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Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...

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Die Möglichkeiten von Schule <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen durch speziellen Förderunterricht<br />

für Schüler<strong>in</strong>nen wie Franzi die Lücken zu schließen, dürfen als begrenzt angesehen<br />

werden. Normalerweise s<strong>in</strong>d Schulen personell so knapp besetzt, daß Sondermaßnahmen<br />

kaum regelmäßig durchgeführt werden können.<br />

Insbesondere dann nicht, wenn dauernde Verletzungen <strong>des</strong> Schulpflichtgesetzes<br />

und daraus resultierende längere Fehlzeiten vorliegen.<br />

Orientiert man sich an e<strong>in</strong>em realistischen Schulmodell, so kommt h<strong>in</strong>zu, daß<br />

Gesprächskreise von Eltern, Lehrern und Schülern, die Zusammenarbeit mit außerschulischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen, Kontakte mit Kollegen etc. sicherlich auch e<strong>in</strong>en<br />

hohen zusätzlichen Zeitaufwand be<strong>in</strong>halten.<br />

Ferner ist zu berücksichtigen, daß Lehrer weder von ihrer Ausbildung, noch von<br />

ihren alltäglichen Aufgaben her, Therapeuten s<strong>in</strong>d. Der Lehrer, der <strong>in</strong>tensiv auf<br />

den E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>geht, um pädagogisch helfen zu können, ist auch auf die Unterstützung<br />

von Fachleuten angewiesen.<br />

Häufig s<strong>in</strong>d pädagogische Präventionskonzepte besonders aussichtslos, wenn<br />

die Befürchtung besteht, daß sie schulische Leistungen, Anforderungen und Stoffpläne<br />

<strong>in</strong> Frage stellen.<br />

Zu e<strong>in</strong>er erfolgreichen Förderung gehören jedoch auch Möglichkeiten zur nachträglichen<br />

Korrektur von Schulversagen. Diese Modelle betreffen besonders Schüler<br />

und Schüler<strong>in</strong>nen, die sich schon früh dem Bildungssystem entzogen bzw. auch<br />

nach Durchlaufen von Zusatzmaßnahmen den Hauptschulabschluß nicht geschafft<br />

haben. Darunter s<strong>in</strong>d jene Heranwachsende zu verstehen, die die Schule vor Erreichen<br />

e<strong>in</strong>es Abschlusses verlassen und deren Erziehungs- und Förderungsansprüche<br />

weder durch die Familie noch durch die Schule ausreichend sichergestellt werden<br />

konnten. Für diese Jugendlichen ist es notwendig, „ihnen angemessene Formen<br />

der Entfaltung schulisch relevanter Leistungen sowie Möglichkeiten der beruflichen<br />

und sozialen Integration zu gewährleisten“ (Hurrelmann, S. 178).<br />

Die Jugendwerkstatt für Mädchen der Stadt Essen, ist e<strong>in</strong>e Maßnahme, die sich<br />

stärker als bisher üblich an den außerschulischen Lebenserfahrungen und -<br />

bedürfnissen von jungen Mädchen orientiert.<br />

In der Jugendwerkstatt besitzt „Schule“ wesentlich mehr Kapazitäten, um Lernfreude,<br />

gesun<strong>des</strong> Selbstvertrauen und realistische Erfolgszuversicht zu fördern und<br />

immer wieder kompensierend und aufbauend zu wirken.<br />

Welche Voraussetzungen waren dafür im ersten Jahr <strong>des</strong> Modellversuches notwendig?<br />

– Es wurde nicht im 45–M<strong>in</strong>. Rhythmus unterrichtet. Das zeitliche Limit wurde<br />

bestimmt, durch das Lern- und Leistungsvermögen bzw. das Arbeitstempo und<br />

die Interessenlage der Mädchen.<br />

– Die Beurteilung erfolgte nicht auf der Basis von Noten, vielmehr erhielten die<br />

Schüler<strong>in</strong>nen alle 4 – 6 Wochen <strong>in</strong>dividuelle mündliche oder schriftliche Beurteilungen.<br />

Zum 1. und 2. Halbjahresende wurden Wortgutachten erstellt. Diese<br />

Schülerberichte hatten e<strong>in</strong>en besonderen pädagogischen Wert für die Teilnehmer<strong>in</strong>nen.<br />

Sie charakterisierten die persönlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten,<br />

die gezeigt worden waren. Ferner ermöglichten sie Schule, <strong>in</strong> differenzierter Form<br />

über den schulischen Leistungsstand zu berichten und zusätzlich konnten <strong>in</strong>dividuelle<br />

soziale und andere Fertigkeiten und Fähigkeiten der Mädchen vermittelt<br />

werden.

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