Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

Niederdeutsch
Erst nach 1850 zeigen sich erste Bestrebungen, dem Rückgang der Sprache
und ihrem negativen Ansehen entgegenzuwirken. Vor allem im kulturellen
Bereich treffen sich spätromantische Vorstellungen mit sozialrealistischen
Ansätzen, die den „kleinen Leuten“ Sprache verleihen wollen.
Klaus Groths Lyrik und die erzählerischen Werke Fritz Reuters begründen
eine neue niederdeutsche Literatur, die sich bis in die Gegenwart hinein
fortentwickelt hat. Für den kulturellen Bereich ist damit die Schriftlichkeit
zurückgekehrt. Niederdeutsch wird aber nach wie vor vornehmlich
gesprochen. Hierin dürfte ein Grund für den andauernden Erfolg der
niederdeutschen Theater liegen.
Ein eklatanter Einschnitt erfolgt nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch in
vielen ländlichen Regionen geben nun viele Eltern das Niederdeutsche
nicht mehr an die Kinder weiter. Der Gedanke, dass Mehrsprachigkeit
einen Wert darstellt, gewinnt erst um die Jahrtausendwende Kontur – in
einer Zeit, in der immer mehr Menschen den Verlust des Niederdeutschen
als kulturellen Verlust begreifen.
Fritz Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen. Fritz Reuter lebte von 1810 bis 1874.
Der Mecklenburger gilt als einer der bedeutendsten niederdeutschen Schriftsteller.
(Foto: Fritz Reuter-Literaturmuseum)
29