Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

30
3.3 Besonderheiten der Sprache
Gifft dat egentlich „dat Plattdüütsche“?
„Das Niederdeutsche“ gibt es ebenso wenig wie „das Hochdeutsche“.
Die sprachliche Situation wird beim Plattdeutschen dadurch besonders
unübersichtlich, da hier ein schriftsprachlicher Standard fehlt. Platt
existiert in einer Vielzahl von Mundarten, in Einzelfällen ist nicht einmal
das wechselseitige Verstehen gewährleistet. So gibt es starke Abweichungen
in der Aussprache, der Wortwahl, bei grammatischen Strukturen
(etwa der Pluralbildung und der Steigerung der Adjektive) und schließlich
auch im Satzbau. Ein Satz wie „Die Mädchen sprechen“ lautet im niederdeutschen
Kerngebiet, dem Nordniedersächsischen, „De Deerns snackt“,
in Ostfriesland und im Emsland sagt man „De Wichter praten“, in Teilen
Westfalens „De Loitens küert“ und in Mecklenburg „De Dierns räden“.
Grob lässt sich das Niederdeutsche in zwei größere Sprachlandschaften
unterteilen, deren Grenze von Lübeck nach Magdeburg verläuft. Als
Unterscheidungsmerkmal dient die Form des Einheitsplurals der Verben
im Präsens. Dieser wird im Westen auf -(e)t, im Osten auf -(e)n gebildet:
Westniederdeutsch: wi/ji/se loopt
Ostniederdeutsch: wi/ji/se lopen
Deutsch: wir laufen/ihr lauft/sie laufen
Faust am Ohnsorg-Theater in Hamburg in
der Spielzeit 2007/2008: Joachim Bliese als
Faust und Uwe Friedrichsen als Mephisto
(Foto: Jutta Schwöbel)