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Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

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Die ersten umfangreicheren schriftlichen Überlieferungen <strong>in</strong> sorbischer<br />

Sprache waren Übersetzungen religiöser Texte. Zu den ältesten Schriftdenkmälern<br />

gehören die Übersetzung <strong>des</strong> Neuen Testaments (1548) von<br />

Mikławš Jakubica aus dem Gebiet östlich der Neiße <strong>und</strong> der Wolfenbütteler<br />

Psalter (16. Jahrh<strong>und</strong>ert), wahrsche<strong>in</strong>lich aus der Gegend um Luckau: bei<strong>des</strong><br />

Texte, die dem heutigen Niedersorbischen territorial nahe stehen. Die<br />

ältesten größeren überlieferten Texte <strong>des</strong> Obersorbischen stammen aus<br />

den 90er-Jahren <strong>des</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>erts: e<strong>in</strong>e Handschrift mit obersorbischen<br />

Kirchenliedern (Gregorius 1593) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Übersetzung <strong>des</strong> Kle<strong>in</strong>en Katechismus<br />

von Luther (Warichius 1595).<br />

Das erste gedruckte sorbische Buch war 1574 das Wendische Gesangbuch<br />

mit Katechismus von Alb<strong>in</strong> Moller (niedersorbisch). Übersetzungen <strong>des</strong><br />

gesamten Neuen Testaments wurden erst zu Beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

gedruckt: 1706 veröffentlichte es Michael Frentzel auf Obersorbisch, 1709<br />

gab Johann Gottlieb Fabricius die niedersorbische Version heraus. E<strong>in</strong> umfangreicheres<br />

nichtreligiöses Schrifttum <strong>in</strong> sorbischer Sprache entstand<br />

erst im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Ausgelöst durch die Aufklärung <strong>und</strong> den Völkerfrühl<strong>in</strong>g<br />

entwickelte sich auch bei den Sorben e<strong>in</strong> nationales Selbstbewusstse<strong>in</strong>.<br />

Diese nationale Wiedergeburt setzte im Obersorbischen früher<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiver e<strong>in</strong> als im Niedersorbischen. Man begann Zeitungen <strong>und</strong><br />

Zeitschriften <strong>in</strong> obersorbischer <strong>und</strong> niedersorbischer Sprache herauszugeben,<br />

Werke der Lyrik <strong>und</strong> Prosa erschienen. E<strong>in</strong>en ersten Höhepunkt<br />

bildet hier das dichterische Werk <strong>des</strong> Obersorben Handrij Zejler (1804–1872);<br />

für das Niedersorbische ist <strong>in</strong>sbesondere Mato Kosyk (1853–1940) hervor zuheben.<br />

Daneben erfuhr die wissenschaftliche Beschreibung <strong>des</strong> Ober- <strong>und</strong><br />

Niedersorbischen <strong>in</strong> Grammatiken <strong>und</strong> Wörterbüchern e<strong>in</strong>en sichtbaren<br />

Aufschwung.<br />

5.3 Besonderheiten der Sprache<br />

Das Sorbische gehört wie das Polnische, Kaschubische, Tschechische <strong>und</strong><br />

Slowakische zu den westslawischen Sprachen.<br />

Sowohl das Ober- als auch das Niedersorbische weisen die geme<strong>in</strong>samen<br />

Merkmale dieser Sprachengruppe auf. Dazu gehören unter anderem, der<br />

Erhalt der Anlautgruppen *kvě, *gvě (os./ns. kwětka „Blume“, ns. gwězda<br />

„Stern“, os. weiterentwickelt zu hwězda gegenüber ost- <strong>und</strong> südslawischem

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