Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

Deutsch
Meine liebe Frau!
Romanes
Ich bin von Frankfurt nach Neustadt gereiset: Unterwegens habe viele Beschwerlichkeiten
ausgestanden. Meine Mitgesellen zanckten sich immer; Es war kalt und
schlimm Wetter; die Kinder wurden kranck; meine Herberge worinn ich eingekehret,
brannte ab; meine Ziege und das jüngst gebohrne Kalb sind davon gelauffen;
das Flachs, Hampf und die Wolle, so meine Schwiegerin und Stieftochter gesponnen,
sind verbrañt. Kurz: ich war so arm, daß wir fast alle nackend waren. Ich dachte
mich durch Holzhauen und meiner Hände Arbeit, oder durch Handel und Wandel
zu nähren; alleine keiner wollte von mir etwas kauffen, oder etwas zum Pfande
annehmen, ich wurde vielmehr von einer Bande Soldaten überfallen, welche viele
von uns verwundet, drey getödtet, und mich auf ewig auf eine Festung gebracht.
Der Himmel bewahre dich vor einem solchen Unglück, und ich beharre
Dein getreuer Mann.
Eines der ältesten Dokumente in Romanes
ist dieser Brief eines Rom an seine Frau,
der im Jahre 1755 veröffentlicht wurde
(aus: Anonym, Wörter-Buch von der
Zigeuner-Sprache, nebst einem Schreiben
eines Zigeuners an seine Frau, Frankfurt
und Leipzig, 1755).
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