Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...
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läßt. Hierzu verfügt Jugendhilfe – anders als Schule – über weichere und für junge<br />
Menschen häufig akzeptablere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen:<br />
– Sie hat e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen und weitgehenden Erziehungs-, sozialen Gestaltungsund<br />
politischen E<strong>in</strong>wirkungsauftrag. § 1 und § 13 <strong>des</strong> K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfegesetzes<br />
regeln dies e<strong>in</strong>deutig. Jugendhilfe ist <strong>des</strong>halb auch geeignet, auf die<br />
spezifischen Interessen und Bedürfnisse junger Menschen e<strong>in</strong>zugehen und ihre<br />
Interessen gegenüber anderen Politikbereichen und gegenüber der Gesellschaft<br />
wahrzunehmen. Dies fördert Glaubwürdigkeit und Handlungsfähigkeit von<br />
Jugendhilfe.<br />
– Jugendsozialarbeit verfügt zudem über geeignete Formen, E<strong>in</strong>richtungen und<br />
Ansätze, um lebenweltorientiert handeln zu können und junge Menschen dort<br />
aufzufangen, wo sie wohnen, kurz, wo ihr Lebensumfeld ist.<br />
– Jugendsozialarbeit ist auch entsprechend flexibel <strong>in</strong> den Handlungsformen. Sie<br />
f<strong>in</strong>det nicht nur <strong>in</strong> Räumen statt, wie dies <strong>in</strong> der Schule klassischerweise der Fall<br />
ist, sondern ihr Beziehungsfeld ist sowohl die E<strong>in</strong>richtung, wie das Lebensumfeld,<br />
wie der soziale Raum <strong>in</strong> dem junge Menschen sich aufhalten. Ihre Ansprechpartner<br />
s<strong>in</strong>d junge Menschen wie Eltern gleichermaßen.<br />
– Jugendsozialarbeit hat die erforderliche sozialpädagogische Kompetenz, andere<br />
Methoden, sowie weitgehende Bündelungs- bzw. Vernetzungsmöglichkeiten.<br />
Ihren Erziehungsauftrag wahrzunehmen setzt nämlich e<strong>in</strong>e solche Handlungsbreite<br />
voraus.<br />
Dies darf aber nicht dazu führen, daß Jugendhilfe verantwortlich gemacht werden<br />
kann für das Ausbleiben notwendiger Veränderungsprozesse. Auch sie ist abhängig<br />
und wird geprägt von den gesellschaftlichen Entwicklungen und den politischen<br />
Entscheidungsprozessen. Der Erziehungsauftrag <strong>in</strong> der Jugendhilfe<br />
impliziert <strong>des</strong>halb, vor allem dann, wenn er bestehende Defizite <strong>in</strong>dividueller und<br />
sozialer Art überw<strong>in</strong>den will, daß Jugendhilfe nicht auf die Rolle als „Ausfallbürge“<br />
für das Versagen anderer gesellschaftlicher Bereich reduziert werden darf. In diesem<br />
Fall wäre sie auf Dauer e<strong>in</strong> wenig hilfreicher Partner bei der Überw<strong>in</strong>dung <strong>des</strong><br />
Problems der Schulmüdigkeit. Sie muß ihren Erziehungsauftrag <strong>des</strong>halb auch gesellschaftlich<br />
und <strong>in</strong>frastrukturell verstehen und:<br />
– Darauf drängen, daß durch frühzeitige Kooperation zwischen Jugendhilfe und<br />
Schule früher als bisher präventive Ansätze greifen und dadurch Ausgrenzungsund<br />
Demotivationsprozesse abgebaut werden können und<br />
– sie muß darauf drängen, daß auch Schule sich verändert und e<strong>in</strong> Lebens- und<br />
Lernort wird, der der spezifischen Situation dieser Zielgruppe Rechnung trägt<br />
und durch neue Formen und durch e<strong>in</strong> neues Grundverständnis, Orte <strong>des</strong> Lernens<br />
und <strong>des</strong> Lebens wird.<br />
Bei der Überw<strong>in</strong>dung dieser Problematik der Schulmüdigkeit kann <strong>des</strong>halb auf<br />
Jugendhilfe gesetzt werden. Hierzu benötigt sie aber auch die stabilen Ressourcen,<br />
hier gilt – wie <strong>in</strong> anderen Bereichen der Jugendhilfe auch: Früh <strong>in</strong>vestiert ist<br />
für die Zukunft mehr als halb gewonnen. Die gesellschaftlichen Kosten, die<br />
Des<strong>in</strong>tegrationsprozesse mit sich br<strong>in</strong>gen, werden durch solche offensive Herangehensweisen<br />
deutlich reduziert. Auch das ist e<strong>in</strong> Ziel der Modellprojekte.<br />
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