Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

Mato Kosyk
(übersetzt von Klaus-Peter Jannasch)
Niedersorbisch
Popajźony spiwarik
Spiwarik bu łapjony
a do klětki zawrěty,
nuzkany bu k spiwanju
w snadnem śmojtem domcyku.
Ptašack pak se tužašo,
głowka jomu wisašo,
błotka su jom wezeli,
z towariškow wunjasli.
Z tśikotom jan płakašo
samotniwe ptašacko;
złamaś co se wutšobka,
gaž won spiwa na błotka.
Ja som ak to ptašacko
w cuzej zemi daloko,
o ja zgubich Łužycu,
mojog njebja kšasotu!
Hochdeutsch
Gefangenes Vögelein
Sorbisch
Kleiner Sänger eingefangen
sitzt im Käfig voller Bangen,
muss nun singen, kann nicht raus
aus dem engen dunklen Haus.
Doch das Vöglein trauert sehr,
hat nun keinen Spreewald mehr,
wo die andern Sänger leben,
die ihm Freud und Heimat geben.
Und sein Singen klingt wie Weinen,
denkt er einsam an die Seinen,
schwer und schwerer wird sein Herz,
wenn er heimwärts singt im Schmerz.
Ich bin gleich dem Vögelein,
muss im fremden Lande sein,
fern die Heimat – Herzeleid –
meines Himmels Herrlichkeit.
Aus: „Mato Kosyk, Basni-Gedichte-Poems“, Hrsg. von Klaus-Peter Jannasch und Roland Marti,
Chośebuz, Saarbrücken 2003. Das Gedicht „Gefangenes Vögelein“ ist 1892, neun Jahre
nach Kosyks Auswanderung nach Nebraska, entstanden. Es berührt das Thema seiner
Ver bundenheit mit der wendisch/sorbischen Heimat: Die Kulturlandschaft des Spreewalds
wurde entscheidend durch die Wenden/Sorben geprägt.
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