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Mediziner dringend gesucht

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Arbeitsmarktinformation<br />

für Fach- und Führungskräfte<br />

<strong>Mediziner</strong><br />

<strong>dringend</strong> <strong>gesucht</strong>


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der<br />

Bundesagentur für Arbeit (ZAV)<br />

Villemombler Str. 76<br />

53123 Bonn<br />

Tel.: 02 28 - 7 13 – 0<br />

Bonn-ZAV.ams@arbeitsagentur.de<br />

Autoren:<br />

Marion Rang<br />

Arbeitsmarkt-Informationsservice<br />

(AMS)<br />

Manfred Bausch, Oliver Rühl (AMS)<br />

Grafiken:<br />

Karin Rosenberg (AMS)<br />

Satz:<br />

Heike Pach (AMS)<br />

Redaktion:<br />

AMS<br />

Stand:<br />

Januar 2007<br />

Arbeitsmarkt-Information /2007<br />

ZAV – 115 – 0104 – 0/07<br />

Der einfacheren Lesbarkeit wegen<br />

wird im Text nur stellenweise Femininum<br />

und Maskulinum nebeneinander<br />

verwendet. Dennoch gelten - soweit<br />

nicht anders vermerkt - die Aussagen<br />

für Frauen und Männer gleichermaßen.<br />

2


Inhalt<br />

Überblick: Bewegte Zeiten<br />

für <strong>Mediziner</strong><br />

.............................................Seite 7<br />

Erwerbstätigkeit:<br />

Der Altersdurchschnitt steigt<br />

.............................................Seite 10<br />

Studierende und Absolventen:<br />

Mehr Frauen gehen in die Medizin<br />

.............................................Seite 16<br />

Praktisches Jahr (PJ) im Ausland -<br />

Interview mit Medizinstudentin<br />

Julia S. über Erfahrungen in<br />

Kanada: „Mehr Praxis,<br />

früherer Patientenkontakt"<br />

.............................................Seite 22<br />

Teilarbeitsmärkte der Humanmedizin<br />

.............................................Seite 24<br />

Klinikkarriere oder Niederlassung?<br />

Interview mit dem Orthopäden<br />

Dr. W. aus F.<br />

.............................................Seite 35<br />

Ärzte und Arbeitslosigkeit<br />

.............................................Seite 39<br />

Exkurs Ärztemangel - Potenziale<br />

und wie man sie nutzen kann<br />

.............................................Seite 48<br />

Die Gesundheitsreformen und ihre<br />

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />

..............................................Seite 53<br />

Hausarzt aus Überzeugung -<br />

Interview mit dem Hausarzt und<br />

Internisten Dr. K.<br />

..............................................Seite 58<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten im<br />

Ausland<br />

..............................................Seite 65<br />

Alternativen: Jenseits der klassischen<br />

<strong>Mediziner</strong>tätigkeit<br />

............................................Seite 82<br />

Hinweise zur Einkommenssituation<br />

.............................................Seite 90<br />

Angebote der Bundesagentur für<br />

Arbeit<br />

.............................................Seite 92<br />

Autorin Marion Rang<br />

.............................................Seite 93<br />

Autor Manfred Bausch<br />

.............................................Seite 94<br />

3


Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1....................................Seite 10<br />

In welchen Bereichen arbeiten Ärzte<br />

2005<br />

Abb. 2....................................Seite 14<br />

Sozialversicherungspflichtig beschäftigte<br />

Ärzte - Zunahme 2000 bis 2006<br />

Abb. 3....................................Seite 16<br />

Mehr Frauen, weniger Männer - Absolventen<br />

im Fach Medizin<br />

Abb. 4...................................Seite 17<br />

Wieder mehr Studienanfänger im Bereich<br />

Humanmedizin<br />

Abb. 5...................................Seite 25<br />

Welche Arbeitgeber suchten Assistenzärzte?<br />

Abb. 6....................................Seite 26<br />

Starke Stellenzuwächse in Berlin, im<br />

Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Abb. 7....................................Seite 28<br />

Welche Ärzte wurdeen <strong>gesucht</strong>?<br />

Abb. 8...................................Seite 30<br />

Welche Arbeitgeber suchten Fachärzte?<br />

4<br />

Abb. 9...................................Seite 31<br />

Weniger Stellen für Fachärzte -<br />

Starke Rückgänge in Bremen und<br />

Hamburg<br />

Abb. 10a................................Seite 39<br />

Assistenzärzte und Teilzeitstellen - Anteil<br />

am Gesamtstellenzugang<br />

Abb. 10b................................Seite 40<br />

Assistenzärzte und Teilzeit - Anteil der<br />

Arbeitssuchenden im Vergleich<br />

Abb. 11...................................Seite 41<br />

Fachärzte und Teilzeit - Arbeitssuchende<br />

und Stellen im Vergleich<br />

Abb. 12.................................Seite 42<br />

Wie alt sind arbeitslose Ärzte?<br />

Abb. 13.................................Seite 43<br />

Wie lange sind Ärzte arbeitslos?<br />

Abb. 14................................Seite 44<br />

Arbeitslose Assistenzärzte - Vergleich<br />

2004/2005<br />

Abb. 15..................................Seite 45<br />

Entwicklung der Arbeitslosigkeit von<br />

Ärzten im Vergleich


Abb. 16.................................Seite 46<br />

Zahl der Hausärzte (ohne Kinderärzte)<br />

in Ostdeutschland<br />

Abb. 17.................................Seite 48<br />

Dem Osten fehlen Hausärzte -<br />

Offene Planungsbereiche 2005<br />

Abb. 18.................................Seite 49<br />

Anteil der unter 35-jährigen<br />

berufstätigen <strong>Mediziner</strong> rückläufig<br />

Abb. 19.................................Seite 50<br />

In Deutschland tätige ausländische<br />

Ärzte<br />

Abb. 20.................................Seite 51<br />

Alternativen - Wo Ärzte arbeiten,<br />

wenn sie nicht heilen<br />

5


Überblick:<br />

Bewegte Zeiten für <strong>Mediziner</strong><br />

Streiks, geschlossene Praxen, Demonstrationen:<br />

<strong>Mediziner</strong> standen im<br />

Herbst 2006 im Mittelpunkt des öffentlichen<br />

Interesses. Die Protestaktionen,<br />

die immer wieder die Schlagzeilen<br />

beherrschten, gingen sowohl<br />

von Krankenhaus- als auch von niedergelassenen<br />

Ärzten aus: Den <strong>Mediziner</strong>n<br />

in Kliniken und Krankenhäusern<br />

ging es vor allem um familienfreundlichere<br />

Dienstpläne, bessere Arbeitsbedingungen<br />

und bessere Bezahlung,<br />

den Praxisärzten um die geplanten<br />

strukturellen Veränderungen und den<br />

Sparkurs im Gesundheitswesen, den<br />

Bundesärztekammerpräsident Prof.<br />

Dr. Jörg-Dietrich Hoppe in einem Interview<br />

als einen Weg „weg von der Versorgung<br />

nach der medizinischen Notwendigkeit<br />

hin zur Zuteilungsmedizin“<br />

bezeichnete. Gleichzeitig wurde den<br />

Ärzten von der Gegenseite vorgeworfen,<br />

sich ausschließlich um ihre Besitzstandswahrung<br />

zu sorgen. In einer<br />

Pressemitteilung zur „Gesundheitsreform<br />

2006“ reagierte Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt auf<br />

die Bedenken der Ärzteschaft: „Mit<br />

dem (…) Beschluss lösen wir den Arzt-<br />

6<br />

beruf von alten Standesfesseln und<br />

machen ihn attraktiver. Die neuen Regelungen<br />

im Vertragsarztrecht bieten<br />

den Ärzten viele Gestaltungsmöglichkeiten<br />

und erfüllen damit viele ihrer<br />

Forderungen. So kann jeder Arzt und<br />

jede Ärztin frei wählen, ob er oder sie<br />

im Krankenhaus, in der niedergelassenen<br />

Praxis arbeitet oder über eine Teilzulassung<br />

beides macht, also sowohl<br />

im stationären als auch im niedergelassenen<br />

Bereich tätig ist. Nun gilt es,<br />

im Rahmen der anstehenden Gesundheitsreform<br />

auch das ärztliche Vergütungssystem<br />

auf eine neue Grundlage<br />

zu stellen und damit eine leistungsgerechte<br />

Bezahlung der Ärztinnen und<br />

Ärzte zu realisieren."<br />

Die Gesundheitsreform wird voraussichtlich<br />

am 01. April 2007 in Kraft<br />

treten. Die Ärztegewerkschaft Marburger<br />

Bund (MB) und die Tarifgemeinschaft<br />

deutscher Länder (TdL) haben<br />

sich am 16. Juni 2006 auf den Abschluss<br />

eines Ärzte-Tarifvertrages verständigt<br />

und entsprechende Eckpunkte<br />

unterzeichnet.


In der Statistik sind nach einer Phase<br />

des Negativtrends wieder Zuwachsraten<br />

zu verzeichnen; 2005 gab es laut<br />

Bundesärztekammer mit 400.562 gut<br />

1,6 % mehr Ärzte in Deutschland als<br />

im Vorjahr. Die Gesamtsituation<br />

scheint sich zu beruhigen.<br />

Trotzdem schätzen Bundesärztekammer<br />

und Kassenärztliche Bundesvereinigung<br />

(KBV) die Lage auf dem Ärztearbeitsmarkt<br />

weiterhin als kritisch ein:<br />

„Wenn wir jetzt nicht handeln, ist eine<br />

Unterversorgung der Bevölkerung vorprogrammiert“,<br />

heißt es in einer Stellungnahme<br />

des Vorstandsvorsitzenden<br />

der KBV, Dr. Andreas Köhler. Das Problem<br />

seien weniger die sinkenden Studierendenzahlen,<br />

sondern vielmehr die<br />

Abwanderung ausgebildeter Ärzte in<br />

nicht-kurative Bereiche, in denen bessere<br />

Bedingungen herrschten, was Arbeitszeit<br />

und Gehalt betrifft. Dass die<br />

Zahl der Ärztinnen und Ärzte ohne<br />

ärztliche Tätigkeit steigt, ist eine Tatsache:<br />

um 5,7 % im Jahre 2005 im<br />

Vergleich zum Vorjahr, soweit bei den<br />

Landesärztekammern registriert.<br />

Ist der Ärztemangel in Deutschland<br />

noch abwendbar? Zumindest im Osten<br />

des Landes besteht er bereits nachweislich.<br />

Fast 82 % der Planungsbereiche<br />

der Kassenärztlichen Vereinigungen<br />

für Hausärzte (die deckungsgleich<br />

sind mit Landkreisen und kreisfreien<br />

Städten) in den östlichen Bundeslän-<br />

dern sind offen, das heißt, dass dort<br />

der Versorgungsgrad mit Ärzten unter<br />

110 % liegt und sich Ärzte frei niederlassen<br />

können. In Brandenburg und<br />

Sachsen-Anhalt sind sogar über 90 %<br />

der Planungsbereiche offen. Rückgänge<br />

der Ärztezahlen um gut ein Prozent<br />

sind im Osten unter anderem bei den<br />

Frauenärzten, Augenärzten, Radiologen,<br />

Kinderärzten und Hautärzten zu<br />

verzeichnen. Laut Prognose der KBV<br />

werden ab 2008 auch Chirurgen und<br />

Orthopäden nicht mehr ausreichend<br />

Nachfolger für ihre Praxen finden. Was<br />

die Krankenhäuser betrifft, gibt es laut<br />

Bundesärztekammer momentan etwa<br />

4.800 vakante Klinik-Arztstellen in<br />

Deutschland. Gleichzeitig nimmt die<br />

Arbeitslosigkeit unter Ärzten seit 2004<br />

leicht zu.<br />

Wo die Zahl der deutschen Ärzte zurückgeht,<br />

rücken die ausländischen<br />

nach. Um fast 30 % ist ihre Zahl in den<br />

vergangenen fünf Jahren gestiegen<br />

(auf über 18.000); weit mehr als die<br />

Hälfte von ihnen arbeitet in Krankenhäusern.<br />

Der Großteil kommt aus osteuropäischen<br />

Ländern. Gleichzeitig<br />

wandern immer mehr deutsche Ärzte<br />

ins Ausland ab: Medien berichten bereits<br />

vom Brain-Drain-Problem deutscher<br />

Krankenhäuser. Laut KBV arbeiteten<br />

Ende 2005 rund 12.000 deutsche<br />

Ärzte im Ausland, gut 1.000<br />

mehr als vor fünf Jahren. Und das Interesse<br />

wächst; vor allem in den<br />

7


skandinavischen Ländern locken hohe<br />

Gehälter und mehr Freizeit.<br />

Mit dem Gesetz zur Stärkung des<br />

Wettbewerbs in der Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung wird es für Ärzte<br />

mehr denn je zu einer Herausforderung,<br />

Patientenwohl und Wirtschaftlichkeit<br />

unter einen Hut zu bringen.<br />

Der Anteil an Verwaltungsaufgaben,<br />

die Ärzte neben der Patienten-<br />

8<br />

versorgung zu bewältigen haben, wird<br />

größer. Viele der Neuregelungen werden<br />

sich auch auf den Arbeitsmarkt<br />

für <strong>Mediziner</strong> auswirken, etwa die Einsparungen<br />

von 500 Millionen Euro, die<br />

für den Kliniksektor vorgesehen sind.


Erwerbstätigkeit:<br />

Der Altersdurchschnitt steigt<br />

Die Bundesärztekammer (BÄK) und<br />

das Statistische Bundesamt haben<br />

zum Stichtag 31. Dezember 2005 eine<br />

Gesamtzahl von 400.562 der bei den<br />

Landesärztekammern gemeldeten Ärztinnen<br />

und Ärzten ermittelt (+1,6 % gegenüber<br />

dem Vorjahr). Davon waren<br />

insgesamt 307.577 auch als Arzt tätig<br />

(+0,4 %). Damit hat sich die Zahl der<br />

berufstätigen Ärzte ein weiteres Mal in<br />

geringerem Ausmaß erhöht als die Gesamtzahl<br />

der bei den Kammern gemeldeten<br />

Ärzte.<br />

Von den berufstätigen Ärzten waren<br />

134.798 ambulant tätig, 1,1 % mehr<br />

als im Vorjahr. Unter den ambulant tätigen<br />

Ärzten befanden sich 126.252<br />

niedergelassene Ärzte (+ 1,6 %).<br />

146.511 Ärzte arbeiteten im stationären<br />

Sektor, damit beträgt die Steigerungsrate<br />

hier nur noch 0,1 %. Im<br />

Jahr 2001 hatte sie noch 2 % betragen.<br />

Bei Behörden und Körperschaften<br />

waren 9.824 Ärztinnen und Ärzte tätig,<br />

was einen recht massiven Rückgang<br />

um 3,7 % bedeutet. Dagegen war in<br />

den sonstigen Bereichen, zu denen vor<br />

allem die Privatwirtschaft zählt, etwa<br />

die Pharmazeutische Industrie, ein geringer<br />

Zuwachs gegenüber 2004 um<br />

0,5 % auf 16.444 zu verzeichnen<br />

(siehe Abb.1).<br />

Die Bundesärztekammer schätzt die<br />

derzeitige Lage auf dem Ärztearbeitsmarkt<br />

wie folgt ein: „Altersbedingte<br />

Abgänge machen schon heute einen<br />

Ersatzbedarf von über 40.000 Ärzten<br />

in den nächsten fünf Jahren notwendig.<br />

Hinzu tritt der bereits bestehende<br />

Nachwuchsmangel im Krankenhausbereich<br />

und in der hausärztlichen Versorgung<br />

(…) Der Trend im Ausland zu<br />

arbeiten hält unvermindert an, wie<br />

auch eine Untersuchung der Bayerischen<br />

Landesärztekammer gezeigt<br />

hat. Danach wanderten im Jahr 2001<br />

184 bayerische Ärzte ins Ausland ab;<br />

im Jahre 2004 waren es schon 544<br />

Ärzte (…) Hinzu kommt noch die Altersentwicklung<br />

der Ärzte: Das Durchschnittsalter<br />

der Hausärzte beträgt inzwischen<br />

54 Jahre und Nachwuchs ist<br />

nicht in Sicht.“<br />

Die Zahl der arbeitslosen Humanärzte<br />

war jahrelang rückläufig; doch Ende<br />

9


Dezember 2005 zählte die Statistik<br />

der Bundesagentur für Arbeit (BA)<br />

6.916 arbeitslose Ärzte, 1,5 % mehr<br />

als 2004. Nach dem Wegfall der Ausbildungsphase<br />

Arzt im Praktikum im<br />

Oktober 2004 und den damit verbundenen<br />

Unsicherheiten war die Zahl der<br />

arbeitslosen Assistenzärzte deutlich<br />

um rund 10 % angestiegen. Inzwischen<br />

ist Normalität eingekehrt, die Arbeitslosenzahl<br />

hat sich wieder verringert,<br />

und zwar von Dezember 2004 bis Dezember<br />

2005 um 4,6 %.<br />

Die Zahl der arbeitslosen Fachärzte,<br />

die ebenfalls jahrelang kontinuierlich<br />

gesunken war, ist im Dezember 2005<br />

um 14,2 % gegenüber dem Vorjahr ge-<br />

10<br />

stiegen. Besonders stark wuchs die<br />

Arbeitslosigkeit bei HNO-Ärzten<br />

(+ 89,5 %) und bei Frauenärzten<br />

(+ 53,8 %). Die Zunahme bei allen<br />

Facharztgruppen steht im Widerspruch<br />

zu den Mangelerscheinungen,<br />

die die Standesvertretungen der Ärzteschaft<br />

dokumentieren.<br />

Die Ergebnisse einer Studie der KBV<br />

über die Altersstruktur- und Arztzahlentwicklung<br />

bestätigen ebenfalls den<br />

bevorstehenden bzw. in Teilbereichen<br />

bereits eingetretenen Ärztemangel:<br />

Das Durchschnittsalter von Vertragsärzten<br />

ist seit 1993 um 3,5 auf 51 Jahre<br />

in 2005 gestiegen. 2005 waren<br />

20.797 Vertragsärzte 60 Jahre und äl-


ter. Das waren 17,5 % aller Vertragsärzte.<br />

Bei den Krankenhausärzten erhöhte<br />

sich im gleichen Zeitraum die<br />

Zahl der über 50-Jährigen um 5 % auf<br />

knapp 29.000. Gleichzeitig verringerte<br />

sich die Zahl der unter 35-jährigen<br />

Krankenhausärzte um 4,6 %. Das<br />

Durchschnittsalter der Krankenhausärzte<br />

stieg 2005 auf 40,9 Jahre (1995:<br />

38,7 Jahre).<br />

Weibliche Ärzte sind im Schnitt jünger<br />

als männliche. Während der Anteil der<br />

unter 35-Jährigen bei den berufstätigen<br />

Ärztinnen 2005 bei 20,1 % lag,<br />

war er bei den Männern mit 12,4 %<br />

deutlich niedriger. Entsprechend fiel<br />

auch der Unterschied bei den über<br />

59-Jährigen aus: Zu dieser Gruppe gehörten<br />

bei den Frauen 8,3 % und bei<br />

den Männern 14,4 %.<br />

11


Exkurs:<br />

Junge Ärzte meiden den Osten<br />

Der Verdienst jedes Facharztes ist begrenzt,<br />

im Osten Deutschlands besonders.<br />

Im Vergleich zu Fachärzten im<br />

Westen verdienen die Ärzte in den östlichen<br />

Bundesländern rund ein Fünftel<br />

weniger. Das führt dazu, dass eine<br />

Praxisgründung im Westen wesentlich<br />

lukrativer ist: weniger Arbeit, mehr<br />

Geld. Deshalb gilt für junge Ärzte wie<br />

für andere Jobsuchende: Wer kann,<br />

geht in den Westen.<br />

Die Ursachen dafür liegen nach Ansicht<br />

Ralf Herres von der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung Brandenburg in der<br />

Berechnung des hausärztlichen Bedarfs<br />

zu Beginn der 90er Jahre. Als<br />

Grundlage seien damals die Ausgaben<br />

der ersten Jahreshälfte 1992 herangezogen<br />

worden. Damals aber war das<br />

Hausarztsystem im Osten gerade im<br />

Aufbau. Viele Behandlungsmethoden,<br />

die heute zum ambulanten Standard<br />

gehören, wurden damals nur in Krankenhäusern<br />

angewandt. Aus diesem<br />

Grund wurde für Ärzte im Osten ein<br />

deutlich geringeres Budget errechnet.<br />

Unversehens ging die Schere zwischen<br />

West und Ost in den folgenden<br />

Jahren immer weiter auf. Denn gesetzlich<br />

war vorgesehen, dass die Budgets<br />

nur so stark wachsen dürften wie die<br />

Durchschnittslöhne steigen. Weil die<br />

Einkommen im Westen aber schneller<br />

12<br />

stiegen als im Osten, hatten die Ärzte<br />

im Westen immer mehr Geld zur Verfügung<br />

als ihre Kollegen im Osten.<br />

Die Folgen sind heute in den ländlichen<br />

Regionen Ostdeutschlands zu<br />

spüren. Mit den Stimmen der Koalitionsmehrheit<br />

verabschiedete der Bundestag<br />

im Oktober 2006 einen Regierungsentwurf,<br />

der dazu beitragen soll,<br />

dem Ärztemangel in strukturschwachen<br />

Regionen, insbesondere in Ostdeutschland,<br />

entgegenzuwirken. Danach<br />

darf ein niedergelassener Arzt<br />

künftig Praxen in mehreren Zulassungsbezirken<br />

führen. Krankenhausärzte<br />

können ab 2007 zusätzlich in<br />

Praxen tätig sein. In Regionen mit<br />

niedriger Arztdichte werden zudem<br />

geltende Altersgrenzen aufgehoben.<br />

So können <strong>Mediziner</strong> dort in Zukunft<br />

eine Zulassung beantragen, auch<br />

wenn sie älter als 55 Jahre sind. Ihren<br />

Beruf können sie noch jenseits der<br />

bisherigen Altersgrenze von 68 Jahren<br />

ausüben. Zudem dürfen niedergelassene<br />

Ärzte künftig beliebig viele weitere<br />

Ärzte auch anderer Fachrichtungen<br />

mit flexibler Arbeitszeit beschäftigen.<br />

Bisher war nur die Anstellung eines in<br />

Vollzeit arbeitenden Arztes erlaubt.<br />

Die Situation junger Ärzte im Osten zu<br />

verbessern und ihnen zu besseren Ar-


eitszeiten und einer besseren Bezahlung<br />

zu verhelfen, spielt bei dem Entwurf<br />

keine Rolle; es geht allein darum,<br />

der Unterversorgung mit Ärzten in bestimmten<br />

Gebieten entgegenzuwirken.<br />

Sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigte Ärzte<br />

Stärker als die Zahl der berufstätigen<br />

Ärzte ist mit 1,3 % die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten<br />

Ärzte gestiegen (siehe Abb 2). Am 31.<br />

März 2006 befanden sich insgesamt<br />

166.879 Ärzte in einer versicherungspflichtigen<br />

Tätigkeit, darunter waren<br />

74.279 Frauen.<br />

Die Zahl der Ärztinnen stieg um 2,8 %<br />

gegenüber dem Vorjahr, die der Männer<br />

nur um 0,1 %.<br />

Rund 82 % waren Angestellte in Krankenhäusern,<br />

5,5 % waren angestellte<br />

Ärzte im niedergelassenen Bereich,<br />

weitere 2,2 % in anderen patientennahen<br />

Bereichen des Gesundheitswesens,<br />

z.B. dem Rettungswesen. 3,8 %<br />

waren in verschiedenen Bereichen der<br />

öffentlichen Verwaltung beschäftigt,<br />

darunter 1,3 % in den Bereichen Sozial-<br />

und Krankenversicherung sowie<br />

der Arbeitsförderung. Etwa 0,5 % arbeiteten<br />

in Einrichtungen des Sozialwesens,<br />

wie Behinderten- und Seniorenheimen.<br />

Knapp 1.000 Ärzte waren<br />

13


in der Industrie beschäftigt, überwiegend<br />

in der chemischen und pharmazeutischen<br />

Industrie, weitere 1.000<br />

bei Verbänden und Vereinigungen.<br />

0,7 % arbeiteten in Einrichtungen von<br />

Forschung und Entwicklung. Auch in<br />

allen anderen Branchen waren Ärzte in<br />

kleiner Anzahl beschäftigt.<br />

Mit Werten um die 10 % fielen die Zuwächse<br />

im Vergleich März 2006 zu<br />

März 2001 in Bremen, Bayern und<br />

Sachsen besonders hoch aus.<br />

5,2 % waren Ausländer (vor fünf Jahren<br />

noch 3,4 %). Österreich, Griechenland,<br />

Russland und Polen stellten die größten<br />

Kontingente.<br />

14<br />

23,3 % aller Frauen befanden sich Ende<br />

März 2006 in einem Beschäftigungsverhältnis<br />

auf Teilzeitbasis, bei<br />

den Männern waren dies nur 4,9 %.<br />

Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten<br />

hat sich damit in den vergangenen<br />

fünf Jahren erhöht: 2001 waren es<br />

18,9 beziehungsweise 3,5 %. Dennoch<br />

ist hier vermutlich noch ein unausgeschöpftes<br />

Potenzial vorhanden, da die<br />

Teilzeitwünsche arbeitsloser Ärztinnen<br />

deutlich ausgeprägter sind als der Anteil<br />

entsprechender Stellenangebote.


Studierende und Absolventen:<br />

Mehr Frauen gehen in die Medizin<br />

Für eine Beurteilung der Arbeitsmarktsituation<br />

von Ärztinnen und Ärzten ist<br />

neben der Analyse der aktuellen Arbeitsmarktdaten<br />

insbesondere auch<br />

die Entwicklung der Studierendenund<br />

Absolventenzahlen im Bereich<br />

der Humanmedizin von Bedeutung,<br />

denn die Zahl von Ärzten auf dem<br />

deutschen Arbeitsmarkt wird in erster<br />

Linie durch die Zahl der nachrückenden<br />

Jungmediziner bestimmt. Die öffentliche<br />

Diskussion um die Situation<br />

von Ärzten hat sich bisher nicht negativ<br />

auf die Zahl der Studienanfänger<br />

ausgewirkt; deren Zahl steigt kontinuierlich,<br />

wenn auch nur leicht (nach einem<br />

kurzen Einbruch im WS 2004/<br />

2005). Doch in absehbarer Zeit wird<br />

sich der Nachwuchs aus den Universitäten<br />

reduzieren.<br />

Die Beobachtung der Absolventenzahlen<br />

über einen längeren Zeitraum<br />

macht die Entwicklung deutlich: Der<br />

Blick zurück zeigt, dass (auf der Basis<br />

der Angaben des Statistischen Bundesamtes)<br />

im Jahr 1987 mit 10.657<br />

abgeschlossenen ärztlichen Prüfungen<br />

ein erster Höchststand erreicht wurde.<br />

Nach Einführung der Arzt-im-Praktikum-Phase<br />

(AiP) im Jahr 1988 war eine<br />

deutliche Abnahme zu verzeichnen<br />

(1988: 9.846 Absolventen), und in den<br />

Folgejahren blieb die Zahl mit 9.300<br />

bis 9.600 Absolventen jährlich in etwa<br />

auf gleichem Niveau (nur alte Bundesländer<br />

einschließlich West-Berlin).<br />

Ab 1993 stiegen die Absolventenzahlen<br />

deutlich auf rund 11.500 an, bedingt<br />

durch die erstmalig vorgenommene<br />

statistische Einbeziehung der<br />

östlichen Bundesländer. Seitdem sind<br />

sie rückläufig; im Studienjahr 2005<br />

haben sie mit 8.849 den niedrigsten<br />

Stand seit 1997 erreicht (Abb. 3).<br />

Der Anteil der Frauen an den Absolventen<br />

steigt seit dem Jahr 2000 stetig<br />

an; 2005 wurden 54,3 % der Humanmedizin-Prüfungen<br />

von Frauen abgelegt<br />

(4.802).<br />

Die Zahl der Promotionen war von<br />

2002 auf 2003 deutlich zurückgegangen<br />

(um mehr als 11 %); von 2004 auf<br />

2005 ist sie wieder um 11 % gestiegen<br />

und lag zuletzt bei 7.173. Der Anteil<br />

der Frauen, der in den vergangenen<br />

15


zehn Jahren stetig gewachsen war,<br />

ging von 2004 auf 2005 wieder leicht<br />

zurück, allerdings nur um 0,6 % auf<br />

49,1 %. Im Promotionsverhalten ist<br />

zwischen Frauen und Männern kein<br />

großer Unterschied mehr auszumachen.<br />

Die in den 90er Jahren angesichts erheblicher<br />

Arbeitsmarktprobleme geführte<br />

Diskussion um eine weitere Absenkung<br />

der Ausbildungskapazität für<br />

Studienanfänger in der Medizin hat<br />

sich auf die Bewerberzahlen um Studienplätze<br />

im Bereich Humanmedizin<br />

ausgewirkt. Hinzu kamen Warnungen<br />

von berufsständischen Organisationen<br />

vor hohen Arbeitslosenzahlen; teilwei-<br />

16<br />

se war eine Zahl von 60.000 arbeitslosen<br />

Ärzten für das Jahr 2000 vorausgesagt<br />

worden. Noch Mitte der 80er-<br />

Jahre konkurrierten fünf bis sechs Bewerber<br />

um einen Medizinstudienplatz.<br />

Im Wintersemester 2003/2004 waren<br />

es rechnerisch 3,6. Inzwischen scheint<br />

das Interesse am Arztberuf wieder zuzunehmen:<br />

Im Wintersemester 2005/<br />

2006 haben sich nach Angaben der<br />

Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen<br />

(ZVS) rechnerisch 4,4<br />

Kandidaten auf einen Studienplatz beworben.<br />

Die Studienanfänger-Zahlen sind seit<br />

1993 fast konstant geblieben (Abb. 4),<br />

mit einer leichten Tendenz nach oben


in den Jahren ab 2001; zum Wintersemester<br />

2005/2006 schrieben sich<br />

12.746 Männer und Frauen für den<br />

Studienbereich Humanmedizin ein.<br />

Der Frauenanteil, der noch Mitte der<br />

70er Jahre rund ein Drittel betrug,<br />

übertrifft seit 1995 die Zahl der männlichen<br />

Studienanfänger. Dieser Trend<br />

hat sich weiter mit steigender Tendenz<br />

fortgesetzt (WS 2005/2006: 62,6 %).<br />

Das Medizinstudium an sich dauert<br />

heute im Durchschnitt 13 Fachsemester.<br />

Nach der Prüfungsstatistik des<br />

Statistischen Bundesamtes benötigt<br />

ein Abiturient vom Schulabschluss bis<br />

zum Staatsexamen in Medizin - einschließlich<br />

der „Übergangszeit“ zwi-<br />

schen Schule und Hochschule – in der<br />

Regel sogar rund neun Jahre, bei einem<br />

Durchschnittsalter bei Abschluss<br />

des Studiums von 28,6 Jahren.<br />

In der aktuellen Debatte um die Mangelsituation<br />

auf dem Ärztearbeitsmarkt<br />

geht es oft auch um die zurückgehende<br />

Attraktivität des Arztberufs.<br />

In diesem Zusammenhang spielt der<br />

Schwund der Medizinstudenten bis<br />

zum Abschluss des Studiums eine Rolle.<br />

Es wird behauptet, dieser<br />

Schwund, der bei einer Gegenüberstellung<br />

der Studienanfänger des Jahres<br />

1997 mit den Absolventen des<br />

Jahres 2005 etwa 24 % beträgt, habe<br />

früher praktisch nicht existiert. Die An-<br />

17


nahme, ein derartiger Schwund habe<br />

früher nicht bestanden, lässt sich aufgrund<br />

der vorliegenden Statistiken<br />

kaum belegen; auch in der ersten Hälfte<br />

der 90er Jahre gab es bei den Absolventen<br />

bereits einen entsprechenden<br />

Verlust von deutlich mehr als<br />

10 %. Überdies ist dieses Problem<br />

längst auch aus anderen Studiengängen,<br />

wie etwa dem Maschinenbau, bekannt.<br />

Hier erreicht derzeit nicht einmal<br />

die Hälfte der Studienanfänger eine<br />

Abschlussprüfung als Diplomingenieur.<br />

In geisteswissenschaftlichen<br />

Disziplinen betrug die Abbrecherquote<br />

mitunter sogar bis zu 65 %.<br />

Dass Studiengänge häufiger abgebrochen<br />

oder gewechselt werden, ist also<br />

eher einem Wandel im Verhalten der<br />

Studierenden zuzuschreiben und keinem<br />

speziellen Phänomen bei der <strong>Mediziner</strong>ausbildung.<br />

So stellt denn auch<br />

die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung<br />

und Forschungsförderung<br />

(BLK) fest, dass die „Neigung zu<br />

einem Studienabbruch in den medizinischen<br />

Fächern im Vergleich zum<br />

Durchschnitt aller anderen Fächer als<br />

unterdurchschnittlich zu bezeichnen“<br />

sei.<br />

Die gleichwohl vorhandene Steigerung<br />

der Studienabbrecher-Quote im Fach<br />

Medizin dürfte deshalb sowohl auf die<br />

bis vor wenigen Jahren vermeintlich<br />

ungünstige Arbeitsmarktsituation zu-<br />

18<br />

rückzuführen sein als auch auf die zurückgegangene<br />

Attraktivität des Arztberufes.<br />

Eine Umfrage der Bundesvertretung<br />

der Medizinstudierenden in<br />

Deutschland e.V. (BVMD) von Anfang<br />

2006, an der sich über 3.600 Studierende<br />

beteiligten, spricht Bände: 78 %<br />

der Befragten schätzten etwa die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Arztberuf<br />

als „sehr schwierig“ oder „schwierig“<br />

ein. Im Kommentarteil der Umfrage<br />

sind Aussagen wie: „So wie es heute<br />

im Krankenhaus aussieht, gibt es für<br />

mich keinen Grund, Arzt zu werden“<br />

oder „Ich bin nicht bereit, mich für diesen<br />

– zugegeben schönen Beruf – physisch<br />

und psychisch zu deformieren.“<br />

Die Studienreform von 2003 – Sind<br />

Auswirkungen zu spüren?<br />

Im Jahre 2003 trat ein Gesetz zur Neuordnung<br />

der ärztlichen Ausbildung in<br />

Kraft. Die Ziele dieser Reform waren<br />

unter anderem die Verbesserung des<br />

praxisbezogenen Unterrichts insbesondere<br />

beim Untersuchen von Patienten,<br />

die Straffung und Neuausrichtung<br />

des Prüfungswesens, die Einführung<br />

der Allgemeinmedizin als obligatorisches<br />

Lehrgebiet und als mögliches<br />

Wahlfach im Praktischen Jahr<br />

und die Abschaffung der Arzt-im-<br />

Praktikum-Phase (AiP).


Die Bundesärztekammer hatte gemeinsam<br />

mit dem Marburger Bund die<br />

ersatzlose Streichung der AiP-Phase<br />

und den sofortigen Erhalt der Vollapprobation<br />

für alle Ärztinnen und Ärzte<br />

ab dem 01.10.2004 gefordert. Mit<br />

dieser Regelung sollte ein Nebeneinander<br />

von bereits berufserfahrenen<br />

AiP'lern und noch ganz am Berufsanfang<br />

stehenden Assistenzärzten verhindert<br />

werden.<br />

Direkt nach Abschluss ihres praktischen<br />

Jahres und bestandenem 3.<br />

Staatsexamen können <strong>Mediziner</strong> seitdem<br />

die Approbation beantragen, was<br />

ihnen die Beschäftigung als Assistenzarzt<br />

ermöglicht. Der Befürchtung, dass<br />

die Abschaffung der AiP-Phase wegen<br />

der kritischen Finanzlage vieler Kliniken<br />

zu zahlreichen arbeitslosen Ärzten<br />

führen würde, konnte laut Tätigkeitsbericht<br />

der Bundesärztekammer 2005<br />

durch eine zwischen dem Marburger<br />

Bund und den Spitzenverbänden der<br />

Krankenkassen getroffenen bundesweiten<br />

Vereinbarung entgegengewirkt<br />

werden.<br />

Im Ergebnis zeigte eine Aufstellung<br />

der Landesärztekammern im Jahr<br />

2005, dass keine vermehrten Kündigungen,<br />

sondern eine reibungslose<br />

Übernahme von AiP'lern in den Assistenzarztstatus<br />

zu registrieren war. Nur<br />

wenige Kliniken waren verunsichert<br />

und boten ihren Ärzten im Praktikum<br />

erst einmal keine Assistentenverträge<br />

an. Problematisch gestaltete sich die<br />

AiP-Abschaffung in den Praxen niedergelassener<br />

Fachärzte, die Schwierigkeiten<br />

sahen, weil die Mehrbelastung<br />

für die volle Finanzierung einer Assistenzarztstelle<br />

unter den Praxisbudgets<br />

schwer zu erwirtschaften ist.<br />

Die Zahl der Studenten, denen Methoden<br />

am Patienten demonstriert werden,<br />

wurde von acht auf sechs pro Demonstration<br />

begrenzt. Als Folge ist die<br />

Zahl der Studienplätze leicht gesunken,<br />

ihre Attraktivität aber gestiegen.<br />

Da die Neuregelungen erst zum Wintersemester<br />

2003/2004 umgesetzt<br />

wurden, sind Auswirkungen der Reform<br />

auf den Arbeitsmarkt erst ab<br />

2010 zu erwarten.<br />

Die berufsständischen Organisationen<br />

der Ärzteschaft begrüßen auf jeden<br />

Fall die mit der Änderung der Approbationsordnung<br />

einhergehende Straffung<br />

und größere Praxisbezogenheit<br />

des Studiums.<br />

Die Abschaffung des AiP dürfte mittelfristig<br />

kaum Konsequenzen nach sich<br />

ziehen. Für die Krankenhäuser sollte<br />

die höhere Dotierung wegen der beabsichtigten<br />

Ausgleichszahlungen durch<br />

die Krankenkassen kostenneutral<br />

sein. Trotzdem kam es zu Klagen –<br />

und mittlerweile auch zu Urteilen:<br />

19


Entscheidung des Bundesarbeitsgerichtes<br />

im November 2006:<br />

"Das Bundesarbeitsgericht hat der<br />

Vergütungsklage eines Arztes stattgegeben,<br />

dessen Arbeitsverhältnis nach<br />

Abschaffung des "Arztes im Praktikum"<br />

fortgesetzt worden war.<br />

Die Klinik beschäftigte den Kläger, der<br />

auf deren Aufforderung hin die Approbation<br />

beantragt und ihr deren Erteilung<br />

nachgewiesen hatte, ab dem 1.<br />

Oktober 2004 bis zu dem im Ausbildungsvertrag<br />

vereinbarten Fristende<br />

am 31. Juli 2005 weiter, bot ihm aber<br />

keinen Assistentenvertrag an. Sie hatte<br />

die von dem Kläger geltend gemachte<br />

Vergütung nach VergGr. IIa<br />

BAT-O abgelehnt, die für approbierte<br />

Ärzte als Eingangsvergütung vorgesehen<br />

ist. Diese Vergütung ist erheblich<br />

höher als das frühere tarifliche Entgelt<br />

für AiP."<br />

20


Praktisches Jahr (PJ) im Ausland -<br />

Interview mit Medizinstudentin<br />

Julia S. über Erfahrungen in<br />

Kanada:<br />

„Mehr Praxis, früherer Patientenkontakt“<br />

Frage: Wenn Sie auf Ihr Medizinstudium<br />

in Deutschland zurückblicken - was<br />

würden Sie spontan verbessern wollen?<br />

Mehr Patientenkontakt, mehr Einbezug<br />

des Studenten in den medizinischen<br />

Alltag, kleinere Lerngruppen,<br />

mehr Kurse.<br />

Sie haben einen großen Teil Ihrer praktischen<br />

Ausbildung im Ausland absolviert.<br />

Was hat Sie dazu bewogen?<br />

Ich wollte ein neues Medizinsystems<br />

kennenlernen. Außerdem soll die Arzt-<br />

Ausbildung in Kanada besser sein als<br />

in Deutschland. Außerdem spielten<br />

natürlich Neugierde und die Suche<br />

nach Abwechslung zum deutschen<br />

Medizinstudentenalltag eine Rolle.<br />

Können Sie die Unterschiede der <strong>Mediziner</strong>ausbildung<br />

in Deutschland zu den<br />

Ländern, in denen Sie Erfahrungen gesammelt<br />

haben, schildern?<br />

In Kanada etwa haben Studenten viel<br />

früher Patientenkontakt, sie betreuen<br />

in den letzten zwei Jahren ihrer Ausbil-<br />

dung eigene Patienten und machen alle<br />

alltäglichen Arbeiten auf den Stationen.<br />

Es gibt nur zwei Studenten in einem<br />

Team, auch die Lerngruppen sind<br />

sehr klein. Es wird auch sehr viel Wert<br />

auf die Lehre gelegt, die mehrere<br />

Stunden am Tag einnimmt; alles andere<br />

kommt anschließend. Jeder kümmert<br />

sich um seinen Patienten und<br />

macht nicht die unangenehmen, "niederen"<br />

Arbeiten für andere. Sollte dies<br />

trotzdem häufiger vorkommen, muss<br />

der Betroffene darüber berichten. Es<br />

gibt ein ständiges Feedback von<br />

Teammitgliedern und dem persönlichen<br />

Tutor über die eigenen Leistungen.<br />

Was läuft in Kanada besser? Gibt es<br />

auch Punkte, die in Deutschland besser<br />

sind?<br />

In Deutschland gibt es mehr Zeit zum<br />

Selbststudium, in Kanada hat man<br />

zeitweise kaum Zeit dazu, außerdem<br />

gibt es sehr wenig Ferien. Darüber hinaus<br />

muss der Urlaub oft mit freiwilligen<br />

Praktika gefüllt werden, um einen<br />

guten Eindruck in Hinblick auf einen<br />

21


späteren guten Weiterbildungsplatz in<br />

einem Ausbildungsprogramm zu hinterlassen.<br />

Werden Sie auch die Weiterbildung im<br />

Ausland absolvieren? Wenn ja beziehungsweise<br />

nein, warum?<br />

Das kann ich nicht sagen, es hängt<br />

von sehr vielen Faktoren ab. Aber es<br />

würde mich persönlich reizen.<br />

Bachelor und Master – Werden die<br />

neuen Abschlüsse kommen?<br />

In der Bologna-Deklaration der europäischen<br />

Bildungsminister war einer<br />

der Hauptpunkte die flächendeckende<br />

Einführung der Bachelor/Master-<br />

Studienstruktur. Als die entsprechenden<br />

Fachorganisationen diese Struktur<br />

für den Studienbereich Medizin ablehnten,<br />

wurde dieser Punkt für die<br />

Medizin auf unbestimmte Zeit ausgesetzt<br />

– wie auch für andere Bereiche<br />

mit Staatsexamensprüfungen. Doch<br />

Bologna soll grundsätzlich für alle gelten.<br />

Deshalb gibt es mittlerweile Überlegungen,<br />

etwa des Bundesbildungsministeriums,<br />

Studiengänge mit<br />

Staatsexamensprüfungen (wie etwa<br />

Rechtswissenschaft und eben Medizin)<br />

in absehbarer Zukunft in die gestufte<br />

Struktur zu überführen.<br />

22<br />

Bei den Ärzte-Organisationen stoßen<br />

diese Überlegungen größtenteils auf<br />

Ablehnung. Denn die Ausgangslage ist<br />

schwierig: Ein Bachelorstudiengang<br />

soll drei bis maximal vier Jahre dauern,<br />

ein Masterstudium maximal zwei, die<br />

Kombination aus beidem maximal drei<br />

Jahre. In Deutschland benötigen Medizinstudenten<br />

zurzeit durchschnittlich<br />

knapp sieben Jahre für ihr Studium, in<br />

anderen Ländern, etwa in Großbritannien,<br />

sind fünf Jahre üblich. Eine Straffung<br />

des Studiums wäre also womöglich<br />

auch in Deutschland machbar.<br />

Welche Berufsmöglichkeiten könnte<br />

ein Bachelor im Fach Medizin haben?<br />

Denn der Bachelor soll schließlich in<br />

jedem Fall berufsqualifizierend sein.<br />

Eine ärztliche Tätigkeit könnte er sicherlich<br />

nicht ausüben, dafür aber medizinbezogene<br />

Aufgaben in der Pharmaindustrie,<br />

der Medizintechnik oder<br />

im Fachjournalismus übernehmen. Außerdem<br />

hätte ein Studierender im Bachelorstudiengang<br />

die Möglichkeit,<br />

sich bei Zweifeln an seiner Eignung<br />

zum Arztberuf frühzeitig umzuorientieren.<br />

Masterstudiengänge für <strong>Mediziner</strong>, die<br />

durch eine Fortbildung ihre Karrierechancen<br />

– auch international – verbessern<br />

wollen, gibt es bereits; die Universität<br />

Duisburg etwa bietet ab 2007<br />

einen Masterabschluss in pharmazeutischer<br />

Medizin an.


Teilarbeitsmärkte der<br />

Humanmedizin<br />

Humanärzte insgesamt<br />

Eckdaten des Arbeitsmarktes für Humanärzte<br />

insgesamt:<br />

Arbeitslose<br />

Dezember 2005: 6.916 (+1,5 %)<br />

Frauenanteil: 60,3 % (2004: 61,1 %)<br />

Stellenzugang 2005: 7.419 (-7,8 %)<br />

Die Zahl der arbeitslosen Humanärzte<br />

(ohne Zahnärzte) ist im Laufe des Jahres<br />

2005 zwar leicht angestiegen,<br />

aber auf einem sehr niedrigen Niveau<br />

geblieben. Bezogen auf die knapp<br />

307.600 berufstätigen Ärztinnen und<br />

Ärzte in Deutschland errechnet sich<br />

für 2005 eine Arbeitslosenquote von<br />

knapp über zwei Prozent. Ein Wert, der<br />

in diesem Segment Vollbeschäftigung<br />

signalisiert. Eine deutliche Diskrepanz<br />

ist zu erkennen zwischen dem Frauenanteil<br />

an den arbeitslosen Ärzten<br />

(60,3 %) und dem an den berufstätigen,<br />

der Ende 2005 nur 39,2 % betrug.<br />

Die gegenwärtige Struktur der Arbeitslosigkeit<br />

scheint in erster Linie auf die<br />

Probleme von Frauen hinzuweisen, die<br />

aufgrund stärkerer sozialer und famili-<br />

ärer Bindungen regional weniger mobil<br />

sind und bei der Arbeitszeit eher familienfreundliche<br />

Lösungen anstreben,<br />

die bei vielen Kliniken noch immer<br />

nicht durchsetzbar sind.<br />

Fachärzte aller Gebiete hatten längere<br />

Zeit kaum Probleme bei der Stellensuche,<br />

aber auch Assistenzärzte trafen<br />

auf einen aufnahmefähigen Arbeitsmarkt.<br />

Der Nachfragerückgang bei<br />

den Dienststellen der Bundesagentur<br />

für Arbeit spiegelt wohl auch wieder,<br />

dass die Vermittler in den Agenturen<br />

für Arbeit angesichts der geringen Arbeitslosenzahl<br />

nur selten in der Lage<br />

waren, geeignete Bewerber zu vermitteln.<br />

Dies gilt vor allem für weite Teile<br />

Ostdeutschlands und für ländliche Regionen<br />

Westdeutschlands. Zunehmend<br />

klagen aber auch viele große<br />

Krankenhäuser an attraktiven Standorten<br />

über Probleme bei der Stellenbesetzung.<br />

Die Situation wird insgesamt<br />

dadurch verschärft, dass das Interesse<br />

der jungen Ärzte an nicht kurativen<br />

Tätigkeiten oder Beschäfti-<br />

23


gungsmöglichkeiten im Ausland nach<br />

wie vor sehr groß ist.<br />

Ärzte ohne Gebietsbezeichnung<br />

(Assistenzärzte)<br />

Eckdaten des Arbeitsmarktes für Ärzte<br />

ohne Gebietsbezeichnung<br />

(Assistenzärzte):<br />

Arbeitslose<br />

Dezember 2005: 4.406 (-4,6 %)<br />

Frauenanteil: 61,5 % (2004: 62,5 %)<br />

Stellenzugang 2005: 2.327 (-15 %)<br />

Ende Dezember 2005 wurden 4.406<br />

arbeitslose Ärzte ohne Gebietsbezeichnung<br />

bei den Dienststellen der<br />

Bundesagentur für Arbeit gezählt; das<br />

waren 4,6 % weniger als im Vorjahr.<br />

Der Anteil der Frauen betrug 61,5 %<br />

und ist damit gegenüber dem Vorjahr<br />

leicht gesunken. Der Anteil der in Ostdeutschland<br />

arbeitslos gemeldeten<br />

Personen dieser Berufsgruppe betrug<br />

19,4 %; im Vorjahr hatte er noch<br />

17,9 % betragen.<br />

Die Abnahme der Arbeitslosigkeit bei<br />

Ärzten ohne Gebietsbezeichnung spiegelt<br />

wohl unter anderem wider, dass<br />

sich die Verunsicherung über die gesetzliche<br />

Neuregelung, insbesondere<br />

die Abschaffung der AiP-Phase, mittlerweile<br />

gelegt hat. Diese Verunsicherung<br />

schlägt sich allerdings offensicht-<br />

24<br />

lich immer noch auf die Zahl von Stellenangeboten<br />

nieder, die sich im Vergleich<br />

zum Vorjahr erneut reduziert<br />

hat.<br />

Dennoch kann – zumindest mittelfristig<br />

- von einer aus Sicht der Bewerber<br />

entspannten Situation auf diesem Teilarbeitsmarkt<br />

gesprochen werden. Der<br />

vermehrte altersbedingte Abgang von<br />

Klinik- und niedergelassenen Ärzten<br />

ist in den nächsten Jahren nicht mehr<br />

durch die Absolventengenerationen<br />

deutscher Hochschulen zu decken.<br />

Damit der künftig absehbare Mangel<br />

an Fachärzten nicht zusätzlich verschärft<br />

wird, müssten die Klinikträger<br />

seitens der Politik die Möglichkeit eingeräumt<br />

bekommen, kurzfristig auch<br />

über Bedarf auszubilden.<br />

Die wichtigsten Interessenvertretungen<br />

der Ärzteschaft sind sich weiter<br />

darin einig, dass die Zahl der neuapprobierten<br />

Ärzte mittelfristig nicht<br />

mehr ausreichen wird, um den Ärztebedarf<br />

zu decken.<br />

Wer bot Assistenzärzten Stellen<br />

an?<br />

Eine Auswertung der den Dienststellen<br />

der Bundesagentur im Jahr 2005 gemeldeten<br />

Stellen nach Auftraggebern<br />

hat folgendes ergeben: Der Anteil Angebote<br />

aus Krankenhäusern war mit


58 % niedriger als ein Jahr zuvor<br />

(60,5 %). Auch der Anteil der Offerten<br />

von niedergelassenen Ärzten (10,6 %)<br />

ging gegenüber dem Vorjahr zurück;<br />

2004 waren es 11,9 %. Dagegen stieg<br />

der Anteil der Reha-Einrichtungen auf<br />

6,3 % (Vorjahr: 3 %). Auch die Nachfrage<br />

aus der Privatwirtschaft, vor allem<br />

aus der pharmazeutischen Industrie,<br />

ging mit einem Anteil von nur noch<br />

10,4 % zurück (2004: 11,6 %). Der<br />

sonstige öffentliche Dienst (z. B. Gesundheitsämter)<br />

war mit 6 % der Vakanzen<br />

vertreten (Vorjahr: 5,2 %). Daneben<br />

lagen Angebote von Interessenvertretungen,<br />

Versicherungen und von<br />

Hochschulen vor (Abb. 5).<br />

Forderungen nach besonderen zusätzlichen<br />

Fachqualifikationen wurden aufgrund<br />

des tendenziellen Ärztemangels<br />

seitens der Arbeitgeber nur selten aufgestellt.<br />

In der Regel reichte das berufsübliche<br />

Ausbildungsprofil aus.<br />

Auch die außerfachlichen Qualifikationen<br />

spielten aufgrund der für die<br />

Nachwuchsärzte insgesamt komfortablen<br />

Arbeitsmarktsituation nur eine<br />

sehr untergeordnete Rolle. Bedingung<br />

bei Ausländern, Aussiedlern und Kontingentflüchtlingen<br />

waren gute deutsche<br />

Sprachkenntnisse sowie eine<br />

vorhandene Berufserlaubnis.<br />

25


Stellenangebote nach<br />

Bundesländern<br />

Ein Vergleich der Stellenzugänge bei<br />

den Agenturen für Arbeit im Laufe des<br />

Jahres 2005 mit dem Vorjahr ergibt<br />

einen deutlichen Nachfragerückgang.<br />

Prozentual am stärksten zurückgegangen,<br />

mit nur 22 Angeboten für Assistenzärzte<br />

im Jahr 2005, ist die Nachfrage<br />

in Bremen (-73,8 %). In Sachsen-<br />

Anhalt hat sich die Nachfrage mehr als<br />

halbiert (-52,2 %). In Niedersachsen<br />

ging das Angebot um 37,9 % zurück, in<br />

Schleswig-Holstein um 37 %. Rückgänge<br />

über 20 % gab es auch in Nordrhein-Westfalen,<br />

Sachsen, Bremen<br />

und im Saarland. Nur in Berlin<br />

26<br />

ergibt sich ein anderes Bild: Hier erhöhte<br />

sich der Stellenzugang um 186<br />

% auf 243. Nur in Mecklenburg-Vorpommern<br />

gab es noch Zuwächse<br />

(18,6 %).<br />

Das Bewerberpotenzial<br />

Unter den bei der BÄK registrierten<br />

Ärzten befanden sich Ende 2005<br />

90.177 ärztlich tätige <strong>Mediziner</strong> ohne<br />

Gebietsbezeichnung; weitere 31.174<br />

dieser Ärztegruppe waren laut BÄK<br />

nicht als Ärzte tätig.


Bedingt durch die ungünstige Altersstruktur<br />

der deutschen Ärzteschaft<br />

insgesamt gehen viele Ärzte in der<br />

nächsten Zeit in den Ruhestand. Zugleich<br />

bricht der Nachwuchs weg, da<br />

immer weniger junge <strong>Mediziner</strong> bereit<br />

sind, in der kurativen Patientenversorgung<br />

tätig zu werden.<br />

Assistenzärzte können bei einem Mindestmaß<br />

an Mobilität in der Regel mit<br />

einer Einstellung rechnen. Dabei liegt<br />

der Schwerpunkt des Interesses bei<br />

den großen Krankenhäusern, vorzugsweise<br />

Universitätskliniken, die über<br />

volle Weiterbildungsermächtigungen<br />

in den einzelnen Fachgebieten verfügen.<br />

Weiterbildungen bei kleineren<br />

Häusern oder niedergelassenen Ärzten<br />

sind in der Regel aus Sicht der Bewerber<br />

zweite Wahl.<br />

Dem Nachwuchsmangel an deutschen<br />

Ärzten wird zunehmend dadurch begegnet,<br />

dass verstärkt Ärzte im europäischen<br />

Ausland angeworben werden.<br />

Schwierigkeiten bei der Suche nach<br />

Arbeitsplätzen hatten vor allem Bewerberinnen<br />

und Bewerber, die ihre ärztliche<br />

Qualifikation im Ausland erworben<br />

haben; hier waren oft Anpassungsmaßnahmen<br />

erforderlich, um die Berufserlaubnis<br />

in Deutschland zu erlangen.<br />

Auch fehlende deutsche Sprachkenntnisse<br />

bilden oft eine Barriere und<br />

konnten hier und da mit Unterstützung<br />

der Agenturen für Arbeit ausgeglichen<br />

werden.<br />

Ärzte mit Gebietsbezeichnung<br />

(Fachärzte)<br />

Eckdaten des Arbeitsmarktes für<br />

Fachärzte im Dezember 2005:<br />

Arbeitslose: 2.510 (+14,2 %)<br />

Frauenanteil: 58,2 % (2004: 58,0 %)<br />

Stellenzugang<br />

für Fachärzte 2005: 2.800 (-8,1 %)<br />

Die Zahl der arbeitslosen Fachärzte ist<br />

deutlich gestiegen. Im Dezember<br />

2005 waren 2.510 Männer und Frauen<br />

mit abgeschlossener Facharztausbildung<br />

bei den Dienststellen der Bundesagentur<br />

für Arbeit arbeitslos gemeldet.<br />

Trotz des Anstiegs der Arbeitslosenzahl<br />

ergibt sich eine Arbeitslosenquote<br />

von nur knapp über 1 %,<br />

mithin Vollbeschäftigung. Außer in wenigen<br />

Ballungsräumen (zum Beispiel in<br />

Berlin und Nordrhein-Westfalen) bleibt<br />

der Markt praktisch leergefegt.<br />

Bis Mitte der 90er Jahre konnte der erhöhte<br />

Bedarf noch relativ problemlos<br />

durch die nachrückenden Fachärztinnen<br />

und Fachärzte gedeckt werden;<br />

deren Zahl reicht inzwischen jedoch<br />

nicht mehr aus, nicht zuletzt aufgrund<br />

der stark rückläufigen Zahl an erfolg-<br />

27


eich abgeschlossenen Weiterbildungen.<br />

Wurden 1995 von den Landesärztekammern<br />

noch insgesamt 15.600<br />

Facharztanerkennungen ausgesprochen,<br />

waren es 2005 nur noch 12.493<br />

(allerdings sind die Zahlen des Jahres<br />

2005 nur begrenzt mit den Zahlen der<br />

Vorjahre vergleichbar, da mit der Umsetzung<br />

der neuen Weiterbildungsordnung<br />

auch die Statistik modifiziert<br />

wurde). Eine Entspannung der Lage ist<br />

mit Blick auf die rückläufigen Absolventenzahlen<br />

nicht in Sicht.<br />

Im Gegensatz zur gesunkenen Nachfrage<br />

aus dem Klinikbereich, von niedergelassenen<br />

Ärzten und Reha-Einrichtungen<br />

nahmen die Beschäfti-<br />

28<br />

gungsmöglichkeiten in der Forschung,<br />

im öffentlichen Dienst und in der Privatwirtschaft<br />

– im kurativen Bereich<br />

insgesamt - zu, so dass Ärzte im Rahmen<br />

ihrer Berufsplanung eher Alternativen<br />

wählen konnten und vermehrt<br />

dem Krankenhaus den Rücken kehrten.<br />

Nach Fachgebieten verteilten sich die<br />

arbeitslosen Fachärzte prozentual wie<br />

folgt:<br />

Internisten, Allgemeinmediziner und<br />

Kinderärzte 36,5 % (Frauenanteil:<br />

66,2 %), Chirurgen und Orthopäden<br />

13,3 % (25,4 %), Frauenärzte 10,4 %<br />

(75,8 %), Neurologen, Psychiater und


Psychotherapeuten 8,3 % (60,6 %), Augenärzte<br />

3,8 % (62,1 %), Radiologen<br />

3,2 % (59,3 %), Hals-, Nasen- und Ohrenärzte<br />

2,9 % (59,7) und andere<br />

Fachärzte 20 % (54 %).<br />

Welche Facharztqualifikationen<br />

werden <strong>gesucht</strong>?<br />

Eine stichprobenartige Untersuchung<br />

der bei den Dienststellen der Bundesagentur<br />

für Arbeit gemeldeten Stellen<br />

für Fachärzte ergab Ende 2006 im Hinblick<br />

auf die Fachgebiete die größte<br />

Nachfrage für Internisten (15,2 %), gefolgt<br />

von Anästhesisten (10,8 %), Gynäkologen<br />

und Allgemeinmedizinern<br />

(jeweils 10,1 %), Orthopäden und Chirurgen<br />

(jeweils 8 %), Psychiatern und<br />

Psychotherapeuten (7,7 %), Kinderärzten<br />

(7,2 %), Radiologen (4,9 %), Arbeitsmedizinern<br />

(4,3 %), Dermatologen<br />

(3,2 %), Augenärzten (2,6 %), Urologen<br />

(2 %), HNO-Ärzten (1,8 %) und Ärzten<br />

für physikalische und rehabilitative<br />

Medizin (1,4 %). 2,6 % der Stichprobe<br />

fielen auf andere, kleinere Fachgebiete<br />

(siehe Abb. 7).<br />

Die hohe Nachfrage nach Internisten<br />

relativiert sich allerdings dadurch,<br />

dass es sich hierbei auch um die größte<br />

Bewerbergruppe unter den Fachärzten<br />

handelt, so dass hier rein rechnerisch<br />

eine wesentlich höhere Zahl potenzieller<br />

Bewerber auf eine Stelle<br />

kam als etwa bei Psychiatern oder<br />

Neurologen. 44 % der Positionen kamen<br />

aus dem Bereich Kliniken und<br />

Krankenhäuser, 19 % von niedergelassenen<br />

Ärzten und ebensoviele aus der<br />

Privatwirtschaft, 6 % von Interessenvertretungen,<br />

4 % von Kur- und Reha-<br />

Einrichtungen, ebenfalls 4 % aus der<br />

Forschung und jeweils 2 % aus der<br />

Verwaltung und von Versicherungen<br />

(siehe Abb. 8).<br />

Die Erwartungen der Arbeitgeber beziehen<br />

sich derzeit im Wesentlichen<br />

auf die <strong>gesucht</strong>e Facharztqualifikation.<br />

Bei der Frage, mit welcher Facharztqualifikation<br />

der Zutritt auf den Arbeitsmarkt<br />

beziehungsweise der<br />

Wechsel in eine neue Position am<br />

leichtesten fällt, spielen nicht nur absolute<br />

Zahlen der Stellenangebotsseite<br />

eine wichtige Rolle, sondern auch<br />

die Zahl der potenziellen Bewerberinnen<br />

und Bewerber.<br />

Dieser Frage kann man zum einen<br />

nachgehen, indem man die Zahl derjenigen,<br />

die ganz offensichtlich auf der<br />

Suche nach entsprechenden Positionen<br />

sind, nämlich die arbeitslos gemeldeten<br />

Fachärzte, mit der Zahl der<br />

gemeldeten Stellen im jeweiligen<br />

Fachgebiet vergleicht. Bei Anwendung<br />

dieser Methode gab es Ende 2005<br />

bundesweit kein Fachgebiet mit mehr<br />

offenen Stellen als Bewerbern; im<br />

Durchschnitt betrug das Verhältnis ar-<br />

29


eitsloser Bewerber zu den offenen<br />

Stellen 3:1. Am günstigsten war die<br />

Lage bei Neurologen und Psychiatern<br />

(1:1). Es folgten Chirurgen, Orthopäden<br />

und Radiologen (jeweils 2:1), Allgemeinärzte,<br />

Internisten und Frauenärzte<br />

(jeweils 4:1), HNO-Ärzte (8:1)<br />

und Augenärzte (9:1). Die Relation war<br />

überwiegend in den Fachgebieten besonders<br />

ungünstig, bei denen es auch<br />

einen hohen Frauenanteil an den Arbeitslosen<br />

gab, wie bei Augen- und<br />

Frauenärzten.<br />

30<br />

Die Nachfrage nach Fachärzten bei<br />

den Agenturen für Arbeit und in der<br />

Fachpresse<br />

Betrachtet man den Stellenzugang für<br />

Fachärzte bei den Agenturen für Arbeit,<br />

kommt die größte absolute Nachfrage<br />

aus Nordrhein-Westfalen, Bayern,<br />

Baden-Württemberg, und Sachsen.<br />

Der größte Rückgang an Vakanzen<br />

war 2005 in Bremen zu verzeichnen<br />

(-71,9 %), gefolgt von Hamburg<br />

(-39,2 %), Sachsen-Anhalt (-37,3 %)<br />

und Brandenburg (-37,1 %). Zuwächse<br />

gab es dagegen im Saarland (+<br />

51,1 %), in Hessen (+20,3 %), Bayern<br />

(+20,1 %) und Mecklenburg-Vorpommern<br />

(+16,3 %). Fast 30 % der regional


zuzuordnenden Stellenangebote kamen<br />

2005 aus Ostdeutschland; 2003<br />

waren es noch über 40 % gewesen.<br />

Der Nachfragerückgang war hier deutlicher<br />

ausgeprägt (-63,2 %) als mit<br />

-41,9 % in Westdeutschland (siehe<br />

Abb.9).<br />

Der <strong>dringend</strong>e Facharztbedarf, nicht<br />

nur in Ostdeutschland, spiegelt sich<br />

eher in einer Studie des Personaldienstleisters<br />

Mainmedico wider, bei<br />

der die Stellenausschreibungen für<br />

Fachärzte im Deutschen Ärzteblatt<br />

vom 1. Halbjahr 2005 und vom 1.<br />

Halbjahr 2006 miteinander verglichen<br />

wurden. Es ergibt sich ein Stellenzuwachs<br />

von 31,5 %. „Selten war die<br />

Diskrepanz zwischen Angebot und<br />

Nachfrage so groß wie zurzeit. Die<br />

Nachwuchssorgen nehmen zu“, kommentiert<br />

Mainmedico das Ergebnis,<br />

und weiter: „Momentan können sich<br />

Ärztinnen und Ärzte nahezu aller Fachgebiete<br />

über eine außergewöhnlich<br />

starke Nachfrage freuen (…) In Zeiten<br />

zunehmender Konkurrenz erweitern<br />

die Krankenhäuser ihr Leistungsspektrum<br />

und etablieren zusätzliche operative<br />

Schwerpunkte oder bauen bestehende<br />

Angebote aus. Dafür benötigen<br />

sie die entsprechenden Spezialisten<br />

unter den Fachärzten.“<br />

31


Aufstiegschancen<br />

Fach- und Oberarztstellen adäquat zu<br />

besetzen, ist nach wie vor besonders<br />

für Krankenhäuser in strukturschwachen<br />

Regionen sehr schwierig. Dies<br />

betrifft in erster Linie Akuthäuser im<br />

Osten Deutschlands, Reha-Kliniken,<br />

aber immer öfter auch Häuser der<br />

Grund- und Regelversorgung in ländlichen<br />

Gebieten Westdeutschlands.<br />

Anders sieht es in den städtischen<br />

Ballungsräumen aus. Hier ist allerdings<br />

auch festzustellen, dass immer<br />

mehr Fachärzte lieber auf einer nachgeordneten<br />

Stelle verbleiben, als für<br />

den nächsten Karriereschritt in eine<br />

ländliche Region zu wechseln. Auf diese<br />

Weise werden Chancen, die der<br />

ärztliche Arbeitsmarkt derzeit tatsächlich<br />

bietet, zu wenig genutzt.<br />

Führungspositionen – Frauen sind<br />

nach wie vor unterrepräsentiert<br />

Zurzeit werden laut Mainmedico fast<br />

dreimal soviele Chefarztpositionen<br />

ausgeschrieben wie Ende der 90er<br />

Jahre. Da für viele der zurzeit rund<br />

26.000 Oberärzte und -ärztinnen die<br />

Chefarztposition nach wie vor das<br />

endgültige Karriereziel ist, ist laut Marburger<br />

Bund der Wettbewerb um Chefarztpositionen<br />

nach wie vor groß -<br />

trotz Stellenzuwachs: „Mag auf der<br />

Facharztebene auch ein Ärztemangel<br />

32<br />

vorhanden sein, bei der Bewerbung<br />

um Chefarztpositionen können die<br />

Krankenhausträger in der Regel unter<br />

einer Vielzahl hochqualifizierter Bewerber<br />

auswählen.“<br />

Stellen für Oberärzte sind schwerer zu<br />

besetzen als nichtleitende Positionen.<br />

Wegen des zunehmenden Nachwuchsmangels<br />

stehen immer weniger potenzielle<br />

Bewerber zur Verfügung. An dieser<br />

Stelle ist es sinnvoll, den steigenden<br />

Frauenanteil auf der Facharztebene<br />

näher zu betrachten. Obwohl der<br />

Anteil der Frauen in allen Facharztbereichen<br />

kontinuierlich steigt, ändert<br />

sich an ihrem Anteil bei den Führungspositionen<br />

wenig.<br />

Auch am Beispiel des Frauenanteils an<br />

der (insgesamt rückläufigen) Zahl der<br />

Habilitationen in Medizin, der laut Statistischem<br />

Bundesamt 2005 bei knapp<br />

20 % lag, wird die schwache Beteiligung<br />

von Frauen an herausgehobenen<br />

Positionen deutlich. Noch geringer ist<br />

der Anteil an C4-Professuren; hier waren<br />

nur 6 % mit einer Frau besetzt<br />

(Vergleich Sprach- und Kulturwissenschaften:44<br />

%). Auch in der Industrie,<br />

in den berufsständischen Organisationen<br />

und der außeruniversitären Forschung<br />

sind Frauen deutlich unterrepräsentiert.


Deshalb hält die Bund-Länder-<br />

Kommission für Bildungsplanung und<br />

Forschungsförderung (BLK) es in ihrer<br />

„Ausführungsvereinbarung Gleichstellung“<br />

für erforderlich, „durch gezielte<br />

und verstärkte Anstrengungen auf allen<br />

Ebenen (Hochschulen, außerhochschulische<br />

Forschungseinrichtungen)<br />

und Bereichen (DFG) dazu beizutragen,<br />

das durch den hohen Anteil von<br />

Frauen bei den Studierenden zur Verfügung<br />

stehende Potenzial mehr als<br />

bisher für die qualitativ hochwertige<br />

Besetzung von Führungspositionen zu<br />

erschließen.<br />

Handlungsbedarf besteht insbesondere<br />

hinsichtlich der strukturellen Bedingungen<br />

sowie der gezielten Förderung<br />

von Frauen nach der Promotion“ - ein<br />

Beitrag zur Qualitätssicherung, Leistungssteigerung<br />

und Stärkung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit in der medizinischen<br />

Forschung und Lehre sowie in<br />

der Gesundheitsversorgung in<br />

Deutschland.<br />

33


Klinikkarriere oder Niederlassung?<br />

Interview mit dem Orthopäden Dr.<br />

W. aus F.<br />

Fühlten Sie sich nach Antritt der ersten<br />

Arbeitsstelle als Assistenzarzt gut genug<br />

ausgebildet, um die Anforderungen<br />

des Krankenhausalltags erfüllen zu<br />

können?<br />

Dr. W.: Der menschliche Kontakt und<br />

die Wahrnehmung der Patienten standen<br />

zu Beginn meiner Assistenzarzttätigkeit<br />

nicht im Vordergrund. Meine<br />

Aufgaben bestanden in der ersten Zeit<br />

darin, medizinisch-technische Handreichungen<br />

zu erbringen. Dennoch habe<br />

ich das Gefühl gehabt, während der<br />

Weiterbildung alles Notwendige gelernt<br />

zu haben, um meinen Beruf ordentlich<br />

ausüben zu können. Ich hatte<br />

auch das Gefühl, durch das Studium<br />

und die vorangegangenen Ausbildungsabschnitte<br />

ein relativ vernünftiges<br />

Rüstzeug für meine Arbeit mitzubringen.<br />

Grundsätzlich teile ich die<br />

Klagen über die schlechte universitäre<br />

Ausbildung nicht.<br />

Haben Sie persönlich den Eindruck,<br />

dass sich die Ausbildung an den Hochschulen<br />

in den letzten Jahren eher verbessert<br />

oder verschlechtert hat?<br />

Ich persönlich finde, dass die Anforderungen<br />

an den Hochschulen heute<br />

34<br />

sehr hoch sind. Auch denke ich, dass<br />

sich die Qualität nach der Studienreform<br />

deutlich verbessert hat. Meine<br />

Tochter hat kürzlich das Medizinstudium<br />

begonnen und hat bereits im 1.<br />

Semester Fragestellungen zum Patientenumgang<br />

behandelt, mit denen ich<br />

während des ganzen Studiums nicht<br />

konfrontiert wurde.<br />

Wie haben Sie die Arbeitssituation im<br />

Krankenhaus erlebt, vor allem hinsichtlich<br />

der Arbeitszeit?<br />

Ich muss sagen, dass ich von Anfang<br />

an Arzt aus Leidenschaft war. Schon<br />

zu Beginn meiner Assistenzarztzeit habe<br />

ich mich so oft wie möglich zu<br />

Nachtdiensten und am Wochenende<br />

auch als Notarzt einteilen lassen. Insofern<br />

habe ich die Arbeitszeit auch<br />

nicht als etwas Belastendes empfunden.<br />

Den relativ hohen Zuverdienst habe<br />

ich als angenehme Begleiterscheinung<br />

registriert.<br />

Welche Eigenschaften sollten für die<br />

Funktion eines leitenden Arztes an<br />

Akutkrankenhäusern vorliegen?<br />

Für eine leitende Tätigkeit etwa als<br />

Chefarzt ist die Bereitschaft, in hohem


Maße Verantwortung zu übernehmen,<br />

von zentraler Bedeutung. Hinzu kommen<br />

Teamfähigkeit und die Fähigkeit<br />

zur Delegation von Aufgaben. Fachlich<br />

gut leitende Ärzte, die nichts von ihren<br />

Aufgaben abgeben können, stehen<br />

bald auf verlorenem Posten. In einer<br />

leitenden ärztlichen Funktion sollte<br />

man auch über Erfahrungen in der<br />

Verwaltungsarbeit und Organisationstalent<br />

verfügen. Auch ein gewisses<br />

Maß an kaufmännischen Grundkenntnissen<br />

ist von Vorteil, vor allem, um<br />

ein ernstzunehmender Verhandlungspartner<br />

des Klinikmanagements sein<br />

zu können.<br />

Nach Jahren als Chefarzt haben Sie<br />

sich als Facharzt für Orthopädie niedergelassen.<br />

Bedauern Sie gelegentlich<br />

diesen Schritt im Rückblick und im Vergleich<br />

zur Arbeit an Kliniken?<br />

Ich habe seinerzeit meine Funktion als<br />

Chefarzt aus familiären – regional bedingten<br />

- Gründen aufgeben müssen.<br />

Meine Familie kam damals nicht mit<br />

dem Standort zurecht. Insofern war<br />

ich froh, dass ich die Möglichkeit zur<br />

Niederlassung hatte.<br />

Die Tätigkeit als Chefarzt hatte und<br />

hat in meiner Wahrnehmung durchaus<br />

Schattenseiten. Vor allem ist die Konkurrenz<br />

unter den leitenden Ärzten<br />

sehr ausgeprägt. Fragen wie: Wer hat<br />

den besseren Namen in der Öffentlich-<br />

keit? Wer hat den besseren Kontakt zu<br />

den Arztpraxen (und damit mehr<br />

„Kunden“)? Wer macht die besseren<br />

Marketingaktionen in eigener Sache?<br />

etc. spielen dabei oft eine wichtige<br />

Rolle. Letztlich ist entscheidend, wer<br />

die Betten am besten füllen kann. An<br />

den Universitätskliniken kommt noch<br />

die Frage hinzu: Wer hat wie oft und in<br />

welchen Medien publiziert?<br />

Allerdings ist die finanzielle Ausstattung<br />

der Chefarztverträge heute – aus<br />

gutem Grund – lange nicht mehr so lukrativ<br />

wie noch in den 70er Jahren. Ich<br />

selbst kannte damals einen Chefarzt,<br />

der 15 Millionen DM im Jahr zusammenoperierte,<br />

während seine Oberärzte<br />

eine Zulage von 150 DM im Monat<br />

bekamen. Es ist gut, dass hier eine<br />

Entwicklung in Richtung Normalisierung<br />

eingesetzt hat. Chefärzte können<br />

auch in anderen Dingen lange nicht<br />

mehr so autonom entscheiden wie in<br />

früheren Jahren. Während früher Investitionen<br />

und Innovationen relativ<br />

leicht durchzusetzen waren, sind heute<br />

aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen<br />

langwierige Prozeduren bis<br />

zur (unsicheren) Realisierung zu<br />

durchlaufen.<br />

Als leidenschaftlicher Operateur kann<br />

ich zwar kleinere Eingriffe ambulant in<br />

meiner Praxis durchführen, es fehlt<br />

mir hier allerdings die medizinische<br />

Vielfalt und die Möglichkeit, an-<br />

35


spruchsvolle und komplizierte Operationen<br />

durchführen zu können. Insofern<br />

fühle ich mich im Rückblick gegenüber<br />

der Tätigkeit in den Kliniken<br />

heute etwas eingeschränkt.<br />

Von BÄK, KBV, Marburger Bund und anderen<br />

Institutionen wird seit einigen<br />

Jahren vor einem Ärztemangel gewarnt<br />

– teilen Sie diese Einschätzung?<br />

In meiner Region (Westdeutschland)<br />

kann ich heute noch keine Mangelerscheinungen<br />

feststellen. Ich sehe eher<br />

die Tendenz, dass teure und teilweise<br />

auch überflüssige medizinische Versorgung<br />

immer weiter eingeschränkt<br />

wird. Das hat in meiner Praxis zur Konsequenz,<br />

dass ich bei leichteren Befunden<br />

(z.B. Knieschmerzen) nicht automatisch<br />

eine Kernspin-Tomographie<br />

veranlasse. Die auch durch die Rechtsprechung<br />

erzwungene, manchmal<br />

auch überzogene Dokumentationsflut,<br />

die heute dazu führt, dass jede medizinische<br />

Handlung mit hohem Zeitaufwand<br />

gerichtsfest schriftlich festgehalten<br />

werden muss, ist für jüngere <strong>Mediziner</strong><br />

sicher nicht besonders attraktiv.<br />

Auch dieser Umstand könnte dazu beitragen,<br />

dass sich junge Ärzte nach Alternativen<br />

oder im Ausland umsehen.<br />

Welche Ratschläge würden Sie einem<br />

Hochschulabsolventen geben, der eine<br />

Niederlassung anstrebt?<br />

36<br />

Hinsichtlich der Facharztqualifikation<br />

würde ich keine Ratschläge erteilen,<br />

das hängt von den persönlichen Präferenzen<br />

ab, vielleicht auch von der<br />

Überlegung, welche Rolle die Verdienstmöglichkeiten<br />

spielen. Was die<br />

Niederlassung betrifft, fehlen den Ärzten<br />

vor allem betriebswirtschaftliche<br />

und abrechnungstechnische Kenntnisse.<br />

Ich könnte bis zum heutigen Tage<br />

nicht alleine eine Quartalsabrechnung<br />

zustande bringen. Hier müssen die<br />

Kassenärztlichen Vereinigungen niederlassungswilligen<br />

Ärzten besseres<br />

Rüstzeug durch Seminarangebote und<br />

Schulungen an die Hand geben.<br />

Die unentschlossene Generation<br />

Aus der Ärztezeitung vom 27. April<br />

2006: „Beim Blick in die eigene Zukunft<br />

überkommt manche jungen Ärzte<br />

Unsicherheit. Ein Leben lang in der<br />

Klinik zu arbeiten, darauf vergeht einigen<br />

durch die Erfahrungen in der<br />

Facharztausbildung die Lust. Die Niederlassung<br />

allerdings scheint auch<br />

nicht mehr die Alternative zum Kliniker-Dasein<br />

zu sein (…) Berichte über<br />

die Honorierung der Niedergelassenen<br />

und die wachsende Bürokratie in der<br />

Praxis – „das schreckt schon ab“, sagt<br />

eine Medizinstudentin, die gerade ihr<br />

Praktisches Jahr (…) absolviert. (…) Dafür<br />

ist „man in der Klinik nicht so frei.<br />

In der Praxis kann man sich schon


esser selbst verwirklichen“, grübelt<br />

die 29-Jährige. Ähnlich unentschlossen<br />

sind auch die meisten ihrer Freunde,<br />

auch wenn sie derzeit noch eher<br />

zur Niederlassung tendieren".<br />

Ausblick<br />

Krankenhausärzte:<br />

In gut 28 % aller Krankenhäuser können<br />

laut Deutschem Krankenhausinstitut<br />

zurzeit offene Stellen nicht besetzt<br />

werden, in den östlichen Bundesländern<br />

sind sogar 55 % aller Krankenhäuser<br />

betroffen. Was die Fachbereiche<br />

angeht, waren vor allem die Chirurgie,<br />

Innere Medizin und Gynäkologie<br />

betroffen. Dass sich diese Probleme in<br />

Zukunft noch verstärken könnten,<br />

macht die Prognose der BÄK für die altersbedingten<br />

Abgänge von Krankenhausärzten<br />

deutlich: Ab 2006 bis<br />

2015 werden voraussichtlich mehr als<br />

16.000 Ärzte die Krankenhäuser verlassen.<br />

Ob sie ohne Schwierigkeiten<br />

durch Absolventen, deren Zahl seit<br />

Jahren rückläufig ist, ersetzt werden<br />

können, ist fraglich.<br />

Nur durch grundlegende Strukturveränderungen<br />

in den Krankenhäusern<br />

kann der Beruf des Klinikarztes wieder<br />

an Attraktivität gewinnen.<br />

Dabei spiegelt das Stichwort<br />

„Arbeitszeitgesetz“ nur eine Facette<br />

der Problematik wider; Arbeits- und<br />

Gehaltsstrukturen stehen nach wie vor<br />

generell auf dem Prüfstand.<br />

Niedergelassene Ärzte:<br />

Die Zahl der ambulant tätigen Ärztinnen<br />

und Ärzte steigt weiter (um 1,1 %<br />

auf 134.798 Ende 2005). Der Frauenanteil<br />

betrug hier 37 % und war damit<br />

um 0,5 Prozentpunkte höher als ein<br />

Jahr zuvor.<br />

Die zukünftige generelle Entwicklung,<br />

die von einem Ärztemangel im niedergelassenen<br />

Bereich gekennzeichnet<br />

sein dürfte, lässt sich besser an der<br />

Altersverteilung verdeutlichen. So ist<br />

der Anteil der unter 40-jährigen niedergelassenen<br />

Ärztinnen und Ärzte<br />

binnen Jahresfrist von 7,9 % (2004)<br />

auf nur noch 6,7 % (2005) gesunken,<br />

während der Anteil der 60-jährigen<br />

und älteren von 19 auf 19,4 % angestiegen<br />

ist. Das Mittelfeld macht nach<br />

wie vor den Großteil bei der Altersverteilung<br />

aus. Doch der Altersdurchschnitt<br />

lag 2005 schon bei 51 Jahren<br />

(1995: 47, 6).<br />

37


Ärzte und Arbeitslosigkeit<br />

Bei der Diskussion über die Entwicklung<br />

der Arbeitslosigkeit im ärztlichen<br />

Bereich war in der Vergangenheit häufiger<br />

die These zu hören, dass hier der<br />

Anteil der verdeckten Arbeitslosigkeit<br />

besonders hoch sei. Diese Sicht wird<br />

von den Fachkräften der Bundesagentur<br />

für Arbeit nicht geteilt. Da <strong>Mediziner</strong><br />

nach jeder unfreiwilligen Unterbrechung<br />

der Weiterbildung – etwa durch<br />

Kündigung - in der Regel Arbeitslosengeldansprüche<br />

erworben haben, die<br />

jeweils Meldungen bei der Agentur für<br />

Arbeit nach sich ziehen, kann man von<br />

einer relativ lückenlosen Erfassung der<br />

Arbeitslosigkeit, vor allem bei jüngeren<br />

<strong>Mediziner</strong>n, ausgehen. Deshalb ist<br />

der Teil beschäftigungsloser Ärztinnen<br />

und Ärzte, die zwar auf Arbeitsuche<br />

sind, aber nicht in der offiziellen Arbeitslosenstatistik<br />

erscheinen, zumindest<br />

nicht größer als bei anderen Akademikergruppen.<br />

Diese Debatte hat<br />

mit dem Paradigmenwechsel von der<br />

Ärzteschwemme hin zu einem sich abzeichnenden<br />

Ärztemangel ein vorläufiges<br />

Ende gefunden.<br />

38<br />

Arbeitslose Ärztinnen<br />

Frauen waren im Vergleich zu ihrem<br />

Anteil an den berufstätigen Ärzten ohne<br />

Gebietsbezeichnung (Ende 2005:<br />

51,5 %) im Jahr 2005 – wie schon in<br />

den Vorjahren - deutlich überproportional<br />

(61,5 %) bei den Arbeitslosen<br />

vertreten. Zwar ist die absolute Zahl<br />

der arbeitslosen Ärztinnen in den vergangenen<br />

Jahren deutlich zurückgegangen,<br />

aber zunächst nicht in dem<br />

gleichen Maße wie bei ihren männlichen<br />

Kollegen. Noch ungünstiger ist<br />

dieses Verhältnis im Bereich der Ärzte<br />

mit Gebietsbezeichnung. Unverändert<br />

waren hier im Dezember 2005 etwa<br />

58 % der arbeitslosen Frauen, während<br />

ihr Anteil an den Berufstätigen<br />

Ende 2005 bei nur 34 % lag (Ende<br />

2004: 35,4 %).<br />

Der Frauenanteil an den Arbeitslosen<br />

war bundesweit deutlich überdurchschnittlich<br />

bei den Gynäkologen<br />

(75,8 %), Allgemeinmedizinern, Internisten<br />

und Kinderärzten (66,2 %) sowie<br />

den Augenärzten (62,1 %). Der hohe<br />

Frauenanteil bei den arbeitslosen


Gynäkologen erklärt sich auch dadurch,<br />

dass sich immer mehr Frauen<br />

und immer weniger Männer für eine<br />

Weiterbildung in diesem Fachgebiet<br />

entscheiden. Möglicherweise gibt es<br />

unter den arbeitslosen Ärztinnen kleine<br />

Reserven für die zunehmend mangelhafte<br />

ärztliche Versorgung in einigen<br />

Regionen. Die sollte allerdings angesichts<br />

der nur 209 arbeitslosen Allgemeinmedizinerinnen<br />

in Deutschland<br />

(Ostdeutschland: 147) nicht überschätzt<br />

werden.<br />

Auch der hohe, seit 2004 allerdings<br />

stagnierende Anteil von <strong>Mediziner</strong>innen,<br />

die keine ärztliche Tätigkeit ausüben<br />

(49 %) korrespondiert mit der et-<br />

was ungünstigeren Arbeitsmarktlage<br />

von <strong>Mediziner</strong>innen. Es bleibt das kleine<br />

positive Signal, dass die Diskrepanz<br />

zwischen geringerer Erwerbsbeteiligung<br />

der Frauen und signifikant<br />

höherem Arbeitslosenanteil leicht zurückgegangen<br />

ist.<br />

Arbeitszeit und<br />

Frauenarbeitslosigkeit:<br />

Die Diskrepanz zwischen der Zahl der<br />

Teilzeitangebote, die Arbeitgeber unterbreiten,<br />

und den Teilzeitwünschen<br />

der arbeitsuchenden Ärzte ist groß.<br />

Die Teilzeitwünsche werden überwiegend<br />

und bei den Fachärzten sogar<br />

39


fast ausschließlich von Frauen geäußert.<br />

Bei den Ärzten ohne Gebietsbezeichnung<br />

(in der Regel Assistenzärzte)<br />

scheint sich dabei der Wunsch nach<br />

Teilzeitarbeit inzwischen auch in den<br />

Angeboten der Arbeitgeber widerzuspiegeln.<br />

Der Anteil der im Dezember<br />

2005 teilzeitarbeitsuchenden, arbeitslos<br />

gemeldeten Assistenzärztinnen betrug<br />

knapp 14 % (bei den Männern<br />

0,4 %) – im Vergleich dazu waren immerhin<br />

fast 16 % der für Assistenzärzte<br />

ausgeschriebenen Positionen Teilzeitstellen.<br />

Der Wunsch mit reduzierter<br />

Arbeitszeit tätig zu werden, war dabei<br />

in Ostdeutschland weniger stark<br />

40<br />

ausgeprägt als im Westen<br />

(Abb.10a und 10b).<br />

Ähnliches gilt für die Fachärzte. 17 %<br />

aller im Dezember 2005 arbeitslos gemeldeten<br />

Fachärzte suchten Teilzeitstellen,<br />

nahezu ausschließlich Frauen.<br />

Beim Vergleich zwischen Ost- und<br />

Westdeutschland fällt eine sehr große<br />

Diskrepanz auf: Gut 33 % der arbeitslosen<br />

Fachärztinnen in Westdeutschland<br />

suchten nach einer Teilzeitstelle,<br />

aber nur knapp 14 % der ostdeutschen.<br />

In den einzelnen Fachgebieten<br />

sind die Diskrepanzen zum Teil noch<br />

größer: In Chirurgie und Orthopädie<br />

etwa suchten 22% der Ärztinnen im<br />

Westen nach einer Teilzeitbeschäfti-


gung und nur 4 % im Osten. Bei den<br />

Frauenärztinnen war das Verhältnis 31<br />

zu 11 %, bei den Radiologen 34 zu<br />

15 %.<br />

Lediglich bei den Chirurgen und Orthopäden<br />

hielten sich Angebot und Nachfrage<br />

bei Teilzeitstellen in etwa die<br />

Waage. Bei allen anderen Fachgebieten<br />

konnte die Nachfrage nach Teilzeitpositionen<br />

– soweit es die jeweiligen<br />

Anteilswerte betrifft - bei weitem<br />

nicht gedeckt werden. Extreme Abweichungen<br />

gab es bei den Frauenärzten:<br />

Hier suchten 20,8 % der Arbeitslosen<br />

eine Teilzeitstelle, aber nur 14 % der<br />

angebotenen Positionen waren entsprechend<br />

ausgewiesen.<br />

Auch bei den Radiologen<br />

(Teilzeitangebote: 6,7 %, Teilzeitarbeitsuchende:<br />

17,3 %), den Psychiatern<br />

und Psychotherapeuten (11,6 zu<br />

19,2 %) und den Allgemeinmedizinern,<br />

Internisten und Kinderärzten (12,3 zu<br />

21,6 %) gab es starke Diskrepanzen.<br />

Bei den übrigen Facharztgruppen waren<br />

auch Ungleichgewichte sichtbar.<br />

Hier müssten die Arbeitgeber noch ein<br />

wenig auf die teilzeitarbeitsuchenden<br />

Fachärztinnen zugehen, um die <strong>dringend</strong><br />

benötigten Arbeitsmarktreserven<br />

auch voll ausschöpfen zu können<br />

(Abb.11).<br />

41


Alter der Arbeitslosen und Dauer<br />

der Arbeitslosigkeit<br />

Ärzte ohne Gebietsbezeichnung:<br />

Im Dezember 2005 waren 34,2 % der<br />

arbeitslos gemeldeten Ärzte ohne Gebietsbezeichnung<br />

unter 35 Jahre alt,<br />

38,3 % waren zwischen 35 und 44 Jahre<br />

alt, und 27,5 % älter als 45 Jahre.<br />

Der Vergleich mit der Gesamtgruppe<br />

belegt, dass ältere Ärzte ohne Gebietsbezeichnung<br />

relativ selten arbeitslos<br />

waren. Bedenkt man, dass sicherlich<br />

die meisten Ärzte in der Zeit<br />

zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr<br />

ihre Weiterbildung abgeschlossen haben,<br />

ist der Anteil der älteren Arbeits<br />

42<br />

losen trotzdem erstaunlich hoch und<br />

belegt, dass eine berufliche Eingliederung<br />

für Ärzte ohne abgeschossene<br />

Weiterbildung schwierig ist (Abb. 12).<br />

Der hohe Anteil der jüngeren Ärzte ohne<br />

Gebietsbezeichnung macht auf der<br />

anderen Seite den Charakter der Friktionsarbeitslosigkeit<br />

innerhalb der<br />

Weiterbildungsphase deutlich. Häufigere<br />

Unterbrechungen der Weiterbildung<br />

und kürzere Laufzeiten der Verträge<br />

führen immer wieder zur Arbeits-


losmeldung und sind mitverantwortlich<br />

für den hohen Anteil in diesen Altersgruppen.<br />

Fachärzte:<br />

Bei der Untersuchung der Altersstruktur<br />

arbeitsloser Fachärzte ergibt sich<br />

ein etwas anderes Bild. Der Anteil der<br />

unter 35-jährigen ist hier mit 21,4 %<br />

deutlich niedriger als bei den Assistenzärzten.<br />

Dies ist mit Sicherheit darauf<br />

zurückzuführen, dass ein größerer<br />

Teil in dieser Lebensaltersgruppe die<br />

Weiterbildung noch nicht ganz abgeschlossen<br />

hat. Bei den mittleren Jahrgängen<br />

(zwischen 35 und 44) ist der<br />

prozentuale Anteil deutlich höher<br />

(48 %), auch im Vergleich mit allen Arbeitslosen,<br />

bei denen der Anteil an<br />

dieser Altersgruppe bei 28 % liegt.<br />

Spätestens mit Ende 30 hat die Mehrzahl<br />

der Ärzte die Facharztausbildung<br />

abgeschlossen und ist dann auf der<br />

Suche nach neuen Berufsperspektiven<br />

oder strebt die Niederlassung an. Aus<br />

diesen Lebensumständen dürfte sich<br />

der überdurchschnittliche Anteil der<br />

bei den Agenturen für Arbeit<br />

gemeldeten Fachärzte dieser Altersgruppe<br />

erklären.<br />

Bei den älteren Fachärzten insgesamt<br />

(über 45 Jahre) gleichen sich die Werte<br />

denen der Vergleichsgruppe an. Al-<br />

43


le diese Werte müssen jedoch im Licht<br />

der nach wie vor niedrigen absoluten<br />

Zahl (2.510) der arbeitslos gemeldeten<br />

Fachärzte in Deutschland gesehen<br />

werden. Arbeitsmarktprobleme tauchen<br />

im Grunde nur bei klar zu definierenden<br />

Personen mit bestimmten Defiziten<br />

auf. Bei Ausländern liegen diese<br />

zum Beispiel im sprachlichen Bereich,<br />

in der noch nicht erteilten Berufserlaubnis<br />

oder in einem Kenntnisstand,<br />

der dem in Deutschland notwendigen<br />

medizinischen Wissen nicht entspricht.<br />

Unterdurchschnittlich ist – ähnlich wie<br />

bei den Assistenzärzten – der Anteil<br />

der langzeitarbeitslosen Fachärzte<br />

44<br />

ausgeprägt. 14,7 % der im Dezember<br />

2005 arbeitslos gemeldeten Fachärzte<br />

waren zu diesem Zeitpunkt länger als<br />

ein Jahr arbeitslos, 21,3 % waren es<br />

bei den Assistenzärzten. Zum Vergleich:<br />

Bei der Gesamtheit der Arbeitslosen<br />

in Deutschland waren es über<br />

40 % (Abb. 13).<br />

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit<br />

nach Fachgebieten<br />

Die vierstelligen Berufskennziffern<br />

(BKZ), die der Arbeitslosenstatistik der<br />

Bundesagentur für Arbeit zugrunde liegen,<br />

erlauben nicht für jedes einzelne<br />

Fachgebiet eine gesonderte Betrach-


tung. In einzelnen BKZ sind mehrere<br />

Facharztgruppen zusammengefasst.<br />

Die durchschnittliche Zunahme der Arbeitslosigkeit<br />

bei allen Ärzten mit Gebietsbezeichnung<br />

betrug im Dezember<br />

2005 gegenüber dem Vorjahr 14,2 %<br />

(Abb. 14), bei Ärzten ohne Gebietsbezeichnung<br />

ging die Arbeitslosigkeit um<br />

4,1 % zurück (Abb. 15). Bezogen auf<br />

einzelne Fachgebiete ergab sich der<br />

größte Anstieg bei HNO-Ärzten (+89,6<br />

%, wobei die absolute Zahl mit 72 sehr<br />

klein ist), gefolgt von den Gynäkologen<br />

(+53,8 %) bei einer Gesamtzahl<br />

von 260 Arbeitslosen. Ebenfalls eine<br />

starken Zunahme (+18,9 %) hatten<br />

Psychiater und Neurologen zu verzeichnen.<br />

Auch bei den Allgemeinme-<br />

dizinern, Internisten und Kinderärzten<br />

nahm die Arbeitslosigkeit zu, und zwar<br />

um 14 %, ebenso wie bei den Chirurgen<br />

und Orthopäden. Geringere Zuwächse<br />

gab es auch bei allen anderen<br />

Facharztgruppen.<br />

Regionale Aspekte der<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Bezogen auf alle arbeitslos gemeldeten<br />

Humanmediziner ergab sich Ende<br />

2005 in Westdeutschland ein Rückgang<br />

der Arbeitslosigkeit um 6,4 %,<br />

während sie in Ostdeutschland um<br />

3,4 % anstieg. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen-Anhalt<br />

45


und Nordrhein-Westfalen ergaben sich<br />

- zum Teil hohe - zweistellige Steigerungen,<br />

die aber im Wesentlichen<br />

kompensiert wurden durch Rückgänge<br />

in Bayern, Schleswig-Holstein, Thüringen,<br />

Rheinland-Pfalz, Hessen und Niedersachsen.<br />

Die Zunahme der Arbeitslosigkeit<br />

geht in den betroffenen Bundesländern<br />

überwiegend auf das Konto<br />

der Ärzte ohne Gebietsbezeichnung.<br />

46


Exkurs Ärztemangel – Potenziale<br />

und wie man sie nutzen kann<br />

Die Versorgungsdefizite in Ostdeutschland<br />

verschärfen sich. Schon<br />

jetzt kann mancherorts die flächendeckende<br />

hausärztliche Versorgung<br />

nicht mehr sichergestellt werden<br />

(siehe Abb.16); in elf von 99 Planungsbezirken<br />

in Ostdeutschland gibt es sie<br />

nach Einschätzung der Bundesärztekammer<br />

bereits nicht mehr<br />

(siehe Abb.17). Glaubt man Berichten<br />

der Tagespresse, herrscht eine regelrechte<br />

Landflucht unter <strong>Mediziner</strong>n –<br />

so dass einigen Zeitungsmeldungen<br />

zufolge die Bundesregierung sogar<br />

darüber nachgedacht hat, die Honorare<br />

für Ärzte in Städten zu kürzen.<br />

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung<br />

(KBV) beträgt der Ersatzbedarf<br />

an Ärzten im kurativen Bereich bis<br />

2008 28.800. Bis 2013 müssten<br />

62.000 Ärzte ersetzt werden, um den<br />

Status quo zu halten. Einer der Gründe:<br />

Immer mehr Ärzte setzen sich vor<br />

der Altersgrenze zur Ruhe. Gleichzeitig<br />

sinkt der Anteil der unter 35-jährigen<br />

an allen berufstätigen Ärzten<br />

(siehe Abb.18).<br />

Arbeitslose<br />

Bei dem Versuch, noch nicht ausgeschöpfte<br />

Erwerbspotenziale bei Ärzten<br />

aufzuspüren, fällt der Blick zunächst<br />

auf die Arbeitslosen. Mehr als drei<br />

Viertel der arbeitslos gemeldeten Ärzte<br />

sind ohne Gebietsbezeichnung, also<br />

überwiegend Ärzte in Weiterbildung.<br />

Insofern kann die Höhe der Arbeitslosenzahl<br />

lediglich ungefähre Anhaltspunkte<br />

für vorhandene Erwerbspersonenpotenziale<br />

im ärztlichen Bereich<br />

liefern. Zumal es starke regionale Unterschiede<br />

gibt: In Berlin etwa liegt<br />

das Problem häufig in der fehlenden<br />

Bereitschaft der arbeitslos gemeldeten<br />

Ärzte, im Brandenburger Umland<br />

tätig zu werden - zumindest soweit<br />

dies mit einem Wohnungswechsel verbunden<br />

wäre.<br />

Finanzielle Garantien<br />

In unterversorgten Regionen können<br />

die Kassenärztlichen Vereinigungen<br />

(KV) Sicherstellungspraxen mit Mindestumsatzgarantien<br />

einrichten; mehre-<br />

47


e Praxen sind in Sachsen-Anhalt auf<br />

diese Weise so bereits wieder besetzt<br />

worden. Die KV Sachsen-Anhalt vergibt<br />

Haltezuschläge an ältere und<br />

Startzuschläge an jüngere Ärzte. Die<br />

KV Brandenburg nimmt Altpraxen in<br />

Kommission und beschäftigt darin junge<br />

Ärzte. Auch Kommunen sind inzwischen<br />

dazu übergegangen, Hausärzte<br />

bei der Einrichtung von Praxen und<br />

Wohnungen finanziell zu unterstützen.<br />

48<br />

Einsatz ausländischer Ärzte<br />

Insgesamt hat die Zahl der ausländischen<br />

Ärzte in Deutschland in den<br />

letzten Jahren einen erheblichen Zuwachs<br />

erfahren (siehe Abb.19). Am<br />

31.12.2003 gab es laut Kammerstatistik<br />

fast 18.600 ausländische Ärzte in<br />

Deutschland, 3,3 % mehr als im Jahr<br />

zuvor und sogar 7,3 % mehr als 2003.<br />

Die meisten von ihnen sind in Krankenhäusern<br />

tätig. Allein in Sachsen-<br />

Anhalt z.B. hat sich ihre Zahl in den<br />

vergangenen drei Jahren fast verdoppelt.<br />

Ende 2005 waren hier 461 ausländische<br />

Ärzte tätig.


Die meisten kommen aus Osteuropa,<br />

vor allem aus Russland, Bulgarien und<br />

Polen. In Brandenburg ist die Zahl der<br />

ausländischen Ärzte in einem Jahr um<br />

mehr als 15 % gestiegen, auf 336 Ende<br />

2006. Zum Teil versuchen auch Kliniken<br />

in Ostdeutschland, Ärzte aus<br />

dem benachbarten Ausland, vor allem<br />

Tschechien und Polen, zu gewinnen.<br />

Nach dem EU-Beitritt sind hier die arbeits-<br />

und ausländerrechtlichen Hürden<br />

auch nicht mehr so unüberwindbar<br />

wie zuvor, so dass im Einzelfall<br />

entsprechende Erfolge verbucht werden<br />

konnten.<br />

Frauenpotenzial nutzen<br />

Aus dem Tätigkeitsbericht BÄK 2004:<br />

„Anhand der heutigen Datenlage ist<br />

ersichtlich, dass nach wie vor in der<br />

Medizin der Gedanke des „Gender<br />

Mainstreaming“ ungenügend berücksichtigt<br />

ist. Dies ist (…) eine Voraussetzung<br />

dafür, dass auch in Zukunft<br />

kein Ärztinnen- und Ärztemangel<br />

herrscht.“ Im Jahre 2006 hat sich daran<br />

offensichtlich noch nicht sehr viel<br />

geändert. Ein Blick auf das Fachgebiet<br />

Frauenheilkunde zeigt, dass hier inzwischen<br />

75 % der Facharztanerkennungen<br />

von Frauen erworben werden. Ärztinnen<br />

machen hier also den größten<br />

Teil des tatsächlichen Bewerberpoten-<br />

49


zials aus. Kliniken sollten sich demzufolge<br />

– auch bei der Besetzung von<br />

Führungspositionen - nicht nur auf<br />

männliche Bewerber konzentrieren<br />

und damit die bestehenden Personalengpässe<br />

ignorieren. Da der Frauenanteil<br />

in der Medizin in allen Bereichen<br />

ansteigt, ist ein Umdenken erforderlich,<br />

um auch in anderen Fachbereichen<br />

drohendem Personalmangel vorzubeugen.<br />

2006 ist das Handbuch „Karriereplanung<br />

für Ärztinnen“ der Charité<br />

Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit<br />

mit der Bundesärztekammer<br />

erschienen. Die erste Auflage des<br />

Buchs wird an junge Ärztinnen anläss-<br />

50<br />

lich ihrer Anmeldung zum Praktischen<br />

Jahr bzw. anlässlich ihres Examens<br />

kostenfrei verteilt und soll dazu beitragen,<br />

Frauen den Einstieg und Wiedereinstieg<br />

in den Beruf zu erleichtern.<br />

Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit<br />

Die Zahl der ausgebildeten Ärztinnen<br />

und Ärzte, die nicht als <strong>Mediziner</strong> arbeiten<br />

- soweit sie bei den Landesärztekammern<br />

registriert sind - hat sich<br />

2005 wie schon in den Vorjahren erhöht,<br />

und zwar um 5,7 % auf etwa<br />

93.000. Der Zuwachs liegt damit wiederum<br />

deutlich höher als im Vorjahr,<br />

als die Steigerungsrate 4,7 % betrug.<br />

Von den Ärzten ohne ärztliche Tätig-


keit befinden sich 55,8 % im Ruhestand,<br />

2 % sind berufsunfähig, 0,7 %<br />

befinden sich in der Freistellungsphase<br />

der Altersteilzeit, 5,4 % sind ausschließlich<br />

im Haushalt tätig, 2,7 %<br />

sind berufsfremd tätig, 5,2 % befinden<br />

sich in der Elternzeit, 11,2 % sind arbeitslos<br />

und 17,1 % geben einen sonstigen<br />

Grund an. Somit kann ein Großteil<br />

der Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit<br />

zum Potenzial zur Beseitigung eines<br />

Ärztemangels dazugerechnet werden.<br />

Fast die Hälfte der Ärzte ohne ärztliche<br />

Tätigkeit sind Frauen. Aus dem<br />

Tätigkeitsbericht der BÄK 2004: „Um<br />

die große Ressource der nichtärztlich<br />

tätigen Ärztinnen nutzen zu können,<br />

sollten Wiedereinstiegskurse von den<br />

Kammern vermehrt angeboten bzw.<br />

die inzwischen erfolgreich gestarteten<br />

fortgesetzt werden.“ Um das brachliegende<br />

Potenzial der nicht ärztlich tätigen<br />

Ärztinnen zu mobilisieren, hat die<br />

BÄK außerdem eine Modernisierung<br />

der Mutterschutzgesetzgebung und<br />

ein Mentoringprogramm für Ärztinnen<br />

ins Auge gefasst.<br />

51


Die Gesundheitsreformen und ihre<br />

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />

Ärzte blicken überwiegend pessimistisch<br />

in die Zukunft und rechnen mit<br />

einer ungünstigen wirtschaftlichen<br />

Entwicklung für sich selbst. Das ist<br />

das Ergebnis eines erstmals erhobenen<br />

Medizinklimaindex, den die Gesellschaft<br />

für Gesundheitsmarktanalyse<br />

im November 2006 veröffentlicht<br />

hat. 48,2 % aller befragten niedergelassenen<br />

Ärzte erwarteten demnach,<br />

dass ihre Praxis in einem halben Jahr<br />

schlechter dasteht als zum Befragungszeitpunkt.<br />

Damit sind die Ärzte<br />

deutlich pessimistischer als die Vertreter<br />

anderer Branchen. Eine Studie<br />

der Europa-Fachhochschule Fresenius<br />

in Kooperation mit den HELIOS-Kliniken<br />

belegt die schlechte Stimmung<br />

auch unter Assistenzärzten. Dabei<br />

steht allem Anschein nach die Entlohnung<br />

nicht an erster Stelle: Vor allem<br />

die hohe Anzahl nicht-medizinischer<br />

Tätigkeiten und mangelnde Entwicklungspotenziale<br />

sind laut der Umfrage<br />

Gründe für viele Ärzte, sich für einen<br />

Ausstieg aus ihrem Beruf zu entscheiden.<br />

52<br />

Die schlechte Stimmung verdeutlichen<br />

auch die großen Ärztestreiks im Jahr<br />

2006, als bundesweit erneut Tausende<br />

gegen eine 1:1-Umsetzung der Reform<br />

protestierten. Die großen ÄrzteundGesundheitspersonal-Vereinigungen<br />

haben gemeinsam eine Mängelliste<br />

zu den geplanten Veränderungen<br />

vorgelegt. Sie sehen zum Teil gar Verfassungs-<br />

und Rechtsprobleme mit der<br />

geplanten Reform verbunden.<br />

Das Gesundheitsstrukturgesetz (GSG)<br />

hat seit seinem Inkrafttreten mit verschiedenen<br />

Novellierungen seit Beginn<br />

der 1990er Jahre für eine außergewöhnliche<br />

Unruhe bei Ärzten, Medizinstudenten,<br />

Krankenhausträgern und<br />

anderen betroffenen Gruppen gesorgt.<br />

Dem Gesetz lag die Absicht zugrunde,<br />

die Kosten des gesamten Gesundheitswesens<br />

für einen bestimmten<br />

Zeitraum einzufrieren. Die letzte Gesundheitsreform,<br />

das Gesetz zur Modernisierung<br />

der Gesetzlichen Krankenversicherung(GKV-Modernisierungsgesetz<br />

- GMG), wurde unter Beteiligung<br />

vieler gesellschaftlich relevanter<br />

Gruppen und fast aller im Bundes-


tag vertretenen Parteien als Kompromisslösung<br />

auf den Weg gebracht und<br />

ist 2004 in Kraft getreten. Das oberste<br />

Ziel war dabei, die Beitragssätze in der<br />

Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

mittelfristig auf unter 13 Prozent zu<br />

senken und damit einen Beitrag zur<br />

Senkung der Lohnnebenkosten zu leisten.<br />

Die Gesundheitsreform 2007, von den<br />

Machern als Durchbruch, vom überwiegenden<br />

Teil der Ärzteschaft als unzulänglich<br />

betrachtet, wird erneut<br />

weitreichende Änderungen mit sich<br />

bringen. Ihre wichtigsten Elemente:<br />

höhere Beiträge, um drohende Milliardenlöcher<br />

bei den Krankenkassen zu<br />

stopfen; die beitragsfreie Mitversicherung<br />

von Kindern; ein Gesundheitsfond,<br />

in den die Beiträge von Arbeitgebern<br />

und Arbeitnehmern fließen und<br />

aus dem die Krankenkassen einen Einheitsbetrag<br />

für ihre Versicherten erhalten;<br />

ein Risikostrukturausgleich,<br />

mit dem die ungleiche Verteilung von<br />

Kranken in den einzelnen Kassen ausgeglichen<br />

werden soll; die Verpflichtung<br />

privater Krankenkassen, einen<br />

Basistarif ohne Gesundheitsprüfung<br />

anzubieten; ein einfacheres Vergütungssystem<br />

für Ärzte, das an die Stelle<br />

des Honorarsystems nach Punkten<br />

treten soll; kleinere Änderungen bei<br />

Leistungen und Tarifen der Kassen<br />

(zum Beispiel sollen die Versicherungen<br />

künftig Hausarzttarife anbieten);<br />

Einsparungen bei Arzneimitteln (zum<br />

Beispiel durch Höchstpreise bei Medikamenten);<br />

Änderungen in Organisation<br />

und Ablauf des Gesundheitssystems.<br />

Der infolge der Gesundheitsreform zu<br />

erwartende verstärkte Wettbewerb auf<br />

dem Gesundheitsmarkt könnte auch<br />

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />

für Ärzte haben.<br />

Vertragsärzte (Kassenärzte)<br />

An der Beschränkung der Zulassung<br />

von Vertragsärzten wird auch nach der<br />

neuen Gesundheitsreform weiter festgehalten.<br />

Für niederlassungswillige<br />

Ärzte werden Zulassungen nur noch<br />

ausgesprochen, wenn für die betreffende<br />

Facharztgruppe und die ausgewählte<br />

Region keine Überversorgung<br />

besteht. Von einer Überversorgung<br />

wird dann ausgegangen, wenn der allgemeine,<br />

bedarfsgerechte Versorgungsgrad,<br />

der vom Bundesausschuss<br />

der Ärzte und Krankenkassen auf der<br />

Grundlage des tatsächlichen Versorgungsstandes<br />

vom 31.12.1990 für eine<br />

Arztgruppe in einem Planungsbereich<br />

ermittelt wurde, um mehr als<br />

10 % überschritten wird. Für ganz<br />

Deutschland sind zurzeit insgesamt<br />

395 Planungsbereiche festgelegt, die<br />

zumeist mit den Landkreisen und<br />

kreisfreien Städten übereinstimmen.<br />

53


Um die spezifischen Bedingungen der<br />

einzelnen Regionen (Ballungsgebiete,<br />

Städte, ländliche Räume) berücksichtigen<br />

zu können, werden die Planungsbereiche<br />

zehn verschiedenen Kategorien<br />

zugeordnet. Das Hauptkriterium<br />

dieser Zuordnung ist dabei die Einwohnerdichte.<br />

Auf dieser Grundlage<br />

ist die Einwohner/Arzt-Relation ermittelt<br />

worden. Hieraus ergeben sich die<br />

spezifischen Verhältniszahlen für die<br />

einzelnen Planungsbereiche und die<br />

jeweilige Ärztegruppe.<br />

Im November 2006 wurde ein neues<br />

Gesetz zur Änderung des Vertragsarztrechts<br />

verabschiedet. Das Gesetz ermöglicht<br />

es, den aus der Zulassung<br />

folgenden Versorgungsauftrag auf die<br />

Hälfte einer hauptberuflichen Tätigkeit<br />

zu beschränken (Teilzulassung), und<br />

soll damit zur besseren Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie beitragen. Außerdem<br />

soll Vertragsärzten gestattet<br />

werden, gleichzeitig auch als angestellte<br />

Ärzte in Krankenhäusern zu arbeiten.<br />

Die Altersgrenze für den Zugang<br />

zur vertragsärztlichen Tätigkeit<br />

von 55 Jahren soll ganz und die Altersgrenze<br />

für das Ende der vertragsärztlichen<br />

Tätigkeit von 68 Jahren in unterversorgten<br />

Gebieten aufgehoben werden.<br />

Die vertragsärztliche Tätigkeit an weiteren<br />

Orten (Zweigpraxen) – auch den<br />

Bezirk einer Kassenärztlichen Vereini-<br />

54<br />

gung überschreitend – soll erleichtert<br />

und örtliche und überörtliche Berufsausübungsgemeinschaften<br />

zwischen<br />

allen zur vertragsärztlichen Versorgung<br />

zugelassenen Leistungserbringern<br />

sollen zugelassen werden. Darüber<br />

hinaus enthält das Gesetz unter<br />

anderem Regelungen zur Beseitigung<br />

von Schwierigkeiten bei der Gründung<br />

von medizinischen Versorgungszentren,<br />

zur Abmilderung von regionalen<br />

Versorgungsproblemen, zur Verlängerung<br />

der Anschubfinanzierung für die<br />

integrierte Versorgung um zwei Jahre,<br />

zur Klarstellung und finanziellen Absicherung<br />

der Beteiligung der Patientenvertreterinnen<br />

und -vertreter in den<br />

Selbstverwaltungsgremien sowie zur<br />

grenzüberschreitenden Inanspruchnahme<br />

von Gesundheitsleistungen in<br />

der Schweiz. Schließlich sieht der Gesetzentwurf<br />

zur Verbesserung der<br />

wirtschaftlichen Situation von Ärzten,<br />

Zahnärzten und Hebammen in den<br />

neuen Ländern vor, dass der dort bislang<br />

noch geltende Vergütungsabschlag<br />

für privatärztliche Leistungen<br />

aufgehoben wird. Das Gesetz ist am 1.<br />

Januar 2007 in Kraft getreten.<br />

Ein Beispiel für die Niederlassungsproblematik<br />

bei Vertragsärzten: Augenarzt<br />

X möchte sich im Planungsgebiet<br />

Y niederlassen. Das Planungsgebiet Y<br />

gehört zur Kategorie 2 - Hochverdichtete<br />

Kreise. Hier ist zum 31.12.1990<br />

eine Einwohnerzahl von 20.725 je nie-


dergelassenen Augenarzt ermittelt<br />

worden. Zum Zeitpunkt der Antragstellung<br />

des Arztes wird festgestellt, dass<br />

das konkrete Planungsgebiet, in dem<br />

sich Dr. X niederlassen will, ein Verhältnis<br />

von 16.000 Einwohnern auf<br />

einen Augenarzt aufweist. Da das Gebiet<br />

damit gegenüber der Stichtagserhebung<br />

zum Jahresende 1990 um<br />

mehr als 10 % "überversorgt" ist, wird<br />

sich der niederlassungswillige Dr. X<br />

nach regionalen Alternativen umsehen<br />

müssen.<br />

Allerdings gibt es auch Ausnahmeregelungen.<br />

Weitere Informationen zur<br />

Niederlassungsproblematik bei Vertragsärzten<br />

finden Sie auf der Internetseite<br />

des Gemeinsamen Bundesausschusses<br />

(G-BA, Gremium der gemeinsamen<br />

Selbstverwaltung von Ärzten,<br />

Krankenkassen und Krankenhäusern)<br />

unter www.g-ba.de > Vertragsärztliche<br />

Versorgung > Richtlinien > Bedarfsplanungsrichtlinien<br />

Ärzte.<br />

Hausärztliche Versorgung<br />

Im SGB V zur Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

ist die hausärztliche Versorgung<br />

definiert. Danach gehören zu<br />

den Hausärzten im Sinne der Bedarfsplanung<br />

Allgemeinärzte, Ärzte ohne<br />

Gebietsbezeichnung (Ärzte, Praktische<br />

Ärzte) und Internisten, die sich für die<br />

hausärztliche Versorgungsform ent-<br />

schieden haben. Kinderärzte sind Hausärzte,<br />

bilden jedoch eine eigene Arztgruppe<br />

im Sinne der Bedarfsplanung.<br />

Die Richtlinien des Bundesausschusses<br />

der Ärzte und Krankenkassen<br />

2002 wurden dementsprechend geändert.<br />

Für Hausärzte gibt es nach der<br />

neuerlichen Festsetzung der Verhältniszahlen<br />

günstigere Möglichkeiten<br />

der Niederlassung als für alle anderen<br />

von der Planung erfassten Arztgruppen.<br />

2004 wurde das Hausarztprinzip<br />

vom Gesetzgeber nochmals unterstrichen:<br />

„Versicherte können sich gegenüber<br />

ihrer Krankenkasse schriftlich<br />

verpflichten, ambulante fachärztliche<br />

Leistungen nur auf Überweisung des<br />

von ihnen aus dem Kreis der Hausärzte<br />

nach Absatz 2 gewählten Hausarztes<br />

in Anspruch zu nehmen<br />

(hausarztzentrierte Versorgung). Der<br />

Versicherte ist an diese Verpflichtung<br />

und an die Wahl seines Hausarztes<br />

mindestens ein Jahr gebunden; er soll<br />

den gewählten Hausarzt nur bei Vorliegen<br />

eines wichtigen Grundes wechseln“.<br />

Aufgrund der Altersstruktur und des<br />

Niederlassungsverhaltens der Hausärzte<br />

zeichnet sich nach der Auffassung<br />

der Bundesärztekammer heute<br />

eine Mangelsituation ab, die sich in<br />

den nächsten Jahren eher noch verschärfen<br />

dürfte. Dieser Erwartung<br />

wurde insofern Rechnung getragen,<br />

als es den Kassenärztlichen Vereini-<br />

55


gungen und den Krankenkassen möglich<br />

ist, „zur Sicherstellung der hausarztzentrierten<br />

Versorgung mit (…)<br />

Hausärzten Verträge zu schließen.“<br />

Als erste Kassenärztliche Vereinigung<br />

(KV) hat die KV Brandenburg auf der<br />

neuen gesetzlichen Grundlage ein<br />

“Sicherstellungsstatut“ beschlossen.<br />

Damit soll dem sich abzeichnenden<br />

Ärztemangel begegnet werden. Insbesondere<br />

in den ländlichen Gebieten<br />

Brandenburgs zeigen sich – wie in fast<br />

allen östlichen Bundesländern - bereits<br />

Engpässe in der ambulanten Versorgung.<br />

Insgesamt waren in Ostdeutschland<br />

2006 weit über 700 Vertragsarztsitze<br />

nicht besetzt – Tendenz<br />

steigend. Das Sicherstellungsstatut<br />

versetzt die Kassenärztliche Vereinigung<br />

beispielsweise in die Lage, Ärzten,<br />

die man in unterversorgten Gebieten<br />

ansiedeln möchte, eine Umsatzgarantie<br />

für die ersten acht Quartale der<br />

Praxistätigkeit zu gewähren. Ebenso<br />

kann niederlassungswilligen Ärzten erlaubt<br />

werden, einen so genannten Sicherstellungsassistenten<br />

anzustellen.<br />

Auch eine Zweigpraxis ist möglich. Offenbar<br />

zeigen die Maßnahmen der KV<br />

Brandenburg erste Erfolge. Zunehmend<br />

gingen Anfragen von interessierten<br />

Ärzten ein, heißt es in einer Mitteilung<br />

der KV.<br />

56<br />

Aus der Sicht des Gesetzgebers<br />

kommt dem Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

künftig ein besonderer Stellenwert<br />

zu. Er soll „Lotse durch das<br />

Gesundheitswesen” sein. Deshalb ist<br />

gesetzlich geregelt, dass seit 2006 frei<br />

werdende Hausarztsitze grundsätzlich<br />

nur noch durch Fachärzte für Allgemeinmedizin<br />

(mit einer fünfjährigen<br />

Weiterbildung) zu besetzen sind. Allerdings<br />

nimmt die Zahl der Praktischen<br />

Ärzte aufgrund der Altersstruktur dieser<br />

Arztgruppe ohnehin schnell ab.


Hausarzt aus Überzeugung –<br />

Interview mit dem Hausarzt und<br />

Internisten Dr. K.<br />

Fühlten Sie sich nach Antritt der ersten<br />

Arbeitsstelle als Assistenzarzt gut genug<br />

ausgebildet, um die Anforderungen<br />

des Krankenhausalltags erfüllen zu<br />

können?<br />

Ende der 70er Jahre habe ich meine<br />

erste Assistenzarztstelle in einem kleinen<br />

Krankenhaus angetreten. Ich fühlte<br />

mich in keiner Weise auf den Klinikalltag<br />

vorbereitet. Es war damals kurz<br />

vor Ostern und ich wurde sofort für<br />

die verschiedenen Feiertagsdienste<br />

eingeteilt, ohne die Möglichkeit, Atem<br />

zu holen und mich eingewöhnen zu<br />

können.<br />

Haben Sie persönlich den Eindruck,<br />

dass sich die Ausbildung an den Hochschulen<br />

in den letzten Jahren eher verbessert<br />

oder verschlechtert hat?<br />

Aus meiner Kenntnis, die ich von jungen<br />

Menschen, die in meiner Umgebung<br />

Medizin studieren, bestätigt bekomme,<br />

habe ich überhaupt nicht den<br />

Eindruck, dass sich irgendetwas verbessert<br />

hat. Die jungen Ärztinnen und<br />

Ärzte müssten wesentlich schonender<br />

an den Klinikalltag herangeführt werden,<br />

um den Praxisschock abzufedern.<br />

Die nach wie vor unbefriedigende und<br />

über Gebühr belastende Arbeitssitua-<br />

tion führt doch in so manchem Fall dazu,<br />

dass sich Ärzte leider vom kurativen<br />

Bereich ganz abwenden. Hier<br />

muss noch viel verbessert werden.<br />

Wie haben Sie als junger Assistenzarzt<br />

seinerzeit die Arbeitssituation im Krankenhaus<br />

hinsichtlich Arbeitszeit, Bürokratieaufwand<br />

und Verantwortung für<br />

die Patienten erlebt? Was hat sich nach<br />

Ihrer Auffassung seither geändert?<br />

Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals<br />

normale Arbeitszeiten gehabt zu<br />

haben, und ich denke auch, bis heute<br />

hat sich da noch nicht viel geändert.<br />

Überstunden geltend zu machen galt<br />

damals und gilt auch heute noch als<br />

mit dem Berufsethos nicht zu vereinbaren,<br />

so dass junge Ärzte nach wie<br />

vor schnell zum Ziel von (Selbst-) Ausbeutung<br />

werden können. Soweit ich<br />

den Überblick habe, hat sich der bürokratische<br />

Aufwand in den Kliniken, der<br />

seinerzeit schon sehr hoch war, inzwischen<br />

eher noch weiter aufgebaut.<br />

Vor einigen Jahren haben Sie sich als<br />

Internist niedergelassen. Bedauern Sie<br />

gelegentlich diesen Schritt im Rückblick<br />

und im Vergleich zur Arbeit an Kliniken?<br />

57


Nein, diesen Schritt habe ich im Grunde<br />

nie bereut. Es gibt allerdings eine<br />

kleine Ausnahme: Gelegentlich stelle<br />

ich fest, dass ich als Hausarzt-Internist<br />

nicht mehr verdiene als ein angestellter<br />

Facharzt im Klinikbereich. Aber im<br />

Vordergrund steht doch die Freude an<br />

der selbstständigen Arbeit mit Patienten.<br />

Wie haben sich in den letzten Jahren<br />

die Reformgesetze im Gesundheitsbereich<br />

auf Ihre Arbeit als niedergelassener<br />

Arzt ausgewirkt?<br />

In den vergangenen zehn Jahren ist die<br />

Freude an meiner Arbeit häufig getrübt<br />

worden durch die vielen Änderungen<br />

in der Gesundheitsgesetzgebung.<br />

Immer wieder wird die Gebührenordnung<br />

geändert, jedes Mal ist<br />

dies mit einem hohen Lernaufwand<br />

verbunden. Hinzu kommt, dass die Patienten<br />

über gesetzliche Änderungen<br />

vom Hausarzt aufgeklärt werden müssen;<br />

noch dazu die aufwändige Diagnoseverschlüsslung<br />

nach ICD<br />

(International Classification of Diseases<br />

– d. Verf.). Für die Krankenkassen<br />

sind Statistiken für Desease Management<br />

Programme zu erstellen, um die<br />

Versorgung chronisch Kranker zu verbessern.<br />

Insgesamt schätze ich, dass<br />

der bürokratische Aufwand in den vergangenen<br />

zehn Jahren für mich als niedergelassenen,<br />

hausärztlich tätigen Internisten<br />

um 10 bis 20 Prozent gestie-<br />

58<br />

gen ist, ein Mehraufwand, der mir bei<br />

der eigentlichen Arbeit mit den Patienten<br />

schmerzlich fehlt.<br />

Welche Umstände haben Sie bewogen,<br />

als Internist an der Hausarztversorgung<br />

teilzunehmen? Wo liegen die Vorteile<br />

und Nachteile, welche finanziellen Auswirkungen<br />

ergeben sich daraus?<br />

An der Tätigkeit als Hausarzt hat mich<br />

vor allem die Synthese von Diagnose<br />

und Therapie gereizt. Man kann die<br />

Patienten mit ihren Erkrankungen intensiver<br />

und länger begleiten als das<br />

einem fachärztlich tätigen und spezialisierten<br />

Internisten möglich ist. Gerade<br />

die betagten Patienten in meiner<br />

Praxis sind oft mehrfach erkrankt. Ihre<br />

Behandlung stellt oft eine Gratwanderung<br />

zwischen potenzieller Verbesserung<br />

und möglichen Nebenwirkungen<br />

dar. Psychische und soziale Faktoren<br />

spielen eine wesentliche Rolle, weshalb<br />

ein multidimensionaler Therapieansatz<br />

wichtig ist, den ich als Hausarzt<br />

in wesentlich besser beurteilen und<br />

begleiten kann.<br />

Welche Ratschläge würden Sie einem<br />

Hochschulabsolventen, der eine Niederlassung<br />

anstrebt, hinsichtlich der<br />

Wahl der anzustrebenden Fachrichtung,<br />

dem allgemeinen Vorgehen, aber<br />

auch bezüglich betriebswirtschaftlicher<br />

Kenntnisse geben?


Bei den meisten jungen Ärzten steht<br />

zu Beginn des beruflichen Einstiegs als<br />

Assistenzarzt aus meiner Kenntnis das<br />

Interesse an einzelnen Fachgebieten<br />

im Vordergrund und weniger berufliche<br />

Perspektiven als Klinikarzt oder<br />

niedergelassener Arzt. Das finde ich<br />

auch gut so. Die Weichenstellung in<br />

Richtung Niederlassung oder Klinik<br />

sollte erst nach Abschluss der Facharztausbildung<br />

vorgenommen werden.<br />

Bei der Wahl des Hauses, an dem die<br />

Weiterbildung absolviert werden soll,<br />

würde ich aus meiner Erfahrung nicht<br />

ausschließlich Universitäts- oder Großkliniken<br />

einbeziehen. An kleineren und<br />

mittleren Krankenhäusern ist der Lerneffekt<br />

oft größer, weil hier im Alltag<br />

eher der Normalbefund im Vordergrund<br />

steht, während bei den Unikliniken<br />

in der Regel ein sehr hoher Spezialisierungsgrad<br />

vorhanden ist, der<br />

unter Umständen den Blick für die Alltagserkrankungen<br />

verstellen kann.<br />

Jungen Menschen, die vor der Entscheidung<br />

stehen, ob sie ein Medizinstudium<br />

aufnehmen sollen, würde ich<br />

empfehlen, genau zu prüfen, ob das<br />

Engagement und die Freude beim Umgang<br />

mit Patienten wirklich vorhanden<br />

sind. Am ehesten kann man das durch<br />

ein Pflegepraktikum vor Aufnahme des<br />

Studiums erfahren. Aber auch eine<br />

Ausbildung zum Rettungssanitäter<br />

könnte ebenso den Klärungsprozess<br />

vorantreiben wie eine entsprechende<br />

Arbeit im medizinischen oder Pflegebereich,<br />

während des Zivildienstes<br />

oder eines Freiwilligen Sozialen<br />

Jahres.<br />

Gesundheitsreformgesetze und<br />

Teilarbeitsmarkt Krankenhaus<br />

Seit 1998 dürfen die Ausgaben der<br />

Krankenhäuser nicht schneller steigen<br />

als die Grundlohnsumme. Da etwa<br />

70 % der Kosten an Krankenhäusern<br />

und Kliniken Personalkosten sind, hat<br />

sich hier ein großer Spardruck aufgebaut.<br />

Zumal die Gesundheitsreform<br />

2007 vorsieht, 500 Millionen Euro von<br />

den Krankenhäusern als „Sanierungsbeitrag“<br />

einzuziehen.<br />

Überlagert wurden die Personalprobleme<br />

an den Krankenhäusern zunächst<br />

durch den Niederlassungsboom, der<br />

seinerzeit durch das Gesundheitsstrukturgesetz<br />

(GSG) mit herbeigeführt<br />

wurde. Da tatsächlich ein großer<br />

Teil der niederlassungswilligen Krankenhausärzte<br />

(circa 10.000) seine Absicht<br />

realisiert hat, war vorübergehend<br />

Bewegung auf dem Teilarbeitsmarkt<br />

Krankenhaus entstanden. Aufgrund<br />

der finanziellen Fesseln entstand aber<br />

mittelfristig eine Stagnation in der Personalplanung.<br />

Auch die Einstellung<br />

von Assistenzärzten auf Weiterbildungsstellen<br />

wurde durch die skizzierte<br />

Entwicklung zeitweise erheblich<br />

59


eeinflusst und die prekäre Stellensituation<br />

für Assistenzärzte an den<br />

Krankenhäusern zwischenzeitlich<br />

durch die Einrichtung von Teilzeitstellen<br />

überlagert und verdeckt.<br />

Auf dem Teilarbeitsmarkt Krankenhaus<br />

hat ein Paradigmenwechsel<br />

stattgefunden. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />

(DKG) warnte bereits<br />

im Jahr 2002 vor einem dramatischen<br />

Ärztemangel in den Kliniken. In Ostdeutschland<br />

ist die Lage nach Einschätzung<br />

der DKG inzwischen besonders<br />

prekär. Außer der Optimierung ihrer<br />

Arbeitsorganisation bliebe den<br />

Krankenhäusern bisher keine andere<br />

Möglichkeit, die Arbeitsbelastung der<br />

Ärzte zu vermindern. Diese Möglichkeiten<br />

seien nun endgültig ausgeschöpft.<br />

Es sei nunmehr erstrangige<br />

Aufgabe der Politik, sich dem Problem<br />

des Rückgangs an Arbeitskräften bei<br />

gleichzeitig zunehmender Nachfrage<br />

an Gesundheitsleistungen zu stellen.<br />

Von Anfang 2004 bis zur Jahresmitte<br />

2006 haben laut Krankenhausbarometer<br />

40 % der Krankenhäuser Arbeitszeitmodelle<br />

nach dem neuen Arbeitszeitgesetz<br />

von 2004 eingeführt. Dazu<br />

zählen zum Beispiel die normale regelmäßige<br />

Arbeitszeit, Arbeitsbereitschaft,<br />

Überstunden, die gesamte Zeit<br />

des Bereitschaftsdienstes und die Inanspruchnahme<br />

während der Rufbereitschaft<br />

zur Arbeitszeit. Die wö-<br />

60<br />

chentliche Arbeitszeit darf 48 Stunden<br />

nicht überschreiten. Gegenüber dem<br />

entsprechenden Vergleichswert des<br />

Vorjahres bedeuten diese 40 % nur eine<br />

leichte Steigerung von circa drei<br />

Prozentpunkten. Bei einem Drittel der<br />

Häuser ist eine neue Arbeitszeitorganisation<br />

konkret in Planung. Hier ist gegenüber<br />

dem Vorjahr eine etwas größere<br />

Steigerung um gut zehn Prozentpunkte<br />

zu verzeichnen. Knapp 20 %<br />

der Krankenhäuser hatten zur Jahresmitte<br />

2006 allerdings noch keine konkreten<br />

Pläne, wie sie das neue Arbeitszeitgesetz<br />

hausintern umsetzen<br />

würden. Im Falle der vollen Umsetzung<br />

wird mit einem zusätzlichen Personalbedarf<br />

von bis zu 27.000 Ärztinnen<br />

und Ärzten an deutschen Krankenhäusern<br />

gerechnet. Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt forderte<br />

die Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes<br />

bis Ende 2006.<br />

Mehr zum neuen Arbeitszeitgesetz unter<br />

www.marburger-bund.de > Unsere<br />

Themen > Krankenhauspolitik.<br />

Das Fallpauschalengesetz<br />

Mit dem Fallpauschalengesetz von<br />

2002 wurde das bisherige System der<br />

Krankenhausvergütung aus tagesgleichen<br />

Pflegesätzen, Fallpauschalen,<br />

Sonderentgelten und Krankenhausbudgets<br />

auf eine leistungsorientierte


Vergütung umgestellt. Das neue Fallpauschalensystem<br />

basiert auf den so<br />

genannten Diagnosis Related Groups,<br />

die unterschiedliche Diagnosen und<br />

Krankheiten in einen Katalog einordnen,<br />

nach dem abgerechnet wird. Die<br />

Struktur des deutschen DRG-Systems<br />

ist bundesweit einheitlich. Seit 2004<br />

ist das DRG-System für alle Krankenhäuser<br />

(bis auf wenige Ausnahmen, etwa<br />

psychiatrische Krankenhäuser)<br />

Pflicht; allerdings ist die Bundesregierung<br />

im Rahmen des Zweiten Fallpauschalenänderungsgesetzes<br />

in Teilen<br />

den Vorschlägen der Ärzteschaft entgegen<br />

gekommen, die Konvergenzphase<br />

auf fünf Jahre (bis Ende 2009)<br />

auszudehnen.<br />

Einerseits soll durch ein einheitliches<br />

System von Fallpauschalen die Kostenstruktur<br />

in den Kliniken transparenter<br />

und damit günstiger gestaltet werden;<br />

auf der anderen Seite kommen<br />

durch das neue System auf die Krankenhäuser<br />

zusätzlich hohe Investitions-<br />

und Personalkosten zu. Insbesondere<br />

in den Bereichen EDV-Ausstattung,<br />

Controlling und Qualitätsmanagement<br />

werden den Krankenhäusern<br />

zusätzliche Leistungen abgefordert,<br />

die den Bedarf an entsprechendem<br />

Fachpersonal bereits erhöht haben.<br />

Laut der Absicht des Gesetzgebers<br />

sollen die zusätzlichen Leistungen<br />

ausgabenneutral zwischen den Krankenhäusern<br />

umverteilt werden, so<br />

dass Mehrbelastungen angeblich nicht<br />

zu erwarten sind.<br />

Den Text zum Fallpauschalengesetz<br />

können Sie unter<br />

www.die-gesundheitsreform.de ><br />

Gesundheitspolitik > Gesetze und Meilensteine<br />

> Fallpauschalengesetz<br />

(FPG) einsehen.<br />

Weitere arbeitsmarktrelevante<br />

Entwicklungen<br />

Neue Tarifverträge<br />

Ein Fazit des dreimonatigen Streiks<br />

der Ärzte an den Universitätskliniken<br />

war 2006 ein eigener arztspezifischer<br />

Tarifvertrag. Der Marburger Bund (MB)<br />

und die Tarifgemeinschaft deutscher<br />

Länder (TdL) einigten sich im Oktober<br />

auf einen Tarifvertrag für die rund<br />

22.000 <strong>Mediziner</strong> an den bundesweit<br />

40 Universitäts- und Landeskliniken.<br />

Unter anderem wurde eine faktische<br />

Anhebung der Entgelte um 10 bis 20<br />

Prozent für Ärzte an Universitätskliniken<br />

vereinbart. Danach verdient ein<br />

Berufsanfänger an einer Uniklinik nun<br />

statt 3.091 € gut 500 € mehr.<br />

Der erste arztspezifische Tarifvertrag<br />

für die rund 55.000 kommunalen<br />

Krankenhausärzte folgte im November:<br />

Die Große Tarifkommission der<br />

Ärztegewerkschaft Marburger Bund<br />

61


(MB) und kurz darauf auch die Vereinigung<br />

der kommunalen Arbeitgeberverbände<br />

(VKA) stimmten dem Tarifvertrag<br />

zu.<br />

Zu den Kerninhalten des Tarifvertrages<br />

zählt eine wöchentliche Arbeitszeit der<br />

kommunalen Krankenhausärzte von<br />

40 Stunden und der Ärzte an Unikliniken<br />

von 42 Stunden.<br />

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />

(DKG) schätzt, dass zur Einhaltung<br />

der neuen Tarifverträge 1,3 Milliarden<br />

Euro mehr Budget vonnöten<br />

sein werden. „Für viele Kliniken stellt<br />

sich angesichts der Tatsache, dass die<br />

Personalmehrkosten nach geltendem<br />

Recht nicht refinanziert werden können,<br />

die Existenzfrage“, so DKG-<br />

Hauptgeschäftsführer Georg Baum in<br />

einer Pressemitteilung vom August<br />

2006.<br />

Mehr zu den neuen Tarifverträgen unter<br />

www.marburger-bund.de > Unsere<br />

Themen > MB-Tarifverträge.<br />

Gesundheitszentren<br />

Seit dem GKV-Modernisierungsgesetz<br />

gibt es Medizinische Versorgungszentren<br />

(MVZ), auch Gesundheitszentren<br />

genannt, die von Ärztinnen und Ärzten<br />

geleitet werden können. Ihre Zahl ist<br />

laut BÄK im 1. Quartal 2006 um 26,3<br />

62<br />

Prozent auf 341 angestiegen; Ende Juni<br />

2006 waren es bereits 491.<br />

Gesundheitszentren bieten eine Versorgung<br />

aus "einer Hand", sind also<br />

fachübergreifend tätig. Nur Leistungserbringer,<br />

die an der medizinischen<br />

Versorgung der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

teilnehmen, dürfen sie<br />

gründen. Die Krankenkassen können<br />

mit diesen Gesundheitszentren im<br />

Rahmen der Integrierten Versorgung<br />

Direktverträge abschließen.<br />

Befürworter und Gegner liefern sich<br />

kontroverse Diskussionen. Parallelen<br />

zu den Polikliniken der ehemaligen<br />

DDR werden gezogen, von ihrer Renaissance<br />

ist die Rede.<br />

Nach Auffassung der BÄK werden die<br />

geplanten neuen Gesundheitszentren<br />

eher dafür sorgen, dass die ambulante<br />

fachärztliche Versorgung weiter ausdünnt.<br />

Ausgehend von der Befürchtung,<br />

dass die Zahl der Krankenhäuser<br />

im Zuge des Wettbewerbs erheblich<br />

reduziert wird, erwartet der Präsident<br />

der BÄK, Jörg-Dietrich Hoppe, in strukturschwachen<br />

Gebieten noch weit größere<br />

Versorgungsprobleme als bisher<br />

vermutet.<br />

Rainer Schwitalski, stellvertretender<br />

Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes<br />

der Gesundheitszentren und<br />

Praxisnetze e. V., sieht dagegen gera-


de in den dünn besiedelten Flächenländern<br />

Ostdeutschlands durch die<br />

Gesundheitszentren sehr gute Chancen,<br />

eine umfassende qualitativ gute<br />

medizinische Versorgung mit kurzen<br />

Wegen unter einem Dach zu leisten.<br />

Diese Einrichtungen böten Ärztinnen<br />

und Ärzten die Möglichkeit einer beruflichen<br />

Perspektive ohne hohe Kreditbelastung<br />

für den Einzelnen.<br />

Damit könnten sie einen wirksamen<br />

Beitrag leisten, dem Ärztemangel entgegen<br />

zu treten und die medizinische<br />

Versorgung der Patientinnen und Patienten<br />

zu verbessern. Welche Einschätzung<br />

zutreffender ist, müssen die<br />

nächsten Jahre zeigen.<br />

63


Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

im Ausland<br />

In den 1990er Jahren war der Berufseinstieg<br />

für viele junge Ärzte extrem<br />

schwierig geworden. Die Arbeitslosigkeit<br />

stieg, die Perspektiven in<br />

Deutschland – sowohl im klinischen<br />

Bereich wie bei den Niederlassungen -<br />

waren mit vielen negativen Vorzeichen<br />

belegt. Diese Rahmenbedingungen haben<br />

mit dazu beigetragen, das Interesse<br />

für eine Weiterbildung oder eine<br />

fachärztliche Tätigkeit im Ausland zu<br />

wecken. Heute hat sich das Blatt gewendet;<br />

vor allem die berufsständischen<br />

Organisationen der Ärzteschaft,<br />

aber auch die Kliniken sprechen zunehmend<br />

von einem Ärztemangel.<br />

Hier und da wird sogar eine „Green<br />

Card“ für Ärzte, das heißt, eine Anwerbung<br />

ausländischer Ärzte nach<br />

Deutschland, gefordert.<br />

Die aktuellen Arbeitsmarktdaten belegen<br />

ebenfalls die Wende am Arbeitsmarkt,<br />

die vor Jahren niemand für<br />

möglich gehalten hätte. Obwohl der<br />

Arbeitsmarkt in Deutschland sich für<br />

Ärzte verbessert hat, interessieren<br />

sich noch immer viele für eine Beschäftigung<br />

im Ausland. Bessere Ar-<br />

64<br />

beitsbedingungen und höhere Gehälter<br />

locken. Doch selbstverständlich<br />

können offizielle deutsche Stellen unter<br />

diesen Umständen nicht mehr offensiv<br />

für eine Abwanderung deutscher<br />

Ärzte in andere Industrieländer<br />

eintreten. Ein Beleg dafür: Immer<br />

mehr Medizinstudenten belegen<br />

schon ab dem ersten Semester<br />

Sprachkurse in Schwedisch oder Norwegisch,<br />

wie in einer Umfrage der<br />

Bundesvereinigung der Medizinstudierenden<br />

in Deutschland zutage kam.<br />

Unabhängig von der Lage auf dem nationalen<br />

deutschen Arbeitsmarkt entdecken<br />

immer mehr Medizinstudentinnen<br />

und -studenten, Ärzte in der Weiterbildung<br />

und auch Fachärzte die Vorzüge<br />

einer vorübergehenden Tätigkeit<br />

im Ausland, wo sie häufig wesentlich<br />

praxisbezogener arbeiten können.<br />

Auch die Motivation, in medizinisch<br />

unterversorgten Entwicklungsländern<br />

praktische Hilfe zu leisten, spielt eine<br />

Rolle. Die Erfahrungen, die deutsche<br />

Ärzte im Ausland sammeln, kommen<br />

letztlich wieder der medizinischen Versorgung<br />

in Deutschland zugute. Dies


kann sowohl durch wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse wie auch durch die außerhalb<br />

Deutschlands in sozialen und<br />

kulturellen Fragen erworbene Kompetenz<br />

geschehen.<br />

Der Weg ins Ausland ist nicht immer<br />

ganz einfach, denn außer ausreichenden<br />

Kenntnissen der jeweiligen Landessprache<br />

werden - insbesondere in<br />

den außereuropäischen Ländern - zusätzliche<br />

Prüfungen verlangt.<br />

Das beliebteste Land bei Ärzten, die<br />

ins Ausland gehen wollen, sind die<br />

USA. Im europäischen Ausland steht<br />

Großbritannien traditionell an der Spitze<br />

der Wunschliste, neuerdings bieten<br />

auch Schweden und Norwegen interessante<br />

und gute Chancen. Daneben<br />

gibt es Arbeitsmöglichkeiten für deutsche<br />

<strong>Mediziner</strong> in Frankreich, in den<br />

Niederlanden und Dänemark sowie in<br />

der Schweiz. Insgesamt eröffnet der<br />

Blick auf das europäische Ausland die<br />

Erkenntnis, dass Ärztemangel kein<br />

deutsches, sondern ein europäisches<br />

Problem ist. Die Länder, die sich im<br />

Rennen um qualifiziertes medizinisches<br />

Fachpersonal in Kliniken und<br />

um niederlassungswillige <strong>Mediziner</strong><br />

am besten positionieren können, werden<br />

dem Ärztemangel am erfolgreichsten<br />

entgegentreten können.<br />

Die Suche nach Stellenangeboten im<br />

Ausland kann bereits von Deutschland<br />

aus auf dem Internetportal der Bundesagentur<br />

für Arbeit unter<br />

www.arbeitsagentur.de beginnen. Hier<br />

hat man Zugang zum Virtuellen Arbeitsmarkt,<br />

der Stellenbörse der Agentur<br />

für Arbeit. Um aktuelle Stellenangebote<br />

im europäischen Ausland finden<br />

zu können, müssen Sie mindestens<br />

für die Felder "Art der Nachfrage"<br />

und "Land" eine Auswahl treffen. Die<br />

Mehrzahl der Stellenangebote, die<br />

deutsche Firmen für einen Auslandseinsatz<br />

melden, stammen aus der mittelständischen<br />

Wirtschaft. Aber auch<br />

Beratungsunternehmen fordern häufig<br />

Personal für eine befristete Auslandstätigkeit<br />

an.<br />

Weitere Infomationen zum Thema und<br />

rund um die Leistungen und Angebote<br />

der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung<br />

(ZAV) zur internationalen Bildungsund<br />

Arbeitsmarktmobilität sind auf der<br />

Internetseite des Europaservice der<br />

Bundesagentur für Arbeit (ES-BA) unter<br />

www.europaserviceba.de zu finden.<br />

Die Bundesagentur für Arbeit hat sich<br />

als öffentliche Arbeitsverwaltung in<br />

Deutschland auf die Internationalisierung<br />

der Märkte eingestellt und bietet<br />

Arbeitnehmern, Auszubildenden, Studierenden<br />

und Arbeitgebern eine breite<br />

Palette von Informations- und Beratungsdienstleistungen<br />

an. Im Zentrum<br />

der Berichterstattung steht das Thema<br />

„Arbeiten im Ausland“ und der Blick<br />

auf die Arbeitsmärkte der Europäi-<br />

65


schen Union sowie der neuen Beitrittskandidaten.<br />

Im internationalen Teil der<br />

Webseite werden darüber hinaus auch<br />

Länder vorgestellt, in denen Stellen<br />

angeboten werden und in denen die<br />

arbeits- und aufenthaltsrechtlichen<br />

Voraussetzungen für die Besetzung<br />

von Stellen durch deutsche Fach- und<br />

Führungskräfte gegeben sind.<br />

Wer grundsätzliche Fragen zum Thema<br />

"Arbeiten im Ausland“ hat oder erste<br />

Informationen zu einem bestimmten<br />

Land benötigt, sollte sich direkt an die<br />

Europa- und Auslands-Hotline der Bundesagentur<br />

für Arbeit wenden. Die<br />

Hotline ist aus dem deutschen Festnetz<br />

über die Telefonnummer 0180 –<br />

100 30 60 (4,6 Cent / Minute) zu erreichen.<br />

Die Europa- und Auslandshotline<br />

ist Montag bis Freitag von 8 bis<br />

18 Uhr erreichbar. Per E-Mail ist das<br />

Hotline-Team unter Bonnzav.auslandsinfo@arbeits-agentur.de<br />

zu erreichen.<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten in<br />

einzelnen Ländern<br />

Schweden<br />

Der schwedische Arbeitsmarkt ist quasi<br />

leergefegt und die Arbeitslosenquote<br />

liegt unter 4 %. Vor allem im medizinischen<br />

Bereich werden Arbeitskräfte<br />

66<br />

<strong>gesucht</strong>; Ärzte sind Mangelware. Daher<br />

haben deutsche Fach- und Assistenzärzte<br />

gute Chancen, in Schweden<br />

Arbeit zu finden. Zurzeit sind in dem<br />

Land 200 deutsche Ärzte unter Vertrag;<br />

2005 haben sich insgesamt rund<br />

1.000 ausländische Ärzte um eine Zulassung<br />

in Schweden beworben, die<br />

meisten von ihnen aus Osteuropa und<br />

Spanien. Gleichzeitig werden in<br />

Schweden jährlich nur etwa 1.000 junge<br />

Ärzte ausgebildet. Jedoch können<br />

nach wie vor bis zu 450 Arztstellen<br />

nicht besetzt werden. Dieser Trend<br />

wird voraussichtlich weiter voran<br />

schreiten und im Jahre 2010 seinen<br />

Höhepunkt finden.<br />

Grund für den akuten Ärztemangel in<br />

Schweden ist die strenge Zugangsregelung<br />

zu den medizinischen Fakultäten.<br />

Die wenigen einheimischen Bewerber,<br />

die die hohen Hürden zur Zulassung<br />

an den Universitäten des Landes<br />

genommen haben, gehen nach<br />

dem Abschluss ihres Studiums vor allem<br />

in die wenigen Großstädte, so<br />

dass vor allem in den ländlichen Gebieten<br />

ein großer Mangel an <strong>Mediziner</strong>n<br />

herrscht. Außerdem gibt es relativ<br />

wenige Weiterbildungsstellen; desweiteren<br />

schreibt der nationale Handlungsplan<br />

zur Entwicklung der Gesundheitsversorgung<br />

in den Kommunen<br />

eine größere Zahl von Gesundheitsfachkräften<br />

vor. Allerdings wird<br />

die Realisierung dieser Zielset-


zung durch die Finanzlage der jeweiligen<br />

Region beeinflusst, so dass die<br />

Zahl der ausgeschriebenen Stellen unter<br />

Umständen nicht dem tatsächlichen<br />

Bedarf entspricht.<br />

In Schweden werden vor allem Fachärzte<br />

für Allgemeine Medizin, Innere<br />

Medizin, Anästhesie, Radiologie, Rehabilitation,<br />

Psychiatrie, Chirurgie, Urologie,<br />

Gynäkologie, Pädiatrie, Augenheilkunde<br />

und Pathologie <strong>gesucht</strong>.<br />

Den deutschen Bewerbern werden<br />

von der schwedischen Arbeitsverwaltung<br />

kostenlose Sprachkurse angeboten,<br />

in denen sie sich auf ihren Aufenthalt<br />

vorbereiten können.<br />

Ärzte im fortgeschrittenen Stadium<br />

der Weiterbildung für Allgemeine Medizin<br />

haben auch gute Chancen, eine<br />

Stelle in einer “Värdcentral” zu erhalten.<br />

Eine Värdcentral ist ein Behandlungszentrum<br />

in öffentlicher Hand und<br />

fungiert als Anlaufstelle für jede Art<br />

von Patienten, vergleichbar mit den<br />

Polikliniken der DDR oder den heutigen<br />

Medizinischen Versorgungszentren<br />

in Deutschland. Das Aufgabenfeld<br />

ist somit vielseitig und schließt Bereiche<br />

der Kinderheilkunde, Familienplanung,<br />

HNO- und Augenheilkunde ein.<br />

Norwegen<br />

In Norwegen werden zurzeit vor allem<br />

Ärzte der Fachrichtungen Zahnmedizin,<br />

Allgemeinmedizin sowie der Fachrichtungen<br />

Anästhesiologie, Gynäkologie,<br />

Innere Medizin und Pädiatrie <strong>gesucht</strong>.<br />

Bewerber müssen sich auch<br />

darüber im Klaren sein, dass sich die<br />

Arbeitsstellen zum Teil an der Westküste<br />

und im Norden Norwegens befinden,<br />

also in weniger attraktiven,<br />

ländlichen Gegenden. Das durchschnittliche<br />

Gehalt für Fachärzte in<br />

Norwegen liegt bei 60.000 bis<br />

75.000 €.<br />

Bewerben können sich nur voll approbierte<br />

Ärztinnen und Ärzte sowie<br />

Fachärztinnen und Fachärzte, die ihr<br />

Abschlussexamen an einer Universität<br />

in einem EU- oder EWR Land absolviert<br />

haben und neben Norwegisch<br />

oder Schwedisch auch Englisch beherrschen.<br />

Weitere Informationen: Norwegische<br />

Zentralstelle für die Zulassung von<br />

Personal im Gesundheitswesen:<br />

www.safh.no<br />

67


Dänemark<br />

Auch in Dänemark besteht Bedarf an<br />

ausländischen Ärzten aller Fachrichtungen,<br />

wenngleich es kein Sonderprogramm<br />

gibt. Dänische Sprachkenntnisse<br />

sind keine Voraussetzung,<br />

gute Englischkenntnisse genügen.<br />

Trotzdem werden Sprachkurse von<br />

den dänischen Arbeitgebern bezahlt<br />

und in Dänemark durchgeführt, wobei<br />

parallel bereits in Krankenhäusern in<br />

Teilzeitbeschäftigung gearbeitet wird.<br />

Interessenten können sich unter anderem<br />

an die Vermittlungsstellen der dänischen<br />

Ärztekammer wenden oder<br />

sich auf Stellenanzeigen in der Fachzeitschrift<br />

„Ugeskrift for Laeger“ unter<br />

„stillingsbanken“ www.dadl.dk bewerben.<br />

Die neue Grundgehaltstabelle für Assistenzärzte<br />

besteht aus 3 Stufen.<br />

Während der ersten drei Jahre erfolgt<br />

die Einstufung nach Stufe 1<br />

(21.750,17 dkr = circa 2.900 €), in<br />

den nächsten 2 Jahren nach Stufe 2<br />

(22.888,92 dkr = circa 3.100 €), und<br />

nach 5 Jahren wird die Endstufe erreicht<br />

(25.026,33 dkr = circa<br />

3.360 €).<br />

Weitere Informationen: Vermittlungsstelle<br />

der Dänischen Ärztekammer:<br />

Den Almindelige Danske Laegeforenings<br />

Bureau, Esplanaden 8C, DK<br />

1263 Kobenhavn,<br />

68<br />

Tel: 0045/31385500-386 oder -387,<br />

Fax 0045/ 33983833. Dänische Arbeitsverwaltung<br />

unter www.af.de<br />

Großbritannien<br />

Englands Gesundheitswesen, der National<br />

Health Service (NHS), hat gerade<br />

die größten Veränderungen seit<br />

seiner Gründung hinter sich. Unter anderem<br />

wurde ein „New Contract“ ausgehandelt,<br />

der eine neue Bezahlstruktur<br />

für Ärzte beinhaltet. Weitere Reformen:<br />

die Einrichtung 100 neuer Krankenhausprogramme<br />

und 7.000 neuer<br />

Betten bis zum Jahr 2010 sowie<br />

12.000 neue Chefärzte und 3.000<br />

neue Allgemeinärzte bis zum Jahr<br />

2009. Es sind zusätzliche Studienund<br />

Ausbildungsplätze für Ärzte eingerichtet<br />

worden, doch wird es noch einige<br />

Jahre dauern, bevor die britischen<br />

Universitäten den Bedarf an voll ausgebildeten<br />

Fachärzten decken können.<br />

Die Umsetzung des NHS-Plans ist ohne<br />

die Anwerbung ausländischer Fachkräfte<br />

nicht möglich. Mit einer internationalen<br />

Rekrutierungskampagne versuchen<br />

die Briten gezielt, europaweit<br />

Ärzte zu gewinnen, zum Beispiel auch<br />

als „flying doctors“, die Wochenenddienste<br />

in Großbritannien schieben.


Während in den vergangenen Jahren<br />

insbesondere Bedarf an Ärzten im<br />

Praktikum und Assistenzärzten artikuliert<br />

wurde, ist die Kampagne nun bemüht,<br />

Allgemeinmediziner und Chefärzte<br />

mit Erfahrung in der Onkologie,<br />

Herzchirurgie, Kardiologie, Radiologie,<br />

Psychiatrie, Histopathologie, Anästhesie,<br />

Orthopädie, Augenheilkunde und<br />

Allgemeine Innere Medizin zu gewinnen.<br />

Fachärzte können sich in das<br />

Specialist-Register eintragen lassen<br />

und als Consultant tätig werden. Derzeit<br />

werden insbesondere im Bereich<br />

Psychiatrie bzw. Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

und –psychotherapie verstärkt<br />

Fachkräfte <strong>gesucht</strong>.<br />

Immer mehr deutsche Jungmediziner<br />

und -medizinerinnen haben in den vergangenen<br />

Jahren Interesse daran geäußert,<br />

Zeiten ihrer Weiterbildung in<br />

Großbritannien zu absolvieren. Für flexible<br />

Berufsanfänger mit guten englischen<br />

Sprachkenntnissen bieten sich<br />

hier nicht alltägliche und gute Möglichkeiten<br />

zum Einstieg in den Beruf<br />

und zur ärztlichen Weiterbildung an.<br />

Die Einstiegsgehälter von Fachärzten<br />

liegen bei cirka 80.000 Euro jährlich<br />

und können innerhalb von fünf Jahren<br />

auf bis zu 105.000 Euro steigen. Britische<br />

Hausärzte gehören inzwischen zu<br />

den bestbezahlten Allgemeinmedizinern<br />

Europas; das Durchschnittsgehalt<br />

übersteigt nach Angaben des britischen<br />

Ärztebundes (British Medical<br />

Association, www.bma.org.uk)<br />

100.000 Pfund (155.000 €) pro Jahr.<br />

Interessierte müssen mit zeitaufwändigen<br />

Bewerbungsverfahren rechnen.<br />

Weitere Informationen finden Sie<br />

hier:<br />

National Health Service International<br />

Recruitment Eileen Calline, Tel 0113<br />

306 3030, E-Mail:<br />

Eileen.Calline@nhsemployers.org<br />

www.nhsemployers.org > Workforce ><br />

Recruitment and retention > International<br />

recruitment<br />

Frankreich<br />

Deutsche Fachärztinnen und Fachärzte<br />

werden auch in Frankreich <strong>gesucht</strong>.<br />

Es mangelt insbesondere an Anästhesisten,<br />

Chirurgen, Gynäkologen und<br />

Notfallärzten. Momentan arbeiten<br />

über 800 deutsche Ärzte in Frankreich.<br />

Immer mehr niedergelassene Ärzte<br />

verabschieden sich bereits vor ihrem<br />

65. Lebensjahr aus dem Berufsleben.<br />

Dieser Trend könnte den Ärztemangel,<br />

der in den nächsten zehn Jahren auf<br />

Grund der demographischen Entwicklung<br />

ohnehin erwartet wird, weiter verschärfen.<br />

Der Mangel ist in ländlichen<br />

Regionen bereits da, denn in Frankreich<br />

ist es Ärzten völlig freigestellt,<br />

wo sie sich niederlassen wollen – so<br />

69


dass sich, laut einem Artikel aus der<br />

„Welt“ vom Januar 2006, in der gesamten<br />

Region Limousin nur 2.400<br />

<strong>Mediziner</strong> finden, an der Côte d’Azur<br />

dagegen 29.500. Inzwischen hat die<br />

französische Regierung entschieden,<br />

dass Ärzte in unterversorgten Gebieten<br />

20 % mehr Honorar erhalten sollen,<br />

um <strong>Mediziner</strong>n einen Anreiz zu<br />

schaffen, sich auf dem Lande niederzulassen.<br />

Krankenhäuser beklagen zunehmend<br />

einen Mangel an Praktikanten. Die<br />

Pharmaindustrie stellt zunehmend<br />

Nachwuchsärzte in ihren Forschungsund<br />

Marketingabteilungen ein. Letztendlich<br />

bieten auch die Bereiche Arbeits-,<br />

Schulmedizin und die medizinische<br />

Beratung durch die Krankenkassen<br />

Berufseinsteigern einen leichten<br />

Zugang zum Arbeitsmarkt.<br />

Niederlande<br />

In den Niederlanden werden vorwiegend<br />

Betriebsärzte, Pflegeheimärzte<br />

und Versicherungsärzte aus Deutschland<br />

<strong>gesucht</strong>, wogegen der Bedarf an<br />

Ärzten im operativen Bereich in letzter<br />

Zeit deutlich zurückgegangen ist.<br />

Zum Jahreswechsel 2005/2006 hat<br />

es in den Niederlanden eine Gesundheitsreform<br />

gegeben, durch die die<br />

Position der Hausärzte gestärkt wur-<br />

70<br />

de. Sie werden laut Ärzte-Zeitung von<br />

den Krankenkassen offensichtlich als<br />

Leistungs- und Kostenmanager betrachtet<br />

und erhalten dafür finanzielle<br />

Anreize bis hin zur Subventionierung<br />

der Praxiseinrichtung oder der Bezahlung<br />

einer Arzthelferin.<br />

Irland<br />

In Irland fehlen mehr als 1.600 Krankenhausärzte,<br />

wie Anfang 2006 die irische<br />

Gesundheitsministerin Mary Harney<br />

verkündete. Irland hat ein Primärarztsystem,<br />

die Fachärzte praktizieren<br />

in den Krankenhäusern. Laut dem irischen<br />

Ärztebund müssten mindestens<br />

3.600 leitende Fachärzte in den Krankenhäusern<br />

neu eingestellt werden,<br />

um eine gute Patientenversorgung zu<br />

gewährleisten. Eine Rekrutierung von<br />

ausländischen Ärzten ist in Planung.<br />

Im irischen Health Service, werden<br />

Krankenhausärzte gestaffelt entlohnt:<br />

Für einen Registrar - einen Arzt, der<br />

sich noch in Ausbildung zum Facharzt<br />

befindet - liegen die Gehälter zwischen<br />

34.400 und 36.200 €, für Senior Registrars<br />

zwischen 45.400 und 55.900<br />

€. Chefärzte können es auf bis zu<br />

114.300 € bringen, während Allgemeinmediziner<br />

mit einem jährlichen<br />

Salär von 64.200 € rechnen dürfen.


Österreich<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen<br />

Ländern besteht in Österreich<br />

kein Mangel an Ärzten; dort ist<br />

eher noch von einer „Ärzteschwemme“<br />

die Rede – wenn auch in den Medien<br />

eine angeblich drohende Mangelsituation<br />

diskutiert wird.<br />

Seit Anfang der 60er Jahre hat sich die<br />

Zahl der Ärzte in Österreich mehr als<br />

verdreifacht, so dass dort mehr <strong>Mediziner</strong><br />

als je zuvor ihren Dienst versehen.<br />

Mittlerweile kommen statistisch<br />

gesehen rund 440 Ärzte auf 100.000<br />

Menschen. In Wien werden Absolventen<br />

auf eine Warteliste gesetzt. 2007<br />

gilt hier als frühestmöglicher Zeitpunkt<br />

für einen Berufsstart in einer städtischen<br />

Klinik. Aufgrund der schwierigen<br />

Lage in Österreich ist nur in Ausnahmefällen<br />

eine Tätigkeit deutscher<br />

Ärzte in Österreich denkbar.<br />

Das Überangebot an Ärzten ist natürlich<br />

auch in Deutschland registriert<br />

worden. Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung<br />

(ZAV) in Bonn hat bereits<br />

Informationsveranstaltungen in Österreich<br />

durchgeführt, um junge Ärzte zu<br />

animieren, ihre Weiterbildung in<br />

Deutschland durchzuführen.<br />

Schweiz<br />

In der Schweiz arbeiten zurzeit laut<br />

Schweizer Ärzteverband mehr als<br />

2.000 Ärzte mit deutschem Pass.<br />

2004 ist hier der so genannte<br />

„Inländervorrang“ gefallen,<br />

so dass die Erteilung einer Arbeitsgenehmigung<br />

für deutsche Ärzte kein<br />

Problem mehr ist, zumal die deutsche<br />

Facharztausbildung anerkannt wird.<br />

An Unikliniken in der Schweiz arbeiten<br />

inzwischen bis zu einem Drittel ausländische<br />

Ärzte.<br />

Da es große Unterschiede in Arbeitsbedingungen<br />

und Bezahlung zwischen<br />

den 26 Schweizer Kantonen gibt, sollten<br />

sich Bewerber bereits im Vorfeld<br />

überlegen, in welchem Teil der<br />

Schweiz sie arbeiten wollen. In Luzern<br />

zum Beispiel verdienen Assistenzärzte<br />

zwischen 3.900 und 6.200 €, Oberärzte<br />

zwischen 5.600 und 7.200 €. Studenten<br />

im Praktischen Jahr verdienen<br />

bis zu 900 €. Allerdings sind auch die<br />

Arbeitszeiten länger als in Deutschland:<br />

bis zu 60 Stunden pro Woche.<br />

Spanien<br />

Palmen, Sonne, Meerblick und einen<br />

berechenbaren Patientenstamm zu haben,<br />

lässt viele <strong>Mediziner</strong> hierzulande<br />

angesichts Millionen deutscher Touristen<br />

von einer Praxis auf Mallorca träu-<br />

71


men. Die Idylle kann täuschen. Etwa<br />

150 deutsche Ärzte decken bereits<br />

fast alle Fachgebiete ab. Es fehlen lediglich<br />

noch Psychotherapeuten.<br />

Trotz der Vielzahl an Touristen und<br />

fast 50.000 Deutscher mit Wohnsitz<br />

auf Mallorca ist der Markt für Ärzte<br />

schwierig. Erkrankte Touristen kommen<br />

in den meisten Fällen nur einmal<br />

oder warten mit dem Arztbesuch bis<br />

nach dem Urlaub. Da spanische Ärzte<br />

billiger und vor allem häufig deutschsprachig<br />

sind, werden sie von Residenten<br />

gegenüber ihren deutschen<br />

Kollegen bevorzugt. Ein Ausweg<br />

scheint die neuere EU-<br />

Rechtsprechung zu bieten. Seitdem<br />

Krankenkassen medizinische Leistungen<br />

in anderen EU-Ländern erstatten<br />

müssen, werben nun deutsche Ärzte<br />

nach dem Motto: Den Urlaub mit dem<br />

Arztbesuch unter Palmen verbinden.<br />

Insgesamt gesehen ist der Ärztearbeitsmarkt<br />

in Spanien eher angespannt<br />

und bietet kaum Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

für deutsche<br />

Ärzte.<br />

Osteuropa<br />

In Polen herrscht Niederlassungsfreiheit<br />

für Ärzte. Mit der Folge, dass sich<br />

auch hier die Ärzte in städtischen Regionen<br />

ballen. Außerdem herrscht ein<br />

regelrechter Ärztetreck nach Westeu-<br />

72<br />

ropa und vor allem nach Deutschland.<br />

Die polnische Regierung spricht bereits<br />

vom brain drain im Gesundheitswesen<br />

und versucht, ihn durch Steuerund<br />

Lohnnebenkostensenkungen zu<br />

stoppen.<br />

Auch in der Slowakischen Republik<br />

beklagt die hiesige Ärztekammer<br />

einen Ärztemangel. Seit Mai 2004 erhielten<br />

3.000 slowakische <strong>Mediziner</strong><br />

die Bestätigung ihrer Qualifikation im<br />

Ausland. Die slowakische Ärztegewerkschaft<br />

fordert eine Erhöhung der<br />

Gehälter um 30 %.<br />

USA<br />

Die USA sind das beliebteste Land bei<br />

deutschen Ärzten, die im Ausland arbeiten<br />

wollen. Hier leben und arbeiten<br />

inzwischen 2.700 deutsche <strong>Mediziner</strong>.<br />

In den USA gibt es die besten Verdienstmöglichkeiten<br />

für Klinikärzte.<br />

Es gilt aber einige Hürden in Form von<br />

zahlreichen Prüfungen zu überwinden,<br />

wenn man in den USA als Arzt tätig<br />

sein will. Die Prüfungsgebühren sind<br />

sehr hoch. Als Prüfungsorte sind neben<br />

Atlanta und Philadelphia auch Chicago,<br />

Houston und Los Angeles vorgesehen.<br />

In Deutschland befinden sich<br />

die dafür eigens eingerichteten Testzentren<br />

in Hamburg, Frankfurt a.M.<br />

und Berlin.


Auch Nichtapprobierte können eine<br />

Weiterbildung in den USA beginnen.<br />

Nach ein bis zwei Jahren ärztlicher Tätigkeit<br />

an einem amerikanischen Krankenhaus<br />

muss dann ein weiteres Examen<br />

abgelegt werden. Seit 2004<br />

müssen ausländische Ärzte neben ihrem<br />

Arztdiplom auch ein „Final Medical<br />

School Transcript“, eine von der jeweiligen<br />

Universität ausgestellte Bescheinigung<br />

über die während des<br />

Studiums besuchten Seminare und<br />

Beurteilungen, bei der Educational<br />

Commission for Foreign Medical Graduates<br />

(ECFMG, www.ecfmg.org) einreichen.<br />

In einigen US-Staaten scheinen sich<br />

die Chancen für deutsche und andere<br />

ausländische Ärzte zu verschlechtern,<br />

weil dort die Mittel für die Weiterbildung<br />

der “Residents” erneut gekürzt<br />

worden sind und auch Krankenhäuser,<br />

vor allem in Ballungsgebieten, Konzentrationsprozessen<br />

unterliegen und<br />

schließen müssen.<br />

Nach erfolgreichem Bestehen der Prüfungen<br />

und nach Erhalt des ECFMG-<br />

Zeugnisses sehen sich ausländische<br />

Bewerber der amerikanischen Konkurrenz<br />

um die Stellen ausgesetzt. Gute<br />

Chancen hat nur, wer die Multiple-Choice<br />

Tests mit „gut“ bis „sehr gut“ besteht<br />

und räumlich flexibel ist. Möglichkeiten<br />

bestehen vor allem in den<br />

Primary-Care- und den operativen Fä-<br />

chern sowie der Pädiatrie. Eine Arbeitsaufnahme<br />

in den Sonnenstaaten<br />

Kalifornien oder Florida ist ebenso<br />

schwierig wie eine Weiterbildung an<br />

einer renommierten Klinik. Ausländer<br />

haben vor allem dort Chancen, wo<br />

Amerikaner nicht hingehen.<br />

Wem es aber gelingt, eine Weiterbildung<br />

in den USA zu absolvieren, sollte<br />

sich unbedingt noch vor dem USA-<br />

Aufenthalt von den zuständigen Landes-<br />

und Bezirksärztekammern wegen<br />

der Anerkennung der Weiterbildungsabschnitte<br />

in Deutschland beraten lassen.<br />

Das Auslandsreferat des Marburger<br />

Bundes bietet Mitgliedern und solchen,<br />

die es werden wollen, umfassende<br />

Informationen und Beratung zu<br />

ärztlichen Tätigkeiten in den USA. Der<br />

Bund arbeitet beispielsweise seit vielen<br />

Jahren mit verschiedenen US-<br />

Agenturen zusammen, die ständig junge<br />

deutsche Ärztinnen und Ärzte mit<br />

dem “Standard-ECFMG-Certificate” für<br />

renommierte US-Krankenhäuser suchen.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.marburger-bund.de > Unser Service<br />

> Auslandstätigkeit,<br />

www.ecfmg.org und www.usmle.org<br />

73


Australien, Neuseeland und<br />

Kanada<br />

Außer den USA sind Australien, Neuseeland<br />

und auch Kanada die gefragtesten<br />

Länder bei Ärzten außerhalb<br />

der Europäischen Union. Zwar<br />

herrscht auch in diesen Ländern teilweise<br />

ein akuter Ärztemangel, jedoch<br />

gehen die jeweiligen Behörden von einem<br />

Ärzteüberschuss in ihren Ländern<br />

aus und betreiben eine sehr restriktive<br />

Politik, wenn es um die Arbeitsgenehmigung<br />

für ausländische Ärzte geht.<br />

Wie in den USA müssen in diesen Ländern<br />

neben einem Sprachtest auch<br />

noch zusätzliche Examina absolviert<br />

werden. Diese beinhalten eine theoretische<br />

Prüfung, meist in Form eines<br />

Multiple Choice Tests, sowie ein klinisch-praktisches<br />

Examen. Für eine<br />

ärztliche Tätigkeit in Neuseeland haben<br />

deutsche Ärzte in der Regel die<br />

Voraussetzungen zum ECFMG-Certificate<br />

(USMLE und TOEFL-Test) zu erfüllen.<br />

Kanada und Australien haben<br />

allerdings eigene Prüfungsverfahren<br />

für ausländische Ärzte entwickelt und<br />

erkennen die in den USA absolvierten<br />

Examina im Unterschied zu Neuseeland<br />

nicht an.<br />

Aber auch nach Absolvieren aller Prüfungen<br />

bestehen derzeit nach den Erfahrungen<br />

des Auslandsreferates des<br />

Marburger Bundes kaum Aussichten,<br />

74<br />

in Australien eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis<br />

zu bekommen und<br />

wenn, dann nur in den entlegensten<br />

Gebieten und auf fünf Jahre befristet.<br />

Zur Anerkennungsproblematik<br />

Wer es schafft, Abschnitte oder gar<br />

die gesamte Weiterbildung im außereuropäischen<br />

Ausland zu absolvieren,<br />

wird spätestens bei der Rückkehr<br />

nach Deutschland feststellen, dass<br />

das im Ausland erworbene Facharztzeugnis<br />

nicht anerkannt wird und somit<br />

eine automatische Umschreibung<br />

nicht erfolgen kann.<br />

Allerdings ist eine Anrechnung der im<br />

außereuropäischen Ausland abgeleisteten<br />

Weiterbildungszeiten möglich,<br />

wenn die Qualifizierung den Grundsätzen<br />

der deutschen Weiterbildungsordnung<br />

entspricht und ein Jahr der Weiterbildung<br />

in dem angestrebten Gebiet<br />

in der Bundesrepublik Deutschland abgeleistet<br />

wird. Danach kann die Anmeldung<br />

zur mündlichen Prüfung in<br />

Deutschland erfolgen und der Facharzttitel<br />

verliehen werden.<br />

Weiterführende Informationsquellen:<br />

Das Auslandsreferat des Marburger<br />

Bundes, Riehler Str. 6, 50668 Köln,<br />

Tel. 0221/9731678, hält für Mitglieder<br />

neben einer Fülle detaillierter Informationen<br />

zu den hier genannten


Ländern auch Merkblätter und Broschüren<br />

für Ärzte zu Themen wie<br />

„Krankenversicherung bei Auslandstätigkeit“<br />

oder „Arbeitslosigkeit bei<br />

Rückkehr aus dem Ausland“ bereit<br />

(www.marburger-bund.de).<br />

Ärzte in Entwicklungsländern:<br />

Noch immer liegt natürlich ein<br />

Schwerpunkt der alternativen Einsatzmöglichkeiten<br />

für Ärzte im Ausland im<br />

Rahmen der Entwicklungsarbeit in den<br />

Ländern der Dritten Welt. Dabei stehen<br />

im Vordergrund der Arbeit:<br />

• Aufbau des öffentlichen Gesundheitswesens<br />

• Einrichtung und der Betrieb von<br />

Ausbildungsstätten<br />

• Durchführung von Gesundheitsprogrammen<br />

und präventiv-medizinischen<br />

Projekten<br />

• medizinische Basisversorgung, insbesondere<br />

in den ländlichen Gebieten,<br />

Mütterschulungen /Familienplanung<br />

• Ernährungsberatung<br />

• Impfkampagnen, Einsatz von<br />

“Rolling Clinics”(überwiegend in<br />

Großstadtslums)<br />

• Hygiene- und Sanitärmaßnahmen<br />

• Bekämpfung von Tropenkrankheiten,<br />

Seuchen<br />

• Aus- und Fortbildung von medizinischem<br />

Personal<br />

Für ärztliche Tätigkeiten in der Dritten<br />

Welt sind dementsprechend vordringlich<br />

Zusatzkenntnisse aus den Bereichen<br />

der Tropenmedizin, der Epidemiologie,<br />

der Bakteriologie und Sozialmedizin<br />

ausgesprochen hilfreich und<br />

nützlich, zum Teil sind sie Vorbedingung.<br />

Folgende staatliche, private, kirchliche<br />

und parteinahe Organisationen suchen<br />

grundsätzlich Ärztinnen und Ärzte verschiedener<br />

Fachrichtungen mit mindestens<br />

anderthalbjähriger Berufserfahrung<br />

(außer Allgemeinmedizinern<br />

werden vor allem Chirurgen, Gynäkologen,<br />

Internisten und Kinderärzte benötigt)<br />

für ihre verschiedenen Projekte<br />

in Ländern der Dritten Welt:<br />

Ärzte aller Fachrichtungen:<br />

• Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe<br />

(AGEH, www.ageh.de),<br />

• Ärzte für die Dritte Welt<br />

(www.aerzte3welt.de)<br />

• Ärzte ohne Grenzen<br />

(www.aerzte-ohne-grenzen.de)<br />

• Centrum für internationale Migration<br />

und Entwicklung (CIM,<br />

www.cimonline.de)<br />

• Christliche Fachkräfte International<br />

(CFI,<br />

www.christliche-fachkraefte.de)<br />

• Deutscher Freiwilligendienst in<br />

Übersee (DFÜ)<br />

• Deutsches Rotes Kreuz (DRK,<br />

www.drk.de/drk-recruiting)<br />

75


• Komitee Cap Anamur<br />

(www.cap-anamur.de)<br />

• Allgemeinmedizin: Arbeitsgemeinschaft<br />

für Entwicklungshilfe (AGEH)<br />

• Augenärzte: Christoffel-Blindenmission<br />

(CBM,<br />

www.christoffel-blindenmission.de)<br />

• Anästhesie: Ärzte ohne Grenzen<br />

• Chirurgie: Arbeitsgemeinschaft für<br />

Entwicklungshilfe (AGEH), Ärzte ohne<br />

Grenzen, Deutscher Entwicklungsdienst<br />

(DED, www.ded.de)<br />

• Gynäkologie: Arbeitsgemeinschaft<br />

für Entwicklungshilfe (AGEH), Deutscher<br />

Entwicklungsdienst (DED),<br />

Dienste in Übersee (DÜ)<br />

• Innere Medizin: Deutscher Entwicklungsdienst<br />

(DED)<br />

• Kinderheilkunde: Dienste in Übersee<br />

(DÜ)<br />

• Psychiatrie: Dienste in Übersee<br />

(DÜ)<br />

• Public Health: Deutsche Gesellschaft<br />

für Technische Zusammenarbeit<br />

(GTZ, www.gtz.de)<br />

• Augenmedizinisches Fachpersonal:<br />

Christoffel-Blindenmission (CBM)<br />

• Rehabilitationsfachkräfte: Christoffel-Blindenmission<br />

(CBM)<br />

Grundsätzlich gibt es vier Formen des<br />

Einsatzes für Ärzte bei den verschiedenen<br />

Entsendeorganisationen, in Ländern<br />

der Dritten Welt tätig zu sein.<br />

Dieses kann als Entwicklungshelfer,<br />

Entsandte Fachkraft (Experte), Integrierte<br />

Fachkraft oder als Senior Ex-<br />

76<br />

perte geschehen und ist vom jeweiligen<br />

Programm bzw. der jeweiligen<br />

Entsendeorganisation abhängig.<br />

Ärzte können grundsätzlich nach § 1<br />

des Entwicklungshilfegesetzes für<br />

mindestens zwei Jahre als Entwicklungshelfer<br />

bei den sechs anerkannten<br />

Trägerorganisationen tätig werden.<br />

Entwicklungshelfer unterscheiden sich<br />

von den Experten und Integrierten<br />

Fachkräften dadurch, dass sie ohne<br />

Erwerbsabsicht in Entwicklungsländern<br />

tätig sind und lediglich ein Unterhaltsgeld<br />

erhalten (in Einzelfällen kann<br />

dies auch eine Alternative zum Wehroder<br />

Zivildienst sein). Weitere Auskünfte<br />

erteilen u.a.:<br />

Deutscher Entwicklungsdienst (DED)<br />

Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe<br />

(AGHE)<br />

Dienste in Übersee (DÜ)<br />

Christliche Fachkräfte International<br />

(CFI)<br />

EIRENE - Internationaler Christlicher<br />

Friedensdienst<br />

Weltfriedensdienst (WFD)<br />

Ärzte bei internationalen<br />

Hilfsorganisationen:<br />

Diverse Hilfsorganisationen entsenden<br />

Ärzte in die Krisenregionen der Welt.<br />

Etwa 60 Millionen Menschen - vor allem<br />

in Afrika, Asien, im Nahen Osten<br />

und in Südamerika - sind auf humani-


täre Hilfsmaßnahmen internationaler<br />

Hilfsorganisationen angewiesen.<br />

Die medizinische Arbeit vor Ort ist oft<br />

nur unter erschwerten technischen<br />

und klimatischen Bedingungen und<br />

nicht selten unter Gefährdung des eigenen<br />

Lebens möglich. Wer an einem<br />

dieser Projekte teilnehmen möchte,<br />

muss Idealismus, persönliche Reife<br />

und auch möglichst einige Jahre praktische<br />

Berufserfahrung mitbringen.<br />

Bei den zahlreichen Hilfsorganisationen<br />

kann man prinzipiell zwischen solchen<br />

unterscheiden, die sich auf die<br />

Versorgung mit Geräten und Medikamenten<br />

konzentrieren - zum Beispiel<br />

medico international, Care, die<br />

Deutsche Welthungerhilfe oder die<br />

Deutsche Ärztegemeinschaft für medizinische<br />

Zusammenarbeit - oder andere,<br />

die ihren Schwerpunkt in der humanitären<br />

Hilfe haben - wie beispielsweise<br />

das Komitee Ärzte für die Dritte<br />

Welt, Ärzte ohne Grenzen sowie die<br />

Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften.<br />

Darüber hinaus gibt es weitere Organisationen,<br />

die ad hoc Nothilfemaßnahmen<br />

durchführen, wie beispielsweise<br />

das Komitee des Internationalen Roten<br />

Kreuzes (IKRK), die Johanniter-Unfallhilfe<br />

(JUH) und der Malteser Hilfsdienst<br />

oder Organisationen, die langfristige<br />

Entwicklungshilfeprojekte betreuen,<br />

wie z.B. die Arbeitsgemein-<br />

schaft Entwicklungshilfe (AGEH) oder<br />

Dienste in Übersee (DÜ).<br />

Die Vielzahl der verschiedenen Hilfsorganisationen<br />

sollte nicht dazu führen,<br />

die Zahl der jeweils konkret vorhandenen<br />

Stellenangebote in diesem Bereich<br />

zu überschätzen; dennoch können<br />

sich gerade für die Berufsgruppe<br />

der Ärzte durchaus Beschäftigungsaussichten<br />

im Ausland eröffnen, auch<br />

unter dem Aspekt, beruflich wertvolle<br />

Erfahrungen sammeln zu können.<br />

Allen Entwicklungsländern bzw. Krisengebieten<br />

ist eines gemeinsam: Es<br />

gibt so gut wie nie moderne oder gar<br />

High-Tech-Untersuchungsbedingun<br />

gen vor Ort. Medizinische Geräte<br />

auch einfachster Art fehlen, Laboruntersuchungen<br />

sind meist nicht möglich.<br />

Neben beruflicher Erfahrung sind<br />

Improvisationstalent sowie die Bereitschaft,<br />

sich auf Extremsituationen einzulassen,<br />

gefordert.<br />

Die zeitliche Dauer dieser Einsätze<br />

reicht bei den verschiedenen Hilfsorganisationen<br />

von vier bis sechs Wochen<br />

über drei Monate bis hin zu maximal<br />

zwei bis drei Jahren.<br />

Während die Anforderungen der verschiedenen<br />

Organisationen an die Ärztinnen<br />

und Ärzte weitgehend übereinstimmen,<br />

unterscheiden sich die Einsatzbereiche<br />

deutlich:<br />

77


Das Komitee des Internationalen Roten<br />

Kreuzes (IKRK), Genf, als älteste<br />

und einzige völkerrechtlich anerkannte<br />

Organisation für Hilfsmaßnahmen,<br />

darf nach den Genfer Konventionen<br />

nur in Kriegsgebieten arbeiten und<br />

dort nur Kriegsverletzte behandeln.<br />

Auslandseinsätze beim IKRK in Krisengebieten<br />

sind in der Regel vertraglich<br />

auf maximal drei Monate befristet.<br />

Der Dachverband aller 178 Verbände,<br />

die Föderation der Rotkreuz- und<br />

Rothalbmond-Gesellschaften in Genf,<br />

entsendet im Gegensatz zum IKRK vor<br />

allem in Gebiete, in denen sich Naturkatastrophen<br />

ereignet haben, Migrationsbewegungen<br />

stattfinden oder ethnische<br />

Spannungen (Aufbau und Betrieb<br />

von Flüchtlingslagern) herrschen.<br />

Für den Basisgesundheitsdienst werden<br />

in erster Linie Allgemeinmediziner,<br />

Kinderärzte, Gynäkologen und Internisten<br />

mit mindestens anderthalbjähriger<br />

Berufserfahrung benötigt.<br />

Weitere Voraussetzungen sind gute<br />

Englisch- und oft auch Französischkenntnisse,<br />

Tropentauglichkeit, Alter<br />

bis 55 Jahre. Prävention von Epidemien<br />

und Unterernährung, Impfprogramme<br />

oder kurative Maßnahmen sind die<br />

vordringlichsten Aufgaben für die Ärzte<br />

vor Ort.<br />

78<br />

Eine weitere Organisation, die Nothilfemaßnahmen<br />

in Ländern der Dritten<br />

Welt durchführt, ist 1999 für ihr Engagement<br />

mit dem Friedensnobelpreis<br />

ausgezeichnet worden: Ärzte ohne<br />

Grenzen. Sie ist der in Bonn ansässige<br />

Zweig der 1971 in Frankreich unter<br />

dem Namen “Medicins sans Frontieres”(MSF)<br />

gegründeten Organisation.<br />

Die Einsätze von Ärzte ohne Grenzen<br />

dauern zwischen sechs und zwölf Monaten,<br />

bei Chirurgen und Anästhesisten<br />

auch vier bis sechs Wochen. Es<br />

wird eine Aufwandsentschädigung<br />

von € 600 netto gezahlt, Reisekosten<br />

und Versicherungen werden übernommen.<br />

Bewerber sollten psychisch wie<br />

physisch belastbar sein, Flexibilität<br />

und Organisationstalent besitzen und<br />

bereit sein, sich auf Extremsituationen<br />

(Isolation, Sicherheitsrisiken, Teamleben,<br />

Arbeiten unter einfachsten, teils<br />

primitiven Bedingungen) einzustellen.<br />

Die Voraussetzungen für eine Mitarbeit:<br />

Berufserfahrung in den Bereichen<br />

der Allgemeinmedizin, Pädiatrie, Chirurgie<br />

oder Gynäkologie und oft auch<br />

tropenmedizinische Kenntnisse. Im<br />

Jahr 2005 wurden insgesamt 335 Projektstellen<br />

in 36 Ländern von 262 in<br />

Deutschland lebenden Mitarbeitern<br />

besetzt.<br />

Das Komitee Ärzte für die Dritte Welt,<br />

Frankfurt am Main, arbeitet innerhalb<br />

fester Langzeitprojekte speziell in den


Slums von Millionenstädten der Dritten<br />

Welt. Die Organisation entstand<br />

1983 aus der Überlegung heraus, dass<br />

es vielen interessierten und hilfswilligen<br />

Ärztinnen und Ärzten aus familiären,<br />

wirtschaftlichen und beruflichen<br />

Gründen nicht möglich ist, für längere<br />

Zeit in Länder der Dritten Welt zu gehen.<br />

Deshalb organisiert diese Organisation<br />

für Ärzte aller Fachrichtungen<br />

mit mindestens eineinhalbjähriger Berufserfahrung<br />

in der Regel sechswöchige<br />

Einsätze (z.B. anstatt Jahresurlaub)<br />

in Armutsgebieten weltweit.<br />

Dreijährige Entsendungen (mit Verlängerungsmöglichkeiten)<br />

von Ärzten in<br />

Länder der Dritten Welt zu kirchlichen<br />

Entwicklungshilfeprojekten vermitteln<br />

sowohl die Arbeitsgemeinschaft für<br />

Entwicklungshilfe (AGEH) in Köln, ein<br />

Personaldienst der katholischen Kirche,<br />

als auch Dienste in Übersee beim<br />

Evangelischen Entwicklungsdienst<br />

EED in Bonn, eine Arbeitsgemeinschaft<br />

evangelischer Kirchen in<br />

Deutschland. Beide Organisationen rekrutieren<br />

Ärztinnen und Ärzte für etablierte<br />

Entwicklungshilfeprojekte beispielsweise<br />

von Caritas, Brot für die<br />

Welt oder Misereor.<br />

Schwerpunkte der Tätigkeiten von <strong>Mediziner</strong>n<br />

bei diesen Organisationen<br />

sind der Aufbau und Betrieb von Gesundheitsstationen<br />

vor Ort, die medizinische<br />

Schulung und Ausbildung lokaler<br />

Mitarbeiter, präventive und kurati-<br />

ve Maßnahmen zum Beispiel bei Malaria-,<br />

Lepra- oder Tuberkolose-Erkrankungen<br />

oder die Mitarbeit in lokalen<br />

Krankenhäusern.<br />

Für diese Projekte werden in erster Linie<br />

Allgemeinmediziner, Kinderärzte,<br />

Chirurgen und Gynäkologen benötigt.<br />

Im Gegensatz zu Hilfsorganisationen,<br />

die ihren Schwerpunkt auf Katastrophen-<br />

und Nothilfemaßnahmen setzen,<br />

ist es bei diesen längerfristigen Einsätzen<br />

möglich, den Ehepartner bzw. die<br />

Familie ins Gastland mitzunehmen.<br />

Die AGEH setzt vier bis fünf Jahre Berufserfahrung<br />

(bei Gesundheitsprogrammen<br />

zusätzlich den “Master of<br />

Public Health”), “Dienste in Übersee”<br />

mindestens zwei Jahre Berufserfahrung<br />

voraus. Bei den kirchlichen Hilfsorganisationen<br />

ist daneben die Zugehörigkeit<br />

zu einer christlichen Religionsgemeinschaft<br />

eine Voraussetzung.<br />

Für eine ärztliche Tätigkeit in Übersee<br />

wird Unterhaltsgeld gemäß dem Entwicklungshilfegesetz<br />

(EhfG) gewährt,<br />

bei der AGEH wird ein steuerfreier Unterhalt<br />

zwischen circa 1.300 € und<br />

2.300 € monatlich gezahlt. Vor Ort<br />

wird eine kostenlose Unterkunft zur<br />

Verfügung gestellt. Zudem werden<br />

Beihilfen für Reise- und Umzugskosten<br />

sowie für die Wiedereingliederung bei<br />

der Rückkehr nach Deutschland gegen<br />

Vertragsende gewährt. Zusätzlich werden<br />

während des Auslandsaufenthal-<br />

79


tes die Beiträge zur Ärzteversorgung<br />

komplett von der AGEH übernommen.<br />

Das in Köln beheimatete Komitee Cap<br />

Anamur hat sich den Auf- und Ausbau<br />

von Gesundheitsdiensten, die medizinischen<br />

Versorgung von Flüchtlingen<br />

und die Medikamentenhilfe in den<br />

Ländern der Dritten Welt zur Aufgabe<br />

gemacht. Geographische Schwerpunkte<br />

sind Afrika, Asien und Osteuropa.<br />

Dazu werden Ärztinnen und Ärzte für<br />

eine mindestens sechsmonatige Dauer<br />

<strong>gesucht</strong>. Vorausgesetzt wird eine<br />

mindestens dreijährige Berufserfahrung.<br />

80<br />

Neben einer sozialen Absicherung beträgt<br />

die Vergütung monatlich circa<br />

1.100 € brutto.<br />

Weiterführende Informationen:<br />

Alle genannten und weitere Institutionen<br />

sowie Adressen, Telefon- und Faxnummern,<br />

E-Mail-Adressen und die Internetseiten<br />

finden Sie unter<br />

www.inwent.org > Informations- und<br />

Servicestellen > Publikationen > Online-Institutionendatenbank.


Alternativen: Jenseits der<br />

klassischen <strong>Mediziner</strong>tätigkeit<br />

Die Gründe für die Suche nach Arbeits-<br />

und Berufsfeldern außerhalb der<br />

klassischen ärztlichen Tätigkeiten sind<br />

vielfältig. Sie resultieren sowohl aus<br />

der Sorge um die unsichere Entwicklung<br />

im deutschen Gesundheitswesen<br />

als auch aus dem Wunsch oder der<br />

Notwendigkeit heraus, sich beruflich<br />

zu verändern. Der Druck, der bis Ende<br />

der 90er Jahre vom Arbeitsmarkt auf<br />

die beruflichen Entscheidungen der<br />

jungen Ärzte ausging, ist inzwischen<br />

weitestgehend einem aus Sicht der<br />

Bewerber eher komfortablen Verhältnis<br />

zwischen Angebot und Nachfrage<br />

gewichen. Hinzu kommt, dass der Arbeitsplatz<br />

Krankenhaus, aber auch die<br />

Tätigkeit als niedergelassener Arzt,<br />

viel von ihrer früheren Attraktivität<br />

verloren haben. Aus diesen und anderen<br />

Gründen nehmen die Überlegungen,<br />

sich trotz des derzeit guten Arbeitsmarktes<br />

auch außerhalb der<br />

nichtkurativen Berufsfelder umzusehen,<br />

bei vielen Medizinstudenten und<br />

jungen Ärzten einen festen Platz bei<br />

der Planung ihrer beruflichen Perspektiven<br />

ein.<br />

Arbeitsmedizin-/-Betriebsmedizin<br />

Zurzeit haben rund 14.000 <strong>Mediziner</strong><br />

eine betriebsmedizinische Qualifikation.<br />

Arbeitsmedizinern werden angesichts<br />

zukünftig zu besetzender oder<br />

noch einzurichtender Stellen in diesem<br />

Bereich aufgrund der noch ausstehenden<br />

Umsetzung von gesetzlichen<br />

Vorgaben zur Verbesserung der<br />

Sicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />

von Beschäftigten in der Europäischen<br />

Union günstige Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

in den nächsten Jahren<br />

vorausgesagt.<br />

In der Bundesrepublik sind derzeit nur<br />

etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer arbeitsmedizinisch<br />

versorgt, vor allem in<br />

großen und mittleren Unternehmen.<br />

Die andere Hälfte ist in Unternehmen<br />

mit weniger als 20 Mitarbeitern beschäftigt,<br />

die über 90 % aller Betriebe<br />

ausmachen. Da aber zukünftig selbst<br />

Kleinstbetriebe arbeitsmedizinisch<br />

versorgt sein müssen, besteht nach<br />

wie vor ein höherer Bedarf an entsprechend<br />

ausgebildeten Ärzten, die<br />

haupt- oder nebenberuflich die Versor-<br />

81


gung der noch nicht betreuten Arbeitnehmer<br />

sicherstellen. Sowohl die Arbeitgeber<br />

der Wirtschaft als auch der<br />

öffentliche Dienst sind verpflichtet,<br />

Betriebsärzte (haupt- oder nebenamtlich)<br />

anzustellen. Großbetriebe haben<br />

oft sehr gut ausgestattete werksärztliche<br />

Einrichtungen.<br />

Die Schwerpunkte ärztlicher Tätigkeit<br />

in diesem Bereich lassen sich grundsätzlich<br />

in die Bereiche Beratung und<br />

Prävention, Diagnostik, Rehabilitation<br />

und arbeitsmedizinische Forschung<br />

unterteilen. Arbeitsmediziner können<br />

auch in der Forschung, an Universitäten<br />

und Instituten tätig sein. Von<br />

großem Vorteil dürfte nach wie vor<br />

sein, dass arbeitsmedizinische Praxen<br />

nicht dem Arbeitssicherheitsgesetz<br />

und dem Vertragsarztrecht unterliegen,<br />

ihre Leistungen also unabhängig<br />

von den Krankenkassen mit den Betrieben<br />

frei verhandeln dürfen und somit<br />

auch nicht durch Niederlassungsbeschränkungen<br />

an ihrer freien Berufsausübung<br />

gehindert werden können.<br />

Öffentliches Gesundheitswesen,<br />

Public Health<br />

Dieser vielfältige und größte Bereich<br />

umfasst neben dem öffentlichen Gesundheitsdienst(Gesundheitsabteilungen<br />

der Länderministerien,<br />

82<br />

Medizinalderzernate der Regierungsbezirke,<br />

Gesundheitsämter der Kreise<br />

und kreisfreien Städte) das Sanitätswesen<br />

der Bundeswehr und des Bundesgrenzschutzes,<br />

den Polizeiärztlichen<br />

Dienst, den Ärztlichen Dienst der<br />

Justizverwaltung, den Gewerbeärztlichen<br />

Dienst, den Versorgungsärztlichen<br />

Dienst, den Ärztlichen Dienst der<br />

Bundesagentur für Arbeit sowie den<br />

Ärztlichen Dienst der Kranken- und<br />

Rentenversicherung und gehört seit<br />

langem zu den klassischen Alternativen<br />

für <strong>Mediziner</strong>.<br />

Allerdings ist die Zahl der in den rund<br />

330 staatlichen Gesundheitsämtern<br />

im öffentlichen Gesundheitsdienst als<br />

größtem Bereich mit etwa 5.000 dort<br />

beschäftigten <strong>Mediziner</strong>n insgesamt<br />

und den circa 1.500 in anderen Fachbereichen<br />

und Institutionen tätigen<br />

<strong>Mediziner</strong>n seit vielen Jahren weitestgehend<br />

konstant geblieben. Zusätzliche<br />

Stellen dürften im Hinblick auf die<br />

weiterhin angespannte finanzielle Situation<br />

im öffentlichen Dienst kaum zu<br />

erwarten sein. Inwieweit sich eventuell<br />

durch vermehrte Teilzeitbeschäftigungen<br />

insbesondere für Ärztinnen zusätzliche<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

im öffentlichen Gesundheitsdienst ergeben,<br />

lässt sich nach wie vor nur<br />

sehr schwer prognostizieren.<br />

Genauso schwierig sind die Aussichten<br />

von Absolventen des Zusatzstudi-


ums „Public Health“ einzuschätzen<br />

(1989 erstmals in Deutschland angeboten<br />

- mittlerweile an neun Hochschulen<br />

etabliert; die Universität Bielefeld<br />

hat sogar eine eigene Fakultät für<br />

Gesundheitswissenschaften), obwohl<br />

der Begriff immer häufiger in der aktuellen<br />

Diskussion auftaucht. Vielleicht<br />

bieten sich aber im Rahmen der Bemühungen<br />

um weitere, nachhaltige<br />

Kostenreduzierungen im Gesundheitswesen<br />

auch berufliche Chancen für<br />

Magister/Master of Public Health.<br />

Zu den Tätigkeitsbereichen von Public-<br />

Health-Absolventen gehören Epidemiologie/Gesundheitsberichterstattung,<br />

zum Beispiel in der<br />

Forschungsabteilung von Pharmaunternehmen;<br />

Gesundheitsförderung/<br />

Organisationsentwicklung, etwa bei<br />

Versicherungen; Management- und<br />

Systementwicklung, in allen Einrichtungen<br />

der Gesundheitsversorgung;<br />

Pflegewissenschaft, beispielsweise<br />

als Dozenten an Fachhochschulen.<br />

Gesundheitsforschung<br />

Inzwischen können sich an etlichen<br />

Universitäten und Fachhochschulen<br />

<strong>Mediziner</strong>, aber auch Absolventen anderer<br />

Fachrichtungen, zu Experten für<br />

Epidemiologie, Pflegewissenschaft<br />

oder Gesundheitsökonomie ausbilden<br />

lassen. Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

finden sich im Management von Krankenhäusern,<br />

im öffentlichen Gesundheitsdienst,<br />

in Ministerien, Behörden<br />

oder im Versicherungsgewerbe.<br />

Umweltmedizin<br />

Umweltmedizin untersucht die äußeren<br />

und inneren Belastungen sowie<br />

die Wirkungen von Umweltfaktoren<br />

auf den menschlichen Organismus.<br />

Daraus folgt, dass sich die Umweltmedizin<br />

oft im Bereich unklarer Expositionsverhältnisse<br />

und schwer erkennbarer<br />

Ursache - Wirkungszusammenhänge<br />

bewegt.<br />

Die Umweltmedizin steckt hierzulande<br />

bislang noch in den Kinderschuhen;<br />

meist gibt es nur einige wenige Lehrangebote<br />

an den deutschen Universitäten.<br />

Dennoch spricht bei der vermutlich<br />

nicht geringer werdenden Umweltproblematik<br />

einiges dafür, dass in<br />

den nächsten Jahren auch ein zunehmender<br />

Bedarf an entsprechend qualifizierten<br />

Umweltmedizinern vorhanden<br />

sein wird; Diagnostik, Therapie, Rehabilitation,<br />

Beratung und Gutachtertätigkeit,<br />

Umweltmanagement und Forschung<br />

können die entsprechenden<br />

Tätigkeitsfelder sein. Auch im Vertragsarztbereich<br />

kann die Zusatzbezeichnung<br />

„Umweltmedizin“ entsprechende<br />

Nachfrage auslösen und neue<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten in den<br />

83


genannten Bereichen erschließen. Für<br />

einen jungen, angehenden <strong>Mediziner</strong><br />

ohne Facharztqualifikation und ohne<br />

diverse Zusatzbezeichnungen dürfte<br />

die Umweltmedizin allerdings kaum eine<br />

Alternative sein.<br />

Komplementäre Medizin<br />

Die Zusatzbezeichnungen „Arzt für Naturheilverfahren“<br />

und „Homöopathie“<br />

sind die beiden anerkannten und auch<br />

bekanntesten Bereiche in der auch als<br />

„Alternative Medizin“ bezeichneten<br />

Richtung, die von immer mehr Menschen,<br />

auch wegen der ganzheitlichen<br />

Diagnostik, als wertvolle Ergänzung<br />

oder als Alternative zur „klassischen“<br />

Schulmedizin gesehen wird. Weitere<br />

Richtungen innerhalb der komplementären<br />

Medizin sind u.a. die antrophosophische<br />

Medizin, die Akupunktur<br />

und klassische chinesische Medizin<br />

sowie die tibetische Medizin.<br />

Die wachsende Zahl von Menschen,<br />

die sich für diese alternativen Behandlungsmethoden<br />

interessieren bzw.<br />

nach entsprechend geschulten Ärztinnen<br />

und Ärzten nachfragen, dürfte in<br />

den nächsten Jahren noch weiter ansteigen,<br />

zumal nach den Empfehlungen<br />

des 103. Deutschen Ärztetages<br />

deutsche Ärzte in Zukunft detaillierter<br />

mit ihren (Zusatz-) Qualifikationen<br />

werben dürfen.<br />

84<br />

Medizinische Informatik<br />

Die Datenflut in der Medizin, neue gesetzliche<br />

Vorgaben und verfeinerte<br />

diagnostische Möglichkeiten lassen<br />

die Nachfrage nach qualifizierten medizinischen<br />

Informatikern zunehmend<br />

steigen. Nach Ansicht von Experten<br />

zählt der Bereich der Medizinischen<br />

Informatik bereits jetzt zu denjenigen<br />

Tätigkeitsfeldern mit deutlich ansteigenden<br />

Zuwachsraten. <strong>Mediziner</strong> mit<br />

guten Kenntnissen in der Datenverarbeitung<br />

und medizinischen Informatik<br />

sind zunehmend gefragt.<br />

Bei dieser optimistischen Einschätzung<br />

sollte allerdings nicht vergessen<br />

werden, dass <strong>Mediziner</strong> hier in direkter<br />

Konkurrenz zu Absolventen anderer<br />

Studiengänge stehen und diese<br />

zum Teil aufgrund kürzerer Studienzeiten<br />

schon wesentlich „eher“ auf den<br />

Arbeitsmarkt drängen.<br />

Als Arbeitgeber kommen Krankenhäuser,<br />

Praxisgemeinschaften und Ärztehäuser<br />

( zum Beispiel Leitungs- und<br />

Assistenzfunktionen in Tumorzentren/<br />

Zentrallabors/Informations- und EDV-<br />

Abteilungen), Bundes- und Landesbehörden,<br />

Gesundheitsämter, Krankenversicherungen,<br />

Kammern, die pharmazeutische<br />

und medizintechnische<br />

Industrie, Software-Hersteller<br />

(Entwicklung und Schulung von Informationssystemen),Unternehmensbe-


atungen, Dienstleistungsrechenzentren<br />

und die Institute für medizinische<br />

Informatik der Universitäten in Frage.<br />

Die Qualifikationsmöglichkeiten reichen<br />

vom Studium der Medizinischen<br />

Informatik über den Erwerb der Zusatzqualifikation<br />

„Med. Informatik“ im<br />

Rahmen der ärztlichen Weiterbildung<br />

bis hin zu berufsbegleitenden Seminaren.<br />

Gesundheitsmanagement,<br />

Controlling<br />

Das gesamte Gesundheitswesen befindet<br />

sich derzeit in einer Phase der<br />

Umstrukturierung. Privatisierung von<br />

Krankenhäusern, Sicherung der Krankenversorgung<br />

und Ökonomisierung<br />

des Mitteleinsatzes sind einige der<br />

Schlagwörter in der öffentlichen Diskussion.<br />

Die auf Grund der zunehmenden<br />

Kostenentwicklung gestellten Erwartungen<br />

bzw. Forderungen an ein<br />

modernes, betriebswirtschaftlich orientiertes<br />

Krankenhausmanagement<br />

unterstreichen in diesem Zusammenhang<br />

die zunehmende Bedeutung von<br />

„Medical Controlling“, denn die Auswirkungen<br />

der Gesundheitsreformgesetze<br />

sind insbesondere in den Krankenhäusern<br />

zu spüren. Vor allem das<br />

Fallpauschalensystem (Diagnosis Related<br />

Groups bzw. DRG) führt zu einem<br />

erhöhten Bedarf an entsprechenden<br />

Fachleuten. Aber auch die datenschutzrechtlichen<br />

Belange bei der Einführung<br />

der Disease-Management-Programme<br />

(DMP), die besonders<br />

sorgfältig beachtet werden müssen,<br />

erfordern sehr wahrscheinlich zusätzliches,<br />

hochqualifiziertes Personal.<br />

Detaillierte Kenntnisse beispielsweise<br />

in Betriebswirtschaft, im Rechnungswesen,<br />

der Gesundheitsökonomie, in<br />

allen notwendigen Controllingfunktionen<br />

sowie einem effizienten EDV-<br />

Einsatz gewinnen dabei zunehmend an<br />

Bedeutung.<br />

Auch wenn ein Teil dieser Aufgaben<br />

derzeit noch von den leitenden Ärztinnen<br />

und Ärzten quasi nebenbei zusätzlich<br />

übernommen wird, wird es zukünftig<br />

vermehrt <strong>Mediziner</strong> (nicht nur in<br />

den Großkliniken) geben, die sich ausschließlich<br />

mit Management bzw. Controllingaufgaben<br />

beschäftigen, weil die<br />

Ausschöpfung von Möglichkeiten zur<br />

Erhöhung der Wirtschaftlichkeit zunehmend<br />

zur Überlebensfrage vieler<br />

Kliniken wird.<br />

Entsprechende Fortbildungsseminare<br />

im Gesundheitsbereich wenden sich<br />

aber nicht nur an <strong>Mediziner</strong>, sondern<br />

auch an Ökonomen und Juristen. Zielsetzung<br />

ist die Qualifizierung für die<br />

Übernahme von Leitungsfunktionen<br />

im Gesundheitswesen. Dazu gehören<br />

beispielsweise auch das Qualitätsmanagement<br />

oder die Unternehmensbe-<br />

85


atung für Krankenhäuser und andere<br />

medizinische Einrichtungen.<br />

Medizintechnik/Telemedizin<br />

Der Bedarf an Spezialisten auf dem<br />

Grenzgebiet zwischen Medizin, Technik<br />

und Naturwissenschaften nimmt<br />

zu, denn die Technisierung in der Medizin<br />

schreitet immer weiter und<br />

schneller fort. Die Entwicklung von<br />

High-Tech-Produkten auf diesem Gebiet<br />

ist zwar zunächst eine Domäne<br />

der Physiker und Ingenieure, auch bestehen<br />

enge Bezüge zur medizinischen<br />

Informatik. Aber bei der Projektplanung,<br />

im Marketing und Vertrieb, beim<br />

Kundenservice beispielsweise ist in<br />

zunehmendem Maße auch medizinischer<br />

Sachverstand gefragt.<br />

Zu den Aufgaben gehören Forschungsund<br />

Entwicklungstätigkeiten in der Industrie,<br />

an Hochschulen, aber auch<br />

die Beratung von Krankenhäusern,<br />

beispielsweise bei der Einrichtung und<br />

Betreuung von telemedizinischen Geräten<br />

und anderen neuen, technisch<br />

aufwendigen Verfahren sowie im Umweltschutzbereich.<br />

Die Telemedizin etwa wird sich vermutlich<br />

rasch weiterentwickeln, neue<br />

Beschäftigungsfelder eröffnen und<br />

nicht nur dazu beitragen, Kosten einzusparen,<br />

sondern auch die Kommuni-<br />

86<br />

kation zwischen vernetzten Einrichtungen<br />

und damit auch die Versorgungsqualität<br />

für die Patienten verbessern.<br />

Die Anzahl bezahlbarer und zuverlässiger<br />

medizinischer Systeme nimmt zu,<br />

so dass sich dieser Bereich schnell<br />

vergrößern dürfte. In Bayern sind derzeit<br />

mehrere telemedizinische Projekte<br />

in der Erprobung, etwa telemedizinische<br />

Anwendungen in der Endoskopie,<br />

bei der Entwicklung von Sicherheitsstandards<br />

in der medizinischen Versorgung<br />

sowie beim Aufbau eines flächendeckendenKommunikationsnetzes<br />

zwischen der Uniklinik Regensburg<br />

sowie weiteren Kliniken und Arztpraxen<br />

in der Region Ostbayern. Auch die<br />

Uniklinik Greifswald hat ein telemedizinisches<br />

Netz in der neurochirurgischen<br />

Versorgung aufgebaut. Seit<br />

1995 ist bereits ein flächendeckendes<br />

Telekonsultations-Netzwerk in Mecklenburg-Vorpommern<br />

installiert, welches<br />

alle größeren Kliniken miteinander<br />

verbindet.<br />

Pharmazeutische Industrie/<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Im Wesentlichen wird medizinisches<br />

Fachwissen in dieser Branche in zwei<br />

Bereichen benötigt: in der Forschung<br />

und Entwicklung (insbesondere bei<br />

der Arzneimittelentwicklung, -prüfung,<br />

-zulassung, -sicherung) sowie in den<br />

gleichermaßen wichtigen Sektoren


Management, Information, Service<br />

und Vertrieb. Die Arbeit des <strong>Mediziner</strong>s<br />

in der Pharmaindustrie bietet somit<br />

eine Vielfalt von Funktionen und<br />

Tätigkeiten.<br />

Der fehlende, unmittelbare Patientenbezug<br />

(nur über das Arzneimittel) und<br />

die ärztliche Tätigkeit in abhängiger<br />

Beschäftigung kennzeichnen die ärztliche<br />

Tätigkeit in der pharmazeutischen<br />

Industrie. Als Schwerpunkte der ärztlichen<br />

Tätigkeit sind zu nennen:<br />

Präklinische Forschung<br />

Klinische Forschung<br />

Arzneimittelsicherheit<br />

der Vertriebsbereich mit Marketing<br />

und Außendienst.<br />

Medizinjournalismus<br />

In fast allen Tageszeitungen und Publikumszeitschriften<br />

finden sich heutzutage<br />

medizinische Beiträge, die sich<br />

zwar großer Beachtung bei der zunehmend<br />

gesundheitsbewussten Leserschaft<br />

erfreuen, aber nicht immer<br />

stammen die Beiträge von fachkundigen,<br />

medizinisch vorgebildeten Autoren.<br />

Zurzeit gibt es im populärwissenschaftlichen<br />

Bereich noch viele Autodidakten,<br />

die in Zeitungen und Zeitschriften,<br />

aber auch in den anderen<br />

Medien zum Thema Gesundheit und<br />

Medizin publizieren. Um die vermittelnde<br />

und aufklärende Funktion zwischen<br />

Wissenschaft und Öffentlichkeit<br />

zu qualifizieren, gibt es Bestrebungen,<br />

neben den Autodidakten, die im Medizinjournalismus<br />

zur Zeit noch tonangebend<br />

sind, <strong>Mediziner</strong> zu publizistisch<br />

versierten, ausgebildeten Medizin-<br />

Kommunikatoren zu qualifizieren.<br />

Bei rund 350 medizinischen und pharmazeutischen<br />

Fachzeitschriften müsste<br />

sich eigentlich auch in diesem Bereich<br />

die eine oder andere interessante<br />

Alternative für <strong>Mediziner</strong>innen oder<br />

<strong>Mediziner</strong> als Medizinjournalist und in<br />

Fachverlagen ergeben; dennoch sind<br />

full time jobs für <strong>Mediziner</strong> in diesem<br />

Bereich bisher eher die Ausnahme,<br />

Teilzeitarbeit oder die freiberufliche<br />

Tätigkeit auf Honorarbasis dagegen<br />

die Regel.<br />

Medizinjournalisten zählen zu den Wissenschaftsjournalisten<br />

und Technischen<br />

Redakteuren, haben meist ein<br />

Medizinstudium abgeschlossen, berufliche<br />

Erfahrungen gesammelt und sich<br />

aus Interesse und oft ohne weiteres<br />

Aufbaustudium oder Volontariat dem<br />

Journalismus zugewandt. Freie Medizinjournalisten<br />

arbeiten häufig für<br />

mehrere Medien wie Tages-, Wochenund<br />

Fachzeitungen, Hörfunk und Fernsehen<br />

sowie für Online-Redaktionen<br />

großer Verlagshäuser.<br />

87


<strong>Mediziner</strong> in Unternehmensberatungen/Consulting<br />

Auch in der Unternehmensberatung<br />

zeichnen sich Möglichkeiten für <strong>Mediziner</strong>innen<br />

und <strong>Mediziner</strong> ab, denn die<br />

Umstrukturierung unseres Gesundheitswesens<br />

schreitet fort. Auch wenn<br />

derzeit medizinisch vorgebildete Mitarbeiter<br />

eher noch die Ausnahme sein<br />

dürften - Privatisierung von Krankenhäusern,<br />

Sicherung der Krankenversorgung<br />

und die Ökonomisierung des<br />

Mitteleinsatzes bei immer knapper<br />

werdenden Budgets - erfordern in immer<br />

stärkerem Maße kaufmännisches<br />

und unternehmerisches Denken und<br />

insofern auch spezifische und fach-<br />

88<br />

kundige Dienstleistungen von Unternehmensberatungen<br />

in diesem wichtigen<br />

Bereich.<br />

Es gibt bereits Unternehmensberatungen,<br />

die sich etwa auf Consulting im<br />

Bereich des Krankenhausmanagements<br />

spezialisiert haben und<br />

zunehmend an Mitarbeitern mit medizinischer<br />

Vorbildung interessiert<br />

sind.


Hinweise zur Einkommenssituation<br />

Ein beträchtlicher Teil der Berufsanfänger<br />

unter den Ärzten findet sein<br />

erstes Anstellungsverhältnis in Krankenhäusern<br />

im öffentlichen Dienst<br />

oder in Einrichtungen, deren Tarifgestaltung<br />

sich an die Vergütungsrichtlinien<br />

des öffentlichen Dienstes anlehnt.<br />

Insofern gelten in Kliniken, die<br />

sich in öffentlicher oder kirchlicher<br />

Trägerschaft befinden, in etwa gleiche<br />

Gehaltsstrukturen wie bei den von<br />

Kommunen oder überörtlichen Sozialhilfeträgern<br />

betriebenen Häusern. Die<br />

Vergütungen im Öffentlichen Dienst<br />

sind sehr stark abhängig von den persönlichen<br />

und familiären Verhältnissen.<br />

Ein junger Klinikarzt verdient heute<br />

im Schnitt 11 € in der Stunde und<br />

2.009 € netto im Monat, nach einer<br />

Untersuchung des Deutschen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung (DIW). Laut<br />

der Entgeltordnung des seit Juni 2006<br />

gültigen neuen Tarifvertrags für Ärztinnen<br />

und Ärzte an Universitätskliniken<br />

unterscheiden sich vier Entgeltgruppen:<br />

Arzt (West: 3.600 € im 1. Jahr/<br />

Ost: 3.200 €), Facharzt (4.750 €/<br />

4.200 € ab dem 1. Jahr), Oberarzt<br />

(5.950 €/5.300 € ab dem 1. Jahr) und<br />

ständige Vertretung des Chefarztes<br />

(7.000 €/6.200 € ab dem 1. Jahr). Die<br />

Entgelte für Ärzte in kommunalen<br />

Krankenhäusern, für die es 2006<br />

ebenfalls einen neuen Tarifvertrag<br />

gab, sind vergleichbar. Beide Tarifverträge<br />

sind zu finden unter<br />

www.marburger-bund.de.<br />

Bei niedergelassenen Ärzten ist das<br />

Einkommen in den vergangenen Jahren<br />

im Durchschnitt nicht mehr gestiegen.<br />

Nach dieser Erhebung reichen die<br />

Verdienstmöglichkeiten in kleineren<br />

Praxen kaum zur Existenzsicherung<br />

aus. Auch dieser Aspekt dürfte in den<br />

vergangenen Jahren mit dazu beigetragen<br />

haben, dass der Arztberuf an Anziehungskraft<br />

verloren hat.<br />

Niedergelassene Ärzte verdienen einer<br />

Erhebung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

(KBV) von 2003 zufolge<br />

nach Abzug der Praxiskosten im<br />

Westen durchschnittlich 84.976 €, im<br />

Osten 78.268 €. Zu diesem Bruttoeinkommen<br />

kommen noch die Einnahmen<br />

aus der Behandlung von Privatpatienten<br />

hinzu. Im Ergebnis seien die In-<br />

89


ternisten in den alten Bundesländern<br />

mit einem durchschnittlichen Überschuss<br />

inklusive Einkommen durch<br />

Privatpatienten in Höhe von 137.016<br />

€ die Arztgruppe mit dem im Durchschnitt<br />

besten Einkommen. Am unteren<br />

Ende der ärztlichen Einkommensskala<br />

liegen die Hautärzte im Osten;<br />

sie erzielten ein durchschnittliches<br />

Einkommen von 62.892 €.<br />

90


Angebote der<br />

Bundesagentur für Arbeit<br />

Die Bundesagentur für Arbeit unterhält<br />

mit dem KURSNET die europaweit<br />

größte Datenbank über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />

Sie ist als<br />

Online- Datenbank im Internet unter<br />

www.kursnet.arbeitsagentur.de einsehbar.<br />

Weit über hundert Stichworte aus<br />

dem medizinischen Bereich bieten umfassende<br />

und vollständige Informationsmöglichkeiten<br />

zur Weiterbildung<br />

von Ärztinnen und Ärzten. Unter bestimmten<br />

Voraussetzungen können<br />

Maßnahmen der Fort- und Weiterbildung<br />

von den Agenturen für Arbeit gefördert<br />

werden. Hierzu müssen in jedem<br />

Fall Gespräche mit den zuständigen<br />

Fachkräften der Bundesagentur<br />

geführt werden.<br />

Die Berufsinformationszentren (BIZ)<br />

der Agenturen für Arbeit bieten anhand<br />

von gedruckten, audiovisuellen<br />

und EDV - gestützten Medien die Möglichkeit,<br />

sich auch über Fragen der Bewerbung<br />

und Vorstellung umfassend<br />

und ohne vorherige Anmeldung zu informieren.<br />

Wer bei der Suche nach einem Arbeitsplatz<br />

das Informations-, Beratungs-<br />

und Vermittlungsangebot der<br />

Agenturen für Arbeit in Anspruch nehmen<br />

will, sollte sich grundsätzlich an<br />

die nächstgelegene Agentur für Arbeit<br />

wenden. Alle Agenturen für Arbeit sind<br />

per EDV untereinander vernetzt; die<br />

regional oder bundesweit vorhandenen<br />

Stellenangebote für Akademiker<br />

können im Internet unter<br />

www.arbeitsagentur.de eingesehen<br />

und ausgewählt werden. Darüber hinaus<br />

kann natürlich auch die persönliche<br />

Hilfe der Arbeitsvermittler in den<br />

Agenturen für Arbeit in Anspruch genommen<br />

werden.<br />

Auf den Internetseiten der Bundesagentur<br />

findet man darüber hinaus<br />

wichtige Informationen rund um Leistungen<br />

und Angebote. Wer eine Arbeitsstelle<br />

sucht, kann die Stellen- und<br />

Bewerberbörse nutzen. Informationen<br />

über die Agentur vor Ort findet man<br />

unter dem Link "Ihre Agentur für Arbeit".<br />

91


Für die Vermittlung von Führungskräften<br />

im medizinischen Bereich, also<br />

von Chef- und Oberärzten sowie anderen<br />

ärztlichen Führungskräften in der<br />

oberen und obersten Leitungsebene,<br />

in Industrie und öffentlichem Gesundheitswesen<br />

sowie leitende Krankenhausmanager,<br />

ist grundsätzlich die<br />

ManagementAgentur Europa (MAE)<br />

der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung<br />

(ZAV) in Bonn zuständig. Näheres unter<br />

Tel.: +49 (0) 228 / 7 13 -12<br />

86,Fax: +49 (0) 228 /713-270-1188,<br />

E-Mail:<br />

Bonn-zav.fw@arbeitsagentur.de<br />

Auch bei der Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

im Ausland ist die<br />

ZAV eine bewährte Adresse (siehe Kapitel<br />

„Beschäftigungsmöglichkeiten im<br />

Ausland“).<br />

92


Autorin Marion Rang<br />

Marion Rang ist seit 2003 in der Zentralstelle<br />

für Arbeitsvermittlung (ZAV)<br />

und seit 2004 im Arbeitsmarkt-<br />

Informationsservice (AMS) tätig.<br />

Nach dem Studium der Germanistik,<br />

Psychologie und Soziologie an der Universität<br />

Bielefeld und dem Abschluss<br />

Magistra Artium absolvierte sie ein Volontariat<br />

bei der Neuen Westfälischen<br />

Zeitung und arbeitete danach als Lokalredakteurin.<br />

Die 35-Jährige ist zurzeit Redakteurin<br />

im AMS und beschäftigt sich mit den<br />

Berufsgruppen Ärzte und Apotheker,<br />

Geisteswissenschaftler, Sozialwissenschafter,<br />

Sozialpädagogen und Sozialarbeiter,<br />

Lehrer, Kreative und Medienberufe.<br />

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Autor Manfred Bausch<br />

Nach einem Studium der Rechts- und<br />

Politischen Wissenschaften in Frankfurt,<br />

Saarbrücken und Berlin, das er<br />

als Diplom-Politologe abschloss, arbeitete<br />

Manfred Bausch in verschiedenen<br />

hauptamtlichen Funktionen in der Erwachsenenbildung.<br />

Von 1978 bis<br />

1992 war er zunächst in der Berufsberatung<br />

und der Akademikervermittlung<br />

der Bundesagentur für Arbeit in Beratungs-<br />

und Führungsfunktionen tätig.<br />

Danach arbeitete er als wissenschaftlicher<br />

Autor im Arbeitsmarkt-<br />

Informationsservice (AMS) der Zentralstelle<br />

für Arbeitsvermittlung (ZAV) in<br />

Bonn.<br />

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Schwerpunktmäßig beschäftigte er<br />

sich mit Arbeitsmarktthemen aus den<br />

Bereichen Geistes- und Sozialwissenschaften,<br />

Medizin und Pharmazie. Er<br />

hat zahlreiche Veröffentlichungen zum<br />

Akademikerarbeitsmarkt vorgelegt.


Notizen<br />

95


Bestellung:<br />

Tel.: 0 18 05 / 00 38 65<br />

Montag - Freitag, 8 - 18 Uhr<br />

14 Cent/Minute<br />

Mail: arbeitsagentur@ibro.de<br />

Web: www.ba-bestellservice.de<br />

Versandkostenpauschale:<br />

2,50 Euro

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