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Qualitätskontrolle von Gesenkschmiermitteln mit dem ...

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Durch die Untersuchung<br />

<strong>von</strong> wasserbasierten<br />

Schmier<strong>mit</strong>teln <strong>mit</strong><br />

<strong>dem</strong> "Loebnitz-Test"<br />

wird eine schnelle und<br />

preiswerte Bewertung<br />

der Produktqualität im<br />

Wareneingang sowie in der<br />

Schmiedelinie ermöglicht.<br />

Bei der Qualitätsprüfung <strong>von</strong> Schmierstoffprodukten<br />

können, nach den hier gemachten<br />

Erfahrungen und den gewonnenen Ergebnissen,<br />

beim Wareneingang mindestens drei<br />

und im laufenden Betrieb mindestens zwei<br />

Messungen nach <strong>dem</strong> Loebnitz-Test Aufschluss<br />

über die Qualität des Schmier<strong>mit</strong>tels<br />

geben. Für diese Anzahl an Messungen kann<br />

aufgrund der geringen Streuung im Vergleich<br />

zur Referenztemperatur die Verwendbarkeit<br />

festgestellt werden. Hohe Streuungen sowie<br />

Abweichungen vom hinterlegten Referenzwert<br />

bei den Werten der Netztemperatur T Lo<br />

sind ein sicheres Indiz für Veränderungen des<br />

Schmier<strong>mit</strong>tels wie zum Beispiel das Absetzen<br />

der Netz<strong>mit</strong>tel aufgrund unangepasster<br />

Lagerung oder Frost. Auch unterschiedliche<br />

Konzentrationen des angemischten Schmier<strong>mit</strong>tels<br />

lassen sich so<strong>mit</strong> erkennen, was <strong>dem</strong><br />

Anwender bei Problemen im Schmiedeprozess<br />

die Fehlersuche erleichtert. Der Loebnitz-<br />

Test ist ein schnelles und einfaches Verfahren<br />

zur Überwachung der Schmierstoffqualität als<br />

Vergleichstest innerhalb eines Schmier<strong>mit</strong>telprodukts;<br />

der Test ist nicht geeignet zum<br />

Vergleich der Schmier<strong>mit</strong>telfähigkeit zwischen<br />

unterschiedlichen Schmierstoffen.<br />

Einleitung<br />

Gesenkschmierstoffe für Vertikalschmie<strong>dem</strong>aschinen<br />

auf der Basis <strong>von</strong> Wasser kommen<br />

aufgrund ihrer guten Kühl- und Schmiereigenschaften<br />

in zahlreichen Variationen zum<br />

Einsatz. Die Aufbringung erfolgt in je<strong>dem</strong><br />

Fall durch tröpfchenerzeugende Sprühsysteme,<br />

die das Gesenk flächig benetzen. Durch<br />

ein Verdampfen des Wassers wird die notwendige<br />

Kühlung erzeugt, und die auf der<br />

Oberfläche zurückbleibenden Feststoffe bilden<br />

die verschleißmindernde Schmierschicht.<br />

Insbesondere das Leidenfrost-Phänomen ist<br />

in diesem Zusammenhang <strong>von</strong> besonderer Bedeutung.<br />

Hierdurch kommt es für verschiedene<br />

Schmierstoffe und schwankende<br />

Schmierstoffkonzentrationen durch die<br />

Dampfpolsterbildung beim Auftreffen des<br />

Schmierstofftropfens auf die heiße Gesenkoberfläche<br />

zu einer unterschiedlich langen<br />

Kühldauer. Außer<strong>dem</strong> wird die Gesenkoberfläche<br />

nicht oder nur unzureichend benetzt,<br />

SPEKTRUM<br />

<strong>Qualitätskontrolle</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Gesenkschmier<strong>mit</strong>teln</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Benetzungstest<br />

nach Loebnitz<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd-Arno Behrens,<br />

Dipl.-Ing. Armin Küper, Hannover,<br />

Dipl.-Ing. Michael Gulde, Hamburg und<br />

Andreas Loebnitz, Essen<br />

sodass kein Schmierfilm aufgebaut wird. Eine<br />

charakteristische Temperatur zur Beschreibung<br />

des Netzverhaltens ist diejenige Temperatur,<br />

unterhalb der ein Benetzen der Oberfläche<br />

gewährleistet ist.<br />

Bild 1: Prüfgerät <strong>von</strong> <strong>Gesenkschmier<strong>mit</strong>teln</strong> nach A. Loebnitz<br />

Zur Charakterisierung der eingesetzten<br />

Schmierstoffe und zur laufenden Qualitätssicherung<br />

im Schmiedebetrieb ist im Rahmen<br />

eines Arbeitskreises im Industrieverband<br />

Massivumformung durch die Fa. Schaaff &<br />

Meurer GmbH ein Prüfverfahren entwickelt<br />

worden, das durch experimentelle Untersuchungen<br />

am Institut für Umformtechnik und<br />

Umformmaschinen (IFUM), Hannover, charakterisiert<br />

worden ist. Die für diesen Versuchsaufbau<br />

charakteristische Temperatur<br />

wird nach <strong>dem</strong> Erfinder des Tests, Andreas<br />

Loebnitz, Netztemperatur T Lo genannt. Diese<br />

Temperatur lässt allerdings keinen Rückschluss<br />

auf die Schmierfähigkeit zweier unterschiedlicher<br />

Schmierstoffe zu und soll in<br />

diesem Stadium nur der fortlaufenden<br />

<strong>Qualitätskontrolle</strong> dienen.<br />

Versuchsaufbau und Durchführung<br />

Der im Bild dargestellte Versuchsaufbau der<br />

Fa. Schaaff & Meurer ermöglicht die reproduzierbare<br />

Untersuchung der o. g. Phänomene<br />

und entsprechender Einflussgrößen. Für die<br />

tropfenweise Dosierung des Schmier<strong>mit</strong>tels<br />

auf die Probenoberfläche wird eine Spritze<br />

<strong>mit</strong> Hilfe eines Linearaktors bedient. Aufgrund<br />

des geregelten Vorschubs erfolgt eine<br />

dosierte Abgabe des<br />

Kühlschmier<strong>mit</strong>tels<br />

hinsichtlich Tropfengröße<br />

und kinetischer<br />

Energie. Die beheizte<br />

Referenzoberfläche<br />

ist geneigt, um das<br />

Abgleiten der Flüssigkeit<br />

auf einem eventuell<br />

entstehenden<br />

Dampfpolster zu gewährleisten.Hierdurch<br />

wird eine Unterscheidung,<br />

ob ein<br />

Benetzen der Oberfläche<br />

vorliegt oder<br />

nicht, ermöglicht.<br />

Die Temperatur<br />

der Oberfläche wird vor der Durchführung des<br />

Tests über einen Temperaturfühler wenige<br />

Millimeter unterhalb der Substratoberfläche<br />

auf eine Starttemperatur geregelt, die minimal<br />

ca. 10 °C über der vermuteten Netztemperatur<br />

TLo liegen sollte. Für erste Versuche zur Eingrenzung<br />

dieses Bereichs sind hohe Starttemperaturen<br />

im Bereich <strong>von</strong> 300°C zu<br />

wählen. Wenn diese Temperatur erreicht ist,<br />

wird die Heizpatrone abgeschaltet. Anschließend<br />

fällt die Temperatur kontinuierlich aufgrund<br />

der Abkühlung durch die teilweise<br />

verdampfenden Tropfen. Einhergehend <strong>mit</strong><br />

sinkender Temperatur lässt der Einfluss des<br />

Leidenfrost-Phänomens nach und die Kühlleistung<br />

durch den steigenden Anteil verdampften<br />

Mediums pro Tropfen steigt. So<strong>mit</strong><br />

fällt die Temperatur der Oberfläche kontinuierlich<br />

ab, bis die Oberfläche benetzt wird und<br />

der Wasseranteil des Tropfens schließlich<br />

vollständig verdampft ist. Diese Temperatur<br />

stellt die Netztemperatur für den jeweiligen<br />

Schmierstoff dar.<br />

33 SCHMIEDE-JOURNAL MÄRZ 2006


Für die Reproduzierbarkeit der Netztemperatur<br />

T Lo ist neben der wiederholten Prüfung<br />

des gleichen Mediums auch eine Reinigung<br />

der benetzten Oberfläche nach je<strong>dem</strong> Durchgang<br />

wichtig. Durch noch anhaftende<br />

Schmier<strong>mit</strong>telreste <strong>von</strong> vorhergehenden Untersuchungen<br />

kann die Verdampfung des<br />

Kühlschmier<strong>mit</strong>tels aufgrund <strong>von</strong> Keimbildungen<br />

begünstigt und so<strong>mit</strong> die Netztemperatur<br />

T Lo zu höheren Temperaturen verschoben<br />

werden. Auch Riefen oder grobe Unebenheiten<br />

durch Fertigungsungenauigkeiten können<br />

als Keimbildner wirken. Weiterhin sollte<br />

der Werkstoff für die Referenzoberfläche<br />

möglichst hart sein, um durch die Reinigung<br />

<strong>mit</strong> einer Drahtbürste keine Riefen in die<br />

Oberfläche einzubringen. Auch der Einsatz einer<br />

haftungsmindernden Hartstoffbeschichtung<br />

ist möglich, um die Verklammerung des<br />

sich verfestigenden Schmierstoffs zu erschweren<br />

und die anschließende Reinigung zu erleichtern.<br />

Die Beschaffenheit bzw. Topographie<br />

der Oberfläche hat jedoch keinen grundsätzlichen<br />

Einfluss auf die Netztemperatur<br />

T Lo .<br />

Grundsätzliche Aussagen zum<br />

Loebnitz-Test<br />

Berührt ein Schmierstofftropfen bei einer<br />

Temperatur oberhalb der Netztemperatur T Lo<br />

die heiße Stahloberfläche, so rollt er auf <strong>dem</strong><br />

sich ausbildenden Gaspolster die geneigte<br />

Ebene hinunter. Im Bild 2 ist die typische<br />

Kugelform des Schmierstofftropfens beim<br />

Abrollen dargestellt. Bei Erreichen der Netztemperatur<br />

T Lo beginnt der Schmierstoff aus<br />

<strong>dem</strong> Tropfen auf der heißen Stahloberfläche<br />

zu haften und gleitet nicht auf der geneigten<br />

Oberfläche hinab.<br />

Weiterhin gibt es unterschiedliche Formen<br />

des Benetzens für unterschiedliche Schmier<strong>mit</strong>tel.<br />

Einige Produkte netzen flächig und der<br />

Graphitfilm wird gleichmäßig verteilt. Andere<br />

Produkte bilden kleinere oder größere Punkte<br />

auf der Oberfläche oder ziehen sich als Tropfen<br />

zusammen. Diese Erscheinung trifft oft<br />

bei Mitteln <strong>mit</strong> hoher Netztemperatur T Lo<br />

sowie bei graphitfreien Mitteln auf.<br />

Bild 2: Unterschiedliches Benetzungsverhalten für verschiedene Temperaturniveaus<br />

Die Schmierstoffe können ferner ein charakteristisches<br />

Verdampfungsbild des Tropfens<br />

beim Auftreffen auf die heiße Stahloberfläche<br />

ausbilden. Dieses kommt durch die individuelle<br />

chemische Zusammensetzung so-<br />

SCHMIEDE-JOURNAL MÄRZ 2006<br />

SPEKTRUM<br />

wie den angesetzten Konzentrationsgrad im<br />

wässrigen Medium zustande. Als Basis für die<br />

untersuchten Gesenkschmierstoffe zeigt Wasser<br />

für die Untersuchung daher die gleichmäßigsten<br />

Benetzungstemperaturwerte. Für<br />

reines Wasser liegt diese Temperatur bei ca.<br />

176 °C und ist <strong>mit</strong> einer geringen Abweichung<br />

<strong>von</strong> 0,6 % für fünf Wiederholungen sehr gut<br />

reproduzierbar.<br />

Auch der Anteil und die Zusammensetzung<br />

der Additive im Schmier<strong>mit</strong>tel haben Auswirkungen<br />

auf die Netztemperatur. Je höher<br />

ihr Anteil am Schmierstoff ist, desto produktspezifischer<br />

wird das Verhalten beim Erreichen<br />

der Temperatur T Lo . Der Schmierstofftropfen<br />

rollt dabei kochend die schiefe Stahloberfläche<br />

herab und verkleinert sich stetig.<br />

Bei geringen Mischungsverhältnissen bzw.<br />

geringerer Additivkonzentration ist die Netztemperatur<br />

T Lo der<br />

Schmierstoffe in der<br />

Regel bis auf ca. 2 bis<br />

3 °C reproduzierbar.<br />

Ein Verdünnungsgrad<br />

<strong>von</strong> 1:10 sollte nicht<br />

unterschritten werden,<br />

um die Reproduzierbarkeit<br />

und Ablesegenauigkeit<br />

zu gewährleisten.<br />

Abweichungen im<br />

Rahmen der er<strong>mit</strong>tel-<br />

ten Temperatur während<br />

fünf Wiederholungen<br />

liegen unter<br />

anderem an der unpräzisen<br />

Möglichkeit, die Temperatur schnell<br />

genug zu erfassen, sowie an Störeinflüssen auf<br />

der Stahloberfläche. Eine automatische Aufnahme<br />

der Netztemperatur T Lo könnte die<br />

Reproduzierbarkeit erhöhen.<br />

Weiterhin wird der Zeitpunkt der Verdampfung<br />

<strong>von</strong> anhaftenden festen Schmierstoffpartikeln<br />

durch beginnende Schichtbildung, wie<br />

oben beschrieben, beeinflusst. Bei schon vorhandenen<br />

Schmierstoffablagerungen liegt die<br />

Temperatur T Lo höher und unterstreicht so<strong>mit</strong><br />

die Notwendigkeit für vergleichbare Zustände<br />

zu Beginn jeder einzelnen<br />

Untersuchung<br />

hinsichtlich Starttemperatur,<br />

Reinheit und<br />

Neigung der Oberfläche,Vorschubgeschwindigkeit,Verdünnung<br />

und Absetzdauer<br />

des zu untersu-<br />

chenden Mediums.<br />

Nach unserer Meinung<br />

beeinflusst ein<br />

Konzentrationsunterschied<br />

die Verdampfungsgeschwindigkeit im<br />

Gegensatz zum Verdampfungspunkt nicht.<br />

Chemische Bestandteile im Schmierstoff wie<br />

Additive, die die Eigenschaften der Trägerflüssigkeit<br />

verändern, können hingegen zu ei-<br />

34<br />

ner Verschiebung des Verdampfungspunkts<br />

und so<strong>mit</strong> zu einer veränderten Netztemperatur<br />

T Lo führen.<br />

Ergebnisse<br />

Zur statistischen Absicherung wurden <strong>mit</strong><br />

jeder Schmierstoffkonzentration fünf identische<br />

Messungen durchgeführt. Außer<strong>dem</strong><br />

wurde die prozentuale Abweichung zwischen<br />

der größten und der kleinsten gemessenen<br />

Temperatur angegeben. Ferner wurden Besonderheiten,<br />

die bei der Verdampfung des Tropfens<br />

beobachtet wurden, beschrieben. Insgesamt<br />

wurden Tests für elf unterschiedliche<br />

Schmierstoffe <strong>mit</strong> jeweils zwei Konzentrationsgraden<br />

durchgeführt. Aus den durchgeführten<br />

Tests <strong>mit</strong> unterschiedlichen Schmierstoffen<br />

in unterschiedlichen Verdünnungen<br />

haben sich die folgenden Ergebnisse ergeben.<br />

Bild 3: Loebnitz-Temperaturen für verschiedene Gesenkschmierstoffe<br />

Quelle: IFUM<br />

Insgesamt bewegt sich die Streubreite der<br />

gemessenen Referenztemperaturen im Bereich<br />

bis ca. 3 %. Aber auch deutlich höhere<br />

Werte, bis zu 30 %, sind aufgetreten. Diese<br />

hohen Abweichungen lassen sich im vorliegenden<br />

Fall auf die Heterogenität des<br />

Schmier<strong>mit</strong>tels in Folge des Absetzens der<br />

Schmier<strong>mit</strong>tel erklären.<br />

Der Einsatzbereich des vorgestellten Testverfahrens<br />

liegt in vergleichenden Messungen<br />

eines Kühlschmier<strong>mit</strong>tels. Die Testergebnisse<br />

zweier verschiedener Schmier<strong>mit</strong>telprodukte<br />

sind nicht <strong>mit</strong>einander vergleichbar, da die<br />

Netztemperatur T Lo vom Verdünnungsgrad<br />

eines Schmier<strong>mit</strong>tels abhängig ist und nicht<br />

<strong>mit</strong> der maximalen Einsatztemperatur des<br />

Schmier<strong>mit</strong>tels gleichzusetzen ist.<br />

Zur Bewertung und Untersuchung einer<br />

Charge eines Schmier<strong>mit</strong>telprodukts ist als<br />

Vergleichswert die Temperatur einer einwandfreien<br />

Charge erforderlich. In den Versuchen<br />

hat sich eine Temperaturabweichung <strong>von</strong><br />

± 3 % empirisch als Toleranzbereich herausgestellt.<br />

Für größere Temperaturabweichungen<br />

ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass die Vergleichsproben<br />

nicht identisch sind. Auch ist<br />

eine Bewertung des Schmier<strong>mit</strong>tels im Hinblick<br />

auf die Ausbildung des Schmierfilms<br />

und der Haftfähigkeit desselben bei ausreichender<br />

Erfahrung möglich. ■

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