Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...
Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...
Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
26<br />
Die Möglichkeiten von Schule <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen durch speziellen Förderunterricht<br />
für Schüler<strong>in</strong>nen wie Franzi die Lücken zu schließen, dürfen als begrenzt angesehen<br />
werden. Normalerweise s<strong>in</strong>d Schulen personell so knapp besetzt, daß Sondermaßnahmen<br />
kaum regelmäßig durchgeführt werden können.<br />
Insbesondere dann nicht, wenn dauernde Verletzungen <strong>des</strong> Schulpflichtgesetzes<br />
und daraus resultierende längere Fehlzeiten vorliegen.<br />
Orientiert man sich an e<strong>in</strong>em realistischen Schulmodell, so kommt h<strong>in</strong>zu, daß<br />
Gesprächskreise von Eltern, Lehrern und Schülern, die Zusammenarbeit mit außerschulischen<br />
E<strong>in</strong>richtungen, Kontakte mit Kollegen etc. sicherlich auch e<strong>in</strong>en<br />
hohen zusätzlichen Zeitaufwand be<strong>in</strong>halten.<br />
Ferner ist zu berücksichtigen, daß Lehrer weder von ihrer Ausbildung, noch von<br />
ihren alltäglichen Aufgaben her, Therapeuten s<strong>in</strong>d. Der Lehrer, der <strong>in</strong>tensiv auf<br />
den E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>geht, um pädagogisch helfen zu können, ist auch auf die Unterstützung<br />
von Fachleuten angewiesen.<br />
Häufig s<strong>in</strong>d pädagogische Präventionskonzepte besonders aussichtslos, wenn<br />
die Befürchtung besteht, daß sie schulische Leistungen, Anforderungen und Stoffpläne<br />
<strong>in</strong> Frage stellen.<br />
Zu e<strong>in</strong>er erfolgreichen Förderung gehören jedoch auch Möglichkeiten zur nachträglichen<br />
Korrektur von Schulversagen. Diese Modelle betreffen besonders Schüler<br />
und Schüler<strong>in</strong>nen, die sich schon früh dem Bildungssystem entzogen bzw. auch<br />
nach Durchlaufen von Zusatzmaßnahmen den Hauptschulabschluß nicht geschafft<br />
haben. Darunter s<strong>in</strong>d jene Heranwachsende zu verstehen, die die Schule vor Erreichen<br />
e<strong>in</strong>es Abschlusses verlassen und deren Erziehungs- und Förderungsansprüche<br />
weder durch die Familie noch durch die Schule ausreichend sichergestellt werden<br />
konnten. Für diese Jugendlichen ist es notwendig, „ihnen angemessene Formen<br />
der Entfaltung schulisch relevanter Leistungen sowie Möglichkeiten der beruflichen<br />
und sozialen Integration zu gewährleisten“ (Hurrelmann, S. 178).<br />
Die Jugendwerkstatt für Mädchen der Stadt Essen, ist e<strong>in</strong>e Maßnahme, die sich<br />
stärker als bisher üblich an den außerschulischen Lebenserfahrungen und -<br />
bedürfnissen von jungen Mädchen orientiert.<br />
In der Jugendwerkstatt besitzt „Schule“ wesentlich mehr Kapazitäten, um Lernfreude,<br />
gesun<strong>des</strong> Selbstvertrauen und realistische Erfolgszuversicht zu fördern und<br />
immer wieder kompensierend und aufbauend zu wirken.<br />
Welche Voraussetzungen waren dafür im ersten Jahr <strong>des</strong> Modellversuches notwendig?<br />
– Es wurde nicht im 45–M<strong>in</strong>. Rhythmus unterrichtet. Das zeitliche Limit wurde<br />
bestimmt, durch das Lern- und Leistungsvermögen bzw. das Arbeitstempo und<br />
die Interessenlage der Mädchen.<br />
– Die Beurteilung erfolgte nicht auf der Basis von Noten, vielmehr erhielten die<br />
Schüler<strong>in</strong>nen alle 4 – 6 Wochen <strong>in</strong>dividuelle mündliche oder schriftliche Beurteilungen.<br />
Zum 1. und 2. Halbjahresende wurden Wortgutachten erstellt. Diese<br />
Schülerberichte hatten e<strong>in</strong>en besonderen pädagogischen Wert für die Teilnehmer<strong>in</strong>nen.<br />
Sie charakterisierten die persönlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten,<br />
die gezeigt worden waren. Ferner ermöglichten sie Schule, <strong>in</strong> differenzierter Form<br />
über den schulischen Leistungsstand zu berichten und zusätzlich konnten <strong>in</strong>dividuelle<br />
soziale und andere Fertigkeiten und Fähigkeiten der Mädchen vermittelt<br />
werden.