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Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...

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E<strong>in</strong> Nachtrag:<br />

Auffällig unauffällig:<br />

Mädchen und Schulverweigerung<br />

Andrea Becker (Jugendberufshilfe e.V., Essen)<br />

Kar<strong>in</strong> Joswig-von Bothmer (Lan<strong>des</strong>jugendamt Rhe<strong>in</strong>land)<br />

Vorbemerkung:<br />

Wenn von 11 Projekten, die mit schulmüden Jugendlichen arbeiten, <strong>in</strong> 10 Projektbeschreibungen<br />

nur von Jungen die Rede ist, dann gibt das zu denken. Und zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t<br />

stellt sich die Frage: Wie sieht es bei den Mädchen aus? Gibt es da auch<br />

Verweigerung? Es gibt und nicht zu wenig. Allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Ersche<strong>in</strong>ungsform<br />

und auch die Gründe unterscheiden sich von denen, die über Jungen<br />

bekannt wurden. E<strong>in</strong>ige Erkenntnisse liegen vor, weil es <strong>in</strong> Essen e<strong>in</strong>en Modellversuch<br />

für schulmüde Mädchen gibt. Dieser zweijährige Modellversuch <strong>in</strong> Kooperation<br />

von Schule, Jugendhilfe und Arbeitsverwaltung war von vorne here<strong>in</strong> als e<strong>in</strong><br />

re<strong>in</strong>es Mädchenprojekt geplant. Die Beschulung an e<strong>in</strong>em anderen Ort f<strong>in</strong>det <strong>in</strong><br />

diesem Fall <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Werkstatt für Mädchen statt.<br />

Die Ausführungen gliedern sich <strong>in</strong> zwei Teile. Teil I beschreibt den sozialen H<strong>in</strong>tergrund<br />

der Mädchen. Gründe der Schulverweigerung werden so vielleicht deutlicher.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs sollte hierbei beachtet werden, daß nicht alle gemachten Aussagen<br />

auf alle Mädchen gleichermaßen zutreffen. Tendenzen können zwar<br />

beschrieben werden, der E<strong>in</strong>zelfall ist dabei aber nicht aus dem Auge zu verlieren.<br />

Im Anschluß daran folgt e<strong>in</strong> Förderkonzept, das auf die soziale bzw. geschlechtsspezifische<br />

Ausgangslage der Mädchen e<strong>in</strong>geht.<br />

Die familiäre Situation<br />

Alle bisher befragten Mädchen stammen aus relativ<br />

k<strong>in</strong>derreichen Familien (3 - 6 K<strong>in</strong>der), <strong>in</strong> der <strong>in</strong> der<br />

Regel auch noch jüngere Geschwister vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Regelmäßig und häufig s<strong>in</strong>d die Familien zusätzlich<br />

Aufenthaltsort von Freunden, Nachbarn, Verwandten<br />

etc. und deren K<strong>in</strong>dern. Ruhe und die <strong>in</strong>tensive<br />

Beschäftigung mit e<strong>in</strong>er Person ist so gut wie unmöglich.<br />

Aggressivität, autoritäre Strukturen, Diszipl<strong>in</strong>ierungen,<br />

Kontrolle und widersprüchliche Anordnungen<br />

s<strong>in</strong>d stark ausgeprägt. Pflichten, nicht Rechte<br />

haben den Vorrang. Auch wenn Eltern (vordergründig)<br />

den Anspruch haben, daß ihre Töchter “etwas lernen”<br />

sollen, unterstützen sie diesen Anspruch jedoch<br />

häufig nicht, sondern glauben eher an das Versagen<br />

als an den Erfolg ihrer Tochter: „Das schaffst Du ja<br />

doch nicht!“ oder „Du könntest es ja schaffen, aber<br />

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