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Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...

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k<strong>in</strong>der- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen. (§ 1 Abs. 3<br />

SGB VIII)<br />

Dieser Gesamtauftrag der Jugendhilfe spiegelt sich auch <strong>in</strong> der Normierung der<br />

Jugendsozialarbeit im § 13 Abs. 1 SGB VIII wieder, wenn danach die Jugendsozialarbeit<br />

gefordert ist, Angebote für Jugendliche bereitzuhalten, die soziale<br />

Benachteiligung ausgleichen können oder <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelle Bee<strong>in</strong>trächtigungen überw<strong>in</strong>den<br />

helfen.<br />

In diesem Kontext ist auch die Förderung von jungen Menschen, die im Regelsystem<br />

Schule erhebliche Probleme haben, zu sehen. Schulverweigerung „ist <strong>des</strong>halb<br />

ke<strong>in</strong> neues Thema für die Jugendhilfe. Die Ause<strong>in</strong>andersetzung der Jugendhilfe<br />

mit K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen, die nicht mehr zur Schule gehen (wollen) –<br />

wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – und <strong>des</strong>halb z. B. den Schulunterricht<br />

verweigern“, war immer schon <strong>in</strong> der Praxis vorhanden. Nur, Jugendhilfe löste“<br />

dies im wesentlichen dadurch, daß sie <strong>in</strong> Aufgabe auf das zuführen von jungen<br />

Menschen, die mehr als dreimal fehlten, zur Schule sah.<br />

Erste Ansätze der Schulsozialarbeit Mitte der 70er Jahre machte deutlich, daß<br />

junge Menschen auch für den Schulunterricht und das Absolvieren der Schulpflicht<br />

motiviert werden konnten, aber mit den Methoden und Handlungsmöglichkeiten<br />

der Sozialpädagogik. Allerd<strong>in</strong>gs – und dies zieht sich bis heute wie e<strong>in</strong> roter Faden<br />

durch – g<strong>in</strong>gen diese neuen Ansätze nicht von e<strong>in</strong>em alle<strong>in</strong>igen Schulversagen von<br />

Schülern aus, sondern sahen auch die Rolle der Schule und das soziale Umfeld“ bei<br />

dem Entstehen von Schulproblemen junger Menschen.<br />

Hier setzt auch me<strong>in</strong>e Kritik an dem Begriff Schulverweigerer an. Er impliziert,<br />

als sei Schulverweigerung eher ausschließlich e<strong>in</strong> subjektiv zu verantworten<strong>des</strong><br />

Problem, geprägt durch e<strong>in</strong> aktives Handeln, die Schule verlassen zu wollen. Gerade<br />

die Entwicklung von K<strong>in</strong>dheit und Jugendphase und die zu beobachtenden Veränderungen<br />

<strong>in</strong> ihrem Alltag s<strong>in</strong>d jedoch e<strong>in</strong> Beispiel dafür, daß über vorhandenes<br />

subjektives Verschulden h<strong>in</strong>aus, auch die objektiven gesellschaftlichen und strukturellen<br />

Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen, die Schulmüdigkeit prägen, e<strong>in</strong>bezogen werden<br />

müssen.<br />

Diese strukturellen Bed<strong>in</strong>gungen müssen beachtet werden, wenn wirksame<br />

Lösungsperspektiven entwickelt werden sollen.<br />

Ich will <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Feststellungen aus der Sicht <strong>des</strong> MAGS zentrale Aspekte zur<br />

Aufgabenstellung der Jugendhilfe h<strong>in</strong>sichtlich der Bewältigung dieses Problems<br />

skizzieren:<br />

1. Wenn man sich die Entwicklungen und Herausforderungen der letzten Jahre <strong>in</strong><br />

der Jugendhilfe vergegenwärtigt, so fällt auf, daß gerade <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

sich die Jugendphase <strong>in</strong> erheblichem Maße verändert hat. Herausragende<br />

Entwicklungsl<strong>in</strong>ie ist, daß bestehende Institutionen der Erziehung und Bildung<br />

wie Elternhaus und Schule nicht mehr <strong>in</strong> dem Maße, wie von ihnen erwartet,<br />

oder wie gewünscht, die Erziehung alle<strong>in</strong> sicherstellen können und die<br />

Integrationskraft der Gesellschaft <strong>in</strong>sbesondere im Übergang von der Jugendphase<br />

<strong>in</strong> das Erwachsenenalter nachläßt. Damit steigt die <strong>in</strong>dividuelle Verantwortung<br />

für die persönliche Zukunft bei den Jugendlichen selbst. Jung se<strong>in</strong> ist<br />

<strong>des</strong>halb heute eher e<strong>in</strong>e Lebensphase mit großen Ambivalenzen – versehen mit<br />

vielen Chancen und Möglichkeiten, aber auch mit vielen Risiken – <strong>in</strong> der Jugend

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