Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...
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5. Sorbisch<br />
5.1 Sprachgebiet<br />
Sorbisch<br />
Die Sorben s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> westslawisches Volk, das <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> als nationale<br />
M<strong>in</strong>derheit anerkannt ist. Die Heimat der Sorben ist die Ober- <strong>und</strong> Niederlausitz<br />
<strong>in</strong> den B<strong>und</strong>esländern Sachsen <strong>und</strong> Brandenburg. Das Sprachgebiet<br />
Sorbisch reichte e<strong>in</strong>st von Oder, Bober <strong>und</strong> Queis (heute auf polnischem<br />
Territorium) im Osten bis zur Saale <strong>und</strong> Elbe im Westen <strong>und</strong> vom Lausitzer<br />
<strong>und</strong> Erzgebirge im Süden bis zu e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ie Frankfurt/Oder–Köpenick–<br />
Jüterbog–Barby im Norden.<br />
Heute ist es erhalten im ursprünglichen Siedlungsgebiet der altsorbischen<br />
Stämme der Lusizer <strong>und</strong> Milzener. Das heutige zweisprachige sorbischdeutsche<br />
Siedlungsgebiet ist auf acht Landkreise der B<strong>und</strong>esländer Sachsen<br />
<strong>und</strong> Brandenburg aufgeteilt: vom Landkreis Dahme-Spreewald im<br />
Norden bis zum Landkreis Bautzen im Süden. Die ursprüngliche deutsche<br />
Bezeichnung der Sorben lautete Wenden. Dieser Name wird <strong>in</strong> Brandenburg<br />
noch <strong>in</strong> der offiziellen Bezeichnung Sorben/Wenden beziehungsweise<br />
sorbisch/wendisch benutzt. Heute gibt es circa 60.000 Sorben<br />
(40.000 <strong>in</strong> der Ober- <strong>und</strong> 20.000 <strong>in</strong> der Niederlausitz), wovon jedoch nur<br />
höchstens die Hälfte aktive Sprecher <strong>des</strong> Sorbischen s<strong>in</strong>d.<br />
5.2 Herkunft <strong>und</strong> Entwicklung der Sprache<br />
Die Sorben wanderten im 7. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>in</strong> das genannte Territorium e<strong>in</strong>.<br />
Der Verlust der politischen Selbstständigkeit der altsorbischen Stämme im<br />
10. Jahrh<strong>und</strong>ert, die nachfolgende Besiedlung <strong>des</strong> Gebiets durch Franken,<br />
Thür<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> Sachsen <strong>und</strong> der durch diese betriebene Lan<strong>des</strong>ausbau von<br />
Westen her führten allmählich zu e<strong>in</strong>er Verkle<strong>in</strong>erung <strong>des</strong> sorbischen<br />
Sprachgebiets. Seit dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert s<strong>in</strong>d Sprachverbote beziehungsweise<br />
Fälle von Diskrim<strong>in</strong>ierung der sorbischen Bevölkerung zum Beispiel<br />
<strong>in</strong> Zunftordnungen bekannt. Die ursprüngliche Ausdehnung <strong>des</strong> Gebietes<br />
lässt sich jedoch gut an den überlieferten Orts- <strong>und</strong> Flurnamen ablesen.<br />
Sorbischer Herkunft s<strong>in</strong>d zum Beispiel die Namen von Städten wie Leipzig<br />
(aus Sorbisch Lipsk zu lipa „L<strong>in</strong>de“), Chemnitz (aus Sorbisch Kamjenica zu<br />
kamjeń „Ste<strong>in</strong>“), Zossen (aus Sorbisch sosna „Kiefer“). Auch im deutschen<br />
Wortschatz hat das Sorbische Spuren h<strong>in</strong>terlassen, so zum Beispiel <strong>in</strong><br />
Quark (aus Altsorbisch tvarog) oder Graupe (aus Sorbisch krupa).<br />
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