in Laßnitz! - LKH Stolzalpe
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Forstliche Ausbildungsstätte<br />
Stabile Wälder mit schwachen Wurzeln?<br />
Teilnehmer am bisherigen Forstkurs<br />
Dass die Mitarbeiter des <strong>LKH</strong> <strong>Stolzalpe</strong><br />
nicht nur chirurgisch <strong>in</strong>novativ<br />
s<strong>in</strong>d – sondern auch bei der Bewirtschaftung<br />
des angeschlossenen Waldes,<br />
zeigte sich beim Außenkurs der Forstlichen<br />
Ausbildungsstätte Pichl, der das<br />
Thema „Neue Aufforstungsmethoden“<br />
behandelte.<br />
Es stellte sich nämlich die Frage, ob mit<br />
schnellem, nicht wurzelgerechtem Aufforsten<br />
Waldbestände erzielt werden,<br />
die dem Klimawandel widerstehen<br />
können oder bei jedem besseren W<strong>in</strong>d<br />
umfallen werden? Darf e<strong>in</strong>e langfristig<br />
nachhaltige Pflanzung e<strong>in</strong> paar M<strong>in</strong>uten<br />
länger dauern, als der Trennschnitt<br />
des Harvesters / der Motorsäge –100<br />
Jahre später?<br />
Deutsche Untersuchungen von Wurzelgrabungen<br />
an 5 bis 35-jährigen<br />
Pflanzen zeigen e<strong>in</strong>deutig, dass kaum<br />
e<strong>in</strong> gepflanzter Baum <strong>in</strong> der Lage ist,<br />
Schäden durch unsachgemäße Behandlung<br />
auszuwachsen. Dabei zeigten<br />
sich vor allem Wurzelkrümmungen,<br />
Stauchungen, Verdrehungen, verstümmelte<br />
Pfahlwurzeln und der Blumentopfeffekt.<br />
Wie entstehen diese Missbildungen?<br />
Oftmals wird e<strong>in</strong> zu kle<strong>in</strong>es/tiefes Loch<br />
gemacht, da die Kreuzhaue nicht tief<br />
genug reicht und die Wurzeln <strong>in</strong> das<br />
Pflanzloch h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gestaucht werden.<br />
Verdrehungen oder der Blumentopfeffekt<br />
entstehen, wenn große Pflanzen<br />
mit zu langen Wurzeln verwendet<br />
werden und versucht wurde, die<br />
Wurzeln irgendwie im Loch unterzubr<strong>in</strong>gen.<br />
Ke<strong>in</strong>e Pfahlwurzel entwickelt<br />
sich, wenn diese für die Verankerung<br />
notwendige Wurzel zur Horizontalen<br />
umgebogen oder gekürzt wurde. Zu<br />
starker Wurzelschnitt verstärkt nicht<br />
nur den Versetzungsschock, sondern<br />
hemmt auch das weitere Wurzelwachstum.<br />
Auch das fehlende Hochziehen<br />
beim Setzvorgang oder zu starkes Niedertreten<br />
neben e<strong>in</strong>er Kammer- oder<br />
Kellerbildung im Wurzelraum mangels<br />
fe<strong>in</strong>er Erde im Wurzelraum motivieren<br />
die Wurzeln, nach oben zu wachsen.<br />
Typisch für die lehrbuchartige Durchführung<br />
der W<strong>in</strong>kelpflanzung s<strong>in</strong>d<br />
Jugenden, die – sobald sie freigestellt<br />
werden – ähnlich Z<strong>in</strong>nsoldaten umfallen,<br />
da alle Wurzeln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Richtung<br />
e<strong>in</strong>gezogen wurden und, wie e<strong>in</strong>gebracht,<br />
weitergewachsen s<strong>in</strong>d.<br />
Dummerweise ist aber der Überlebenstrieb<br />
derartig behandelter Pflanzen<br />
aber so groß, sodass diese Mängel bei<br />
der Aufforstung am oberirdischen Teil<br />
nicht erkennbar s<strong>in</strong>d. Um die Qualität<br />
der Aufforstung zu kontrollieren,<br />
müssten die Pflanzen wieder ausgegraben<br />
werden – 3 bis 5 Jahre nach<br />
der Aufforstung. Dann haben aber<br />
die Pflanzer ihre Stückprämien je<br />
versetzter Pflanzen kassiert und s<strong>in</strong>d<br />
längst über alle Berge!<br />
Schulung vor Ort<br />
Um diese Problematik – samt deren<br />
Verh<strong>in</strong>derung – bekannt zu machen,<br />
hat Franz Sab<strong>in</strong> vom <strong>LKH</strong> <strong>Stolzalpe</strong><br />
geme<strong>in</strong>sam mit der FAST Pichl und<br />
der WWG Murau West kurzerhand e<strong>in</strong>en<br />
Aufforstungstag auf der <strong>Stolzalpe</strong><br />
organisiert. Dabei referierte Dir. Dipl.-<br />
Ing. Krondorfer im Saal des betriebseigenen<br />
K<strong>in</strong>dergartens, wo auch das<br />
von der Krankenhausküche zubereitete,<br />
von der Firma Gollob gesponserte,<br />
vorzügliche Mittagessen e<strong>in</strong>genommen<br />
wurde. Nebenbei wurde die Zeit für<br />
Diskussionen genutzt, wobei sich herausstellte,<br />
dass bezüglich räumlicher<br />
Ausdehnung der Wurzeln und des<br />
Fe<strong>in</strong>wurzelanteils an Pflanzen der E<strong>in</strong>satz<br />
der Naturverjüngung als optimal<br />
zu werten ist.<br />
Falls alternativ dazu nicht gesät werden<br />
kann – sondern aufgeforstet werden<br />
muss, zeigte am Nachmittag Ing.<br />
Raffler die Qualitätssortierung und<br />
den fachgerechten Wurzelschnitt an<br />
nacktwurzeligen Forstpflanzen und die<br />
Vertreter der Firma Lieco erörterten<br />
das richtige Versetzen von Conta<strong>in</strong>erpflanzen.<br />
Anschließend wurden die verschiedensten<br />
Pflanzungsarten und –techniken<br />
im Wald des Landeskrankenhauses<br />
<strong>Stolzalpe</strong> versucht, erprobt<br />
und geübt. Dabei zeigte sich, dass die<br />
Hartmann-Haue mit dem Rohdener<br />
Aufforstungsverfahren trotz ihres unförmigen<br />
Aussehens und dieser etwas<br />
zeitaufwändigeren Versetzungsmethode<br />
für die Aufforstung sicherlich wurzelgerechter,<br />
aber auch ergonomischer<br />
ist, als alle bisher verbreiteten Verfahren.<br />
Ing. Peter-Walter Gössler<br />
Oberförster der BK Murau<br />
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