fakultät nur begrenzt<br />

Einfluss auf deren Schicksal. »Als<br />

Wirtschaftsbetrieb ist es unsere<br />

Aufgabe, nach Bereichen zu suchen,<br />

<strong>di</strong>e möglicherweise optimiert<br />

werden können«, sagte Saß.<br />

Nach unseren Informationen ging<br />

eine Machbarkeitsstu<strong>di</strong>e der Firma<br />

GEBERA von einem Einsparpotenzial<br />

von gut drei Millionen Euro<br />

pro Jahr aus. Unglücklich war man<br />

in der Fakultät auf jeden Fall darüber,<br />

dass sich <strong>di</strong>e Berufungsverhandlungen<br />

für beide Lehrstühle<br />

hinzogen und schon Kan<strong>di</strong>daten<br />

abgesprungen waren.<br />

Die Vorhaben waren hoch riskant.<br />

Man hätte sich, befürchteten<br />

<strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>ziner, von einer Firma abhängig<br />

gemacht, Forschung wäre<br />

nur noch begrenzt möglich gewesen,<br />

der jetzige Service rund<br />

um <strong>di</strong>e Uhr, um Infektionsherde<br />

schnell zu ermitteln, nicht mehr<br />

gewährleistet. »Ich befürchte<br />

einen Niveauverlust für Forschung<br />

und Lehre, aber auch einen Schaden<br />

für <strong>di</strong>e Krankenversorgung,<br />

wenn <strong>di</strong>e Mikrobiologie nicht<br />

mehr wie jetzt 365 Tage im Jahr<br />

rund um <strong>di</strong>e Uhr erreichbar ist«,<br />

sagte ihr im März 2008 pensionierter<br />

ehemaliger Direktor Prof.<br />

Rudolf Lütticken. Keine andere<br />

Uniklinik in Deutschland sei auf<br />

<strong>di</strong>e Idee gekommen, <strong>di</strong>e Mikrobiologie<br />

auszugliedern, »und <strong>di</strong>e wissen<br />

wohl, warum«.<br />

Wer kämpft, kann gewinnen!<br />

Ihre Zukunft haben dann <strong>di</strong>e<br />

rund 110 nicht-wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiter, unterstützt von vielen<br />

ÄrztInnen, in <strong>di</strong>e eigenen Hände<br />

genommen. Am 12. März wurden<br />

<strong>di</strong>e betroffenen Beschäftigten<br />

endlich über <strong>di</strong>e Pläne des Vorstands<br />

informiert, nachdem man<br />

<strong>di</strong>e Hiobsbotschaft schon im<br />

Februar aus der Lokalpresse erfahren<br />

musste. Man hatte sich für <strong>di</strong>e<br />

härteste aller Maßnahmen entschieden,<br />

war zu hören. So sollten<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten nach § 613a<br />

BGB übergeleitet werden.<br />

Nachdem sich <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

nach vergeblichen Beschwichtigungsversuchen<br />

zur Wehr setzten,<br />

beschloss der Vorstand nach einer<br />

Aufsichtsratssitzung am 17. März<br />

<strong>di</strong>e Aussetzung der Maßnahmen<br />

bis zur Entscheidung des Auf-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


THOMAS VON THENEN (5)<br />

sichtsrates. So hatten<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten ein<br />

wenig Zeit gewonnen,<br />

um den Aufsichtsrat<br />

vom Unsinn <strong>di</strong>eser Maßnahmen<br />

zu überzeugen.<br />

Die Beschäftigten erhielten<br />

Unterstützung und viel Zuspruch<br />

von Kolleginnen und Kollegen aus<br />

Universitätskliniken, <strong>Krankenhäuser</strong>n,<br />

von Belegschaften anderer<br />

Firmen, lokalen Initiativen und<br />

Persönlichkeiten aus der Region.<br />

Personal- und Betriebsräte, Professoren,<br />

Ärzte, Parteien und<br />

Gewerkschaften wurden aufgerufen,<br />

Stellungnahmen und Solidaritätsbekundungen<br />

abzugeben. Es<br />

wurde eine ungeheure Kreativität<br />

an den Tag gelegt. Die Kolleginnen<br />

und Kollegen, <strong>di</strong>e größtenteils<br />

noch nie etwas mit Gewerkschaft<br />

zu tun hatten, liefen zu Höchstform<br />

auf. Briefe wurden verfasst<br />

und an <strong>di</strong>e Aufsichtsratsmitglieder<br />

geschickt, Aufkleber und Buttons<br />

hergestellt, Schilder, Plakate und<br />

Transparente gemalt, Leserbriefe<br />

geschrieben.<br />

Die ver.<strong>di</strong>-Betriebsgruppe organisierte,<br />

zunächst noch zusammen<br />

mit der vdla*, am 16. März eine<br />

aktive Mittagspause, an der sich<br />

500 Menschen beteiligten. Am Tag<br />

* <strong>Ver</strong>band der Landes-Beamten, -Angestellten<br />

und -Arbeiter NRW (Deutscher Beamtenbund)<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

darauf mussten <strong>di</strong>e<br />

Aufsichtsratsmitglieder<br />

durch ein Spalier<br />

zum Sitzungssaal.<br />

Leider hielt sich <strong>di</strong>e<br />

vdla-Mehrheit im Personalrat<br />

danach vornehm zurück<br />

(man wollte lieber »<strong>di</strong>e Füße stillhalten«),<br />

man hätte eine eigene<br />

Strategie.<br />

So mussten <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

eine schon beschlossene und dann<br />

wieder abgesagte Personalversammlung<br />

mit einer Unterschriftensammlung<br />

einfordern, um ihr<br />

Recht auf Information zu bekommen.<br />

Wöchentlich wurden Aktionskomitee-Treffen<br />

abgehalten,<br />

zwei Kolleginnen fuhren nach<br />

Essen und informierten <strong>di</strong>e KollegInnen<br />

in der Essener Uniklinik auf<br />

dortigen PR-Sprechstunden. Am<br />

1. Mai ging eine Delegation der<br />

Labore bei der DGB-Demonstration<br />

mit.<br />

Unverständnis, <strong>Ver</strong>ärgerung und<br />

<strong>Ver</strong>wirrung, aber auch Enttäuschung<br />

entstanden durch <strong>di</strong>e Haltung<br />

des PR-Vorstands, der <strong>di</strong>e<br />

Auffassung vertrat, es sei nicht <strong>di</strong>e<br />

Aufgabe des PR, weitere Aktionen<br />

vorzubereiten oder etwas gegen<br />

<strong>di</strong>e Privatisierung zu unternehmen;<br />

man begleite le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e<br />

Betroffenen. So kam es dazu, dass<br />

ein weiterer Aktionsaufruf zur<br />

Mobilisierung vor der Aufsichtsratssitzung<br />

am 13. Mai nur zusammen<br />

mit der ver.<strong>di</strong>-Betriebsgruppe<br />

zustande kam.<br />

Von allen Laborbeschäftigten<br />

waren Fotos auf Plakate geklebt<br />

und mit Namen und Anzahl der<br />

Dienstjahre versehen worden.<br />

Hintereinandergelegt bildeten sie<br />

den Weg zum Sitzungssaal. Die<br />

Symbolik sprach für sich, als der<br />

Kfm. Direktor Klimpe äußerst unsensibel<br />

über <strong>di</strong>e Gesichter trampelte<br />

und der Vostandsvorsitzende<br />

Saß sich seitlich am Spalier vorbeidrückte.<br />

Der Aufsichtsrat tagte bis in <strong>di</strong>e<br />

späten Abendstunden bis das Ergebnis<br />

endlich durchsickerte: einstimmig<br />

abgelehnt! Keine Privatisierung<br />

der Labore!<br />

Der nächste Morgen erstrahlte in<br />

neuem Licht, sogar Sektkorken<br />

sollen geknallt haben. In Kürze<br />

wird <strong>di</strong>eser Erfolg noch mit einer<br />

Fete zum Abschluss gebracht. Es<br />

ist der Wunsch der KollegInnen,<br />

auch an <strong>di</strong>eser Stelle allen solidarischen<br />

Unterstützern herzlich zu<br />

danken. ■<br />

Thomas von Thenen, ver.<strong>di</strong>-<br />

<strong>Ver</strong>trauensleutesprecher<br />

■ 33<br />

Vor Ort<br />

Weitere ausführliche Informationen, Videos und<br />

Fotos auf der Webseite unserer Betriebsgruppe:<br />

www.unikum-aachen.de


Vor Ort<br />

Me<strong>di</strong>zinische Hochschule Hannover:<br />

Dienstvereinbarung sichert Beschäftigung<br />

MHH auf dem Weg<br />

ins Jahr 2013<br />

Mit ihren Unterschriften besiegelten<br />

Vorstand und Personalrat<br />

der Me<strong>di</strong>zinischen Hochschule<br />

Hannover (MHH) am 24.2.2009<br />

wichtige Eckpunkte der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

für <strong>di</strong>e kommenden<br />

fünf Jahre.<br />

Wesentliche Regelungen <strong>di</strong>eser<br />

neuen Dienstvereinbarung »Die<br />

MHH auf dem Weg ins Jahr 2013«<br />

sind:<br />

■ Ausschluss betriebsbe<strong>di</strong>ngter<br />

Kün<strong>di</strong>gungen bis Ende 2013.<br />

■ Bearbeitung von Überlastungssituationen<br />

durch ein gemeinsames<br />

Gremium, welches mit den<br />

zustän<strong>di</strong>gen Leitungen Lösungsvorschläge<br />

entwickelt und umsetzt.<br />

■ Einsatz von Leiharbeit nur in<br />

Ausnahmefällen.<br />

■ Weiterentwicklung des Internen<br />

Arbeitsmarktes, insbesondere<br />

beim bedarfs- und qualifikationsorientiertenPersonaleinsatz.<br />

■ Qualifizierungsoffensive zur Zukunftssicherung<br />

der Beschäftigten<br />

und <strong>Ver</strong>besserung der Führungsqualität.<br />

■ Sicherung und Ausbau der vorhandenen<br />

Arbeitsplätze sowie<br />

Ausweitung der Ausbildung.<br />

■ Unbefristete Arbeitsverträge als<br />

Ziel der MHH-Beschäftigungspolitik;<br />

Übernahme nach der<br />

Ausbildung.<br />

■ Handlungsfelder zu den demografischen<br />

<strong>Ver</strong>änderungen in der<br />

Belegschaft.<br />

■ Umfassende Einführung eines<br />

Zielvereinbarungssystems.<br />

■ Weitere Optimierung von Strukturen<br />

und Prozessen; auch mit<br />

dem Ziel, Ausgliederungen/<br />

Privatisierungen zu verhindern.<br />

■ 34<br />

Unterschrift:<br />

MHH-Präsident + PR-Vorsitzender<br />

Für den Personalrat löst <strong>di</strong>ese<br />

<strong>Ver</strong>einbarung nicht alle Probleme<br />

an der MHH, aber sie schafft eine<br />

gute Grundlage, <strong>di</strong>e Herausforderungen<br />

der kommenden fünf Jahre<br />

zu meistern. Nicht zuletzt schafft<br />

sie für <strong>di</strong>e Beschäftigten sichere<br />

Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen – für einen<br />

guten Weg ins Jahr 2013!<br />

Dazu ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>trauensleutesprecher<br />

Frank Jaeschke: »Leistungsgerechte<br />

Personalausstattung als<br />

Bestandteil der <strong>Ver</strong>einbahrung gewinnt<br />

für uns ver.<strong>di</strong>-GewerkschafterInnen<br />

an der MHH immer mehr<br />

Präsentation:<br />

MHH-Vorstand + PR-Vorsitzender<br />

an Bedeutung. Oft wird es von<br />

Arbeitgeberseite so gedeutet, dass<br />

erst Mehrleistungen erbracht<br />

werden müssen, um dann anschließend<br />

das Personal dafür zu<br />

bekommen. Dies führte in der <strong>Ver</strong>gangenheit<br />

zu nicht unerheblichen<br />

Überlastungen des Personals. Dem<br />

Personalrat ist es nun gelungen,<br />

ein Bein in <strong>di</strong>ese Tür zu bekommen.<br />

Wir werden <strong>di</strong>esen Prozess<br />

des Überlastungsschutzes sehr<br />

aktiv mitgestalten!« ■<br />

Simon Brandmaier, PR-Vorsitzender<br />

MHH<br />

Die Dienstvereinbarungen der MHH gibt es als PDFs zum Download unter:<br />

http://www99.mh-hannover.de/einrichtungen/persrat/vereinbarungen<br />

BODO KREMMIN<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

FRANK JAESCHKE<br />

FREESTYLE


Uniklinikum Göttingen: Situation im Mai 2009<br />

Im Mittelpunkt an der Universitätsme<strong>di</strong>zin<br />

Göttingen (UMG)<br />

steht nach wie vor das drastische<br />

Sparprogramm des UMG-Vorstandes,<br />

das in den letzten Jahren<br />

einen strikten Personalabbau bedeutete<br />

und nun <strong>di</strong>e Ausgründungen<br />

von Teilen der Servicebereiche<br />

(insbesondere Gastronomie, als<br />

nächstes wohl Reinigung) sowie<br />

<strong>di</strong>e mögliche Aussetzung der VBL<br />

für drei Jahre vorsieht.<br />

Hiergegen formiert sich seit<br />

mittlerweile mehr als einem<br />

halben Jahr der Widerstand der<br />

aktiven GewerkschafterInnen. Auf<br />

regelmäßigen Aktiventreffen des<br />

Gastronomiebereiches und der<br />

Reinigung sowie klinikweiten Treffen<br />

aktiver GewerkschafterInnen<br />

aus den Bereichen Pflege, Betriebstechnik,<br />

Labore etc. werden<br />

systematische Eskalationspläne besprochen,<br />

Ideen für nächste Aktionen<br />

gebrainstormt und ihre Umsetzung<br />

geplant.<br />

Die Ausgangsidee bei den Eskalationsplänen<br />

ist sehr simpel: Nicht<br />

gleich das ganze Pulver verschießen,<br />

sondern Schritt für Schritt sowohl<br />

in den betroffenen Bereichen<br />

als auch in anderen Bereichen des<br />

Klinikums <strong>di</strong>e Kollegen mobilisieren<br />

und gemeinsam mit <strong>Ver</strong>bündeten<br />

wie beispielsweise mit den<br />

<strong>Ver</strong>trauensleuten der Universität,<br />

mit Stu<strong>di</strong>erendengruppen und Parteien<br />

den Druck auf den Vorstand<br />

erhöhen.<br />

Die letzte Aktion<br />

Die Kolleginnen und Kollegen in<br />

der Gastronomie und der Reinigung<br />

verfassten eine Petition und<br />

sammelten in ihren Bereichen 600<br />

Unterschriften (von ca. 650 betroffenen<br />

Beschäftigten) gegen <strong>di</strong>e<br />

Ausgründung. Zwei Kolleginnen<br />

vereinbarten einen Termin mit<br />

Universitätspräsidenten Kurt von<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Figura, der für alle Beschäftigten<br />

der Universität und damit auch<br />

der Klinik verantwortlich ist.<br />

Ein Demozug von ca. hundert<br />

KollegInnen zog am 23. April zu<br />

seinem Amtssitz in der Innenstadt.<br />

Eine Delegation von acht KollegInnen<br />

wurde von Figura empfangen.<br />

An der Delegation nahmen zwei<br />

Kolleginnen aus der Gastronomie<br />

und zwei aus der Reinigung teil,<br />

darüber hinaus eine <strong>Ver</strong>treterin<br />

der ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>trauensleuteleitung,<br />

ein Kollege aus der Pflege, eine<br />

Kollegin aus der Physiotherapie,<br />

eine aus der <strong>Ver</strong>waltung sowie ein<br />

Stu<strong>di</strong>erendenvertreter.<br />

Der Universitätspräsident bot<br />

uns nicht einmal einen Sitzplatz<br />

an, in der Annahme, <strong>di</strong>e Delegation<br />

sei mit der Übergabe, einigen<br />

warmen Worten und einem feuchten<br />

Händedruck seinerseits beendet.<br />

Mitnichten! Jede Kollegin und<br />

jeder Kollege trug vor, was <strong>di</strong>e<br />

Ausgründung für ihn und sie bedeutet.<br />

Und dass man sich nicht<br />

damit abfinden und weiter Protest<br />

und Widerstand organisieren<br />

werde. Die teilnehmenden KollegInnen<br />

aus der Pflege, <strong>Ver</strong>waltung<br />

und Physiotherapie machten<br />

außerdem dem Präsidenten deutlich,<br />

dass sie ihre betroffenen KollegInnen<br />

in ihrem Kampf gegen<br />

Lohnabsenkung weiter solidarisch<br />

unterstützen werden.<br />

Nach zwanzig Minuten wurde<br />

Herr von Figura nervös – wann<br />

hatte sich ein Universitätspräsident<br />

auch von einer Reinigungskraft<br />

fragen lassen müssen, ob er<br />

eigentlich wisse, wer sein Büro<br />

putzen würde und welchen Stundenlohn<br />

<strong>di</strong>ese Person erhielte?<br />

Draußen vor der Tür hielten <strong>di</strong>e<br />

anderen KollegInnen eine Kundgebung<br />

ab – <strong>Ver</strong>treterInnen von<br />

den Grünen und der Linken spra-<br />

CHRISTIAN KNIEKAMP<br />

chen und machten den KollegInnen<br />

Mut.<br />

Nicht nur Herrn von Figura<br />

wurde an <strong>di</strong>esem Tag deutlich: In<br />

Göttingen schmieden <strong>di</strong>e aktiven<br />

ver.<strong>di</strong>-KollegInnen aus dem Uniklinikum<br />

ein Bündnis, das es so vorher<br />

nicht gab: Stu<strong>di</strong>erende nicht<br />

nur der Me<strong>di</strong>zin <strong>di</strong>skutieren mit<br />

Frauen aus dem Spülbereich über<br />

ihre Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen. Zumindest<br />

schon mal eine Lehrbeauftragte<br />

der Universität erfuhr auf<br />

der Kundgebung, wie schlecht Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

in der Service<br />

GmbH am Klinikum aussehen.<br />

Widerstand tut weiterhin Not,<br />

denn vom Vorstand war bislang<br />

nichts weiter zu hören. Dass <strong>di</strong>e<br />

Ausgründung der Gastronomie,<br />

was <strong>di</strong>e Beschäftigten betrifft, bis<br />

heute nicht vollzogen wurde, werten<br />

wir in Göttingen jedoch als<br />

Teilerfolg!<br />

Wir planen weitere Aktionen<br />

Ihr könnt euch auf www.respektim-uniklinikum.de<br />

stän<strong>di</strong>g über <strong>di</strong>e<br />

Situation informieren. ■<br />

Franziska Bruder<br />

■ 35<br />

Vor Ort<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

44, S. 12<br />

und 43, S. 52


Vor Ort<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

44, S. 36<br />

Rhön-Uniklinikum Gießen-Marburg:<br />

Tarifabschluss nach erfolgreichem Warnstreik<br />

1.500 Kolleginnen und Kollegen<br />

im privatisierten Uniklinikum<br />

Gießen und Marburg haben mit<br />

einem erfolgreichen eintägigen<br />

Warnstreik am 1. April den Weg<br />

für einen Tarifabschluss frei gemacht.<br />

Am Gründonnerstag einigten<br />

sich ver.<strong>di</strong> und Rhönklinikum auf<br />

eine zweistufige Anhebung der<br />

Entgelte im Klinikum und in der<br />

Servicegesellschaft des Klinikums<br />

um einen Sockelbetrag von<br />

80 Euro ab dem 1. April 2009 und<br />

weitere 2,3% lineare Erhöhung ab<br />

dem 1.4.2010. Die Entgelttabelle<br />

war zum 31. März 2009 gekün<strong>di</strong>gt.<br />

Die Laufzeit des Abschlusses<br />

beträgt 21 Monate (bis zum<br />

31.12.2010).<br />

Neben dem Sockelbetrag von<br />

80 Euro wurden eine Reihe weitere<br />

Zulagen vereinbart, u.a. erhalten<br />

Kolleginnen im Op- und Anästhesiepflege<strong>di</strong>enst<br />

ab 1. April eine<br />

Zulage von 70 Euro (bisher 0 Euro),<br />

<strong>di</strong>e Intensiv- und IMC-Pflegezulage<br />

wird auf 70 Euro erhöht (bisher<br />

■ 36<br />

46 Euro), KollegInnen im me<strong>di</strong>zinisch-technischen<br />

Bereich erhalten<br />

weiter Zulagen zwischen 20 und<br />

40 Euro monatlich, zusätzlich bekommen<br />

alle KollegInnen, <strong>di</strong>e im<br />

Strahlenschutzbereich arbeiten,<br />

eine Zulage von 50 Euro.<br />

Der Tarifabschluss wurde in einer<br />

Mitgliederbefragung mit 77% Zustimmung<br />

angenommen.<br />

Der Warnstreiktag am 1. April<br />

hatte Eindruck auf der Arbeitgeberseite<br />

hinterlassen – bis auf<br />

5 OP-Säle war der OP-Betrieb eingestellt<br />

– es gelang der Streikleitung<br />

nur mit Mühe, überhaupt<br />

KollegInnen zu finden, <strong>di</strong>e Not<strong>di</strong>enst<br />

machen wollten – eigentlich<br />

wollten alle beim Streik dabei<br />

sein.<br />

Nach den Streikauftaktkundgebungen<br />

an den jeweiligen Standorten<br />

versammelten sich alle<br />

streikenden KollegInnen in Gießen,<br />

um dann in einem Demozug<br />

durch <strong>di</strong>e Innenstadt zu ziehen.<br />

Spätestens bei Anblick des Demozuges<br />

dämmerte es dann wohl den<br />

Rhönmanagern, dass eine weitere<br />

Blockadehaltung in den Tarifverhandlungen<br />

für den Konzern<br />

doch recht unangenehm werden<br />

könnte. In der nächsten <strong>Ver</strong>handlungsrunde<br />

am Gründonnerstag<br />

war dann am späten Abend ein<br />

abschlussfähiges Ergebnis möglich.<br />

Fazit: Ohne <strong>di</strong>e Aktionsfähigkeit<br />

der KollegInnen wäre kaum etwas<br />

»drin« gewesen. Für <strong>di</strong>e nächsten<br />

Tarifverhandlungen müssen <strong>di</strong>e<br />

KollegInnen im Uniklinikum weiter<br />

auf der bisherigen Aktionsfähigkeit<br />

aufbauen. Das scheint auch<br />

möglich; allein im Jahr 2009 sind<br />

bisher schon 130 neue KollegInnen<br />

aus dem Uniklinikum Gießen-<br />

Marburg in ver.<strong>di</strong> eingetreten,<br />

denn im Rhönkonzern lassen sich<br />

eben nur mir einer starken Gewerkschaft<br />

ver.<strong>di</strong> <strong>Ver</strong>besserungen<br />

erreichen. Das wird langsam auch<br />

dem letzten Beschäftigten im<br />

Klinikum klar. ■<br />

Georg Schulze-Ziehaus, ver.<strong>di</strong><br />

Hessen<br />

Weitere Infos<br />

http://gesundheit-soziales.hessen.ver<strong>di</strong>.de/tarifpolitik/uniklinik_ma_gi<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


Asklepios-Kliniken Schwalm-Eder:<br />

Lohndumping und Arbeitsplatzvernichtung<br />

Outsourcing:<br />

130 Arbeitsplätze verloren<br />

Seit Anfang 2007 gehören <strong>di</strong>e<br />

zuvor kreiseigenen Kliniken im<br />

nordhessischen Schwalm-Eder-<br />

Kreis zum Asklepios-Konzern.<br />

Nachdem ein Notlagentarifvertrag,<br />

der <strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen<br />

vor Outsourcing und Kün<strong>di</strong>gung<br />

geschützt hatte, Ende 2008 ausgelaufen<br />

ist und ein neuer <strong>Ver</strong>trag<br />

aufgrund unerfüllbarer Arbeitgeberforderungen<br />

nicht abgeschlossen<br />

werden konnte, zeigt der<br />

Klinikkonzern, wie er sein Motto<br />

»Gemeinsam für Gesundheit« umsetzt.<br />

Seit April 2009 sind <strong>di</strong>e Bereiche<br />

Labor und Reinigungs<strong>di</strong>enst<br />

an externe Anbieter vergeben, <strong>di</strong>e<br />

Küche steht ab Ende Juni zur Disposition.<br />

130 Arbeitsplätze gehen<br />

an den drei Standorten der Klinik<br />

in Schwalmstadt, Homberg und<br />

Melsungen verloren.<br />

Ganz bewusst hat Asklepios alles<br />

getan, um einen Betriebsübergang<br />

zu vermeiden. Der hätte <strong>di</strong>e ArbeitnehmerInnen<br />

zumindest für<br />

ein Jahr geschützt. Ohne <strong>di</strong>esen<br />

Schutz konnten <strong>di</strong>e externen Anbieter<br />

auf dem Rücken der Beschäftigten<br />

mit Billigangeboten ins<br />

Rennen gehen. Die Folge: Nur wenige<br />

der ursprünglich Angestellten<br />

konnten bei den neuen Anbietern<br />

im Labor oder im Reinigungs<strong>di</strong>enst<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

einen Arbeitsplatz bekommen –<br />

und den auch nur zu erheblich<br />

schlechteren Lohn- und Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen.<br />

Dies hat natürlich Folgen für <strong>di</strong>e<br />

Qualität der Dienstleistung. Der<br />

Reinigungs<strong>di</strong>enst wurde von einem<br />

konzerneigenen Tochterunternehmen<br />

(Asklepios Service GmbH)<br />

übernommen. Zeitvorgaben wurden<br />

gekürzt, Flächenvorgaben<br />

erhöht – <strong>di</strong>e Reinigungskräfte<br />

stehen unter massivem Druck, <strong>di</strong>e<br />

geforderte Leistung ist kaum zu<br />

erbringen. Leistungen, <strong>di</strong>e zuvor<br />

der hauseigene Reinigungs<strong>di</strong>enst<br />

übernommen hatte, sind nun nicht<br />

mehr im Angebot enthalten. So<br />

muss sich jetzt der Pflege<strong>di</strong>enst,<br />

der ohnehin vom Stellenabbau betroffen<br />

ist, z.B. mit dem Transport<br />

und der <strong>Ver</strong>teilung von Wäsche<br />

oder Essencontainern beschäftigen.<br />

Zeit, <strong>di</strong>e nicht mehr für <strong>di</strong>e<br />

Pflege der Patienten zur <strong>Ver</strong>fügung<br />

steht. Gleichzeitig soll <strong>di</strong>e<br />

konzernweite Vorgabe umgesetzt<br />

werden, qualifiziertes Pflegepersonal<br />

durch ungelernte Kräfte zu ersetzen.<br />

Mindestens 30% der Beschäftigten<br />

in der Pflege sollen<br />

aus so genannten PflegeassistentInnen<br />

bestehen, <strong>di</strong>e le<strong>di</strong>glich in<br />

einem Kurzlehrgang fit gemacht<br />

und entsprechend niedrig eingruppiert<br />

werden.<br />

Auch im Laborbereich wurde der<br />

externe Anbieter allein unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten ausgewählt.<br />

Aber auch hier bewahrheitet<br />

sich, dass nicht jedes<br />

Discountangebot gut sein muss.<br />

So war der neue Anbieter überhaupt<br />

nicht in der Lage, <strong>di</strong>e zum<br />

1. April vereinbarten Leistungen<br />

zu erbringen. Eilig mussten Freistellungen<br />

des gekün<strong>di</strong>gten, hauseigenen<br />

Laborpersonals rückgängig<br />

gemacht werden, um<br />

Blutuntersuchungen durchführen<br />

zu können. Trotzdem hält der<br />

Arbeitgeber an der Outsourcingentscheidung<br />

fest. Denn es geht<br />

nur um den Preis.<br />

Asklepios zeigt einmal mehr, wie<br />

Privatisierung funktioniert und wie<br />

ein Krankenhauskonzern gute Gewinne<br />

generiert: auf dem Rücken<br />

der Kolleginnen und Kollegen.<br />

Es geht nicht, wie gerne behauptet,<br />

um bessere Organisation<br />

oder gar Qualität. In der Realität<br />

werden Arbeitsplätze vernichtet,<br />

<strong>di</strong>e Arbeit wird über <strong>di</strong>e Grenze<br />

der Erträglichkeit ver<strong>di</strong>chtet,<br />

das Lohnniveau wird durch Tarifflucht<br />

massiv gedrückt und<br />

Qualifikationen werden heruntergeschraubt.<br />

Gemeinsam für<br />

Gesundheit eben. ■<br />

Heike Grau, ver.<strong>di</strong> Nordhessen<br />

■ 37<br />

Vor Ort<br />

THOMAS LANGREDER, HANNOVER (3)<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

43, S. 56


Vor Ort<br />

Public-Private-Partnership an der Charité teuer<br />

130 Mio Euro Umsatzvolumen im<br />

Servicebereich hat das Berliner<br />

Universitätsklinikum Charité im<br />

Jahr 2005 in eine Public-Private-<br />

Partnerschaft-Gesellschaft ausgelagert.<br />

Das Uniklinikum gründete<br />

eine Tochterfirma, <strong>di</strong>e Charité<br />

CFM Facility Management (CFM)<br />

und behielt 51% der Gesellschaftsanteile<br />

in eigener Hand,<br />

damit keine Mehrwertsteuer für<br />

<strong>di</strong>e Leistungen gezahlt werden<br />

muss. 49% gehören privaten<br />

Partnern. Im Jahr 2010 sollten so<br />

gegenüber 2003 27,5 Mio. Euro<br />

eingespart werden.<br />

Jetzt rügt der Berliner Rechnungshof,<br />

dass er aus den vorgelegten<br />

Unterlagen nicht ersehen<br />

könne, ob <strong>di</strong>ese Lösung tatsächlich<br />

<strong>di</strong>e wirtschaftlichste sei. Der<br />

Rechnungshof schreibt in seinem<br />

Bericht, dass ihm »weder Projektakten<br />

mit Basisdaten (z.B. Mengengerüste)<br />

noch <strong>di</strong>e dazugehörigen<br />

Dateien ausgehän<strong>di</strong>gt werden<br />

[konnten]. Zudem waren einzelne<br />

Berechnungen für <strong>di</strong>e Leistungsbereiche<br />

Lagerwirtschaft, Archiv<strong>di</strong>enste,<br />

Telefonzentrale, Me<strong>di</strong>enproduktion,<br />

Raumvergabe, zentrale<br />

<strong>Ver</strong>vielfältigung und zentraler<br />

Schreib<strong>di</strong>enst unvollstän<strong>di</strong>g oder<br />

fehlten ganz.«<br />

Im ersten Jahr des Betriebes<br />

(2006) sollte <strong>di</strong>e Tochter laut Leistungsvertrag<br />

156.409 Betten aufbereiten.<br />

Jedes weitere Bett wird<br />

extra abgerechnet. Tatsächlich<br />

■ 38<br />

wurden 202.398 Betten aufbereitet.<br />

Nach dem <strong>Ver</strong>trag darf <strong>di</strong>e<br />

Tochter auf den Preis der ersten<br />

156.409 Betten 34% »Overheadkostenzuschlag«<br />

aufschlagen.<br />

Jedes weitere Bett muss aber ohne<br />

<strong>di</strong>esen Zuschlag abgerechnet werden.<br />

Trotzdem stellte <strong>di</strong>e Tochter<br />

der Charité auch für jedes der<br />

45.989 zusätzlichen Betten 34%<br />

Overheadkostenzuschlag in Rechnung.<br />

Die Charité zahlte.<br />

Auch in der Zentralsterilisation<br />

wurden mehr Leistungen erbracht<br />

als im Leistungsvertrag vorgesehen<br />

waren und ebenfalls teurer in<br />

Rechnung gestellt als erlaubt.<br />

Auch hier zahlte <strong>di</strong>e Charité.<br />

Die Charité bestätigte dem<br />

Rechnungshof den Fehler und<br />

überraschte <strong>di</strong>e Prüfer dann mit<br />

der Mitteilung, dass außerdem<br />

auch noch bei Krankentransporten<br />

<strong>di</strong>e Overheadkosten falsch abgerechnet<br />

worden seien. In <strong>di</strong>esem<br />

Fall seien <strong>di</strong>e Rechnungen der<br />

Tochter aller<strong>di</strong>ngs zu niedrig gewesen.<br />

Alle Fehler zusammengerechnet,<br />

habe <strong>di</strong>e Charité sogar<br />

Plus und <strong>di</strong>e Tochter Minus gemacht,<br />

deshalb fordere sie den<br />

Betrag für <strong>di</strong>e überhöhten Rechnungen<br />

nicht zurück.<br />

Der größte Batzen zu Lasten<br />

der Charité wurde gleich nach<br />

dem Start der Teilprivatisierung<br />

fällig. Es ist bekannt, dass Public-<br />

Private-Partnership-Projekte sehr<br />

hohe Vorlaufkosten haben und<br />

Den Jahresbericht 2009 des Berliner Rechnungshofs sowie <strong>di</strong>e Presseerklärung dazu<br />

gibt es unter http://www.berlin.de/rechnungshof/veroeffentlichungen/index.html 16. Mai 2009<br />

außerordentlich aufwen<strong>di</strong>ge <strong>Ver</strong>träge<br />

erfordern. Wie im Lehrbuch<br />

über <strong>di</strong>e Risiken der Public-<br />

Private-Partnership lief es bei der<br />

Charité.<br />

Laut <strong>Ver</strong>trag, so der Rechnungshof,<br />

hatte <strong>di</strong>e Tochter <strong>di</strong>e Kosten<br />

für den Übergang (Migrationskosten)<br />

zu tragen. Die Tochter sah<br />

das anders. Man stritt um »primäre«<br />

und »dauerhafte« Maßnahmen<br />

der Migration. Am Ende<br />

wurde eine »Klarstellungsvereinbarung«<br />

geschlossen, mit der sich<br />

<strong>di</strong>e Charité zur Zahlung von zusätzlichen<br />

5 Mio. Euro zuzüglich<br />

MwSt. an <strong>di</strong>e halbprivatisierte<br />

Tochter verpflichtete.<br />

Der Rechnungshof bemängelt,<br />

dass <strong>di</strong>ese Leistung schon im<br />

Businessplan des privaten Bieterkonsortiums<br />

enthalten gewesen<br />

seien. Die Migrationskosten seien<br />

zweimal bezahlt worden, ohne<br />

ausreichenden Grund habe sich<br />

<strong>di</strong>e Charité zu einer zusätzlichen<br />

Zahlung verpflichtet.<br />

Das Fazit im Bericht lautet: »Der<br />

Rechnungshof beanstandet zusammenfassend,<br />

dass <strong>di</strong>e Charité<br />

infolge erheblicher Mängel <strong>di</strong>e<br />

Wirtschaftlichkeit ihres Facility<br />

Managements nur unzureichend<br />

nachgewiesen und bei der Umsetzung<br />

der <strong>Ver</strong>träge in auffälliger<br />

Weise zugunsten des privaten<br />

Partners gehandelt hat.« ■<br />

Niko Stumpfögger, ver.<strong>di</strong>-<br />

Bundesverwaltung<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

RENATE STIEBITZ, POTSDAM (2)


Uniklinik Leipzig:<br />

Tarifverhandlungen abgeschlossen<br />

Was lange währte<br />

– wurde richtig gut!<br />

Jetzt haben <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-Mitglieder<br />

des Uniklinikums wieder einen<br />

gültigen Tarifvertrag.* Insbesondere<br />

wegen der zum Teil weit<br />

auseinander liegenden Positionen<br />

zu Tabelle und Eingruppierung<br />

waren nach dem Streik 2006 zahlreiche<br />

<strong>Ver</strong>handlungsrunden notwen<strong>di</strong>g,<br />

da sich <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite<br />

strikt weigerte, den TV-L eins<br />

zu eins zu übernehmen.<br />

Am 12. Mai 2009 konnten nun<br />

<strong>di</strong>e redaktionellen <strong>Ver</strong>handlungen<br />

über <strong>di</strong>e Tarifvertragstexte (u.a.<br />

mit neuer Tabelle und Eingruppierungsvorschriften)<br />

abgeschlossen<br />

werden. Die Tarifkommission hat<br />

dem Abschluss der Tarifverträge<br />

zugestimmt.<br />

Die ver.<strong>di</strong>-Mitglieder werden am<br />

28. Mai in einer Mitgliederversammlung<br />

ihr Votum zum Ergebnis<br />

abgeben.<br />

Für alle Beschäftigten gelten<br />

jetzt einheitlich folgende Tarifverträge<br />

■ Einheitlicher Mantel- und<br />

Entgelttarifvertrag,<br />

■ Tarifvertrag zur betrieblichen<br />

Altersvorsorge,<br />

■ Tarifvertrag zur Überleitung<br />

der Beschäftigten in das neue<br />

Tarifrecht und<br />

■ Tarifvertrag für Auszubildende.<br />

Damit sind <strong>di</strong>e Zeiten unterschiedlicher<br />

Arbeits- und Einkommensbe<strong>di</strong>ngungen<br />

bei gleicher Tätigkeit<br />

auch am Universitätsklinikum<br />

Leipzig endlich vorbei!<br />

* Die Tarifverträge treten zum 1. Januar<br />

2009 in Kraft. Davon abweichend treten<br />

einige Paragrafen des Haus- und Überleitungstarifvertrages<br />

rückwirkend zum<br />

1. April 2007 (betrifft überwiegend <strong>di</strong>e<br />

bereits umgesetzten Regelungen der Tarifeinigung<br />

von 2006), zum 1. Februar 2009<br />

(betrifft Entgelttabelle und Besitzstände<br />

hierzu) oder zum 1. April 2009 (Zeitzuschläge)<br />

in Kraft.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

Der Manteltarifvertrag ist – zum<br />

Teil verbessert – auf TV-L-Niveau.<br />

Tarifiert wurden u.a. Wege- und<br />

Umkleidezeit, Erholungsurlaub 27,<br />

30 und 31 Tage und Entgeltsicherung<br />

bei Leistungsminderung.<br />

Für <strong>di</strong>e Eingruppierung wurden<br />

<strong>di</strong>e für das UKL relevanten Vorschriften<br />

des BAT/MTArb zusammengefasst<br />

und um neue Tätigkeitsmerkmale<br />

ergänzt.<br />

Von der neuen Entgelttabelle<br />

profitieren alle. Einige sofort, andere<br />

etwas später.<br />

Die Zuordnung der jeweiligen<br />

<strong>Ver</strong>gütungsgruppe erfolgt mit Inkrafttreten;<br />

der Überleitungszeitpunkt<br />

in <strong>di</strong>e neue Tabelle ist <strong>di</strong>fferenziert<br />

geregelt.<br />

Das Urlaubsgeld beträgt 255,65<br />

Euro, <strong>di</strong>e Jahressonderzahlung<br />

70% eines Monatsentgelts (fix:<br />

55% plus 15% variabel bei positivem<br />

Jahresergebnis).<br />

Der Überleitungsvertrag sieht<br />

zahlreiche Besitzstandregelungen<br />

vor, u.a. Kinder-/Sozialzuschlag,<br />

Ortszuschlag Stufe 2 und eine fixe<br />

Jahressonderzahlung von 64%<br />

(Niveau Zuwendung BAT-O).<br />

Für <strong>di</strong>e Beschäftigten, <strong>di</strong>e in<strong>di</strong>viduell<br />

<strong>di</strong>e dynamische Fortgeltung<br />

des BAT eingeklagt hatten, wurden<br />

gesonderte, nicht abschmelzende<br />

Besitzstände vereinbart.<br />

Ebenfalls wurde ein Tarifvertrag<br />

zur betrieblichen Altersvorsorge<br />

und zur Entgeltumwandlung abgeschlossen,<br />

der auch einen Besitzstand<br />

der VBL-Pflichtversicherten<br />

vorsieht.<br />

Der Auszubildendentarifvertrag<br />

(BBiG und Heilberufe) regelt <strong>di</strong>e<br />

qualitativen Ausbildungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

auf sehr gutem Niveau.<br />

So gibt es klare Tarifregelungen<br />

u.a. zu Unterrichts-, Praxiszeiten<br />

und Ruhezeiten, Freistellungsansprüchen<br />

vor der Abschlussprüfung<br />

bzw. für gesellschaftspoliti-<br />

sche Fortbildung sowie eine Übernahmeregelung<br />

nach der Ausbildung.<br />

Die Entgelte sind gegenüber<br />

dem bisherigen Stand deutlich<br />

erhöht, bleiben aber hinter dem<br />

TV-L- Niveau zurück. Nach langem<br />

<strong>Ver</strong>handlungsstillstand liegt der<br />

Kompromiss ab 1.9.2009 nun<br />

zwischen 82 und 84% (Krankenpflege)<br />

und 92 und 99% (BBiG).<br />

Die Tabellenentgelte der Beschäftigten<br />

und Auszubildenden<br />

sind zum 31.12.2009 kündbar, so<br />

dass bereits Anfang 2010 eine<br />

neue Lohnrunde ansteht.<br />

Großer Dank gebührt insbesondere<br />

den Mitgliedern der <strong>Ver</strong>handlungs-<br />

und Tarifkommission, <strong>di</strong>e<br />

<strong>di</strong>e zahlreichen <strong>Ver</strong>handlungsrunden<br />

begleitet und <strong>di</strong>e Zwischenstände<br />

über <strong>di</strong>e ganze Zeit miteinander<br />

<strong>di</strong>skutiert und erarbeitet<br />

haben. ■<br />

Katja Paul, ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />

Universitätsklinikum Leipzig AöR<br />

■ 39<br />

Vor Ort<br />

Weitere Informationen<br />

sind nachzulesen im Flugblatt unter<br />

https://gesundheit-soziales.ver<strong>di</strong>.de/tarifpolitik/uni-klinika<br />

■ Jährlich werden 305.500 Patienten ambulant, etwa 47.400<br />

vollstationär und 2.300 teilstationär behandelt.<br />

■ Das Uniklinikum ist mit rund 3.200 Beschäftigten in 28 Kliniken<br />

und 5 Instituten nach der Stadt Leipzig der größte Arbeitgeber<br />

der Region.<br />

■ Jedes Jahr bildet das Uniklinikum 500 Azubis und Schüler in<br />

Pflegeberufen aus.<br />

Angaben von: www.uniklinikum-leipzig.de<br />

JASCHA MÜLLER<br />

BIANCA TÖLKE, HANNOVER


Vor Ort<br />

Servicegesellschaft<br />

der Heidelberger Uniklinik: Streik<br />

Gegen untertarifliche<br />

Standards und Dumpinglöhne<br />

Die Klinik Service GmbH (KSG)<br />

wurde 2004 als 100%ige Tochter<br />

der Uniklinik Heidelberg gegründet.<br />

In <strong>di</strong>e KSG wurden sämtliche<br />

»patientenfernen« Bereiche<br />

(Küche, Reinigung, Lager, Fuhrpark,<br />

Pforten, Krankentransport,<br />

Wäscherei, Sterilisation, Casinos<br />

und Cafeterien) ausgegliedert und<br />

bereits privatisierte Bereiche wie<br />

<strong>di</strong>e Spülküche und der Wach<strong>di</strong>enst<br />

wurden in <strong>di</strong>e KSG »zurückgeholt«.<br />

Dadurch erzielte der Arbeitgeber<br />

bessere Qualitätskontrolle, Einsparung<br />

von 19% Mehrwertsteuer<br />

und Personalkosteneinsparungen<br />

durch untertarifliche Bezahlung.<br />

(Der Geschäftsführer beziffert <strong>di</strong>e<br />

Einsparungen auf 5-6 Millionen<br />

Euro im Jahr.)<br />

Uniklinik-Beschäftigte, <strong>di</strong>e in<br />

<strong>di</strong>esen Bereichen arbeiten, wurden<br />

weiterhin nach dem Tarifvertrag<br />

FRANZISKA BECKER<br />

■ 40<br />

der Uniklinik bezahlt (TVUK) und<br />

behielten ihre Arbeitsverträge mit<br />

der Uniklinik; sie sind der KSG<br />

»gestellt«. Neueingestellte bekommen<br />

im Schnitt 300 Euro weniger<br />

für <strong>di</strong>e gleiche Arbeit, haben<br />

eine längere Wochenarbeitszeit<br />

(40 Stunden mind.), haben keine<br />

Sonderzahlungen und auch sonst<br />

schlechtere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen,<br />

mit einem Wort: Sie sind tariflos.<br />

Inzwischen sind 62% der rund<br />

750 Beschäftigten im tariflosen<br />

Zustand. 70% der Beschäftigten<br />

sind Frauen, sehr viele Kolleginnen<br />

und Kollegen haben einen Migrationshintergrund.<br />

Jahrelang wurden sie durch befristete<br />

Arbeitsverträge geknebelt.<br />

Info im Klinikum<br />

Informationsblatt für <strong>di</strong>e Mitarbeiter im Uniklinikum Heidelberg<br />

V.i.S.d.P.: Mia Lindemann, ver.<strong>di</strong> Rhein-Neckar, Czernyring 20, 69115 Heidelberg, Tel.: 06221/53600<br />

<strong>Ver</strong>trauensleute im Klinikum<br />

Sonderausgabe: Die KlinikService GmbH im Klinikum<br />

Der Tarifvertrag - Sichere Regelungen zum Arbeitsvertrag<br />

Die KSG in Fakten<br />

Gesellschafter:<br />

�� Uniklinikum<br />

Der Tarifvertrag ist ein bewährtes Instrument, Rechte und Pflichten<br />

zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Betrieb sicher und bindend Tarifvertrag<br />

zu regeln. Er wird zwischen Arbeitgeber und der Gewerkschaft ausge-<br />

Zwischen<br />

handelt und von beiden Parteien am Ende unterzeichnet. Der Tarifvertrag<br />

hat sich auch über Jahrzehnte im Arbeitsrecht bewährt und wird in VER.DI<br />

fast allen Betrieben in Deutschland angewendet.<br />

Und der<br />

Auch <strong>di</strong>e Beschäftigten der KlinikService GmbH (KSG) der Uniklinik KSG<br />

Heidelberg haben ein Recht darauf, dass ihre Rechte und Pflichten in<br />

einem Tarifvertrag bindend geregelt werden. Hierzu hat <strong>di</strong>e Gewerk-<br />

Heidelberg<br />

Geschäftsführer:<br />

�� Roland Heibel<br />

�� Edgar Reisch<br />

Gründung:<br />

�� 2004<br />

schaft ver.<strong>di</strong> <strong>di</strong>e Geschäftsführung der KSG aufgefordert, <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>handlungen<br />

über einen Tarifvertrag aufzunehmen, jedoch bis jetzt ohne Erfolg.<br />

Mitarbeiter:<br />

�� 730 (KSG)<br />

�� 485 (in Gestellung)<br />

Tarifvertrag:<br />

Die KlinikService GmbH<br />

�� Nicht vorhanden<br />

Servicebereiche:<br />

�� Parkraumbewirtschaf-<br />

Die KlinikService GmbH wurde im Jahre 2004 als 100% Tochter der Uniklinik Heidelberg<br />

tung<br />

gegründet. Sie erfasst Bereiche, in denen Leistungen nicht <strong>di</strong>rekt am Patient erbracht werden.<br />

Sinn und Zweck der Gründung war <strong>di</strong>e Einsparung der Mehrwertsteuer für Leistungen,<br />

<strong>di</strong>e davor durch Fremdfirmen erbracht wurden, so wie <strong>di</strong>e Einstellungen neuer Mitarbeiter<br />

zu schlechteren Löhnen. Nachfolgend wurden <strong>di</strong>e einzelnen Bereiche in <strong>di</strong>e KSG übergeleitet<br />

und wurden zu Abteilungen der KSG. Hierdurch waren <strong>di</strong>ese Abteilungen im Klinikum<br />

nicht mehr vorhanden, womit auch <strong>di</strong>e Arbeitsplätze entfielen.<br />

Die Mitarbeiter, <strong>di</strong>e vor dem Übergang in den Abteilungen arbeiteten, wurden dann in <strong>di</strong>e<br />

KSG gestellt. Das heißt dass <strong>di</strong>e Mitarbeiter<br />

mit ihrem Arbeitsvertrag Beschäftigte<br />

des Klinikums bleiben, auch Wir wollen einen<br />

unter dessen Tarifvertragfallen, ihre<br />

Tarifvertrag<br />

Arbeitsleistung aber der KSG zur <strong>Ver</strong>fügung<br />

stellen . Weisungsbefugt ist <strong>di</strong>e<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

��<br />

Abt. Sicherheit<br />

Pforten<br />

Krankentransport<br />

Haus<strong>di</strong>enst<br />

Betten- und Matratzenreinigung<br />

Sterilisation<br />

Casinos<br />

Cafeterias<br />

Speiseversorgung<br />

Spülküche<br />

Wäscherei<br />

KSG; Dienstpläne, Arbeitszeiten, Be-<br />

�� Unterhaltsreinigung<br />

triebsabläufe usw. werden von der KSG<br />

�� Lager<br />

erstellt. Dies führte in der <strong>Ver</strong>gangen-<br />

�� Einkauf<br />

heit mehrfach zu Komplikationen und<br />

Störungen im Betriebsablauf mancher<br />

�� Fuhrpark<br />

Abteilungen.<br />

Geplante Überleitungen:<br />

(Fortsetzung Seite 2)<br />

�� HA 3 Technik<br />

Zustän<strong>di</strong>ge Gewerkschaft:<br />

mit der<br />

�� VERDI<br />

wer gerecht entlohnt wird arbeitet auch gut<br />

Der Betriebsrat wurde zur Legitimation<br />

der Geschäftsführungspolitik<br />

missbraucht.<br />

Ein Tarifvertrag muss her<br />

Im Lauf des Jahres 2008 organisierten<br />

sich immer mehr Kolleginnen<br />

und Kollegen bei ver.<strong>di</strong>.<br />

Schließlich wählten sie im Herbst<br />

eine Tarifkommission und ver.<strong>di</strong><br />

forderte <strong>di</strong>e KSG zu Haustarifverhandlungen<br />

auf. Die ver.<strong>di</strong>-<br />

Tarifkommission stellte <strong>di</strong>e gleiche<br />

Forderung auf wie <strong>di</strong>e Kolleginnen<br />

und Kollegen der Uniklinik.<br />

Die Geschäftsführung lehnte<br />

Tarifverhandlungen ab und erhöhte<br />

von sich aus <strong>di</strong>e Löhne ab<br />

1. Januar um 3,5%.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

HELMUT ROOS


Die Kolleginnen und Kollegen<br />

beeindruckte das wenig und sie<br />

traten im Januar 2009 in den<br />

Streik. Forderungen: Tarifvertrag,<br />

Entgelterhöhungen, Angleichung<br />

der Wochenarbeitszeit und jährliche<br />

Sonderzahlung an <strong>di</strong>e Regelungen<br />

der Uniklinik.<br />

Nach den schnellen Abschlüssen<br />

bei den Unikliniken Baden-Württemberg<br />

(siehe <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 44,<br />

Seite 34) und bei den Landesbeschäftigten<br />

setzten sie <strong>di</strong>e<br />

Streiks alleine fort (Stand: 15. Mai<br />

= 25 Streiktage).<br />

Der Druck auf <strong>di</strong>e Streikenden<br />

war zunächst sehr stark, allmählich<br />

konnten sie klären, dass Streiken<br />

ganz legal und auch noch notwen<strong>di</strong>g<br />

ist, um der Forderung<br />

nach einem Tarifvertrag Nachdruck<br />

zu verleihen.<br />

Der Arbeitgeber KSG und <strong>di</strong>e<br />

»Mutter« Uniklinik wehren sich<br />

nach Kräften gegen den Abschluss<br />

eines Tarifvertrags. Sie erklärten<br />

sich le<strong>di</strong>glich zu einem Son<strong>di</strong>erungsgespräch<br />

Anfang März und<br />

nun wieder Anfang Juni bereit.<br />

Unterstützung erhielten <strong>di</strong>e<br />

Streikenden durch Unterschriftensammlungen<br />

in der Uniklinik und<br />

in der orthopä<strong>di</strong>schen Universi-<br />

HARALD SCHAAF (2)<br />

tätsklinik, <strong>di</strong>e Unterstützung soll<br />

weiter zu Solidaritätsstreiks ausgebaut<br />

werden, wenn <strong>di</strong>e Arbeitgeberin<br />

nicht einlenkt.<br />

Unterstützung erfuhren <strong>di</strong>e<br />

Streikenden auch von vielen anderen<br />

ver.<strong>di</strong>-KollegInnen aus der<br />

ganzen Bundesrepublik. Und<br />

schließlich wurden sie auch in<br />

Heidelberg selbst von Abgeordneten<br />

aus Bundestag, Landtag und<br />

Gemeinderat unterstützt.<br />

Ein neuer Betriebsrat muss her<br />

Parallel kämpften <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-<br />

Aktiven seit März für einen neuen<br />

Betriebsrat, der <strong>di</strong>e Interessen der<br />

Beschäftigten wirksam vertritt<br />

und für <strong>di</strong>e Tarifverhandlungen<br />

eintritt.<br />

Nach einem äußerst heftigen<br />

Wahlkampf, in dem der alte<br />

Betriebsrat auf Seiten des Arbeitgebers<br />

auftrat und von ihm unterstützt<br />

wurde, siegte <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-<br />

Liste am 7. Mai deutlich, indem sie<br />

rund 60% der Stimmen einfuhr –<br />

bei einer Wahlbeteiligung von<br />

ebenfalls rund 60%.<br />

http://rhein-neckar.ver<strong>di</strong>.de/<strong>di</strong>e_fachbereiche/fb3/ksg<br />

Die Auseinandersetzung geht<br />

weiter. Der Tarifvertrag ist noch<br />

nicht durchgesetzt. Aber <strong>di</strong>e<br />

Stimmung ist gut und kämpferisch.<br />

■<br />

Mia Lindemann, ver.<strong>di</strong> Rhein-<br />

Neckar<br />

30. April 2009<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 41<br />

Vor Ort


Vor Ort<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

44, S. 38<br />

Weg frei zum größten universitären<br />

Herzzentrum Deutschlands<br />

Tarifeinigung für das Herz- und<br />

Kreislaufzentrum Bad Krozingen/<br />

Freiburg – Tarifsicherheit für <strong>di</strong>e<br />

rund 1.300 Beschäftigten!<br />

Durch <strong>di</strong>e Tarifeinigung Ende<br />

April 2009 ist der Weg frei für den<br />

Zusammenschluss zwischen dem<br />

Herzzentrum der Universitätsklinik<br />

Freiburg und dem Herzzentrum<br />

Bad Krozingen zum größten universitären<br />

Herz- und Kreislaufzentrum<br />

Deutschlands ab 2010.<br />

Die Tarifeinigung kam zwischen<br />

ver.<strong>di</strong> Südbaden, dem Marburger<br />

Bund Baden-Württemberg auf der<br />

einen Seite und den künftigen<br />

Gesellschaftern Herzzentrum Bad<br />

Krozingen sowie Uniklinik Freiburg<br />

auf der anderen Seite zustande.<br />

Die Tarifeinigung sieht <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>gütungs-,<br />

Mantel- und Altersversorgungstarifverträge<br />

des öffentlichen<br />

Dienstes bzw. der Uniklinik<br />

Freiburg weiter vor. Zusätzlich<br />

wurden attraktive Mobilitätszuschüsse,<br />

Mitbestimmungsregeln<br />

und Kün<strong>di</strong>gungsschutzregeln vereinbart.<br />

Damit gibt es für <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten eine lückenlose<br />

Fortgeltung der bisherigen Tarifverträge<br />

des öffentlichen Dienstes<br />

und des Tarifvertrags für <strong>di</strong>e Unikliniken<br />

des Landes Baden-Württemberg.<br />

Gesichert wurden unter anderem<br />

<strong>di</strong>e vollen Gehaltszahlungen, Zulagen,<br />

Urlaubsansprüche und <strong>di</strong>e<br />

betriebliche Altersversorgung.<br />

Hauptaugenmerk der Gewerkschaften<br />

war eine Absicherung der<br />

Beschäftigten in der neuen Gesellschaft.<br />

So gibt es für 3 Jahre einen<br />

Schutz vor betriebsbe<strong>di</strong>ngten Kün<strong>di</strong>gungen,<br />

ein Rückkehrrecht für<br />

Uniklinikbeschäftigte in das Mutterunternehmen<br />

für <strong>di</strong>e Dauer von<br />

fünf Jahren und eine <strong>Ver</strong>handlungsoption<br />

bei wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten mit dem Gesellschafter<br />

Bene<strong>di</strong>kt Kreuz.<br />

■ 42<br />

Fortschrittlich sind auch <strong>di</strong>e Mitbestimmungsrechte<br />

der Beschäftigten<br />

über einen Wirtschaftsausschuss<br />

geregelt. Im neuen<br />

Aufsichtsrat wurde <strong>di</strong>e Arbeitnehmerseite<br />

mit zwei Sitzen berücksichtigt,<br />

was über dem gesetzlichen<br />

Rahmen liegt.<br />

Zufrieden zeigten sich Ingo<br />

Busch, Personalratsvorsitzender<br />

der Uniklinik Freiburg, und Christiana<br />

Schmidt, Betriebsratsvorsitzende<br />

des Herzzentrums Bad<br />

Krozingen, <strong>di</strong>e beide ihren Sachverstand<br />

in der ver.<strong>di</strong>-Tarifkommission<br />

einbrachten. So konnten sie<br />

<strong>di</strong>e Fortdauer zahlreicher Betriebsvereinbarungen<br />

durchsetzen.<br />

Laut ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>handlungsführer<br />

Reiner Geis ist der Tarifabschluss<br />

ein sehr gutes Ergebnis, da ein<br />

Maximum an Sicherheit für <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten in der neuen Gesellschaft<br />

vereinbart wurde: »Angesichts<br />

eines verschärften Wettbewerbs<br />

in der Kliniklandschaft<br />

haben wir hier einen zukunftsträchtigen<br />

Weg frei gemacht!«<br />

Auch der <strong>Ver</strong>handlungsführer<br />

des Marburger Bundes, Frieder<br />

Schmitt, ist mit dem Abschluss zufrieden:<br />

»Der Tarifabschluss stellt<br />

sicher, dass auch in Zukunft gute<br />

tarifliche Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen für<br />

Ärztinnen und Ärzte in der neuen<br />

Gesellschaft erhalten bleiben«.<br />

Beide <strong>Ver</strong>handlungsführer bewerten<br />

<strong>di</strong>e gewerkschaftliche Zusammenarbeit<br />

als positiv.<br />

Laut Bernhard Grotz, Kaufmännischer<br />

Direktor in Bad Krozingen,<br />

signalisiert <strong>di</strong>e Arbeitgeberseite<br />

mit ihren umfangreichen Zugeständnissen<br />

eine Wertschätzung<br />

für <strong>di</strong>e bisherige Arbeit und setzt<br />

ein positives Signal für <strong>di</strong>e künftige<br />

Zusammenarbeit in neuer<br />

Gesellschaftsform. Der Kaufmännische<br />

Direktor der Uniklinik Freiburg,<br />

Frank Wertheimer, betont,<br />

dass zwei wirtschaftlich gesunde<br />

Unternehmen sich zusammenschließen<br />

und somit für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

eine interessante und<br />

sichere Aufgabe in der neuen Gesellschaft<br />

entsteht.<br />

Mit rund 20.000 stationären Behandlungen<br />

und rund 40.000 ambulanten<br />

Anwendungen wird das<br />

neue universitäre Herzzentrum zu<br />

einem der größten Herzzentren in<br />

Deutschland. Durch <strong>di</strong>e Fusion<br />

werden wirtschaftliche Synergien<br />

erwartet und eine bessere fachliche<br />

<strong>Ver</strong>netzung. So werden beispielweise<br />

künftig noch schneller<br />

Forschungsergebnisse zum Wohle<br />

der Patienten in <strong>di</strong>e Behandlung<br />

einfließen. ■<br />

Aus der gemeinsamen Presseerklärung<br />

von ver.<strong>di</strong> Südbaden,<br />

Marburger Bund, Herzzentrum Bad<br />

Krozingen und Uniklinik Freiburg<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


Landesbezirksfachbereiche 3<br />

E-Mail<br />

Alle ver.<strong>di</strong>anerInnen<br />

sind unter<br />

vorname.nachname@ver<strong>di</strong>.de<br />

zu erreichen.<br />

Nord<br />

(Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern)<br />

Hüxstr. 1, 23552 Lübeck<br />

Fax 0451 / 8100 - 888<br />

Steffen Kühhirt Tel. 0451 / 8100 - 801<br />

Sabine Hebenstein Tel. 0451 / 8100 - 805<br />

Hamburg<br />

Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg<br />

Angelika Detsch Tel. 040 / 2858 - 4031, Fax -9031<br />

Arnold Rekittke Tel. 040 / 2858 - 4147, Fax -9147<br />

Violetta Ehsemann Tel. 040 / 2858 - 4032, Fax -9032<br />

Sigrid Ebel Tel. 040 / 2858 - 4033, Fax -9033<br />

Karin Frey Tel. 040 / 2858 - 4034, Fax -9034<br />

Christiane Harland-Kerschek Tel. 040 / 2858 - 4035,<br />

Fax -9035<br />

Hei<strong>di</strong> Kunz Tel. 040 / 2858 - 4036, Fax -9036<br />

Norbert Proske Tel. 040 / 2858 - 4037, Fax -9037<br />

Hilke Stein Tel. 040 / 2858 - 4038, Fax -9038<br />

Michael Stock Tel. 040 / 2858 - 4039, Fax -9039<br />

Niedersachsen-Bremen<br />

Goseriede 10, 30159 Hannover<br />

Fax 0511 / 12 400 - 154<br />

Joachim Lüddecke Tel. 0511 / 12 400 - 250<br />

Ute Gottschaar Tel. 0511 / 12 400 - 251<br />

Elke Nobel Tel. 0511 / 12 400 - 253<br />

Silvia Ganza Tel. 0511 / 12 400 - 254<br />

Annette Klausing Tel. 0511 / 12 400 - 256<br />

Christina Ölscher Tel. 0511 / 12 400 - 261<br />

Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen<br />

Fax 0421 / 3301 - 392<br />

Ralf Krüger Tel. 0421 / 3301 - 330<br />

Diana Sternagel Tel. 0421 / 3301 - 331<br />

Hessen<br />

Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77, 60329 Frankfurt/M.<br />

Fax 069 / 2569 - 1329<br />

Georg Schulze-Ziehaus Tel. 069 / 2569 - 1322<br />

Jens Ahäuser Tel. 069 / 2569 - 1320<br />

Monika Kern Tel. 069 / 2569 - 1321<br />

Gesundheit, Soziale Dienste<br />

Wohlfahrt und Kirchen<br />

<strong>Ver</strong>einte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Karlstraße 123-127, 40210 Düsseldorf<br />

Fax 0211 / 61824 - 463<br />

Sylvia Bühler Tel. 0211 / 61824 – 290<br />

Antje Jakubowski-Deeg Tel. 0211 / 61824 – 291<br />

Wolfgang Cremer Tel. 0211 / 61824 - 292<br />

Evelyn Bucher Tel. 0211 / 61824 – 294<br />

Dieter Seifert Tel. 0211 / 61824 - 295<br />

Martina Kordon, Tel. 0211 / 61824 - 296<br />

Bernd Tenbensel Tel. 0211 / 61824 - 297<br />

Norbert Badziong Tel. 0211 / 61824 - 298<br />

Berlin-Brandenburg<br />

Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin<br />

Fax 030 / 8866 - 5925<br />

Heike Spies Tel. 030 / 8866 - 5260<br />

Sabine Kestner-Furcht Tel. 030 / 8866 - 5251<br />

Friedrich-Ebert-Str. 2, 16225 Eberswalde<br />

Bettina Weitermann Tel. 03334 / 5859 - 13<br />

SAT<br />

(Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen)<br />

Karl-Liebknecht-Str. 30-32, 04107 Leipzig<br />

Fax 0341 / 52901 - 630<br />

Gisela Mende Tel. 0341 / 52901 - 230<br />

Petra Petzoldt Tel. 0341 / 52901 - 231<br />

Ingrid Besser Tel. 0341 / 52901 - 233<br />

Sabine Hanke Tel. 0341 / 52901 - 234<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Münsterplatz 2-6, 55116 Mainz<br />

Fax 06131 / 9726 - 288<br />

Andrea Hess Tel. 06131 / 9726 - 140<br />

Frank Hutmacher Tel. 06131 / 9726 - 130<br />

Irene Schneider Tel. 06131 / 9726 - 131<br />

Saar<br />

St. Johanner Str. 49, 66111 Saarbrücken<br />

Fax 0681 / 98849 - 499<br />

Thomas Müller Tel. 0681 / 98849 - 130<br />

Elke Kallenborn Tel. 0681 / 98849 - 131<br />

Michael Quetting Tel. 0681 / 98849 - 135<br />

Petra Maas Tel. 0681 / 98849 - 141<br />

Adelheid Blatter Tel. 0681 / 98849 - 210<br />

Bayern<br />

Schwanthalerstr. 64, 80336 München<br />

Fax 089 / 59977 - 1039<br />

Dominik Schirmer Tel. 089 / 59977 - 1030<br />

Irene Gölz Tel. 089 / 59977 - 1031<br />

Josef Fehlandt Tel. 089 / 59977 - 1032<br />

Ingo Harms Tel. 089 / 59977 - 1033<br />

Hanne Küßner Tel. 089 / 59977 - 1035<br />

Achim Pogoda Tel. 089 / 59977 - 1036<br />

Baden-Württemberg<br />

Königstr. 10 a, 70173 Stuttgart<br />

Fax 0711 / 88788 - 28 03 01<br />

Günter Busch Tel. 0711 / 88788 - 0300<br />

Jürgen Lippl Tel. 0711 / 88788 - 0310<br />

Hannelore Herrmann Tel. 0711 / 88788 - 0320<br />

Annelie Schwaderer Tel. 0711 / 88788 - 0330<br />

Barbara Lohse Tel. 0711 / 88788 - 0301<br />

Marion Biele Tel. 0711 / 88788 - 0302<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 43<br />

Wir in ver.<strong>di</strong>


RENATE STIEBITZ, POTSDAM (2)<br />

Wir in ver.<strong>di</strong><br />

ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung, Ressort 9, Fachbereich 3<br />

BesucherInnenanschrift<br />

ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />

Paula-Thiede-Ufer 10<br />

10179 Berlin<br />

Postanschrift<br />

ver.<strong>di</strong>-Bundesverwaltung<br />

Ressort 9, Fachbereich 3<br />

10112 Berlin<br />

Fachbereich 3 im Internet<br />

www.fb3.ver<strong>di</strong>.de<br />

http://gesundheit-soziales.ver<strong>di</strong>.de/<br />

»Wir zahlen nicht<br />

für eure Krise«<br />

Impressionen von den<br />

Demos in Berlin<br />

am 28. März 2009 und<br />

am 16. Mai 2009<br />

■ 44<br />

Tel. 030 / 6956 – Fax<br />

Ressortleitung<br />

Ellen Paschke, Bundesvorstandsmitgl., Bundesfachbereichsleiterin - 1800 - 3250<br />

Annette Dedekind, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1801 - 3250<br />

Reiner Fäth - 1802 - 3250<br />

Koor<strong>di</strong>nation FB 3, Planung und Controlling<br />

Wolfram Ferse - 1806 - 3250<br />

Gabriele Brodatzki, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1807 - 3250<br />

Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ute Preuninger - 1804 - 3250<br />

Gesundheitspolitik<br />

Herbert Weisbrod-Frey, Bereichsleiter - 1810 - 3420<br />

Dr. Margret Steffen - 1811 - 3420<br />

Gabriele Feld-Fritz - 1860 - 3420<br />

Tarifpolitik<br />

Gabriele Gröschl-Bahr, Bereichsleiterin - 1821 - 3410<br />

Katja Paul - 1831 - 3410<br />

Jürgen Wörner - 1870 - 3410<br />

Carola Reibe-Alsleben, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1822 - 3410<br />

Berufspolitik<br />

Gerd Dielmann, Bereichsleiter - 1830 - 3420<br />

Enriqueta Fobbe - 1880 - 3420<br />

Cordula Kiank, Jugendarbeit im FB 3 - 1832 - 3420<br />

Kirsten Grünberg, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1833 - 3420<br />

Betriebs- und Branchenpolitik<br />

Niko Stumpfögger, Bereichsleiter - 1808 - 3430<br />

Georg Güttner-Mayer, Reha- und Unikliniken - 1805 - 3430<br />

Dirk Völpel-Haus, <strong>Krankenhäuser</strong>, Tarifarbeit - 1850 - 3430<br />

Enriqueta Fobbe, psychiatrische Einrichtungen - 1880 - 3430<br />

Marion Leonhardt, Wohlfahrtsverbände, Rettungs<strong>di</strong>enste - 1871 - 3430<br />

Oliver Dilcher, <strong>di</strong>v. Konzerne, Tarifarbeit - 1812 - 3430<br />

Renate Richter, Kirchen, Diakonie und Caritas / Frauen im FB 3 - 1842 - 3430<br />

Gabriele Feld-Fritz, Pflegeeinrichtungen - 1860 - 3430<br />

Kerstin Motz, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1813 - 3430<br />

Sabrina Stein, <strong>Ver</strong>waltungsangestellte - 1872 - 3430<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009<br />

KADE LORCH, HANNOVER (2)


Bildungsangebote, Seminare, Tagungen<br />

Seminare von ver.<strong>di</strong> b+b für gesetzliche Interessenvertretungen im Gesundheitswesen<br />

Zusätzliche Stellen in der Pflege – <strong>Ver</strong>besserung<br />

oder Beruhigungspille?<br />

Krankenhausfinanzierungsreformgesetz (KHRG) und<br />

Handlungsmöglichkeiten der Interessenvertretung<br />

■ 06.07.-07.07.2009 Steinbach b. Frankfurt/M.,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-907063<br />

Dienstplangestaltung und Handlungsmöglichkeiten<br />

der Interessenvertretung<br />

■ 01.07.-02.07.2009 Steinbach b. Frankfurt/M.,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-907011<br />

»Achtung, ich kann nicht mehr!«<br />

Überlastungsanzeigen im Bereich der Pflege<br />

■ 25.08.2009 Frankfurt am Main,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-908251<br />

In Projekten mitarbeiten und gestalten<br />

Projektmanagement in <strong>Krankenhäuser</strong>n und Gesundheitseinrichtungen<br />

(in Kooperation mit BiG, Essen)<br />

■ 02.09.-04.09.2009 Mosbach,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909021<br />

Arbeits- und Betriebsorganisation<br />

im Krankenhaus<br />

<strong>Ver</strong>änderungsprozesse (er)kennen und mitgestalten<br />

(in Kooperation mit BiG, Essen)<br />

■ 07.09.-09.09.2009 Mosbach,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909074<br />

JAV-Praxis II<br />

Ausbildung checken und verbessern nach Krankenpflegegesetz<br />

– Qualitätssicherung der beruflichen<br />

Erstausbildung (JAV 2)<br />

■ 21.09.-25.09.2009 Naumburg,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909211<br />

Neuregelung der Finanzierung psychiatrischer<br />

<strong>Ver</strong>sorgung<br />

Tagesbezogene Fallpauschalen (Grundlage Psych-PV)<br />

■ 17.09.-18.09.2009 Mosbach,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909174<br />

Betriebswirtschaftliche Qualifizierung für <strong>di</strong>e<br />

Interessenvertretung im Krankenhaus<br />

Baustein 1: Gesetzliche Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen der<br />

Krankenhausfinanzierung und Grundlagen der Krankenhausbetriebslehre<br />

(in Kooperation mit BiG, Essen)<br />

■ 07.10.-09.10.2009 Mosbach,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-910071<br />

Betriebswirtschaftliche Qualifizierung für <strong>di</strong>e<br />

Interessenvertretung im Krankenhaus<br />

Baustein 2: Betriebswirtschaft und Buchführung im<br />

Krankenhaus, Bilanz, GuV, Lagebericht, Kennzahlen<br />

(in Kooperation mit BiG, Essen)<br />

■ 07.09.-09.09.2009 Kassel,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909075<br />

Betriebswirtschaftliche Zusammenhänge im<br />

Gesundheitswesen mit PLANET HEALTHCARE<br />

Intensivseminar mit Training<br />

■ 21.09.-23.09.2009 Espenau bei Kassel,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909215<br />

Neue Zusammenarbeit im Krankenhaus<br />

Die neue Arbeitsteilung im Fokus der Beteiligungsrechte<br />

von Interessenvertretungen<br />

■ 16.09.-17.09.2009 Mosbach,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909161<br />

Neue Tätigkeiten – neue Eingruppierung?<br />

■ 17.09.2009 Frankfurt am Main,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909173<br />

Arbeitsrecht für <strong>di</strong>e Pflege (TVöD)<br />

Arbeitsrechtliches Grundseminar<br />

■ 21.09.-23.09.2009 Mosbach,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909214<br />

Einführung eines Risikomanagements<br />

im Krankenhaus<br />

und Handlungsmöglichkeiten der Interessenvertretung<br />

■ 24.09.2009 Kassel,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909243<br />

Personal als Wettbewerbsfaktor?<br />

Strategisches Personalmanagement im Gesundheitswesen<br />

(in Kooperation mit BiG, Essen)<br />

■ 28.09.-30.09.2009 Mosbach,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-909281<br />

TVöD-Aufbau: Arbeitszeitregelungen<br />

Überblick über Regelungen des TVöD zur Arbeitszeit<br />

und Handlungsfelder der Interessenvertretung<br />

■ 26.10.-28.10.2009 Gladenbach,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-910265<br />

Alternativen zum Outsourcing?!<br />

Informations-, Beratungs- und Mitbestimmungsverfahren<br />

bei Auslagerungen im Gesundheitswesen<br />

■ 28.10.-29.10.2009 Espenau bei Kassel,<br />

http://www.ver<strong>di</strong>-bub.de/seminar/1600-910283<br />

Weitere Informationen<br />

Vla<strong>di</strong>mir Gazdovic<br />

ver.<strong>di</strong> Bildung und Beratung gGmbH<br />

Region Hessen, Rheinland-Pfalz, Saar<br />

Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77<br />

60329 Frankfurt/M.<br />

Fon 069 257824 14<br />

gazdovic@hs.ver<strong>di</strong>-bub.de<br />

www.ver<strong>di</strong>-bub.de<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 44 ■ März 2009 ■ 45<br />

Bildungsangebote,<br />

Seminare,Tagungen


Literatur- und<br />

Internettipps<br />

Literaturtipps<br />

Karl-Hermann Böker<br />

Organisation und Arbeit von<br />

Betriebs- und Personalräten –<br />

Analyse und Handlungsempfehlungen<br />

Reihe: Betriebs- und Dienstvereinbarungen<br />

der Hans-Böckler-Stiftung,<br />

162 Seiten, inkl. CD-ROM,<br />

12,90 Euro, ISBN 978-3-7663-<br />

3884-6, Bund-<strong>Ver</strong>lag 2009,<br />

www.Bund-<strong>Ver</strong>lag.de<br />

Die vorliegende Auswertung von<br />

335 betrieblichen <strong>Ver</strong>einbarungen<br />

(z.B. zu wissenschaftlichen Mitarbeitern<br />

größerer BR-Gremien,<br />

Büroausstattung, Budgetierung<br />

des BR-/PR-Haushalts, Weiterbildungsaktivitäten,Reisekostenregelungen,<br />

Gratifikationen, Freistellung)<br />

gibt einen Überblick über<br />

Organisationsstrukturen und<br />

Arbeitsweisen von Betriebs- und<br />

Personalräten.<br />

Es wird deutlich, welche <strong>Ver</strong>handlungsspielräume<br />

vorhanden<br />

sind und genutzt werden. In der<br />

Regel haben <strong>di</strong>e Akteure von <strong>Ver</strong>handlungen<br />

profitiert. Jedoch gibt<br />

es auch Beispiele für Einschränkungen<br />

der gesetzlich verbrieften<br />

Rechte. ■<br />

■ 46<br />

Heiko Peter Krenz<br />

Privatisierung öffentlicher<br />

Einrichtungen – Rechtliche<br />

Grundlagen und Beteiligungsrechte<br />

188 Seiten, 29,90 Euro, ISBN<br />

978-3-7663-3864-8, Bund-<strong>Ver</strong>lag<br />

2009, www.Bund-<strong>Ver</strong>lag.de<br />

Dieses Handbuch vermittelt Personalräten<br />

einen Überblick über<br />

ihre Rechte und <strong>di</strong>e praktischen<br />

Anforderungen an ihre Arbeit bei<br />

Privatisierungsvorhaben. Schritt<br />

für Schritt stellt es jede Phase des<br />

Privatisierungsprozesses dar.<br />

Wichtig für eine effektive Personalratsarbeit:<br />

Das Werk erläutert<br />

<strong>di</strong>e komplexen Zusammenhänge<br />

gut verständlich. Eine Vielzahl von<br />

Mustern erleichtert dem Personalrat<br />

<strong>di</strong>e Wahrnehmung seiner<br />

Rechte gegenüber dem Arbeitgeber<br />

(u.a. Musterschreiben, Musterklagen,Muster<strong>di</strong>enstvereinbarung).<br />

Zahlreiche strategische und<br />

taktische Hilfestellungen gewährleisten<br />

zusätzlich eine optimale<br />

<strong>Ver</strong>tretung der Mitarbeiterinteressen.<br />

■<br />

Marianne Giesert (Hrsg.)<br />

... ohne Gesundheit ist alles<br />

nichts!<br />

Beteiligung von Beschäftigten<br />

an der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

224 Seiten, 12,80 Euro, Juni 2009,<br />

ISBN 978-3-89965-335-9,<br />

www.vsa-verlag.de<br />

AutorInnen aus Österreich und<br />

Deutschland berichten über Gesundheitsförderungsprojekte<br />

und<br />

Handlungsmöglichkeiten im Betrieb.<br />

Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

kann durch <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>besserung<br />

der Arbeitsorganisation und<br />

der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen, <strong>di</strong>e Förderung<br />

der aktiven Beteiligung der<br />

Beschäftigten sowie <strong>di</strong>e Stärkung<br />

der persönlichen Kompetenzen<br />

erreicht werden (Luxemburger<br />

Deklaration). Unterschiedliche<br />

Ansätze, Projekte und Handlungsmöglichkeiten<br />

zur Beteiligung der<br />

Beschäftigten werden in <strong>di</strong>esem<br />

Band präsentiert und <strong>di</strong>skutiert.<br />

Sie belegen eindeutig, dass Interventionen<br />

zur <strong>Ver</strong>haltens- und <strong>Ver</strong>hältnisprävention<br />

<strong>di</strong>e Leistungsfähigkeit<br />

und das Wohlbefinden<br />

der Beschäftigten verbessern und<br />

gleichzeitig eine erfolgversprechende<br />

Strategie für das Unternehmen<br />

darstellen. ■<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009


Günter Schaub und Ulrich Koch<br />

Arbeitsrecht von A– Z<br />

18., überarbeitete Auflage 2009,<br />

Stand: Dezember 2008, 827 Seiten,<br />

19,90 Euro, ISBN 978-3-406-<br />

56939-5, Beck-Rechtsberater im<br />

dtv<br />

Rund 650 Stichwörter zum aktuellen<br />

Recht. Dargestellt ist das<br />

gesamte Arbeitsrecht von der Begründung<br />

bis zur Been<strong>di</strong>gung des<br />

Arbeitsverhältnisses. Die Neuauflage<br />

umfasst gesetzliche Neuerungen<br />

wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz,<br />

<strong>di</strong>e AGB-Kontrolle<br />

(Inhaltskontrolle bei vorformulierten<br />

Arbeitsverträgen), das<br />

neue Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz,<br />

das Gesetz zur Anpassung<br />

der Regelaltersgrenze an<br />

<strong>di</strong>e demografische Entwicklung<br />

und zur Stärkung der Finanzierungsgrundlagen<br />

der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung, das Gesetz<br />

zur <strong>Ver</strong>besserung der Beschäftigungschancen<br />

älterer Menschen,<br />

das neue Wissenschaftszeitvertragsgesetz.<br />

■<br />

Arbeitsgesetze (ArbG)<br />

74., neu bearbeitete Auflage<br />

2009, Stand: 1. Januar 2009, 833<br />

Seiten, 7,90 Euro, ISBN 978-3-<br />

423-05006-7, Beck-Texte im dtv<br />

Die Textausgabe enthält <strong>di</strong>e<br />

wichtigsten Bestimmungen für <strong>di</strong>e<br />

arbeitsrechtliche Praxis: ArbeitsgerichtsG,<br />

ArbeitsschutzG, ArbeitszeitG,<br />

AufwendungsausgleichsG,<br />

BerufsbildungsG, BetriebsrentenG,<br />

BetriebsverfassungsG, BGB (Auszug),<br />

Bundeselterngeld- und ElternzeitG,<br />

BundesurlaubsG, Allg.<br />

GleichbehandlungsG, Kün<strong>di</strong>gungsschutzG,<br />

MitbestimmungsG, MutterschutzG,SchwarzarbeitsbekämpfungsG,<br />

SGB II-VII, IX, X<br />

(Auszug), Teilzeit- und BefristungsG,WissenschaftszeitvertragsG.<br />

■<br />

Lothar Schröder/Hans-Jürgen<br />

Urban (Hrsg.)<br />

Gute Arbeit 2009<br />

Handlungsfelder für Betriebe,<br />

Politik und Gewerkschaften<br />

373 Seiten, 39,90 Euro, ISBN<br />

978-3-7663-3883-9, Bund-<strong>Ver</strong>lag<br />

Nov. 2008, www.Bund-<strong>Ver</strong>lag.de<br />

Mit <strong>di</strong>eser ersten Ausgabe eines<br />

künftigen Jahrbuchs geben Herausgeber,<br />

Redaktion und <strong>Ver</strong>lag<br />

einen Überblick über <strong>di</strong>e Vielfalt<br />

der Debatte zum Thema »Gute<br />

Arbeit«.<br />

Gute Arbeit sollte Arbeitnehmerrechte<br />

und Teilhabe, faire Löhne,<br />

Qualifikation, soziale Sicherheit,<br />

Gesundheitsschutz und familienfreundliche<br />

Be<strong>di</strong>ngungen bedeuten<br />

– <strong>di</strong>e Realität sieht leider oft<br />

anders aus. Daher ist und bleibt<br />

Gute Arbeit ein Thema, das viele<br />

bewegt.<br />

Gute Arbeit ist mittlerweile nicht<br />

nur Handlungsfeld für Betriebe,<br />

sondern auch für Politik und Gewerkschaften.<br />

Das Buch bietet Lösungsansätze<br />

und macht <strong>di</strong>e Vielfalt unterschiedlicher,<br />

auch kontroverser<br />

Standpunkte deutlich. ■<br />

Hartmut Reiners<br />

Mythen der Gesundheitspolitik<br />

263 Seiten, 19,95 Euro, ISBN<br />

978-3-456-84679-8, März 2009,<br />

www.verlag-hanshuber.com<br />

Behauptungen wie <strong>di</strong>e »Kostenexplosion«<br />

oder der »Reformstau«<br />

im Gesundheitswesen werden<br />

nicht wahrer, wenn sie tausendfach<br />

wiederholt werden. Hinter<br />

<strong>di</strong>esen Parolen verbergen sich handfeste<br />

wirtschaftliche und politische<br />

Interessen. Dieses Buch klärt auf<br />

über <strong>di</strong>e zehn am häufigsten anzutreffenden<br />

Mythen über unser<br />

Gesundheitswesen:<br />

■ <strong>di</strong>e Kostenexplosion<br />

■ <strong>di</strong>e ruinösen Lohnnebenkosten<br />

■ <strong>di</strong>e verhängnisvolle demografische<br />

Entwicklung<br />

■ der teure me<strong>di</strong>zinische Fortschritt<br />

■ <strong>di</strong>e Vollkaskomentalität<br />

der <strong>Ver</strong>sicherten<br />

■ das <strong>Ver</strong>sagen der solidarischen<br />

Finanzierung<br />

■ der Ärztemangel<br />

■ <strong>di</strong>e aufgeblähte Krankenkassenbürokratie<br />

■ das Heil im Wettbewerb<br />

■ <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeit einer endgültigen<br />

großen Gesundheitsreform<br />

Der Autor ist Referatsleiter Grundsatzfragen<br />

der Gesundheitspolitik<br />

im Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />

Gesundheit und Familie des<br />

Landes Brandenburg. ■<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009 ■ 47<br />

Literatur- und<br />

Internettipps


Internettipps<br />

Literatur- und<br />

Internettipps<br />

www.hundertprozentich.de<br />

ver.<strong>di</strong>-Kampagne zur Leiharbeit<br />

»Ungleich korrigieren« ■<br />

Tagungsdokumentation<br />

»Schuldenbremse ist Zukunftsbremse«<br />

Die Parteien wollen eine<br />

»Schuldenbremse« ins Grundgesetz<br />

einbauen. Hinter dem<br />

Begriff steckt <strong>di</strong>e Idee, dass<br />

ab 2020 nur noch der Bund<br />

Schulden machen darf. Mitte<br />

April beleuchteten Fachleute<br />

im ver.<strong>di</strong>-Haus in Berlin <strong>di</strong>ese<br />

Pläne kritisch:<br />

■ Dr. Ralf Stegner, Fraktionsvorsitzender der SPD im<br />

Landtag Schleswig-Holstein: Gestaltungsspielräume<br />

der Bundesländer nach der »Schuldenbremse«<br />

■ Ernst Wolowicz, Kämmerer der Stadt München:<br />

Was brauchen <strong>di</strong>e Kommunen – eine »Schuldenbremse«?<br />

■ Dr. Dieter Vesper, Ökonom: Schuldenbremsen –<br />

wozu?<br />

■ Gustav A. Horn, Wissenschaftlicher Direktor des<br />

Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung<br />

in der Hans-Böckler-Stiftung: Ist <strong>di</strong>e Schuldenbremse<br />

eine Wachstumsbremse?<br />

■ Prof. Dr. Hans-Peter Schneider, Geschäftsführender<br />

Direktor des Deutschen Instituts für Föderalismusforschung:<br />

Die Haushaltswirtschaft der Länder –<br />

verfassungsrechtliche Grenzen einer »Schuldenbremse«<br />

Die ver.<strong>di</strong>-Broschüre »Schuldenbremse« sowie gehaltene<br />

Vorträge gibt es als PDF zum Download unter<br />

https://sechzehnter-mai.ver<strong>di</strong>.de/schuldenbremse ■<br />

■ 48<br />

www.jenseits-des-helfersyndroms.de<br />

Zur Kenntnis: Wirklich eine abgedrehte<br />

Aktionsform! ■<br />

Tagungsdokumentation<br />

Potsdamer Forum »Mehr Lebensqualität durch<br />

hochwertige Dienstleistungen«<br />

Infos und Downloads zum Potsdamer Forum<br />

(Mai 2009, siehe <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 44, Seite 41) gibt es<br />

unter www.ver<strong>di</strong>.de/potsdamer-forum ■<br />

Tagungsdokumentation<br />

Hauptstadtkongress Me<strong>di</strong>zin und Gesundheit<br />

Pflegekongress, Ärzteforum, Forum Gesundheitspolitik,<br />

Krankenhaus Klinik Rehabilitation.<br />

Infos und Downloads zum Hauptstadtkongress<br />

(Mai 2009) gibt es unter<br />

www.hauptstadtkongress.de/2009 ■<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 45 ■ Juni 2009

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