Moderne Materialbeschaffung im Krankenhaus - AGKAMED
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gruendel_schiedek_06_06 02.06.2006 11:02 Uhr Seite 170<br />
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170<br />
�<br />
Centers und der jeweiligen Anwendergruppe<br />
vor, so wird deutlich,<br />
wie wichtig es ist, in den spezifischen<br />
Fachgebieten die Ärzte,<br />
das Pflegepersonal und die Techniker<br />
bzw. Medizintechniker in<br />
Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen.<br />
Nach den Vorarbeiten wird ein<br />
Treffen zur Vorstellung der verhandelten<br />
und erreichten Ergebnisse<br />
des Fachbereiches organisiert<br />
und in Abst<strong>im</strong>mung mit den<br />
Anwendern versucht, Schwerpunkt-Lieferanten<br />
festzulegen,<br />
um mit diesen verbindliche Abnahme-<br />
oder umsatzbezogene<br />
Verträge abzuschließen.<br />
Der steigende Kostendruck <strong>im</strong><br />
Gesundheitswesen hat dazu geführt,<br />
dass verantwortliche Mediziner<br />
in der Einkaufsgemeinschaft<br />
in den letzten Jahren hohe<br />
Sensibilität für die wirtschaftlichen<br />
Belange aller Prozesse in<br />
Kliniken entwickelt haben. Dies<br />
hat es ermöglicht, durch Lieferanten-FokussierungKonzentration<br />
auf ein ausgewähltes Produktsort<strong>im</strong>ent,<br />
Einkaufspreise zu<br />
erzielen, die eine Mehrversorgung<br />
von Patienten bei gleichem<br />
Budget sicherstellt.<br />
Einkaufsgemeinschaften sind ein<br />
Zusammenschluss mehrerer Kliniken<br />
mit dem Ziel, sich rein auf<br />
den Einkauf von Medikalprodukten,<br />
medizinischen Geräten<br />
bis hin zu Pharmazeutika zu spezialisieren.<br />
Die Einkaufsgemeinschaften<br />
unterscheiden sich in privatwirtschaftlich<br />
aufgestellte, gewinnorientierte<br />
Einkaufsverbünde,<br />
oder in nicht gewinnorientierte<br />
von der Klinikgemeinschaft getragene<br />
Verbünde, bei denen die<br />
Mitgliedshäuser direkt von den<br />
Preisvorteilen profitieren.<br />
Wichtig sind die Struktur, die<br />
Mitgliederzahl und das professionelle<br />
Management der Beschaffungsvorgänge<br />
in diesem Einkaufsverbund,<br />
um ein ausreichendes<br />
Gegengewicht zu den<br />
verhandelnden Industriepartnern<br />
zu bilden. Der Einfluss der<br />
Produktauswahl wird nicht durch<br />
die Lieferindustrie, sondern<br />
durch die eigene Gruppe, hier<br />
stellvertretend die Einkaufsgemeinschaft,<br />
vorgegeben.<br />
Das Einbeziehen der Einkäufer<br />
und der Anwender (Ärzte, Pflegepersonal,<br />
Medizintechniker<br />
und Techniker) in den Prozess der<br />
Produktauswahl, der Anfrageund<br />
Angebotsprozesse und in die<br />
Preisverhandlungen, ist der wichtigste<br />
Aspekt dieser Einkaufsverbünde,<br />
vor allem unter dem Gesichtspunkt,<br />
dass sich der einzelne<br />
<strong>Krankenhaus</strong>-Einkäufer<br />
auf eine best<strong>im</strong>mte Produktgruppe<br />
spezialisiert und sich<br />
nicht in der Tiefe mit den am<br />
Markt erhältlichen Produkten,<br />
Produktdifferenzierungen, Lieferanten<br />
und Preisen in den Produktgruppen<br />
beschäftigen muss.<br />
Somit kann man über Klinikgrenzen<br />
hinweg Kompetenzen aufbauen,<br />
die sich fachspezifisch intensiv<br />
mit einzelnen Produktgruppen<br />
auseinandersetzen. Die<br />
Vorbereitungen werden dann in<br />
der Anwendergruppe, einem<br />
interdisziplinären Team, diskutiert<br />
und abgest<strong>im</strong>mt. Somit findet<br />
über die Klinikgrenzen hinweg<br />
eine Produktstrukturierung,<br />
Sort<strong>im</strong>entsstraffung und Produktbündelung<br />
statt. Diese Kompetenz-Center<br />
agieren in Fachbereichen<br />
und Produktgruppen<br />
oder auch über Fachgebietsgrenzen<br />
hinweg und sichern mit strategischem<br />
Einkaufsmanagement<br />
nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des <strong>Krankenhaus</strong>es.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt der<br />
Zusammenarbeit innerhalb einer<br />
Einkaufsgemeinschaft ist auch<br />
der Kommunikationsfluss. Viele<br />
Einkaufsgemeinschaften kommunizieren<br />
noch mittels Papierlisten<br />
oder herkömmlichen Datenträgern.<br />
Zum opt<strong>im</strong>ierten Informationsaustausch<br />
können jedoch<br />
heute moderne Methoden<br />
der IT-Technik eingesetzt werden<br />
wie bspw. die Nutzung eigener<br />
webbasierter Portale. Über ein<br />
solches Portal werden tagesaktuell<br />
Preise, allgemeine Informationen,<br />
Rahmenverträge, Bonusvereinbarungen,Sonderangebote<br />
der Industrie sowie Schriftverkehr<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Diese Informationen stehen jedem<br />
Arzt, Einkäufer, Pfleger,<br />
Techniker sowie der Leitung der<br />
Klinik <strong>im</strong> Rahmen eines Intranets<br />
zur weiteren Verwendung<br />
zur Verfügung.<br />
Operativer Einkauf<br />
Die Prozessopt<strong>im</strong>ierung <strong>im</strong> Umfeld<br />
des operativen Einkaufs ist<br />
ein wichtiger weiterer Ansatz.<br />
Ebenso zählt die konsequente<br />
Nutzung der IT-Möglichkeiten<br />
hier zu den Erfolgsfaktoren.<br />
Nach der Angebotsphase und der<br />
Festlegung von Rahmenabkommen<br />
mit den Lieferanten erfolgt<br />
der operative Einkauf. Dieser beschäftigt<br />
sich mit dem Bestellprozess,<br />
der Lieferung und dem<br />
Rechnungsausgleich.<br />
Diese Teilprozesse werden konsequent<br />
und effizient strukturiert<br />
und mit elektronischen Hilfsmitteln<br />
unterstützt. Allerdings sollten<br />
die Prozesse <strong>im</strong> Vorfeld<br />
untersucht und strukturiert abgebildet<br />
werden, unter Einbeziehung<br />
der interdisziplinären Kompetenzen.<br />
Am jeweiligen Arbeitsplatz in<br />
der Klinik selbst sollte der Bestellvorgang<br />
durch den Anwender<br />
IT-unterstützt beginnen. Hier<br />
können Anwender auf so genanntee-Procurement-Lösungen,<br />
elektronische Bestellplattformen,<br />
zurückgreifen. Diese Bestellplattformen<br />
liefern dem Anwender<br />
ein für seine Bedürfnisse<br />
vorgegebenes Produktsort<strong>im</strong>ent,<br />
das vorher <strong>im</strong> Rahmen der interdisziplinären<br />
Teams für seinen<br />
Bereich festgelegt wurde. Dieses<br />
Produktspektrum wird als ‚Hitliste‘<br />
abgelegt; diese Hitlisten<br />
sind bei Änderungen flexibel anpassbar.<br />
Die Bestellplattform ist direkt<br />
mit dem Materialwirtschaftssystem<br />
(MAWI-System) der Klinik<br />
verbunden und verfügt für einen<br />
bidirektionalen Datenaustausch<br />
über eine umfangreiche<br />
Schnittstelle mit dem MAWI-<br />
System.<br />
Artikeldaten, Lieferantendaten<br />
und Preise werden in einer umfassenden<br />
Datenbank gepflegt<br />
und werden in Bereich der Bestellplattform<br />
ständig synchronisiert.<br />
Die erzeugten Bestellungen<br />
werden zudem in der MAWI aktualisiert.<br />
Weiterhin leitet das e-<br />
Procurementsystem die Bestellung<br />
elektronisch an den Lieferanten<br />
weiter und n<strong>im</strong>mt die Auftragsbestätigung,<br />
das Lieferavis<br />
(Anzeige wann die Lieferung<br />
voraussichtlich erfolgt), den Lieferschein<br />
und die Rechnung<br />
elektronisch entgegen und versorgt<br />
sowohl die Rechnungsprüfung<br />
als auch die Finanzbuchhaltung<br />
mit diesen Daten. Auf diese<br />
Weise wird der Gesamtprozess<br />
weitestgehend rationalisiert und<br />
effizient gestaltet.<br />
In den elektronischen Bestellprozess<br />
werden zusätzliche Geneh-<br />
Arzt und <strong>Krankenhaus</strong> 6/2006