Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

Romanes
Das Romanes ist nicht kodifiziert, hat also keine verbindliche Normierung
erfahren wie die Nationalsprachen. Es gibt dementsprechend nur wenige
historische Zeugnisse, die in dieser Sprache abgefasst wurden. Ein Dokument,
das in einer Publikation von 1755 erhalten geblieben ist, ist der Brief
eines Sinto an seine Frau. Er ist nicht nur ein Zeugnis über die Sprache,
sondern auch über die damaligen Lebensumstände.
Der Gebrauch der Sprache in der Kunst hat bei den Sinti und Roma eine
lange Tradition. Aber erst in den 70er Jahren machten populäre Musiker aus
der Minderheit wie Schnuckenack Reinhardt, das Hamburger Ensemble
DuoZett und Häns’chen Weiss mit Liedtexten in Romanes ihre Sprache
einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Lieder in Romanes mitsamt der
deutschen Übersetzung wurden auf Plattenhüllen abgedruckt. In Köln
entstand mit dem Roma-Ensemble Pralipe eine Theatergruppe, die Stücke
in Romanes schrieb und aufführte. Die neuen elektronischen Medien
führen heute zu einer rapiden multidialektalen Verschriftlichung des
deutschen Romanes. Im Internet benutzen immer mehr zumeist jugendliche
Sinti und Roma ihre Sprache als schriftliches Kommunikationsmittel.
Dabei bleibt es nicht aus, dass das Romanes durch die willkürliche Schreibweise
und die teilweise bedenkenlose Aufnahme von Fremdwörtern nach
und nach verfremdet wird und der Verfall der Sprache beschleunigt wird.
Häns’chen Weiß bei einem Auftritt 2002
im Dokumentations- und Kulturzentrum
Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg
(Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum
deutscher Sinti und Roma in
Heidelberg)
37