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Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

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28<br />

3.2 Herkunft <strong>und</strong> Entwicklung der Sprache<br />

Spraak mit en grote Geschicht<br />

In der Zeit der Hanse, also etwa von 1230 bis 1600, war Niederdeutsch die<br />

allgeme<strong>in</strong>e Verkehrssprache <strong>in</strong> Norddeutschland, als Handelssprache galt<br />

sie an den Küsten der Ost- <strong>und</strong> Nordsee. Man sprach nicht nur Niederdeutsch,<br />

man schrieb es auch: <strong>in</strong> der Justiz, der Verwaltung, der Wirtschaft.<br />

Zwischen London, Bergen <strong>und</strong> Nowgorod verhandelten die Kaufleute mit<br />

ihren russischen <strong>und</strong> englischen Partnern auf Platt; ihre Verträge schlossen<br />

sie selbstverständlich auch <strong>in</strong> dieser Sprache. So wurde im Jahr 1404 dem<br />

Roland auf dem Bremer Marktplatz stolz diese Inschrift mitgegeben:<br />

Niederdeutsch<br />

Vryheit do ik ju openbar<br />

de karl <strong>und</strong> menich vorst vorwar<br />

<strong>des</strong>ser stede ghegheuen hat<br />

<strong>des</strong> danket gode is m<strong>in</strong> radt<br />

Hochdeutsch<br />

Freiheit verkünde ich euch<br />

die Karl [der Große] <strong>und</strong> manch<br />

e<strong>in</strong> Fürst fürwahr<br />

dieser Stadt gegeben hat<br />

dafür dankt Gott, das ist me<strong>in</strong> Rat<br />

Die Betonung der Blütezeit <strong>des</strong> Plattdeutschen verstellt oft den Blick für die<br />

gegenwärtigen Verhältnisse. Festzuhalten gilt: vor 500 Jahren war Platt<br />

e<strong>in</strong>e ausgebaute <strong>und</strong> somit voll funktionstüchtige Sprache. Auffällig ist<br />

allenfalls, dass es neben e<strong>in</strong>er umfangreichen Sachprosa nur wenige<br />

mittelniederdeutsche Beiträge zur schönen Literatur gibt.<br />

Für die davorliegende Zeit zwischen 800 <strong>und</strong> 1100 s<strong>in</strong>d nur wenige Textzeugnisse<br />

bekannt. Am meisten Aufschluss über das Altsächsische<br />

(älteste Sprachstufe <strong>des</strong> Niederdeutschen) lässt sich aus der Bibeldichtung<br />

„Heliand“ gew<strong>in</strong>nen. Der Verband der Sachsen ist allerd<strong>in</strong>gs bereits <strong>in</strong> der<br />

Zeit der Völkerwanderung belegt. E<strong>in</strong> Teil von ihnen drang im ausgehenden<br />

5. Jahrh<strong>und</strong>ert auf die britischen Inseln vor, wo die Namen der Grafschaften<br />

Essex, Wessex <strong>und</strong> Sussex bis heute an die sächsische Herkunft<br />

er<strong>in</strong>nern. Mit dem Niedergang der Hanse vollzieht sich zwischen 1500 <strong>und</strong><br />

1630 <strong>in</strong> den norddeutschen Städten e<strong>in</strong> von Südosten nach Nordwesten<br />

fortschreitender Wechsel der Schreibsprache vom Niederdeutschen zum<br />

Hochdeutschen. Platt beschränkt sich von da an auf den mündlichen<br />

Sprachgebrauch – e<strong>in</strong> Prozess, mit dem e<strong>in</strong> deutlicher Verlust <strong>des</strong> Sozialprestiges<br />

e<strong>in</strong>hergeht.

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