Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...
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Stadt-als-Schule Berl<strong>in</strong><br />
Kurzdarstellung der konzeptionellen Grundlagen der Bildungsform<br />
„Praxislernen“ <strong>in</strong> der Stadt-als-Schule Berl<strong>in</strong><br />
Ziel nach Konzeption der Bildungsform der Stadt-als-Schule Berl<strong>in</strong> ist es, Schülern,<br />
die mit Formen traditionellen Bildungserwerbs <strong>in</strong> Konflikt geraten s<strong>in</strong>d, durch<br />
lebensverbundenes selbsttätiges Lernen mit „Ernstcharakter“ e<strong>in</strong>en Neuzugang<br />
zu Bildung zu eröffnen. Bildung soll kurz- wie langfristig als subjektiv bedeutsam<br />
erlebt werden. Bildung muß somit an <strong>in</strong>dividuellen Bildungs<strong>in</strong>teressen anknüpfen<br />
und soll längerfristig zur Entwicklung von beruflichen und persönlichen Perspektiven<br />
führen. Es soll die Fähigkeit zur eigenen Lebensgestaltung entwickelt werden.<br />
Bildung soll gleichermaßen e<strong>in</strong>e objektive Bedeutsamkeit haben, d. h. sie soll die<br />
Aneignung der für den gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß erforderlichen<br />
Kenntnisse und Kompetenzen ermöglichen. Die Bereitschaft dazu von K<strong>in</strong>dern und<br />
Jugendlichen ist um so größer, je unmittelbarer ihnen der Gebrauchswert e<strong>in</strong>es<br />
von ihnen bearbeiteten Produkts bzw. der persönliche oder gesellschaftliche Nutzen<br />
ihrer Tätigkeit e<strong>in</strong>sichtig ist.<br />
„Praxislernen“ als Bildungsansatz geht aus von e<strong>in</strong>em erweiterten Verständnis<br />
von Allgeme<strong>in</strong>bildung. Darunter faßt die Stadt-als-Schule Berl<strong>in</strong> folgen<strong>des</strong>:<br />
– die Vermittlung von Faktenwissen<br />
– die Aneignung und Erweiterung von Fertigkeiten den Ausbau von Methodenkompetenzen<br />
(z. B. Informationsgew<strong>in</strong>nung und -verarbeitung) die Weiterentwicklung<br />
von Sozialkompetenzen (z. B. Kritik- und Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit,<br />
Kommunikationsfähigkeit)<br />
– die Stärkung von Selbstkompetenzen (z. B. Interessenentwicklung, Kreativität,<br />
Selbständigkeit und Verantwortung)<br />
– die Entwicklung konkreter Lebens- und Berufsperspektiven.<br />
Deshalb ist „Praxislernen“ auf e<strong>in</strong>e Verzahnung von <strong>in</strong>teressengeleitetem produktivem<br />
Handeln, fachlichen bzw. fachwissenschaftlichen Inhalten, kulturellen<br />
Traditionen, Lebensbezug, Berufsorientierung, partizipatorischer Tätigkeit <strong>in</strong> Schule<br />
und Gesellschaft angelegt. Die Schüler der Stadt-als-Schule durchlaufen somit e<strong>in</strong><br />
dem Regelschulangebot gleichwertiges, aber nicht gleichartiges Allgeme<strong>in</strong>bildungsangebot.<br />
Der Bedarf für e<strong>in</strong>en derartigen Bildungsansatz wird daraus abgeleitet, daß es<br />
weder für die Erfordernisse der modernen Arbeitswelt noch für die eigene Lebensgestaltung<br />
im persönlichen, gesellschaftlichen und politischen Bereich ausreicht,<br />
vor allem unverbundenes enzyklopädisches Wissen vermittelt zu bekommen, um<br />
dann letztlich unvorbereitet und übergangslos <strong>in</strong> die Welt der Erwachsenen entlassen<br />
zu werden. Zum e<strong>in</strong>en verändern sich zur Zeit Qualifikationsanforderungen<br />
weg von „<strong>in</strong>dividueller Wissensbevorratung“ h<strong>in</strong> zu mehr Sozial- und Methodenkompetenz.<br />
Zum anderen nehmen <strong>in</strong> der Informationsgesellschaft“ außerschulische<br />
Informationsmöglichkeiten <strong>in</strong> unüberschaubarer und unbewältigbarer Weise<br />
zu, eigene Handlungs- und Erfahrungsspielräume dagegen schw<strong>in</strong>den. Diese<br />
aber brauchen K<strong>in</strong>der und Jugendliche, um sich Kenntnisse und Kompetenzen wirk-