in Laßnitz! - LKH Stolzalpe
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Lokal - National - International<br />
„Oh Gott e<strong>in</strong> Notfall“ oder der Versuch<br />
das Chaos zu systematisieren<br />
Sonne. Strand.<br />
Palmen. E<strong>in</strong><br />
lauer W<strong>in</strong>d.<br />
Türkises Meerwasser.<br />
E<strong>in</strong> weißer<br />
Sandstrand.<br />
Der laue W<strong>in</strong>d<br />
macht die Hitze<br />
erträglich. E<strong>in</strong><br />
Dr. Markus Geschanes Telefon läutet.<br />
E<strong>in</strong> Telefon läutet?<br />
Me<strong>in</strong> Telefon läutet. Blitzschnell<br />
b<strong>in</strong> ich von der Südsee<strong>in</strong>sel zurück <strong>in</strong><br />
me<strong>in</strong>em Dienstzimmer. Beim Abheben<br />
blicke ich auf die Uhr: 2:38. E<strong>in</strong>e aufgeregte<br />
Stimme im Telefonhörer schreit:<br />
„Kreislaufstillstand – 1.Stock, Zimmer<br />
14!!“.<br />
Schlagartig b<strong>in</strong> ich nun ganz wach,<br />
spr<strong>in</strong>ge aus me<strong>in</strong>em Bett und versuche<br />
me<strong>in</strong>e Hose anzuziehen. Ruhig bleiben<br />
ist jetzt das wichtigste – leicht gesagt.<br />
Nur e<strong>in</strong>ige M<strong>in</strong>uten später stehe ich mit<br />
me<strong>in</strong>em Notfallrucksack bewaffnet im<br />
Patientenzimmer. Die Reanimation ist<br />
<strong>in</strong> vollem Gange.<br />
Mit der Thoraxkompression weitermachen,<br />
Intubation herrichten, Adrenal<strong>in</strong><br />
aufziehen – halt vorher noch die Rhythmuskontrolle.<br />
Der Monitor zeigt e<strong>in</strong><br />
Kammerflimmern – also: Defibrillation.<br />
Sofort Weiterreanimieren....<br />
Gott sei dank s<strong>in</strong>d solche Situationen<br />
auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Krankenhaus nicht gerade<br />
häufig. So positiv dieser Umstand<br />
auch für unsere Patienten se<strong>in</strong> mag – so<br />
problematisch ist die Situation für das<br />
beteiligte Personal: wirkliche Rout<strong>in</strong>e<br />
kann bei so ger<strong>in</strong>gen Fallzahlen niemand<br />
bekommen.<br />
Schon vor drei Jahren wurde daher<br />
im <strong>LKH</strong> <strong>Stolzalpe</strong> damit begonnen,<br />
dieses Manko durch Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und<br />
Schulungen so weit wie möglich auszugleichen.<br />
Bald s<strong>in</strong>d wir auf ILS-Kurse,<br />
Immediate Life Support – Kurse, des<br />
European Resuscitation Council gestoßen.<br />
(ERC)<br />
Dieses Kurssegment wurde speziell für<br />
die Situation <strong>in</strong> Krankenhäusern entwi-<br />
ckelt und unterscheidet sich <strong>in</strong> großen<br />
Teilen von herkömmlichen Erste Hilfe<br />
Kursen: der Kurs dauert 8 Stunden,<br />
und beschäftigt sich ausschließlich mit<br />
dem erkennen von kritisch kranken<br />
Patienten, um e<strong>in</strong>en Kreislaufstillstand<br />
wenn möglich zu vermeiden - sowie<br />
der Wiederbelebung.<br />
In den ersten e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren wurden<br />
zunächst alle patientennah arbeiteten<br />
Mitarbeiter geschult. Um das erlernte<br />
Wissen auch regelmäßig aufzufrischen<br />
werden die Mitarbeiter seither jährlich<br />
<strong>in</strong> Auffrischungskursen tra<strong>in</strong>iert.<br />
Das <strong>LKH</strong> <strong>Stolzalpe</strong> war das erste österreichische<br />
Krankenhaus, <strong>in</strong> dem solche<br />
standardisierten und strukturierten<br />
Kurse angeboten wurden.<br />
Die Resonanz im Haus war durchwegs<br />
positiv – und ausgehend vom positiven<br />
Feedback haben sich immer mehr<br />
Krankenhäuser für das Projekt <strong>in</strong>teressiert.<br />
Derzeit führen vier Krankenhäuser<br />
(<strong>LKH</strong> <strong>Stolzalpe</strong>, KH Schlad-<br />
m<strong>in</strong>g, <strong>LKH</strong> Bruck an der Mur, KH<br />
Hermagor) regelmäßig entsprechende<br />
Kurse durch.<br />
Nach Kurzem wurden auch nichtkl<strong>in</strong>ische<br />
Institutionen auf die Kurse<br />
aufmerksam, was jedoch e<strong>in</strong>e Herausforderung<br />
war, da das gesamte<br />
Kursmodell auf den kl<strong>in</strong>ischen Alltag<br />
ausgerichtet ist und für Ärzte des Bundesheeres,<br />
sowie den Gesundheitspark<br />
Murau erst adaptiert werden musste.<br />
ILS-Kurse haben als Zielpublikum<br />
nicht-ärztliches mediz<strong>in</strong>isches Personal.<br />
Die Erfahrung auf der <strong>Stolzalpe</strong><br />
zeigt, dass jedoch auch nicht-mediz<strong>in</strong>isches<br />
Personal vom Kurs profitiert –<br />
wenngleich sicherlich nicht alle Kurs<strong>in</strong>halte<br />
für re<strong>in</strong>e Laien geeignet s<strong>in</strong>d.<br />
Aber gerade Elemente, die sich mit<br />
dem erkennen von kritisch Kranken<br />
beschäftigen und mit den Basismaßnahmen<br />
der Reanimation, s<strong>in</strong>d auch<br />
für z.B. Re<strong>in</strong>igungskräfte durchaus im<br />
Ernstfall umsetzbar.<br />
Auf der anderen Seite haben wir <strong>in</strong>zwischen<br />
auch e<strong>in</strong>e Kursversion erarbeitet,<br />
die zu dem üblichen Programm auch<br />
e<strong>in</strong>ige für ärztliches Personal <strong>in</strong>tressante<br />
Teile enthält.<br />
Am meisten profitieren Ärzte und Intensivpflgepersonal<br />
jedoch sicherlich<br />
vom ALS-Kurs, dem Advanced Life<br />
Support – Kurs des ERC.<br />
Um das Notfallkonzept abzurunden<br />
wurde im Mai dieses Jahres zum zweiten<br />
Mal e<strong>in</strong> solcher ALS Kurs, der <strong>in</strong><br />
drei Tagen alle Facetten der Reanimation<br />
beleuchtet und tra<strong>in</strong>iert, abgehalten.<br />
Sowohl das Referententeam, wie auch<br />
das Teilnehmerfeld bei diesen Kursen<br />
ist multiprofessionell und <strong>in</strong>ternational:<br />
vom Anästhesisten i.R. aus<br />
Großbritannien, bis zum kl<strong>in</strong>ischen<br />
Pharmakologen und Nephrologen aus<br />
Deutschland, reichte die Palette.<br />
Die sicherlich spannendste Zeit<br />
kommt Ende des Jahres auf uns zu:<br />
die Reanimationsrichtl<strong>in</strong>ien werden<br />
derzeit überarbeitet und auf Basis der<br />
wissenschaftlichen Erkenntnisse der<br />
letzten fünf Jahre im Dezember neu<br />
publiziert, und müssen <strong>in</strong> weiterer Folge<br />
auch an die Mitarbeiter weitergegeben<br />
werden.<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Kompetenz durch Ausbildung<br />
und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zu steigern ist<br />
jedoch nur e<strong>in</strong> Teil e<strong>in</strong>es gelungenen<br />
Notfallkonzepts. E<strong>in</strong> anderer wesentlicher<br />
Part ist der organisatorische Rahmen.<br />
Auch hier hat sich im letzten Jahr<br />
e<strong>in</strong>iges getan. Das „freiwillige Feuerwehr<br />
– Pr<strong>in</strong>zip“ (alle alarmieren – e<strong>in</strong>er<br />
wird schon kommen) wurde zugunsten<br />
e<strong>in</strong>es fixen Notfallteams (MET) aufgegeben.<br />
Außerdem wurden, entsprechend den<br />
<strong>in</strong>ternationalen Empfehlungen, die<br />
Alarmierungskriterien erweitert. Jeder