Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...
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Die ersten Veröffentlichungen über das Romanes <strong>in</strong> Mitteleuropa gehen<br />
bis <strong>in</strong> das 16. Jahrh<strong>und</strong>ert zurück <strong>und</strong> enthalten knappe Wortlisten <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>zelne Sätze. Umfassendere Werke entstanden erst ab dem ausgehenden<br />
18. Jahrh<strong>und</strong>ert. E<strong>in</strong>ige der Autoren beabsichtigten, die Angehörigen der<br />
M<strong>in</strong>derheit zu diskreditieren. Trotz <strong>des</strong>sen s<strong>in</strong>d diese Werke nahezu die<br />
e<strong>in</strong>zigen Quellen für Wörter <strong>und</strong> Begriffe <strong>des</strong> deutschen Romanes, von<br />
denen wir sonst möglicherweise ke<strong>in</strong>e Kenntnis mehr hätten.<br />
Die S<strong>in</strong>ti, die aus dem <strong>in</strong>dischen Subkont<strong>in</strong>ent westwärts gezogen waren,<br />
wurden erstmalig im Jahre 1407 <strong>in</strong> Hil<strong>des</strong>heim <strong>in</strong> der We<strong>in</strong>amtsrechnung<br />
als Zigeuner urk<strong>und</strong>lich erwähnt. Ihre aus Indien stammende Sprache<br />
brachten sie aus ihrer Urheimat <strong>in</strong> die neue Heimat mit. Ihre Form <strong>des</strong><br />
„Rommenes“, das S<strong>in</strong>tetickes, hat sich dabei im Verlauf der Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
wie jede lebendige Sprache gewandelt <strong>und</strong> aus dem deutschen Sprachraum<br />
Begriffe <strong>und</strong> Lehnworte übernommen, die im alten Indien unbekannt<br />
waren, beispielsweise technische Begriffe.<br />
E<strong>in</strong>e Zäsur bedeutete für das Romanes der deutschen S<strong>in</strong>ti <strong>und</strong> Roma die<br />
Rassenpolitik der Nationalsozialisten. Diese wollten nicht nur die physische<br />
Auslöschung der S<strong>in</strong>ti <strong>und</strong> Roma, sondern auch die Vernichtung ihrer<br />
Kultur. Die Ermordung e<strong>in</strong>es Großteils der älteren S<strong>in</strong>ti <strong>und</strong> Roma hat die<br />
M<strong>in</strong>derheit der traditionellen Träger von kulturellen Werten <strong>und</strong> damit<br />
auch der Vermittler der Sprache beraubt. Die Erfahrungen mit dem<br />
Holocaust führten <strong>in</strong> der Nachkriegszeit dazu, dass es viele S<strong>in</strong>ti <strong>und</strong> Roma<br />
vermieden, sich als Angehörige der M<strong>in</strong>derheit zu erkennen zu geben. Sie<br />
schränkten auch den Gebrauch <strong>des</strong> Romanes <strong>in</strong>nerhalb der M<strong>in</strong>derheit<br />
erheblich e<strong>in</strong>. Der Sprachverlust im qualitativen S<strong>in</strong>ne ist bis heute spürbar.<br />
4.3. Besonderheiten der Sprache<br />
Die eigene Sprache zu sprechen, ist für die <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />
beheimateten S<strong>in</strong>ti <strong>und</strong> Roma e<strong>in</strong> wichtiger Teil ihrer kulturellen<br />
Identität. Als zweite Muttersprache wird das Romanes neben Deutsch <strong>in</strong> den<br />
Familien mündlich weitergegeben. Es gibt <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> verschiedene<br />
Romanes-Dialekte, die <strong>in</strong> tradierter Verb<strong>und</strong>enheit der S<strong>in</strong>ti <strong>und</strong> Roma mit<br />
den Regionen, <strong>in</strong> denen sie leben, entstanden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich entlang den<br />
deutschen M<strong>und</strong>arten entwickelt haben. So können wir zum Beispiel<br />
zwischen dem preußischen, bayerischen, württembergischen, pfälzischen<br />
oder sächsischen Dialekt differenzieren.