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Dokumentation des Kongresses 1995 in Bonn - Landschaftsverband ...

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12<br />

Die Hauptschule ist verpflichtet, den ihr <strong>in</strong> den Lehrplänen vorgegebenen Stoff<br />

<strong>in</strong> sechs Schuljahren zu vermitteln. Muß sie zusätzlich die zum Teil immensen Lernund<br />

Leistungsdefizite vieler Fünftklässler abbauen, um e<strong>in</strong> Fundament für den erfolgreichen<br />

Besuch der Hauptschule zu legen, hat sie <strong>in</strong>sgesamt dafür nicht mehr<br />

Zeit zur Verfügung. Die Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer müssen also mehr Lern<strong>in</strong>halte <strong>in</strong><br />

derselben Zeit unterrichten – vor allem komprimiert <strong>in</strong> der 5. und 6. Jahrgangsstufe;<br />

das bedeutet e<strong>in</strong>e faktische Schulzeitverkürzung nach dem Schulwechsel<br />

gerade für solche Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler, die besonders förderbedürftig s<strong>in</strong>d –<br />

e<strong>in</strong>e paradoxe, kaum lösbare Aufgabe.<br />

Die Hauptschule muß als e<strong>in</strong>zige Schulform der Sekundarstufe I die Beschulungspflicht<br />

der Allgeme<strong>in</strong>en Schule garantieren und <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

auch die gescheiterten K<strong>in</strong>der und Jugendlichen der anderen weiterführenden Schulen<br />

– auch der Gesamtschule – übernehmen, denn viele schwierige Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler von anderen Schulformen hatten Probleme und Mißerfolge und kommen<br />

aus diesem Grund später zur Hauptschule.<br />

Damit erhält sie e<strong>in</strong>e wichtige gleichsam „hygienische“ Funktion für die anderen<br />

Schulen der Sekundarstufe I – allerd<strong>in</strong>gs auch für die Primarstufe, die sich ebenfalls<br />

durch die verdeckte Förderdef<strong>in</strong>ition der Hauptschule entlasten kann. Es besteht<br />

vielfach die Hoffnung <strong>in</strong> der Grundschule, daß die Hauptschule die Förderung<br />

dieser K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihren homogenen Lerngruppen, bezogen auf die Leistungen, besser<br />

realisieren kann.<br />

Im Rahmen der Beschulungspflicht fällt im Sekundarbereich I überwiegend der<br />

Hauptschule die Aufgabe zu, ausländische Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Mehr als die Hälfte aller Kölner Hauptschüler<strong>in</strong>nen und -schüler s<strong>in</strong>d ausländische<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche. Das Ausmaß dieses Auftrages führt oft zu konfliktträchtigen<br />

Konstellationen und sozialen Lernbed<strong>in</strong>gungen, die sowohl Vorurteile<br />

und Ablehnungen bis h<strong>in</strong> zum Ausländerhaß begünstigen oder verstärken als auch<br />

manifestes Ause<strong>in</strong>andersetzen auslösen können.<br />

Die Hauptschule hat sich zu e<strong>in</strong>er Schulform mit hohem Integrationsauftrag entwickelt.<br />

So muß sie auch Jugendliche an der Schwelle zu Sonderschulen für Lernbeh<strong>in</strong>derte<br />

und Erziehungshilfe beschulen. Wechsel <strong>in</strong> diese Schulformen bleiben<br />

Ausnahmen und können vor allem <strong>in</strong> den oberen Klassen praktisch nicht mehr<br />

durchgeführt werden, da die Sonderschulen <strong>in</strong> der Regel die Erfolgsaussichten bei<br />

e<strong>in</strong>er verspäteten Maßnahme als sehr ger<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>schätzen. H<strong>in</strong>zu kommt, daß die<br />

Hauptschule die Zielgruppe der schulmüden Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong>tegrieren<br />

soll, die zwar noch schulpflichtig s<strong>in</strong>d, für die jedoch aufgrund meist chronifizierter<br />

Mißerfolgskarrieren kaum noch positive Schulaussichten bestehen.<br />

In der Schulverweigerung spiegeln und verknüpfen sich Teilprobleme, die dazu<br />

anregen, die Frage der Schulpflicht und ihrer <strong>in</strong>haltlichen Ausgestaltung für diese<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler zu überdenken:<br />

1. Die Schulpflicht ist bei vielen Jugendlichen<br />

nicht mehr durchsetzbar<br />

Viele Eltern s<strong>in</strong>d nicht mehr <strong>in</strong> der Lage, ihre heranwachsenden Söhne und Töchter<br />

zum Schulbesuch zu veranlassen. Sie suchen oft nach e<strong>in</strong>greifender externer<br />

Unterstützung und s<strong>in</strong>d enttäuscht, wenn dieser erhoffte Zwang nicht mehr aus-

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