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Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...

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Schulverweigerung<br />

– e<strong>in</strong> Kongreß, e<strong>in</strong> Thema<br />

Schulverweigerung. Den Medien, die über den Kongreß berichteten, fiel dazu<br />

Schulschwänzen e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Kavaliersdelikt, das eher wehmütig er<strong>in</strong>nern läßt an<br />

die Schulzeit, als daß es mit sozialen Problemlagen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht wird.<br />

Doch die aktuelle Diskussion um Schulverweigerung hat wenig zu tun mit dem<br />

Reiz <strong>des</strong> Verbotenen. Zu gravierend s<strong>in</strong>d die Folgen beharrlicher Abwesenheit<br />

von der Schule, zu gravierend die Folgen fehlender schulischer Qualifizierung.<br />

Den Betroffenen droht dauerhafte soziale Ausgrenzung. Maßnahmen der Jugendhilfe<br />

und der Arbeitsverwaltung, die sich gezielt an benachteiligte Jugendliche<br />

zum Übergang von der Schule <strong>in</strong> den Beruf wenden, greifen bei hartnäckigen<br />

Schulverweigerern selten, setzen sie doch meist zu spät an.<br />

E<strong>in</strong>e Erfahrung auch <strong>in</strong> der Jugendsozialarbeit. Beratungsstellen <strong>des</strong> NRW–Lan<strong>des</strong>jugendplanprogramms<br />

„Sozialpädagogische Hilfen für junge Menschen im<br />

Übergang von der Schule <strong>in</strong> den Beruf“ wenden sich seit vielen Jahren an Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler, die aus dem Regelschulsystem herausfallen. Sozialpädagogische<br />

Beratung und Begleitung alle<strong>in</strong> reichen allerd<strong>in</strong>gs nicht aus.<br />

Es fehlen alternative Angebote zur Schule, die Lernen für diese Jugendlichenwieder<br />

attraktiv machen. Jugendwerkstätten, ebenfalls aus dem NRW–Lan<strong>des</strong>jugendprogramm<br />

gefördert und für arbeitslose Jugendliche konzipiert, widmeten<br />

sich vere<strong>in</strong>zelt dieser Zielgruppe. Sie konnten Erfolge vorzeigen mit ihrem<br />

handwerklich und sozialpädagogisch orientierten Angebot. Jugendliche, von der<br />

Schule schon aufgegeben, schon im Abseits geglaubt, konnten wieder fürs Lernen<br />

gewonnen werden.<br />

Sechs Modellversuche <strong>in</strong> NRW, davon drei im Rhe<strong>in</strong>land, betreuen seit Schuljahresbeg<strong>in</strong>n<br />

1994/96 jeweils acht Schüler/<strong>in</strong>nen; Schulverweigerer, die zum Teil<br />

schon zwei bis drei Jahre der Schule fernbleiben. Die Werkstätten arbeiten werkund<br />

sozialpädagogisch mit ihnen, die Schule ist durch e<strong>in</strong>e Lehrkraft vertreten.<br />

Die Ergebnisse werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Endbericht ausgewertet.<br />

Heute aber schon läßt sich feststellen: Der außerschulische Lernort, Praxislernen<br />

und die sozialpädagogische Orientierung motivieren die Schulpflichtigen<br />

zum Lernen.<br />

In diesem Zusammenhang lag es nah, bun<strong>des</strong>weit die Projekte zusammenzuführen,<br />

die am gleichen Thema arbeiten. Auf dieser Veranstaltung wurden daher<br />

Konzeption und Praxis unterschiedlicher E<strong>in</strong>richtungen mite<strong>in</strong>ander verglichen –<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Projektmesse und <strong>in</strong> Foren mit unterschiedlichen Schwerpunkten.<br />

Vorträge aus Theorie und Praxis, aus E<strong>in</strong>richtungen und M<strong>in</strong>isterien brachten die<br />

Problematik Schulverweigerung auf den Punkt.<br />

E<strong>in</strong>e Lösung, die generell Hilfeformen <strong>in</strong>stitutionalisiert, ist allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

jetzt noch nicht <strong>in</strong> Sicht. So drängend das Schicksal der betroffen jungen Menschen<br />

auch ist, knappe Kassen, Schwierigkeiten Ressorts abzugrenzen und mite<strong>in</strong>ander<br />

zu kooperieren s<strong>in</strong>d ebenso H<strong>in</strong>dernisse wie e<strong>in</strong>gefahrene Gleise<br />

<strong>in</strong> Jugendhilfe und Schule.<br />

Dabei muß die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule weiter vertieft werden<br />

– auch unorthodoxe Lösungen dürfen nicht tabu se<strong>in</strong>. Und: Die Prävention<br />

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