Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...
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pausen und das Schlauchboot, die Projektfahrräder und der Transportservice, die<br />
Verköstigung und der Mopedführersche<strong>in</strong>, das menschengemäße Haus und das<br />
animierende Gelände im Freien.<br />
Zum Schluß noch e<strong>in</strong>ige systematisierende Bemerkungen, um Elemente <strong>des</strong> Gel<strong>in</strong>gens<br />
zu durchleuchten:<br />
1. Das Projekt verfügt über Macht:<br />
– Sanktionsmacht – hier rausgeschmissen oder auch nur nach Hause geschickt<br />
zu werden, ist nachteilig und tut weh.<br />
– Belohnungsmacht – die Professionellen verfügen über materielle Mittel, die sie<br />
auch <strong>in</strong>diziert e<strong>in</strong>setzen.<br />
– Macht über die Verteilung <strong>des</strong> Schulabschlusses („e<strong>in</strong>facher“ Hauptschulabschluß<br />
Berufsbildungsreife)<br />
– Und man verfügt über E<strong>in</strong>fluß, per Nützlichkeit und Identifikationsmacht.<br />
2.Das ist e<strong>in</strong> Zentralfaktor: In dem Vorhaben arbeiten Erwachsene, die für Jugendliche<br />
attraktive, glaubhafte und nahbare Orientierungspersonen s<strong>in</strong>d, dabei hochmotiviert<br />
und engagiert, e<strong>in</strong>fühlsam, vertrauenswürdig und humorvoll, optimistisch<br />
und zuverlässig. Die PädagogInnen haben sich <strong>in</strong> Herzen und Köpfe<br />
e<strong>in</strong>gemogelt und e<strong>in</strong>genistet, sicherlich <strong>in</strong> je unterschiedlicher Intensität, aber<br />
mit Prägekraft. Und die Erwachsenen – nicht zuletzt der Leiter – s<strong>in</strong>d die „guten<br />
Autoritäten“, die mit den Themen Grenze, Versagung, Reibung etc. emphatisch,<br />
partnerschaftlich, liebevoll und solidarisch, aber klar und ggf. streng umgehen.<br />
Für die Arbeit mit K<strong>in</strong>dern mit Vaterhunger, mit Vaterlöchern bzw. Mutter – Sohn<br />
– Verstrickungen als biographischem Basisgepäck e<strong>in</strong> notwendiges Wirkkapital!<br />
3.Das Projekt ist schlicht nützlich:<br />
Sie wollen ihren Abschluß. Sie brauchen Taschengeld. Sie möchten den Mopedführersche<strong>in</strong><br />
und benötigen „e<strong>in</strong>e Karre“. Dabei assistieren die Ansprechpartner.<br />
Diese begleiten sie zu Polizei und Gericht, wenn es um Vergangenheitsbewältigung<br />
geht.<br />
Die PädagogInnen transportieren im Auto, Mann und Maus, Sofa und Mopedwrack.<br />
Sie sorgen sich um die Renovierung <strong>des</strong> häuslichen Elendsquartiers. Sie<br />
s<strong>in</strong>d manchmal auch nach der Schule für die Jugendlichen da. Sie geben sporadisch<br />
Kredit und spendieren mal was beim Bäcker oder an der Imbißbude. Sie<br />
wirken auf Eltern e<strong>in</strong> und verreisen mit den jungen Menschen.<br />
Und vieles mehr. Man muß als Jugendlicher nur kalkulieren – und bleibt auch<br />
<strong>des</strong>halb bei der Stange.<br />
4.Aber auch das ist es nicht ausschließlich.<br />
Das Projekt beantwortet ihre basalen existentiellen Grundanliegen (Wer braucht<br />
mich? Was kann ich? Wofür b<strong>in</strong> ich nützlich?) – und nicht zuletzt <strong>des</strong>halb wollen<br />
sie etwas von den Erwachsenen.<br />
– Sie haben Erfolge (statt Mißl<strong>in</strong>gen und Scheitern konstatieren zu müssen)!<br />
– Sie fühlen sich sicher (nicht bedroht).<br />
– Sie erfahren, daß sie den Lauf der D<strong>in</strong>ge bee<strong>in</strong>flussen können und wirksams<strong>in</strong>d,<br />
und zwar <strong>in</strong> ihren Kompetenzbereichen (nicht wirkungslos, ohnmächtig, verzichtbar:<br />
”unnütze Sauerstoffverbraucher”).