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Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...

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34<br />

Verstehen als Aufspürung und Ressourcenerweiterung nicht unbed<strong>in</strong>gt etwas zu<br />

tun. Jugendhilfe wird damit <strong>in</strong>tern und extern unglaubwürdig. Gegen e<strong>in</strong>engende<br />

Modernismen sollte Jugendhilfe sich m.E. die gesamte Breite möglicher pädagogischer<br />

Kontaktmodalitäten erlauben.<br />

Sie ist jedoch ke<strong>in</strong>esfalls – zur anderen Seite gesprochen – der verlängerte Arm,<br />

das Dienstmädchen von Schule, oder auch nicht: Der Speck, mit dem man Mäuse<br />

fängt.<br />

Forderung 1: Schulische Bildung muß die Beziehungsebene stärken.<br />

2. Jugendhilfe mit ihren Erfahrungen von Rand und Krise sieht mit greller Deutlichkeit<br />

strukturelle Veränderungen <strong>in</strong> der Gesellschaft und die Auswirkungen auf<br />

junge Menschen.<br />

So erlebt zum Beispiel die Helferschaft sehr viel unmittelbarer e<strong>in</strong>e Jugendkultur,<br />

die geprägt ist durch Eigenwilligkeit, Gegenwärtigkeit, Expressivität. Jugendhilfe<br />

hat e<strong>in</strong>en ganz anderen Blick auf Gesellung, auf Gruppengrößen, auf jugendliche<br />

Bewegkräfte, auf Erfolgskriterien und Belohnungssysteme, auf Kommunikation<br />

und Dialog, auf Angebotsorientierung jenseits von Sanktion und Gratifikation.<br />

Sie versteht zu werben, sich <strong>in</strong> offenen Situationen zu verhalten, Geist,<br />

Körper und Seele zusammenzuschauen und sich – manche bedauern das – <strong>in</strong><br />

der Zielsicherheit immer wieder zu relativieren. Und Jugendhilfe kennt beglükkende<br />

Erfahrungen von Leidenschaft, Durchhaltekraft und Eigens<strong>in</strong>n <strong>in</strong> bester<br />

Wortbedeutung.<br />

Forderung 2: Schule muß sich mehr als angebotsorientierter Dienstleistungsbetrieb<br />

verstehen und dabei den ganzen Menschen wiederentdecken.<br />

3. Jugendhilfe weiß um die Unabd<strong>in</strong>gbarkeit von Teamarbeit, Kollegialberatung<br />

und angeleiteter Selbstreflexion. Tradition und Berufsverständnis machen Lehrkräfte<br />

zu E<strong>in</strong>zelkämpfern.<br />

Forderung 3: Schule muß auch ihrem Personal das abnötigen, was sie ihren Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schülern abverlangt: Den S<strong>in</strong>n für das Ganze, für schulische Geme<strong>in</strong>schaft<br />

und enge kollegiale Kooperation.<br />

4. Jugendhilfe zentriert ihr Bemühen um den unverwechselbaren E<strong>in</strong>zelnen und<br />

bemüht sich um Kompetenzorientierung. Schule favorisiert das reibungslose<br />

Funktionieren <strong>des</strong> Großbetriebs, sieht das System, fokussiert Neben- und Folgewirkungen<br />

<strong>in</strong>dividualisierender, besondernder Schritte. Aus Sicht von Schule wird<br />

immer die Lernproblematik bzw. die Schulstörung akzentuiert, verbunden mit<br />

Abhilfeverlangen, auch mit Blick auf die Lerngruppe, Schulaufsicht, Schulleitung,<br />

Eltern, Nachbar-, Über-, Unterschulen.<br />

Forderung 4: Schule muß schemasprengende Individualisierung zulassen und Unterstützungsprämissen<br />

prioritär setzen.<br />

Nun kann es nicht gehen, daß Schule <strong>in</strong> der Sekundarstufe I Sozialpädagogik pur<br />

betreibt. Zusammenwirken <strong>in</strong> Koexistenz ist angesagt, und zwar auch, weil der<br />

Zusammenhang von Schul- und Sozialkarriere im positiven wie im S<strong>in</strong>n <strong>des</strong> Mißl<strong>in</strong>gens<br />

bekannt ist. Wer <strong>in</strong> Schule scheitert, hat durchschnittlich perspektivisch kaum

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